The Panel - Knarren

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jeanpaulrichter
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The Panel - Knarren

Beitrag von jeanpaulrichter »

Das aktuelle Panel war wie ich fand eine durchaus gelungene Diskussion, bei der viele interessante Punkte zur Sprache kamen und welche sehr davon profitierte, dass zumindest ansatzweise auch unterschiedliche Positionen eingenommen wurden. Die Anmerkung, die ich machen möchte hat zugegeben nur am Rande mit dem Thema zu tun und bezieht sich eher auf den letzten, allgemeineren Teil des Gesprächs. Um ehrlich zu sein ist es meine persönliche, überaus starke Abneigung einer von Christian zitierten Autorität gegebenüber, die mich meine Hemmschwelle im Internet Kommentierungen vorzunehmen überwinden lässt. Ich begrüße freilich jede Unterminierung eines platten Biologismus möchte aber einwerfen, dass Steven Pinker, der zu einer Kategorie angelsächsischer "Denker" von Dawkins bis Peterson gehört, deren enorme Popularität mir unbegreiflich ist, dafür ein denkbar schlechter Gewährsmann ist. Zu diesem Zweck stellvertretend zwei Artikel. Einmal zur These stetig abnehmender Gewalt: John Gray - Steven Pinker is wrong about violence and war
Unable to tolerate the prospect that the cycles of conflict will continue, many are anxious to find continuing improvement in the human lot. Who can fail to sympathise with them? Lacking any deeper faith and incapable of living with doubt, it is only natural that believers in reason should turn to the sorcery of numbers. How else can they find meaning in their lives?
Aber vielleicht noch wichtiger: Louis Menand zu den "philosophischen" Grundlagen von Pinker & Co
Pinker's idea is that it [biology] explains much more than some people—he calls these people "intellectuals"—think it does, and that the failure, or refusal, to acknowledge this has led to many regrettable things, including the French Revolution, modern architecture, and the crimes of Josef Stalin. Intellectuals deny biology, according to Pinker, because it interferes with their pet theories of mind and behavior. These are the Blank Slate (the belief that the mind is wholly shaped by the environment), the Noble Savage (the notion that people are born good but are corrupted by society), and the Ghost in the Machine (the idea that there is a nonbiological agent in our heads with the power to change our nature at will). The "intellectuals" in Pinker's book are social scientists, progressive educators, radical feminists, academic Marxists, liberal columnists, avant-garde arts types, government planners, and postmodernist relativists. The good guys are the cognitive scientists and ordinary folks, whose common sense, except when it has been damaged by listening to intellectuals, generally correlates with what cognitive science has discovered. I wish I could say that Pinker's view of the world of ideas is more nuanced than this.
Ich weiß dieser Post hat nicht unmittelbar etwas mit dem Panel zu tun und entspringt hauptsächlich der Tatsache, dass mir Pinker unglaublich auf die Nerven geht, aber es steht ja jedem frei ihn zu ignorieren und im Anschluss das eigentliche Thema zu diskutieren 8-)
Voigt
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Re: The Panel - Knarren

Beitrag von Voigt »

Nur ein Punkt spontan:
In Call of Duty 5 World at War konnte man im Coop mit speziellen Modi spielen, unter anderem war da auch ein Paintball Modus drin. Den habe ich super gerne gespielt. Schön die Karte einfärben und mit anderen Schussgeräuschen.
chîmera
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Re: The Panel - Knarren

Beitrag von chîmera »

Ich bin noch nicht ganz durch mit dem Beitrag, habe aber bei Andrés Einwurf, Waffen seien in Spielen "wirkmächtiger" dargestellt, etwas irritiert mit den Augen gerollt. Ja, der Sound sollte ordentlich Bumms mitbringen, aber ansonsten wüsste ich ehrlich gesagt spontan nicht, ob ich einem Sturmgewehr vertrauen sollte, mit dem man den Gegner erst nach 20 - 30 in den Körper gepumpten Patronen kampfunfähig geschossen hat. :mrgreen: Unter "Wirkmacht" stelle ich mir was anderes vor.... Mir persönlich macht das nichts, weil ich eigentlich keinerlei Faszination für Waffen mitbringen, aber mal so in den Raum gestellt finde ich die Repräsentation von Waffen eigentlich oft alles andere als werbend.^^
Rektor
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Re: The Panel - Knarren

Beitrag von Rektor »

nachdem ich den letzten beitrag gelesen hab muss ich spontan zustimmen. mir fallen da 2 sehr mächtige anekdoten ein, einmal aus einem yt video eines angeblichen irak veteranen und einmal aus der erzählung eines bekannten. long story short, der irak veteran berichtete ganz begeistert davon, dass eine gewehrgranate so wunderschön und schnell eine einzige rote wolke aus einem trupp aufständischer machen würde und der bekannte meinte sie hätten mal in einem gefecht mit taliban in afghanistan unterstützung durch einen scharfschützen erhalten. aufgrund der munition und der art und weise wie echte waffen sehr reale konsequenzen mitbringen, wenn sie abgefeuert werden habe es demnach gereicht einmal auf die mauer zu feuern hinter der sich ein feind verschanzt hatte und dieser eine schuss hatte dieses dann doch 'filmzitattypische' ala ein kleines einschussloch - aber da wo die kugel wieder rauskommt, ist das loch dann bedeutend größer. das mit einer beton/ziegelmauer und einem sack blut und knochen dahinter, ergebnis kann sich jeder selbst ausmalen.

ja, videospiele haben auch brutale wirkmächtige knarren, bei denen viel explodiert und viel kaputt geht. aber wie andre an anderer stelle auch gesagt hat, wenn es real wird schwingt das pendel um und die gewalt ist abstossend und ungleich dramatischer in ihrer wirkung. bei arma 3 oder ähnlichen titeln (squad, insurgency, rising storm, verdun ect.) bin ich insofern immer schon ganz zufrieden, dass gegner auch umfallen wenn sie getroffen werden. es irritiert dann umsomehr, wenn in borderlands sturmgewehr gegen einen nackten banditenkopf antritt und wegen einer künstlichen levelbarriere kann ich dem hunderte treffer ins gesicht liefern und der kerl zuckt noch nicht einmal. zum stichwort 'wirkmächtig' auch gerne dieses typische phänomen: 2 wk shooter, ich sitze mit meinem mg42 in der stellung, feind rückt an, mg42 surrt los, 2 treffer, feind dreht sich leicht, ich liege dank headshot tot hinter meinem mg. weil ... wenn man vom mg getroffenwird hat das ja erst konsequenzen wenn die lebenspunkte null erreichen, solange läuft und agiert der kollege als wäre nichts gewesen ... eine ausnehmend frustrierende erfahrung
IceGrin

Re: The Panel - Knarren

Beitrag von IceGrin »

Will man eigentlich das waffen und deren auswirkungen realistisch sind?
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Andre Peschke
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Re: The Panel - Knarren

Beitrag von Andre Peschke »

chîmera hat geschrieben: 22. Mai 2018, 12:54 Ich bin noch nicht ganz durch mit dem Beitrag, habe aber bei Andrés Einwurf, Waffen seien in Spielen "wirkmächtiger" dargestellt, etwas irritiert mit den Augen gerollt. Ja, der Sound sollte ordentlich Bumms mitbringen, aber ansonsten wüsste ich ehrlich gesagt spontan nicht, ob ich einem Sturmgewehr vertrauen sollte, mit dem man den Gegner erst nach 20 - 30 in den Körper gepumpten Patronen kampfunfähig geschossen hat.
Klar, Ästhetik wird von Gameplay zuweilen eingegrenzt. Aber schau dir an, wie Schrotflinten in Mafia 3 einen ganzen Gartenzaun pulverisieren, wie Gegner von der Wucht des Schusses in Spielen und Filmen wie Püppchen zurückgeschleudert werden, wie riesige Löcher in Mauerwerk etc geschossen werden - das war gemeint.

Andre
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arnibanarni
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Re: The Panel - Knarren

Beitrag von arnibanarni »

Hallo liebes Forum,

ich bin mit der Panel Folge noch nicht ganz durch, deshalb verzeiht mir, wenn etwas schon abgehandelt wurde.

Es gab gerade heute einen interessanten Bericht auf USA Today, in dem es um den Chef der NRA (National Rifle Association) geht. Der sagt, dass etwaige Gewalttaten an Schulen in den USA zurückzuführen sind auf Gewalt in Medien - Filme, Videospiele, etc. Selber war er allerdings an der Entwicklung von CoD Black Ops II beteiligt (als Sprecher).

Die NRA versucht hier sicherlich den Blick nach dem letzten Amoklauf auf die Medien zu richten, damit er weg von den viel zu laschen Waffengesetzen geht. Ich finde es interessant, dass hier (in den USA) ein ähnlicher Vergleich versucht wird gezogen zu werden, zwischen realen Amokläufen und fiktiven Videospielen, so wie es nahezu automatisch in Deutschland gemacht wird.

Leider muss man auch sagen, dass der Artikel so hemdsärmlig ist, dass CoD Black Ops II ähnlich brutal beschrieben wird wie ein realer Krieg. Hier spielt in den Massenmedien das "künstlerische Überzeichnen von Waffen" überhaupt keine Rolle. Ich habe 6 Jahre in den USA gelebt, Handfeuerwaffen und Sturmgewehre in der Hand gehabt und (auf Shooting Ranges) abgefeuert und muss sagen, dass reale Waffen mit ihrem digitalen Counterpart nur das Aussehen gemein haben.

Anbei der Link : https://eu.usatoday.com/story/tech/2018 ... 631312002/

Besten Gruß

Arne
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echtschlecht165
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Re: The Panel - Knarren

Beitrag von echtschlecht165 »

für Waffenfreaks kann ich das Spiel "World of Guns" empfehlen.
EIn von sämtlichen namhaften Herstellern (und wahrscheinlich auch der NRA) unterstütztes Puzzlegame.

Dabei muss man eine detailliert dargestellte Waffe zerlegen und wieder zusammenbauen. Dann gibt es verschiedene Visualisierungen, wo man die Funktionen (EInzelschuss, Automatik) der verschiedenen Waffen aus allen Epochen (von Revolvern bis Maschinengewehre) entdecken kann. Dabei stehen einem Röntgenmodi und verschiedene Einfärbungen zur Verfügung. Zusätzlich kann man den Vorgang des Abfeuerns in bis zu 1000facher Zeitlupe ansehen. Es gibt 100e Modelle , die aber twilweise mühselig freigespielt werden müssen oder per Echtgeld gekauft. Das ist eigentlich mein einziger Kritikpunkt am Game.

BTW: Ich bin Zivildiener, habe keinen Waffenschein und ausser Luftdruckgewehre noch nie mit etwas geschossen :-) Aber ich mag die Technik

Hier das Video der AK47:
https://www.youtube.com/watch?v=aBRgIA2auqA
Andre Peschke hat geschrieben: 22. Mai 2018, 14:12
chîmera hat geschrieben: 22. Mai 2018, 12:54 Ich bin noch nicht ganz durch mit dem Beitrag, habe aber bei Andrés Einwurf, Waffen seien in Spielen "wirkmächtiger" dargestellt, etwas irritiert mit den Augen gerollt. Ja, der Sound sollte ordentlich Bumms mitbringen, aber ansonsten wüsste ich ehrlich gesagt spontan nicht, ob ich einem Sturmgewehr vertrauen sollte, mit dem man den Gegner erst nach 20 - 30 in den Körper gepumpten Patronen kampfunfähig geschossen hat.
Klar, Ästhetik wird von Gameplay zuweilen eingegrenzt. Aber schau dir an, wie Schrotflinten in Mafia 3 einen ganzen Gartenzaun pulverisieren, wie Gegner von der Wucht des Schusses in Spielen und Filmen wie Püppchen zurückgeschleudert werden, wie riesige Löcher in Mauerwerk etc geschossen werden - das war gemeint.

Andre
War zufällig erst in Wien im Museum wo die Uniform von Erzherzog Franz Ferdinand ausgestellt war, als er in Sarajevo erschossen wurde.
Das Einschussloch am Kragen war kaum zu sehen, im Spiel wäre ihm wohl der Kopf zerplatzt. :-)
In Stein gemeißelt
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Soulaire
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Re: The Panel - Knarren

Beitrag von Soulaire »

bin kurz zusammengezuckt als Andre Kill Bill die "wahre Kunst" abgesprochen hat.
Ich sehe irgendwie nicht, dass wir Spiele brauchen, die mit Ansage eine Botschaft vermitteln wollen, um als Medium ernst genommen zu werden. Wer in Kill Bill nur die Gewalt sieht ist mMn genauso oberflächlich, wie die oberflächliche Gewalt, die er kritisieren will. Dies ist auch ein Problem von deutschen Filmen, die unbedingt eine Aussage machen wollen, dabei aber unfassbar belanglos sind und nicht den Film an sich für sich sprechen lassen können. Filme ala Kubrick vermitteln viel subtiler und bilden eher ab, anstatt den Leuten unbedingt eine politische Meinung reindrücken zu wollen.

Spiele könnten für meinen Geschmack sogar noch brutaler sein, wenn sie sich denn von der Ästhetik und der Kreativität vom heutigen Einheitsbrei abheben würden und sich wirklich jemand Gedanken darüber gemacht hat....
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Andre Peschke
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Re: The Panel - Knarren

Beitrag von Andre Peschke »

Soulaire hat geschrieben: 22. Mai 2018, 17:57 bin kurz zusammengezuckt als Andre Kill Bill die "wahre Kunst" abgesprochen hat.
Wot? Ich habe beim "Kill Bill"-Beispiel entgegnet, "es gibt nicht nur Kill Bills im Film" - im Sinne von "das Medium kennt nicht nur Filme, die Gewaltfolgen ausblenden". Das war keinerlei Aussage zur kunsthaftigkeit von Kill Bill, sondern ein Hinweis darauf, dass Spiele insgesamt wenig bis gar nicht Folgen von Gewalt thematisieren.

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Soulaire
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Re: The Panel - Knarren

Beitrag von Soulaire »

Andre Peschke hat geschrieben: 22. Mai 2018, 18:32
Soulaire hat geschrieben: 22. Mai 2018, 17:57 bin kurz zusammengezuckt als Andre Kill Bill die "wahre Kunst" abgesprochen hat.
Wot? Ich habe beim "Kill Bill"-Beispiel entgegnet, "es gibt nicht nur Kill Bills im Film" - im Sinne von "das Medium kennt nicht nur Filme, die Gewaltfolgen ausblenden". Das war keinerlei Aussage zur kunsthaftigkeit von Kill Bill, sondern ein Hinweis darauf, dass Spiele insgesamt wenig bis gar nicht Folgen von Gewalt thematisieren.

Andre
es bleibt aber der Vorwurf stehen, dass Kill Bill "Gewaltfolgen ausblendet", was ich etwas anders sehe. Es ist gar nicht das Ziel von Kill Bill reale Gewalt abzubilden und trotzdem sagt der Film mehr über das "Mensch-sein" aus als viele Filme mit "realer Gewalt". Ich finde man sollte Filme, aber auch Spiele immer noch als diese begreifen und finde es schwierig wenn man fordert, dass Spiele irgendeine bestimmte Message übermitteln sollten.
Die Filme die du wahrscheinlich meinst (Schindlers Liste zum Beispiel) haben übrigens auch ein Problem und zwar versuchen sie die Realität abzubilden, sind aber immer noch "nur" Filme. Wenn man alles für bare Münze nimmt was in diesen Filmen zu sehen ist, birgt das auch eine Gefahr. Zumal es in der Realität noch viel grausamer ist und dies gar nicht in einem Medium abbildbar ist.
Ich habe auch ein Problem mit Spielen wie Uncharted, in denen Gegner wie Fliegen sterben und kein tieferer Sinn oder Ziel hierfür gegeben ist. Zumal sich diese Spiele sehr ernst nehmen. Aber der Spieler merkt ja meistens selber das da etwas nicht stimmt und reflektiert unterbewusst.
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Andre Peschke
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Re: The Panel - Knarren

Beitrag von Andre Peschke »

Soulaire hat geschrieben: 22. Mai 2018, 19:21
es bleibt aber der Vorwurf stehen, dass Kill Bill "Gewaltfolgen ausblendet", was ich etwas anders sehe. Es ist gar nicht das Ziel von Kill Bill reale Gewalt abzubilden und trotzdem sagt der Film mehr über das "Mensch-sein" aus als viele Filme mit "realer Gewalt".
Boah, da willst du mich aber echt mit Gewalt (;)) missverstehen. Kontext der Debatte war die Aussage des Vice-Autors (nicht meine) wahre Kunst würde auch Folgen von Gewalt zeigen - nicht unmittelbare wie Blut und Knochen, sondern trauernde Angehörige etc. Kill Bill mag viel leisten, ich finde es ist ein sehr guter wenn auch brutal laberiger und überlanger Film, der viele von mir geliebte Klassiker zitiert. Er ist im konkreten Kontext für mich kein passendes Positivbeispiel. Das kannst du anders sehen, aber dein initialer Vorwurf ich hätte ihm die Kunsthaftigkeit / "wahre Kunst“ abgesprochen ist absurd und falsch. Es würde auch Dutzenden anderer Aussagen von mir widersprechen, weswegen mich diese Einschätzung irritiert und ich wünschte sowas würde weniger schnell und unbesonnen unterstellt.

Was du über Schindlers Liste schreibst habe ich vor gut 50 Folgen schon selbst kritisiert, Mensch!!! 1 Wääh!

Andre
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Soulaire
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Re: The Panel - Knarren

Beitrag von Soulaire »

Gut, dann habe ich das falsch interpretiert, ich bitte um Entschuldigung. Trotzdem ging es in dieser Folge darum was Spiele hinsichtlich Gewalt anders machen sollten oder wo man auf diese verzichten könnte. Und da vertrete ich eine etwas andere Meinung und denke dass bestimmte Spiele mit überzeichneter Gewalt weiterhin existieren sollten.
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Andre Peschke
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Re: The Panel - Knarren

Beitrag von Andre Peschke »

Soulaire hat geschrieben: 22. Mai 2018, 21:42 Gut, dann habe ich das falsch interpretiert, ich bitte um Entschuldigung. Trotzdem ging es in dieser Folge darum was Spiele hinsichtlich Gewalt anders machen sollten oder wo man auf diese verzichten könnte. Und da vertrete ich eine etwas andere Meinung und denke dass bestimmte Spiele mit überzeichneter Gewalt weiterhin existieren sollten.
Das ist ebenfalls keine andere Meinung als unsere. Schon gar nicht eine andere als meine - du hörst den Podcast doch nicht erst seit gestern, verstehe also gar nicht, wie wir uns da so missverstehen können. Du weißt doch vermutlich, dass ich voll der Gewaltspiel-Trottel bin. Wurde ja gefühlte 100x inzwischen erwähnt. :D

Worum es in der Folge ging war ja a) Aussage des Vice-Autors ("wahre Kunst zeigt auch Folgen von Gewalt") und b) unsere Betrachtung, dass es viel zu wenig Spiele gibt, die dieses Kriterium erfüllen. So wie wir bei den Sexismus-Folgen immer gesagt haben, das Problem sind nicht die sexistischen Spiele, die soll es ruhig geben. Das Problem entsteht, wenn es zu wenig ANDERE Spiele gibt. Hier gilt das gleiche. Spiele mit übertriebener Gewalt - gern. Spiele die Gewaltfolgen ausblenden? Klar. Aber gar keine Spiele, die einen bewussteren und kritischeren Umgang mit Gewalt zeigen? Schwach.

Andre
Numfuddle
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Re: The Panel - Knarren

Beitrag von Numfuddle »

Mal als Beispiel: TV und Fernsehen haben da eine viel breitere Auswahl. Du hast z.B. Fear and Loathing in Las Vegas der Drogenkonsum geradezu zelebriert aber auch Requiem for a Dream oder Trainspotting. Du hast einerseits Inglorious Basterds oder Iron Sky die den Nazionalsozialismus gnadenlos parodieren aber auch infantilisieren andererseits gibt es aber auch La vie est belle, Schindlers Liste, Holocaust oder Das Boot. Es gibt sexistische Scheisse wie Showgirls genauso wie Filme die die Rolle der Frau und Sexismus dialektisch beleuchten. Es gibt den Käfig voller Narren und Priscilla Königin der Wüste aber auch Boys don’t cry.

Ich könnte da stundenlang weitere Beispiele für die Breite und Tiefe der Themen in Film, Fernsehen und Literatur aufzählen. Für jeden Krach Bumm Explosionen Unfug gibt es genau so einen ernsthaften take auf das Thema.

Das fehlt Spielen – bis auf wenige Ausnahmen – aber fast vollständig. Spiele wie This War of Mine sind da schon die absolute Ausnahme.
Numfuddle
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Re: The Panel - Knarren

Beitrag von Numfuddle »

Das liegt aber auch daran, dass es kein Cannes Game Festival gibt und nicht, wie bei Buch, Film oder TV Fördertöpfe, Mäzene und abzugreifende Preise da sind, für die man auch mal ein Art Game oder etwas künstlerisch wertvolles das sich vielleicht nicht so gut verkauft fördert. Es gibt halt keine Deutsche Spieleförderung die mit Millionen ausgestattet ist wie die Deutsche Filmförderung und es gibt kein Miramax Äquivalent oder andere Produktionsfirmen „kleine feine Spieleproduktionen“ für einen Limited Release bezahlen.

Gibt halt keinen Spieleoscar und keine Academy of Games Arts and Sciences. Deshalb muss sich alles halt über den Verkauf beweisen und da zieht Krach, Bumm, nazis als Schießbudenfiguren halt mehr. Iron Man sehen halt auch mehr Leute als The Revenant.
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Andre Peschke
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Re: The Panel - Knarren

Beitrag von Andre Peschke »

Numfuddle hat geschrieben: 23. Mai 2018, 16:08 Gibt halt keinen Spieleoscar und keine Academy of Games Arts and Sciences.
Also, zumindest die Academy of Interactive Arts & Sciences gibt's schon lange! Immerhin!

http://www.interactive.org/

PS: Nur ein Trivia-Posting. Ich weiß, das ändert an deinem Punkt nix.

Andre
meisterlampe1989

Re: The Panel - Knarren

Beitrag von meisterlampe1989 »

Andre Peschke hat geschrieben: 23. Mai 2018, 09:04 Worum es in der Folge ging war ja a) Aussage des Vice-Autors ("wahre Kunst zeigt auch Folgen von Gewalt") und b) unsere Betrachtung, dass es viel zu wenig Spiele gibt, die dieses Kriterium erfüllen. (...) Spiele mit übertriebener Gewalt - gern. Spiele die Gewaltfolgen ausblenden? Klar. Aber gar keine Spiele, die einen bewussteren und kritischeren Umgang mit Gewalt zeigen? Schwach.
Daran wird sich aber nie etwas ändern. Es gibt ganz seltene Ausnahmen, wie z.B. Spec Ops. Aber es wird nie viele und schon gar keine großen AAA-Spiele geben, die sowas thematisieren. Du hast es doch selbst erwähnt: Leid ist unangenehm. Und bei Videospielen fällt die Nicht-Interaktivität weg. Bei Filmen kann ich die Arme verschränken und den Kopf schütteln und sagen "Diese(s) Schwein(e)". Bei Spielen bin ICH das Schwein und deswegen wäre eine Konfrontation mit dem Leid der Abgeknallten oder deren Angehörigen für mich als Spieler unangenehm.

Ich finde das höchst interessant, aber das hat doch keinen Massenappeal. Man müsste sich nur vorstellen in einem Call of Duty lernt man vorher einen Soldaten der gegnerischen Seite stundenlang kennen: Er ist sympathisch, vielleicht charismatisch; er hat eine Familie; ist liebevoller Ehemann und Vater; hat Selbstzweifel, ob das Töten im Krieg sinnvoll ist, wird aber zwanghaft eingezogen etc.. Und dann am Ende des Spiels knallst du ihn über den Haufen. Er verblutet langsam, schreit nach seiner Mutter und kotet sich ein...

Das würde DEN Sturm der Entrüstung geben und Serienfans wären empört. Das gäbe einen Shitstorm für Activision ungeahnten Ausmaßes.
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Andre Peschke
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Re: The Panel - Knarren

Beitrag von Andre Peschke »

meisterlampe1989 hat geschrieben: 23. Mai 2018, 21:16 Daran wird sich aber nie etwas ändern. Es gibt ganz seltene Ausnahmen
Wenn's jetzt schon Ausnahmen gibt, wird sich das auf Dauern natürlich zumindest in absoluten Zahlen ändern. Dass das kommerziell nie die ganz große Masse regelmäßig ansprechen wird - klar. Ist in anderen Medien aber nicht anders. Und wenn wir Kritiker darüber diskutieren, was das Medium für uns wertvoller machen würde, ist uns die kommerzielle Dimension egal. Das ist IMO ja ein Kernbestandteil des Jobs als Kritiker: Macher und Medium herauszufordern über sich selbst hinauszuwachsen und aufzuzeigen, wo noch Luft ist.
meisterlampe1989 hat geschrieben: 23. Mai 2018, 21:16Man müsste sich nur vorstellen in einem Call of Duty lernt man vorher einen Soldaten der gegnerischen Seite stundenlang kennen: Er ist sympathisch, vielleicht charismatisch; er hat eine Familie; ist liebevoller Ehemann und Vater; hat Selbstzweifel, ob das Töten im Krieg sinnvoll ist, wird aber zwanghaft eingezogen etc.. Und dann am Ende des Spiels knallst du ihn über den Haufen. Er verblutet langsam, schreit nach seiner Mutter und kotet sich ein...

Das würde DEN Sturm der Entrüstung geben und Serienfans wären empört. Das gäbe einen Shitstorm für Activision ungeahnten Ausmaßes.
Ich bin überzeugt, es wird irgendwann ein Spiel geben, dass das angemessen hinbekommt (jetzt nicht EXAKT das - etwas in der Art). Und vielleicht gibt's einen Aufschrei - wobei ich das bei einem Antikriegsspiel ehrlich gesagt heutzutage gar nicht so erwarten würde. Gab's aber im Film ja auch immer wieder - von "Un chien andalous" über Sachen wie "I spit on your grave" bis hin zu mainstreamigeren Filmen wie "Basic Instinct" oder "Der Exorzist" und "Clockwork Orange". "Platoon" oder "Casualties of War" waren in den USA ja auch mittelgroße Skandale - die guten GIs als vergewaltigende Bastarde darzustellen, wer macht denn sowas? Hat man heute wieder vergessen, weil es inzwischen quasi schon akzeptierter Vietnam-Standard ist.

Wo in Cannes das Publikum entrüstet den Saal verlässt, wirft der Spieler eben das Gamepad hin. Das gibt's noch viel zu wenig und wenn, dann oft leider viel zu platt. Das Medium soll mehr herausfordern, in jeder Hinsicht. Kann gut sein, dass ich dann sogar bei den Entrüsteten bin - aber lieber da, als bei den Gelangweilten.

Andre
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Ricer
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Re: The Panel - Knarren

Beitrag von Ricer »

meisterlampe1989 hat geschrieben: 23. Mai 2018, 21:16
Andre Peschke hat geschrieben: 23. Mai 2018, 09:04 Worum es in der Folge ging war ja a) Aussage des Vice-Autors ("wahre Kunst zeigt auch Folgen von Gewalt") und b) unsere Betrachtung, dass es viel zu wenig Spiele gibt, die dieses Kriterium erfüllen. (...) Spiele mit übertriebener Gewalt - gern. Spiele die Gewaltfolgen ausblenden? Klar. Aber gar keine Spiele, die einen bewussteren und kritischeren Umgang mit Gewalt zeigen? Schwach.
Daran wird sich aber nie etwas ändern. Es gibt ganz seltene Ausnahmen, wie z.B. Spec Ops. Aber es wird nie viele und schon gar keine großen AAA-Spiele geben, die sowas thematisieren.
Also gerade an dem Punkt finde ich die Flughafenszene von Modern Warfare 2 durchaus passend als Darstellung von Leid. Während in den Kriegen der Welt, die Opferzahlen von Soldaten zurückgehen, steigt die Zahl ziviler Opfer und hier war ein AAA-Spiel, dass diesen Punkt aufgriff und dem Spieler auch die Frage stellte, wie weit er bereit ist, zu gehen, um seine Undercovermission zu erfüllen.

Im Buch "Computerspiele - Nutzung, Wirkung und Bedeutung" von Sven Jöckel wird der Spielepresse vorgeworfen, dass mit Schlagzeilen wie "Modern Warfare 2 killt die Spielkultur" die Fughafenszene gerade von der Gaming-Community nur als hemmungslose Gewaltphantasie beschrieben wurde, ohne sie in den Kontext einzubetten. Eine vergebene Chance?

Auch die Folterszene in GTA V erfüllt durch ihre Ausweglosigkeit ihren Zweck zur Reflektion. In unzähligen Serien und Filmen nach 9/11 wird Folter als völlig normalisiert in die Sehgewohnheiten eingwoben. Mir fallen keine Serien vom Bekanntheitsgrad der GTA-Spiele ein, die den Einsatz von Folter so thematisiert haben, wie es GTA V tat.

These: Große AAA Spielehersteller haben durchaus Beiträge geleistet (Spec Ops, Modern Warfare 2, GTA V) und kleinere umso mehr! Die Spielepresse und Community muss ihre Beiträge noch abliefern.
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