Andre Peschke hat geschrieben: ↑30. Mai 2018, 08:42
Mal eine andere Perspektive: Wenn ein Künstler heute den Drang verspürt ein Werk zu schaffen, dass sich mit dem Nationalsozialismus beschäftigt und als Form dieses Ausdruck das Computerspiel wählen möchte, warum sollte ihm das Medium nicht im gleichen Maße offenstehen, wie jedes andere auch? Warum soll er in seinem künstlerischen Ausdruck eingeschränkt werden, je nachdem welche Form er zum Transport seiner Botschaft oder künstlerischen Vision wählen möchte? Und vor allem: Sollte irgendeine Behörde darüber qua Rechtsauslegung entscheiden dürfen? Ist es nicht wert zu beklagen, dass der Interessenverband der Entwickler hier wenn nicht die Füße still, dann doch wenigstens den Mund hält?
Niemand hindert den Künstler an der Schaffung des Kunstwerks, bei der Selbstkontrolle der USK geht es um den Marktzugang und das Verkaufen und Verbreiten. Es mag wie ein semantischer Trick erscheinen, ich halte dies aber für eine wichtige Unterscheidung. Es kommt auch nicht jeder Film ins Kino, jede Musik zu Spotify und jedes Bild auf die Kunstauktion.
Der Interessenverband game ist laut Wikipedia Gesellschafter der USK. Warum sollen sie ein funktionierendes, eigenes System in Frage stellen wegen einem winzigen Indie-Titel?
Andre Peschke hat geschrieben: ↑30. Mai 2018, 08:42Das es ein echtes Hemmnis sein kann, sieht man ja sogar am Beispiel von "Attentat 1942". Vielleicht wäre das Medium schon weiter in seinem Ausdruck, in seinem Umgang mit solchen Themen, wenn nicht ein solches Hemmnis aufgebaut worden wäre? Wie bei einem Kind, dem man immer signalisiert: Du bist zu doof, du bist nicht gut genug, das kannst du nicht, das darfst du nicht, lass das mal die Großen machen - das traut sich dann auch nicht unbedingt immer neues zu probieren und Wagnisse einzugehen.
Das Hemmnis besteht aber auch nur in Deutschland in dieser Frage, wie Ricer schon anmerkte. In welcher Form ist der tschechische Entwickler durch deutsche Regelungen gehemmt?
Andre Peschke hat geschrieben: ↑30. Mai 2018, 08:42Und das ein "es gibt wichtigeres" / "Die Kinder in Afrika" meist kein irre fruchtbares Argument ist, sollte klar sein. Hier geht's ja nichtmal um die Priorisierung beim Einsatz irgendwelcher Ressourcen. Wenn Jochen sagt, der Staat soll lieber mehr Schulen bauen, als Games zu fördern, wenn der Entwicklerverband an dieser Stelle nichtmal aus dem Quark kommt - ok. Aber mit welchem Argument soll eine Ungleichbehandlung künstlerischer Ausdrucksformen aufrechterhalten bleiben, die noch nichtmal vom Gesetz vorgesehen oder gewollt ist?
Andre
Ich schrieb schon von Konventionen, die es auch in anderen Medien gibt.
Ich meinte meine Argumentation auch weniger in Richtung "Guck die Kinder in Afrika", sondern eher in richtigen Zeitpunkt "dieses Fass mit dem Hakenkreuz genau
jetzt aufzumachen". Noch sind die Generationen mMn stark, die Videospiele eher als Kinder- und Jugendspielzeug ansehen. Wir sind noch ein gutes Stück davon entfernt, die Akzeptanz geschaffen zu haben wie sie Filme erreicht haben.
Stellt euch mal vor, die Entwickler von Attentat 1942 gehen jetzt durch alle richterlichen Instanzen und
verlieren. Ich halte dies momentan nicht für ausgeschlossen und ein Urteil wird es dann geben, vielleicht sogar eins, welches die Entwicklung nochmal um ein Jahrzehnt nach hinten wirft.