Runde #165: Menschwerden in Detroit

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Gmork
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Re: Runde 165: Menschwerden in Detroit

Beitrag von Gmork »

Jochen hat geschrieben: 3. Jun 2018, 21:24 Einen - zugegeben aus der hohlen Hüfte geschossenen - Vorschlag habe ich in der Folge doch gemacht: Abnormale. Wenn ich mir genauer darüber Gedanken mache [...] würde ich wohl zunächst bei "Entarteten" landen. Ich bin mir sicher, ein professioneller Übersetzer hätte noch mehr im Angebot.
Ich wusste dass du das schreibst und wollte es eigentlich vorwegnehmen :P aber dann gelassen.

Bei deinen Vorschlägen, bin ich überzeugt, dass eure sowieso vorhandene leichte Kritik an der Holzhammermethode "SIEHST DU DIE ÄHNLICHKEIT AUS DER ZEIT DES NAZIREGIMES" doch erst recht zutreffen würde ("Entartete")?! :think:
Dann würde das sogar noch über die Sprache transportiert. Eher weniger zweckdienlich!

Ganz außer Acht lassen sollte man nicht, dass hier zunächst "nur" Programme fehlerhaft funktionieren bzw. sich weiterschreiben.
Sie "weichen ab"; in dem Zusammenhang ein gutes Kompromiss-Wort (mir fällt auch kein besseres ein :| )

Ich hoffe Sony antwortet dir noch, keep us updated!
Jochen

Re: Runde 165: Menschwerden in Detroit

Beitrag von Jochen »

Gmork hat geschrieben: 3. Jun 2018, 23:28Bei deinen Vorschlägen, bin ich überzeugt, dass eure sowieso vorhandene leichte Kritik an der Holzhammermethode "SIEHST DU DIE ÄHNLICHKEIT AUS DER ZEIT DES NAZIREGIMES" doch erst recht zutreffen würde ("Entartete")
Das stimmt. Aber als Übersetzer bestünde mein Job nicht darin, dem Autor zu sagen, dass seine Erzählweise ein Holzhammer ist - sondern darin, die Bedeutung so gut es eben geht in eine andere Sprache zu transportieren. Ich will nicht sagen, dass meine Ideen/Vorschläge perfekt seien. Ich bin schließlich kein professioneller Übersetzer. Aber immerhin für besser als "Abweichler" halte ich sie - auch wenn das keine hohe Hürde ist.
one_of_one
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Re: Runde 165: Menschwerden in Detroit

Beitrag von one_of_one »

Wirklich tolle Folge. Hat mich (wie das Spiel selbst auch) sehr überrascht, dass ihr es so positiv wahrgenommen habt - hätte da eher einen ziemlichen Verriss erwartet, weil es ja doch einige sehr nervige Aspekte hat und man auch viele negative Punkte finden kann, wenn man möchte.

Ich fand es super. Auch ich mochte Connor am liebsten und war von den Umfrageergebnissen etwas geschockt. Ich werde es auch auf jeden Fall noch ein zweites oder drittes Mal spielen mit anderen Entscheidungen (auch weil es in meinem Durchgang einige Personen nicht geschafft haben). Viele der Szenen, die ihr genannt habt, hatte ich gar nicht - klang aber sehr interessant. Hätte nicht gedacht, dass es so düster werden kann. Bei mir verlief der Kara-Erzählstrang relativ belanglos.
Ich hoffe aber, dass noch ein Patch kommt, damit man Dialoge überspringen kann - manche Szenen ziehen sich doch schon arg in die Länge und dadurch, dass die Speicherpunkte so weit auseinander liegen, wird das teilweise echt anstrengend, wenn man nur mal in einem Dialog eine andere Option ausprobieren will.

Nur die vielen Situationen mit Zeitdruck haben mir überhaupt nicht gefallen. Manchmal war es ganz passend, aber oft auch einfach unnötig. Wenn man z.B. nur auf eine Person warten soll und sich im Raum umschauen kann in der Zwischenzeit, dann sollte man auch alles in Ruhe ansehen können bis es weitergeht. Da wäre es schön gewesen, wenn die Zeit stillsteht, wenn man z.B. die Magazine liest (was ja ein Android auch wesentlich schneller kann als ein Mensch - würde also sogar passen). Ich hatte da mehrfach den Fall, dass ich nur diese eine Aktion machen konnte (weil ich auch etwas langsamer lese) und danach den Rest des Raumes nicht mehr untersuchen durfte.
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Ricer
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Re: Runde 165: Menschwerden in Detroit

Beitrag von Ricer »

Ich finde die Kapitelmarken der Folge einfach fantastisch!!!
cejian
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Re: Runde 165: Menschwerden in Detroit

Beitrag von cejian »

Ricer hat geschrieben: 4. Jun 2018, 18:04 Ich finde die Kapitelmarken der Folge einfach fantastisch!!!
Das möchte ich unterstreichen. Vielen Dank und weiter so! :)
Numfuddle
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Re: Runde 165: Menschwerden in Detroit

Beitrag von Numfuddle »

Ich habe den Podcast jetzt inklusive des Spoilerteils durch und für mich ist da in der Besprechung eine ziemlich große „Schere“ zwischen der kritischen Würdigung des Spiels und insbesondere eures Fazits.

Ich hätte nach den vielen starken Kritikpunkten, die über weite Strecken eure Diskussion bestimmt haben beileibe nicht mit einer solch wohlwollenden Wertschätzung gerechnet. Es hört sich für mich über weite Strecken wie ein qualifizierter Verris an. Ich glaube alleine die Phrase „emotional manipulativ“ fiel über zwanzig Mal.

Ich habe so ein bisschen das Gefühl dass das Spiel weitaus weniger gnädig rezensiert worden wäre, wenn es nicht ein David Cage Spiel gewesen wäre. Weniger weil es einen David Cage Bonus gibt sondern mehr weil man mit dem Zugunglück rechnet aber sich dann nur einer den Fuß bricht.

Versteht mich nicht falsch ich kann Jochens Fazit nachvollziehen, dass da je nach Rezeption und Reviewer von der vierzig bis zur achtzig alles drin ist und er das Spiel mehr „interessant“ als richtig gut findet. So ganz passt das für mich aber nicht zu den zwei Stunden Rezension davor und den vielen teilweise gewichtigen Kritikpunkten die da aufgemacht werden.

Das lässt mich tatsächlich etwas ratlos zurück. Ich mag jetzt aber auch keine 70 Euro ausgeben um es für mich selbst rauszufinden, dafür waren mir die letzten Cage Titel zu schlecht.
Haplo
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Re: Runde 165: Menschwerden in Detroit

Beitrag von Haplo »

Auch von meiner Seite nochmal vielen Dank für die Kapitelmarken - ich war ja einer derjenigen, die das öfter nachgefragt haben.

Eine Sache hat mich beim Hören aber zuweilen sehr gestört: dieses Herumgetanze um den heißen Brei. "Da gibt's diese coole Szene, aber ich kann sie nicht sagen", "das kann man jetzt schwer nachvollziehen weil der Kontext fehlt, aber ...", Siebenunddreißig verschwurbelte Schachtelsätze um irgendwas zu umschreiben um nicht zu spoilern. Und am Ende seid ihr selber enttäuscht, dass euch die Zeit ausgeht.

Ich weiß ja nicht, wie die anderen das sehen, aber mir wäre eine maximal halbstündige Wertschätzung als Empfehlung für die, die es noch spielen wollen/sollen genug. Danach sprecht zwei Stunden so über das Spiel, wie es es als Werk verdient: Mit Kontext, mit der Einschätzung der ganzen Geschichte etc.
Auch statistisch dürfte die Gruppe der Leute, die sich zwei Stunden vorab einen Podcast zu einem Spiel anhören, das sie noch spielen wollen, die kleinere sein. Mir hätte in dem Fall übrigens auch der Nicht-Spoilerteil zu viel der Geschichte vorweg genommen.

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IpsilonZ
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Re: Runde 165: Menschwerden in Detroit

Beitrag von IpsilonZ »

Numfuddle hat geschrieben: 5. Jun 2018, 00:07 Ich habe den Podcast jetzt inklusive des Spoilerteils durch und für mich ist da in der Besprechung eine ziemlich große „Schere“ zwischen der kritischen Würdigung des Spiels und insbesondere eures Fazits.

Ich hätte nach den vielen starken Kritikpunkten, die über weite Strecken eure Diskussion bestimmt haben beileibe nicht mit einer solch wohlwollenden Wertschätzung gerechnet. Es hört sich für mich über weite Strecken wie ein qualifizierter Verris an. Ich glaube alleine die Phrase „emotional manipulativ“ fiel über zwanzig Mal.

Ich habe so ein bisschen das Gefühl dass das Spiel weitaus weniger gnädig rezensiert worden wäre, wenn es nicht ein David Cage Spiel gewesen wäre. Weniger weil es einen David Cage Bonus gibt sondern mehr weil man mit dem Zugunglück rechnet aber sich dann nur einer den Fuß bricht.

Versteht mich nicht falsch ich kann Jochens Fazit nachvollziehen, dass da je nach Rezeption und Reviewer von der vierzig bis zur achtzig alles drin ist und er das Spiel mehr „interessant“ als richtig gut findet. So ganz passt das für mich aber nicht zu den zwei Stunden Rezension davor und den vielen teilweise gewichtigen Kritikpunkten die da aufgemacht werden.

Das lässt mich tatsächlich etwas ratlos zurück. Ich mag jetzt aber auch keine 70 Euro ausgeben um es für mich selbst rauszufinden, dafür waren mir die letzten Cage Titel zu schlecht.
Ich werde auch das Gefühl nicht los, als ob, wenn das Spiel ein Film wäre (was es ja von der Inszenierung her beinahe ist) es in der Luft zerrissen würde. Eine nicht kohärente Welt, extrem platte und plakative Darstellung der Gesellschaft und Charaktere, Twists die mit dem Holzhammer ge-foreshadowed werden, emotionale Manipulation die in vielen Fällen nicht funktioniert etc.

Gefühlt bleiben dann positiv die Auswirkungen, die die eigenen Entscheidungen haben (was wirklich beeindruckend ist), ein paar nette Spielelemente (die Sache mit den unsichtbaren Grenzen fand ich auch ganz cool als ich es im Lets Play gesehen habe) und ein paar Charaktere die dann doch ganz sympathisch sind.
Macht das wirklich ein gutes Endprodukt? Würde ein Film, der mit seiner Botschaft so umgeht als gut gesehen werden, wenn man ein bisschen den Handlungsverlauf mitbestimmen kann? Von allem was ich gesehen habe, scheint mir die Gesellschaftskritik und Charakterzeichnung in den Star Wars prequels eleganter.

Ich bin noch relativ unberührt (im Sinne von, hatte nichts mit ihm zu tun), was David Cage angeht. Heavy Rain wollte ich immer mal spielen und Beyond: Two Souls will ich jetzt spielen, weil ich sehen will wie schlimm es sein kann. :D Aber Detroit: Become Human scheint mir ein Spiel zu sein, das ein paar echt coole Sachen schafft aber am Ende doch nur ein tear jerking B-Movie mit plumper Gesellschaftskritik und vereinzelt okayen Charakteren ist.

edit: zu dem Punkt mit dem "um die Spoiler herumschiffen" haben sie finde ich einen guten Mittelweg gefunden. Wenn es anders gemacht wird, wird es halt die geben, die keine Spoiler hören wollen und trotzdem wissen wollen, was die beiden von den Spielen halten.
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Sebastian Solidwork
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Re: Runde 165: Menschwerden in Detroit

Beitrag von Sebastian Solidwork »

Ricer hat geschrieben: 4. Jun 2018, 18:04 Ich finde die Kapitelmarken der Folge einfach fantastisch!!!
:clap:
Das hat es mir ermöglicht nach einer halben Stunde hören direkt zur Wertschätzung zu springen.
Ich hatte nicht damit gerechnet und war erstmal frustriert nicht so einfach die Wertschätzung zu finden.



Ich habe auch den Eindruck einer Wasserkopfkindwertschätzung alla "Weil es ein Spiel (?) ist, bewerten wir es wohlwollend. Filmkritiker hätten es verrissen.". :shock:
Mir fehlte die gewisse Distanz eines Kritikers, der zwar auch seine persönlichen Vorlieben hat, aber sich nicht von Bombast einlullen lässt. Ist da mein Anspruch zu hoch?
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Jochen

Re: Runde 165: Menschwerden in Detroit

Beitrag von Jochen »

Sebastian Solidwork hat geschrieben: 5. Jun 2018, 17:00Mir fehlte die gewisse Distanz eines Kritikers, der zwar auch seine persönlichen Vorlieben hat, aber sich nicht von Bombast einlullen lässt. Ist da mein Anspruch zu hoch?
Nein. Du hast bloß offenbar die entsprechenden Stellen nicht gehört :D
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Sebastian Solidwork
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Re: Runde 165: Menschwerden in Detroit

Beitrag von Sebastian Solidwork »


Jochen hat geschrieben:
Sebastian Solidwork hat geschrieben: 5. Jun 2018, 17:00Mir fehlte die gewisse Distanz eines Kritikers, der zwar auch seine persönlichen Vorlieben hat, aber sich nicht von Bombast einlullen lässt. Ist da mein Anspruch zu hoch?
Nein. Du hast bloß offenbar die entsprechenden Stellen nicht gehört :D
Ich habe die Folge später doch noch ganz gehört.
Ich frage mich warum ihr kein "ist als Gesamtwerk Schrott" vergeben habt. Es scheint ja nicht mal in seinem narrativem Handwerk gut zu sein.
Immerhin zeigt mir dein "40 bis 80", dass du selbst unsicher bist, was du davon halten sollst.
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Re: Runde 165: Menschwerden in Detroit

Beitrag von Jochen »

Sebastian Solidwork hat geschrieben: 5. Jun 2018, 17:27Immerhin zeigt mir dein "40 bis 80", dass du selbst unsicher bist, was du davon halten sollst.
Wenn ich sage, dass man zwischen 40 und 80 alle Wertungen legitim vertreten kann, bedeutet das nicht, dass ich mir unsicher bin. Ich bin mir überhaupt nicht unsicher, sondern im Gegenteil sehr sicher, dass ich Detroit trotz aller objektiven Schwächen mochte und gerne gespielt habe. Und ich glaube, ich habe auch hinlänglich begründet, warum. Das bedeutet allerdings nicht, dass man für sich nicht andere Schwerpunkte setzen und das Spiel anders bewerten könnte. Das kann man selbstverständlich. Und im Falle von Detroit erscheint mir die legitime Spanne halt sehr, sehr groß. Im Übrigen denke ich auch nicht, dass man das als Film zwangsläufig verrissen hätte. Da hab ich im Kino und Co. schon ranzigere Hottentottenscheiße gesehen, die allenthalben in den Himmel geschrieben wurde ;)
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IpsilonZ
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Re: Runde 165: Menschwerden in Detroit

Beitrag von IpsilonZ »

Ich frag mich immer noch, ob es vielleicht einfach eine schwer in Worte zu fassende Qualität hat, die es dann doch ein gutes Spiel werden lässt. Das Fazit am Ende ist ja, dass es Spaß gemacht hat. Aber das Gameplay war es nicht und bis auf "gute Momente" (die haben auch viele Schrottfilme... Avatar hatte bestimmt auch seine Momente.. :D ) und eben den verschiedenen Handlungssträngen scheint da nicht so viel zu sein.

Ich wäre halt jetzt echt neugierig, wo sich der Spaß versteckt, dass es sogar als Vollpreistitel zu empfehlen ist. Wenns mal im PS Plus Angebot ist werde ich es wohl mal ausprobieren und vielleicht empfinde ich es ja ähnlich. Aber selbst als jemand der so Sachen wie manche der Telltale Spiele manchmal mag, kann ich es NOCH nicht verstehen.
Jochen hat geschrieben: 5. Jun 2018, 17:33 (...)
Im Übrigen denke ich auch nicht, dass man das als Film zwangsläufig verrissen hätte. Da hab ich im Kino und Co. schon ranzigere Hottentottenscheiße gesehen, die allenthalben in den Himmel geschrieben wurde ;)
Jaaa... aber das ist ja nicht unser Anspruch hier. :D
Jochen

Re: Runde 165: Menschwerden in Detroit

Beitrag von Jochen »

IpsilonZ hat geschrieben: 5. Jun 2018, 17:37Ich wäre halt jetzt echt neugierig, wo sich der Spaß versteckt, dass es sogar als Vollpreistitel zu empfehlen ist.
Darauf gehe ich doch explizit ein: Es ist kein "gutes" Spiel, aber es ist (für mich) ein sehr interessantes. Und interessante Dinge können auch ohne gutes Handwerk Spaß machen. Wenn ich z.B. einen langen historischen Artikel bei Wikipedia lese, dann ist der selten gut (oder auch nur mittelmäßig) geschrieben, oft schlecht strukturiert und mitunter erkennbar tendenziös. Aber wenn er interessant ist (z.B. weil ich über das konkrete Theme noch gar nichts wusste und feststelle, dass ich mehr darüber wissen will), dann macht er mir trotzdem Spaß.

Bei Detroit hat es mir eben Spaß gemacht, die europäische Perspektive auf die Vereinigten Staaten zu erforschen, die ganzen Referenzen auf Sklaverei, Judenverfolgung, Flüchtlingskrise zu analysieren und darüber nachzudenken ... und gelegentlich hatte es auch erzählerisch schöne Momente. In der Summe habe ich die 15 Stunden also durchaus sehr genossen, ohne notwendigerweise ein gutes Spiel erlebt zu haben. Ich sehe da eigentlich auch gar keinen Widerspruch.
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Andre Peschke
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Re: Runde 165: Menschwerden in Detroit

Beitrag von Andre Peschke »

IpsilonZ hat geschrieben: 5. Jun 2018, 17:37
Ich wäre halt jetzt echt neugierig, wo sich der Spaß versteckt, dass es sogar als Vollpreistitel zu empfehlen ist. We
Wir haben am Ende doch sogar darüber gesprochen, dass Jochen und ich beide Spiele mögen, die zB als Grundlage einer interessanten Diskussion taugen. Bei denen man schon währenddessen denkt: "Ah, das finde ich spannend".

Davon haben wir übereinstimmend gesagt, dass wir den Connor-Handlungsstrang recht gut fanden. Jochen fand Kara auch noch emotional effektiv, mir ging's erst im zweiten Durchlauf so, aber auch das passt. Wenn wir sagen, das Spiel ist "emotional manipulativ" gilt das erstmal für fast jede Story, hier eben hervorgehoben, weil mit - wenn man so will - billigen Tricks. Aber wenn sie nunmal funktionieren, funktionieren sie.

Zumindest in meinem Fall (bin nicht mehr sicher, ob sich Jochen dem angeschlossen hat), war die Vollpreisempfehlung euch sehr stark qualifiziert ("Wer einen interaktiven Film mit vielen ausspielbaren Varianten sucht"). Und wir haben das Spiel nun schlicht als "gut" bezeichnet, nicht als hervorragend etc.

Insofern finde ich, wir waren da weder wischiwaschi noch so begeistert, dass das zu den diskutierten Schwächen nicht passt.

Andre
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Sebastian Solidwork
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Re: Runde 165: Menschwerden in Detroit

Beitrag von Sebastian Solidwork »

Ich bin kein Fan der Transformers-Filme erkenne aber an, dass Michael Bay hier handwerklich gute Arbeit im Mainstream macht.
Die Wertschätzung von Detroit hat mir nicht diesen Eindruck vermittelt.

Ich habe den Eindruck, dass es ein nicht all zu guter Film ist, der ein paar wenige gute Minuten hat.
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Jochen

Re: Runde 165: Menschwerden in Detroit

Beitrag von Jochen »

Zumal emotionale Manipulation zum Rüstzeug jedes Regisseurs gehört. Erwähne ich nicht sogar Schindlers Liste? Der manipuliert ebenfalls heftig emotional (und auch nicht immer gut). Das Mädchen im roten Kleid beispielsweise. Oder die Szene in der KZ-Dusche, wo dann tatsächlich (und für den Zuschauer überraschend) Wasser aus den Duschköpfen kommt. Die ist sogar nahe an Exploitation. Das macht den Film aber nicht automatisch schlecht.
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Andre Peschke
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Re: Runde 165: Menschwerden in Detroit

Beitrag von Andre Peschke »

Sebastian Solidwork hat geschrieben: 5. Jun 2018, 17:48 Die Wertschätzung von Detroit hat mir nicht diesen Eindruck vermittelt.
Im Nachgang schwer festzustellen, ob das ein Sender oder Empfängerproblem ist. Was die spezielle Erfahrung "interaktiver Film" angeht, wüsste ich jedenfalls nichts, was ich eher empfehlen würde.

Andre
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Soulaire
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Re: Runde 165: Menschwerden in Detroit

Beitrag von Soulaire »

Andre Peschke hat geschrieben: 5. Jun 2018, 17:54
Sebastian Solidwork hat geschrieben: 5. Jun 2018, 17:48 Die Wertschätzung von Detroit hat mir nicht diesen Eindruck vermittelt.
wüsste ich jedenfalls nichts, was ich eher empfehlen würde.
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Re: Runde 165: Menschwerden in Detroit

Beitrag von Andre Peschke »

Soulaire hat geschrieben: 5. Jun 2018, 18:47 what remains of edith finch
Sehe ich nicht als interaktiven Film. Allenfalls die Telltale-Games und davon finde ich keines gut genug.

Andre
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