USK: Haltung gegenüber Nazi-Symbolen in Spielen gelockert

Alles, was nicht in ein anderes Forum gehört: Hier rein
Forumsregeln
Datenschutzerklärung: https://www.gamespodcast.de/datenschutzerklaerung/
Impressum: https://www.gamespodcast.de/impressum/

Forenregeln und zukünftige Weltverfassung
ART 1: Behandle andere Nutzer mit Respekt.
ART 2: Do NOT piss off the Podcasters

Lies bitte weitere Hinweise hier: viewtopic.php?f=4&t=2789
Maschendraht
Beiträge: 106
Registriert: 4. Jan 2017, 01:41

Re: USK: Haltung gegenüber Nazi-Symbolen in Spielen gelockert

Beitrag von Maschendraht »

Also so wie ich es verstanden habe wird es in Deutschland zu kaufen geben:

eine internationale Version in englischer Sprache, mit Nazis als Nazis und einschlägigen Symbolen (Hakenkreuz)

und eine deutsche Version in deutscher Sprache, ohne NS-Symbole, aber immer noch mit Nazis.

Dafür spricht auch der deutsche Trailer, in dem die Symbole wie gewohnt ersetzt wurden, aber neuerdings explizit von "Nazis" gesprochen wird.
https://www.youtube.com/watch?v=0RZpqf6qAsI

Ist auch nachvollziehbar, dass die die Version mit dem "Regime" nicht mehr weiterführen, weil gerade das ihnen viel öffentliche Kritik gebracht hat. Stichwort "Judenverfolgung wird in der deutschen Version verschwiegen" usw.. Die deutsche Version ist vermutlich deshalb ohne Symbole, falls man es aus rechtlichen Gründen doch nochmal braucht und um eine Alternative für Spieler anzubieten, die gar keine Hakenkreuze wollen. Ich könnte mir schon vorstellen, dass es Spieler gibt, die zwar die "richtige" Story um den Widerstandskampf gegen Nazis erleben wollen, aber trotzdem keine SS-Runen und Hakenkreuze im Wohnzimmer angezeigt bekommen wollen...
Rigolax
Beiträge: 2186
Registriert: 20. Feb 2018, 15:53

Re: USK: Haltung gegenüber Nazi-Symbolen in Spielen gelockert

Beitrag von Rigolax »

Am besten wäre natürlich, wenn deutsche Käufer sich kostenlos die internationale bzw. deutsche Version zusätzlich besorgen können. Technisch gesehen sind das auf Steam separate Produkte. Im Schweizer Steam-Store gibt es seit langem Bundles, welche beide Fassungen zum Preis von einer enthalten.

Etwas kurios ist übrigens auch die Lage in Österreich, die einfach immer denselben Deal wie Deutschland erhalten haben, ohne, dass rechtlich wirklich klar war warum. Bekannte österreichische Händler haben jedenfalls auch früher schon internationale Versionen der Spiele verkauft. Im Steam-Store von AT war dafür ausschließlich immer nur die deutsche Version verfügbar, auch wenn sie keine Geolocks für Keys/Gifts haben.

Offen ist übrigens, glaube ich, auch noch, ob die deutsche Version mit der internationalen von Youngblood im Mutliplayer/Koop kompatibel ist. Ich bin da eher skeptisch.

Bezüglich des Consulting der USK: wird so sein, dass sie da noch keine wirklichen Aussagen machen können, solange es nicht genügend Gremienentscheidungen gibt. Das dürfte auch der entscheidende Grund sein, warum der Multiplayer-Shooter Post Scriptum dann doch kein okay der USK bekommen hatte. Leider haben gewisse Newsseiten ja dann berichtet, dass das Spiel keine Kennzeichnung erhalten habe bzw. gar diese verweigert wurde, was aber nicht bestätigt ist (die USK/OLJB erteilen leider auch keine Auskunft, solange etwas nicht in der Datenbank steht). Was die Entwickler damals im Stream sagten, klang eh stark danach, dass nur der Consulting-Service bemüht wurde, kein richtiges Verfahren ausgelöst wurde.
Andreas29

Re: USK: Haltung gegenüber Nazi-Symbolen in Spielen gelockert

Beitrag von Andreas29 »

Rigolax hat geschrieben: 28. Jun 2019, 02:04 Leider haben gewisse Newsseiten ja dann berichtet, dass das Spiel keine Kennzeichnung erhalten habe bzw. gar diese verweigert wurde, was aber nicht bestätigt ist (die USK/OLJB erteilen leider auch keine Auskunft, solange etwas nicht in der Datenbank steht). Was die Entwickler damals im Stream sagten, klang eh stark danach, dass nur der Consulting-Service bemüht wurde, kein richtiges Verfahren ausgelöst wurde.

Ich glaube, dass sich Multiplayer-Spiele oder auch nur Modi in Spielen keine Hoffnung machen sollten, dass Hakenkreuze dort irgendwann einmal erlaubt sind. Der Kontext wird da immer fehlen und in Post Scriptum konnte man sogar als Nazi spielen.

Und auch wenn ich sonst ein Uncut-Fanatiker bin: Da finde ich das Verbot sogar angebracht. Gerade in der jetzigen gesellschaftlichen Situation können wir keine Spiele gebrauchen, in denen man sich mit Nazis identifizieren kann. Und man lockt auch das falsche Publikum an.

Ich habe übrigens auch nichts gegen eine Diskussion darüber allgemein. Falls das jemand denkt, weil ich in den letzten Posts hier im Thread immer von einer Angst spreche, dass es zu "dummen Diskussionen kommt". Die Betonung liegt bei mir eben auf "dumme". Und da hat eben die Erfahrung gezeigt, dass die Politik dort immer noch wie vom pawlowschen Hund gebissen reagiert.
"Mit Hakenkreuzen spielt man nicht" war die Reaktion der Familienministerin auf "Through the darkest of Times". Dieses Statement hat sie über die Presseagenturen verteilen lassen. Der spätere Verlauf dieses "Zwischenfalls" (Sie geht auf die Gamescom, schaut sich das an und entschuldigt sich) , zeigt, dass sie dieses Statement offenkundig getätigt hat, obwohl sie das Spiel NIE vorher gesehen hat.
Auch der andere prominente Player - der DGB - hat in Gesprächen mit den Entwicklern eingeräumt, dass Spiel nie gesehen zu haben, wollte aber trotzdem nicht einlenken.
Sogar die Botschaft von Israel in Deutschland sah sich zu einem Statement aufgefordert und auch diese Reaktion spricht nicht gerade davon, dass sich jemand wirklich damit auseinandergesetzt hat.

Das ist wirklich finsterste Killerspieldebatte gewesen. Und wie schon geschrieben: Das war ein "Serious Game", bei dem der pädagogische Ansatz offensichtlicher nicht sein könnte.

Und ich befürchte eben, dass die Behandlung solcher "Sozialadäquanz-Fälle" in der politischen Öffentlichkeit nicht gerade differenzierter abläuft, wenn es sich dann oberflächlich um einen gewalthaltigen Funshooter handelt.

Kennt jeder Politiker z.B. die Debatte um die zensierte Version von Wolfenstein 2, dass sie den Holocaust nicht thematisieren darf und ihn somit verharmlost? Ihn aus der Vita der Nazis löscht? Wird sich ein Politiker vorher darüber informieren? Erkennt er die satirische Überspitzung? Die antifaschistische Botschaft? Oder wird er sofort auf Twitter raus hauen, dass Holocaust-Opfer verhöhnt werden und das Spiel Nazis rekrutiert?

Der erste Fall eines mit Hakenkreuzen freigegebenen Spiels in Deutschland lässt als wahrscheinlichen Gang nur das zweite Szenario zu.
Rigolax
Beiträge: 2186
Registriert: 20. Feb 2018, 15:53

Re: USK: Haltung gegenüber Nazi-Symbolen in Spielen gelockert

Beitrag von Rigolax »

Andreas29 hat geschrieben: 2. Jul 2019, 22:09 Ich glaube, dass sich Multiplayer-Spiele oder auch nur Modi in Spielen keine Hoffnung machen sollten, dass Hakenkreuze dort irgendwann einmal erlaubt sind. Der Kontext wird da immer fehlen und in Post Scriptum konnte man sogar als Nazi spielen.
Ja, könnte sein. Gerade im Multiplayer ist das nicht so einfach, da es dann semi-öffentlicher Raum ist und die Spieler quasi selbst die Symbole verwenden, auf Texturen der gespielten Figuren. Wobei ich mich frage, ob diese Online-Verwendungen für die Kennzeichnung des Spieles bzw. auch die Beurteilung an sich relevant sind oder dann nicht rechtlich eigenständig neubewertet werden müssten.

Selbst reine Multiplayer-Spiele fallen ja wohl unter die generelle Kunstfreiheit, d. h. man müsste klären, ob die NS-Symbolverwendung im Sinne des § 86a StGB der Kunst dient bzw. ob die von § 86a StGB geschützen Rechtsgüter die Kunstfreiheit ausstechen in einer Güterabwägung (Stichwort praktische Konkordanz).

Wie die USK-Gremien bzw. die Obersten Landesjugendbehörden den Sachverhalt rechtssicher genug klären können, um zu kennzeichnen, ist mir auch ein Rätsel. Da frage ich mich auch, ob die schlicht eine Kennzeichnung verweigern könnten, weil sie den Verwaltungsakt für zu unsicher halten, nicht unbedingt, weil sie § 86a StGB auch tatsächlich verwirklicht sehen.
Andreas29 hat geschrieben: 2. Jul 2019, 22:09 Und auch wenn ich sonst ein Uncut-Fanatiker bin: Da finde ich das Verbot sogar angebracht. Gerade in der jetzigen gesellschaftlichen Situation können wir keine Spiele gebrauchen, in denen man sich mit Nazis identifizieren kann. Und man lockt auch das falsche Publikum an.
Das ist verständlich, wobei man dazu nicht vergessen sollte, dass diese Spiele ohne NS-Symbole ja wohl kein Problem wären, Kennzeichnungen erhalten würden. Also Post Scriptum oder Strategietitel wie Sudden Strike, Hearts of Iron etc. Das "falsche" Publikum locken die tendenziell sowieso an. Ob die jetzt mit NS-Symbole wirklich "schlechter" werden, weiß ich nicht.

Es gibt übrigens eine ganz interessante, aber vielleicht recht unbekannte BPjM-Entscheidung von 2010 über das Strategiespiel Making History II (hat auch SP und MP) innerhalb eines sogenannten Zweifelfalls, d. h. das zuständige USK-Gremien hatte ein Gutachten der BPjM eingeholt. Wichtig ist anzumerken, dass das natürlich ohne NS-Symbole war, aber dann vielleicht damals dennoch richtungsweisend:
„Im November hatte das Zwölfergremium im Rahmen eines Zweifelsfalls der USK eine gutachterliche Stellungnahme zu dem im Zweiten Weltkrieg angesiedelten PC-Spiel „Making History II“ aus dem Genre der Strategiespiele abzugeben. Das Gremium kam zu dem Ergebnis, dass der Inhalt des Spiels trotz der darin enthaltenen Möglichkeit, neben zahlreichen anderen Nationen auch als das faschistische Deutschland zu agieren, insgesamt nicht als NS-verherrlichend einzustufen ist und damit nicht die Voraussetzungen für die Aufnahme in die Liste der jugendgefährdenden Medien erfüllt.“
(BPJMAKTUELL 1/2011)

Gab übrigens zur Kennzeichnung von Youngblood und Cyberpilot auch mal wieder Kritik aus der Richtung der Landesmedienanstalt für Hamburg/Schleswig-Holstein: https://www.ma-hsh.de/infothek/pressemi ... assen.html
Andreas29

Re: USK: Haltung gegenüber Nazi-Symbolen in Spielen gelockert

Beitrag von Andreas29 »

Rigolax hat geschrieben: 2. Jul 2019, 23:32 Gab übrigens zur Kennzeichnung von Youngblood und Cyberpilot auch mal wieder Kritik aus der Richtung der Landesmedienanstalt für Hamburg/Schleswig-Holstein: https://www.ma-hsh.de/infothek/pressemi ... assen.html

Es ist ja klar, dass das nicht geräuschlos über die Bühne gehen wird. Das ist in Bezug auf Videospiele in Deutschland eine absolute Zäsur. Und vor einer Debatte darf man nicht Angst haben. Wir haben ja gute Argumente. Nur: Ich habe keine Lust mehr, mir vollkommen aus der Luft gegriffene Argumente und Anschuldigungen anzuhören, von Leuten, die den Gegenstand, den sie verbieten wollen, oft gar nicht kennen.

Wobei die z.B. von Hay beklagte ausbleibende Debatte auch keine konspirative Strategie bzw. Lobbyismus der Verbände sein muss, sondern vielleicht auch einfach die Erkenntnis, dass das Thema weitgehend durch ist und es keinen mehr so richtig hinter dem Ofen hervorlockt.

Lothar Hay ist übrigens nicht repräsentativ dafür, wie heute in der Politik über Games gedacht wird. Er ist ein altes Schlachtross aus der "Killerspieldebatten-Zeit" und war damals als Innenminister von Schleswig-Holstein mittendrin. Vor allem im Nachgang zu Winnenden hat er sich als Verbotsforderer hervorgetan. Da wittert jemand vom alten Eisen in der Frage noch einmal Morgenluft.

Schon zu "Through the darkest of Times" hat er für Verdi einen Aufsatz geschrieben in dem er die Frage nach den Hakenkreuzen auf Gewalt ummünzt (wohlgemerkt auch hier offensichtlich, ohne jemals das Spiel gesehen zu haben!):

https://mmm.verdi.de/medienpolitik/hake ... mment-5761

Laut ihm fördern verfassungsfeindliche Symbole den Realitätsgrad und in seiner (wissenschaftlich freilich unbestätigten) Ansicht fördert das die Aggressivität von Menschen. Wie ich sagte: Leute wie er, sind auf dem Standpunkt damals hängen geblieben und versuchen jetzt noch einmal ein paar Steine in den Weg zu legen.

Hay ist Lautsprecher und Hardliner, was sich auch in dem verlinkten Artikel widerspiegelt, in dem er drastisch von einem "verspielten Vertrauensvorschuss der USK" spricht. Beckstein, Pfeifer, Bosbach, Schünemann, Spitzer... solche Leute gab es immer. Muss man wohl aushalten.
Benutzeravatar
Dr. Zoidberg [np]
Cronjob of Justice
Beiträge: 3889
Registriert: 7. Jul 2016, 23:28
Kontaktdaten:

Re: USK: Haltung gegenüber Nazi-Symbolen in Spielen gelockert

Beitrag von Dr. Zoidberg [np] »

Andreas29 hat geschrieben: 3. Jul 2019, 01:25
Rigolax hat geschrieben: 2. Jul 2019, 23:32 Gab übrigens zur Kennzeichnung von Youngblood und Cyberpilot auch mal wieder Kritik aus der Richtung der Landesmedienanstalt für Hamburg/Schleswig-Holstein: https://www.ma-hsh.de/infothek/pressemi ... assen.html

Es ist ja klar, dass das nicht geräuschlos über die Bühne gehen wird. Das ist in Bezug auf Videospiele in Deutschland eine absolute Zäsur. Und vor einer Debatte darf man nicht Angst haben. Wir haben ja gute Argumente. Nur: Ich habe keine Lust mehr, mir vollkommen aus der Luft gegriffene Argumente und Anschuldigungen anzuhören, von Leuten, die den Gegenstand, den sie verbieten wollen, oft gar nicht kennen.
Genau so geht es mir auch. Alleine, wenn ich das hier schon wieder lese:
Es bestätigt sich leider, was wir im letzten Jahr bereits befürchtet haben. Der Vertrauensvorschuss, den die USK für sich in Anspruch genommen hat, ist mit dieser Entscheidung verspielt. Denn ‚Wolfenstein: Youngblood‘ trägt in keiner Weise dazu bei, das Zeitgeschehen kritisch aufzuarbeiten. Die USK-Entscheidung ist besonders unverständlich, weil der Spielentwickler auch eine deutsche Version ohne NS-Symbole anbietet, da er mit dieser USK-Entscheidung offenbar selbst nicht gerechnet hatte“.
Alleine der letzte Satz ist einfach nur... dumm. Weltfremd, realitätsfremd, keineahnungwasfremd. Da wird eine völlig sinnvolle wirtschaftliche Entscheidung, die außerdem bereits weit *vor* der Kehrtwende der USK getroffen wurde, als "Argument" herangezogen, warum ja eigentlich auch Bethesda nicht damit gerechnet hat etc. pp. Wie mich sowas schon wieder aufregt.
"I'm still tired from all the crossfit this morning" - "It's pronounced croissant and you ate 4 of them"
Rigolax
Beiträge: 2186
Registriert: 20. Feb 2018, 15:53

Re: USK: Haltung gegenüber Nazi-Symbolen in Spielen gelockert

Beitrag von Rigolax »

ver.di und der DGB sind wieder at it: https://www.dgb.de/presse/++co++2a62210 ... 540088cada

Überschrift: "Hakenkreuze in Gewaltspielen sind keine „staatsbürgerliche Aufklärung“".

Öhh, in der Regel wohl nicht, aber das ist bei Filmen ja auch nicht so und da kümmert das keinen. Oder ist Inglourious Basterds „staatsbürgerliche Aufklärung“"?

Ich bin mir nicht sicher, ob da verstanden wurde, dass Kunst Nazi-Symbole nicht nur aufklärerisch oder im historischen Kontext nutzen darf. Es gibt in Deutschland eine generelle Kunstfreiheit. Das man das überhaupt sagen muss.

Ich könnte da noch einiges kommentieren, aber ist die Mühe kaum wert. Die Formulierung "so genanntes Ego-Shooter-Spiel" sagt z. B. auch schon selbst genug.

Okay, eine Sache aber: Es wäre mal schön, wenn die den Fakt auf die Reihe kriegen würden, dass die Änderung von den Obersten LandesjugendBEHÖRDEN veranlasst wurde. Die werfen das den falschen Leuten vor.
Benutzeravatar
Schlagerfreund
Beiträge: 1015
Registriert: 1. Feb 2019, 16:06
Wohnort: Ruhrpott

Re: USK: Haltung gegenüber Nazi-Symbolen in Spielen gelockert

Beitrag von Schlagerfreund »

In dem Konkretem Fall von Youngblood finde ich es in Ordnung. Aber hier muss meiner Meinung nach wirklich von Fall zu Fall entschieden werden wo etwas geht und wo nicht.

Die Formulierung "so genanntes Ego-Shooter-Spiel" finde ich hier passend weil der Großteil der Leser des Artikels wahrscheinlich kaum bis keine Erfahrung mit dem Genre oder sogar dem Medium haben.

Dem Kern der Aussage die gemacht worden ist stimme auch eher zu:
Aggressive Computerspiele mit pseudo-historischen Bezügen nutzen Nazi-Symbole nur als zusätzlichen ‚Trigger-Faktor‘. Eine kritische Aufarbeitung des Zeitgeschehens - als ein Kriterium für Kunstfreiheit - kann ich nicht entdecken. Es sollte also bei geltendem Recht bleiben: Die Verwendung von Kennzeichen verfassungswidriger Organisationen ist eine Straftat.“
Was mich da stört ist das man da das Wort "aggressiv" in den Raum wirft. Ansonsten gibt es genug angesprochene pseudo historische Spiele mit der Symbolik. Das trifft meiner Meinung bei den letzten beiden und dem kommenden Wolfenstein aber nicht zu.
Rigolax
Beiträge: 2186
Registriert: 20. Feb 2018, 15:53

Re: USK: Haltung gegenüber Nazi-Symbolen in Spielen gelockert

Beitrag von Rigolax »

Das Genre heißt ja "Ego-Shooter", nicht "Ego-Shooter-Spiel". Das ist ja so als schreibt man "einen sogenannten Krimi-Film". Aber okay, die haben halt keine Ahnung, sollen sie es zur Schau stellen dürfen und sich weiter mit der Jugend entfremden.

Der zitierte Kern der Aussage ist aber schlicht falsch. Eine kritische Aufarbeitung des Zeitgeschehens ist kein Kriterium der Kunstfreiheit. Die Kunstfreiheit hat keine Kriterien solcher Art. Was da gemeint war ist vielleicht "Kriterium für Sozialadäquanz". Und geltendes Recht bleibt auch bestehen, die USK-Gremien setzen das nur um.

Ne, der Beitrag von ver.di und DGB trotzt nur so von Unwissen bzw. ist vielleicht auch nur manipulativ.
Benutzeravatar
Heretic
Beiträge: 4988
Registriert: 20. Mai 2016, 13:30

Re: USK: Haltung gegenüber Nazi-Symbolen in Spielen gelockert

Beitrag von Heretic »

Interessant auch, dass wiedermal gemeckert wird, bevor das entsprechende Produkt überhaupt erschienen ist. Aber warum warten, ein satirisch überzeichneter Ego-Shooter kann ja unmöglich in irgendeiner Form sozialadäquant sein. Oder gar die Leute zum Nachdenken anregen. Ist ja nur dummes Bumm-Bumm. Ein "Inglorious Basterds" hingegen ist... ähm... nunja... ein Film eben! Das ist etwas völlig anderes! :roll:

Das erinnert mich gerade an das "Deutschland"-Video von Rammstein mit der vorab veröffentlichten KZ-Szene. Da wurde auch von einigen Leuten sofort die verbale Keule geschwungen, trotz völliger Unkenntnis sowohl des Songs als auch des kompletten Videos. Und ich befürchte sogar, dass einige dieser Leute bis heute nicht gemerkt haben, dass sie kostenlose Promoarbeit für Rammstein geleistet haben. Inhaltlich kann man von dem Video halten, was man will. Aber allein die Masse an Postings, Youtube-Videos usw. zeigt, dass es viele Leute dazu gebracht hat, sich intensiver mit der Geschichte Deutschlands zu befassen - und sei es nur, um bestimmte Szenen zu verstehen oder besser einordnen zu können. So gesehen haben Rammstein ihren Lehrauftrag erfüllt. :mrgreen:
ZiggyStardust
Beiträge: 816
Registriert: 14. Nov 2018, 12:53

Re: USK: Haltung gegenüber Nazi-Symbolen in Spielen gelockert

Beitrag von ZiggyStardust »

Gibt es eine ausführliche schriftliche Begründung, warum Wolfenstein: Youngblood und Wolfenstein: Cyberpilot trotz verfassungsfeindlicher Symbole eine Freigabe bekommen haben? Bei Through the Darkest of Times und Attentat 1942 ist die aufklärerische Intention offensichtlich, aber Wolfenstein könnte man schon vorwerfen, dass es die NS-Ästhetik samt seiner Symbole zelebriert.
Benutzeravatar
Schlagerfreund
Beiträge: 1015
Registriert: 1. Feb 2019, 16:06
Wohnort: Ruhrpott

Re: USK: Haltung gegenüber Nazi-Symbolen in Spielen gelockert

Beitrag von Schlagerfreund »

Das Krimi Beispiel hakt doch etwas. Es gibt ja nicht nur Krimi-Filme sondern z.B. auch Bücher, Hörspiele, Theaterstücke usw. Wie gesagt würde ich mich da nicht so sehr auf die Begrifflichkeit stürzen. Es ist eben nicht nur für die in der Hinsicht privilegierte "Gamerschaft" geschrieben bzw. so benannt. Ich sehe da auch wieder diesen typischen Gamer-Beißreflex der sich immer auf alles stürzt was sich kritisch äußert oder einfach nicht die selbe Expertise hat wie man selbst (glaubt zu haben).

Kunstfreiheit ist ein Grundrecht aber deswegen fällt ja auch nicht alles unter Kunstfreiheit. Ansonsten kann man auch sagen das ein Hakenkreuz Graffit auf einer Schallschutzmauer auch immer unter Kunstfreiheit fällt. Kunstfreiheit hat in Deutschland deswegen auch eine Definition, ansonsten könnte man sie nie diskutieren oder juristisch behandeln. Natürlich hat auch Kunstfreiheit ihre Grenzen. Das ist z.B. auch in Deutschland der Fall wenn es in die Persönlichkeitsrechte anderer Personen eingreift und die Privatsphäre verletzt. Das geht alles noch viel weiter und ist auch nicht gerade unkompliziert.

Was Rammstein angeht so störte mich nicht das Video selbst, sondern wie man es geteasert hat. Da hat man halt erstmal ohne wirklichen Kontext die entsprechenden KZ Szenen gezeigt. In dem Kontext finde ich dann auch die Kritik des Zentralrates der Juden in Deutschland okay und treffend:
Wer den Holocaust jedoch zu Marketingzwecken missbraucht, handelt verwerflich und unmoralisch.
Auch dieses Zitat bezieht sich übrigens auf den Teaser. Das war halt plumpes und billiges Marketing und darf und muss man kritisieren.
Rigolax
Beiträge: 2186
Registriert: 20. Feb 2018, 15:53

Re: USK: Haltung gegenüber Nazi-Symbolen in Spielen gelockert

Beitrag von Rigolax »

Dass es um Computerspiele schon geht, wurde im Text etabliert. Die Formulierung "so genanntes Ego-Shooter-Spiel" könnte meines Erachtens nach aus einer Satire über derartige Artikel/Haltungen sein, sorry. Ich denke auch nicht, dass ich einen "typischen Gamer-Beißreflex" habe, nur weil ich nachweislich falsche und ignorante Beiträge vehement ablehne. Aber ist auch eine Tugend, wenn einen das nicht aufregt, beneidenswert.

Im Beitrag von ver.di/DGB kommt meiner Ansicht nach eine erschreckende Vorstellung von Kunstfreiheit zum Ausdruck.

EDIT:
ZiggyStardust hat geschrieben: 4. Jul 2019, 14:59 Gibt es eine ausführliche schriftliche Begründung, warum Wolfenstein: Youngblood und Wolfenstein: Cyberpilot trotz verfassungsfeindlicher Symbole eine Freigabe bekommen haben? Bei Through the Darkest of Times und Attentat 1942 ist die aufklärerische Intention offensichtlich, aber Wolfenstein könnte man schon vorwerfen, dass es die NS-Ästhetik samt seiner Symbole zelebriert.
Wenn man die USK anschreibt, erhält man eine schriftliche Zusammenfassung der ständigen Vertreter der OLJB. Aber da dürfte meiner Meinung nach vor allem mit der eindeutigen Gegnerschaft zum "Dritten Reich" argumentiert werden, ferner auch mit der Kunstausnahem in § 86a Abs. 3 StGB. Das ist eigentlich recht witzlos.
Stuttgarter
Beiträge: 1634
Registriert: 31. Dez 2016, 22:39

Re: USK: Haltung gegenüber Nazi-Symbolen in Spielen gelockert

Beitrag von Stuttgarter »

Und ersetzt man "Krimi" durch die Langform "Kriminal" - schon ist der Satz "ein sogenannter Kriminal-Film" gar nicht mehr so abwegig. :)

Ernsthaft, wenn man ums Verrecken was zum Kritteln sucht, findet man natürlich auch was. Ob es zum gegenseitigen Verständnis in der Diskussion beiträgt, wage ich aber doch zu bezweifeln.
Benutzeravatar
Andre Peschke
Beiträge: 9839
Registriert: 9. Jan 2016, 16:16
Kontaktdaten:

Re: USK: Haltung gegenüber Nazi-Symbolen in Spielen gelockert

Beitrag von Andre Peschke »

Rigolax hat geschrieben: 4. Jul 2019, 16:09 Wenn man die USK anschreibt, erhält man eine schriftliche Zusammenfassung der ständigen Vertreter der OLJB. Aber da dürfte meiner Meinung nach vor allem mit der eindeutigen Gegnerschaft zum "Dritten Reich" argumentiert werden, ferner auch mit der Kunstausnahem in § 86a Abs. 3 StGB. Das ist eigentlich recht witzlos.
Bekommt man die? Bisher habe ich von der USK immer gehört: Sorry, aber das Gutachten gehört dem einreichenden Unternehmen. Wenn die es dir geben wollen - gerne. Von uns gibt es nix. Insbesondere vor Release. Bestenfalls gabs ein Interview im Nachgang, in dem dann Marek Brunner mal die Haltung der USK auch am konkreten Beispiel illustriert hat.

Die BPjM verschickt ihre Gutachten auf Anfrage immer, was IMO bei der USK auch so sein sollte, zumindest post-release.

Andre
Rigolax
Beiträge: 2186
Registriert: 20. Feb 2018, 15:53

Re: USK: Haltung gegenüber Nazi-Symbolen in Spielen gelockert

Beitrag von Rigolax »

Stuttgarter hat geschrieben: 4. Jul 2019, 16:34 Und ersetzt man "Krimi" durch die Langform "Kriminal" - schon ist der Satz "ein sogenannter Kriminal-Film" gar nicht mehr so abwegig. :)
Das der Einwand kommt, habe ich schon erwartet. ;) Aber ich bleibe bei meiner Aussage, vielleicht war jedoch das Beispiel nicht perfekt.
Andre Peschke hat geschrieben: 4. Jul 2019, 16:46Bekommt man die? Bisher habe ich von der USK immer gehört: Sorry, aber das Gutachten gehört dem einreichenden Unternehmen. Wenn die es dir geben wollen - gerne. Von uns gibt es nix. Insbesondere vor Release. Bestenfalls gabs ein Interview im Nachgang, in dem dann Marek Brunner mal die Haltung der USK auch am konkreten Beispiel illustriert hat.

Die BPjM verschickt ihre Gutachten auf Anfrage immer, was IMO bei der USK auch so sein sollte, zumindest post-release.
Sorry, war etwas knapp in meinem Post. In der (öffentlichen) USK-Datenbank sind bereits Einträge der int. Version von Youngblood und Cyberpilot gelistet (und komischer Weise nur der int. Version): https://usk.de/?s=youngblood und https://usk.de/?s=cyberpilot Normaler Weise lehnen sie nur eine Stellungnahme ab, wenn nichts in der Datenbank steht. Andererseits habe ich leider auch nicht bedacht, dass hier vielleicht ein Sonderfall vorliegt und sie dennoch ablehnen könnten, weil es noch vor Release ist (so könnten sie inhaltlich ja was spoilen).

Generell sind die vollständigen sogennanten Jugendentscheide der USK/OLJB nur für wissenschaftliche Zwecke zugänglich (hab auch noch nie einen gesehen), anders als die Entscheidungen der BPjM, die sie tatsächlich unproblematisch verschicken (wobei ich nicht weiß, ob man für Rechteinhaber negative Entscheidungen ohne besonderen Anlass, wie journalistische Recherche, bekommt.) Man bekommt in jedem Fall in aller Regel durch die Vertreter der OLJB bei Spielen, deren Einträge in der Datenbank unter usk.de steht, eine Zusammenfassung/Paraphrase der Gründe auf Nachfrage.
Benutzeravatar
Heretic
Beiträge: 4988
Registriert: 20. Mai 2016, 13:30

Re: USK: Haltung gegenüber Nazi-Symbolen in Spielen gelockert

Beitrag von Heretic »

Ich hab' mir mal den Trailer zu "Wolfenstein: Youngblood" angesehen. Das Spiel scheint inhaltlich eine echte Trash-Granate zu sein. Eindeutig ist aber auch, dass man ausschließlich gegen die Nazis kämpft, die à la Indiana Jones sinnbildlich für das Böse stehen und gleichzeitig ordentlich durch den Kakao gezogen werden. Nix mit Glorifizierung von NS-Symbolik.

Wenn man die Youtube-Kommentare anschaut, ist in der Spielerschaft der größere Aufreger, dass man "als Mädchen spielen" muss. Zwei Frauen plätten das Nazi-Regime, das ist ja voll unrealistisch! Das kann natürlich nur ein muskelbepackter Kerl, keine Frage... :lol:
Schlagerfreund hat geschrieben: 4. Jul 2019, 15:12 Was Rammstein angeht so störte mich nicht das Video selbst, sondern wie man es geteasert hat. Da hat man halt erstmal ohne wirklichen Kontext die entsprechenden KZ Szenen gezeigt. In dem Kontext finde ich dann auch die Kritik des Zentralrates der Juden in Deutschland okay und treffend:
Wer den Holocaust jedoch zu Marketingzwecken missbraucht, handelt verwerflich und unmoralisch.
Auch dieses Zitat bezieht sich übrigens auf den Teaser. Das war halt plumpes und billiges Marketing und darf und muss man kritisieren.
Das ist natürlich richtig. Es wäre aber klüger gewesen, das erst nach der Veröffentlichung des Videos/des Albums zu tun. Dann würde man das Interesse der breiten Öffentlichkeit nicht zusätzlich anheizen.
Benutzeravatar
Andre Peschke
Beiträge: 9839
Registriert: 9. Jan 2016, 16:16
Kontaktdaten:

Re: USK: Haltung gegenüber Nazi-Symbolen in Spielen gelockert

Beitrag von Andre Peschke »

Rigolax hat geschrieben: 4. Jul 2019, 17:22 Man bekommt in jedem Fall in aller Regel durch die Vertreter der OLJB bei Spielen, deren Einträge in der Datenbank unter usk.de steht, eine Zusammenfassung/Paraphrase der Gründe auf Nachfrage.
Ok, da hatte ich was falsch verstanden oder unsere Vorstellungen sind andere. So ein Sätzlein finde ich im allgemeinen ungenügend bzw. was ich als Statements je bekam, war immer zu dürftig um existierende Fragen zu klären. Aber vllt hatte ich da nur Pech / sie sind da besser geworden.

Andre
Rigolax
Beiträge: 2186
Registriert: 20. Feb 2018, 15:53

Re: USK: Haltung gegenüber Nazi-Symbolen in Spielen gelockert

Beitrag von Rigolax »

Andre Peschke hat geschrieben: 4. Jul 2019, 19:02
Rigolax hat geschrieben: 4. Jul 2019, 17:22 Man bekommt in jedem Fall in aller Regel durch die Vertreter der OLJB bei Spielen, deren Einträge in der Datenbank unter usk.de steht, eine Zusammenfassung/Paraphrase der Gründe auf Nachfrage.
Ok, da hatte ich was falsch verstanden oder unsere Vorstellungen sind andere. So ein Sätzlein finde ich im allgemeinen ungenügend bzw. was ich als Statements je bekam, war immer zu dürftig um existierende Fragen zu klären. Aber vllt hatte ich da nur Pech / sie sind da besser geworden.

Andre
Joa, besonders viel ist das nie. Man kann auch konkreter zu Inhalten fragen oder einen Vergleich zu anderen Titeln wünschen. Hat aber eh immer etwas von "aus der Nase" ziehen, deswegen habe ich da nicht so wirklich Lust drauf. Wäre ja halt sinnvoll, wenn sie die Jugendentscheide, um verfahrensbeteiligte Personen anonymisiert oder von mir aus um technische Daten gekürzt, ganz rausrücken würden. Siehe zu dem Thema auch hier: https://madoc.bib.uni-mannheim.de/44813/

Mit Zusammenfassung/Paraphrase meine ich z. B. hier, um die 18er von Apex Legends zu erklären: https://www.gamestar.de/artikel/apex-le ... 40580.html

Noch bevor es irgendwelche Missverständnisse gibt, falls das wer ausprobieren will: Man kann direkt die Vertreter der OLJB anschreiben (wenn man die Mail auf der relaunchten Website noch findet bzw. das immer noch gewollt ist) oder über das Kontaktformular der USK mit "Frage zum Alterskennzeichen eines konkreten Spieles" und am besten dazuschreiben, dass sie das bitte an die Vertreter der OLJB weiterleiten sollen. Eigentlich macht die USK das aber von alleine.
Benutzeravatar
Schlagerfreund
Beiträge: 1015
Registriert: 1. Feb 2019, 16:06
Wohnort: Ruhrpott

Re: USK: Haltung gegenüber Nazi-Symbolen in Spielen gelockert

Beitrag von Schlagerfreund »

Das ist natürlich richtig. Es wäre aber klüger gewesen, das erst nach der Veröffentlichung des Videos/des Albums zu tun. Dann würde man das Interesse der breiten Öffentlichkeit nicht zusätzlich anheizen.
Sehe ich komplett anders. Ramstein bzw. ihr Marketing haben da den Teaser bewusst eingesetzt . Die Reaktion darauf ist verständlich. Sie hätten auch ein Zeichen setzen können das man z.B die "schwarze Germania" als Teaser genommen hätte.

Aber wir schweifen ab.
Antworten