USK: Haltung gegenüber Nazi-Symbolen in Spielen gelockert

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Sebastian Solidwork
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Re: USK: Haltung gegenüber Nazi-Symbolen in Spielen gelockert

Beitrag von Sebastian Solidwork »

hightower hat geschrieben: 20. Aug 2018, 13:46 Annelie Buntenbach, von der das obige Zitat stammt, sollte es eigentlich besser wissen.
Hier mal der Link zu Wikipedia: Annelie Buntenbach Mitglied des DGB Bundesvorstands
Was ist da ein Hinweis für dich?
Eher sehe ich ihre Tätigkeit in der Antifa als Hinweis darauf, dass sie es im Zweifel mal nicht so genau nimmt.
Die Antifa hat für mich einen Hang zum Extremismus und schießt öfter übers Ziel hinaus.

Ich frage mich ob auch der Rest des DGB-Vorstand hinter dem zitierten Brief steht. Aus der Meldung ist das für mich nicht ersichtlich.
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hightower
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Re: USK: Haltung gegenüber Nazi-Symbolen in Spielen gelockert

Beitrag von hightower »

Immerhin hat sie Geschichte und Philosophie studiert und sollte wissen was die Sozialadäquanz Klausel besagt und warum es diese gibt. Das Spiele schon länger als Kulturgut anerkannt sind sollte auch zu ihr durchgedrungen sein. Gut, ihre Äußerung besagt etwas anderes. Aber du hast schon Recht - Gründerin des Vereins „Argumente und Kultur gegen rechts“ und die Mitgliedschaft in der „Antifa-West stossen auch bei mir Sauer auf.
Rigolax
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Re: USK: Haltung gegenüber Nazi-Symbolen in Spielen gelockert

Beitrag von Rigolax »

Hier ist die offizielle Meldung: http://www.dgb.de/themen/++co++cbd07522 ... 540088cada Überschrift: "Keine Hakenkreuze in Computerspielen!"

Da es in der Form so veröffentlicht wurde, steht scheinbar (!) der DGB geschlossen dahinter. Sonst sollten sie an ihrer Außendarstellung arbeiten.

Tja, es wird verkannt, dass im Grunde nichts legal wird, was vorher illegal war. Das ist aber bei vielen Artikeln irreführend dargestellt. Die USK setzt nur jetzt eben seit jeher geltendes Recht um. Der Appel "Keine Hakenkreuze in Computerspielen!" ist an sich verfassungswidrig (Gleichbehandlungs-Grundrecht, Kunstfreiheit).

Der USK wird unterstellt, illegale Inhalte einfach durchzuwinken, wofür es keine Basis gibt.

Through the Darkest of Times war kein Präzedenzfall in dem Sinne; das war Bundesfighter 2 Turbo, bei dem die zuständige General-StA ja die Ermittlungen einstellte, was laut SZ (Artikel wurde schon verlinkt) und RP für die federführende OLJB bei der Änderung der Verwaltungspraxis entscheidend war. (RP: https://rp-online.de/digitales/games/ha ... d-24328897 (EDIT: hatte den falschen Artikel verlinkt, wops)) Das deutet daraufhin, dass da einiges nicht ganz verstanden wurde.

Des Weiteren ist die Bewertung der Jugend-Beeinträchtigung Ländersache (aber nicht-Gefährdung; dafür ist die BPjM als Bundesbehörde zuständig). Die USK-Kennzeichen werden ja von den Obersten LANDESjugendbehörden erteilt. Daher hat natürlich der Bundestag auch nicht viel damit zu tun gehabt. Offenbar wurde also nicht mal das durchblickt.

Der Teil zu den Videoplattformen und Sozialen Netzwerken ist im Wesentlichen Quatsch, da solche Verwendungen eigenständige Werke darstellen und juristisch neu bewertet werden müssten. (Verbotsirrtum kann hier aber eine Rolle spielen. Jedenfalls sollten Prosumenten aufpassen, vor allem, wenn in Let's Plays ggf. der Kunstaspekt flöten geht und Berichterstattung als Sozialadäquanz nicht greifen würde).

Am Rande: Soweit ich das sehe, hatte die TAZ als quasi einzig größere Seite bisher gar keine Meldung zur generellen Änderung der Verwaltungspraxis der USK. Find ich einigermaßen interessant und kurios.
Rince81
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Re: USK: Haltung gegenüber Nazi-Symbolen in Spielen gelockert

Beitrag von Rince81 »

Rigolax hat geschrieben: 20. Aug 2018, 19:35 Am Rande: Soweit ich das sehe, hatte die TAZ als quasi einzig größere Seite bisher gar keine Meldung zur generellen Änderung der Verwaltungspraxis der USK. Find ich einigermaßen interessant und kurios.
Die taz wartete offenbar auf einen Kommentar im weltbesten Spieleforum um endlich ihren Artikel veröffentlichen zu können... ;)

https://taz.de/!5525850/
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Leonard Zelig
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Re: USK: Haltung gegenüber Nazi-Symbolen in Spielen gelockert

Beitrag von Leonard Zelig »

SPD und CDU sind weiterhin Parteien von gestern.
Bundesfamilienministerin Franziska Giffey (SPD) kritisiert die Veröffentlichung des ersten Computerspiels mit verfassungswidrigen Symbolen wie Hakenkreuz und Hitlergruß in Deutschland.

„Mit Hakenkreuzen spielt man nicht“, sagte sie unserer Redaktion. Gerade in Deutschland müssen „wir uns auch heute unserer besonderen historischen Verantwortung immer bewusst sein“.

Das Computerspiel „Through the Darkest of Times“ wurde am Mittwoch auf der Computerspielmesse Gamescom in Köln in einer neuen Version vorgestellt. Erstmals hat ein Computerspiel, das verfassungswidrige Symbole zeigt, von der zuständigen Prüfstelle, der Unterhaltungssoftware Selbstkontrolle (USK), eine Altersfreigabe bekommen .

Auch die rechtspolitische Sprecherin der CDU-Bundestagsfraktion hält die Entscheidung der USK für falsch: „Ich halte das Genre Computerspiel nicht für geeignet, sich angemessen mit dem historischen Unrecht des Nationalsozialismus und dem Leid der Opfer auseinanderzusetzen“, sagte Elisabeth Winkelmeier-Becker unserer Redaktion.

Und unterstützte Kritiker wie den israelischen Botschafter, der sich bereits „geschockt“ auf Twitter geäußert hatte: „Hier sollten wir auf diejenigen hören, die als Angehörige und Nachfahren der Opfer Kritik an der Entscheidung der USK üben.“
https://www.derwesten.de/politik/giffey ... 52721.html
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jesobuild
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Re: USK: Haltung gegenüber Nazi-Symbolen in Spielen gelockert

Beitrag von jesobuild »

Mit Hakenkreuzen spielt man nicht.
Bei solchen Aussagen kann man sich nur an den Kopf fassen. Sieht man in der Politik leider immer wieder. Hauptsache, erstmal schnell als erster irgendetwas zu einem aktuellen Thema gesagt, egal, ob man sich damit befasst und sich ein Mindestmaß an Qualifikation angeeignet hat oder nicht. Wird schon richtig sein. Und wenn doch nicht, dann lässt man es einfach schnell unter den Tisch fallen. Diese sensationalistische Meinungsmache nach Bauchgefühl ist ungemein frustrierend.

Erinnert in der Hinsicht auch wieder an die Killerspiel-Debatte. Wenn man solch unqualifizierte Aussagen selbst derart leicht falsifizieren kann, fragt man sich, was da noch so alles einfach mal so in den Raum geworfen wird, worüber man weniger Bescheid weiß. Ich wunder mich echt über nichts mehr.
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schneeland
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Re: USK: Haltung gegenüber Nazi-Symbolen in Spielen gelockert

Beitrag von schneeland »

Mittlerweile hat sie das Spiel wohl selbst in Augenschein genommen und ihre Meinung revidiert: https://twitter.com/paintbucket_de/stat ... 3635249152
"Hello, my friend! Pay a while, and listen!" (BlizzCon 2018)
"And now our RPG even has NPCs!" (Bethesda, E3 2019)
"..." (E3 2020, entfallen)
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Kesselflicken
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Re: USK: Haltung gegenüber Nazi-Symbolen in Spielen gelockert

Beitrag von Kesselflicken »

Wüsste jetzt gerne wie das originale Interview ablief :think: bin eigentlich recht positiv überrascht wie unaufgeregt der Großteil der Medien das ganze schildert.
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Sebastian Solidwork
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Re: USK: Haltung gegenüber Nazi-Symbolen in Spielen gelockert

Beitrag von Sebastian Solidwork »

Für jeden der in solch einer Diskussion Argumente sucht:
Im Pixeldiskurs haben sie einen der Entwickler von Through the Darkest of Times grob wiedergegeben als er Frau Griffey antwortet.

Folgendes sinngemäß, nicht wortwörtlich:
  • Behauptung: Wenn Jugendliche nur durch Spiele Geschichte lernen können wir dort keine Hakenkreuze zeigen, weil ...
  • Gegenargument: Was lernen den dann Jugendliche? Das es keinen zweiten Weltkrieg, keine Nazis, keine Holocaust gab? Das Weglassen der Symbole ist Geschichtsrevision!
Bestes Beispiel Wolfstein 2 The New Colossus

Auch wenn es vermutlich inhaltlich nah an bisherigen Argumenten ist, brachten es diese speziellen Worte für mich gut auf den Punkt.
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hightower
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Re: USK: Haltung gegenüber Nazi-Symbolen in Spielen gelockert

Beitrag von hightower »

Die Meinungen zu Nazi-Symbolen in Spielen gehen immer noch weit auseinander. Hier ein interessanter Artikel dazu bei der FAZ.
Andreas Lange, Gründungsdirektor des Deutschen Computerspielemuseums, ist der Meinung, dass für das Medium Spiele weiterhin andere Maßstäbe gelten müssen.

Mit Hakenkreuzen spielen will niemand (FAZ-Online)

.
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Sebastian Solidwork
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Re: USK: Haltung gegenüber Nazi-Symbolen in Spielen gelockert

Beitrag von Sebastian Solidwork »

hightower hat geschrieben: 30. Aug 2018, 12:25 Die Meinungen zu Nazi-Symbolen in Spielen gehen immer noch weit auseinander. Hier ein interessanter Artikel dazu bei der FAZ.
Andreas Lange, Gründungsdirektor des Deutschen Computerspielemuseums, ist der Meinung, dass für das Medium Spiele weiterhin andere Maßstäbe gelten müssen.

Mit Hakenkreuzen spielen will niemand (FAZ-Online)

.
Immerhin scheint die Autorin dem zu widersprechen, auch wenn es stark nach Konjunktiv klingt. Das halte ich für erwähnenswert. Die Meinung von Herr Lange ist da nur ein Zitat von mehreren.
FAZ hat geschrieben:... Die Entscheidung zu „Through the Darkest of Times“, das nach seiner Veröffentlichung im Sommer 2019 offiziell von Jugendlichen ab zwölf Jahren gespielt werden darf, ist ein wichtiges Signal für die Anerkennung des kulturellen Werts von Computerspielen. Entwickler können auch in der Vergangenheit abgelehnte Titel neu zur Prüfung einreichen. Das könnte bedeuten, dass auch Titel wie „Attentat 1942“, das die Belagerung der Tschechoslowakei im Nationalsozialismus aus der Sicht realer Augenzeugen erzählt, nicht länger auf dem Index stehen. Für den deutschen Spielemarkt wäre das eine Bereicherung. Es trüge zur geschichtlichen Bildung einer jungen Generation bei, für die Computerspiele das vielleicht einflussreichste narrative Medium überhaupt sind.
Jetzt fällt mir auch gerade auf das der Titel gut gewählt wurde. :) Es will ja auch keiner mit Hakenkreuzen, unreflektiert, spielen.
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Rince81
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Re: USK: Haltung gegenüber Nazi-Symbolen in Spielen gelockert

Beitrag von Rince81 »

Und als erstes Spiel (das andere war "nur" eine Gamescom Demo) hat nun Attentat 1942 eine USK Freigabe bekommen!

https://twitter.com/attentat1942/status ... 18048?s=19

Die USK hat es noch nicht in der Datenbank, Steam listet aber ab 12 Jahren als Freigabe, der Region-Lock ist weg - auch vorhandene Keys lassen sich jetzt einlösen.
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Heretic
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Re: USK: Haltung gegenüber Nazi-Symbolen in Spielen gelockert

Beitrag von Heretic »

Rince81 hat geschrieben: 10. Sep 2018, 22:30 Und als erstes Spiel (das andere war "nur" eine Gamescom Demo) hat nun Attentat 1942 eine USK Freigabe bekommen!
Und aktuell gibt's noch 50 % Rabatt. Sowohl bei Steam, im Humble Store als auch auf der Entwicklerhomepage.
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Puschkin
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Re: USK: Haltung gegenüber Nazi-Symbolen in Spielen gelockert

Beitrag von Puschkin »

https://www.sueddeutsche.de/muenchen/sa ... -1.4126787


"Ein 27-jähriger Musiker aus München fand die Persiflage so gelungen, dass er ihr ein "Like" auf Facebook gab. Das wiederum gefiel dem Staatsschutz der Münchner Polizei überhaupt nicht: Bierernst monierte der ermittelnde Kriminaloberkommissar, das gehe ja nun überhaupt nicht, das mit dem Hitlerbild. Die Sache bekam ein Aktenzeichen. Und weil es sich bei dem "Like"-Klick für den Postillon-Hitler um einen möglichen Verstoß gegen den Paragrafen 86a des Strafgesetzbuches ("Verwenden von Kennzeichen verfassungswidriger Organisationen") handelt, leitete der Beamte den Vorgang an die Kollegen vom Kommissariat 44 weiter."

Vielleicht sollten speziell in Bayern ansässige Spielefirmen/Publisher vorsichtig sein? 🤔
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Rince81
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Re: USK: Haltung gegenüber Nazi-Symbolen in Spielen gelockert

Beitrag von Rince81 »

Puschkin hat geschrieben: 14. Sep 2018, 09:08 Vielleicht sollten speziell in Bayern ansässige Spielefirmen/Publisher vorsichtig sein? 🤔
Vielleicht sollte man auch speziell in Bayern vorsichtig sein wenn man was auf Facebook likt. :ugly:
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Papiertigger
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Re: USK: Haltung gegenüber Nazi-Symbolen in Spielen gelockert

Beitrag von Papiertigger »

Was ich schon die ganze Zeit gedacht habe aber mich bislang nicht getraut habe zu schreiben: Vielleicht wäre ja eine Änderung von Paragraph 86a diskutierenswert im Sinne einer Umkehrung von Regel und Ausnahme. Mir wäre es lieber, die Symbole wären nicht grundsätzlich erstmal verboten, sondern grundsätzlich erlaubt und nur dann verboten, wenn sie im Sinne einer Identifikation mit ihnen gebraucht werden, insbesondere auf Demonstrationen und sonst in der Öffentlichkeit. Naja, Utopie und heikles Thema in diesen Zeiten. Aber es würde die Unsicherheit, was jetzt in Ordnung ist und was nicht, und bei Spielen zeigt so die Problematik besonders, doch sehr reduzieren. 😃
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HerrReineke
Archduke of Banhammer
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Re: USK: Haltung gegenüber Nazi-Symbolen in Spielen gelockert

Beitrag von HerrReineke »

Scheinbar gibt es die erste Entscheidung zu einem Multiplayer-Shooter: Die Freigabe für Post Scriptum wurde von der USK wohl verweigert. Das Erzählt der Entwickler in einem Twitch-Livestream.
Sekundärquelle: GameStar-News; dort soll auch noch eine Stellungnahme der USK nachgetragen werden.
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Rigolax
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Re: USK: Haltung gegenüber Nazi-Symbolen in Spielen gelockert

Beitrag von Rigolax »

Die GS hat mittlerweile ja ein Update der USK erhalten. Kenner dürften wissen, dass da aber generell nicht viel rum kommt außer Gemeinplätzen bzw. rechtlichen Erläuterungen. Die USK an sich ist im Endeffekt eine GmbH, welche mit ihren Kunden in einem Vertrags-/Vertrauensverhältnis steht. D.h. sie geben nichts Preis, wenn sie nicht explizit die Genehmigung bekommen haben oder die Info eh schon hinlänglich öffentlich ist (und man muss dann meiner Erfahrung nach auch schon sehr gezielt fragen). Mehr Infos bekommt man von den Obersten Landesjugendbehörden (OLJB), welche in den USK-Gremien mit Vorsitz hocken und die Hintergründe der jeweiligen Altersfreigabe (oder -verweigerung) gerne paraphrasieren. Die sg. Jugendentscheide sind aber an sich auch nicht-öffentlich, kommt man nicht ran. Die sg. "USK-Gremien" bestehen im Endeffekt auch nicht aus "der USK", sondern unabhängigen Jugenschutzsachverständigen und eben OLJB. Wobei kein Mensch so weit immer differenzieren mag, ist schlicht realitätsfern, das zu erwarten (macht bei der FSK auch keiner; die USK ist nur sensibler, vermutlich wegen den elendigen Vorwürfen, dass die Industrie sich die Freigaben angeblich aussuchen dürfte).

Im Vergleich: Die BPjM rückt zwar ihre Indizierungsentscheidungen gerne mal nicht raus, mit Argumenten wie Schutz der öffentlichen Ordnung (was u.U. nachvollziehbar ist, da sie teils üble Inhalte vorgesetzt bekommen) und auch Persönlichkeitsrechten (Anonymisieren wie bei Gerichtsurteilen ist angezeigt; ein Problem ist auch Wettbewerbsnachteile, da die BPjM in der Regel den Kunstgehalt bestimmen muss, was oft wenig wohlwollend ausfällt), ist aber eine Bundesbehörde, also generell etwas offener, da kein Vertragsverhältnis vorliegt. (so veröffentlichen sie diverse Entscheidungsbegründungen auf ihrer Website; im Gegensatz dazu hab ich bis jetzt noch nie einen vollständigen Jugendentscheid der USK gesehen).

Da dies nun gesagt ist: Die Meldung von GS ist irreführend. Post Scriptum wurde vermutlich nicht in einem USK-Gremium im Regelverfahren, unter dem hoheitlichen Verwaltungsakt gekennzeichnet, sondern die Einschätzung fiel informell im USK-Counsel-Angebot. Dies ergibt sich aus den Zeitrahmen, wenn man das rekonstruiert, und auch etwas durch das Wording des Entwicklers, wobei der generell nicht viel Ahnung von der Thematik zu haben scheint (was legitim ist, just saying). Das Beratungsangebot hilft immerhin bei der "Analyse und Bewertung von konkreten Spielinhalten", ist billiger, schneller und wird mutmaßlich öfters benutzt, wenn der Inhalt am Rande des Möglichen steht, um nicht zu viele (Selbstzensur-)Anläufe für eine reguläre Kennzeichnung zu erhalten. http://www.usk.de/extramenue/login/publ ... /beratung/

Relevant ist das an sich schon, wenn es darum geht, dass die USK nun eine Spruchpraxis etablieren muss. Das geschieht eher nicht, wenn die Inhalte gar nicht erst regulär eingereicht werden. Andererseits kann man schon vermuten, dass das, was sie in der Beratung sagen, auch stimmen dürfte. Aber wer weiß, was da genau gesagt wurde und wie es aussehen würde, wenn man bis zur Appellation geht.
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HerrReineke
Archduke of Banhammer
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Re: USK: Haltung gegenüber Nazi-Symbolen in Spielen gelockert

Beitrag von HerrReineke »

In der ZEIT gibt es einen weiteren sachlichen Artikel über die Änderung der Rechtsanwendung der USK - am Beispiel von Through the darkest of times (wozu es auch einige interessante Interviewpassagen mit den Entwicklern und (neue?) Informationen gibt). Spannend in diesem Zusammenhang fand ich vor allem auch Folgendes:
Tatsächlich gab es schon in den Neunzigern Spiele, in denen mehrere verfassungsfeindliche Symbole vorkamen: Dunkle Schatten war eine ab 1993 vom Bundesinnenministerium herausgegebene Spielereihe, die Jugendliche über die rechtsradikale Szene aufklären sollte. Der zweite Teil der Serie erhielt 1996 eine USK-Freigabe (1993 gab es die USK noch nicht). Das war aber nur eine rechtsunverbindliche Empfehlung, weil damals noch keine staatlichen Vertreter den USK-Gremien vorsaßen. Das ist heute anders.
Das war also ca. 2 Jahre vor dem viel gescholtenen Urteil des OLG Frankfurt/Main.
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Rigolax
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Re: USK: Haltung gegenüber Nazi-Symbolen in Spielen gelockert

Beitrag von Rigolax »

Also vom Symbol in Dunkle Schatten 1 wusste ich, das hab ich auch mal auf YouTube gesehen. Auch soll es angeblich eines in Dunkle Schatten 3 geben, was sogar nach OLG Frankfurt erschienen ist (konnte ich nicht verifizieren). Ich weiß ja aber nicht, ob der Zweier dahingehend was hat. Der ist auch der einzige Teil der Reihe, der in der USK-Datenbank steht. Aber kann schon sein.

Für die Kategorie recht unnützes Wissen: Der Trash-Shooter Into the Dark von Homegrown Games, in Österreich entwickelt, hat 2012 trotz 2-mal sichtbare Symbole im Rahmen einer im Spiel eingebauten, US-amerikanischen Dokumentation aus der McCarthy-Ära eine USK-Kennzeichnung bekommen. Ich war da vorher selbst skeptisch, aber der Entwickler hat mir eine Mail der USK weitergeleitet, die es belegt. Der damalige ständige Vertreter der OLJB hat wohl schlicht eine Ausnahme von der Dienstanweisung machen wollen, ich weiß es nicht. Allerdings wissen wir ja auch nicht, was da drin steht/stand, glaub ich.

Im ZEIT-Artike steht übrigens, der VDVC habe funk bzw. den Anbieter von Bundesfighter 2 verklagt. War ja aber eine Anzeige. Na ja.
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