Victim Blaming? Ernsthaft?Rigolax hat geschrieben: ↑5. Aug 2019, 22:38Also weil sie sich nicht selbstzensieren (wollen). Bei Werken, die prinzipiell unter die Kunstfreiheit fallen.Stuttgarter hat geschrieben: ↑5. Aug 2019, 22:33 Nur sollte sich die Kritik halt an die richten, die es tatsächlich zu verantworten haben. Und das sind nunmal die Spielefirmen und die Händler. "American Psycho" beweist, dass auch eine Indizierung nicht den Verkauf verhindert. Wenn sie es de facto doch tut, dann, weil die Publisher keine deutsche Version ohne USK-Freigabe rausbringen (...)
Sprich, weil es sich wirtschaftlich nicht lohnt, was der Staat zu verantworten hat, was er beabsichtigt. Und weil es rechtlich dann vielleicht zu heikel ist, weil es dann ja auch noch strafrechtliche Verbote gibt, die immer drohen (selbst bei A-Indizierung) bzw. eine Rolle spielen können.Stuttgarter hat geschrieben: ↑5. Aug 2019, 22:33 - und/oder die Händler die Kosten vermeiden, jene zu beschaffen/im Hinterzimmer auf Vorrat zu haben.
Für mich ist das hier Victim-Blaming.
Was, denkst Du, hat der Verlag Kiepenheuer und Witsch an "American Psycho" verdient, als das Ding indiziert war und es noch keine Verfilmung gab? Höchstwahrscheinlich war das Ding ein Verlustgeschäft - aber der Verlag hat seine künstlerisch Verantwortung halt dann höher eingeschätzt als sein Profitstreben.
Jeder Publisher kann eine indizierte Fassung in Deutschland anbieten. Er muss sie (im Gegensatz zum Buchverlag) nicht mal übersetzen lassen, weil die, die das Ding ungeschnitten wollen, in der Regel ja eh OV-Nerds sind. Er muss das Ding nur in sein deutsches Sortiment aufnehmen. Genauso wie der Händler das Ding nur auf Verlangen hin aushändigen muss - er muss es ja nicht mal vorrätig haben, es reicht, wenn ers sich nach Bestellung liefern lässt. Das wär alles kein Problem - bis auf mehr Aufwand/Kosten. Dazu haben die am Thema "Spiel" Beteiligten den Vorteil, dass Spielefans, die ein indiziertes Spiel wollen, von dessen Existenz in der Regel wissen.
Also nur um das kurz nochmal gegenüberzustellen: Ein Buchverlag veröffentlicht ein indiziertes Buch, hat es extra übersetzen lassen, hat es nachdrucken lassen (ich hab nicht die Erstauflage gkauft) - und das zu nem Zeitpunkt, als in Deutschland kaum jemand den Namen "Bret Easton Ellis" oder den Titel "American Psycho" kannte. Der Buchhändler hatte es vorrätig, falls irgend jemand mal in seinen Laden kommt, der das Ding will.
Aber wenn man an Spielepublishern und Spielehändlern kritisiert, dass sie nicht das gleiche bei Produkten machen, wo der Markt viel größer sein dürfte (zumindest wenn man das ständige Rumgejammer wegen beschnittenen deutschen Versionen als Maßstab nimmt) - dann ist das Victim Blaming? Echt jetzt?
Edit: Ernsthaft. Wenn schon dauernd von "Kunstfreiheit" geredet wird, dann solltet Ihr zuallererst mit Mistgabeln vor den Publisher-Zentralen stehen, denen die Kunstfreiheit sonstwo vorbeigeht angesichts der Angst, dass der Jahresumsatz geringer ausfallen könnte. Das sind die Feinde der Kunstfreiheit. Nicht der Staat, der ausschließlich sagt, dass nicht alles beworben werden darf. Denn nur darum geht es - das Bewerbungsverbot.