Wortreich: Das schwerste Spiel überhaupt

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Andre Peschke
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Re: Wortreich: Das schwerste Spiel überhaupt

Beitrag von Andre Peschke »

bimbes1984 hat geschrieben: 7. Sep 2018, 14:07 Jochen: der hochnäsige Elf
Andre: der Frontsoldat
Sebastian: der Hofnarr
Du machst es nicht besser. :D

Auch wenn ich vielleicht aus deiner Sicht sogar die beste unter den schlechten Schubladen erwischt habe: Lassen wir sie doch einfach zu, hmm? ;)

Andre
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Sebastian Solidwork
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Re: Wortreich: Das schwerste Spiel überhaupt

Beitrag von Sebastian Solidwork »

Darkcloud hat geschrieben: 7. Sep 2018, 14:15
Sebastian Solidwork hat geschrieben: 7. Sep 2018, 14:12 Schön wäre es wenn AfD-Kommentare einfach mal unkommentiert, am besten nirgends erwähnt blieben. Vor allem von dem Medien.
Wo keiner zuhört bekommt keiner Aufmerksamkeit.
Aber Medien brauchen halt Aufmerksamkeit also greift man das gerne auf.
Falls du mir erklären wolltest warum sie es tun: Mir ist das schon klar. Aber es gefällt mir nicht. Ich halte da eine Grenze für überschritten.
Es zeigt mir wie kaputt unsere Gesellschaft ist.

Ich rede nicht von "Lügenpresse", habe aber selbst immer weniger Vertrauen in die etablierten Medien und kann verstehen wenn das andere auch haben.
„Schönheit ist auch immer ethisches Empfinden.“

Umweltschutz beginnt im Geldsystem.
Fix the system!

Der Sinn des Lebens ist, dass Menschen voller Sinn das niemals wissen müssen. - Gunter Dueck in Omnisophie
Smartie
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Re: Wortreich: Das schwerste Spiel überhaupt

Beitrag von Smartie »

Andre Peschke hat geschrieben: 7. Sep 2018, 13:38
Smartie hat geschrieben: 7. Sep 2018, 13:16 Aber jetzt einmal ganz ehrlich: Eigentlich wird durch diesen Absatz doch der Leser auf den Arm genommen. Erst werden absolut induskutable Parolen herausposaunt, um an Ende zu sagen: Ätsch, wenn ihr euch drüber ärgert, dann habt ihr etwas falsch gemacht.
Ich für meinen Teil verstehe es eben nicht als ein "Ätsch", sondern als Demonstration der Wirkmacht dieser Strategie. Würde Wolfgang einfach nur behaupten, dieses Spiel sei abgekartet und auf den ersten Blick unentrinnbar, wäre das eine Sache. Aber indem er quasi gleich eine Demonstration in seine Kolumne einbaut, wird aus dem Gedankenexperiment eben handfeste, emotionale Realität für den geneigten Leser.

Diesen Kunstgriff kannst du doof finden, Geschmäcker sind ja verschieden. Ich würde nur behaupten, er ist eindeutig vorhanden und ja, damit bist du selbst zum Demonstrationsobjekt geworden. Findest du unfair - aber genau das war der Punkt. Das er das instrumentelle Durch-den-Dreck-Ziehen am Beispiel der Bundeswehr illustriert...ich will nicht ausschließen, dass er dabei hier und da wohlig geschmunzelt hat. :D Aber es ging ja auch um deren Kampagne und um die Vermischung von Wahrheit und Lüge, bis sich das eine vom anderen kaum noch unterscheiden lässt.

Oooder Wolfgang kommt in ein paar Stunden in den Thread und sagt, ich hab das aus meiner Arbeiterklassen-Sicht voll falsch verstanden, wie das Ende von The Station. Warten wir's ab. ^^

Andre
Andre, meiner Meinung nach steht und fällt deine Argumentation mit folgender Prämisse: Zitat Walk

Der Sieger in diesem konkreten Fall – und jedes Mal wenn so eine Provokation viral geht – ist der Provokateur.
Für die zweite Erkenntnis wird es interessant, sich die Spielmechanik einmal genau anzuschauen: Provokationen zielen darauf ab, einen Abwehrreflex auszulösen. Abwehrreflexe sind evolutionspsychologisch und -physiologisch sinnvoll. Gelegentlich ist die Schnelligkeit der Abwehr wichtiger als ihre Genauigkeit.

Die zweite Erkenntnis ist also, dass die Bundeswehr – wie jeder andere Provokateur – genau diesen Reflex, den viele haben, benutzt, um das Maximum an Empörung zu erzeugen, eine Empörung, die dann erst zur Lautsprecherbox der Bundeswehrpropaganda wird. Ohne diese Empörungs-Echokammer würde die Werbung nämlich blechern scheppernd schnell wieder wirkungslos verklingen. Der Skandal ist eben nicht aus Dummheit oder mangelndem Geschmack herbeigeführt. Der getriggerte Reflex auf das Skandalon ist einkalkuliertes Transportmittel der Botschaft. Die ethische Verkommenheit und der schlechte Geschmack der Werber war schon Teil ihrer Jobbeschreibung – und sind dies bei weitem nicht nur bei der Bundeswehr.


Die Bundeswehr soll also bewusst einen Skandal provozieren, um dadurch noch mehr Aufmerksamkeit zu bekommen, um noch mehr "Frischfleisch2 anwerben zu können. 1. Ist das eine bloße Vermutung, eher Unterstellung. 2. Wer als Volljähriger wählen darf und sämtliche staatsbürgerliche Rechte besitzt, von dem kann man erwarten, dass er sich eigehende Gedanken macht, ob er einer Organisation beitreten möchte, die einen in Auslandseinsätze schickt.

Und jetzt zu argumentieren, dass ich zum "Demonstrationsobjekt" werde, weil ich mich einer plumpen Provokation entgegenstelle, die sich der gleichen billigen Mechanik bedient wie die AfD, halte ich für schwierig, um es vorsichtig zu formulieren. Ich kann nicht akzeptieren, dass das Aufgreifen von Provokationsmechanismen es rechtfertigen soll, solche Parolen von sich geben zu können.
Mal abgesehen davon ist bei Wolfgang Walk leider schon seit geraumer Zeit die Tendenz zu beobachten, von oben herab den Finger zu heben: Ich erinnere an dieser Stelle an den Beitrag zu dem THema "Kingdom Come und sein problematisches Geschichtsspiel". Da posaunte er 6 Wochen vor!!! Release heraus, dass das "Spiel narrativ enttäuschend" seien werde - ohne einzige Minute gespielt zu haben. Ist ne alte Kamelle, ich weiß, aber leider unterstreicht sie den Eindruck, den ich auch durch den neuen "Wortreich-Beitrag" gewonnen habe.

Und die Frage bleibt im Raum: Wie steht ihr jetzt zu den Aussagen zur Bundeswehr? Steht ihr hinter der Wortwahl oder findet ihr diese stellenweise mehr als grenzwertig und verletzend?

Gruß,
Smartie
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Andre Peschke
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Re: Wortreich: Das schwerste Spiel überhaupt

Beitrag von Andre Peschke »

Smartie hat geschrieben: 7. Sep 2018, 14:53 Die Bundeswehr soll also bewusst einen Skandal provozieren, um dadurch noch mehr Aufmerksamkeit zu bekommen, um noch mehr "Frischfleisch2 anwerben zu können. 1. Ist das eine bloße Vermutung, eher Unterstellung. 2. Wer als Volljähriger wählen darf und sämtliche staatsbürgerliche Rechte besitzt, von dem kann man erwarten, dass er sich eigehende Gedanken macht, ob er einer Organisation beitreten möchte, die einen in Auslandseinsätze schickt.
Punkt 1: Das ist die zugrundeliegende Interpretation, die ja aber an eine Betrachtung von Werbung allgemein anknüpft. Da kann man anderer Ansicht sein, wie in so vielen Belangen.

Punkt 2: Ich glaube nicht, dass wir anhand des willkürlich gewählten Erwachsenenalters festlegen können, dass damit jede Diskussion über Verführung durch Werbung/Propaganda ausgeschlossen ist. Das würde ich generell so sehen, aber insbesondere bei jungen Menschen. Vor kurzem gelesen:

https://www.psychologytoday.com/us/blog ... l-immortal

--> Ich kann nicht einschätzen, wie fundiert dieser Artikel ist. Aber er gibt IMO Anlass zu der Frage, wie eindeutig die Sachlage ist.
Smartie hat geschrieben: 7. Sep 2018, 14:53Und jetzt zu argumentieren, dass ich zum "Demonstrationsobjekt" werde, weil ich mich einer plumpen Provokation entgegenstelle, die sich der gleichen billigen Mechanik bedient wie die AfD, halte ich für schwierig, um es vorsichtig zu formulieren. Ich kann nicht akzeptieren, dass das Aufgreifen von Provokationsmechanismen es rechtfertigen soll, solche Parolen von sich geben zu können.
Das ist ja in Ordnung. Ich würde nur sagen, wir müssen uns darauf einigen können, dass das Wolfgangs Absicht gewesen ist. Aus meiner Sicht ihm sein Vorhaben gelungen. Du siehst das anders. Da können wir unsere Meinung austauschen, wo für mich die Ausführung gelingt und sie für dich eben fehlgeht, wie er noch deutlicher hätte machen können oder müssen, dass sein Artikel etwas anderes ist, als er zuerst zu sein scheint. Wenn wir uns aber nicht darauf verständigen können, dass sein Beitrag als Lehrstück zur Provokation gemeint war - dann haben wir schlicht keine Basis. Dann: Agree to disagree.

Smartie hat geschrieben: 7. Sep 2018, 14:53 Und die Frage bleibt im Raum: Wie steht ihr jetzt zu den Aussagen zur Bundeswehr? Steht ihr hinter der Wortwahl oder findet ihr diese stellenweise mehr als grenzwertig und verletzend?
Die Frage läuft für mich ins Leere, da wir eine völlig unterschiedliche Wahrnehmung haben, in welchem Kontext und mit welcher Absicht die Aussagen getätigt wurden.

Andre
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Axel
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Re: Wortreich: Das schwerste Spiel überhaupt

Beitrag von Axel »

Mich erinnert das an Böhmermanns Schmähgedicht vor zwei Jahren. Wo die Provokation (das Gedicht) aus dem Zusammenhang gerissen wurde und der Rahmen (Erdogans Forderung einen Extra3 Song zu verbieten und Böhmermanns Antwort, dass sowas nunmal in einer Demokratie erlaubt sei. Verboten seien allein Schmähungen, danach folgte das Gedicht als Anschauungsbeispiel zum direkten Vergleich des Extra3 Songs.) ausgeblendet wurde. Das ging sogar soweit, dass es absurderweise eine Staatsaffäre wurde.

Dasselbe Schema hier. Wolfgang stellt eine provokante These auf. Erklärt danach 10 Minuten lang die Mechaniken dieser Provokation und fordert zum Nachdenken auf wie man mit dieser Provokation umgehen könnte außer drauf anzuspringen und somit die These des Senders weiter hinaus zu tragen. Doch dieser Rahmen geht bei dem, der sich provoziert fühlt, schon verloren. Weil die Provokation so dermaßen tiefgehend ist, dass eine gesamtkontextuelle Betrachtung schlicht nicht mehr möglich ist.

Die AfD arbeitet genau mit den gleichen Mustern. Und in diesem Beispiel hier wird gezeigt, warum die AfD damit so viel Erfolg hat.
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echtschlecht165
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Re: Wortreich: Das schwerste Spiel überhaupt

Beitrag von echtschlecht165 »

Wolfgangs Absichten in ehren. Aber muss das wirklich in einem gamespodcast so sein?
Müssen die Fronten noch mehr verhärtet werden?
In Stein gemeißelt
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Nachtfischer
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Re: Wortreich: Das schwerste Spiel überhaupt

Beitrag von Nachtfischer »

echtschlecht165 hat geschrieben: 7. Sep 2018, 16:38 Aber muss das wirklich in einem gamespodcast so sein?
Es muss natürlich nicht. Aber wenn man Games für eine "inhärent politische Kunstform" hält, dann sollte es wahrscheinlich.

Ob hier Fronten verhärtet werden, wage ich auch zu bezweifeln. Eher ist es doch eine introspektive Suche nach Wegen, diese abzubauen (indem man ihnen Aufmerksamkeit und damit Relevanz entzieht).
Rokki
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Re: Wortreich: Das schwerste Spiel überhaupt

Beitrag von Rokki »

Nur ein kurzer Einwurf. Ich find Genosse Wolfgang mit seinen gesellschaftlichen Interventionen mittlerweile unerlässlich für den Podcast. Genau diese Verknüpfung zwischen Gesellschaft und Games macht für mich die WASD genauso wie The Pod überdurchschnittlich lesens-/hörenswert.
Zuletzt geändert von Rokki am 7. Sep 2018, 17:22, insgesamt 1-mal geändert.
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arrowtothebow
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Re: Wortreich: Das schwerste Spiel überhaupt

Beitrag von arrowtothebow »

Außerhalb allen Diskussionen wollte ich nur mal eben Wolfgang danken für die tolle Episode Wortreich.
Mit eines der stärksten und destilliertesten Formate die The Pod hat.

In dem Abschnitt über die Spielmechanik des perfiden Spiels der Provokation (Bsp. AfD) erkannte ich Gedankengänge von mir selbst,
wie kann man dieses Spiel gewinnen? Alleine wegen dieser Gedankenanstöße fand ich es eine der besten Ausgaben von Wortreich.
Einfach eine für mich nahezu perfekte Verschmelzung von Gaming und Politik.
Ich hoffe sie stößt auf offene Ohren und jedem eine ähnliche Art von Erkenntnisgewinn.

Und nochmal ein lautes

Danke an den guten Herrn Walk
Smartie
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Re: Wortreich: Das schwerste Spiel überhaupt

Beitrag von Smartie »

Andre Peschke hat geschrieben: 7. Sep 2018, 15:26
Smartie hat geschrieben: 7. Sep 2018, 14:53 Die Bundeswehr soll also bewusst einen Skandal provozieren, um dadurch noch mehr Aufmerksamkeit zu bekommen, um noch mehr "Frischfleisch2 anwerben zu können. 1. Ist das eine bloße Vermutung, eher Unterstellung. 2. Wer als Volljähriger wählen darf und sämtliche staatsbürgerliche Rechte besitzt, von dem kann man erwarten, dass er sich eigehende Gedanken macht, ob er einer Organisation beitreten möchte, die einen in Auslandseinsätze schickt.
Punkt 1: Das ist die zugrundeliegende Interpretation, die ja aber an eine Betrachtung von Werbung allgemein anknüpft. Da kann man anderer Ansicht sein, wie in so vielen Belangen.

Punkt 2: Ich glaube nicht, dass wir anhand des willkürlich gewählten Erwachsenenalters festlegen können, dass damit jede Diskussion über Verführung durch Werbung/Propaganda ausgeschlossen ist. Das würde ich generell so sehen, aber insbesondere bei jungen Menschen. Vor kurzem gelesen:

https://www.psychologytoday.com/us/blog ... l-immortal

--> Ich kann nicht einschätzen, wie fundiert dieser Artikel ist. Aber er gibt IMO Anlass zu der Frage, wie eindeutig die Sachlage ist.
Smartie hat geschrieben: 7. Sep 2018, 14:53Und jetzt zu argumentieren, dass ich zum "Demonstrationsobjekt" werde, weil ich mich einer plumpen Provokation entgegenstelle, die sich der gleichen billigen Mechanik bedient wie die AfD, halte ich für schwierig, um es vorsichtig zu formulieren. Ich kann nicht akzeptieren, dass das Aufgreifen von Provokationsmechanismen es rechtfertigen soll, solche Parolen von sich geben zu können.
Das ist ja in Ordnung. Ich würde nur sagen, wir müssen uns darauf einigen können, dass das Wolfgangs Absicht gewesen ist. Aus meiner Sicht ihm sein Vorhaben gelungen. Du siehst das anders. Da können wir unsere Meinung austauschen, wo für mich die Ausführung gelingt und sie für dich eben fehlgeht, wie er noch deutlicher hätte machen können oder müssen, dass sein Artikel etwas anderes ist, als er zuerst zu sein scheint. Wenn wir uns aber nicht darauf verständigen können, dass sein Beitrag als Lehrstück zur Provokation gemeint war - dann haben wir schlicht keine Basis. Dann: Agree to disagree.
Andre
Andre, du musst nicht meine Meinung teilen und ich kann mit einem agree to disagree gut leben. Aber dann lass uns doch herausfinden, ob wir eine Basis finden können. Ein Anfang bestünde darin, dass du mir genau erklärst, inwiefern sich Wolfgangs Beitrag als Lehrstück der Provokation von Aussagen wie denen von Poggenburg / Gauland unterscheidet? Alle haben ihr ZIel ja erreicht...
Nur weil man in seinem Beitrag die Provokationsmechanismen von AfD und die (unterstellten) der Bundeswehr aufgreift, um zu demonstrieren, wie schwierig es ist, mit solchen Provokationen umzugehen, kann man nicht selbst auf solch bösartigen Verleumdungen zurückgreifen. DAs Ziel rechtfertigt eben nicht die Methode.
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Andre Peschke
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Re: Wortreich: Das schwerste Spiel überhaupt

Beitrag von Andre Peschke »

Smartie hat geschrieben: 7. Sep 2018, 18:05 Ein Anfang bestünde darin, dass du mir genau erklärst, inwiefern sich Wolfgangs Beitrag als Lehrstück der Provokation von Aussagen wie denen von Poggenburg / Gauland unterscheidet? Alle haben ihr ZIel ja erreicht...
Ist das nicht unfassbar offensichtlich? In Absicht und Methode. Außer du sagst mir, die von dir zitierten haben im selben Atemzug mit ihrer Provokation:

a) Den Mechanimus dessen sie sich bedienen erläutert und Strategien disktutiert, ihn zu demontieren - inkl. eindeutiger Äußerung von Ablehnung.
b) Am Ende eindeutig ihre vorhergehenden Aussagen in diesem Sinne neu kontextualisiert.

Ich hab extra noch nicht mit Wolfgang gesprochen, um mich nicht zu spoilern, aber ich wette er ist gerade hochzufrieden mit diesem Thread. Das Experiment ist quasi noch nicht zuende, was wir hier schreiben ist alles Teil der Show. Das finde ich so schön gemacht, dass ich mir nicht das Ende verraten lassen will. :D

Andre
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BummsGeordy
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Re: Wortreich: Das schwerste Spiel überhaupt

Beitrag von BummsGeordy »

@Smartie
ich finde es gut, dass du dich um eine ruhige, konstruktive und argumentative Diskussion bemühst. Scheinbar geht dir das Thema (aus welchen Gründen ist ja egal) sehr nah und berührt und beschäftigt dich stärker als die Meisten. Daher wahrscheinlich auch dein Drang zur Verteidigung.

Du spürst an dir selbst den Mechanismus, den Wolfgang versucht hat aufzuzeigen: du kannst in einer solchen Diskussion bzw. einem solchen Umfeld nur verlieren. Es wird provoziert und sobald man darauf eingeht hat ist man in der Defensive und kann nur noch verlieren, weil man im Zweifel der Provokation eine breitere Aufmerksamkeit bietet, als sie es von alleine könnte. Würde man so etwas ignorieren, würde man den größten "Schaden" anrichten.

Wie du an dir selbst merkst denkst du dir aber wahrscheinlich: "aber das ist doch eine Ungerechtigkeit. Hier werde falsche Tatsachen aufgezeigt. Am Ende hört das jemand und denkt noch, dass der recht hat und glaubt das blind und dann sind wir vor dem Weltuntergang, weil alle blind dieser "Falschheit" folgen und dann passiert Katastrophenszenario XYZ"...

Wolfgangs Beitrag unterscheidet sich daher, weil er die Provokation als solche aufzeigt - aktiv die Provokation als SOLCHE thematisiert und das (aus meiner Sicht wirklich genial) während er sie als Beispiel selbst aufnimmt. Du kannst ein "die Bundeswehr ist kritisch zu sehen" nicht mit einem "Ausländer sind die Wurzel allen Übels" vergleichen, weil sich dies qualitativ um Dimensionen unterscheidet.

Wo sind denn Walfangs Provokationen bösartige Verleumdungen? Dass in der Bundeswehr teilweise rechte Ideologie kursieren oder zumindest teilweise aktiv übersehen oder zeitweise geduldet werden ist durchaus dokumentiert. Das heißt ja nicht, dass die Bundeswehr ein Nazihaufen ist (hat Wolfgang auch nicht gesagt). Ich finde, dass man solche Dinge einfach aushalten muss. Zumal in DIESEM Format (diesen Podcast bekommen schließlich NUR zahlende Abonnenten zu hören - und auch wenn der Podcast erfreulich erfolgreich ist - seien wir mal ehrlich: das hören dann höchsten ein paar Hundert/Tausend Leute - das wird keine Revolution auslösen...)

und @Wolfgang: vielen dank für diesen (wie du an den Kommentaren siehst und ja sicher auch erwartet hast) mutigen und kontroversen Beitrag - ich glaube verstanden zu haben was du sagen möchtest und finde die Episode für mich durchaus erhellend und bedeutsam!
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lolaldanee
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Re: Wortreich: Das schwerste Spiel überhaupt

Beitrag von lolaldanee »

Ich muss ehrlich sagen, ich persönlich sehe ja so recht die Provokation nicht, die Wolfgang da seinen eigenen Worten nach angeblich betreibt ;)
Nur eine Aneinanderreihung unzweifelhaft wahrer und pointiert formulierter Aussagen über Provokation in der Werbung, die Armee als solche, und die Deutschlands insbesondere

Sätze wie diese gehören ausgedruckt und an die Wand gehängt:
wer glaubt, er könne eine Armee zu einer ethisch reflektierten Organisation umbauen, der muss ihr a) die autoritären Strukturen austreiben, b) die Waffen wegnehmen und sie c) in Technisches Hilfswerk umbenennen.
Die Wände sämtlicher Journalistenbüros weltweit würden sich dafür z.B. ausgezeichnet eignen, wenn ich mir unsere Presse so anschaue.
Zuletzt geändert von lolaldanee am 7. Sep 2018, 20:43, insgesamt 1-mal geändert.
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XfrogX
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Re: Wortreich: Das schwerste Spiel überhaupt

Beitrag von XfrogX »

Zum einen habe entweder ich oder einige hier nicht so ganz verstanden was eine Kolumne ist.

Den es ist ja eben genau kein rein Fakten basierter mit Recherche und Quellenangaben angereicherter journalisterischer betrag sondern geht doch vorallem um die Meinung des Verfassers.

Also wenn ich da nicht so falsch liege dann haben die meisten ja eigentlich ein Problem mit der Meinung von Wolfgang und für diese liefert er ja sogar am Anfang eine Grundlage. Man kann also einsortieren grob zu welcher Zeit und unter welchen Bedingungen er sich diese angeeignet hat.

Aber statt das die Leute ihre Meinung dazu geben wollen sie Wolfgang einfach sagen das er eine falsche Meinung hat?

Und aus dem was ich im Umfeld so erlebe (2 Kumpels sind noch beim Bund einer seit 3 Jahren nicht mehr) ist heute nicht alles anders. Nazi Lieder sind selbst heute kein Riesen Ding. Klar nicht mehr so offen wie früher aber sobald man sich sicher fühlt. Und wenn man unter Jugendlichen mit diesem Gedankengut fragt ist die Anzahl der Leute die bund interessant finden nach meiner Erfahrung deutlich größer als bei den anderen. Wie gesagt das ist auch wieder viel aus 3. Hand und eher Gefühl als mit Fakten unterlegt.

Wenn ich an dieser Ausgabe überhaupt was kritisieren müsste, dann das es auch für mich etwas zuviel um die Rolle der Bundeswehr und zu wenig über das Problem der Werbung und so ging.

Aber wenn man mich fragen würde was man mit der Ausgabe machen sollte, ich würde es frei für alle machen. Den genau das sollte jeder hören der sich öffentlich bei fremden (soziale Netze) darüber aufgeregt hat. In der Hoffnung das es beim nächsten mehr weniger tun, bzw. man vielleicht eher die gute Kritik teilt statt selbst einfach mit zureden ohne das man das Problem selber so gut in Worte fassen kann. Aber klar wer eine Öffentlichkeit erreicht der ist meistens der Meinung er kann sein Problem damit ja auch gut begründen und die Leute die es lesen wollen ja die Meinung von dem jenigen und nicht eine von jemand dritten.

Gut sein ist halt der anstrengender weg.
Tekal
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Re: Wortreich: Das schwerste Spiel überhaupt

Beitrag von Tekal »

Spätestens am Ende des Podcasts muss man doch erkannt haben, dass dies ein Versuch war die beschriebenen Mechanismen der Provokation und Reaktion anzuwenden und in der Realität vorzuführen. Der Beitrag funktioniert nach den Regeln die momentan in der politischen Diskussion auch genutz werden.

Ich hätte die Relativierung sogar gestrichen und dann geguckt was passiert.

Ich finde den Beitrag gut und es stimmt, dass man das Spiel verstehen muss um die Regeln anpassen zu können, bedeutet aber leider nur, dass man sich mit Meinung udn Sichtweisen auseinander setzen muss die meist menschenverachtend sind und dies kann halt zu Unbehagen führen.
Das es grundsätzlich aber eine problematische Tradition in der Bundeswehr gibt ist viel diskutiert und bekannt.

MfG
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Axel
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Re: Wortreich: Das schwerste Spiel überhaupt

Beitrag von Axel »

XfrogX hat geschrieben: 7. Sep 2018, 19:25 Aber wenn man mich fragen würde was man mit der Ausgabe machen sollte, ich würde es frei für alle machen.
Hat diesmal ja lange gedauert! :mrgreen:
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Tagro
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Re: Wortreich: Das schwerste Spiel überhaupt

Beitrag von Tagro »

Etwas was mir gerade erst aufgefallen ist, der Titel dieser Wortreich Folge ist wirklich hervorragend gewählt.
Das schwerste Spiel überhaupt.
Auf der einen Seite passend zu dem Ansatz das die Bundeswehr bei ihrer Werbung den Beruf des Soldaten als Spiel darstellt.
Auf der anderen Seite das Spiel mit oder gegen die Provokation.

Meine Hochachtung vor dieser kleinen Meisterleistung. :clap:
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HerrReineke
Archduke of Banhammer
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Re: Wortreich: Das schwerste Spiel überhaupt

Beitrag von HerrReineke »

Also ich fands auch ein wunderbares Wortreich. Danke, Wolfgang :)
Quis leget haec?
Smartie
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Re: Wortreich: Das schwerste Spiel überhaupt

Beitrag von Smartie »

BummsGeordy hat geschrieben: 7. Sep 2018, 18:41 @Smartie
ich finde es gut, dass du dich um eine ruhige, konstruktive und argumentative Diskussion bemühst. Scheinbar geht dir das Thema (aus welchen Gründen ist ja egal) sehr nah und berührt und beschäftigt dich stärker als die Meisten. Daher wahrscheinlich auch dein Drang zur Verteidigung.

Du spürst an dir selbst den Mechanismus, den Wolfgang versucht hat aufzuzeigen: du kannst in einer solchen Diskussion bzw. einem solchen Umfeld nur verlieren. Es wird provoziert und sobald man darauf eingeht hat ist man in der Defensive und kann nur noch verlieren, weil man im Zweifel der Provokation eine breitere Aufmerksamkeit bietet, als sie es von alleine könnte. Würde man so etwas ignorieren, würde man den größten "Schaden" anrichten.

Wie du an dir selbst merkst denkst du dir aber wahrscheinlich: "aber das ist doch eine Ungerechtigkeit. Hier werde falsche Tatsachen aufgezeigt. Am Ende hört das jemand und denkt noch, dass der recht hat und glaubt das blind und dann sind wir vor dem Weltuntergang, weil alle blind dieser "Falschheit" folgen und dann passiert Katastrophenszenario XYZ"...

Wolfgangs Beitrag unterscheidet sich daher, weil er die Provokation als solche aufzeigt - aktiv die Provokation als SOLCHE thematisiert und das (aus meiner Sicht wirklich genial) während er sie als Beispiel selbst aufnimmt. Du kannst ein "die Bundeswehr ist kritisch zu sehen" nicht mit einem "Ausländer sind die Wurzel allen Übels" vergleichen, weil sich dies qualitativ um Dimensionen unterscheidet.

Wo sind denn Walfangs Provokationen bösartige Verleumdungen? Dass in der Bundeswehr teilweise rechte Ideologie kursieren oder zumindest teilweise aktiv übersehen oder zeitweise geduldet werden ist durchaus dokumentiert. Das heißt ja nicht, dass die Bundeswehr ein Nazihaufen ist (hat Wolfgang auch nicht gesagt). Ich finde, dass man solche Dinge einfach aushalten muss. Zumal in DIESEM Format (diesen Podcast bekommen schließlich NUR zahlende Abonnenten zu hören - und auch wenn der Podcast erfreulich erfolgreich ist - seien wir mal ehrlich: das hören dann höchsten ein paar Hundert/Tausend Leute - das wird keine Revolution auslösen...)

und @Wolfgang: vielen dank für diesen (wie du an den Kommentaren siehst und ja sicher auch erwartet hast) mutigen und kontroversen Beitrag - ich glaube verstanden zu haben was du sagen möchtest und finde die Episode für mich durchaus erhellend und bedeutsam!
Thx für diesen Post, ist bislang einer der besten, welche die Gegenposition einnehmen. Zunächst hast du recht, das Thema geht mir nah, weil zZ einer meiner Freunde im Einsatz ist und ein anderer bald nach Afghanistan geht. Dass sich diese hier als Teil einer "Wehrmachtsnachfolgeorganisation" bezeichnet werden, ist für mich unerträglich (und als Historiker allemal). Mal abgesehen davon: Du schreibst man müsse Kritik zur Bundeswehr aushalten. Ja, klar. Aber das kann man dies differenziert erledigen und nicht auf solche ekelhafte Art und Weise.
Die Kritik an der BW-Werbung hätte auf so viele Arten aufgegriffen werden können, ohne dass man muwillig auf den Gefühlen von Menschen herumtrampelt. Und wenn ich höre: Er thematisiert aktiv die Provokation: Ja mei, das ist ja schön, das macht die an manchen Stellen einfach bodenlose Wortwahl nicht besser.
Letztendlich bleibt bei mir der Eindruck zurück, dass auch von dir Andre, billigend in KAuf genommen wird, wenn durch solch eine Art von Beitrag Menschen angegriffen und veletzt werden. Aber hey, ist ja Teil einer Show(!) und ein mutiges, nein geniales soziales Experiment - für die Andere die Zeche zahlen.
lnhh
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Re: Wortreich: Das schwerste Spiel überhaupt

Beitrag von lnhh »

Wenn man sucht, wird man immer eine Position, Person, Aussage, Taetigkeit oder Fakt finden, die einem persoehnlich missfaellt, angreift oder sogar beleidigt. Aus diesem Grund Handlungen komplett zu unterlassen, halte ich fuer nicht notwendig. Man kann nicht jede Person mit Samthandschuhen anfassen oder jede moegliche Konfiktsituation umschiffen.
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