Andre Peschke hat geschrieben: ↑7. Sep 2018, 13:38
Smartie hat geschrieben: ↑7. Sep 2018, 13:16
Aber jetzt einmal ganz ehrlich: Eigentlich wird durch diesen Absatz doch der Leser auf den Arm genommen. Erst werden absolut induskutable Parolen herausposaunt, um an Ende zu sagen: Ätsch, wenn ihr euch drüber ärgert, dann habt ihr etwas falsch gemacht.
Ich für meinen Teil verstehe es eben nicht als ein "Ätsch", sondern als Demonstration der Wirkmacht dieser Strategie. Würde Wolfgang einfach nur behaupten, dieses Spiel sei abgekartet und auf den ersten Blick unentrinnbar, wäre das eine Sache. Aber indem er quasi gleich eine Demonstration in seine Kolumne einbaut, wird aus dem Gedankenexperiment eben handfeste, emotionale Realität für den geneigten Leser.
Diesen Kunstgriff kannst du doof finden, Geschmäcker sind ja verschieden. Ich würde nur behaupten, er ist eindeutig vorhanden und ja, damit bist du selbst zum Demonstrationsobjekt geworden. Findest du unfair - aber genau das war der Punkt. Das er das instrumentelle Durch-den-Dreck-Ziehen am Beispiel der Bundeswehr illustriert...ich will nicht ausschließen, dass er dabei hier und da wohlig geschmunzelt hat.
Aber es ging ja auch um deren Kampagne und um die Vermischung von Wahrheit und Lüge, bis sich das eine vom anderen kaum noch unterscheiden lässt.
Oooder Wolfgang kommt in ein paar Stunden in den Thread und sagt, ich hab das aus meiner Arbeiterklassen-Sicht voll falsch verstanden, wie das Ende von The Station. Warten wir's ab. ^^
Andre
Andre, meiner Meinung nach steht und fällt deine Argumentation mit folgender Prämisse: Zitat Walk
Der Sieger in diesem konkreten Fall – und jedes Mal wenn so eine Provokation viral geht – ist der Provokateur.
Für die zweite Erkenntnis wird es interessant, sich die Spielmechanik einmal genau anzuschauen: Provokationen zielen darauf ab, einen Abwehrreflex auszulösen. Abwehrreflexe sind evolutionspsychologisch und -physiologisch sinnvoll. Gelegentlich ist die Schnelligkeit der Abwehr wichtiger als ihre Genauigkeit.
Die zweite Erkenntnis ist also, dass die Bundeswehr – wie jeder andere Provokateur – genau diesen Reflex, den viele haben, benutzt, um das Maximum an Empörung zu erzeugen, eine Empörung, die dann erst zur Lautsprecherbox der Bundeswehrpropaganda wird. Ohne diese Empörungs-Echokammer würde die Werbung nämlich blechern scheppernd schnell wieder wirkungslos verklingen. Der Skandal ist eben nicht aus Dummheit oder mangelndem Geschmack herbeigeführt. Der getriggerte Reflex auf das Skandalon ist einkalkuliertes Transportmittel der Botschaft. Die ethische Verkommenheit und der schlechte Geschmack der Werber war schon Teil ihrer Jobbeschreibung – und sind dies bei weitem nicht nur bei der Bundeswehr.
Die Bundeswehr soll also bewusst einen Skandal provozieren, um dadurch noch mehr Aufmerksamkeit zu bekommen, um noch mehr "Frischfleisch2 anwerben zu können. 1. Ist das eine bloße Vermutung, eher Unterstellung. 2. Wer als Volljähriger wählen darf und sämtliche staatsbürgerliche Rechte besitzt, von dem kann man erwarten, dass er sich eigehende Gedanken macht, ob er einer Organisation beitreten möchte, die einen in Auslandseinsätze schickt.
Und jetzt zu argumentieren, dass ich zum "Demonstrationsobjekt" werde, weil ich mich einer plumpen Provokation entgegenstelle, die sich der gleichen billigen Mechanik bedient wie die AfD, halte ich für schwierig, um es vorsichtig zu formulieren. Ich kann nicht akzeptieren, dass das Aufgreifen von Provokationsmechanismen es rechtfertigen soll, solche Parolen von sich geben zu können.
Mal abgesehen davon ist bei Wolfgang Walk leider schon seit geraumer Zeit die Tendenz zu beobachten, von oben herab den Finger zu heben: Ich erinnere an dieser Stelle an den Beitrag zu dem THema "Kingdom Come und sein problematisches Geschichtsspiel". Da posaunte er 6 Wochen vor!!! Release heraus, dass das "Spiel narrativ enttäuschend" seien werde - ohne einzige Minute gespielt zu haben. Ist ne alte Kamelle, ich weiß, aber leider unterstreicht sie den Eindruck, den ich auch durch den neuen "Wortreich-Beitrag" gewonnen habe.
Und die Frage bleibt im Raum: Wie steht ihr jetzt zu den Aussagen zur Bundeswehr? Steht ihr hinter der Wortwahl oder findet ihr diese stellenweise mehr als grenzwertig und verletzend?
Gruß,
Smartie