Runde #179: Das Auge spielt mit (Grafik)

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Vinter
Foul Tarnished
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Runde #179: Das Auge spielt mit (Grafik)

Beitrag von Vinter »

Ahoihoi!

Ich offenbare mich einfach mal selbstbewusst als Grafikhure. Ja, meine Spiele sollen im Idealfall toll aussehen. Dieses Medium ist ein audiovisuelles, entsprechend will ich es auch mit Augen und Ohren genießen. Videospiele sind für mich mehr als die reine Mechanik, sondern eher eine virtuelle Reise in eine andere Welt. Starker Motivator ist das Entdecken dieser anderen Welten, deswegen sollte sie möglichst beeindruckend und faszinierend wirken.

Und auch wenn die Grafiksprünge kleiner und die Verbesserungen subtiler geworden sind, so lässt sich doch auch diese Generation ein Fortschritt erkennen. Mir zumindest geht es so, dass ich erstmalig mit Spielen wie Witcher 3, Assassins Creed: Unity oder GTA:V (okok, eigentlich ein Last-Gen Spiel) anfange, durch die Welten zu flanieren. Es gab schon immer technisch beeindruckende Spiele, aber erst seit dieser Generation erreichen sie eine Qualität, die mich so sehr überzeugt, dass bereits das reine Bewegen und Umschauen in der Welt, das Sightseeing, mich über Stunden an den Bildschirm fesselt.

In Witcher 3 habe ich weitestgehend auf die Schnellreise verzichtet, weil ich viel lieber durch die Welten geritten bin, die Bäume im Wind betrachtet, die Details am Wegesrand aufgenommen habe. Manche Stellen sahen so glaubwürdig aus, dass ich mir einbilden konnte, ich sei dort schon mal mit dem Hund gewesen: Ein schmaler Weg, auf der einen Seite der Wald, auf der anderen Seite ein Feld, abgegrenzt mit einem Zaun aus grob behauenen Baumstämmen. Küstenstreifen mit Stränden, die direkt an Kiefernwälder grenzen. Das sind Landschaftstypen, die so realitätsgetreu abgebildet waren, dass mir ihre realen Entsprechungen in der Wirklichkeit bekannt waren.

Das selbe Spiel in AC: Unity. Paris war so beeindruckend, dass es mir tagelang genügte, nur durch die Gassen zu gehen, auf Gebäude zu klettern oder über Dächer zu springen. Ironischerweise war gerade dieses AC, dass von der Community so gescholten wurde der Teil der Serie, der bei mir erstmals gezündet hat.

Ich weiß nicht, wie viele Stunden ich in GTA V damit zugebracht habe, einfach mit einem Sportwagen den Highways rund um die Insel zu folgen. Oder mit dem Rad durch die Berge gefahren bin. Oder mit dem Helikopter ein paar Runden gedreht habe. Oder bei Nacht, im Regen, die Lichter der Stadt betrachtet habe.

Und von diesen frühen Beispielen der aktuellen Generation haben wir uns natürlich mittlerweile auch weiter bewegt. AC: Origins sieht nochmal beeindruckender aus als alles vorher genannte. Allein die Wassereffekte genügen, um stundenlang mit dem Boot über den Nil fahren zu wollen. Ich habe neulich mal wieder in Witcher 3 reingeschaut, dass bereits jetzt - ihr habt den Gewöhnungseffekt genannt - anfängt, hässlich zu werden, weil es bereits jetzt mit den aktuellen Titeln nicht mehr so ganz mithalten kann.

Jetzt habe ich aber vor allem von AAA Spielen gesprochen. Gute Grafik beschränkt sich aber nicht nur auf technisch beeindruckende Titel. Auch Indiegames faszinieren mich mit schöner Grafik. Die melancholische Schönheit eines Hyper Light Drifter etwa. Dieser sehr stilisierte Pixelart-Look ist ebenfalls dazu geeignet, mich dazu zu motivieren, diese fremde Welt erkunden zu wollen.

Und nicht zu vergessen: VR. VR ist im weitesten Sinne ebenfalls ein Hilfsmittel, um eine beeindruckendere Grafik darzustellen. Dieses Mal mit Rundum-Sicht, mit Mittendrin-Gefühl, statt vor dem flachen Bildschirm zu sitzen. In VR werden selbst mittelmäßige Titel wie Here they Lie faszinierend.

Ja, Grafik ist für mich einer der Hauptmotivatoren, um Videospiele zu spielen. Ich will fremde, beeindruckende, interessante Welten. Diese kann man durch Kreativität und Technik erschaffen. Dabei wird ein schlechtes Spiel durch eine tolle Optik nicht zu einem guten Spiel. Aber ein gutes Spiel wird mit einer tollen Optik möglicherweise zu einem ausgezeichneten Spiel.
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Yano
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Re: Runde 179: Das Auge spielt mit

Beitrag von Yano »

Wie spielt ihr eigentlich am TV, immer im Gaming Modus oder im kalibrierten?
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Axel
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Re: Runde 179: Das Auge spielt mit

Beitrag von Axel »

Mir persönlich könnte Grafik egaler nicht sein. Wieviele Stunden ich in Spielen wie Dawarf Fortress, Super Meat Boy oder Terraria versenkt habe. Gerade Dwarf Fortress hat so viele Monate meine Fantasie angeregt. Ich habe sogar selber mit anderen Community-Mitgliedern Geschichten über diese Welt geschrieben, das war so fantastisch.

Oder Gothic 2. Bis heute liebe ich es die diversen Gothic 2 Mods zu spielen! Allein mit Odyssee, Returning oder Xeres Rückkehr habe ich bestimmt zusammengenommen zwischen 800-1000 Stunden oder so auf dem Konto. Andere Open World Spiele dagegen geben mir bis heute irgendwie nichts.

Mir sind allgemein abstraktere Grafiken irgendwie lieber. Weil sie mehr meine Fantasie anregen. Thomas was alone beispielsweise. Das sind nur abstrakte Blockgrafiken, nicht mal irgendeine Form von Pixelart. Und dennoch - oder gerade deshalb hat mich das Spiel so fasziniert und mitgenommen.
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Soulaire
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Re: Runde 179: Das Auge spielt mit

Beitrag von Soulaire »

Etwas überrascht hat mich die Aussage, dass Grafik im Sinne von Technik den meisten sowieso nicht wichtig ist. Die Verkaufszahlen sprechen da eine andere Sprache. Und auch dass die technische Grafik gegenüber dem Art-Style weniger wertgeschätzt wird kann ich ebenso wenig nachvollziehen. Bei 3D-Spielen wird dem Art-Style meiner Meinung nach viel zu wenig Beachtung geschenkt. Ein Fire Watch wird bei sehr wenigen Spielern in die Liste der "bestaussehendsten" Spiele kommen. Viel mehr wird sich über die wenig realistische Grafik beschwert und dass man den Cell-Shading Look sowieso nur aus Budget-Gründen genommen habe. Ein technisch gut aussehendes Spiel wird alleine durch die höheren Verkaufszahlen belohnt. Hinzu kommen die durchweg positiven Reviews, da technische Grafik im Gegensatz zum Art Style messbar ist und weniger subjektiv.

Auch Andres Elitarismus-Theorie im Bezug darauf kann ich nur schwer folgen. Kann man nicht ohne böse Hinter-Gedanken der Meinung sein, dass einem Gameplay wichtiger ist als Grafik? Ohne den Gegenüber ausschließen oder diskreditieren zu wollen?
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tsch
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Re: Runde 179: Das Auge spielt mit

Beitrag von tsch »

Mir hat irgendwie ein Aspekt in der Diskussion total gefehlt, bzw. wurde er nur kurz mit Firewatch mal angerissen - Grafik ist nicht gleich Technik, bzw. nur ein Teil davon. Wenn ein Spiel nur versucht Realismus in seiner Optik zu erreichen, dann finde ich persönlich Grafik total uninteressant. Das hat mit Kunst dann nämlich nichts mehr zu tun, sondern einfach mit Budget und Manpower. Das ist dann die ohnehin stetig steigende Technikentwicklung.

Klar, das kann eine bestimmte Gruppe von Leuten auch begeistern, aber auf einer ganz anderen Ebene als künstlichere Grafik, oder besser gesagt Artstyle.

Ich finde, dass das 2 grundverschiedene Dinge sind. Während ich mich bei der technischen Ebene meistens mit dem Minimum zufrieden gebe (flüssige Framerate, kein sichtbares Nachladen der Texturen, usw.), so begeistern mich Artstyles so sehr, dass ich allein deswegen Interesse bekomm in manche Spiele reinzuschauen - Octopath Traveler hätte ich mir sonst wahrscheinlich nicht gegeben, weil allein vom Gameplay gäbe es unzählige Alternativen.

Genau bei diesem Thema komme ich dann nämlich auch ins Kopfschütteln, wenn Leute behaupten, dass Battlefield ja eine bessere Grafik hätte als ein Super Mario Odyssey. Das kommt ganz auf den Blickwinkel an... Wie gesagt, bei mir rührt sich gar nichts oder maximal ein anerkennendes Kopfnicken, wenn ich ein fotorealistisches Spiel sehe. Wenn ich aber ein Spiel wie Ori sehe, das eine unglaublich fantasiereiche und vor allem >eigene< Welt erschafft, dann begeistert mich das total.

Auf diesen Unterschied wurde mir irgendwie zu wenig eingegangen. Das erinnert mich dann immer irgendwie an Gamestar, wo jeder technische Aspekt eines Spiels genau erklärt und gefeiert wird (weil das wahrscheinlich auch die Zielgruppe eher anspricht), aber bei einem super kreativen Artstyle heißt's dann: "Jo, ist knuffig".

Aber ehrlich gesagt weiß ich auch nicht, wie viel man dazu überhaupt sagen könnte :D. Wahrscheinlich stört's mich nur, weil ich ich eben finde, dass Spiele - im besten Fall - mehr sind als ein Technologieprodukt. Bei Computerspielen ist es aber noch so, dass Listen mit technischen Features eins der wichtigsten Sellingpoints sind. Das finde ich ziemlich schade.
Zuletzt geändert von tsch am 9. Sep 2018, 19:51, insgesamt 1-mal geändert.
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Axel
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Re: Runde 179: Das Auge spielt mit

Beitrag von Axel »

Zudem, was tsch sagt, auch in "minderwertige Technik" eine Menge Herzblut und Zeit fließen kann. Die Adventures von Wadjet Eye beispielsweise. Nehmen wir mal das neue Unavowed: https://store.steampowered.com/app/336140/Unavowed/
Das ist mit so viel Liebe zum Detail gepixelt, das ich mich nicht genug daran satt sehen kann. Der Artstyle, die netten kleinen Animationen. Das ist alles wunderschön. Und technisch läuft das auf einem 15 Jahre alten PC.
Die nutzen seit so vielen Jahren die gleiche Engine - und da sagt niemand "Och, nehmt mal ne neue Engine". Sondern man ist immer wieder aufs neue erstaunt, was dieses kleine Team als nächstes zaubert.

In die gleiche Kerbe schlagen die Krimi-Adventures von MDNA: http://www.mdna-games.com
Das sind im Endeffekt "nur" Fotos die für die Adventures genutzt werden. Der Autor jedoch reist monatelang für seine Spiele durch seine Heimat um diese Fotos zu schießen und anschließend zu bearbeiten. Da steckt auch wiederum so viel Mühe und Herzblut drin, dass man beim spielen und betrachten völlig vergisst, dass diese Spiele als Mindestanforderung Windows 98 verlangen. :mrgreen: So sieht das in "Bewegung" aus: https://www.youtube.com/watch?v=kESOHIFoS3k - Hat doch auch sehr viel Charme und Atmosphäre, oder?

Nur um mal zwei Beispiele zu nennen für meine These: Eine gute, zeitlose Grafik braucht keine moderne Technik - sondern Sinn für Artstyle.
Zuletzt geändert von Axel am 9. Sep 2018, 19:59, insgesamt 1-mal geändert.
Santiago Garcia
Master of Fantasy
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Re: Runde 179: Das Auge spielt mit

Beitrag von Santiago Garcia »

Soulaire hat geschrieben: 9. Sep 2018, 18:14 Auch Andres Elitarismus-Theorie im Bezug darauf kann ich nur schwer folgen. Kann man nicht ohne böse Hinter-Gedanken der Meinung sein, dass einem Gameplay wichtiger ist als Grafik? Ohne den Gegenüber ausschließen oder diskreditieren zu wollen?
Kann man natürlich. Aber dass "Grafikblender" und "Grafikhuren" allgemeiner Sprachgebrauch sind, ist sicher auch kein Zufall.
Raptor 2101
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Re: Runde 179: Das Auge spielt mit

Beitrag von Raptor 2101 »

Die Folge hat viel zu viele Themen angerissen ... Kurz die Raytracer anreißen und sofort abbrechen. Hach meiner Vater und ich haben damals unsummen für Reflections (ein Amiga Raytracer, der meiner Erinnerung nach auch bei Babylon 5 eingesetzt wurde, deswegen haben wir uns das ja gekauft... finde aber gerade nur quellen die andere Programme nennen...). Zwei Jahre und eine Explodierte 2GB Platte später war mir klar, man braucht nicht nur die Hardware sondern auch Talent...

Zum Thema Raytracing in Spielen: hat jemand Technische Informationen die das Bauchgefühl von Andre untermauern? (Statische schöne Bilder vs Dynamik). Bei den Implementierungen/Algorithmen die ich kenne, spielen nur Auflösung, Polycount(Objectcount) und Genauigkeit (wie lange wird der Strahl verfolgt) eine rolle. Ob die Szene statisch ist oder bewegt ist irrelevant. Soll heißen: wenn man einmal genug Power für ein 30FPS RT Rendering hat, sollte es egal sein, wie man die Szene arrangiert. Umgekehrt befürchte ich eher, dass anfangs das RT Rendering nur sehr wenig und an "kontrollierbaren" Stellen eingesetzt wird, damit der PolyCount klein gehalten wird.

Zu Crysis: ich kann die Begeisterung von Andre voll nachvollziehen. Ich hab damals selber im Studium an einem CLOD - Algoritmus gearbeitet der dahinter auch ein statischen Schattenwurf hatte (nennen wir es "Raytracing für Arme") und war stolz wie Wolle auf meine "realistischen Schatten". DIe einstiegszene in Crysis werd ich nie vergessen. Man kommt irgendwann den Hang hoch und sieht den Sonnenaufgang durch die Palmen. Mein Gedanke war: "na ihr Posser, nette statische Schatten, damit wollt ihr angeben...?". Einmal gekonnt in die Bäume gehalten, Baum fällt um ... meine Kinnlade auf den Tisch ... und anschließend ein langes Gespräch mit meinem Prof, wie man so etwas Dynamisch und in der Quali hin bekommt. Bis auf SC hat mich bis jetzt kein spiel wieder so geflasht... Wie andre jedoch eine 90 geben konnte, erschließt sich mir nicht. Spätestens ab dem Auftreten der Aliens, wird das Spiel echt "merkwürdig" und repetitiv ...

Zum Thema TV und Bildwiedergabe: die drecks "Bildverbesserer" haben mich damals 2 Boards gekostet... Bis ich gemerkt hatte, dass die Bildfehler durch die TV Bildverbesserer kommen und nicht durch das HTPC-Board. Ich könnte heute noch platzen... Das erste was ich mache wenn ich neue "Anzeigegeräte" in Betrieb nehme, alles abschalten und messen auf welcher Farbthemperatur das ding läuft.

Last but not least: Sebastian kauf die ein Kalorimeter und dein Krämpfe mit der Wiedergabe haben (nach einmalig 2h) ein Ende ;)
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Soulaire
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Re: Runde 179: Das Auge spielt mit

Beitrag von Soulaire »

Santiago Garcia hat geschrieben: 9. Sep 2018, 19:51
Soulaire hat geschrieben: 9. Sep 2018, 18:14 Auch Andres Elitarismus-Theorie im Bezug darauf kann ich nur schwer folgen. Kann man nicht ohne böse Hinter-Gedanken der Meinung sein, dass einem Gameplay wichtiger ist als Grafik? Ohne den Gegenüber ausschließen oder diskreditieren zu wollen?
Kann man natürlich. Aber dass "Grafikblender" und "Grafikhuren" allgemeiner Sprachgebrauch sind, ist sicher auch kein Zufall.
hm... das ist aber Gebrauch von Sprache, die für jede Meinung gelten sollte.
wie gesagt, viele äußern sich auch abfällig gegenüber Cell-Shading oder weniger hübschen Spielen mit ähnlichen Worten. Da hilft eine Verallgemeinerung meiner Meinung nicht.
Das Wort "Grafikblender" halte ich für legitim. Es ist schließlich Fakt, dass sich manche Spiele einzig über die Grafik verkaufen können. Trailer kommen automatisch mehr über die Optik und nicht über das Gameplay.
Und selbst Leute, die Wörter wie "Grafikhure" benutzen, würde ich nicht sofort unterstellen, dass sie diese Meinung nur haben um sich "elitär" fühlen zu können.
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Nachtfischer
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Re: Runde 179: Das Auge spielt mit

Beitrag von Nachtfischer »

Beim Titel "Das Auge spielt mit" hätte ich mir zumindest eine Sektion gewünscht, die etwas näher am Gameplay dran ist. Stattdessen ging es ja fast ausschließlich um die Ästhetik und der Großteil des Gesprächs hätte so auch über animierte Filme geführt werden können. Das ist okay, war halt eher "Das Auge sieht". Nur möchte ich an dieser Stelle drauf hinweisen, dass es auch ganz andere Dimensionen "guter Grafik" gibt als Technik und/oder Stil. Wie gut unterstützt die Grafik das Gameplay (durch visuelle Cues und Feedback)? Wie transparent lässt sich das Spiel (als System) lesen (was übrigens oft im Widerstreit zu technischer "Fidelity" steht, Stichwort "visual noise")? Sind bestimmte grafische Elemente dem Spiel als Ganzem zuträglich oder "nur" schön anzuschauen?

Ansonsten möchte ich Vinter zum schönen Eingangspost dieses Threads gratulieren. Und die Tatsache, dass ich die komplette Antithese seines Textes schreiben könnte und wir beide Recht hätten, zeigt mal wieder, dass wir es hier im Grunde mit verschiedenen Medien zu tun haben und gut daran täten, sie nicht alle unter "Videospiel" einzutüten. Aber das ist ein anderes Thema.
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Desotho
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Re: Runde 179: Das Auge spielt mit

Beitrag von Desotho »

MitSchmackes! hat geschrieben: 9. Sep 2018, 19:47 Nur um mal zwei Beispiele zu nennen für meine These: Eine gute, zeitlose Grafik braucht keine moderne Technik - sondern Sinn für Artstyle.
Gibt es eigentlich Spiele aus der Frühzeit der (texturierten) 3D Grafik die man heute noch anschauen kann ohne zu brechen?
Am ehesten noch aus der Zeit bevor es mit Texturen losging, aber aus der Zeit als 3D dann wirklich hipp wurde? mhmmm
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Axel
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Re: Runde 179: Das Auge spielt mit

Beitrag von Axel »

Desotho hat geschrieben: 10. Sep 2018, 12:07 Gibt es eigentlich Spiele aus der Frühzeit der (texturierten) 3D Grafik die man heute noch anschauen kann ohne zu brechen?
Am ehesten noch aus der Zeit bevor es mit Texturen losging, aber aus der Zeit als 3D dann wirklich hipp wurde? mhmmm
Jetzt wollte ich doch Alone in the Dark anführen. Oder Stunts. Die haben nämlich auch heute noch Charme. Aber die waren ja noch nicht texturiert

Aber so aus den Mitte der 90ern? Als es wirklich hipp wurde? Die N64 Spiele! Super Mario 64, Mario Kart 64, Cruis'n USA. Solche Titel sehen auch heute noch tatsächlich charmant aus IMO. Weil die Grafik der N64 weicher war und somit auch heute noch angenehmer anzuschauen ist. Bei den frühen 3D Spielen für PC oder Playstation sieht es aber schlecht aus.
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Desotho
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Re: Runde 179: Das Auge spielt mit

Beitrag von Desotho »

Geschmackssache, Mario 64 und Mario Kart 64 fand ich schon immer extrem hässlich. Schon als sie aktuell waren damals.
Cruis'n USA .. ja ok kein Instant-Brechreiz, aber hübsch oder stylisch ist halt auch was anderes.
Wobei man den frühen 2D Optiken dasselbe nachsagen kann.
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Voigt
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Re: Runde 179: Das Auge spielt mit

Beitrag von Voigt »

Da stimm ich zu, Mario64, Mario Kart 64 als auch Zelda OoT finde ich alle sehr hässlich., dafür sieht eigentlich alles ab GameCube von Nintendo ganz ordentlich aus. Zumindest wenn man Auflösung etwas hochsetzt.
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Axel
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Re: Runde 179: Das Auge spielt mit

Beitrag von Axel »

Dann vergleicht doch Mario 64 mit den direkten PS1 Counterparts: Spyro, Croc und Ape Escape. Dagegen ist Mario 64 mehr als hübsch! ;-)
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Textsortenlinguistik
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Re: Runde 179: Das Auge spielt mit

Beitrag von Textsortenlinguistik »

Danke. Endlich hab ich André von Crysis schwärmen hören. Darauf habe ich seit Jahren gewartet.

Das Spiel wird heutzutage fast so unterschätzt wie Far Cry 2.
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Kesselflicken
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Re: Runde 179: Das Auge spielt mit

Beitrag von Kesselflicken »

Nachtfischer hat geschrieben: 10. Sep 2018, 10:04 Beim Titel "Das Auge spielt mit" hätte ich mir zumindest eine Sektion gewünscht, die etwas näher am Gameplay dran ist. Stattdessen ging es ja fast ausschließlich um die Ästhetik und der Großteil des Gesprächs hätte so auch über animierte Filme geführt werden können. Das ist okay, war halt eher "Das Auge sieht".
IMO ne seeeeehr klare Anspielung aus die Phrase "Das Auge isst mit". Ergo: es kommt beim Essen nicht nur darauf an wie es schmeckt, sondern auch wie der Teller aussieht. Wenn das Gameplay das ist, was dem Spiel "Geschmack" verleiht, halte ich den Titel für überaus passend und "Das Auge sieht" für... hmmnjaa. Klugscheißermodus off :P .

On Topic: Fand die Folge sehr schön, auch wenn es diesmal imo recht wenig neue Erkenntnisse erbracht hat. Dass eine Bombastgrafik beim Durchschnittsspieler immer noch wesentlich stärker zieht, als alles andere, kann ich zumindest aus meiner eigenen Beobachtung im bestätigen. Ein Großteil meines Freundeskreises spielt fast ausschließlich Multiplayer-Titel. Aber wenn es mal ein Singelplayer-Spiel auf ihr Radar schafft, dann 100% wegen einer herausragenden Optik. Ist aber auch leicht nachvollziehbar wie ich finde. Am interessantesten fand ich aber den Gedankengang, dass Grafik und Artstyle nicht sauber auseinander gehalten werden können. Denn ich mach das scheinbar auch nicht mehr. Wenn ich etwa an das hübscheste Spiel denke, dass ich 2017 gespielt habe, würde ich ohne zu zögern Persona 5 nennen. Und das ist ja eigentlich ein Port von der PS3 :ugly:
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Re: Runde 179: Das Auge spielt mit

Beitrag von Voigt »

MitSchmackes! hat geschrieben: 10. Sep 2018, 17:11 Dann vergleicht doch Mario 64 mit den direkten PS1 Counterparts: Spyro, Croc und Ape Escape. Dagegen ist Mario 64 mehr als hübsch! ;-)
Mal YouTube Videos zu denen angeschaut. Sieht genauso kacke aus, Spyro eventuell sogar etwas besser als Mario.

Aber darum ging es eh nie. Aussage war, ist ist und war auch damals schon nicht hübsch. Insbesondere wenn man die mit damaligen 2D Titeln vergleicht. Aber auch so, ohne jeden Vergleich.
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Sebastian Solidwork
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Re: Runde 179: Das Auge spielt mit

Beitrag von Sebastian Solidwork »

Nachtfischer hat geschrieben: 10. Sep 2018, 10:04 Beim Titel "Das Auge spielt mit" hätte ich mir zumindest eine Sektion gewünscht, die etwas näher am Gameplay dran ist. Stattdessen ging es ja fast ausschließlich um die Ästhetik und der Großteil des Gesprächs hätte so auch über animierte Filme geführt werden können. Das ist okay, war halt eher "Das Auge sieht". Nur möchte ich an dieser Stelle drauf hinweisen, dass es auch ganz andere Dimensionen "guter Grafik" gibt als Technik und/oder Stil. Wie gut unterstützt die Grafik das Gameplay (durch visuelle Cues und Feedback)? Wie transparent lässt sich das Spiel (als System) lesen (was übrigens oft im Widerstreit zu technischer "Fidelity" steht, Stichwort "visual noise")? Sind bestimmte grafische Elemente dem Spiel als Ganzem zuträglich oder "nur" schön anzuschauen?

Ansonsten möchte ich Vinter zum schönen Eingangspost dieses Threads gratulieren. Und die Tatsache, dass ich die komplette Antithese seines Textes schreiben könnte und wir beide Recht hätten, zeigt mal wieder, dass wir es hier im Grunde mit verschiedenen Medien zu tun haben und gut daran täten, sie nicht alle unter "Videospiel" einzutüten. Aber das ist ein anderes Thema.
So wie Nachtfischer ging es auch mir und ich unterstütze seinen Beitrag vollumfänglich.
Ich hoffe mal darauf, das eine Folge zum Zusammenhang zwischen Spielmechanik und grafischer Visualisierung (ha ha, was für ein Dopplung) dieser mal kommen wird. Ich meine, dass das kein unwichtiges Thema ist.

Allgemein habe ich den Eindruck, dass Grafik das Heroin der Spiele ist. Die Dosis muss immer weiter erhöht werden um noch zu wirken. Das habe ich bei Andre & Sebastian so rausgehört, es findet schnell eine Gewöhnung statt.

Auch wurde eine, meiner Meinung nach wichtige, Voraussetzung für die revolutionären Schritte in der Grafik nicht erwähnt: Immer leistungsfähigere Hardware.
Vinter hat geschrieben: 9. Sep 2018, 16:32 AC: Origins sieht nochmal beeindruckender aus als alles vorher genannte. Allein die Wassereffekte genügen, um stundenlang mit dem Boot über den Nil fahren zu wollen.
Ich bin ernsthaft daran interessiert:
Tust du das tatsächlich? Und auch allein nur zu diesem Zweck? Wie habe ich das "wollen" zu verstehen (das ist Konjunktiv)?
Oder sind sie nur eine nette Abwechslung während du von A nach B fährst um im Spiel weiter zu kommen? Und das "wollen" drückt einen Gedankenwunsch aus?
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Vinter
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Re: Runde 179: Das Auge spielt mit

Beitrag von Vinter »

Es greift sicher etwas zu kurz, wenn ich nur die Wassereffekte dafür verantwortlich mache. Es ist natürlich immer der Gesamteindruck: Das Wasser, die Vegetation, aufgeschreckte Vögel, versunkene Götzenbilder. Aber ja: Ich bewege mich zT durch die Spielwelt, um virtuelles Sightseeing zu betreiben, optisch beeindruckende Bilder einzufangen und mich ein wenig treiben zu lassen.

Alexandria besitzt zum Beispiel einen Hafen samt Tunnelsystem, durch den ich sicher ein duzend Mal gesegelt bin, weil es so beeindruckend aussieht: Der Lichtwechsel beim verlassen des Tunnels, das flache Wasser, durch das Felsen schimmern, Fackellicht auf feuchtem Stein, die großen Segelschiffe, die im Hafenbecken liegen....

Oftmals bewege ich mich dabei auch bewußt langsam durch die Welt. Statt in Witcher 3 mit Plötze ständig im Galopp durch Velen zu hetzen, reite ich auch mal minutenlang im gemächlich Tempo durch Felder und Wiesen, um die Atmosphäre auf mich wirken zu lassen und die Details der Spielwelt aufzunehmen. Das geschieht idR vorallem in der ersten Spielhälfte eines neuen Spiels, aber kann auch später noch passieren, wenn ich zu neuen, beeindruckenden Landschaften komme, oder wenn ich gerade in der Stimmung dazu bin.

Das ist ein Teil des Spielspaßes, den ich erstmals in dieser Generation so kennengelernt habe. Scheinbar haben virtuelle Welten mittlerweile eine Schwelle überschritten, die sie für mich glaubwürdig genug machen, um in mir den Wunsch auszulösen, mal bewußt einen Gang runter zu schalten. Aber natürlich ist das nicht bei jedem Titel der Fall. Xenoblade Chronicles 2 etwa spiele ich nicht so - dafür fehlt ihm schlicht die grafische Opulenz.

Zu deinen anderen Fragen: Ich glaube, man kann das nie ganz vom restlichen Spiel trennen. Ich bin beispielsweise in ACO mit dem Boot über den Nil erstmals für eine Quest nach Memphis gefahren, hatte da also ein Ziel vor Augen - ich hätte aber auch eine kürzere Route nehmen können, via Reittier. In Memphis angekommen war ich allerdings so beeindruckt von der Stadt, dass ich erstmal ausgiebig durch die Kanäle der Stadt geschippert bin, alleine aus Freude an der Spielwelt.

Sowas kann dann auch schon mal ein halbes Stündchen oder mehr am Stück in Anspruch nehmen. Aber natürlich betreibe ich dann auch zwischendurch Gameplay: Wenn ich dabei eine mit Tempelruine Rätsel und verstecktem Schatz entdecke, lasse ich die natürlich auch nicht links liegen. Das passt dann auch zum Entdeckermodus, in dem ich in dem Moment bin. Ein Fort mit Wachen hingegen würde ich in der Situation eher stehen lassen und später wieder kommen, wenn mir nach Kampf ist. Auch bei GTA ist die Abgrenzung nicht so ganz leicht zu treffen: Wenn ich bisschen mit dem Auto herum cruise, ist das nicht auch irgendwie Gameplay, auch wenn mein innerer Antrieb in dem Moment Sightseeing ist?

Am Ende kommen über den Verlauf eines Witchers, ACOs, GTA o.ä definitiv auf mehrere Stunden Spielzeit, die ich so "verplempere". Ob es nun fünf oder fünfzehn Stunden sind - ich könnte es dir wirklich nicht sagen.
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