Multiple Entscheidungen in Spielen und was am Ende passieren kann

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manura133
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Multiple Entscheidungen in Spielen und was am Ende passieren kann

Beitrag von manura133 »

Achtung, Spoiler zu Witcher 3 im Text

Ich habe gerade The Witcher 3 nachgeholt und gestern abgeschlossen. Aber nicht nur das. Ich hatte noch meinen alten Spielstand vom ersten Teil und habe damit dann den zweiten Teil durchgespielt, um direkt im Anschluss den dritten Teil zu absolvieren.
Ich wollte unbedingt, dass die Entscheidungen aus den beiden vorherigen Teilen übernommen werden.
Also habe ich eine Menge Zeit mit dieser Spielereihe verbracht, obwohl gerade die Zeit für mich als Familienvater mit Haus und Hof ein kostbares Gut ist.

So weit zur Vorgeschichte, um das ganze Ausmaß sichtbar zu machen, was ich am Ende von Witcher 3 erlebt habe.
Es wurde mit nämlich das schlechtest mögliche Ende präsentiert. Zunächst habe ich das gar nicht so bemerkt, aber als Gerald dann ganz verzweifelt in der Hütte der Mumen saß, ahnte ich, hier stimmt etwas nicht.
Also gleich auf YouTube nachgeforscht und der inneren Leere in mir beim Wachsen zugesehen.
Am liebsten hätte ich dann meinen PC mit einer Streitaxt zerstückelt oder wäre zu CD Projekt gefahren und hätte etwas ähnliches mit deren PCs gemacht.
Dabei ist nicht das Schlimme, dass es ein schlechtes Ende gibt oder überhaupt mehrere. Mein erlebtes Ende war für mich schlichtweg nicht nachvollziehbar.
Ich spiele grundsätzlich gut und nicht böse, bei allen spielen. Allenfalls bin ich hier und da mal etwas rebellisch.

Es gibt anscheinend 5 Entscheidungen in der zweiten Hälfte des Spiels, die Auswirkungen auf das Ende haben.
1. Ciri nach Vesemirs Tod aufmuntern
Warum sollte einen trinken gehen in dieser Situation schlecht sein? Bei der anderen Möglichkeit hätte ich gar nicht gewusst was passiert, das war mir zu ungewiss. Übrigens typisch für diese Entscheidungen in Spielen.

2. Ciri zu ihrem Vater bringen
Kaiser Emhyr hätte ich gerne von seinem ersten Auftritt an enthauptet. Ich war also aufmüpfig und habe ihn ignoriert so weit möglich. Das war anscheinend auch richtig so. Zumindest für das Witcher Ende.

3. Ciri alleine in das Gespräch mit den Zauberinnen gehen lassen
Hier sieht man sehr schön wie schwammig solche Enscheidungen sein können. Ich bin mit Ciri gegangen, aber nicht um sie zu bevormunden, sondern um sie zu unterstützen. Das dies schlecht gewertet wird, war mir in keinster Weise bewusst.

4. Das Labor von Avallac'h verwüsten
Also jetzt mal ernsthaft, der Wut freien lauf zu lassen mag ja Spaß machen, aber das als gute Entscheidung zu werten. Sehr zweifelhaft.
Ich habe Ciri beruhigt und war mir meiner Sache sicher.

5. Skjalls Grab besuchen
Das habe ich sogar gemacht. Diese Entscheidung war ausnahmsweise mal eindeutig.

Alles in allem hat mich das Spiel nun enttäuscht zurückgelassen. Drei Teile mit aufbauenden Entscheidungen, etlichen kostbaren Spielstunden und dann so was. Außerdem hatte ich eine Romanze mit Triss, über alle drei Teile hinweg. War davon irgendetwas in meinem Ende zu sehen? Nein. Einfach nur bodenlose Enttäuschung in meinem Herzen. :cry:
Hat vielleicht jemand das gleiche Jammertal durchschritten?
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Sebastian Solidwork
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Re: Multiple Entscheidungen in Spielen und was am Ende passieren kann

Beitrag von Sebastian Solidwork »

Das ist für mich einer der Gründe warum ich solche Spiele mittlerweile meide.
Dragonage Inquisition habe ich nach ungefähr einer Stunde abgebrochen, weil bei meinen Entscheidungen Dinge passiert sind und gesagt wurden die nicht in die Auswahl hinein interpretiert habe.
Ich weiß es nur noch dunkel: ich dachte, dass die gewählte Option friedlich ist und dann brach ein Streit los.
Was war ich stinksauer und enttäuscht.
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Dicker
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Re: Multiple Entscheidungen in Spielen und was am Ende passieren kann

Beitrag von Dicker »

Ich kenne auch kaum ein Spiel, dass es schafft dem Spieler immer transparent zu zeigen, wie die möglichen Entscheidungen gemeint sind, sodass der Spieler bewusste eine davon wählen kann.
Oft ist es ja sogar so vom Entwickler gewollt, um dem Spieler zu zeigen, hey, es läuft nicht immer alles so, wie du es dir wünschst. Das ist bei kurzfristigen Entscheidungen OK. Bei langfristigen Entscheidungen, die vielleicht sogar das Ende des Spiels betreffen, sollte der Entwickler wirklich deutlicher werden.
Life is Strange hat das ganz schön mit seiner Zeit zurück Spülen Mechanik gemacht. Man könnte immer sehen, wie es sich auswirkt und sich dann entscheiden.
manura133
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Re: Multiple Entscheidungen in Spielen und was am Ende passieren kann

Beitrag von manura133 »

Es ist bestimmt einigermaßen schwer umzusetzen eine wirklich transparente und dabei aber nicht komplett "in your face" Mechanik zu entwickeln.
Ich meine bei Mass Effect hat es ganz gut funktioniert. Es war zwar sehr offensichtlich, dafür das Ergebnis absehbar. Jedenfalls wenn ich mich richtig erinnere und oben immer die gute Antwort war, in der Mitte die neutale und unten die böse.

Life is Strange ist auch ein gutes Beispiel. Allerdings auch nur wenn die Konsequenzen der Entscheidung gleich darauf offensichtlich waren.
Mit dem Spiel hatte ich nämlich ein ganz ähnliches Erlebnis. Zwar hatte ich das gute Ende, wusste aber nicht, dass Max Cloe küssen konnte.
In dem Fall habe ich tatsächlich noch einen Durchlauf gestartet. Aber auch nur, weil das mein bestes Spielerlebnis der letzten 10 Jahre war, wenn nicht sogar das beste überhaupt.

Bei der Witcher Reihe war es für mich besonders krass, weil überspitzt gesagt das Erlebnis von 3 Spielen in einem Moment zerstört wurde.
Die verschiedenen Enden hängen ja sogar teilweise von Nebenquests ab, die ich als übersättigter open world spieler wirklich nicht mehr alle erledigen möchte. Ganz abgesehen vom Faktor Zeit.
Obwohl sich The Witcher 3 schon etwas vom üblichen open world einerlei abhebt. Das muss ich schon lobend erwähnen.
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Desotho
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Re: Multiple Entscheidungen in Spielen und was am Ende passieren kann

Beitrag von Desotho »

In Dragon Age Origins hatte ich an einer Stelle den genialen Masterplan für alle entwickelt.
Alistair hatte ja eh immer davon geredet dass er nicht König sein will und es gab da noch ein paar andere Sachen. Ich war jedenfalls der Überzeugung alles passt perfekt.
Am Ende haben mich alle gehasst, ich hab neu geladen ein paar Arschloch Entscheidungen getroffen und alles war viel besser :D

Wesentlich krasser finde ich es aber bei Visual Novels. Da sind die Entscheidungen noch viel undurchschauberer, und um das "wahre" Ende zu sehen muss man oft die verschiedenen Wege durchspielen. Was letztendlich bedeutet dass man einige Zeit beim skippen verbringt.
Das lustige ist, dass es dafür schon lange Lösungen gibt wie z.B. bei Virtues Last Reward aber die Gameplay-Entwicklung dieses Genres ist echt kaum vorhanden.

Meine erste VN war Kira☆Kira und ich hatte sie durch und war echt am Boden zerstört. Erst 6 Monate später bin ich drauf gestoßen wie der Hase bei den VNs läuft und habe dann die anderen Routen und das "True Ending" gemacht. Das war echt befreiend da ich 6 Monate mit dem traurigen Ende gelebt habe und dachte: Das war's :D
El Psy Kongroo
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Tengri Lethos
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Re: Multiple Entscheidungen in Spielen und was am Ende passieren kann

Beitrag von Tengri Lethos »

Mir kommt es nicht darauf an, dass das Spiel meine Entscheidung dann auch 1:1 umsetzt. Ich versuche es wie im richtigen Leben zu sehen: eine von mir gutgemeinte Aussage kann mein Gegenüber so dermaßen falsch verstehen, dass daraus eine Handlung resultiert, die ich unbedingt vermeiden wollte. Also muss ich entscheiden, was mir wichtiger ist: die Handlung, die aus meinem Verhalten erwächst oder das mein Verhalten für mich richtig ist.
Wie sehr würde ich mir da ein Spiel im 24 Setting wünschen, dass mich vor die Entscheidung stellt, zwar das Richtige zu tun ( einen Informanten zu schützen), aber dafür das falsche Resultat zu bekommen ( durch die Enttarnung gibt es hunderte Tote).
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Jon Zen
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Re: Multiple Entscheidungen in Spielen und was am Ende passieren kann

Beitrag von Jon Zen »

Oh, wenn du dich schon über die Konsequenzen von Witcher 3 äußerst aufgeregt hast, solltest du auf keinen Fall Blood & Wine spielen.
Kleiner Spoiler

Hier gibt es auch 3 Enden, die ich überhaupt nicht nachvollziehen konnte. Ich erhielt eines der beiden schlechten Enden, wobei das vollkommen unlogisch war, weil ich als Spieler genau wusste, was in diesem Moment zu tun war, aber Gerald scheinbar nicht - obwohl er es hätte wissen müssen.
Das gute Ende erhält man übrigens nur, wenn man Glück hatte bei einer 50/50 Entscheidung und dort dann den richtigen Tagebucheintrag (?) findet, der dort zufällig herumliegt. :roll:

Alles in allem finde ich Witcher 3 großartig, auch Blood & Wine. Aber durch diese "Konsequenzen" am Ende, hat es sich doch noch selbst ins Knie geschossen.
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manura133
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Re: Multiple Entscheidungen in Spielen und was am Ende passieren kann

Beitrag von manura133 »

Ich glaube es geht hierbei, wie so oft im Leben, um die Erwartungen.
Witcher 3 ist ohne Frage ein sehr gutes Spiel. Viele Quests heben sich vom üblichen "Hole mir 3 Wolfsfelle" oder "Bringe Person x 5 Kräuter" ab. Auch wenn der Mittelteil, wie so oft bei diesen übergroßen Rollenspielen, seine Längen hat. Eigentlich hatte ich das Ende schon nach der Schlacht um Kear Morhen erwartet. Erwartungen eben.
Aber ich habe mich weiter durchgekämpft und wurde dann nicht so belohnt wie erwartet.
Wäre das in einem Lebenssimulator wo das Motto "shit happens" gilt akzeptabel? Klar. Will ich das in einer Art dreiteiligem Blockbuster erleben, wo ich mich bereits seit 150+ Std. auf ein Happy End freue? Ganz sicher nicht.

Es ist wirklich schwierig. Einerseits kann ich zustimmen und möchte das sich ein Spiel traut mich zu überraschen, auch mit unerwarteten Konsequenzen von Entscheidungen. Trotzdem bin ich angepisst, wie es bei Witcher gelaufen ist.

Blood & Wine werde ich nicht mehr erleben. Witcher 3 ist in meinem Rage Mode gleich von der Festplatte geflogen inkl. aller Savegames und Co.
Der Gerald kommt mir vor der Rente nicht mehr ins Haus. Dann werde ich mir fein säuberlich einen Schlachtplan zurechtlegen und im wahrscheinlich bereits vorhandenen Cyberspace alle 3 Teile, präzise wie ein Uhrwerk, zu dem meinen Ansprüchen genügenden besten Ende bringen. Weil ich ihn, tief in meinem Herzen, eben doch mag, den Gerald von Riva.
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Sebastian Solidwork
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Re: Multiple Entscheidungen in Spielen und was am Ende passieren kann

Beitrag von Sebastian Solidwork »

Tengri Lethos hat geschrieben: 15. Sep 2018, 22:14 Mir kommt es nicht darauf an, dass das Spiel meine Entscheidung dann auch 1:1 umsetzt. Ich versuche es wie im richtigen Leben zu sehen: eine von mir gutgemeinte Aussage kann mein Gegenüber so dermaßen falsch verstehen, dass daraus eine Handlung resultiert, die ich unbedingt vermeiden wollte. Also muss ich entscheiden, was mir wichtiger ist: die Handlung, die aus meinem Verhalten erwächst oder das mein Verhalten für mich richtig ist.
Wie sehr würde ich mir da ein Spiel im 24 Setting wünschen, dass mich vor die Entscheidung stellt, zwar das Richtige zu tun ( einen Informanten zu schützen), aber dafür das falsche Resultat zu bekommen ( durch die Enttarnung gibt es hunderte Tote).
Klar kann der Gesamtverlauf nicht unbedingt so sein wie ich es mir wünsche.
Aber wenn ich mich mit jemanden nicht streiten will, werde ich das vermeiden und ihn beschwichtigen. Aber nicht auf den Streit einsteigen.

Es hat schon mein Charakter Sachen gesagt und getan die ich so nicht erwartet habe. Wenigstens den will ich 1:1 kontrollieren.
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Re: Multiple Entscheidungen in Spielen und was am Ende passieren kann

Beitrag von Tengri Lethos »

Sebastian Solidwork hat geschrieben: 16. Sep 2018, 09:03 Klar kann der Gesamtverlauf nicht unbedingt so sein wie ich es mir wünsche.
Aber wenn ich mich mit jemanden nicht streiten will, werde ich das vermeiden und ihn beschwichtigen. Aber nicht auf den Streit einsteigen.

Es hat schon mein Charakter Sachen gesagt und getan die ich so nicht erwartet habe. Wenigstens den will ich 1:1 kontrollieren.
Das ist in der Art sehr ärgerlich, ich hatte soetwas hin und wieder auch bei Mass Effect. Das ist ein wenig der Fluch, dass man die Antworten nicht mehr vollständig ausformuliert vorher sehen kann.
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Sebastian Solidwork
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Re: Multiple Entscheidungen in Spielen und was am Ende passieren kann

Beitrag von Sebastian Solidwork »

Tengri Lethos hat geschrieben: 16. Sep 2018, 13:29 Das ist in der Art sehr ärgerlich, ich hatte so etwas hin und wieder auch bei Mass Effect. Das ist ein wenig der Fluch, dass man die Antworten nicht mehr vollständig ausformuliert vorher sehen kann.
In Interview mit diesem Bioware-Autoren spricht er genau da rüber mal.
Das haben sie gemacht, weil der Spieler nicht zuerst den vollständigen Satz lesen und anschließend, wie eine Echo, hören soll. Sie wollten etwas gutes tuen, dass die Gespräche besser rüber kommen. :ugly:
Klingt nach der Wahl zwischen Pest oder Cholera.
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