Wortreich: A Tale Told

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Sebastian Solidwork
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Wortreich: A Tale Told

Beitrag von Sebastian Solidwork »

So sehr es auch mich ärgert was die Eigentümer von Telltale getan haben, so sehe ich auch sie als auch nur als Teilnehmer im großen Spiel Kapitalismus, dass wir als ganze Menschheit nur verlieren können. (Marx und Co. sind für mich kein Ausweg, es gibt Alternativen - Märkte ohne Wachstumszwang)
So wie die Eigentümer gegen die Angestellten gewettet haben, wetten wir auch alle gegeneinander. Und wer die letzte Wette gewinnt wird getötet.

Entsprechend dem eisernen Dreieck des Projektmanagements (oder auch des Softwaretestes) sehe ich bei den genannten Faktoren Zeit und Qualität auch noch Geld. Zumindest indirekt wurde es erwähnt, mit den bereits bezahlten Spielen.
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Raptor 2101
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Re: Wortreich: A Tale Told

Beitrag von Raptor 2101 »

Sebastian Solidwork hat geschrieben: 9. Okt 2018, 09:45 Entsprechend dem eisernen Dreieck des Projektmanagements (oder auch des Softwaretestes) sehe ich bei den genannten Faktoren Zeit und Qualität auch noch Geld. Zumindest indirekt wurde es erwähnt, mit den bereits bezahlten Spielen.
Dieses Dreieck ist halt BWL Bullshit. Hier wird eine Korrelation zu einer Kausalität gemacht, die es nicht gibt. :roll:
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Sebastian Solidwork
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Re: Wortreich: A Tale Told

Beitrag von Sebastian Solidwork »

Raptor 2101 hat geschrieben: 9. Okt 2018, 14:22 Dieses Dreieck ist halt BWL Bullshit. Hier wird eine Korrelation zu einer Kausalität gemacht, die es nicht gibt. :roll:
Meine Beobachtungen in 10 Jahre als Softwaretester sagen mir was anderes. Kannst du mir genauer erklären was hier nicht stimmt?
Die Ursachen für z.B. das Einsparen von Geld mögen andere sein. Aber wer Geld einspart wird an Zeit und/oder Qualität streichen müssen.
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Re: Wortreich: A Tale Told

Beitrag von Raptor 2101 »

Sebastian Solidwork hat geschrieben: 9. Okt 2018, 14:29 Meine Beobachtungen in 10 Jahre als Softwaretester sagen mir was anderes. Kannst du mir genauer erklären was hier nicht stimmt?
Die Ursachen für z.B. das Einsparen von Geld mögen andere sein. Aber wer Geld einspart wird an Zeit und/oder Qualität streichen müssen.
In meiner 10 Jährigen erfahrung als Entwickler kann ich sagen, du kannst so viel Geld und Zeit in ein Team stecken wie du willst, wenn die "Umgebung" nicht stimmt, bekommst du kein Jota mehr an "Qualität" oder sonstigen Output.

Umgekehrt: Feuere die richtigen n - Nerfbratzen aus dem Team (kürze Zeit und Geld) und die Performance des Verbleibenden Teams steigt um Faktor 5.

Führungsqualitäten, TeamGefühl, Erfahrung, Befähigung usw. lassen sich so schlecht in Excel erfassen. Ich würde sogar die streitbare These in den Raum werfen, dass man "Software"-Qualität nicht in Excel erfassen kann.
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Sebastian Solidwork
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Re: Wortreich: A Tale Told

Beitrag von Sebastian Solidwork »

Raptor 2101 hat geschrieben: 9. Okt 2018, 14:43
Sebastian Solidwork hat geschrieben: 9. Okt 2018, 14:29 Meine Beobachtungen in 10 Jahre als Softwaretester sagen mir was anderes. Kannst du mir genauer erklären was hier nicht stimmt?
Die Ursachen für z.B. das Einsparen von Geld mögen andere sein. Aber wer Geld einspart wird an Zeit und/oder Qualität streichen müssen.
In meiner 10 Jährigen erfahrung als Entwickler kann ich sagen, du kannst so viel Geld und Zeit in ein Team stecken wie du willst, wenn die "Umgebung" nicht stimmt, bekommst du kein Jota mehr an "Qualität" oder sonstigen Output.

Umgekehrt: Feuere die richtigen n - Nerfbratzen aus dem Team (kürze Zeit und Geld) und die Performance des Verbleibenden Teams steigt um Faktor 5.

Führungsqualitäten, TeamGefühl, Erfahrung, Befähigung usw. lassen sich so schlecht in Excel erfassen. Ich würde sogar die streitbare These in den Raum werfen, dass man "Software"-Qualität nicht in Excel erfassen kann.
Danke, dass kann ich nachvollziehen und stimme dir zu.
Es braucht schon gute Leute um überhaupt was umsetzten zu können. Mehr schlechte Entwickler machen nicht automatisch besser Software.
Ich sehe das nur als die umgedrehte Perspektive.
Wer von guten Leuten Qualität möchte, muss ihnen auch Geld und/oder Zeit (das eine kann ja in das andere umgewandelt werden) zugestehen. Ohne Zeit/Geld gibt es auch keine Qualität.
Ich würde sogar die streitbare These in den Raum werfen, dass man "Software"-Qualität nicht in Excel erfassen kann.
Meine Erfahrung ist, dass es nicht geht. :) Dazu gibt es zu viele weiche Faktoren.
Allein die Anzahl von erfolgreich ausgeführten Testfällen sagt nichts aus. Man muss wissen was drin steckt und was nicht.
Zuletzt geändert von Sebastian Solidwork am 9. Okt 2018, 14:55, insgesamt 1-mal geändert.
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Re: Wortreich: A Tale Told

Beitrag von Raptor 2101 »

Sebastian Solidwork hat geschrieben: 9. Okt 2018, 14:48 Wer von guten Leuten Qualität möchte, muss ihnen auch Geld und/oder Zeit (das eine kann ja in das andere umgewandelt werden) zugestehen. Ohne Zeit/Geld gibt es auch keine Qualität.
Absolute Zustimmung!
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Re: Wortreich: A Tale Told

Beitrag von Wolfgang Walk »

Ist die alte BWL-Ceteris Paribus-Gleichung: unter sonst gleichen Bedingungen. Was natürlich immer schon reine Ideologie war, weil in komplexen Systemen sich immer alles ändert, wenn ich einen Faktor ändere.

Hab ich als Erstsemester versucht meinen Professoren klarzumachen (genauso wie den Unfug mit dem homo oeconomicus). Darauf haben sie mich des Marxismus verdächtigt - und ich lieber Mathematik studiert. Da kann man mit Komplexität umgehen.
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Sebastian Solidwork
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Re: Wortreich: A Tale Told

Beitrag von Sebastian Solidwork »

Bitte zurück zum Thema/These :) : Kapitalismus zerstört Spiele (und Menschen) :(
Darum ging es doch im Kern?
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Re: Wortreich: A Tale Told

Beitrag von Raptor 2101 »

Wolfgang Walk hat geschrieben: 9. Okt 2018, 15:31 Ist die alte BWL-Ceteris Paribus-Gleichung: unter sonst gleichen Bedingungen. Was natürlich immer schon reine Ideologie war, weil in komplexen Systemen sich immer alles ändert, wenn ich einen Faktor ändere.
Und selbst diese These ist schon seit Jahrhunderten widerlegt. Schon die alten Indianer wussten (dem sprichwort nach). Wenn das Pferd tot ist, spielt es keine Rolle wie viel Geld und Zeit man in die Pflege reinsteckt. Man muss einfach abstiegen :ugly:
Sebastian Solidwork hat geschrieben: 9. Okt 2018, 16:03 Bitte zurück zum Thema/These :) : Kapitalismus zerstört Spiele (und Menschen) :(
Darum ging es doch im Kern?
Nein BWLer Basching war doch das Thema? Oder Tester-Basching... Wobei eigentlich sind doch immer die Projektleiter schuld :mrgreen:
Wolfgang Walk
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Re: Wortreich: A Tale Told

Beitrag von Wolfgang Walk »

Sebastian Solidwork hat geschrieben: 9. Okt 2018, 16:03 Bitte zurück zum Thema/These :) : Kapitalismus zerstört Spiele (und Menschen) :(
Darum ging es doch im Kern?
Weiß ja nicht, ob ich da mitreden kann, aber wenn ich die Kolumne recht verstanden habe, war das maximal eine Facette ...
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Sebastian Solidwork
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Re: Wortreich: A Tale Told

Beitrag von Sebastian Solidwork »

Wolfgang Walk hat geschrieben: 9. Okt 2018, 16:37
Sebastian Solidwork hat geschrieben: 9. Okt 2018, 16:03 Bitte zurück zum Thema/These :) : Kapitalismus zerstört Spiele (und Menschen) :(
Darum ging es doch im Kern?
Weiß ja nicht, ob ich da mitreden kann, aber wenn ich die Kolumne recht verstanden habe, war das maximal eine Facette ...
Stimmt schon, du hast es nicht so explizit genannt. Dir ging es darum wie sich die Leute verhalten.
Dann ist es meine These, dass das die Ursache für das ganze ist. Und somit interpretiere ich deinen Text als indirekte Kapitalismuskritik, weil er sich mit den Symptomen befasst.
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Re: Wortreich: A Tale Told

Beitrag von Raptor 2101 »

Sebastian Solidwork hat geschrieben: 9. Okt 2018, 16:52 Stimmt schon, du hast es nicht so explizit genannt. Dir ging es darum wie sich die Leute verhalten.
Dann ist es meine These, dass das die Ursache für das ganze ist. Und somit interpretiere ich deinen Text als indirekte Kapitalismuskritik, weil er sich mit den Symptomen befasst.
Naja wenn dann ist es eine Kritik am "Zocken", auf die Wette, das Unternehmen unter größtmöglicher Privater Bereicherung zu verschachern. Das ist noch mal eine gesonderte Form, finde ich. Das ist wie bei den ganzen StartUps. Bei denen hat man nur den Vorteil, dass die nach kurzer Zeit wieder Tot sind. Gefühlt kommen viele SpieleStudios nie über den FinanzierungsStatus eines StartUps raus
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Re: Wortreich: A Tale Told

Beitrag von Wolfgang Walk »

Ein gutes Stück zockt jeder Unternehmer. Worum es mir in erster Linie geht: Dass ich als Unternehmer die verdammte Pflicht habe, die Wette nicht auf Kosten meiner Mitarbeiter abzuschließen. Das ist m.E. bei Telltale (und vielen anderen nicht nur Game-Unternehmen) geschehen und inzwischen leider ein kaum noch kritisierter Verhaltenskodex geworden.

Kapitalismus ist das eine. Betrug (und nichts anderes ist so ein Verhalten, weil ich die Leute unter Vorspiegelung falscher Tatsachen ausbeute) etwas ganz anderes.
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Re: Wortreich: A Tale Told

Beitrag von Raptor 2101 »

Wolfgang Walk hat geschrieben: 9. Okt 2018, 17:29 Ein gutes Stück zockt jeder Unternehmer. Worum es mir in erster Linie geht: Dass ich als Unternehmer die verdammte Pflicht habe, die Wette nicht auf Kosten meiner Mitarbeiter abzuschließen. Das ist m.E. bei Telltale (und vielen anderen nicht nur Game-Unternehmen) geschehen und inzwischen leider ein kaum noch kritisierter Verhaltenskodex geworden.

Kapitalismus ist das eine. Betrug (und nichts anderes ist so ein Verhalten, weil ich die Leute unter Vorspiegelung falscher Tatsachen ausbeute) etwas ganz anderes.
Wenn du dir die StartUp-Kulture anschaust, wird das nicht nur "kaum noch kritisiert" sondern als "anstrebenswerter" Zustand betrachtet.

Wenn eine Firma nicht genug Geld hat, das nächste Quartal zu überleben und Techniken nach dem Motto designed "TTM = 0, um den Rest kümmern wir uns, wenn wir nicht Pleite sind" ist das Gewinnmaximierung auf Kosten aller: Mitarbeiter, Kunden, Gesellschaft.

In einer Sache würde ich dir aber Wiedersprechen. Verdi disqualifiziert sich nicht erst mit der Haltung zum "Hakenkreuz in Spielen" als Gewerkschaft für ITler. Die waren schon vorher unbrauchbar. Ich such seit jetzt gut 15 Jahren nach ein brauchbaren Gewerkschaft, mittlerweile glaub ich nicht mehr dran ...
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Re: Wortreich: A Tale Told

Beitrag von HG_Christopher »

Wolfgang Walk hat geschrieben: 9. Okt 2018, 17:29 Ein gutes Stück zockt jeder Unternehmer. Worum es mir in erster Linie geht: Dass ich als Unternehmer die verdammte Pflicht habe, die Wette nicht auf Kosten meiner Mitarbeiter abzuschließen. Das ist m.E. bei Telltale (und vielen anderen nicht nur Game-Unternehmen) geschehen und inzwischen leider ein kaum noch kritisierter Verhaltenskodex geworden.

Kapitalismus ist das eine. Betrug (und nichts anderes ist so ein Verhalten, weil ich die Leute unter Vorspiegelung falscher Tatsachen ausbeute) etwas ganz anderes.
Versteh mich nicht falsch Wolfgang aber Telltale war eine von Investoren getriebene Firma. Die Strategie von einer (amerikanischen) VC finanzierten Firma unterscheidet sich meist deutlich von einem z.b. deutschen Mittelständler, der sein Geld und Arsch selbst verwettet. Klar treffen hier Welten aufeinander. Aktuell diskutieren viele, wieso Telltale gescheitert ist. Dies kann an soviel liegen - hier einfach ein paar Punkte zusammen geschrieben auf die Schnelle:
1. One-Hit-Wonder
2. Falsche IP-Lizenzierung (denn leider haben ja die anderen IPs nicht gezogen, sicherlich aber viel gekostet)
3. Keine oder kaum eigene IPs (was sicherlich für den fehlenden Aufkauf jetzt entscheidend war)
4. Zu schnelles Wachstum nach dem Erfolg mit TWD
5. Veraltete "Engine"
6. Marktveränderung (Businessmodel, Produkt, Plattform)
7. Sättigung des Genres und mögliche Kannibalisierung untereinander
8. Managementfehler (wie man so liest sogar ganz viele)
9. Ausbeutung der Mitarbeiter 10. Verschiebung von Produkten bzw Releases auf bestimmten Plattformen
11. Extrem hoher Headcount (Personalkosten die sicherlich nicht niedrig sind, da SF gleich daneben ist)
12. Keine Innovation und fehlende Neuentwicklung
13. Konzentration auf den Hockeystick anstelle von langsames meist gesundes Wachstum


Die These mit "Unternehmensverkauf" glaub ich nicht, eher an eine neue Finanzierungsrunde, die geplatzt ist und in der Runde hätte halt mehr als ein Spiel laufen müssen bzw vielleich auch das Management ausgetauscht gehört. Dies deutet auch auf den knallharten Cut hin. Ein Käufer hätte sich auch nur das Sahnestück genommen aber sicherlich nicht 450 Angestellte und ein Rattenschwanz an fremden IPs und Produkte angeschafft. Ein "Turnaround" sehe ich hier leider kaum möglich.

Riskien muss jeder Unternehmer eingehen, jeden Tag aufs Neue. In der Spieleentwicklung ist jedoch immer eines am Wichtigsten und das ist das TEAM, dass hinter jedem Produkt und Firma steht. Ohne das Team ist eine Firma nur das Wert was die IPs angeht, denn die paar Rechner, Verträge, Software, etc. - Pillepalle... Eine Ausbeutung der Leute würde nie auf Dauer gut gehen und rächt sich immer sehr schnell. Was ich gerlernt habe über die Jahre ist defintiv "wer nicht mit der Zeit geht, geht mit der Zeit", so auch hier. Aus der Pleite eines Telltale werden wieder viele neue Studios und Produkte entstehen. Die Branche bzw auch die Angestellten werden aus Telltale nicht viel lernen, leider. Du hast deine Erfahrung schon damals mit Bluebyte gemacht. Andere Angestellte müssen "ihr" Bluebyte erst selbst erleben. Und an die großen "Ausbeuter"-schreier, bitte einfach auch mal in die Stiefel eines Unternehmers laufen. Mit Ausbeutung kommt man nicht weit. So und jetzt haut mich... ;)
Wolfgang Walk
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Re: Wortreich: A Tale Told

Beitrag von Wolfgang Walk »

HG_Christopher hat geschrieben: 9. Okt 2018, 19:35 Ohne das Team ist eine Firma nur das Wert was die IPs angeht, denn die paar Rechner, Verträge, Software, etc. - Pillepalle... Eine Ausbeutung der Leute würde nie auf Dauer gut gehen und rächt sich immer sehr schnell.
Und eigene IPs hatten sie ja nicht. Zumindest keine, die jemals Geld verdient haben. Und deshalb ergibt es ja noch viel weniger Sinn, das Team zu verbrennen (was sie über Jahre betrieben haben). Du hast Recht, dass Telltale investorengetrieben war. Das bestreite ich auch nicht, sondern erwähne ja sogar, dass sie immer mal wieder Geld eingetrieben haben. Mag sein, dass nur eine weitere Finanzierungsrunde geplatzt ist, aber dann liegt das daran, dass die Investoren nicht mehr geglaubt haben, sie könnten die Firma noch mit Gewinn veräußern. Darum geht es Investoren ja meist: Wertmaximierung und dann verkaufen.

Dass die jeweiligen CEOs da womöglich auch nur den Druck der Investoren nach unten verteilt haben: ist sehr gut möglich. Ändert nichts am Hauptvorwurf: Menschen ausgebeutet, das Risiko mittragen lassen ohne Aussicht, auch am Gewinn beteiligt zu werden, und dann, als alles zusammenbricht, die Leute unvorbereitet in die soziale Krise zu schubsen. Das ist natürlich Ausbeutung - und sagt eben NICHT, dass jeder Games-Unternehmer ein Ausbeuter ist. Meine Erfahrung sagt sogar: Wenn einer lange dabei ist, dann WEIL er seine Leute gut behandelt hat. So wie Du.

Aber Telltale eben nicht.
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Re: Wortreich: A Tale Told

Beitrag von HG_Christopher »

Telltale war halt auch schon lange dabei (2004). 14 Jahre ist eine Ewigkeit aber ich glaub, es ist halt ein Unterschied ein Laden mit 20-50 zu führen und dann mit 450! Plus von kleiner "Indie" hin zu Investoren getriebene Firma. Ich glaub an das Thema "verkauf" nicht, dafür war die Braut einfach nicht hübsch genug. Damals vielleicht, als sie den Überraschungshit hatten mit TWD aber dann den "Absprung" nicht geschafft. Aber wenn man erfolgreich ist, einen Laden zu verkaufen ist schwer, denn man denkt sich dann mach ich doch einfach noch Hit 2,3,4 und bekommt das xfache. Ja das ist was Investoren sehen wollen. Aber es ist halt sauschwer. Dann wird plötzlich Umsatz pro Angestellter gesehen und ganz viele eingestellt, denn dann wächst auch der Umsatz... ach, ich denke wir sollten mal wieder ein Bier trinken gehen ;) - das schlimme ist ja wir sind uns ja einig. Und ja es ist immer scheisse für die Angestellten die betroffen sind.
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Re: Wortreich: A Tale Told

Beitrag von Leonard Zelig »

Sebastian Solidwork hat geschrieben: 9. Okt 2018, 09:45 So sehr es auch mich ärgert was die Eigentümer von Telltale getan haben, so sehe ich auch sie als auch nur als Teilnehmer im großen Spiel Kapitalismus, dass wir als ganze Menschheit nur verlieren können. (Marx und Co. sind für mich kein Ausweg, es gibt Alternativen - Märkte ohne Wachstumszwang)
Dass Menschen falsche Entscheidungen treffen passiert glaube ich in jedem System. Nur dass bei der Planwirtschaft gleich alle dran glauben müssen wenn die Verantwortlichen sich verkalkulieren, während im Kapitalismus die Mitarbeiter wenigstens versuchen können bei anderen Unternehmen unterzukommen oder wie die Ex-Telltale-Mitarbeiter Campo Santo rechtzeitig ein eigenes Unternehmen gründen.

Wir verlieren das Spiel, weil wir äußeren Zwängen unterworfen sind. Das Verbrennen von Kohle zerstört den Planeten, aber es bringt Geld. Im Sozialismus den Machthabern, im Kapitalismus den Aktionären. Wer sich dagegen auflehnt, wird im Sozialismus ins Gefängnis geschmissen und im Kapitalismus ignoriert oder korrumpiert. Es gibt beim Klimawandel kein 9/11 oder Fukushima-Moment, der dafür sorgen könnte dass alle Kohlekraftwerke und Autos mit Verbrennungsmotoren stillgelegt werden. Der Leidensdruck ist nicht hoch genug. Wer will schon seinen Lebensstandard senken, nur um das Klima zu retten? Es wird doch von der Gesellschaft erwartet, dass man gut verdient, verheiratet ist, Kinder hat, sowie einen großen Freundeskreis und viele Hobbies besitzt. Also alles Sachen, die schwierig werden wenn man arbeitslos ist und dem System nicht zur Verfügung steht.

Aber genug vom Off-Topic, kommen wir zu Telltale Games.

Die Einschätzung von Wolfgang, dass sich Telltale nicht genug getraut hat und ihnen Spiele wie Life is Strange den Rang abgelaufen haben, teile ich. Meiner Meinung nach war der Output an Telltale-Adventures eine Zeit lang einfach zu groß. Dadurch wurde der Markt übersättigt. Ist ja kein ganz neues Phänomen in der Spielebranche, sondern kommt immer wieder mal vor. Sie hätten mehr Abwechslung bieten müssen, statt immer die gleiche Formel abzuspielen. Vielleicht auch mal etwas für 40€ in die Läden stellen, das nicht episodisch ist. So wie es die Life-is-Strange- Macher dieses Jahr mit Vampyr gemacht haben. Die Qualität war glaube ich gar nicht mal so sehr das Problem. Die beiden Batman-Staffeln haben gute Kritiken eingeheimst, aber sich trotzdem nicht verkauft. Ähnliches gilt für das Spiel zu Guardians of the Galaxy.

Selbst bei Nintendo-Spielen, die oft von herausragender Qualität sind, gab es beim Release von New Super Mario Bros. U Ende 2012 Stimmen die sich darüber beklagten, dass das Spiel seinen Vorgängern viel zu ähnlich sei. Und Nintendo hat den Output daraufhin deutlich verringert und in den sechs Jahren seitdem kein neues Spiel der Reihe mehr rausgebracht. Pro Generation gibt es auch oft nur ein 3D-Mario, ein Zelda, ein Smash Brothers oder Mario Kart.

Dadurch, dass Telltale auf über 400 Entwickler angewachsen war, konnten sie sich aber keine kreativen Schaffenspausen leisten und mussten die Spiele wie am Fließband raushauen. Dass Studios ein schneller Mitarbeiterwachstum nicht gut tut war ja schon öfter Thema bei The Pod. Telltale ist leider ein weiteres Negativbeispiel. Ob jetzt Investoren oder das Management von Telltale verantwortlich sind, lässt sich von außen schwer beurteilen. Genauso wie ob es Versuche gegeben hat das Studio gewinnbringend zu verkaufen. Spontan fällt mir kein potentieller Käufer ein. Als Exklusivspiele rechnen sich Lizenzspiele erst recht nicht. Vielleicht bestand die Hoffnung von Netflix oder Amazon aufgekauft zu werden, um dann von deren Kundenstamm zu profitieren.
"The whole problem with the world is that fools and fanatics are always so certain of themselves, but wiser people so full of doubts."

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Re: Wortreich: A Tale Told

Beitrag von HG_Christopher »

Als mögliche Aufkäufer kommen eigentlich nur die IP Owner (Hollywood und co) in Frage, da bei einem Besitzerwechsel der IP Owner fast immer die lizenzierte IP rausziehen darf, was man auch meistens macht um eben nochmal Lizenzgebühr zu bekommen oder eben die IP nochmal jemanden anderen zu geben. Börsengang wäre auch möglich gewesen aber dann hätte jeder die Schwachstelle sofort gesehen. Das es jetzt so schnell ging, zeigt eigentlich nur, dass es nicht geplant war und sogar das Management überrascht war. Sonst hätte man ein "wind down Szenario" gesehen. Denn jeder würde die Kuh erst noch melken so lange es geht und die Investoren beglücken und den Schaden in Grenzen halten. Aber wie gesagt, man kann hier sehr viel reininterpretieren. Tell Tale geht für mich in die Geschichte ein, die solche "Spiele" (wenn man die so nennen kann), groß gemacht haben.
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Re: Wortreich: A Tale Told

Beitrag von Sebastian Solidwork »

Gleich vorweg: Plantwirtschaft und Sozialismus sind nicht die einzige Alternative die ich sehe. So wie wir jetzt keine bipolare Weltordnung mehr haben, so wenig gibt es auch hier nicht eine rein binäre Entscheidung. In komplexen System kann es bekannter Maßen ausreichen Kleinigkeiten zu ändern um große Wirkung zu erzielen.
Märkte und Geld können auch anders funktionieren, ohne den krebsartige Wachstumszwang.
Nennt sich Freiwirtschaft (Geld mit Umlaufsicherung) nach Silvio Gesell. Wen es interessiert dem erkläre ich es gerne. (Inflation ist nicht das gleiche)
Wolfgang Walk hat geschrieben: 9. Okt 2018, 17:29 Ein gutes Stück zockt jeder Unternehmer. Worum es mir in erster Linie geht: Dass ich als Unternehmer die verdammte Pflicht habe, die Wette nicht auf Kosten meiner Mitarbeiter abzuschließen. Das ist m.E. bei Telltale (und vielen anderen nicht nur Game-Unternehmen) geschehen und inzwischen leider ein kaum noch kritisierter Verhaltenskodex geworden.

Kapitalismus ist das eine. Betrug (und nichts anderes ist so ein Verhalten, weil ich die Leute unter Vorspiegelung falscher Tatsachen ausbeute) etwas ganz anderes.
Dem Wachstumszwang und dessen Umverteilung kann sich keiner entziehen weil er systembedingt ist. Einzelne verhalten sich so wie es im System von Vorteil ist.
Im Kapitalismus gewinnt man viel wenn man betrügt. Es ist von Vorteil zu betrügen. Gesetze und gar die Strafverfolgung kommen meistens zu spät um vor größeren Schäden zu bewahren. Das heißt nicht, dass es jeder tut, aber wer es tut hat einen gewissen Vorteil.

Christopher, dass heißt nicht, dass man nur Leute ausbeutet. Man muss mit seiner Firma "nur" besser sein als andere. Für das hilft es gute Leute zu haben und sich um sie zu kümmern. Überspitzt gesagt: Wer die besser Armee hat gewinnt den Krieg. Gute Offiziere können gute Strategien ausarbeiten.
Das soll in keinster Weise eine persönliche Anschuldigung sein, sondern nur das allgemeine Prinzip verdeutlichen. Ich in meinen gut bezahlten Jobs Softwaretester profitiere auch davon, ich helfe beim besser sein als andere.
Hilft es als Einzelner aus so einem System auszusteigen? Ich glaube kaum, damit ändere ich es nicht und ich verliere die Verbindung zu vielen netten Menschen wie euch hier. Und wann am Ende irgendwo ein Atomkraftwerk hochgeht oder systembegingt mal wieder Krieg herrscht bin ich auch dran.

Wir sind hier alle Verlierer.



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Zuletzt geändert von Sebastian Solidwork am 10. Okt 2018, 00:18, insgesamt 1-mal geändert.
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