Runde #184: Jochen auf der EGX und im Tank

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Leonard Zelig
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Re: Runde #184: Jochen on the road (EGX Berlin 2018)

Beitrag von Leonard Zelig »

goschi hat geschrieben: 14. Okt 2018, 19:15
Leonard Zelig hat geschrieben: 14. Okt 2018, 19:11
goschi hat geschrieben: 14. Okt 2018, 17:56 Wieso ist das fragwürdig?
Ich verstehe das wirklich nicht.
Würden Andre, Jochen oder Sebastian darauf spekulieren in Zukunft in den PR-Abteilungen von Microsoft, EA oder einem anderen Publisher zu arbeiten, würden sie sich automatisch anders verhalten. Es gibt also eine Schere im Kopf und wenn es nur unterbewusst ist.

Genauso problematisch ist es, wenn Politiker nach ihrer Amtszeit in die Wirtschaft wechseln.
Du unterstellst damit gerade, dass ein jeder, der einmal bei der PR arbeitet, langfristig daraufhin gearbeitet hat
Das ist ein ziemlich heftiger Vorwurf!
Nicht jeder PR-Mitarbeiter hat vorher im Journalismus gearbeitet. Viele haben in die Richtung studiert und sind dann durch Praktika in der PR gelandet. Wenn man als Journalist zu unbequem ist, dann erhöht das sicher nicht die Chancen nachher in dem kritisierten Unternehmen zu landen.
"The whole problem with the world is that fools and fanatics are always so certain of themselves, but wiser people so full of doubts."

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Stuttgarter
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Re: Runde #184: Jochen on the road (EGX Berlin 2018)

Beitrag von Stuttgarter »

Wunderbare altmodische Gesprächsfolge. Bitte öfter machen! :)
Rince81
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Re: Runde #184: Jochen on the road (EGX Berlin 2018)

Beitrag von Rince81 »

Leonard Zelig hat geschrieben: 15. Okt 2018, 00:20
goschi hat geschrieben: 14. Okt 2018, 19:15
Leonard Zelig hat geschrieben: 14. Okt 2018, 19:11

Würden Andre, Jochen oder Sebastian darauf spekulieren in Zukunft in den PR-Abteilungen von Microsoft, EA oder einem anderen Publisher zu arbeiten, würden sie sich automatisch anders verhalten. Es gibt also eine Schere im Kopf und wenn es nur unterbewusst ist.

Genauso problematisch ist es, wenn Politiker nach ihrer Amtszeit in die Wirtschaft wechseln.
Du unterstellst damit gerade, dass ein jeder, der einmal bei der PR arbeitet, langfristig daraufhin gearbeitet hat
Das ist ein ziemlich heftiger Vorwurf!
Nicht jeder PR-Mitarbeiter hat vorher im Journalismus gearbeitet. Viele haben in die Richtung studiert und sind dann durch Praktika in der PR gelandet. Wenn man als Journalist zu unbequem ist, dann erhöht das sicher nicht die Chancen nachher in dem kritisierten Unternehmen zu landen.
Dann würden sich also auch Bundesligafussballer gegen die Bayern zurückhalten, weil Tore gegen die Bayern zu schießen könnte die Chancen mal einen lukrativen Deal dort zu bekommen reduzieren...

Glaube ich nicht, die großen Publisher wollen die besten. Die wissen auch selbst, was sie veröffentlichen und damit auch, ob Kritik berechtigt ist, eine Schere im Kopf ist daher nicht notig...
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JJos
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Re: Runde #184: Jochen on the road (EGX Berlin 2018)

Beitrag von JJos »

Das klingt sehr spannend - hat jemand einen Link zum Pannel gefunden und ich habe es nur übersehen oder gibt es wirklich keine Aufzeichnung?

Hier noch mal das Abstract von der EGX Website:
18:00 (Panel 1/Halle 2): Gaming-Journalismus in Gefahr! Sind Content Creator das Ende der Spiele-Publikationen? Seit einigen Jahren nun hat sich das Phänomen der Content Creator auf Youtube und Instagram als feste Informationsquelle über alles Mögliche und auch Videospiele etabliert. Reicht dieser Zeitraum, um sagen zu können, was diese Entwicklung für die traditionellen Spiele-Magazine und ihre Berichterstattung bedeutet? Michael Graf (GameStar), Jochen Gebauer (Games Podcast), Gunnar Lott (Visibility), Maxi Gräff (Microsoft) und Ingo Horn (Wargaming) wollen dieser Frage auf den Grund gehen.
Raptor 2101
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Re: Runde #184: Jochen on the road (EGX Berlin 2018)

Beitrag von Raptor 2101 »

Rince81 hat geschrieben: 15. Okt 2018, 07:59 Dann würden sich also auch Bundesligafussballer gegen die Bayern zurückhalten, weil Tore gegen die Bayern zu schießen könnte die Chancen mal einen lukrativen Deal dort zu bekommen reduzieren...

Glaube ich nicht, die großen Publisher wollen die besten. Die wissen auch selbst, was sie veröffentlichen und damit auch, ob Kritik berechtigt ist, eine Schere im Kopf ist daher nicht notig...
Man kann nicht mit allem ein Fußballvergleich machen :ugly:

Nach der Argumentation sind auch alle Compliance Regeln in der "Freien Wirtschaft" und in der Politik die eine nachgelagerte Beschäftigung betreffen Sinn-befreit. Es ist auch absoluter Zufall, dass diverse Mitarbeiter des Parlamentes just in den Firmen auftauchen, die sie während der Parlamentszeit hätten prüfen/überwachen sollen. Du kannst dir ernsthaft nicht vorstellen, dass der durchschnittliche Bürohengst eine andere Motivation und Planungssicherheit ansetzt als ein Spitzensportler von 1000(0)?

Aber wenn schon ein schlechter Fußballvergleich, dann muss auch der hier möglich sein: wenn ein Schiedsrichter gleichzeitig Wetten am Laufen hat (für das Spiel, dass er pfeift), dann ist dann auch ok ?
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Fu!Bär
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Re: Runde #184: Jochen on the road (EGX Berlin 2018)

Beitrag von Fu!Bär »

Kurzer Einwurf: Think Tank würde ich mit Ideen Werkstatt übersetzten.
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Andre Peschke
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Re: Runde #184: Jochen on the road (EGX Berlin 2018)

Beitrag von Andre Peschke »

Leonard Zelig hat geschrieben: 15. Okt 2018, 00:20 Nicht jeder PR-Mitarbeiter hat vorher im Journalismus gearbeitet. Viele haben in die Richtung studiert und sind dann durch Praktika in der PR gelandet. Wenn man als Journalist zu unbequem ist, dann erhöht das sicher nicht die Chancen nachher in dem kritisierten Unternehmen zu landen.
Tatsächlich ganz interessante Frage. Aus meiner Sicht zutreffend:

Der Spielejournalist findet oft einen sehr begrenzten Arbeitsmarkt vor, da er ja eine "Inselqualifikation" trainiert. Spielehersteller aller Art sind zumindest die naheliegendste Bucht die er ansteuern kann, wenn er den Job verliert. Vorstellbar, dass er sich da einen Platz in der Sonne erhalten will? Theoretisch schon.

Wenn er sich als zu kritisch positioniert, hat er vllt. ein Glaubwürdigkeitsproblem beim Wechsel. Sprich: Wenn jemand, der 4 Jahre lang immer jedes neue "Assassin's Creed" schlecht bewertet hat, plötzlich als Pressesprecher Interviews geben soll, in denen er die Vorzüge des Spiels hervorkehrt ... schwierig. Kann mir vorstellen, dass das "bremst". Aber für jede solche Stelle gibt's bestimmt 10 PR-Manager, die nie "zum Endkunden sprechen".

Alternativ ebenfalls vorstellbar: Man entwickelt schlicht nicht den guten Draht zur PR und hat nicht das nötige Vitamin B um eine Stelle zu bekommen.

Ich kann mir vor allem kritische Situationen vorstellen, wenn so ein Wechsel bereits in trockenen Tüchern ist und jemand "Abschiedsgeschenke" macht. Im Sinne von: Heute Darksiders 3 ne 90 geben, in drei Monaten bei THQ-Nordic anfangen. Aber die Anzahl der Personen, die sich derart korrumpieren lassen, ist hoffentlich eher gering.

Allerdings:

- Ich wüsste nicht, warum kritische, professionelle Berichterstattung per se ein Ausschlusskritierium sein sollte. Im Gegenteil würde ich das genau so sehen, wie bei dem Fussball-Beispiel: Wenn ein Torschütze den Bayern den Kasten voll haut, dann wollen sie den ERST RECHT im eigenen Team spielen sehen, auch wenn es sie im Moment ärgert. Sprich: Warum sollte ich als PR-Agentur den schlechten Journalisten anheuern (außer, siehe oben)?

- Ex-Journalisten werden vor allem gern angeheuert, weil sie entsprechende Kontakte in die Redaktionen mitbringen. Man kennt die Kollegen persönlich, man kennt die Arbeitsabläufe, man hat vllt sogar viele Telefonnummern etc. Man weiß auch, wie man etwas Kollege X und Y schmackhaft machen kann.

- Je nach Konstellation kann's vielleicht ja sogar von Vorteil sein, wenn jemand sehr kritisch war und das Lager wechselt. Wenn Jochen morgen bei Bethesda anfängt und uns allen versichert, TES6 sei das beste Rollenspiel, dass er je gespielt hat... kann mir vorstellen, dass das Spiel dadurch eine gewissen zusätzliche Legitimation erfährt, egal wie oft man rational denkt: "Das muss er ja jetzt auch sagen!".

Unterm Strich:

Glaube nicht, dass allein die theoretische Aussicht auf einen Posten in der PR schon Wirkung zeigt. Würde Problemfälle eher dort vermuten, wo schon konkret ein Wechsel angebahnt wird. Ein vorgeschlagener Mechanismus der Marke "Du darfst nach dem Ende deiner Karriere als Spielejournalist ein Jahr lang nicht zu einem Hersteller wechseln" wäre aus Sicht einer systemischen Absicherung gegen Einflussnahme daher sicher nicht verkehrt. Aber dann müssten Spielejournalisten erheblich besser bezahlt werden, damit eine solche Einschränkung auch zumutbar ist. Gute Bezahlung ist, neben guter Ausbildung, eh die beste Absicherung gegen Korruption. ^^

Zum konkreten Fall: Maxi hat IIRC Marketing/PR Studiert und ist mit diesem Studium dann im Journalismus gelandet. Und bevor sie zu MS gewechselt ist, hat sie ja High5 gemacht, also ein Entertainment-Projekt. Bis auf vllt hier und da einen GamePro-Gastartikel, war sie da ja aus dem Journalismus also schon mind. 1 Jahr lang raus.

Andre
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Heretic
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Re: Runde #184: Jochen on the road (EGX Berlin 2018)

Beitrag von Heretic »

Dass PR-Menschen nicht die ultimative Wahrheit von sich geben wollen/können/dürfen, sollte sich inzwischen eigentlich rumgesprochen haben. Ich würde z. b. einem Bethesda-Jochen nicht abkaufen, dass das neue Elder Scrolls-RPG das beste Spiel aller Zeiten ist, selbst wenn ich ihn noch als Gamestar- oder The Pod-Jochen angenehm in Erinnerung habe. Ich kann mir aber gut vorstellen, dass Publisher u. a. genau diesen Effekt im Sinn haben, wenn sie ehemalige Spieleredakteure einstellen. Was ich nicht für verwerflich halte. Abgesehen davon ist es doch nicht schlecht, wenn der PR-Mensch Ahnung von seinem Produkt hat. Das kommt automatisch etwas glaubhafter rüber als beispielsweise ein berühmter Schauspieler, der das tollste Shampoo der Welt bewirbt.
Nimlod
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Re: Runde #184: Jochen on the road (EGX Berlin 2018)

Beitrag von Nimlod »

Also ich würde mir das nächste Mal mehr Fakten als die Meinung einer Medienpädagogin wünschen, bevor man eine ganze (nicht mal wirklich definierte) Generation runtermacht. Man sieht sogar an diesem Thread, was dabei rauskommt, wenn man so Halbwissen zu unkritisch los wird: "Was? Das hätt ich nicht gedacht!", "Ja, das wusste ich schon immer!".
Das hört sich so nur allzu schnell nach "Mensch, die Jugend von heute.." an.

Wenn es die Fakten tatsächlich hergeben, ok, aber wäre eben schön, wenn man sich da erstmal genauer informieren würde. Oder wenn man spekulieren möchte, sollte man sich m.M.n. nach nicht so stark auf eine Seite schlagen. So hat mich das Thema beim Zuhören geärgert. Der Rest des Podcasts war gut und interessant.
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Lurtz
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Re: Runde #184: Jochen on the road (EGX Berlin 2018)

Beitrag von Lurtz »

Endlich mal wieder eine Sonntagsfolge, die ich in der gleichen Nacht durchgehört habe. Tolle Mischung aus Smalltalk, Eindrücken zu Spielen und spannenden Metathemen.

Zu dem Thema der berühmt-berüchtigten Generation Y:
Bei Reddit habe ich im TIL zuletzt gelesen, dass heute mehr als die Hälfte der 18-34-jährigen bei ihren Eltern leben, statt mit einem Partner außerhalb des Elternhauses. Das erste Mal seit Beginn der Datenerhebung in den 1880ern. Jetzt kann man sich natürlich hinstellen und behaupten das wäre ein Versagen dieser Generation.
Wenn man dann die darunter geposteten Eindrücke zur Entwicklung von Immobilienpreisen im Vergleich zur Lohnentwicklung ansieht, kann man auch zu anderen Schlüssen kommen. Oder bedenkt, dass die meisten jungen Leute von der Weltwirtschaftskrise weit schlimmer als in Deutschland getroffen wurden und die Auswirkungen, sowohl finanzieller als vor allem auch psycho-sozialer Art, immer noch nachwirken.

Heute wird ja gerne mal der Fall aufgemacht, dass jugne Leute ja alles haben, jeder hat ein iPhone, den neuesten Flachbildfernseher, diese Art des Rückzugs muss ja selbst gewollt sein! Was dort immer nicht beachtet wird ist, was die junge Generation alles nicht hat und praktisch meist auch nicht erreichen kann. Und das beginnt oft schon mit einem gut bezahlten unbefristeten Arbeitsvertrag.
Dave hat geschrieben: 14. Okt 2018, 18:00Damit würde ich, wie Jochen in der Folge auch ausgeführt hat, mehrere Abstufungen von Influencern machen. Es gibt welche, die lediglich auf der Entertainment-Ebene funktionieren, aber auch jene, die einen Mehrwert zu einem Spiel beitragen, den die Spielepresse nicht umsetzen kann. Doch insbesondere die, die im "grauen Bereich" agieren und sich teilweise tief und detailliert mit der Materie eines Spiels beschäftigen, können dem Spielejournalismus "schaden", weil sie gegebenenfalls Expertise aufweisen, die der Redakteur eines Magazins nicht hat.
Benjamin Danneberg zB bewegt sich ja in beiden Welten. Für Gamestar macht er klassische Magazininhalte, für seine eigenen Projekte eher "Influencer"-Themen. Gamestar wiederum hat dieses Fifa-Format, was IMO schon deutlich mehr in Richtung Influencer geht.
Ich persönlich trenne das aber. Wenn ich auf den Youtube-Kanal eines Wrting Bull oder Steinwallen gehe, erwarte ich was völlig anderes als wenn ich eine Gamestar aufschlage. Eine Einreißung dieser Grenzen wie in dem Fifa-Fall würde ich dem Magazin aber übler nehmen.
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Re: Runde #184: Jochen on the road (EGX Berlin 2018)

Beitrag von Voigt »

Was ich von der Jugend immer mal gelesen habe, ist dass die aufgrund von Unruhigen Zeiten zu konservativen Verhalten zurückkehren, aber eher im Sinne wirtschaftlich, vernünftig.

Heißt gewünscht wird sich eine unbefristete stabile Arbeitsstelle, mehr als Selbstverwirklichung. Es wird zwar "traditionelles Familienbild" gewünscht, das heißt aber Vollzeit Mann + Teilzeit Frau, also nicht dass die Frau zuhause bleibt, sondern dass man genügend Einkommen hat, und ein Elternteil Teilzeit zu Hause bleibt. Und leider geht das oft in Berufen von Männern eher schwer.
Auch wird im Durchschnitt weniger getrunken und geraucht (Vernünftig), auch wenn die wenigen übrigen Trinker dann deutlich mehr trinken (mehr Komatrinker).

Trotzdem sind die Leute in ihren politische Einstellung trotzdem weiterhin liberal, also sowas wie Ehe für Alle und Akzeptanz von Alternativen Lebensmodellen ist hoch, bloß es wird halt nicht selber praktikziert.

Aber ich bin auch kein Sozialforscher, nur was ich so gelesen habe, und grob mitbekommen habe in eigenem Umfeld.
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Desotho
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Re: Runde #184: Jochen on the road (EGX Berlin 2018)

Beitrag von Desotho »

Fu!Bär hat geschrieben: 15. Okt 2018, 09:34 Kurzer Einwurf: Think Tank würde ich mit Ideen Werkstatt übersetzten.
Hatte das mal in Google eingetütet und da kam da kam das eigentlich recht passende "Denkfabrik" raus.
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monieu
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Re: Runde #184: Jochen on the road (EGX Berlin 2018)

Beitrag von monieu »

Das war ja ein Füllhorn von Themen, unfokussiert wie eine frisch gestartete Spielemesse sozusagen. Hat mir sehr gut gefallen.

Ein paar kurze Anmerkungen oder Fragen:

Think tank: Keine wörtliche Übertragung, aber das deutsche Gegenstück ist "Denkfabrik".

Problembewusstsein für Herstellerbeziehung im Produktjournalismus: Kann man immer das schöne Upton Sinclair-Zitat bringen: "It is difficult to get a man to understand something, when his salary depends upon his not understanding it!"

Zitierung von Spielen: Mich hätte interessiert, was Jochens Mitdenker denn von Let's Plays als Sammlungen von Spielszenen halten? Kam das Thema auf?

Konservative Jugendliche: Eine (mindestens verwandte) Deutung für das Phänomen, die über einen Podcast gerade zu einem Buch verarbeitet wird, ist die "Rentnerrepublik" von Stefan Schulz (könnte man von "Redaktionsschluss: Die Zeit nach der Zeitung" her kennen oder wahrscheinlicher dem Aufwachen-Podcast): https://stefanschulz.com/talkradio/
Mir ist das Phänomen bekannt, ich würde allerdings dennoch der Sichtweise auf die Jugendlichen ein wenig widersprechen. Der Punkt der Aufbrechens konservativer Wertvorstellungen war jedenfalls aus meiner Sicht nie, dass niemand mehr traditionelle Lebensentwürfe leben soll, sondern dass es Toleranz für Alternativen dazu gibt. Insofern würde sich mir eher die Frage stellen, wie tolerant diese Jugendlichen gegenüber anderen Lebensentwürfen sind, selbst wenn sie in ihren (möglicherweise naiven) Idealvorstellungen für sich selbst andere Präferenzen haben.
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Ricer
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Re: Runde #184: Jochen on the road (EGX Berlin 2018)

Beitrag von Ricer »

Desotho hat geschrieben: 15. Okt 2018, 15:00
Fu!Bär hat geschrieben: 15. Okt 2018, 09:34 Kurzer Einwurf: Think Tank würde ich mit Ideen Werkstatt übersetzten.
Hatte das mal in Google eingetütet und da kam da kam das eigentlich recht passende "Denkfabrik" raus.
Als Spieler fände ich ja Denkpanzer naheliegender :D
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Axel
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Re: Runde #184: Jochen on the road (EGX Berlin 2018)

Beitrag von Axel »

Voigt hat geschrieben: 15. Okt 2018, 13:00 Trotzdem sind die Leute in ihren politische Einstellung trotzdem weiterhin liberal, also sowas wie Ehe für Alle und Akzeptanz von Alternativen Lebensmodellen ist hoch, bloß es wird halt nicht selber praktikziert.
Das würde ich bestreiten wollen. Akzeptiert wird schlicht das, was man selbst für moralisch richtig hält. Sobald da aber Menschen von dieser Norm abweichen, kommt der alte Hass durch. Frage solche Menschen mal über deren Meinung zu ALG2 Leistungsberechtigte. Oder zu Menschen, welche die Leistungsgesellschaft ablehen. Oder zu deren Meinung über Menschen, die sich ein anderes Wirtschaftssystem wünschen. Da wird Dir mindestens größtes Unverständnis entgegenschlagen.

Meine These mittlerweile: Der heutige Konservatismus gibt sich links und progressiv, ist im Kern aber ausgrenzend wie eh und je.
Stuttgarter
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Re: Runde #184: Jochen on the road (EGX Berlin 2018)

Beitrag von Stuttgarter »

monieu hat geschrieben: 15. Okt 2018, 15:02 Der Punkt der Aufbrechens konservativer Wertvorstellungen war jedenfalls aus meiner Sicht nie, dass niemand mehr traditionelle Lebensentwürfe leben soll, sondern dass es Toleranz für Alternativen dazu gibt. Insofern würde sich mir eher die Frage stellen, wie tolerant diese Jugendlichen gegenüber anderen Lebensentwürfen sind, selbst wenn sie in ihren (möglicherweise naiven) Idealvorstellungen für sich selbst andere Präferenzen haben.
Allein angesichts sehr vieler weiblicher junger Erwachsener, die sich mit dem Schild, "Ich bin stolz, keine Feministin zu sein", ablichten lassen, habe ich da gewisse Zweifel. Was man zudem in sozialen Netzwerken auch von jungen Menschen letztes Jahr zum Thema "Öffnung der Ehe für homosexuelle Paare" zu lesen bekommen hat, lässt ebenfalls gewisse Zweifel zu.

Auch, wenns letztlich Küchenpsychologie ist, glaube ich tatsächlich, dass eine der Ursachen dafür schlicht der Wunsch nach "Rebellion" gegen das eigene Elternhaus ist. Als ich ein junger Erwachsener war, gab es von irgendeiner Bank/Versicherung den Werbespot, wo das Kind zu Papa sagt, "Wenn ich groß bin, will ich auch Spießer sein". Das Bedürfnis, sich von der Elterngeneration abzusetzen, dürfte nicht unerheblich sein. Und angesichts der doch recht liberalen Gesellschaft, in der ich in den neunzigern in einer Großstadt erwachsen geworden bin, ist es vermutlich logisch, dass zum einen "meine" Generation jetzt tatsächlich in Parlamenten die Eheschließung für homosexuelle Paare ermöglicht, die Themen "Alltagssexismus/-belästigung/-diskriminierung" so stark diskutiert werden wie noch nie - aber gleichzeitig die nächste Generation sich vom genauen Gegenteil "klassische Rollenverteilung/klassisches Familienbild" angezogen fühlt.

Und ja, wenn ich so Sachen schreibe, merke ich, "Scheiße, ich bin alt".
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Re: Runde #184: Jochen on the road (EGX Berlin 2018)

Beitrag von Raptor 2101 »

MitSchmackes! hat geschrieben: 15. Okt 2018, 19:00 Das würde ich bestreiten wollen. Akzeptiert wird schlicht das, was man selbst für moralisch richtig hält. Sobald da aber Menschen von dieser Norm abweichen, kommt der alte Hass durch. Frage solche Menschen mal über deren Meinung zu ALG2 Leistungsberechtigte. Oder zu Menschen, welche die Leistungsgesellschaft ablehen. Oder zu deren Meinung über Menschen, die sich ein anderes Wirtschaftssystem wünschen. Da wird Dir mindestens größtes Unverständnis entgegenschlagen.

Meine These mittlerweile: Der heutige Konservatismus gibt sich links und progressiv, ist im Kern aber ausgrenzend wie eh und je.
Ich habe in meinem Bekanntenkreis sowohl beispiele für deine Behauptung, als auch die kompletten Gegenthesen. Witzigerweise kenne ich einen bekennenden MLPD Wähler (unter 30) der Konservativer in seinen Werten nicht sein könnte ... Was der gegen Hartz4ler oder BGE Befürworter wettert ... AUf der anderen seite Diskutiere ich häufig (und gerne) mit einem CDU (Landkreis)Parlamentarier (dicht an der Grenze), der ausgewogener und Sozialer kaum sein könnte.
Raptor 2101
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Re: Runde #184: Jochen on the road (EGX Berlin 2018)

Beitrag von Raptor 2101 »

Stuttgarter hat geschrieben: 15. Okt 2018, 19:19 Und ja, wenn ich so Sachen schreibe, merke ich, "Scheiße, ich bin alt".
Noch schlimmer wird es, wenn du mit den Jungen menschen mal übers Gaming redest. Diese Gespräche mit unseren "jungen Kollegen" sind immer ernüchternd :ugly:

Aber deiner These folgend hätten wir dann nicht schon min. zwei Wellen in der Gesellschaft identifizieren müssen? Gut die 68 waren die "Progressive" gegen ihre Konservativen Eltern. Danach setzte eine "schleichende" Liberalisierung ein. Wann kam darauf die "konservative" Jugend? Die wiederum die Progressive Jugend (die jetzt die Eltern stellt) hervorbrachten.

Imho waren meine Eltern sehr Progressiv und wurden erst mit dem alter Konservativ. Ich selbst müsste demnach Konservativ sein (fühl mich aber gar nicht so :ugly:). Meine Kids ... KA das kann ich ihn 10 Jahren beurteilen

Dieser Artikel behandelt zwar den "Rechten Rand" aber das scheint mir das gleiche Wahrnehmungsproblem zu sein. Achtung T-Online, wurde aber von Lage der Nation empfohlen (also ggf mit Werbeblocker ansurfen) Demokratie in Gefahr? Wieso es keinen Rechtsruck gibt, aber die extreme Rechte trotzdem wächst
Stuttgarter
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Re: Runde #184: Jochen on the road (EGX Berlin 2018)

Beitrag von Stuttgarter »

Raptor 2101 hat geschrieben: 15. Okt 2018, 19:32 Noch schlimmer wird es, wenn du mit den Jungen menschen mal übers Gaming redest. Diese Gespräche mit unseren "jungen Kollegen" sind immer ernüchternd :ugly:

Aber deiner These folgend hätten wir dann nicht schon min. zwei Wellen in der Gesellschaft identifizieren müssen? Gut die 68 waren die "Progressive" gegen ihre Konservativen Eltern. Danach setzte eine "schleichende" Liberalisierung ein. Wann kam darauf die "konservative" Jugend? Die wiederum die Progressive Jugend (die jetzt die Eltern stellt) hervorbrachten.

Imho waren meine Eltern sehr Progressiv und wurden erst mit dem alter Konservativ. Ich selbst müsste demnach Konservativ sein (fühl mich aber gar nicht so :ugly:). Meine Kids ... KA das kann ich ihn 10 Jahren beurteilen
Ich bin Musiker und arbeite viel mit Jugendlichen - der Moment, als mir eine sechzehnjährige Sängerin zum ersten Mal erklärt hat, ich habe halt keine Ahnung von Musik, war sehr... Einschneidend. :D

Ich weiß, ich hab selbst von Generationen geschrieben, aber so schnell funktioniert es letztlich nicht. Die 68er haben bis in die zehner Jahre unseres Jahrhunderts gebraucht, um tatsächlich politisch was bewirken zu können - so lang, dass ursprüngliche 68er wie Schily mittlerweile meilenweit von ihren ureigenen Ideen entfernt sind, die jetzt so langsam Früchte tragen. (Oder um es mit Volker Pispers zu sagen: "Der Schily ist so schnell vor den Wasserwerfern weggelaufen - der hat die von hinten eingeholt und sitzt jetzt drauf!")


Dazu ist das ganze natürlich eine gesellschaftliche Entwicklung, die nicht per Knopfdruck um 180 Grad gedreht wird. Insofern wird es vermutlich noch ein bis zwei Jahrzehnte dauern, bis der Schwenk komplett vollzogen ist. Angesichts dessen, dass die AfD jetzt schon mehr und mehr junge Menschen erreicht, graut mir davor allerdings gewaltig.

Edit: Aufgrund dieser "schleichenden" Entwicklung halte ich auch für möglich, dass die Rebellion gegen die Eltern eine Generation aussetzt. :) Ich hatte auch nie das Bedürfnis, mich von den Werten meiner Eltern abzusetzen - aber die waren in den 80er/90ern noch nicht in der Mehrheit. Da war das grade Stuttgarter Gesellschaftsbild noch sehr konservativ geprägt - so dass als "Rebellion" immer noch rot gefärbte (schuldig) und lange (schuldig) Haare durchgingen. Heute könnte ich in Stuttgart damit nicht mehr rebellieren - da müsste ich stattdessen als 16jähriger im Banker-Outfit rumlaufen.
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schneeland
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Re: Runde #184: Jochen on the road (EGX Berlin 2018)

Beitrag von schneeland »

Raptor 2101 hat geschrieben: 15. Okt 2018, 19:32 Dieser Artikel behandelt zwar den "Rechten Rand" aber das scheint mir das gleiche Wahrnehmungsproblem zu sein. Achtung T-Online, wurde aber von Lage der Nation empfohlen (also ggf mit Werbeblocker ansurfen) Demokratie in Gefahr? Wieso es keinen Rechtsruck gibt, aber die extreme Rechte trotzdem wächst
Ich muss sagen, ich lese solche Artikel ja mittlerweile eher mit Belustigung - irgendwie drängt sich mir der Eindruck auf, dass "die kommen halt nicht mit der Veränderung klar" das linke Äquivalent zu "they hate us for our freedom" ist. M.E. kommt man der Wahrheit näher, wenn man akzeptiert, dass es eine Vielzahl möglicher Bewertungen unserer gesellschaftlichen Realität gibt (allein schon weil diverse Entwicklungen unterschiedliche Menschen unterschiedlich stark betreffen). Ansonsten schließe ich mich weitestgehend MitSchmackes! an - ich glaube, die meisten Menschen sind gerade so lange tolerant, wie sich jemand anders nicht zu stark abweichend von ihren eigenen Moralvorstellungen verhält (was de facto auf nicht sehr viel Toleranz rausläuft).
"Hello, my friend! Pay a while, and listen!" (BlizzCon 2018)
"And now our RPG even has NPCs!" (Bethesda, E3 2019)
"..." (E3 2020, entfallen)
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