Runde #184: Jochen auf der EGX und im Tank

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Skizzenbildner
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Runde #184: Jochen auf der EGX und im Tank

Beitrag von Skizzenbildner »

Eine schöne und vor allem interessante Folge! Die EGX Berlin scheint wirklich eine Reise wert zu sein. Merke mir sie mal für das nächste Jahr vor - solange sie noch so angenehm überschaubar daherkommt wie von Jochen beschrieben. Bewegt haben mich aber vor allem die Nebenthemen: Journalismus und Sozialer Wandel.

Zu Erstem wäre ich in der Tat sehr dankbar, wenn Jemand dazu noch einen Mitschnitt finden und posten würde, denn die Diskussion von Jochen mit Maxi Gräff und Michael Graf würde ich wirklich sehr gerne noch einmal im Original hören. Im Podcast wirkte es auf mich so, als ob da sehr verhärtete Fronten aufeinander getroffen wären, obgleich Jochen ja meinte, es wäre ein durchaus respektvoller und wertschätzender Austausch gewesen. Würde mir hier gerne noch einmal ein eigenes Bild machen.

Das im Kontext Werbung beschriebene Heranwachsen einer (offenbar) sehr konservativen Jugend hat mich dagegen sogar leicht verstört - auch wenn sie mit Blick auf die aktuell so ziemlch alle Lebensbereiche betreffenden Ungewissheiten nur logisch erscheint. Wahrscheinlich gibt es hier eine Wellenbewegung, bei der auf Liberalismus nun erst einmal wieder Konservatismus folgt und gegen den dann wieder die Kinder dieser Kinder rebellieren werden. In jedem Fall wäre auch hier eine weitere Vertiefung für mich interessant. Vielleicht im Rahmen von 'Nachgeforscht'?
Zuletzt geändert von Skizzenbildner am 14. Okt 2018, 11:21, insgesamt 2-mal geändert.
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Mahaman
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Re: Runde #184: Jochen on the road (EGX Berlin 2018)

Beitrag von Mahaman »

Kleine Anmerkungen zu Stiftung Warentest: Sie geben immer an, die Produkte anonym selbst zu kaufen.
Raptor 2101
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Re: Runde #184: Jochen on the road (EGX Berlin 2018)

Beitrag von Raptor 2101 »

Skizzenbildner hat geschrieben: 14. Okt 2018, 10:15 Zu Erstem wäre ich in der Tat sehr dankbar, wenn Jemand dazu noch einen Mitschnitt finden und posten würde, denn die Diskussion von Jochen mit Maxi Gräff und Michael Graf würde ich wirklich sehr gerne noch einmal im Original hören. Im Podcast wirkte es auf mich so, als ob da sehr verhärtete Fronten aufeinander getroffen wären, obgleich Jochen ja meinte, es wäre ein durchaus respektvoller und wertschätzender Austausch gewesen. Würde mir hier gerne noch einmal ein eigenes Bild machen.
Da haben sie mit Frau Gräff ja auch gleich ein Vorzeigebild des modernen Journalismus ausgewählt. Der Übergang zur PR scheint echt fließend zu sein. :roll: Ganz wichtig: das mache ich nicht an der Konkreten Person fest, das stört mich generell, nicht nur bei "Spieleberichterstattung" sondern auch bei Quellen des "Qualitäts-Journalismus". Unabhängigkeit ist das ein, Befähigung und Sorgfalt das andere...

Skizzenbildner hat geschrieben: 14. Okt 2018, 10:15 Das im Kontext Werbung beschriebene Heranwachsen einer (offenbar) sehr konservativen Jugend hat mich dagegen sogar leicht verstört - auch wenn sie mit Blick auf die aktuell so ziemlch alle Lebensbereiche betreffenden Ungewissheiten nur logisch erscheint. Wahrscheinlich gibt es hier eine Wellenbewegung, bei der auf Liberalismus nun erst einmal wieder Konservatismus folgt und gegen den dann wieder die Kinder dieser Kinder rebellieren werden. In jedem Fall wäre auch hier eine weitere Vertiefung für mich interessant. Vielleicht im Rahmen von 'Nachgeforscht'?
Mich wundert, dass das jemanden verwundert. Gut bei Jochen und Andre versteh ich es, die haben keine Kinder, aber bei allen anderen? Die Weltbilder waren nie weg, man wollte sie nur nie sehen...

Kurzer Erlebnisbericht aus meinem Leben. Ich bin bald Vater von 3 Mädchen. Leben im Großraum Stuttgart und würde mich eigentlich als Progressiv bezeichnen. Auch wenn ich nicht bewusst Gendere bin ich dem Feminismus eher zugewandt, schon alleine aus Überlebensgründen, bin ja in der Unterzahl. Von meinen 3 Kindern konnte ich nur die erste "aktiv" mitbetreuen ("Elternzeit"). Bei der zweiten hat es meine Unfähigkeit das Kleingedruckte zu lesen und die "Reaktionszeit" des Amtes verbockt. Beim dritten kommen mir die Fahrverbote bzw der Neukauf eines "quasi" Neuwagens dazwischen.

Ich bin Alleinverdiener bzw verdiene das x-Fache (x > 1) meiner Frau, nicht weil wir das so gewollt hätten, aber das ist hier halt so. Meine Frau und ich haben nicht mal aus freien Stücken geheiratet, der Grund waren die Hartz 4 Gesetzte (Frau mit Kind ohne Betreuung <> Arbeitssuchend => sofort Hartz 4 - was aufgrund meines Einkommens ausfiel) und die Versicherungslage (nicht Verheirate haben keine Familienversicherung).
Spätestens bei der Frage ob man die Junge Familie noch ernähren kann, wird die Frage der Selbstverwirklichung zurück gestellt, man rechnet einfach durch bei Welcher Konstellation am ende am meisten Geld in der FamilienKasse ankommt. Oder anders: Leute die sich selbst verwirklichen wollen (und nicht gerade viel Geld haben) haben seltener Kinder. Von außen betrachtet stellen wir die perfekte Konservative Familie dar. (Das scheinen auch die Wahlwerber so zu sehen)

Was die Kinder betrifft, wollte ich meine Mädels geschlechtsneutral erziehen, das ging ja sowas von in die Hose. Die nehmen jedes Klischee mit. Ich versuch ihn alles anzubieten was geht. Beispiel: bei Lego durfte meine Große die Techniksets mit mir aufbauen und hat meiner Frau am nächsten Tag erklärt warum sich das Rad dreht, nur um jetzt Lego Friends und Harry Potter Sets auf dem Wunschzettel zu haben. FunFact: und sie spielen auch anders, das Aufbauen und Konstruieren ist eher Nebensache, meine Mädels spielen lieber Rollenspiele ...

Zum Thema das Kinder (keine) Noten wollen: der Scheiß beginnt schon im Kindergarten. Bei den "Wettkämpfen" und deren Bewertungen (wenn die kinder alleine sind und sich unbeobachtet Fühlen) geht es selten unter "Bester" oder "allerbester". Ich scheiße meine Kinder schon regelrecht an, wenn sie mal wieder mich so bewerten ("ihr habt keinen Vergleich ...", jada jada jada). Es war meiner größten Tochter (nur die ist alt genug das sie schon noten bekommt) essentiell wichtig, dass sie gute Noten bekommt und sich effektiv mit anderen vergleichen konnte. Ich sehe mich als Vater genötigt, sie nicht anzutreiben sondern sogar vom Hausaufgaben machen abzuhalten. (Bitte sagt, dass das noch jemanden "so richtig falsch" vorkommt).

TL:DR; Das konservative Weltbild ist in Stein gemeißelt und es bedarf einfach mehr als nur ein paar "Gender Studies" und bissel Gendering um das Abzutragen.
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DickHorner
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Re: Runde #184: Jochen on the road (EGX Berlin 2018)

Beitrag von DickHorner »

Raptor 2101 hat geschrieben: 14. Okt 2018, 13:29 Frau Gräff
Raptor 2101 hat geschrieben: 14. Okt 2018, 13:29 TL:DR; Das konservative Weltbild ist in Stein gemeißelt und es bedarf einfach mehr als nur ein paar "Gender Studies" und bissel Gendering um das Abzutragen.
Schau, und genau da setzt auch Du den Meißel an. Bei den Männern, die Du erwähnst, hebst Du das Geschlecht nicht hervor.
Vielleicht handelst selbst Du nicht ganz so geschlechtsneutral wie Du meinst?
Jochen

Re: Runde #184: Jochen on the road (EGX Berlin 2018)

Beitrag von Jochen »

Skizzenbildner hat geschrieben: 14. Okt 2018, 10:15Im Podcast wirkte es auf mich so, als ob da sehr verhärtete Fronten aufeinander getroffen wären
Verhärtete Fronten nicht, nein. Einfach unterschiedliche Auffassungen. Natürlich kann man der Meinung sein, dass z.B. die enge Beziehung zu den Herstellern der besprochenen Produkte kein inhärentes Problem sei oder die Grenze zwischen Influencer und Journalisten eine diffuse. Ich persönlich würde diesen Positionen zwar deutlich widersprechen, aber das bedeutet ja noch lange nicht, dass man sich deshalb im Krieg befindet. Oder dass es nicht legitim wäre, diese Positionen zu vertreten.
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Re: Runde #184: Jochen on the road (EGX Berlin 2018)

Beitrag von Raptor 2101 »

DickHorner hat geschrieben: 14. Okt 2018, 14:15
Raptor 2101 hat geschrieben: 14. Okt 2018, 13:29 Frau Gräff
Raptor 2101 hat geschrieben: 14. Okt 2018, 13:29 TL:DR; Das konservative Weltbild ist in Stein gemeißelt und es bedarf einfach mehr als nur ein paar "Gender Studies" und bissel Gendering um das Abzutragen.
Schau, und genau da setzt auch Du den Meißel an. Bei den Männern, die Du erwähnst, hebst Du das Geschlecht nicht hervor.
Vielleicht handelst selbst Du nicht ganz so geschlechtsneutral wie Du meinst?
Wenn hätte ich denn aus den namentlich genannten Personal nennen sollen, der von der "Berichterstattungsseite" direkt zu einem Publisher PR gewechselt ist. Herr Graf ist noch bei GS, Gunnar Lott hatte vorher einen Schwenk hin zu einem B2B Bereich bei IDG.

Aber ich zitier mich mal selbst...
Raptor 2101 hat geschrieben: 14. Okt 2018, 13:29 Ganz wichtig: das mache ich nicht an der Konkreten Person fest, das stört mich generell, nicht nur bei "Spieleberichterstattung" sondern auch bei Quellen des "Qualitäts-Journalismus". Unabhängigkeit ist das ein, Befähigung und Sorgfalt das andere...
Raptor 2101
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Re: Runde #184: Jochen on the road (EGX Berlin 2018)

Beitrag von Raptor 2101 »

goschi hat geschrieben: 14. Okt 2018, 15:31 Maxi Gräff ist keine Spielejournalistin mehr, sie ist seit wohl schon über 2 Jahren bei Microsoft Xbox, gerade eben (auch) in der PR, du bellst also den falschen Baum an.
Wo belle ich? Und wenn, wieso der falsche Baum? Ich finde es Fragwürdig, dass ein Journalist direkt von der Berichterstattung hin zum Hersteller(PR) wechselt (in der gleichen Branche). Wie ich aber auch erwähnt habe, ist Frau Gräff da kein Einzelfall.
Dave
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Re: Runde #184: Jochen on the road (EGX Berlin 2018)

Beitrag von Dave »

Hallöchen,

Ich habe länger mit dem Gedanken gespielt, mich auch im Forum anzumelden und der Beitrag zum Thema "Influencer" hat letztlich dann doch einen ausreichend großen Anreiz gegeben, damit ich mich überwinde, die triviale Anmeldung zu überstehen ^^

Nämlich bin ich selbst in der Position eines Content Creators und kann auch als "Influencer" gesehen werden. Ich selbst finde den Begriff zwar selten dämlich, nicht zuletzt, weil er wie eine Krankheit klingt. Doch wenn man ein wenig mit Publishern Kontakt aufnimmt und auf Events eingeladen wird, die teilweise mehr als nur Anspielsessions sind, dann würde ich dem zumindest nicht widersprechen, dass man aus Sicht einer dritten Person auf einen als Influencer blicken kann.
Nun sehe ich aber in der Tat einen Mehrwert durch Influencer und glaube, dass dieser dem klassischen Spielejournalismus durchaus Konkurrenz machen kann. Der Spielejournalismus hat nach meiner Auffassung mehrere Aufgabengebiete: Das Spiel zu testen und näher zu analysieren gehört ebenso dazu, wie Spielmechaniken verständlich zu machen. Durch die Vielzahl der neu hinzugekommenen Creator der letzten Jahre, müssten man nun meiner Ansicht nach eine Unterscheidung zwischen reinen Entertainern machen und Leuten, die sich darüber hinausgehend für ein Spiel interessieren.
Nehmen wir hier Fabian Siegismund als Beispiel, der zu Battlefield Guides zu den verschiedenen Klassen macht, und das als Influencer - mit "Unterstütztung von EA", daher erlaube ich mir mal den Begriff. Wie er selbst in einer The Pod-Folge meinte, hatte er dies zuvor bei GameStar teilweise umgesetzt, doch ab einem gewissen Punkt hieß es, diese Guides seien nicht rentabel, gemessen am Aufwand. Ein Indikator dafür, dass solche Beiträge durchaus auch in der Presse stattfinden könnten. Ich selbst mache zahlreiche Guide-Videos zu Rennspielen wie Formel 1, auf das ich mich insbesonders spezialisiert habe. Ich würde behaupten, dass ich zwar nicht die Expertise im Medium "Videospiel" besitze, die ein Spiele-Redakteur hat, jedoch im Genre der Rennspiele erweiterte Kenntnisse zu einigen Pressevertretern habe - der Dunning-Krüger Effekt grüßt.
Ne, aber mal im Ernst: Tatsächlich fällt mir als jemand, der sich in einem Genre besonders gut auskennt, häufig auf, wie oberflächlich Rennspiele thematisiert werden. Punkte wie die KI, die teilweise Spiele in ihrem Kern, im "Racing" gravierend negativ beeinflussen, werden als nebensächlich behandelt. Als jemand, der ein Genre doch besser überblickt, sitze ich da und kratze mich fragend am Kopf. Nun spreche ich gewiss nicht von Fachwissen oder Können, was zum eSports genügen sollte. Den Anspruch habe ich natürlich nicht. Teilweise handelt es sich jedoch um Themen, die recht einfach auszumachen sind.
Damit würde ich, wie Jochen in der Folge auch ausgeführt hat, mehrere Abstufungen von Influencern machen. Es gibt welche, die lediglich auf der Entertainment-Ebene funktionieren, aber auch jene, die einen Mehrwert zu einem Spiel beitragen, den die Spielepresse nicht umsetzen kann. Doch insbesondere die, die im "grauen Bereich" agieren und sich teilweise tief und detailliert mit der Materie eines Spiels beschäftigen, können dem Spielejournalismus "schaden", weil sie gegebenenfalls Expertise aufweisen, die der Redakteur eines Magazins nicht hat.
In einer früheren Folge würde mal thematisiert, dass sich die Interessen der Konsumenten sehr differenzieren. Ein reines "Ich mag Videospiele" gebe es nicht und mittlerweile entstünden so verschiedene Foren und Communities, innerhalb derer sich ausgetauscht wird. Ich denke, die Influencer, die ich im letzten Absatz angesprochen habe, sind durchaus Teil dieser Teilung. Eben deswegen lohnt es sich wohl nicht, für GameStar & co. lange Specials zu verschiedenen Spielen oder Genre zu machen, weil die Communities die Expertise woanders suchen - und stellenweise auch finden. Ich würde daher schon vermuten, dass ein Spiele-Magazin in seinem Handlungsspielraum eingeschränkt ist, wenn es wirtschaftlich agieren möchte. Und durch den Verlust für potenziell sehr interessante Themen, wie es auch häufig für eine Neuorientierung von Print-Spielemagazinen vorgeschlagen wird, an Youtuber & co., sehe ich die "Influencer" durchaus als Konkurrenz zu Spiele-Magazinen.

So, der erste Beitrag ist getan! Ich hätte mich eventuell kürzer fassen können, aber wollte alle Punkte klar formulieren und erörtern :)

Einen schönen Abend noch!
Dave
Mikkel
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Registriert: 14. Okt 2018, 17:31

Re: Runde #184: Jochen on the road (EGX Berlin 2018)

Beitrag von Mikkel »

Extra für die Folge angemeldet! Berufsbedingt war der Part mit den Influencern und dem Journalismus für mich sehr interessant.

Wie Jochen bin ich der Meinung, dass die Ausgangsthese, ob Influencer der Tod des Spielejournalismus sind, schon falsch ist. Wenn der Spielejournalismus stirbt, dann hat er das auch selbst zu verschulden, weil man sich als alternativlos angesehen hat. Ich weiß noch, als das mit YouTube losging. Da haben die ganzen Online-Journalisten über Lets Plays hergezogen und gesagt, dass sich das eh nie durchsetzen würde. Jetzt springen die alle hinter den Zug, der längst abgefahren ist, und versuchen es selbst als Streamer/YouTuber.

Viele Webseiten machen leider viel zu belanglose Inhalte. Es werden Pressemitteilungen abgetippt und News aus dem Englischen abgeschrieben oder Trailer hochgeladen. Das hilft, um sich einen Eindruck vom Spiel zu beschaffen und das finde ich zuhauf auch auf YouTube. Insofern hat YouTube vielen Magazinen sicherlich ein paar Klicks gekostet. Aber das sagt eigentlich viel mehr über den "Journalismus" aus, der meiner Meinung nach in vielen Fällen gar kein Journalismus ist - sondern nur ein verlängerter PR-Arm für das Veröffentlichen von Screenshots, Videos und Features. Wenn ich also so wenig Journalismus mache, dass sich die Leute lieber bei so ein paar Dullies wie Pietsmiet (Disclaimer: Arbeite da) über ein Spiel informieren, mache ich dann überhaupt Journalismus?

Und da müssen die Redakteure auch mal hinterfragen, wie unabhängig sie sind, wenn sie auf Kosten eines Publishers quer durch die Welt reisen, Werbegeschenke bekommen oder mit dem PR-Manager befreundet sind und regelmäßig unter der Woche einen trinken gehen. In meiner Zeit bei einem Spielemagazin bin ich auf Publisherkosten unter anderem nach Taipheh, Reykjavik oder London geflogen - inklusive nettem Hotel und Restaurantbesuche. Heutzutage kann ich da nur den Kopf drüber schütteln. Und zumindest in meinen Zeiten wurde das in den seltensten Fällen dann auch im Artikel kommuniziert.

Es wäre sehr interessant, wenn der Spielejournalismus ähnlich transparent sein müsste, wie man es heutzutage von "Influencern" erwartet.

Interessantes Thema, gerne auch nochmal ausführlicher als Podcast!
Raptor 2101
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Re: Runde #184: Jochen on the road (EGX Berlin 2018)

Beitrag von Raptor 2101 »

goschi hat geschrieben: 14. Okt 2018, 17:56 Wieso ist das fragwürdig?
Ich verstehe das wirklich nicht.
Nenn mich "alt und verknochert", ich sehe da einen Interessenkonflikt.

Mikkel hat geschrieben: 14. Okt 2018, 18:05 Viele Webseiten machen leider viel zu belanglose Inhalte. Es werden Pressemitteilungen abgetippt und News aus dem Englischen abgeschrieben oder Trailer hochgeladen. Das hilft, um sich einen Eindruck vom Spiel zu beschaffen und das finde ich zuhauf auch auf YouTube. Insofern hat YouTube vielen Magazinen sicherlich ein paar Klicks gekostet. Aber das sagt eigentlich viel mehr über den "Journalismus" aus, der meiner Meinung nach in vielen Fällen gar kein Journalismus ist - sondern nur ein verlängerter PR-Arm für das Veröffentlichen von Screenshots, Videos und Features. Wenn ich also so wenig Journalismus mache, dass sich die Leute lieber bei so ein paar Dullies wie Pietsmiet (Disclaimer: Arbeite da) über ein Spiel informieren, mache ich dann überhaupt Journalismus?
Da der Begriff Journalismus nicht definiert ist, kannst du das ja für dich festlegen. Nach Georg Orwell machst du PR.

Aber im Prinzip beschreibst du das Grundproblem das ich mit vielen aktuellen Publikationen habe. Man sieht das immer ganz schön, wenn man wieder eine Ente durch die Presse-Landschaft geht oder eine Sau durch selbiges getrieben wird. Bisher habe ich das nur als Online-Problem wahrgenommen. Mittlerweile schaffen es diese Art von Artikel auch in die Printausgaben. Selbst bei wissenschaftlichen Artikeln (bzw wenn man die Wissenschaftler fragt, gerade da) platz der Lack "Journalistische Sorgfaltspflicht" gerade ordentlich ab. Dabei würde ich nicht mal Abhängigkeit unterstellen, sondern schlicht fehlende Zeit und Sorgfalt.
Hieronymus
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Re: Runde #184: Jochen on the road (EGX Berlin 2018)

Beitrag von Hieronymus »

Zum Thema konservative Jugend... Da habe ich letztens einen interessanten Podcast gehört...
https://www.deutschlandfunknova.de/beit ... neration-y
Raptor 2101
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Re: Runde #184: Jochen on the road (EGX Berlin 2018)

Beitrag von Raptor 2101 »

Ich fange mal mit dem Statement an:
goschi hat geschrieben: 14. Okt 2018, 18:30 Vom Bäcker zur PR wäre besser?
In meiner Welt schon. Vom Bäcker zum Reporter für Backwaren hielte ich für fragwürdig...
Ein wechsel eines Gamesjournalisten zur PR der Bahn halte ich hingegen für unbedenklich
goschi hat geschrieben: 14. Okt 2018, 18:30 Der/Die Ex-Journalist_in ist dann ja nicht mehr journalistisch tätig, sondern in der PR

Erstmal ist es doch völlig unerheblich, welchen Beruf der/die Journalist_in davor hatte
Das verstehe ich nich, inwiefern es problematisch ist, dass jemand vom Journalismus zur PR wechselt.
Wenn ein Journalist vom "Berichten über Produkttypen x" zum "Hersteller von Produkttypen x" stellen sich mir folgende fragen:
* wie lange war dieser wechsel geplant
* wie viel Einfluss hatte diese Entscheidung auf die Bewertung von Produkten des Herstellers
* wie viel Einfluss hat die Person jetzt auf ihre ehemaligen Kollegen (oder gar Freunde).

Wenn ich mein Job wechseln will, und mein zukünftiger Arbeitgeber von einer Handlung in meiner aktuellen Position profitieren kann, ich wüsste nicht wie ich mich verhalten würde ... zum Glück nimmt mir mein Arbeitgeber genau dieses Gedankenspiel ab, da solch Szenario von eine Horde von Anwälten begleitet werden würde :ugly:
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Leonard Zelig
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Re: Runde #184: Jochen on the road (EGX Berlin 2018)

Beitrag von Leonard Zelig »

goschi hat geschrieben: 14. Okt 2018, 17:56 Wieso ist das fragwürdig?
Ich verstehe das wirklich nicht.
Würden Andre, Jochen oder Sebastian darauf spekulieren in Zukunft in den PR-Abteilungen von Microsoft, EA oder einem anderen Publisher zu arbeiten, würden sie sich automatisch anders verhalten. Es gibt also eine Schere im Kopf und wenn es nur unterbewusst ist.

Genauso problematisch ist es, wenn Politiker nach ihrer Amtszeit in die Wirtschaft wechseln.
"The whole problem with the world is that fools and fanatics are always so certain of themselves, but wiser people so full of doubts."

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Soulaire
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Re: Runde #184: Jochen on the road (EGX Berlin 2018)

Beitrag von Soulaire »

seitdem ich eine "Influencer"-Doku bei N-TV gesehen habe, ist der Begriff für mich verbrannt. Und die Doku war nicht einmal kritisch, ganz im Gegenteil. Die Follower wurden nur noch als Zahlen gesehen. Es ging nur noch um Wirtschaftlichkeit und wie man seine Fans dafür nutzen kann noch mehr Follower zu bekommen. Mit Menschlichkeit hat das gar nichts mehr zu tun.
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Re: Runde #184: Jochen on the road (EGX Berlin 2018)

Beitrag von Raptor 2101 »

goschi hat geschrieben: 14. Okt 2018, 19:15 Du unterstellst damit gerade, dass ein jeder, der einmal bei der PR arbeitet, langfristig daraufhin gearbeitet hat
Das ist ein ziemlich heftiger Vorwurf!
Aber genau um diesen Vorwurf geht es. Und darum, dass man als PRler seine alten Kontakte nutzt um bei anderen die Schere im Kopf zu platzieren. Ja dieser Vorwurf ist heftig, führt aber, so er denn angebracht werden kann, zur schleichenden "Abwertung" des Berufsbildes.

Jetzt kann man noch die DIskussion auf machen, wie lange man pause zwischen solch einem Berufswechsel haben muss.. Ich als Idealist sag: Es gibt Berufsbilder, die schließen diverse Berufswechsel einfach aus. Wenn auch nur der Verdacht der Vorzugsnahme aufkommen kann, sollte man das vermeiden oder man beschädigt das ganze Berufsbild.

Von Idealismus kann man kein Essen kaufen, schon klar... Daher dann die entsprechende Außenwirkung des Berufsbildes
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Re: Runde #184: Jochen on the road (EGX Berlin 2018)

Beitrag von Raptor 2101 »

Soulaire hat geschrieben: 14. Okt 2018, 19:21 seitdem ich eine "Influencer"-Doku bei N-TV gesehen habe, ist der Begriff für mich verbrannt. Und die Doku war nicht einmal kritisch, ganz im Gegenteil. Die Follower wurden nur noch als Zahlen gesehen. Es ging nur noch um Wirtschaftlichkeit und wie man seine Fans dafür nutzen kann noch mehr Follower zu bekommen. Mit Menschlichkeit hat das gar nichts mehr zu tun.
Seit wann hat N-TV was anderes als US Waffen Dokus? (oder verwechsele ich das gerade mit N24)

Ich finde den Vorwurf etwas unredlich. Die Leser waren für die Verleger noch nie etwas anderes als Zahlen. Anfänglich halt Käufer und Abonnementen, später PageImpressions, ConversionRate und ganz Nebulös "Reichweite". Das den "Influencern" vorzuwerfen halte ich für einseitig.
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Re: Runde #184: Jochen on the road (EGX Berlin 2018)

Beitrag von Soulaire »

Raptor 2101 hat geschrieben: 14. Okt 2018, 19:39
Soulaire hat geschrieben: 14. Okt 2018, 19:21 seitdem ich eine "Influencer"-Doku bei N-TV gesehen habe, ist der Begriff für mich verbrannt. Und die Doku war nicht einmal kritisch, ganz im Gegenteil. Die Follower wurden nur noch als Zahlen gesehen. Es ging nur noch um Wirtschaftlichkeit und wie man seine Fans dafür nutzen kann noch mehr Follower zu bekommen. Mit Menschlichkeit hat das gar nichts mehr zu tun.
Seit wann hat N-TV was anderes als US Waffen Dokus? (oder verwechsele ich das gerade mit N24)

Ich finde den Vorwurf etwas unredlich. Die Leser waren für die Verleger noch nie etwas anderes als Zahlen. Anfänglich halt Käufer und Abonnementen, später PageImpressions, ConversionRate und ganz Nebulös "Reichweite". Das den "Influencern" vorzuwerfen halte ich für einseitig.
Klassische Magazine nehmen ihre Leser aber meistens auch ernst(er). Jochen und Andre reden auf den Hörertreffen mit den Hörern auf Augenhöhe und sehen die Leute nicht nur als "Kunden". Viele Influencer wollen aus allem Profit schlagen und nutzen ihre Fans richtig aus (nicht alle). Sie machen zum Beispiel auch nur Fotos mit Fans, wenn sie auch auf Social Media geteilt werden etc.
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Re: Runde #184: Jochen on the road (EGX Berlin 2018)

Beitrag von Raptor 2101 »

Soulaire hat geschrieben: 14. Okt 2018, 21:01 Klassische Magazine nehmen ihre Leser aber meistens auch ernst(er). Jochen und Andre reden auf den Hörertreffen mit den Hörern auf Augenhöhe und sehen die Leute nicht nur als "Kunden". Viele Influencer wollen aus allem Profit schlagen und nutzen ihre Fans richtig aus (nicht alle). Sie machen zum Beispiel auch nur Fotos mit Fans, wenn sie auch auf Social Media geteilt werden etc.
Jochen und Andre reagieren sehr allergisch darauf "influencer" genannt zu werden...

Davon abgesehen: ich hab einen einfachen check wie ernst mich ein "Magazin" (ob klassich oder nicht) nimmt. Besuch der WebSeite. Die Anzahl externer Resourcen ist ein negativer Indikator. Ein Cookie-PopUp (also das setzten von Tracking Coockies, nicht das PopUp selber) oder gar ein WerbeTracker und ich weiß wo ich stehe ...

Bei Offline-Magazinen kann ich das leider nicht automatisieren. Aber auch hier reicht meiste ein Blick auf das Cover. Nackte Brüste sind meist ein guter Indikator dafür, dass mich der Verleger nicht sehr ernst nimmt... Wenn ich dann noch eine 1 zu 1 abgedruckte DPA Meldung auf den ersten 6 Seiten finde ... geht es auch hier nur um Quantität nicht um Qualität
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Soulaire
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Re: Runde #184: Jochen on the road (EGX Berlin 2018)

Beitrag von Soulaire »

Ich habe Jochen und Andre nicht Influencer genannt
Giovanni
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Re: Runde #184: Jochen on the road (EGX Berlin 2018)

Beitrag von Giovanni »

Ihr betreibt nebenbei einen Literaturpodcast und Eure erste Assoziation zu Strindberg ist “Nazi” statt bedeutender, schwedischer Schriftsteller? KULTURBANAUSEN! ;)
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