Ein weiterer Gedanke: Nimmt man diese Marketingperspektive ein, sind manche Personen für die Influencerrolle deutlich besser geeignet oder, in einer anderen Formulierung, mit einem geringeren Risiko behaftet als andere. Wobei das, was als risikoreich gilt von der Situation abhängt. Wenn das allgemeine Bild von Journalisten ist, dass sie sehr kritisch und schlecht zu vereinahmen sind (interessante Frage, ist das Bild so?), werden sie für die meisten Situationen als wenig geeignet gelten. Insofern wird die Kooperation mit Journalisten vermutlich auch vom Marketing anders bewertet und es gibt das gleiche Bild von Influencern als eine separate Gruppe. Das zeigt nochmal, dass die Deutungshoheit nicht dorthin verschoben wird, im Sinne von, sie sagen, wer Influencer ist und wer nicht. Aber das Marketing kann eine Person in seiner Strategie in die Influencerfunktion setzen, ohne selbst über denjenigen oder diejenige als solchen zu denken.
Ich habe das Gefühl, dass Jochen den Vergleich nicht zu schätzen wusste, aber so im Nachhinein finde ich die Perspektive, auch Journalisten unter bestimmten Umständen in das Spektrum einzuordnen, ganz gut. Eigentlich ist das doch nur eine Variante eines Grundproblems im Journalismus: Die Abwägung dazwischen Aufmerksamkeit auf ein Thema zu lenken, um ein aufklärerisches Ziel zu erreichen, und den positiven und negativen Folgen, die die Aufmerksamkeit bewirkt. Wenn die Reportage über Spieleproduktion vom Publikum mit mehr Interesse für das Spiel als die Beobachtungen über dessen Herstellung aufgenommen wird, sind die positiven Folgen für den Kooperationspartner in der Balance wahrscheinlich zu stark ausgeprägt. (Im Gegensatz zur Perspektive des Marketings auf die Kooperation, kann ein Journalist an diesem Ergebnis sehr viel ändern.) Ein typischer Fall ist die Berichterstattung über Möglichkeiten sich illegale Kopien von Spielen zu beschaffen, die zweifelsohne einige dazu inspirieren, diese Weg selbst auszuprobieren. Bis hin zu wirklich kritischen Fällen, etwa dass die Berichterstattung über Amokläufe, die Wahrscheinlichkeit von Trittbrettfahrern erhöht.
Runde #184: Jochen auf der EGX und im Tank
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Re: Runde #184: Jochen on the road (EGX Berlin 2018)
In der Tat sehr interessant, danke!BlackSun84 hat geschrieben: ↑19. Okt 2018, 05:55 Passend zum Thema von Gamestar:
https://www.gamestar.de/videos/influenc ... 97526.html
Gibts so ein Video auch von dem Panel, bei dem Jochen war?
Re: Runde #184: Jochen on the road (EGX Berlin 2018)
Gute Fortsetzung der Diskussionsrunde ... nehme ich an.BlackSun84 hat geschrieben: ↑19. Okt 2018, 05:55Passend zum Thema von Gamestar:
https://www.gamestar.de/videos/influenc ... 97526.html
Ich denke hier zeigt sich, dass das Begriffsverständnis sehr entscheidend darin ist, ob die titelgebende Gegenüberstellung Sinn ergibt. Wenn man den Influencerbegriff dekonstruiert, hat man denke ich drei Aspekte: Die Funktion für das Marketing, die Person mit relevanter Publikumsbindung über eigene Reichweite und eine Person, die im weitesten Sinne Inhalte erstellt, die diese Publikumsbindung begründen. Davon kann man eigentlich nur letzteres einem Journalisten gegenüber stellen. Insbesondere mit Blick auf den ersten Aspekt, enthält die Rolle als Journalist kein eingebautes Geschäftsmodell.
Erstaunlich fand ich auch noch, dass Michael Graf die Zuschreibung "Influencermedium" für die Gamestar bereitwillig akzeptiert hat. Zumindestens habe ich es so verstanden.