DickHorner hat geschrieben: ↑30. Okt 2018, 10:09
gnadenlos hat geschrieben: ↑30. Okt 2018, 02:58Ich bin übrigens inzwischen 120 Stunden im Spiel drin und noch immer motiviert. Die Motivation durch den Levelaufstieg wurde dadurch abgelöst, dass man jetzt sinnvoll die Rüstung und Perks optimieren kann, was vorher finanziell nicht drin war. Jetzt merkt man natürlich schon, dass immer mehr Elemente wegfallen und auf 200 Stunden werde ich wohl ohne Season Pass nicht mehr kommen, aber wer sich hier nach 30 Stunden langweilt, hat sich das falsche Spiel ausgesucht und sollte wohl eher bei lineareren Titeln bleiben.
Das finde ich echt erstaunlich. Also nicht im negativen Sinne! Was motiviert Dich denn genau?
Zunächst Mal finde ich das Kampfsystem hervorragend und bzgl. Tiefe und Breite sogar das beste, was es bisher in einem eher action-lastigen und gut zugänglichen Open World Titel gab. Das wird auch durch den Skill-Tree unterstützt, der tatsächlich einen deutlichen Einfluss darauf hat, wie man an Aufgaben herangeht und wie sich das Kampfsystem anfühlt. Wenn man hier seinen Schwerpunkt auf den Assassin-Bereich legt, hat man ein ganz anderes Spielgefühl als mit einem Schwerpunkt auf den Bogen oder den Schwertkampf.
Es lädt dazu ein mit verschiedenen Fähigkeiten und deren Kombination zu experimentieren. Durch eine kostengünstige Re-Skill-Option kann man solche Experimente auch ohne große Bedenken und Einschränkungen durchführen. Auch Rüstungen und Perks sind in dieses System vollständig integriert und notwendig um seine Ausrichtung zu optimieren und zu verfeinern.
Im Laufe des Spiels, wenn man immer mehr Skills freischaltet (was bei einer ruhigen und erkundenden Spielweise durchaus 60-80 Stunden dauern kann) ändert sich die Spielweise und der Umgang mit dem Kampfsystem auch fortlaufend. Man bekommt neue Fähigkeiten, die man zu großen Teilen regelmäßig sinnvoll in Kämpfen einsetzen kann, Gift und Feuer kommen als Fähigkeit, aber auch bei den Pfeilen oder in Form von Waffenperks ins Spiel, die Gegner verwenden auf höherem Level und in späteren Gebieten ebenfalls häufig Gift und Feuer, so dass man dann tatsächlich vor neue Herausforderung gestellt wird, wenn plötzlich ein ganzes Jäger-Lager über Feuerpfeile verfügt und sich bei einem Scheitern des Schleichens der ganze Nachthimmel zu einem Feuerregen wandelt, muss man seine Herangehensweise daran anpassen.
Aber auch andere Aufgaben motivieren durch RPG-Elemente. Man will Arena-Meister oder Tier 1 Söldner werden, was dann eben den Kämpfen gegen die Söldner auch noch diesen zusätzlichen Sinn gibt. Man will die besten Perks für die Rüstung freischalten, was häufig über den Abschluss weiterer Nebentätigeiten geschieht, man will die legendären Rüstungssets, die ebenfalls sehr gute Perks für den Schmied freischalten und muss hierfür die Zweige der Kultisten aufdecken und ausschalten. Wobei dieses Aufdecken der Kultisten auf verschiedenen Wegen innerhalb der diversen Spielsysteme und Aufgabentypen geschieht. Diese Perks sind auch nicht nur Selbstzweck, sondern tatsächlich nötig, um z.B. ein Assassin-Setup hinzubekommen, bei dem sich viele Gegner mit einem Schlag per Stealth-Angriff ausschalten lassen oder auch um andere Fähigkeiten deutlich aufzuwerten.
Sehr positiv empfinde ich, dass viele der Spielmechaniken ineinander greifen und man generell das Gefühl hat, dass alles konsistent in die Open World integriert wurde. Zum Vergleich halte ich die Haupt-Missionen in RDR2 deutlich schlechter in die Open World integriert, da diese einen sehr genauen Ablauf vorgeben, sehr stark auf geskriptete Ereignisse setzen und bei Abweichungen schnell und teilweise ohne Vorwarnung fehlschlagen. Bei AC:OD steht die Haupt-Story nicht so stark im Mittelpunkt, ist nicht so aufwendig inszeniert, aber nutzt dafür häufig die eigentlichen Spielmechaniken und Spielsysteme und bietet daher meist weitgehende Freiheit wie man sie löst.
Wie gesagt sehe ich schon, dass einige der Systeme noch mehr Potential hätten als das Spiel ausgeschöpft hat, würde das aber konsequent gemacht wäre es das nahezu perfekte Open World Spiel, das eine 100% Wertung verdienen würde - so ist es aber immer noch ein sehr gutes Spiel im 90%-Bereich, das einen nie zwingt nervige Elemente wiederholt zu spielen und stundenlangen Grind in Bereichen zu betreiben auf die man keine Lust hat.
Man hat ziemlich viele Freiheiten, wie man an das Spiel herangeht und auf welche Aufgaben und Spielweise man sich konzentrieren will. Keine Lust auf Schiffskämpfe? Dann kann man sie auf eine Minimum beschränken. Keine Lust auf Banditencamps - dann macht man nur eine handvoll im Rahmen der Story, usw. Wenige Open World Titel bieten sich so gut an, um sich darin wie bei Pirates! oder BOTW in der Spielwelt treiben zu lassen und die verschiedenen Aufgaben nach Lust und Laune anzugehen.
BlackSun84 hat geschrieben: ↑30. Okt 2018, 12:07Stutzig machte mich nur die Wertung auf Gamestar, wenn ich auch Dimitri bei allen Göttern keinen Pfusch unterstellen werde. Es ist aber nunmal merkwürdig, wenn fast ein 90er bei einem Spiel rauskommt, dass Wochen vor Release und Tage später mit Artikeln auf die Homepage geworfen wird. Da entsteht Geschmäckle.
Dimitri war auch zum entsprechenden Podcast bei Insert Moin zu Gast und hat dabei eine Einschätzung abgegeben, die sich zu weiten Teilen mit meiner, teilweise oben geschilderten, deckt. Seine Wertung ist daher für mich vollkommen nachvollziehbar und auch bzgl. der Wertung würde ich nach Gamestar-Maßstab sofort eine 91-93% Wertung unterschreiben.
Offenbar ist er zu dieser Art von Open World wesentlich kompatibler als das AeB-Team, das es schon bei BOTW nicht zu 100% geschafft hat, sich wirklich in die Spielwelt fallen zu lassen. Das AeB-Team hat IMO sehr vorhersehbare Vorlieben, wodurch mir schon vorher klar war, dass das Spiel auf keinen Fall so gut wegkommen wird, wie es das nach meiner Einschätzung verdienen würde. Im Bereich dieser Open World Titel, in die man ohne Blick auf die Uhr eintauchen muss, fehlt IMO ein Team-Mitglied, das diese Herangehensweise abbildet. Ist aber kein Problem - dafür kann man dann ja auf andere Quellen zurückgreifen, die man in dem Fall z.B. bei Insert Moin findet. Man muss halt selbst auf Basis früherer Einschätzungen erkennen, welche Tester besser dem eigenen Geschmack in einem bestimmten Genre entsprechen.
Wie oben geschrieben hat mich beim Hören nur gestört, dass manches im Podcast Gesagte auf nicht ganz verstandenen Zusammenhängen beruhte. z.B. dass der XP-Boost sinnvoll ist. Das ist durch andere Elemente (Speer-Level für das Freischalten von vielen Fähigkeiten) IMO ein sehr schlechter Rat, da es viel sinnvoller ist die Kultisten-Nebenaufgaben zu machen und so Speer-Level und Spieler-Level im passenden Verhältnis zu steigern. Ubisoft verarscht hier tatsächlich die Spieler - aber in dem Fall tatsächlich nur die Käufer des XP-Boost, die dann statt beim Spieler-Level eben an anderen Hürden hängen bleiben, wodurch unnötiger Leerlauft beim Spieler-Progress entsteht. Nur für die Haupt-Story mag der XP-Boost etwas bringen, aber wer das Spiel nur für die Haupt-Story kauft, sollte den Kauf IMO besser komplett überdenken - dafür ist sie einfach nicht gut genug und auch nicht das zentrale Element des Spiels.