Mehr Mut zum Mittelmaß!

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Axel
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Mehr Mut zum Mittelmaß!

Beitrag von Axel »

Ich möchte eine These aufstellen: Nett ist nicht die kleine Schwester von Scheiße. Nett ist einfach nur nett. Nicht mehr und nicht weniger.

Mir fällt hier immer wieder auf, dass es keinen Sinn für Mittelmaß gibt. Was leider ein Problem des gesamten Internets ist. Ein Beispiel: Im Podcast bekommen Tomb Raider oder das letzte Assassins Creed eine eher verhaltene Wertung. Und hier wird seitenlang dagegen angeschrieben. Und das ist nicht nur hier so, das ist überall so. Aber warum ist das so?

Ich bin der Meinung, dass das Internet in den letzten 10 Jahren die Menschen dazu veranlasst hat, nur noch extreme zu sehen. Schwarz und weiß. 0 und 1. Das ist im politischen Feld so, aber auch in der Rezeption von Medien. Daumen rauf oder Daumen runter. Und bei "Daumen rauf" bist Du ein "Fanboy" und bei "Daumen runter" bist Du ein "Hater". Was man anfangs nur auf Portalen wie YouTube beobachten konnte, hat sich mittlerweile auf den gesamten öffentlichen Raum übertragen. Es gibt meiner Beobachtung nach keinen Sinn mehr für die Grautöne zwischen schwarz und weiß. Den Dezimalzahlen zwischen 0 und 1. Mittlerweile funktioniert auch das ganze Content-Marketing so. Spotify mit seinen Algorithmen ist auf 0 und 1 aufgebaut. Jedes Unterhaltungsprodukt möchte in der Werbung lieber eine 1 oder ein Daumen hoch sein, statt das Gegenteil. Und daher bemüht man sich für jedes noch so banale Unterhaltungsprodukt einen Hype zu entfachen. Menschen dazu zu bringen, sich emotional zu investieren. Und das ist mittlerweile in jedem Feld so: Bücher, Musik, Filme, Serien, Games. Alle buhlen sie um die Aufmerksamkeit der Kunden. Durch das schiere Überangebot an Content, verspricht mittlerweile jedes Unterhaltungsangebot das ultimative Superlativ. Games verlieren sich im Feature-Creep und bei rein audiovisuellen Medien geht nichts mehr unter dem Superlativ "Das Album des Jahres" oder "Der Film des Jahres".

Und diese Superlative haben sich meiner Beobachtung nach auch auf die User umgeschlagen.

Dabei fehlt mir vor allem der Mut zum Mittelmaß, wie ich es einfach mal nennen möchte. Was meine ich damit?
Es gibt ja seit Jahren das Phänomen der Wertungsinflation. Hat man früher in den 90ern eine 60 bei der Video Games unter einem Jump & Run Titel gesehen, wusste man "Als Fan des Genres kann ich mal reinspielen, könnte mir Spaß machen." Heute steht die 60 für eine Gurke, für Software-Abfall. Dabei wird mir eines immer wieder vergessen: Medien können nicht ständig neu und frisch und innovativ sein. Medien wollen das vielfach auch garnicht. Medien sind in 90% der Fälle vor allem eines: solide Handwerksarbeit. Und das ist nichts schlechtes. Was bei anderen die jährlichen AAA-Spiele sind, sind bei mir beispielsweise pixelige Indie-Games. Die wenigsten davon sind wirklich herausragend oder stechen hervor. Das ist aber auch nicht meine Erwartungshaltung. Ich möchte einfach nur solide unterhalten werden. Ich spiele diese Spiele nicht, weil ich etwas monumentales erleben möchte. Sondern schlicht zur schnöden Unterhaltungsbefriedigung. Warum kann das bei AAA-Games nicht genauso sein? Die wenigsten sind wirklich herausragend. Ganz häufig wird sich ja auch aufgeregt, dass diese immer wieder gleich sind. Aber ist das so schlimm?

Was wäre nun, wenn man sagen würde: Hey, ich weiß, dass Tomb Raider nichts neues macht. Ich weiß, dass das hier inhaltlich wenig Sinn macht und technisch alles solide Handwerksarbeit ist. Und genau das ist es, was ich derzeit suche. Ohne solch einen Titel auf einen Podest zu stellen. Einfach sagen: Es unterhält mich und gut ist. Macht es das Spiel kaputt? Oder das eigene Erleben des Hobbies?

Es braucht den Mittelmaß um das Besondere zu erkennen. Ein weiteres Beispiel dafür wäre dieser Podcast hier. Früher habe ich mich auf jede Sonntagsfolge gefreut. Gab ja sonst nix anderes. Mittlerweile ist es so, dass fast jeden Tag irgendein Pod-Format erscheint. Und das Mittelmaß ist solide, meist ganz fluffig konsumierbar. Und erst dann fallen besonders Wolfgangs Wortreich-Kolumnen auf. Oder wenn Sebastian mal aus dem Schema F der Wertschätzung mit einem Yakuza Sound-Novel ausbricht. Oder wenn Dom mal "eben so" eine Reportage raus haut. Das bricht mit dem Erwartbaren, mit dem Mittelmaß. Was aber ja nicht den Mittelmaß unter dem Scheffel stellen soll, sondern dieser ist die Basis, damit solche Experimente überhaupt erst wirken können. Experimente und Norm bedingen einander.

Genauso ist das bei Games. Wenn ein Breath of the Wild mit den Konventionen des Open World Explorationsspiels bricht, dann stellt es doch die Basis nicht automatisch in ein schlechtes Licht. Im Gegenteil: Es braucht diese Basis ebenso. Denn wo nichts da ist, kann man ja mit nichts brechen. Versteht ihr was ich meine?

Ein Sinn für den Mittelmaß sorgt also für das Bewusstsein einer Basis. Für die Normative. Und dafür, wenn ein Subjekt mit dieser Norm bricht. Das ist am Ende die Essenz von Kunst. Und das ist in Games genauso wie in Filmen, Literatur und Musik. Dabei muss die Norm eben nichts schlechtes darstellen. Sondern einfach nur eine solide Basis, die ebenso Spaß machen kann. Genauso wie die Abweichung von der Norm. Diesen Sinn würde ich mir wieder mehr in der Rezeption wünschen. Nicht seitens Kritiker. Sondern ganz normaler User.
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Desotho
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Re: Mehr Mut zum Mittelmaß!

Beitrag von Desotho »

Ich denke, das sieht jeder auch ein wenig anders. Jemand der beruflich Spiele testet/bespricht hat vermutlich eine andere Sicht als jemand der sich einmal im Jahr sein Call of Duty kauft.

Und wenn ich von mir aus gehe: Bei Spielen die meinen Interessen näher kommen, spiele ich oft Spiele die in Wertungen eher als Mittelmaß oder gar schlecht gelten.
Es gibt auch Spiele mit absoluten Top-Wertungen die ich furchtbar finde.

Muss ein Tomb Raider oder Assassin's Creed ein Ausnahmespiel sein? Für die Mehrheit der Spieler sicher nicht (da zähle ich mich auch zu), die sind mit geiler Grafik und funktionierendem Gameplay erstmal zufrieden.

Der große Vorteil heutzutage: Es ist meiner Meinung echt schwer noch Fehlkäufe zu tätigen. Es gibt überall Tests, Videos und Meinungen und wenn es hart auf hart kommt kann man (zumindest bei Steam) das Ding auch zurück geben.
Und bei Spielen wo ich mir unsicher bin nutze ich Sales wo es die Dinger dann günstig gibt.

Und ja: Wären alle Spiele total großartig, dann wäre genau das dann das neue Mittelmaß ^^
El Psy Kongroo
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schneeland
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Re: Mehr Mut zum Mittelmaß!

Beitrag von schneeland »

Ich verstehe, was Du meinst, aber als jemand der mittlerweile normalerweise nur noch 1-2 große Titel und ein paar Indies pro Jahr spielt, muss ich sagen: zumindest ich brauche kein Mittelmaß - dafür ist mir meine Zeit einfach zu schade.

Jetzt kommt allerdings erschwerend hinzu: nur weil ein Spiel für jemand anders Mittelmaß ist, muss das für mich nicht ebenso gelten. Beispielsweise habe ich mit großem Vergnügen Shadowrun Returns: Dragonfall gespielt - spielerisch ist das keine Offenbarung gewesen, aber die Atmosphäre hat mich als alten Shadowrun (1e/2e)-Fan voll abgeholt und man hat gemerkt, dass die Schreiber ein gutes Gefühl für die Welt hatten.

Unabhängig davon ist der Verlust von Grautönen in der Diskussion ein gesamtgesellschaftliches Phänomen, das ich ebenfalls für sehr bedauerlich halte.
"Hello, my friend! Pay a while, and listen!" (BlizzCon 2018)
"And now our RPG even has NPCs!" (Bethesda, E3 2019)
"..." (E3 2020, entfallen)
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Soulaire
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Re: Mehr Mut zum Mittelmaß!

Beitrag von Soulaire »

habe da eine ziemlich gegensätzliche Meinung. Man braucht kein Mut zum Mittelmaß, das kommt automatisch. Es wird nie nur Meisterwerke geben, das war noch nie so, auch in keinem anderen Medium. Die Gefahr ist doch viel eher, dass es nur noch Mittelmaß gibt, wenn selbst mittelmäßige Spiele mit 90er Wertungen belohnt werden und sich alle damit zufrieden geben. Der Grund dafür ist ja, dass die Spiele-Industrie auf Nummer sicher gehen will und neue Ideen erst gar nicht zugelassen werden (selbst im Indie-Bereich). Deswegen gibt es auch viel weniger schlechtere Spiele. Ich persönlich habe aber lieber mehr "schlechte" Spiele und wenige Meisterwerke, als nur noch Mittelmaß.

Ich glaube auch nicht, dass man mittelmäßige Werke braucht um herausragende Werke überhaupt richtig wertschätzen zu können. Spiele und auch Filme haben je Wer oftk einen komplett anderen Fokus. So kann ein Action-Film immer noch ein Meisterwerk sein, obwohl es keine guten Charaktere hat. Sprich wenn der Fokus klar auf der Action liegt, kann es für sein Genre immer noch ein sehr guter Film sein. Und trotzdem weiß ich dann einen Film mit guten Charakteren mehr wertzuschätzen. Dazu braucht es keinen mittelmäßigen Film, sondern nur einen Film mit einem komplett anderen Fokus.
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Axel
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Re: Mehr Mut zum Mittelmaß!

Beitrag von Axel »

Soulaire hat geschrieben: 1. Nov 2018, 14:02 Man braucht kein Mut zum Mittelmaß, das kommt automatisch.
Ich meine damit vor allem die Rezeption der User! Wie ich eingangs ja erwähnte. Wenn im Podcast gesagt wird "Shadow of the Tomb Raider ist an sich ein okayes Spiel, mit einigen Schwächen und Stärken" - wieso dann seitenlange Diskussionen darüber, dass man im Podcast das Spiel gebashed habe? Obwohl nirgendswo gesagt wurde, dass der Titel schlecht sei? Und genau das kannst Du im gesamten Internet beobachten. Jemand ordnet mal etwas als solide oder okay ein und es kommen sofort ellenlange Diskussionen darüber. Warum kann man nicht einfach für sich sagen "Hey, ich weiß, dass ich hier Vollpreis für ein 'nur' okayes Spiel ausgegeben habe. Aber mir macht's Spaß und ich bin happy damit"? Ich habe das Gefühl, dass es im gesamten Öffentlichen Raum - sei es Politik, Medien und selbst im Alltäglichen - nur noch extreme zu geben scheint.

Ja, das schlägt sich mittlerweile auch im sozialen Bereich nieder. Dass jeder scheinbar nur noch aufregendes erleben will - oder zumindest so zu tun als ob. Nur nicht langweilig sein. Aber dabei verläuft nunmal unser Alltag zu 90% eben nur aus langweiligen Routinen. Was ist so schwierig daran sich das einzugestehen? Warum muss man so tun als ob es anders wäre? Wie gesagt, das ist so ein gesellschaftliches Problem. In dem Rezeption von Medien nur ein kleiner Teil sind. Wo man es aber IMO am besten festmachen kann.
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Lurtz
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Re: Mehr Mut zum Mittelmaß!

Beitrag von Lurtz »

Dafür, dass du hier für mehr Mittelmaß wirbst, ordnest du deine Mitmenschen selbst ganz schön starr in Extreme ein.
Children are dying.
That's a succinct summary of humankind, I'd say. Who needs tomes and volumes of history? Children are dying. The injustices of the world hide in those three words.
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Tengri Lethos
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Re: Mehr Mut zum Mittelmaß!

Beitrag von Tengri Lethos »

Ich meine mich zu erinnern, André oder Jochen haben auch mal die These in den Raum gestellt, dass mehr schlechte Spiele insgesamt gut wären.
Ich glaube aber, dass in der heutigen Zeit, in der Spiele viel seltener unter technischen Macken leiden, oftmals eine Einteilung nach gut, schlecht oder mittelmäßig nicht immer sinnvoll ist, da der Faktor „subjektiver Empfängerhorizont“ zu kurz kommt. Manche Spiele fasse ich an und finde sie naja. Ein paar Wochen später bin ich in der richtigen Stimmung und plötzlich finde ich sie super.
Dabei ist es nicht so, dass ich Mängel der Spiele übersehen würde. Aber die Zeit ist einfach reich. Bestes Beispiel das neue Spider-Man Spiel. Hat mir sehr viel Spaß gemacht, aber meine Güte hat es auch viel Murks dabei. Unlogische Nebenmissionen, Nicht allzu variantenreiche Kämpfe, eine arg dünne Hauptstory...
Aber zu dem Zeitpunkz, nach so vielen Jahren hat mich dieses mittelmäßig bis gutes Spiele 1a unterhalten.
Insofern kann auch Mittelmaß großartig sein, mehr davon brauche ich aber ob der Fülle heutiger Spiele nicht.
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Terranigma
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Re: Mehr Mut zum Mittelmaß!

Beitrag von Terranigma »

Ich kann dem Gedankengang nicht folgen. "Mut zum Mittelmaß" klingt so, als wäre das Mittelmaß erstrebenswert. Es erscheint mir evident, dass dies nicht der Fall ist. Zumindest heutzutage ist nicht Geld, sondern Freizeit für mich Mangelware, d.h. ich habe aus diesem Grund kein Interesse an Mittelmaß, sondern möchte meine Freizeit möglichst angenehm verbringen. In diesem Sinne ordne ich Spiele, Romane, Filme, usw. durchaus binär ein, nämlich in "Damit verbringe ich meine Zeit" und "Damit verbringe ich nicht meine Zeit". Das ist die für mich wesentliche Entscheidung. In Zeiten, wo großartige Serien, großartige Filme, großartige Videospiele und großartige Romane um meine Freizeit buhlen sehe ich keinen Mehrwert darin, meine Zeit auf Produkte zu verwenden, die eben nur okay-ish oder nur solide sind.

Natürlich ist's gut möglich, dass ich gerne mal einen Film sehen oder ein Videospiel spielen möchte, dass vom Publikum allgemein als okay-ish gesehen wird. Aber wenn es genau das ist, was ich in dem Augenblick möchte, dann ist es für mich subjektiv eben genau das Richtige - und damit ist es eben nicht nur nett, sondern genau richtig.


Das Diskussionsverhalten in einem Diskussionsforum würde ich dabei nicht zum Maßtab nehmen. Es ist ja gerade die Funktion eines Diskussionsforum, eben dort - naja - Diskussionen zu führen. Wenn jemand ein Videospiel spielt, dass er nur okay-ish findet, glücklich damit ist und keinen Wunsch hat, dass in irgendeiner Form zu diskutieren, so steht es ihm frei sich nicht an Diskussionen über dieses Spiel zu beteiligen. Das sagt wohl nichts über den Menschen an sich noch über unsere heutige Zeit aus, sondern vor allem etwas über das Kommunikationsverhalten auf besagten Internetplattformen.
Sitting quietly and doing nothing,
Spring comes, and the grass
grows by itself.
Papiertigger
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Re: Mehr Mut zum Mittelmaß!

Beitrag von Papiertigger »

Ich finde, da ist schon was dran.

Ich sehe darin letztlich eine Kritik an einer Wertungsinflation - wenn selbst Mittelmaß hochgejubelt wird, dann gilt alles, was nicht hochgejubelt wird, im Gegenzug als schlecht. Diese Kritik ist nicht ganz neu, aber dadurch ja nicht falsch, und die "gesellschaftskritische" Begründung finde ich interessant und überlegenswert.

Und dass ein Spiel dem einen gefallen und dem anderen nicht gefallen kann spricht für mich gegen Wertungen im Sinne "hop oder top" und für mehr Analyse von Spielen, welche es dem Spieler selbst überlässt, ob es ihm gefallen könnte. Also mehr wie Besprechungen von Kultur im Feuilleton und weniger Stiftung Warentest mit Gesamtwertung am Ende. Das ist anstrengender für den Konsumenten, weil er selbst nachdenken und einschätzen muss, wird aber meines Erachtens der heutigen Spielelandschaft und heterogenen Spielerschaft besser gerecht. Das ist natürlich auch nicht neu.

(Präventiv möchte ich hinzufügen, dass es natürlich extreme, unversöhnliche, undifferenzierte Positionen immer schon gab und ich nicht weiß, ob es diese heutzutage wirklich mehr gibt oder sie sichtbarer sind. Ich habe allerdings schon öfters den Verdacht, dass es im Internetzeitalter, vor allem seit Twitter, zunehmend nochmal mehr Polarisierung und weniger Differenzierung und Verständnisbereitschaft in der "öffentlichen Meinung" gibt.)
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LlamaCannon
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Re: Mehr Mut zum Mittelmaß!

Beitrag von LlamaCannon »

Ich finde eigentlich das die meisten AAA Titel mittelmaß sind. Weil sie sich in der Regel alle gleichen. Ganz besonders diese ganzen Konsolen releases wie z.B. The last of Us, Uncharted, God of War, Detroit become human, call of duty, battlefield, halo, Assassins Creed etc... alles so Spiele die mich völlig kalt lassen. Meistens liegt es daran, dass bei diesen Spielen das Gameplay ziemlich langweilig ist. Story-palaber ist mir in erster Linie erstmal egal, aber leider liegt hier in den meisten games der Schwerpunkt. Bei einem Spiel sollte das wenn dann erst an 3ter Stelle kommen. Gameplay>immersive welty>story so in der Art.
Das ist mir eigentlich alles ganz recht, so kann ich die releases die jedes Jahr kommen an einer Hand abzählen. Dieses Jahr waren es Metal Gear Survive, Far Cry 5, Battlefield 5(eigentlich spontankauf wegen dem revealtrailer :'DDDDD) und Hitman2. Nächstes Jahr werden es Rage2 und Sekiro sein.
"It's an incredible technical achievement, but it's unfortunate that it's going to be used to kill people" Noel Sharkey, Professor of artificial intelligence and robotics at the University of Sheffield
(\/),;;,(\/)WooopwooP on the PC
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Tengri Lethos
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Re: Mehr Mut zum Mittelmaß!

Beitrag von Tengri Lethos »

LlamaCannon hat geschrieben: 1. Nov 2018, 23:32 Ich finde eigentlich das die meisten AAA Titel mittelmaß sind. Weil sie sich in der Regel alle gleichen. Ganz besonders diese ganzen Konsolen releases wie z.B. The last of Us, Uncharted, God of War, Detroit become human, call of duty, battlefield, halo, Assassins Creed etc... alles so Spiele die mich völlig kalt lassen. Meistens liegt es daran, dass bei diesen Spielen das Gameplay ziemlich langweilig ist. Story-palaber ist mir in erster Linie erstmal egal, aber leider liegt hier in den meisten games der Schwerpunkt. Bei einem Spiel sollte das wenn dann erst an 3ter Stelle kommen. Gameplay>immersive welty>story so in der Art.
Das ist mir eigentlich alles ganz recht, so kann ich die releases die jedes Jahr kommen an einer Hand abzählen. Dieses Jahr waren es Metal Gear Survive, Far Cry 5, Battlefield 5(eigentlich spontankauf wegen dem revealtrailer :'DDDDD) und Hitman2. Nächstes Jahr werden es Rage2 und Sekiro sein.
Wenn ich ehrlich bin, verstehe ich Dich nicht so ganz. Oben schreibst Du, BF ließe Dich völlig kalt und aus der Positionierung hinter deinem ersten Satz vermute ich, dass BF ein Beispiel für die deiner Meinung nach mittelmäßigen Spiele sein soll. Unten schreibst Du dann aber, dass Du BF 5 schon gekauft hättest. Und nach meinem Dafürhalten sind auch Far Cry 5 und mindestens Rage (spontan auch Sekiro und Hitman 2) AAA Spiele...wieso denkst Du dann, dass die meisten AAA Spiele nur mittelmaß sind?
Unter Berücksichtigung deiner Ausführungen zum Stellenwert von Story für Dich finde ich immer noch sehr viele AAA Spiele, bei denen die Story nur Beiwerk ist. Ist Dir denn wichtig, dass Du die Spiele im Singleplayer spielen kannst?
Decius
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Re: Mehr Mut zum Mittelmaß!

Beitrag von Decius »

Dein Post geht von der These aus, dass die genannten Spiele objektiv und unverrückbar Mittelmaß wären. Und das ist das Problem. Die Leute, die dagegen anschreiben sind eben nicht der Meinung, dass sie es wären. Da dürfte der Grund herkommen, warum du ihren Standpunkt nicht verstehst - du triffst eine grundsätzliche Annahme als wäre sie ein Naturgesetz, was eben viele Leute nicht so sehen. Das ist eben das "Problem" wenn man über Geschmackssachen und Kulturgüter im Allgemeinen diskutiert. Dem einen ist "Merde d'artister" 300.000 € wert, für den anderen ist es eben nur Scheiße in einer Dose.
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philoponus
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Re: Mehr Mut zum Mittelmaß!

Beitrag von philoponus »

Aus Spielersicht habe ich für Mittelmaß keine Zeit. Ich versuche deshalb nur immer nur das Beste spielen. Also wenn das nächste RPG ansteht, wird es sicher kein mittelmäßiges sein, solange ich Divinity: Orginal Sin 2 nicht gespielt habe etc. Ausnahme sind bei mir Strategie- und 4X-Spiele, wo ich aus Genreinteresse gerne auch mal in mittelmäßige Spiele reinspiele. Nicht allzu lange allerdings.
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Nachtfischer
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Re: Mehr Mut zum Mittelmaß!

Beitrag von Nachtfischer »

MitSchmackes! hat geschrieben: 1. Nov 2018, 12:54Was wäre nun, wenn man sagen würde: Hey, ich weiß, dass Tomb Raider nichts neues macht. Ich weiß, dass das hier inhaltlich wenig Sinn macht und technisch alles solide Handwerksarbeit ist. Und genau das ist es, was ich derzeit suche. Ohne solch einen Titel auf einen Podest zu stellen. Einfach sagen: Es unterhält mich und gut ist. Macht es das Spiel kaputt? Oder das eigene Erleben des Hobbies?
Die Sache ist, dass es ja durchaus ehrliches Erleben sein kann, wenn jemand meint, Tomb Raider sei nicht mittelmäßig. Ich würde da mal wieder das Konzept der "Game Literacy" anführen. Wenn ich noch nie 3rd-Person-Action gespielt habe (oder vielleicht schon oft, aber ohne mit darüber tiefere Gedanken zu machen), dann finde ich das Spiel möglicherweise durchaus innovativ und großartig. Was in der Diskussion oft fehlt, ist die Differenzierung der Stufen dieser Literacy. Da wird dann gesagt: "Aber es IST doch toll!" (oder doof). Was es bräuchte, wäre eine gemeinsame Grundlage der Bewertung. Eine objektivierte Subjektivität.
Papiertigger
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Re: Mehr Mut zum Mittelmaß!

Beitrag von Papiertigger »

Ich bin der Meinung, die hier größtenteils unhinterfragte Unterscheidung zwischen mittelmäßigen und großartigen Spielen ist an sich schon problematisch. Ich bin ja gar nicht mal Anhänger der Denkrichtung "alles ist subjektiv" und ein objektives Urteil sei schlechterdings nicht möglich. Ich denke durchaus, dass man mit allgemeingültigem, "objektivem" Anspruch zwischen schlechten und guten Sachen unterscheiden kann.

Aber erstens kann einem konkreten Spieler das "Nicht-Meisterwerk" trotzdem mehr gefallen als das Meisterwerk. "Krieg und Frieden" ist schlicht und einfach ein besserer Roman als "Die Zwerge", was aber nicht heißt, dass einem konkreten Leser nicht "Die Zwerge" besser gefallen kann als "Krieg und Frieden". Deshalb kann ich mit Sätzen wie "für Mittelmaß habe ich keine Zeit" absolut nichts anfangen.

Zweitens ist eine solche "objektive" Unterscheidung zusehends schwieriger, je näher sich qualitativ die zu vergleichenden Werke sind. Dies ist gerade bei Spielen der Fall, die sich meiner Meinung nach zunehmend größtenteils auf einem "soliden" handwerklichen Niveau befinden.
Nachtfischer hat geschrieben: 5. Nov 2018, 09:09 Was es bräuchte, wäre eine gemeinsame Grundlage der Bewertung. Eine objektivierte Subjektivität.
Wie könnte die konkret aussehen?
Zuletzt geändert von Papiertigger am 5. Nov 2018, 10:14, insgesamt 1-mal geändert.
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Nachtfischer
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Re: Mehr Mut zum Mittelmaß!

Beitrag von Nachtfischer »

Papiertigger hat geschrieben: 5. Nov 2018, 09:52
Nachtfischer hat geschrieben: 5. Nov 2018, 09:09 Was es bräuchte, wäre eine gemeinsame Grundlage der Bewertung. Eine objektivierte Subjektivität.
Wie könnte die konkret aussehen?
Im Ansatz zum Beispiel so.
Stuttgarter
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Re: Mehr Mut zum Mittelmaß!

Beitrag von Stuttgarter »

Man könnte ganz provokant mal überlegen, ob grade die riesigen AAA-Produkte - zumindest aus künstlerischer Sicht - nicht Mittelmaß sein müssen. Aufgrund der Tatsache, dass sie ein Millionenpublikum ansprechen müssen, um ihr Budget wieder reinzuholen. Wer unter diesem Druck steht, kann sich keine großartigen Experimente leisten - er muss spielerisch und auch aussagetechnisch praktisch unangreifbar sein. Bestes Beispiel wäre vermutlich Ubisoft, das ja seit Jahren alles tut, um jedwede eventuelle politische Aussage in seinen Spielen von vornherein als "nicht vorhanden" abzutun.

Gleichzeitig müssen AAA-Produkte auf technischer Seite heutzutage natürlich alles andere als "Mittelmaß" sein - das Massenpublikum dürfte nicht sehr geduldig sein, was schwerwiegende Bugs etc angeht. Selbst ich, der erst Anfang der 2000er mit dem Spielen angefangen hat, erinnere mich noch gut daran, was für eine Kugelfuhr es zuweilen war, das neueste Spiel auf dem Rechner zum Laufen zu bringen. Das kann sich heute kein großer Publisher mehr erlauben.

Wir haben also die leicht schizophrene Situation, dass AAA-Spiele unter einem bestimmten Gesichtspunkt Mittelmaß, unter einem anderen gleichzeitig Hochglanz abliefern müssen.

Wobei, so schizophren ist das eigentlich gar nicht. Da sich das durch alle Sparten der Kunst durchzieht. Vermutlich müssen nur die Konsumenten des immer noch sehr jungen Mediums lernen, dass es absolut legitim ist, dass die einen Vertreter hochwertig produzierte künstlerische Alltagsware liefern, während andere Vertreter Kunstperlen mit Ecken und Kanten sind. Das AAA-Kunst-Spiel wird es nunmal extrem selten geben. Aber es gibt eben genauso selten den 300 Millionen Dollar-teuren Kunstfilm.
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Sebastian Solidwork
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Re: Mehr Mut zum Mittelmaß!

Beitrag von Sebastian Solidwork »

@Stuttgater Absolute Zustimmung :clap:
Kunst im Sinne von Innovation lebt davon mal was anders, ungewohnt zu machen und auch mal anzuecken. Was Aufwand erfordert um sich damit auseinander zu setzten.
AAA-Spiele sind das genaue Gegenteil. Technisch zwar fehlerlos, jeder Kerbe ist ausgemerzt, aber den Gewohnheiten der Masse entsprechend und/oder möglichst einfach zugänglich.
Das risikoarme Renditeversprechen für hunderte von Millionen von Dollar/Euro.
AAA-Spiele repräsentieren ihre Spielerschaft, die sich auch insgesamt nur vergleichsweise langsam an neuen Spielgewohnheiten gewöhnt. Sie sind nicht die Pioniere sondern die trägere Mitte und Masse der Gesellschaft.
Stuttgarter hat geschrieben: 5. Nov 2018, 15:12 Vermutlich müssen nur die Konsumenten des immer noch sehr jungen Mediums lernen, dass es absolut legitim ist, dass die einen Vertreter hochwertig produzierte künstlerische Alltagsware liefern, während andere Vertreter Kunstperlen mit Ecken und Kanten sind.
Vielen Dank, dass du so um ein gegenseitiges Verständnis wirbst. Alle sind gleichwertig, keiner liegt falsch, nur anders.
„Schönheit ist auch immer ethisches Empfinden.“

Umweltschutz beginnt im Geldsystem.
Fix the system!

Der Sinn des Lebens ist, dass Menschen voller Sinn das niemals wissen müssen. - Gunter Dueck in Omnisophie
Stuttgarter
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Re: Mehr Mut zum Mittelmaß!

Beitrag von Stuttgarter »

Sebastian Solidwork hat geschrieben: 5. Nov 2018, 15:28
Stuttgarter hat geschrieben: 5. Nov 2018, 15:12 Vermutlich müssen nur die Konsumenten des immer noch sehr jungen Mediums lernen, dass es absolut legitim ist, dass die einen Vertreter hochwertig produzierte künstlerische Alltagsware liefern, während andere Vertreter Kunstperlen mit Ecken und Kanten sind.
Vielen Dank, dass du so um ein gegenseitiges Verständnis wirbst. Alle sind gleichwertig, keiner liegt falsch, nur anders.

Naja, eigentlich werbe ich nicht wirklich dafür. :D Sondern eher dafür, dass der gemeine Spieler von seinem "Spiele sind Kunst, also ist jedes Spiel Kunst" wegkommt. Es gibt natürlich Spiele, die Kunst sind - aber es gibt genauso Unterhaltungsstangenware, die von Kunst genauso weit weg ist wie McDonalds von der Gourmetküche. Wenn sich die Erkenntnis mal durchsetzt in den Köpfen, wären wir alle glaub schon weiter in der Diskussion.

Zumindest hätte ich noch nie mitbekommen, dass sich Filmfans in großer Zahl darüber beschweren, dass Filmkritiker in der Regel grade bei den großen Mainstreamunterhaltungsblockbustern kaum über ein "mittelmäßig" rauskommen in ihrer Bewertung. Da ist es irgendwie akzptiert, dass der (viel zitierte) "Citizen Kane", ein "Kinder des Olymp", ein "Amadeus" völlig anders geschätzt werden als ein Indiana Jones, der x-te Bond oder irgend ein hanebüchener Michael Bay-Blödsinn. Und der Witz ist: Man kann ja beides mögen. Nur sollte einem halt klar sein, welcher Film aus welchen Gründen "gut" ist. Ich schau grad mit Riesenvergnügen chronologisch alle 24 offiziellen Bonds. Aber ich würd nie auf die Idee kommen, Kritiker anzumotzen, weil davon kaum einer wirklich gute Kritiken bekommen hat. Die meisten sind hanebüchener Blödsinn. Aber halt auf Hochglanz und sehr unterhaltsam.
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