Wertschätzung: State Of Mind

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Skizzenbildner
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Wertschätzung: State Of Mind

Beitrag von Skizzenbildner »

Habe die Folge gerade auf dem Weg zur Arbeit gehört und war sehr angetan. Zusammen mit dem gerade für das Gesamtverständnis sehr hörenswerte Post Mortem ist das Spiel für mich nun hinreichend besprochen.

Mein eigenes Fazit zum Spiel deckt sich dabei mit dem Fazit aus der Wertschäxtzung. Das Spiel beinhaltet einige interessante Gedanken, bringt sie aber weder als Spiel noch als Geschichte so richtig zusammen. Dennoch sind diese Gedanken so interessant, dass es sich durchaus über sie zu reden lohnt. Das Spiel selbst wiederrum ist dagegen für mich leider ziemlich wirkungslos geblieben. Hier kamen alle Teile einfach nicht zu einem kraftvollen Ganzen zusammen wobei man es sich mit einer stark fragmentierten Geschichte auch noch unnötig schwer gemacht hat.

Zu Letzterem ist übrigens noch zu sagen, dass ich direkt nach meinem Durchgang den Eindruck hatte, ich müsste den Titel nun eigentlich noch einmal durchspielen, um die Geschichte nicht nur halb sondern vollständig zu verstehehen. Alleine... Lust darauf habe ich angesichts des lahmen Gameplays nicht wieder bekommen.
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Andre Peschke
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Re: Wertschätzung: State Of Mind

Beitrag von Andre Peschke »

Skizzenbildner hat geschrieben: 12. Nov 2018, 06:54 Zu Letzterem ist übrigens noch zu sagen, dass ich direkt nach meinem Durchgang den Eindruck hatte, ich müsste den Titel nun eigentlich noch einmal durchspielen, um die Geschichte nicht nur halb sondern vollständig zu verstehehen. Alleine... Lust darauf habe ich angesichts des lahmen Gameplays nicht wieder bekommen.
Es wäre auch nett gewesen, wenn die Geschichte wenigstens konsequent mit Daten gearbeitet hätte, damit ich leichter eine Chronologie herstellen kann. Aber es wechselt auch noch zwischen "DatumXY", "Wochentag" und "X Tage vor dem Anschlag". Dadurch habe sogar ich, der sich nebenbei Notizen gemacht hat, ab und an überlegen müssen, wo ein bestimmtes Ereignis in der Zeitlinie wirklich stattgefunden hat. Durch den Kontext war das meistens trotzdem recht eindeutig, aber wenn man sich eben nicht die Mühe macht zu protokollieren, wird's nochmal schwieriger.

Auch hier finde ich den Gedanken ganz interessant, inwiefern sich ein Werk so spröde und sperrig geben darf, anstatt mir um den Hals zu fallen. Als ich meine Notizen hinterher mal chronologisch arrangiert habe - das war ein bisschen wie das Karten zeichnen in frühen Rollenspielen über dessen kreative Bindungswirkung zum Spiel wir in einer früheren Folge ja auch schon diskutiert haben. Aber ich habe die Befürchtung, dass man mit derartigen intellektuellen Fingerübungen dann doch sehr schnell in die Alchemie abdriftet und versucht Mängel zu Mehrwert umzuformen. :/

Meine große Frustration ist, dass ich Martin Ganteföhr seit Jahr und Tag für den interessantesten und besten Autor halte, der in Deutschland an Computerspielen arbeitet. Ich kann stundenlang von den Höhepunkten seiner Arbeit schwärmen. Aber wenn mich dann jemand fragt, welches seiner Spiele man denn kaufen sollte? Keines. ^^ Es ist ihm hoch anzurechnen, dass wir trotzdem lose befreundet geblieben sind. :D

Andre
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Skizzenbildner
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Re: Wertschätzung: State Of Mind

Beitrag von Skizzenbildner »

Andre Peschke hat geschrieben: 12. Nov 2018, 08:49Meine große Frustration ist, dass ich Martin Ganteföhr seit Jahr und Tag für den interessantesten und besten Autor halte, der in Deutschland an Computerspielen arbeitet. Ich kann stundenlang von den Höhepunkten seiner Arbeit schwärmen. Aber wenn mich dann jemand fragt, welches seiner Spiele man denn kaufen sollte? Keines. ^^ Es ist ihm hoch anzurechnen, dass wir trotzdem lose befreundet geblieben sind. :D

Andre
Geht mir auch so. Vor allem nach dem Post Mortem. Sollte er eines Tages mal einen Lead Designer treffen, der ihn a) wirklich in allen Facetten versteht und der b) all seine Gedanken mal mit einem Team und sehr viel Geld vernünftig zusammenbinden darf könnte daraus auch wirklich mal ein herausragendes Spiel entstehen. Aber das wäre dann in der Tat eine äußerst seltene und glückliche Fügung in der Geschichte dieses Mediums
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Andre Peschke
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Re: Wertschätzung: State Of Mind

Beitrag von Andre Peschke »

Skizzenbildner hat geschrieben: 12. Nov 2018, 09:02
Geht mir auch so. Vor allem nach dem Post Mortem. Sollte er eines Tages mal einen Lead Designer treffen, der ihn a) wirklich in allen Facetten versteht und der b) all seine Gedanken mal mit einem Team und sehr viel Geld vernünftig zusammenbinden darf könnte daraus auch wirklich mal ein herausragendes Spiel entstehen. Aber das wäre dann in der Tat eine äußerst seltene und glückliche Fügung in der Geschichte dieses Mediums
Ich glaube halt, er bräuchte schon jemand, der ihn zu einem gewissen Grad an die Leine nimmt. Bei State of Mind sieht man IMO, dass er da zu viel gewollt hat. Da hätte jemand sagen müssen: "Ne, das machen wir jetzt nicht auch noch. Fokus!!!". Zugleich dürfte derjenige ihn aber halt nicht zu stark kreativ beschneiden. Und sie müssten sich nicht gegenseitig umbringen.

Er hat ja sogar erzählt, dass Kürzungen am Spiel vorgenommen werden mussten - aber im Post Mortem klang es so, als hätten sie danach den Inhalt dieser Szenen an anderer Stelle re-integriert. Was IMO dann eine falsche Lösung war. Stattdessen hätte man besser gesagt: "Wir lassen die ganze City 5 weg und erzählen nur die Story von Richard" oder vergleichbares. Wäre dann natürlich eine grundlegend andere Story geworden... schwierig.

Andre
mczappa
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Re: Wertschätzung: State Of Mind

Beitrag von mczappa »

Passiert nicht oft, aber ich stimme eurer Meinung 100% zu ;-)

Die Story ist ein wilder Mix aus Dick, Welt am Draht, San Junipero, Detroit Become Human und vielleicht sogar ein bisschen Soylent Green. Das funktioniert hier schon von Anfang an nicht, weil mir Save The Cat - Momente fehlen, die mir die Figuren gleich zu Beginn näher bringen. Überhaupt - warum müssen es so viele unterschiedliche Perspektiven sein, die das Spiel unnötig in die Länge strecken? Lieber auf Richard konzentrieren und das Ganze wäre schon deutlich kompakter geworden.

Hätte trotzdem vielleicht mit einer Inszenierung im Stil von Detroit geklappt, die ja auch schon dort viele Mängel überdeckt hat, aber da wurden wohl produktionstechnisch Grenzen erreicht: Kaum Handlungsorte, lebloses "Personal", praktisch keine Hintergrundaudio. Das war sehr asketisch, vielleicht ein bisschen Bresson-like, aber für mich halt auch sehr langweilig. Die inszenierung versucht da gar nicht gegen anzukämpfen. Stattdessen Schuss-Gegenschuss und Standardperspektiven. Da in der Story auch ein Psychothriller steckt, hätte ich mir einen "wilderen" Stil gewünscht. Ich kann mir gut vorstellen, dass hier eine an sich gute Prämisse - Menschsein in einer hochtechnologisierten Welt - mit unnötigen Subplots weiter gestreckt wurde. Ich fand auch dieses "Doomsday"-Motiv sehr gut: Eine Gesellschaft vor dem Abgrund, die verzweifelt nach einem Ausweg sucht. Das hat mich ein wenig an Soylent Green erinnert. Von der großen Schere zwischen Arm und Reich hat man auch kaum etwas gesehen.

Von den ganzen uninspirierten und willkürlich auftauchenden Minispielen braucht man gar nicht erst anzufangen. Bis auf die "Koop"-Szenen und das Labyrinth am Ende (fand ich wirklich sehr gut) hat mich da nichts gereizt. Da fehlt einfach der Rhythmus und es zieht sich in die Länge. Rund zwei Drittel des Spiels ist nur Worldbuilding und die letzten drei Stunden wird auf's Gas gedrückt

Die Kurzfassung: Ambitioniert, interessantes Szenario, aber holprig inszeniert und zu lang.
Yano
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Re: Wertschätzung: State Of Mind

Beitrag von Yano »

Andre Peschke hat geschrieben: 12. Nov 2018, 08:49 ... Aber wenn mich dann jemand fragt, welches seiner Spiele man denn kaufen sollte? Keines. ^^
Wobei ja gerade "The Moment of Silence" unter Adventure Fans einen sehr guten Ruf besitzt.
Auch für mich besitzt dieses Spiel einen besonderen Stellenwert, die Charaktere, die Geschichte, die Musik, das alles besitzt eine Form von "Reife" die bei Computerspielen immer noch einen gewissen Seltenheitswert hat.
Gerade Liebhabern von anspruchsvollen Story Games würde ich diesen Titel von Herzen empfehlen wollen.
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Andre Peschke
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Re: Wertschätzung: State Of Mind

Beitrag von Andre Peschke »

Yano hat geschrieben: 13. Nov 2018, 17:47 Gerade Liebhabern von anspruchsvollen Story Games würde ich diesen Titel von Herzen empfehlen wollen.
Ist spielmechanisch leider mangelbehaftet. Sachen wie "Dieser Hotspot wird sinnloser Weise erst nach einem Dialog aktiv" sind Adventure-No-Gos für mich.

Andre
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philoponus
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Re: Wertschätzung: State Of Mind

Beitrag von philoponus »

Vielen Dank für diese "Wertschätzung on demand".
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Axel
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Re: Wertschätzung: State Of Mind

Beitrag von Axel »

Warum macht Martin eigentlich keine Textdventures wie anfang der 2000er? Gerade in den letzten Jahren sind interaktive Textadventures im mobile Bereich überraschend erfolgreich. Da könnte er sich so richtig schön austoben!
Yano
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Re: Wertschätzung: State Of Mind

Beitrag von Yano »

Andre Peschke hat geschrieben: 13. Nov 2018, 19:21
Yano hat geschrieben: 13. Nov 2018, 17:47 Gerade Liebhabern von anspruchsvollen Story Games würde ich diesen Titel von Herzen empfehlen wollen.
Ist spielmechanisch leider mangelbehaftet. Sachen wie "Dieser Hotspot wird sinnloser Weise erst nach einem Dialog aktiv" sind Adventure-No-Gos für mich.

Andre
Das kann man so sehen, aber ich glaube auch das für eine bestimmte Gruppe bei Adventures eher Story, Dialoge und Charaktere wichtiger sind, noch vor Mechanik und komplexe Rätsel.
Für diese Zielgruppe können die House of Tales Spiele eine reine Wonne sein.
Und ja da spreche ich sicherlich auch für mich selbst ^^
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Andre Peschke
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Re: Wertschätzung: State Of Mind

Beitrag von Andre Peschke »

Yano hat geschrieben: 17. Nov 2018, 17:25 Das kann man so sehen, aber ich glaube auch das für eine bestimmte Gruppe bei Adventures eher Story, Dialoge und Charaktere wichtiger sind, noch vor Mechanik und komplexe Rätsel.
Für diese Zielgruppe können die House of Tales Spiele eine reine Wonne sein.
Und ja da spreche ich sicherlich auch für mich selbst ^^
Wie geschrieben: Ich mag Martin sehr und ich halte sehr viel von ihm als Autor. Insofern freut mich jeder Mensch, der Freude an seiner Arbeit hat. :)

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Dr. Zoidberg [np]
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Re: Wertschätzung: State Of Mind

Beitrag von Dr. Zoidberg [np] »

Ich mochte das Spiel sehr gerne konnte aber eine Weile lang nicht so recht greifen warum. Dank der Wertschätzung (und anschließender Diskussion mit André in Skype) konnte ich das nun und hab das mal als Artikel für Zockwork Orange niedergeschrieben: http://zwo.me/mcth3
"I'm still tired from all the crossfit this morning" - "It's pronounced croissant and you ate 4 of them"
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