Wertungsdiskussion am Beispiel RDR2

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Sebastian Solidwork
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Re: Wertungsdiskussion am Beispiel RDR2

Beitrag von Sebastian Solidwork »

DanteAlucard88 hat geschrieben: 14. Nov 2018, 08:09 Ich persönlich mag ja die 100%, weil es ,für meinen Geschmack, die Vergleichbarkeit am besten ermöglicht.
Vergleicht bei Filmen oder Bücher jemand ernsthaft die Wertungen und orientiert daran seinen Konsum?
Ich nutze die zur groben Orientierung und lese vor allem die Rezensionen. Wobei ich auch schon öfter fest gestellt habe, dass mir Bücher entgegen der gegebenen Wertung nicht bzw. schon gefallen.
bimbes1984 hat geschrieben: 14. Nov 2018, 09:30 Ich war neulich noch einmal in einem Saturn und haben mir da angeschaut was es für PC-Spiele gibt und da ist mir direkt aufgefallen, dass es ein riesen Angebot an Simulationsspielen gibt, egal ob Flugzeug, Zug, Traktor, LKW...da war echt alles dabei. Ich habe mir die aus Spaß einfach mal angeguckt und sah dann nur, dass die Grafik zumindest auf den Screenshots echt gut aussah, ein weiteres Urteil konnte ich mir nicht bilden, weil ich keinen Test dazu fand....außer halt Userwertungen auf Steam oder in Foren.

Es gibt scheinbar eine riesen Fangemeinde dieser Spiele, nur keine "Fachpresse" mehr dafür, wieso? (mir scheint da gibt es eine Marktlücke).
Eine sehr interessante Perspektive. :)

Wenn ich die Tage hier mal Andre länger antworte, werde ich das wohl aufnehmen.
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Re: Wertungsdiskussion am Beispiel RDR2

Beitrag von HerrReineke »

bimbes1984 hat geschrieben: 14. Nov 2018, 09:30 Es gibt scheinbar eine riesen Fangemeinde dieser Spiele, nur keine "Fachpresse" mehr dafür, wieso? (mir scheint da gibt es eine Marktlücke).
These aus dem hohlen Bauch heraus: Das ist keine Marktlücke, weil die Fangemeinde sich bereits selbst so gut vernetzt und austauscht, dass eine "Fachpresse" die notwendige Detailarbeit zur Besprechugn dieser Spiele und von deren Umfeld kaum leisten könnte - und vielleicht gar nicht rezipiert würde (weil die Leute ja selbst schon auf anderem Wege die für Sie notwendigen Informationen und Erfahrungen austauschen). Bonusthese: Es gibt darunter einen großen Anteil von Fans, die alle Nachfolger einer Serie bzw. Spiele eines bestimmten Subgenres spielen (ähnlich wie FIFA etc.), sodass jedenfalls klassische Spielebesprechungen für diese Leute wertlos wären.
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DanteAlucard88
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Re: Wertungsdiskussion am Beispiel RDR2

Beitrag von DanteAlucard88 »

Sebastian Solidwork hat geschrieben: 14. Nov 2018, 09:39
DanteAlucard88 hat geschrieben: 14. Nov 2018, 08:09 Ich persönlich mag ja die 100%, weil es ,für meinen Geschmack, die Vergleichbarkeit am besten ermöglicht.
Vergleicht bei Filmen oder Bücher jemand ernsthaft die Wertungen und orientiert daran seinen Konsum?
Ich nutze die zur groben Orientierung und lese vor allem die Rezensionen. Wobei ich auch schon öfter fest gestellt habe, dass mir Bücher entgegen der gegebenen Wertung nicht bzw. schon gefallen.

Ich würde ganz klar behaupten: Ja.
Kurz zwischendurch: Man sollte sich aber besser nicht immer zu dem Vergleich zu Büchern oder Filmen hinreißen lassen bzw. versuchen Parallelen aufzuzeigen. Videospiele sind interaktiv und vereinen die Eigenschaften (und adaptieren Stilmittel) von Theater, Film, Musik und Büchern in sich und werden einfach ganz anders konsumiert.
In dem Fall denke ich: Reviews haben ständig klaren Einfluss bei jedem Medium, dass wir konsumieren. Bei Musik spielt das wohl am ehesten keine Rolle. Da hört man sich halt einfach mal schnell nen Song an statt erstmal ne Stunde nachzulesen, ob ein Lied bzw. Album was taugt.^^ Da dürften Reviews vielleicht eher bloß dafür sorgen, dass man auf weitere Bands stößt und die dadurch konsumiert.

Wenn du Erfahrung hast, dann richtest du deinen Konsum nicht total danach, aber als ich klein und daher unerfahren war, da waren Testmagazine ein klarer Bestandteil des Auswahlprozesses, was ich gerne spielen würde. Ich weiß jetzt zwar bei fast allen möglichen Spielen, was ich so mag und ob ein Spiel was taugen wird oder nicht,
aber auch nach jetzt fast 30 Jahren Film und Videospielerfahrung beeinflussen Wertungen noch meinen Konsum. Vier Beispiele:

Ein Beispiel für den Filmkonsum: Wenn ich bei Amazon Prime ein Cover von einem Film sehe und der Text eigentlich meine Aufmerksamkeit weckt, aber ich sehe, dass der Film nur zwei Sterne oder weniger hat, dann werde ich in 90% der Fälle den Film nie schauen, wenn ich nicht irgendwie doch nochmal in spezieller Weise darauf aufmerksam werde. Bei Filmen lese ich aufgrund von Spoiler-Gefahr ansonsten keine Reviews, aber man konsumiert ja dort auch vieles nach Reviews von Freunden, die einem was empfehlen.

Ein Beispiel bei Spielen: Ich lese bei Steam fast ununterbrochen Steam-Reviews, bevor ich ein Spiel kaufe. Wenn ein Spiel dort "Größtenteils Negativ" hat, dann ist immer vorsicht geboten. (Nur Multiplayer-Kriegsballergames werden trotzdem bis zum umfallen gekauft.^^) Aber ganz konkret und aktuell: Ich war die ganze Zeit hin- und her-gerissen, ob ich Overkills The Walking Dead eine Chance gebe, obwohl es in Videos und Beta so "meh" wirkte. Ich habe hier nochmal extra einige Tests gelesen um das Pro und Contra abzuwiegen. Es wäre wahrscheinlich zeitsparender gewesen einfach das Game kurz zu holen und nach 2 Stunden zu refunden.^^ Wenn eine Gamestar 58% (oder Ähnliches) dabei rauskommt, dann ist das hier auch eine Zahl, die mich beeinflusst bei der Entscheidung.
Einige Spiele wie "A dragon named Cancer" hab ich erst durch Reviews überhaupt erst entdeckt und konsumiert wegen Reviews.
Auch Youtube Reviews spielen hier ja eine Rolle heutzutage für viele.

Zwei Beispiel zu Büchern: 1.Wenn ich mit wissenschaftlicher Literatur arbeite, dann lese ich hier ebenfalls ständig "Reviews" um vorab zu wissen, was mich erwartet und ob ein Werk was taugt. Wissenschaftliche Literatur ist natürlich nochmal was spezielles, wollte es aber auch einmal erwähnt haben.
2. Es gibt sehr viele Bücher (auch ab und zu Gamingbüchern, die ich mir durch Reviews in Spielmagazinen mal geholt habe), die ja irgendwelche Empfehlungen bekommen und deshalb gekauft werden. Wenn ich ein größerer Büchernarr wäre, dann würde ich mich da halt auch eher mit mehr "offiziellen Reviews/Rezensionen" beschäftigen. Ansonsten orientiere ich mich eben oberflächlich erstmal an den Zahlen/Sternen. Als ich ein Buch zu Anne Frank gesucht habe, dann hab ich mich erstmal an den Büchern mit den 4-5 Sternen orientiert. Wenn ich ein Buch von H.P Lovecraft, Stephen King oder Terry Pratchet holen will, dann guck ich da ja auch nach Büchern, die erstmal die besten Werte aufweisen, weil ich einfach zu wenig Ahnung habe.

Was ich verdeutlichen wollte. Egal wieviel Erfahrung ich habe und bei großen Spielen schon vorher weiß, ob ich sie zocken werde oder nicht, aber es kommt ständig zu Fällen bei denen Reviews in irgendeiner Form eine Rolle für mich spielen. Die Zahlen sind dabei ja meist einfach erstmal die schnelle Form der Informationsgewinnung für die grobe Orientierung. Wenn eine 20% oder 1 Stern von 5 bei der Review steht, dann werde ich es eher überfliegen/ignorieren und bei höheren Zahlen mich mit den Review-Texten näher auseinandersetzen.
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Sebastian Solidwork
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Re: Wertungsdiskussion am Beispiel RDR2

Beitrag von Sebastian Solidwork »

DanteAlucard88 hat geschrieben: 14. Nov 2018, 10:20
Sebastian Solidwork hat geschrieben: 14. Nov 2018, 09:39
DanteAlucard88 hat geschrieben: 14. Nov 2018, 08:09 Ich persönlich mag ja die 100%, weil es ,für meinen Geschmack, die Vergleichbarkeit am besten ermöglicht.
Vergleicht bei Filmen oder Bücher jemand ernsthaft die Wertungen und orientiert daran seinen Konsum?
Ich nutze die zur groben Orientierung und lese vor allem die Rezensionen. Wobei ich auch schon öfter fest gestellt habe, dass mir Bücher entgegen der gegebenen Wertung nicht bzw. schon gefallen.
...
Was ich verdeutlichen wollte. Egal wieviel Erfahrung ich habe und bei großen Spielen schon vorher weiß, ob ich sie zocken werde oder nicht, aber es kommt ständig zu Fällen bei denen Reviews in irgendeiner Form eine Rolle für mich spielen.
Nicht das ein Missverständnis vorliegt, mir ging es um eine alleinige Orientierung an der Wertungszahl. Deinen Text habe ich jetzt nicht so verstanden, dass diese dir besonder wichtig ist.
Die Texte von Reviews/Rezensionen nutze ich auch. Sie sind mir wichtiger als die Zahl, diese hilft nur gelegentlich. So verstehe ich auch deinen Text.
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Re: Wertungsdiskussion am Beispiel RDR2

Beitrag von Andre Peschke »

DanteAlucard88 hat geschrieben: 14. Nov 2018, 10:20 Man sollte sich aber besser nicht immer zu dem Vergleich zu Büchern oder Filmen hinreißen lassen bzw. versuchen Parallelen aufzuzeigen. Videospiele sind interaktiv und vereinen die Eigenschaften (und adaptieren Stilmittel) von Theater, Film, Musik und Büchern in sich und werden einfach ganz anders konsumiert.
Was man auch bedenken sollte (das haben wir IIRC damals auch in unserer Folge zu Wertungssystemen schonmal ausgeführt): Die Spielkultur hat eine andere Rezensionshistorie. Die Diskussion rund um die Wertungen gehört zur (bisherigen) Gamerkultur dazu. Das mag ab und an so anmuten, als würden die Wertungen nur zu Streit über Erbsenzähler-Unterschiede von wenigen Prozenten führen. Aber IMO ist das Teil unserer "Szene". Ob man dieses Merkmal nun zu schätzen weiß oder für überholt hält, ist eine andere Frage. Aber diese Perspektive sollte man in Überlegungen miteinbeziehen: Es geht vielleicht der Qualität der Beurteilung nix verloren, wenn man auf kodifizierte Wertungen verzichtet, aber möglicherweise geht dem kulturellen/sozialen Austausch ein traditioneller Bestandteil flöten.

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bimbes1984

Re: Wertungsdiskussion am Beispiel RDR2

Beitrag von bimbes1984 »

HerrReineke hat geschrieben: 14. Nov 2018, 10:17 These aus dem hohlen Bauch heraus: Das ist keine Marktlücke, weil die Fangemeinde sich bereits selbst so gut vernetzt und austauscht, dass eine "Fachpresse" die notwendige Detailarbeit zur Besprechugn dieser Spiele und von deren Umfeld kaum leisten könnte - und vielleicht gar nicht rezipiert würde (weil die Leute ja selbst schon auf anderem Wege die für Sie notwendigen Informationen und Erfahrungen austauschen). Bonusthese: Es gibt darunter einen großen Anteil von Fans, die alle Nachfolger einer Serie bzw. Spiele eines bestimmten Subgenres spielen (ähnlich wie FIFA etc.), sodass jedenfalls klassische Spielebesprechungen für diese Leute wertlos wären.
Treffen denn deine Thesen nicht auch auf so ziemlich jedes größere Spiel zu? Wieso noch ein Fifa 20XX testen, wenn es doch die immer gleiche Fanbase gibt, die das Spiel eh kauft, gleiches gilt ja auch für Call of Duty XX. Kann es evtl. sein, dass es "den Tests" da eh nicht mehr um das eigentlich Testen geht, sondern einfach nur um Reichweite (schnelle Klicks und Geld)? Ich kann auch nicht nachvollziehen, wie z.B. eine GamePro nach ein paar Tagen bereits eine Wertung zu RDR2 raushaut, also nach einem Binge/Crunch eine glaubhafte Wertung abzugeben wage ich zu bezweifeln...da kann man evtl. eine Tendenz zeigen.

Ich bin da evtl. sehr naiv, ich hab nur das Gefühl, dass man vor Internetzeiten wirklich ein Spiel getestet hat. Ich glaube z.B. einem Jörg Langer (um mal einen Namen zu nennen) schon, dass er das Thema Test wirklich ernst nimmt, diesen Ernst kaufe ich den größeren Onlineportalen (Zeitschriften kann man ja kaum mehr sagen) nicht mehr wirklich ab.

Ich gebe auch zu, dass ich Tests der "Mainstream-Presse" heute nicht mehr wirklich lese, ich kenne die Autoren ja auch nicht mehr. Wenn ich mir heute noch eine Meinung/Wertung zu einem Spiel einhole, dann eher über z.B. The Pod / Spieleveteranen oder kleinere Youtube-Channels.

Evtl. sollten hier mal ein Thread aufgemacht werden, wo man einfach aus der Hüfte eine Wertung zu den monatlichen Topspielen abgibt und dann mal schauen, wie nahe man an der Wertung der "Mainstream-Presse" bzw. dem Metascore liegt. Spontan sage ich mal, Battlefield V bekommt z.B. 8,8/10 und Fallout '76 eine 8,2/10 :ugly:
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Sebastian Solidwork
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Re: Wertungsdiskussion am Beispiel RDR2

Beitrag von Sebastian Solidwork »

HerrReineke hat geschrieben: 14. Nov 2018, 10:17
bimbes1984 hat geschrieben: 14. Nov 2018, 09:30 Es gibt scheinbar eine riesen Fangemeinde dieser Spiele, nur keine "Fachpresse" mehr dafür, wieso? (mir scheint da gibt es eine Marktlücke).
These aus dem hohlen Bauch heraus: Das ist keine Marktlücke, weil die Fangemeinde sich bereits selbst so gut vernetzt und austauscht, dass eine "Fachpresse" die notwendige Detailarbeit zur Besprechugn dieser Spiele und von deren Umfeld kaum leisten könnte - und vielleicht gar nicht rezipiert würde (weil die Leute ja selbst schon auf anderem Wege die für Sie notwendigen Informationen und Erfahrungen austauschen). Bonusthese: Es gibt darunter einen großen Anteil von Fans, die alle Nachfolger einer Serie bzw. Spiele eines bestimmten Subgenres spielen (ähnlich wie FIFA etc.), sodass jedenfalls klassische Spielebesprechungen für diese Leute wertlos wären.
Gegenthese: Die normale "Fachpresse", die uns bekannten Spielemagazine, versuchen noch immer zu sehr "alle möglichen" Spiele abzudecken (vor allem im Mainstream dominierenden). Dabei fallen solche Spiele unter den Tische. Eine Differenzierung der Magazine täte gut, jedes sollte sich ein paar bestimmte Themen nehmen und die beackern anstatt zu versuchen "für alles und jeden" da zu sein. Ist die Berichterstattung der etablierten Spielemagazine nicht vergleichsweise deckungsgleich?
Dadurch hätte auch jedes einzelne wieder einen größeren Alleinstellungsmerkmal.
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Re: Wertungsdiskussion am Beispiel RDR2

Beitrag von HerrReineke »

bimbes1984 hat geschrieben: 14. Nov 2018, 11:25 Treffen denn deine Thesen nicht auch auf so ziemlich jedes größere Spiel zu? Wieso noch ein Fifa 20XX testen, wenn es doch die immer gleiche Fanbase gibt, die das Spiel eh kauft, gleiches gilt ja auch für Call of Duty XX. Kann es evtl. sein, dass es "den Tests" da eh nicht mehr um das eigentlich Testen geht, sondern einfach nur um Reichweite (schnelle Klicks und Geld)?
Ich würde behaupten wollen: ja, tut es. Und ja, es geht ausschließlich darum, dass mit diesen Artikeln Geld verdient werden kann und nicht, weil ein Test wirklich "notwendig" für einen Großteil der Käuferschaft wäre. Oder aber, weil es von den Lesern schlicht erwartet wird. Aber mal ehrlich: Wer kann einem Onlineportal böse dafür sein, dass es halt gerade auch die Titel bespricht, die viel geklickt werden und damit verlässlich das (dringend) benötigte Geld einbringen? Und in den Kanon der erwarteten Berichterstattung gehört ein Test nunmal dazu - egal wie unsinnig er für viele Menschen vielleicht inhaltlich sein könnte (z.B. weil es eh gekauft wird) - andersrum würde ein größeres Magazin oder Onlineportal sicherlich ziemliche Entrüstung ernten, wenn es gerade bei großen Titeln (egal ob sich was ändert oder nicht) auf einen Test verzichten würde.

Wenn man sich z.B. die Liste der meistverkauften Videospiele in den USA seít 1995 pro Jahr anschaut ist da seit CoD:MW2 eigentlich jedes Jahr der neue Serienteil von CoD auf Platz 1 - nur einmal getoppt von GTA 5. Und vorher sind es viermal die aktuellen Madden-Teile - jeweils nur in ihrem "Run" unterbrochen von den jeweils aktuellen GTA Teilen... Zumindest bei manchen Titeln dürfte der Impact von Spielewertungen eher gering sein.

Tests solcher großen Serientitel sind dann vielleicht wirklich nur noch für einen vergleichsweise kleinen Teil der Nutzerschaft wirklich als Test interessant - und der großen "Käufermasse" geht es evtl. eher um das "Abnicken" der bekannten Stärken und Schwächen. Aber damit wäre ja auch die Wertung für diese Titel nahezu irrelevant. Solange es irgendwas im oberen Wertungsspektrum bleibt ist aus Käufersicht doch alles geklärt :ugly:
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Re: Wertungsdiskussion am Beispiel RDR2

Beitrag von HerrReineke »

Sebastian Solidwork hat geschrieben: 14. Nov 2018, 11:44 Gegenthese: Die normale "Fachpresse", die uns bekannten Spielemagazine, versuchen noch immer zu sehr "alle möglichen" Spiele abzudecken (vor allem im Mainstream dominierenden). Dabei fallen solche Spiele unter den Tische. Eine Differenzierung der Magazine täte gut, jedes sollte sich ein paar bestimmte Themen nehmen und die beackern anstatt zu versuchen "für alles und jeden" da zu sein. Ist die Berichterstattung der etablierten Spielemagazine nicht vergleichsweise deckungsgleich?
Dadurch hätte auch jedes einzelne wieder einen größeren Alleinstellungsmerkmal.
Es wäre vielleicht für den Kunden im ersten Moment super, wenn er durch eine solche Diversifizierung im Ergebnis zu jedem Spiel mindestens eine kompetente Einschätzung und ggf. ergänzende Inhalte erhalten würde - aber ich sehe ehrlicherweise nicht, dass die Magazine und Portale davon auch nur ansatzweise einen Vorteil haben könnten - zumindest dann nicht, wenn sie (primär) reichweitenfinanziert sind. Was wohl auch die "Gleichartigkeit" erklären dürfte, denn vermutlich kommen mehr oder minder alle diese Medien bei den gleichen Titeln zum Ergebnis, dass sich dort Berichterstattung lohnt (= geklickt wird).

Ein Alleinstellungsmerkmal lohnt sich doch nur, wenn entweder die Zielgruppe riesig ist (dann ist es aber nicht gerade ein besonderes Alleinstellungsmerkmal... "ich berichte nur über Videospielserien mit mindestens 1 Millionen Verkäufen pro Ableger" :ugly: ) oder aber bereit ist für dieses Alleinstellungsmerkmal gesondert zu zahlen (z.B. hier beim The Pod) - und gerade wenn sich das über dutzende Medien diversifizieren würde dürfte letzteres zunehmend schwerer werden, weil die Zielgruppen auch immer spezieller und kleiner werden dürften.

Und wenn damit im Ergebnis die Diversifizierung dazu führt, dass du zwar zu jedem Titel irgendwo gute Inhalte findest (egal ob Test, Rezension oder was auch immer), aber alle hinter gesonderten Bezahlschranken liegen (weil nicht mehr über Reichweite finanzierbar), dann ist das am Ende für einige Kunden sicher auch unpraktisch - dann steht die Entscheidung an, bei welchen Medien man sich am besten aufgehoben fühlt und die Diskussion geht wieder in die Richtung der Reichweite... :lol:
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Re: Wertungsdiskussion am Beispiel RDR2

Beitrag von Sebastian Solidwork »

HerrReineke hat geschrieben: 14. Nov 2018, 12:05 zumindest dann nicht, wenn sie (primär) reichweitenfinanziert sind. Was wohl auch die "Gleichartigkeit" erklären dürfte, denn vermutlich kommen mehr oder minder alle diese Medien bei den gleichen Titeln zum Ergebnis, dass sich dort Berichterstattung lohnt (= geklickt wird).
Das dürfte eine/die Ursache sein. Die sähe ich gerne beseitigt um diese Diversifizierung zu bekommen.
Ein frommer Wunsch :)
HerrReineke hat geschrieben: 14. Nov 2018, 12:05 Und wenn damit im Ergebnis die Diversifizierung dazu führt, dass du zwar zu jedem Titel irgendwo gute Inhalte findest (egal ob Test, Rezension oder was auch immer), aber alle hinter gesonderten Bezahlschranken liegen (weil nicht mehr über Reichweite finanzierbar), dann ist das am Ende für einige Kunden sicher auch unpraktisch -
Tat es das mit den klassischen Printmagazinen nicht eh? Die zu kaufenden Printmagazine sind auch Bezahlschranken (Ja, welche in die man im Kiosk reinblättern kann. Aber trotzdem kauf(t)en dann wohl die meisten die Magazine)
Das Abo von ThePod ist für mich eine positive Rückkehr um finanziellen Konzept das (Heft-)Abos.
Ich bin vom Prinzip kostenlose Inhalte über Werbung zu finanzieren nicht überzeugt. Auch wenn ich es selbst nutze, weil es da ist, komme ich immer mehr davon ab. z.B. überlege ich mir ein Abo meiner bevorzugten Wochenzeitung zu holen.
HerrReineke hat geschrieben: 14. Nov 2018, 12:05 dann steht die Entscheidung an, bei welchen Medien man sich am besten aufgehoben fühlt und die Diskussion geht wieder in die Richtung der Reichweite... :lol:
Ich verstehe nicht was du damit meinst. Das es Konkurrenz in der Nischennische gibt?
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Re: Wertungsdiskussion am Beispiel RDR2

Beitrag von HerrReineke »

Sebastian Solidwork hat geschrieben: 14. Nov 2018, 13:57
HerrReineke hat geschrieben: 14. Nov 2018, 12:05 Und wenn damit im Ergebnis die Diversifizierung dazu führt, dass du zwar zu jedem Titel irgendwo gute Inhalte findest (egal ob Test, Rezension oder was auch immer), aber alle hinter gesonderten Bezahlschranken liegen (weil nicht mehr über Reichweite finanzierbar), dann ist das am Ende für einige Kunden sicher auch unpraktisch -
Tat es das mit den klassischen Printmagazinen nicht eh? Die zu kaufenden Printmagazine sind auch Bezahlschranken (Ja, welche in die man im Kiosk reinblättern kann. Aber trotzdem kauf(t)en dann wohl die meisten die Magazine)
Jarp, natürlich sind das auch eine Art von Bezahlschranke. Aber jedenfalls Online-Portale sind ja immer noch in ihrem Kern, also insbesondere den Tests, in diesem Bereich nach meinem Empfinden (vllt kenne auch auch nur zu wenige?) sehr offen und frei verfügbar (=Reichweitenfinanziert). Wenn die jetzt quasi alle ihre Nische suchen würden, könnte (meiner laienhaften Theorie nach) ja auch dieser bisher offene Kern hinter die Bezahlschranke rutschen, weil die Nischen an sich potenziell weniger gewinnbringend sind und daher auch die Kernthemen (häufiger) "klassisch" monetarisiert werden müssten
Sebastian Solidwork hat geschrieben: 14. Nov 2018, 13:57
HerrReineke hat geschrieben: 14. Nov 2018, 12:05 dann steht die Entscheidung an, bei welchen Medien man sich am besten aufgehoben fühlt und die Diskussion geht wieder in die Richtung der Reichweite... :lol:
Ich verstehe nicht was du damit meinst. Das es Konkurrenz in der Nischennische gibt?
Damit wollte ich folgendes (etwas ungeschickt - ich muss es zugeben xD) ausdrücken:
Eine Medienlandschaft die vollkommen diversifiziert wäre und wo sich quasi alle Medien ihrer speziellen Nische hingeben wäre zugleich sehr zersplittert. Wenn nun ich als interessierter Konsument Informationen zu 10 verschiedenen Spielen haben will besteht die Gefahr, dass die in 10 verschiedene Nischen fallen und damit in 10 unterschiedlichen Medien besprochen werden. Wenn nun diese alle eine Bezahlschranke haben (weil die Nische sonst nicht monetarisierbar ist), dann muss ich gucken, welche mich so sehr interessieren, dass ich dafür Geld ausgeben will. Wenn das nur fünf Stück sind, dann werde ich die anderen fünf nicht konsumieren - und gehe damit dort wiederum als Reichweite flöten (und die verbleibenden User müssten quasi mehr Kosten pro Kopf kompensieren). Selbst wenn ich nicht über Bezahlschranken abgehalten werde kann es passieren, dass die mit einer solchen Diversifizierung einhergehenden Zersplitterung dazu führt, dass ich manche Angebote nicht mehr finde oder mir jedenfalls die Suche zu umständlich ist und deshalb die Reichweite flöten geht. Auch dann würden die Kosten pro tatsächlichem Nutzer steigen.
Oder anders: Vermutlich wird sich kaum jemand mehr als 2-3 Medien konstant "leisten" - die Nischen konkurrieren also um meine Gunst und beschränkte Aufmerksamkeit.

Das alles lässt natürlich sehr vieles unberücksichtigt. zB. auch, dass der "Mainstream" ja auch an sich eine Nische ist - wenn auch eine gewaltig große, die deshalb sehr viele gerne besetzen wollen :D

Und vermutlich ist das schon vieeeel zu tief in irgendwelchen volkswirtschaftlichen und sozialogischen Betrachtungen drin und alles was ich hier von mir gebe ist grobschlächtig falsch :lol:
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Re: Wertungsdiskussion am Beispiel RDR2

Beitrag von gnadenlos »

bimbes1984 hat geschrieben: 14. Nov 2018, 11:25 Ich kann auch nicht nachvollziehen, wie z.B. eine GamePro nach ein paar Tagen bereits eine Wertung zu RDR2 raushaut, also nach einem Binge/Crunch eine glaubhafte Wertung abzugeben wage ich zu bezweifeln...da kann man evtl. eine Tendenz zeigen.
Wobei man für dieses Beispiel gar nicht zur Konkurrenz wechseln muss. Auch The Pod hat das Spiel nach wenigen Tagen besprochen, wobei (AFAIR) zwei der drei Tester noch nicht einmal die Story durchgespielt hatten. Dabei sehe ich aber weniger das "Nicht-Durchspielen" als Problem, sondern vielmehr, dass aus Gründen der Aktualität und der beschränkten Zeit im kompletten professionellen/kommerziellen Review-Umfeld, Spiele auf eine ganz bestimmte, "effektive" Art gespielt werden müssen. Verstärkt wird das noch dadurch, dass diese professionellen Spieler oft deutlich abgestumpfter und übersättigter sind, als der durchschnittliche Hobbyspieler.

Diese Art des Spielens wird fast dem kompletten Open World Bereich nicht gerecht, da dieser bei den meisten Genrevertretern recht unterschiedliche Arten des Spielens zulässt. Das geht für mich in eine ähnliche Richtung wie bei Nischengenres, bei denen der durchschnittliche Redakteur die Qualitäten eines Spiels nicht richtig erfassen kann.

Warum stellt beim Open World Genre das Durchspielen ein so wesentliches und anerkanntes Qualitätsmerkmal dar? Wie soll ein zielstrebiges Durchspielen es ermöglichen mehr als nur genau diese eine zielgerichtete Spielweise zu beurteilen?

Natürlich ermöglicht das Durchspielen Eindrücke zum Abwechslungsreichtum und der erzählerischen Qualität der Hauptstory, aber was ist mit anderen Aspekten, wie dem Zusammenwirken und der langfristigen Motivation der enthaltenen Open World Mechaniken. Das bekommt man beim zielgerichteten Durchspielen unter Zeitdruck doch nur im Ansatz mit. Man kann dann evtl. eine Liste der wichtigsten Mechaniken erstellen und deren grobe Funktionsweise schildern, aber doch nicht ob das Balancing gelungen ist und die Elemente langfristig genug motivieren können, um die Spielwiese der Open World spielenswert zu machen.

Viele Spieler kaufen sich einen Open World Titel aber nicht um die Hauptstory möglichst straff durchzuziehen, sondern um vollständig in die Spielwelt einzutauchen, wobei dann andere Aspekte wie Nebenquests, das Zusammenspiel der verschiedenen Mechaniken und das Balancing der Crafting- und Survival-Elemente eine viel größere Bedeutung einnehmen - das sind die Punkte, die bei dieser Spielweise viel mehr als die Qualität der Hauptstory über die Langzeitmotivation und den Spielspaß entscheiden.

Kann ein Reviewer diese Punkte tatsächlich beurteilen, wenn er zu 90% nur der Hauptstory gefolgt ist um nach 50-60 Stunden "durchgespielt" vermelden zu können? Würde seine Wertung genauso ausfallen, wenn die Hauptstory eine deutlich geringere Rolle in seiner Spielerfahrung einnehmen würde?

Diese Frage ist auch nicht nur auf RDR2 bezogen - generell fällt mir auf, dass bei Open World Spielen vom Reviewer einfach nur erwartet wird, dass er die Hauptstory durchgespielt hat. Aus dem Text vieler Reviews geht genau das dann auch hervor, womit das Review auf Eindrücken basiert, die von der Spielweise vieler an Open World interessierten Konsumenten deutlich abweichen.

Speziell bei RDR2 gehe ich davon aus, dass die extrem hohen Bewertungen (MC-Schnitt von 97-98%) gerade aus dieser Spielweise resultieren. Denn viele Open World Mechaniken in RDR2 sind mangelhaft umgesetzt und deren Zusammenspiel in sich nicht stimmig. Einige Elemente wie z.B. die Versorgung des Camps (drei Anzeigen oben rechts) sind sogar reine Fassade und können komplett ignoriert werden.

Viele Spieler, die mehr von einem Open World Titel erwarten als gute Grafik, gute Atmosphäre und eine packende Story, sind daher vom Spiel mehr oder weniger stark enttäuscht und verwundert, wie ein Spiel, das in so vielen Aspekten veraltet und unfertig wirkt, zu solch hohen Wertungen kommen kann. Die Ansprüche und Wünsche dieser Spieler werden von der Herangehensweise nahezu aller (semi-)professionellen Medien nicht abgedeckt.
Sebastian Solidwork hat geschrieben: 14. Nov 2018, 11:44 Eine Differenzierung der Magazine täte gut, jedes sollte sich ein paar bestimmte Themen nehmen und die beackern anstatt zu versuchen "für alles und jeden" da zu sein. Ist die Berichterstattung der etablierten Spielemagazine nicht vergleichsweise deckungsgleich?
Dadurch hätte auch jedes einzelne wieder einen größeren Alleinstellungsmerkmal.
Das geht auch in diese Richtung. Es wäre wünschenswert, dass zumindest ein Teil der Reviewer seine Schwerpunkte anders setzt und Reviews zu Open World Spielen erst dann bringt, wenn der Tester das Spiel in mehreren Wochen wirklich komplett erfasst und auch die nicht ganz so offensichtlichen Zusammenhänge und das Balancing der Elemente entschlüsselt hat.
Zuletzt geändert von gnadenlos am 14. Nov 2018, 14:54, insgesamt 1-mal geändert.
Jochen

Re: Wertungsdiskussion am Beispiel RDR2

Beitrag von Jochen »

gnadenlos hat geschrieben: 14. Nov 2018, 14:41Wobei man für dieses Beispiel gar nicht zur Konkurrenz wechseln muss. Auch The Pod hat das Spiel nach wenigen Tagen besprochen, wobei (AFAIR) zwei der drei Tester noch nicht einmal die Story durchgespielt hatten. Dabei sehe ich aber weniger das "Nicht-Durchspielen" als Problem, sondern vielmehr, dass aus Gründen der Aktualität und der beschränkten Zeit im kompletten professionellen/kommerziellen Review-Umfeld, Spiele auf eine ganz bestimmte, "effektive" Art gespielt werden müssen
Nun sind wir aber gerüchteweise auch "professionell" und haben das Spiel eben nicht auf diese Weise gespielt. Und das "frühe" Erscheinungsdatum des Podcasts resultiert auch nicht aus irgendeinem Aktualitätsanspruch, sondern daraus, dass wir alle drei es intensiv spielen wollten und intensiv gespielt haben - und entsprechend nach 7 Tagen (ob das "wenige" sind, sei mal dahingestellt - in der Summe flossen bei uns 21 Arbeitstage in das Spiel) zu der Überzeugung gelangten, dass jetzt ausreichend Eindrücke, Analysen und Diskussionspunkte vorhanden seien, um darüber zu sprechen.

Wenn überhaupt, dann haben wir eigentlich wahnwitzig zu viel Zeit in das Spiel gesteckt. Die 21 Tage stehen in überhaupt keiner Relation zu den vier Stunden Podcast. Aber wir wollten es alle spielen und alle darüber diskutieren. Hätten wir stattdessen tatsächlich irgendwelche Aktualitätsgedanken im Hinterkopf gehabt, wären wir große Trottel (tm) gewesen :mrgreen:
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Re: Wertungsdiskussion am Beispiel RDR2

Beitrag von gnadenlos »

Jochen hat geschrieben: 14. Nov 2018, 14:53Und das "frühe" Erscheinungsdatum des Podcasts resultiert auch nicht aus irgendeinem Aktualitätsanspruch, sondern daraus, dass wir alle drei es intensiv spielen wollten und intensiv gespielt haben - und entsprechend nach 7 Tagen (ob das "wenige" sind, sei mal dahingestellt - in der Summe flossen bei uns 21 Arbeitstage in das Spiel) zu der Überzeugung gelangten, dass jetzt ausreichend Eindrücke, Analysen und Diskussionspunkte vorhanden seien, um darüber zu sprechen.
Natürlich kann man nach 3x7 Tagen darüber sprechen, machen wir als "einfache User" schließlich auch schon ab dem ersten Tag. Mir fehlt aber trotzdem der Langzeiteindruck, für den noch tiefer in die Spielwelt und deren Mechaniken eingetaucht wird und die in diesen Punkten vorhandenen Schwachpunkte (oder auch Stärken) noch weiter herausgearbeitet werden - und das geht IMO in 7 Tagen nicht.

Zumal man ja nicht einfach die 7 Tage mit der Anzahl der Tester multiplizieren kann. Drei Tester sind natürlich optimal und auch für Diskussionen und unterschiedliche Ansichten wünschenswert, trotzdem hat am Ende keiner Tester das Spiel in der gleichen Tiefe erlebt, als wenn das Spiel wirklich 21 Tage intensiv von einer Person gespielt worden wäre.

Dafür braucht es dann aber natürlich auch einen Tester dem diese Spielweise liegt - das kann man nicht erzwingen. Deshalb auch der Vergleich mit Nischengenres. Man kann einen durchschnittlichen Reviewer auch 3 Monate vor ein Shmup oder einen MOBA-Titel setzen - wenn er nicht das echte Interesse am Genre (oder im Fall der Open World an dieser Spielweise) hat, wird trotzdem kein Ergebnis herauskommen, dass in Shmup- oder MOBA-Kreisen große Bedeutung haben würde.

Ich bin mir auch nicht sicher, ob unbedingt ein Podcast das richtige Format für diese tiefergehende Analyse ist. Denn dort wäre das bei nur einem Tester eher ein Monolog. Aber in der großen, weltweiten Review-Landschaft sollten IMO zumindest ein paar größere Magazine auch diesen Ansatz wählen. Momentan findet man sowas nur im kleinen Rahmen auf nischigen Youtube-Channels, während die größeren Magazine alle mit einem ähnlichen Review-Ansatz in einen 97/98% MC-Hype einstimmen.
bimbes1984

Re: Wertungsdiskussion am Beispiel RDR2

Beitrag von bimbes1984 »

Der Test der Gamepro kam einen Tag vor (!) Release raus...

https://www.gamepro.de/artikel/red-dead ... 36277.html

Wertung: 96% ... najaaaaa, das wirk eher so: "Erster!" "bitte jetzt hier lesen und klicken und weiterverbreiten!; GamePro"

Ich finde 7 Tage sind für ein Spiel wie RDR2 völlig ausreichend, es spricht ja auch für das Spiel, dass man es am Stück "durchsuchten" will. Ich kann leider im Moment (kein Urlaub in Sicht) nicht mehr als 1 bis 2 Stunden am Abend (manchmal auch gar nicht) zocken :(

edit:
wie läuft das dann eigentlich in der Redaktion ab? schließt man sich da im Büro ein und zieht das dann schlaflos durch? :D ... es ist ja nicht nur das Durchspielen, da müssen Screenshots gemacht werden und am Ende natürlich der eigentlich Testbericht, das kann doch nicht gesund sein, wenn man das in so kurzer Zeit fertigstellt.
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HerrReineke
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Re: Wertungsdiskussion am Beispiel RDR2

Beitrag von HerrReineke »

bimbes1984 hat geschrieben: 14. Nov 2018, 15:31 Der Test der Gamepro kam einen Tag vor (!) Release raus...

[...]

Ich finde 7 Tage sind für ein Spiel wie RDR2 völlig ausreichend, es spricht ja auch für das Spiel, dass man es am Stück "durchsuchten" will. Ich kann leider im Moment (kein Urlaub in Sicht) nicht mehr als 1 bis 2 Stunden am Abend (manchmal auch gar nicht) zocken :(
Meines Wissens nach war das halt der Zeitpunkt an dem das Embargo fiel und die Redaktionen hatten den Titel 7 Tage vorher (oder 7 Tage vor Release und damit 6 Tage vorher?!) bekommen. Darum dürfte die Bewertung der GamePro, wenn du 7 Tage für "völlig ausreichend" hälst, nach meinem Kenntnisstand trotzdem passen - sogar wenn es vor Release publiziert wurde ;)
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bimbes1984

Re: Wertungsdiskussion am Beispiel RDR2

Beitrag von bimbes1984 »

HerrReineke hat geschrieben: 14. Nov 2018, 15:40
bimbes1984 hat geschrieben: 14. Nov 2018, 15:31 Der Test der Gamepro kam einen Tag vor (!) Release raus...

[...]

Ich finde 7 Tage sind für ein Spiel wie RDR2 völlig ausreichend, es spricht ja auch für das Spiel, dass man es am Stück "durchsuchten" will. Ich kann leider im Moment (kein Urlaub in Sicht) nicht mehr als 1 bis 2 Stunden am Abend (manchmal auch gar nicht) zocken :(
Meines Wissens nach war das halt der Zeitpunkt an dem das Embargo fiel und die Redaktionen hatten den Titel 7 Tage vorher (oder 7 Tage vor Release und damit 6 Tage vorher?!) bekommen. Darum dürfte die Bewertung der GamePro, wenn du 7 Tage für "völlig ausreichend" hälst, nach meinem Kenntnisstand trotzdem passen - sogar wenn es vor Release publiziert wurde ;)
ok, das wusste ich nicht, so macht das natürlich mehr Sinn :roll:
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Sebastian Solidwork
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Re: Wertungsdiskussion am Beispiel RDR2

Beitrag von Sebastian Solidwork »

HerrReineke hat geschrieben: 14. Nov 2018, 14:13
Sebastian Solidwork hat geschrieben: 14. Nov 2018, 13:57
HerrReineke hat geschrieben: 14. Nov 2018, 12:05 Und wenn damit im Ergebnis die Diversifizierung dazu führt, dass du zwar zu jedem Titel irgendwo gute Inhalte findest (egal ob Test, Rezension oder was auch immer), aber alle hinter gesonderten Bezahlschranken liegen (weil nicht mehr über Reichweite finanzierbar), dann ist das am Ende für einige Kunden sicher auch unpraktisch -
Tat es das mit den klassischen Printmagazinen nicht eh? Die zu kaufenden Printmagazine sind auch Bezahlschranken (Ja, welche in die man im Kiosk reinblättern kann. Aber trotzdem kauf(t)en dann wohl die meisten die Magazine)
...
auch dieser bisher offene Kern hinter die Bezahlschranke rutschen, weil die Nischen an sich potenziell weniger gewinnbringend sind und daher auch die Kernthemen (häufiger) "klassisch" monetarisiert werden müssten
Selbst ohne Diversifizierung fände ich nichts schlimmes daran wenn für den Großteil der Inhalte zu bezahlen ist. Wie bei ThePod.
Nichts ist kostenlos. Wer etwas an einer Stelle gratis anbietet muss das Geld wo anders rein holen.
Mir geht es ums grundlegende Prinzip. Mir ist klar, dass eine Umsetzung sehr aufwendig wäre. Da würde eine relative Diversifizierung helfen. :-)
HerrReineke hat geschrieben: 14. Nov 2018, 14:13
Sebastian Solidwork hat geschrieben: 14. Nov 2018, 13:57
HerrReineke hat geschrieben: 14. Nov 2018, 12:05 dann steht die Entscheidung an, bei welchen Medien man sich am besten aufgehoben fühlt und die Diskussion geht wieder in die Richtung der Reichweite... :lol:
Ich verstehe nicht was du damit meinst. Das es Konkurrenz in der Nischennische gibt?
Eine Medienlandschaft die vollkommen diversifiziert wäre ...
Das wäre wohl auch zu extrem, darum ging es mir auch nicht.
Du beschreibst das eine Ende eine Skala wo ich derzeit die Magazine am anderen Ende sehe.
Ich verlange nicht, dass sie sich vom einen Extrem ins andere begeben. Sondern mehr in die Mitte, raus aus der einen Ecke, aber nicht gleich in die andere.
Diverser als jetzt. Relativ, nicht absolut.
Ist das verständlich?

Ich sehe es grundsätzlich als notwendig an sich von der dominanten Werbe-Reichweitenfinanzierung zu lösen. Dann wird eine Diversifizierung sowohl möglicher als auch hilfreich sein.


Ist ja eigentlich nicht das, worum es mir im Ursprung des Threads ging.
Ich bin Andre noch eine Antwort schuldig. Und damit die Zurückführung zum ursprünglichen Thema der Wertung im allgemeinen. Nicht der von RDR2 im speziellen.
Zuletzt geändert von Sebastian Solidwork am 14. Nov 2018, 20:22, insgesamt 2-mal geändert.
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Umweltschutz beginnt im Geldsystem.
Fix the system!

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HerrReineke
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Re: Wertungsdiskussion am Beispiel RDR2

Beitrag von HerrReineke »

Sebastian Solidwork hat geschrieben: 14. Nov 2018, 18:02 Das wäre wohl auch zu extrem, darum ging es mir auch nicht.
Du beschreibst das eine Ende eine Skala wo ich derzeit die Magazine am anderen Ende sehe.
Ich verlange nicht, dass sie sich vom einen Extrem ins andere begeben. Sondern mehr in die Mitte, raus aus der einen Ecke, aber nicht gleich in die andere.
Diverser als jetzt. Relativ, nicht absolut.
Ist das verständlich?
Vollkommen verständlich - und ich bin sogar deiner Meinung; wir haben scheinbar über etwas diskutiert, was ich nur pointiert darstellen wollte, obwohl unsere persönlichen Ansichten wohl ziemlich nah beisammen liegen dürften in diesen Fragen :lol:

Und ja, ich habe auch keinerlei Einwände dagegen, dass man für die Inhalte auch bezahlt - ich bin hier nicht nur aus Langeweile Backer (oder Abonnent von Zeitschriften etc.) :ugly: Auch da müssen zumindest wir nicht drüber diskutieren xD
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Re: Wertungsdiskussion am Beispiel RDR2

Beitrag von DanteAlucard88 »

Sebastian Solidwork hat geschrieben: 14. Nov 2018, 10:44
DanteAlucard88 hat geschrieben: 14. Nov 2018, 10:20
Sebastian Solidwork hat geschrieben: 14. Nov 2018, 09:39
Vergleicht bei Filmen oder Bücher jemand ernsthaft die Wertungen und orientiert daran seinen Konsum?
Ich nutze die zur groben Orientierung und lese vor allem die Rezensionen. Wobei ich auch schon öfter fest gestellt habe, dass mir Bücher entgegen der gegebenen Wertung nicht bzw. schon gefallen.
...
Was ich verdeutlichen wollte. Egal wieviel Erfahrung ich habe und bei großen Spielen schon vorher weiß, ob ich sie zocken werde oder nicht, aber es kommt ständig zu Fällen bei denen Reviews in irgendeiner Form eine Rolle für mich spielen.
Nicht das ein Missverständnis vorliegt, mir ging es um eine alleinige Orientierung an der Wertungszahl. Deinen Text habe ich jetzt nicht so verstanden, dass diese dir besonder wichtig ist.
Die Texte von Reviews/Rezensionen nutze ich auch. Sie sind mir wichtiger als die Zahl, diese hilft nur gelegentlich. So verstehe ich auch deinen Text.
Hab vielleicht auch zuviel rumgeschwafelt und auch ständig die schriftlichen Rezensionen als solches immer wieder miteingebracht. :ugly: Ich probiers nochmal.^^

Natürlich kann man hier auch differenzieren zwischen Gelegenheitszocker und "Core-Gamer".
Je nachdem wieviel Ahnung man von einer Materie hat, umso weniger spielt die Zahl als solches eine Rolle. Hab ich gar keine Ahnung und lese Testberichte zu Spielen , dann ist da die Zahl gerade als Orientierung sehr wichtig und beeinflusst den Konsum immens. Hab ich keine Ahnung von Horrorfilmen oder Comics, dann orientier ich mich an dem, was von der Masse oder an Zahlen vielleicht eher erstmal als gut bewertet wird und seh mir das an. Ich denke, wenn man Reviews zu Spielen liest, aber nie ein Spiel gespielt hat, dann stützt man sich bloß auf Begriffe wie "viel Abwechslung", aber hat gar keine richtige Vorstellung von dem, was da im Text steht. Gerade bei Spielen sagt man ja nicht umsonst oft, dass man sowas auch mal gespielt haben muss und es nicht bloß vom Zuschauen bewerten kann. Wenn ich dann nicht mal zuschaue und bloß lese, dann dürfte die Zahl erstmal maßgebend sein.
Ich war zu klein um es jetzt heute noch ganz sicher zu wissen, aber ich bin mir doch relativ sicher, dass mein Vater zu Nes, Snes-Zeiten vor allem Spiele gekauft hat, die in der Fachpresse gut bewertet waren. Selbst heute kauft mein Vater relativ blind noch Games, wenn die gut bewertet werden, obwohl sie nichts für ihn sind und landen dann (natürlich!^^) bei mir. :D Technisch haben sich Spiele und Mechaniken damals ja auch ständig weiter entwickelt und wurden Dinge ausprobiert, wodurch so eine Zahl vielleicht gefühlt etwas mehr Gewicht hatte. Bei all den Fortsetzungen und ähnlichen Spielen (Fortsetzungen), da verliert eine Zahl natürlich auch bisschen an Gewicht, weil es sich eh nicht so extrem mehr unterscheiden wird.


Als "Core-Gamer", um bei Spielen zu bleiben, da seh ich die Zahl natürlich auch nur als grobe Orientierung und ist wirklich nicht alleine Orientierung, aber auch nur in der Regel.
Wieviele Spiele guck ich mir auf Steam nicht an, weil da ein Roter Dauemn steht und vielleicht ne Prozentzahl von 30 positiven Wertungen. Sowas filtert man aus Zeitgründen usw. dann ja heraus und beeinflusst so wieder dein Konsumverhalten. Wenn ich sehe ein Spiel bekommt fast überall 9, und 10er Wertungen wie zum Beispiel Celeste, dann kauf ich es mir vielleicht sogar einfach ungesehen. The Messenger hab ich mir auch einfach geholt, weil es gute Wertungen überall hatte. Mark of the Ninja ebenfalls. Da wollte ich dann auch keine Tests lesen. Bei Games, bei denen ich weiß, dass ich sie dann vermutlich spielen werde, da lese ich heutzutage keine Reviews mehr. (Edit: Ganz aktuell wars auch bei Leisure Suit Larry der Fall. Ich wollte nur wissen, ob es Murk geworden ist oder nicht. Hab mir dazu bloß die Gamestar-Wertung als Orientierung angesehen und wusste dann, dass ichs mir ruhig holen kann.)
Es gibt also entweder Spiele, die einfach wegen Wertungszahlen aus meinem Raster fallen und welche, die ich auch so konsumiere, weil Wertungszahlen fast überall eine Sprache sprechen (vor allem bei Titeln, die jetzt kein Drölf-Milliarden-Budget für PR ausgeben).

Hierbei spreche ich natürlich nur für meinen Konsum.^^

Allgemein gibt ja aber auch sehr viele Leute, die bei Reviews ja nicht unbewusst immer erst auf die Zahlen gucken oder bis zum Ende eines Videos vorspulen um die abschließende Wertung als erstes zu sehen. Es scheint ja genau dieses Bedürfnis der Orientierung vorab zu geben. Selbst, wenn man dann eine Review liest oder sich ganz ansieht, will man zur Orientierung wissen: "Womit hab ich es überhaupt zu tun? Ist es meine Zeit wert?" Allein dadurch entscheidet die Zahl/Wertung wieder mit über den späteren Konsum, vielleicht auch schon alleine nur die Zahl.
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