[Sammelthread] Games in den Medien

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Tattus
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Re: [Sammelthread] Games in den Medien

Beitrag von Tattus »

25 Jahre Pokemon im DLF

Hier ist ein Interview mit einer Japanologin zu Pokemon. Man merkt schon recht deutlich, dass sie nie eines der Spiele gespielt hat. Aber im Groben stimmt schon, was sie sagt. Interessant fand ich ihre Idee, die Möglichkeit, die Biester in einem Pokeball verstauen zu können, auf den transzendenten Charakter die häufig zu Grunde liegenden Yokai zurüchzuführen.
HG_Christopher
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Re: [Sammelthread] Games in den Medien

Beitrag von HG_Christopher »

Wir haben es endlich in den Metal Hammer geschaft mit einem Interview von unserem Entwickler aus England - achievement unlocked :) https://www.metal-hammer.de/perish-myth ... l-1838685/
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Dicker
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Re: [Sammelthread] Games in den Medien

Beitrag von Dicker »

Ich kenne Eve Online nur vom Namen, aber das was hier berichtet wird, klingt spannend. Ich würde es nicht selbst spielen wollen, aber schön zu sehen, wie lebendig MMORPGs sein können.

Jo ho und ’ne Buddel voll Zero-Point
https://www.faz.net/aktuell/feuilleton/ ... f91d604a0b
Rigolax
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Re: [Sammelthread] Games in den Medien

Beitrag von Rigolax »

Beim Spiegel: "Rollenspiel »New World«: Wie Amazon alte Kolonialfantasien zum Videospiel macht" von Dom. "Der Historiker Felix Zimmermann von der Universität Köln, der im Rahmen seiner Doktorarbeit zu Geschichtsbildern in digitalen Spielen forscht, analysiert für den SPIEGEL jene Elemente, die »New World« zu weit mehr als einem Fantasy-Spiel machen."

Es geht im Wesentlichen um die Aussparung der indigenen Bevölkerung im Spiel. New World spiegle den Kolonialisierungsmythos der "Terra Nullius" wider, des unbewohnten Landes, das nur darauf gewartet hätte, kolonialisiert zu werden. "Genau dieses Argument nutze nun auch »New World«, um Spieler nicht damit konfrontieren zu müssen, eine indigene Zivilbevölkerung nach und nach aus der Spielwelt zu drängen."

Letzter Absatz (fett im Original): "Durch seine Kombination aus erkennbar realhistorischen Elementen und der gleichzeitigen Behauptung, ein Fantasy-Spiel ohne Echtweltbezüge zu sein, versuche sich Amazon aus einer großen Verantwortung zu ziehen. Spiele formen Wissen mit – und im Fall von »New World« lernen und wiederholen Spieler unbewusst oder bewusst die gleichen Argumente, mit denen vor 300 Jahren die Kolonialisierung Nordamerikas gerechtfertigt wurde."

(Kommentar von mir: Erinnert mich an die Kritik an Anno 1800.)
Andreas29

Re: [Sammelthread] Games in den Medien

Beitrag von Andreas29 »

Rigolax hat geschrieben: 29. Aug 2021, 13:23 Es geht im Wesentlichen um die Aussparung der indigenen Bevölkerung im Spiel. New World spiegle den Kolonialisierungsmythos der "Terra Nullius" wider, des unbewohnten Landes, das nur darauf gewartet hätte, kolonialisiert zu werden. "Genau dieses Argument nutze nun auch »New World«, um Spieler nicht damit konfrontieren zu müssen, eine indigene Zivilbevölkerung nach und nach aus der Spielwelt zu drängen."
Und genau wie bei Anno habe ich dasselbe Problem mit dieser Aussage: Sie unterschätzt massiv die Intelligenz der Spieler und beleidigt sie meiner Meinung nach sogar aus dem Elfenbeinturm heraus. Wer jetzt noch nicht weiß, dass die Entstehung Amerikas blutig und ungerecht war, Natives vertrieben und ermordet wurden, der hat auch kein Interesse es jemals zu lernen oder leugnet es sowieso.

Die Auffassung, dass Spiele einen pädagogischen Auftrag haben und Realismus abbilden müssen, teile ich nicht im Geringsten.

Pauschal zu behaupten, Menschen könnten nicht abstrahieren, halte ich für den falschen Weg.
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Felidae
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Re: [Sammelthread] Games in den Medien

Beitrag von Felidae »

Andreas29 hat geschrieben: 29. Aug 2021, 20:57
Und genau wie bei Anno habe ich dasselbe Problem mit dieser Aussage: Sie unterschätzt massiv die Intelligenz der Spieler und beleidigt sie meiner Meinung nach sogar aus dem Elfenbeinturm heraus. Wer jetzt noch nicht weiß, dass die Entstehung Amerikas blutig und ungerecht war, Natives vertrieben und ermordet wurden, der hat auch kein Interesse es jemals zu lernen oder leugnet es sowieso.

Die Auffassung, dass Spiele einen pädagogischen Auftrag haben und Realismus abbilden müssen, teile ich nicht im Geringsten.

Pauschal zu behaupten, Menschen könnte nicht abstrahieren, halte ich für den falschen Weg.
Also ich allein kenn vermutlich zehn Menschen, die Spiele spielen und gleichzeitig strunzdoof sind. Woher kommt eigentlich immer der Reflex, gleich ALLE Spieler angegriffen zu sehen? NATÜRLICH gibt es ungebildete, dumme, doofe Spieler. Und nur, weil hier im Forum natürlich alle mit extrem hoher Bildung gesegnet sind, alle überdurchschnittlich intelligent sind (Jochen lässt sich da ja gern mal drüber aus, dass jeder sich natürlich für hochbegabt hält :ugly: ) - das ist doch nun wirklich kein Maßstab?

Und nein, Spiele MÜSSEN keinen pädagogischen Auftrag haben und Realismus abbilden. Man kann aber trotzdem den legitimen Wunsch haben, dass sie es öfter tun. Grade im Unterhaltungssektor, nicht in den expliziten Lern-Spielen. Doms Kritikansatz ist absolut legitim. Bei Anno - und vermutlich auch bei New World.
Andreas29

Re: [Sammelthread] Games in den Medien

Beitrag von Andreas29 »

Felidae hat geschrieben: 29. Aug 2021, 21:07 (...)
Alles was Du schreibst ist für mich ein Argument gegen die Kritik von Dom. Spieler mit hohem Bildungsgrad sind für die Probleme sensibilisiert. "Dumme" Spieler - was ist das eigentlich? - gehen so naiv an Videospiele, dass sie nicht erwarten hier irgendetwas über reale Geschichte zu erfahren. Und machen schon gar nicht den Gedankensprung, dass ihnen hier auf irgendeinem Sublevel etwas über reale Kolonialgeschichte vorenthalten wird.
Welcher Gamer überhaupt geht an ein Spiel mit dem Mindset etwas über reale Geschichte zu lernen.

Diese "kulturkritischen" Beiträge sind immer schön zu lesen, aber gehen an 95% der Realität normaler Gamer halt vorbei.

Deswegen tue ich mich auch schwer mit solchen Formulierungen wie "Wir haben Amazon angefragt, aber keine Antwort erhalten". Ja warum wohl? Interessiert da keinen und die können ja eh nur verlieren, weil die Meinung, dass das nicht gut ist, ja unmissverständlich feststeht.

Das ist wie "Hey, äußere Dich doch mal dazu, dass Du ein Idiot bist".
Zuletzt geändert von Andreas29 am 29. Aug 2021, 22:00, insgesamt 1-mal geändert.
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Textsortenlinguistik
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Re: [Sammelthread] Games in den Medien

Beitrag von Textsortenlinguistik »

Womit der Historiker aber Recht hat ist, dass Geschichtsbilder in erster Linie und hauptsächlich von (pop)kulturellen Medien geprägt werden. Der Geschichtsunterricht in der Schule macht den zaghaften(!) Versuch, diese Geschichtsbilder mittels an die Fachwissenschaft angelehnten Methoden aufzubrechen und zu hinterfragen, um für die weitere Rezeption u.a. dieser Medien zu sensibilisieren.

Das eigene Geschichtsbild hat daher ziemlich wenig mit Intelligenz zu tun, die eigene Medienkompetenz viel eher mit Bildung.
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Rigolax
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Re: [Sammelthread] Games in den Medien

Beitrag von Rigolax »

Ich glaube, der Thread hier sollte nicht für ausführliche Diskussionen dienen und ich habe auch keine Lust, mich schon wieder in eine wilde Diskussionsschlacht zu stürzen, aber im Vergleich zu der Kritik gegenüber Anno 1800 finde ich die Einwände gegenüber New World schon noch deutlich weiter hergeholt: Auch wenn New World durchaus offensichtlich historische Anleihen hat, weist es sich doch offenbar deutlich als Fiktion aus -- deutlich stärker als ein Anno 1800. Ein per se diskutabler, problematischer Geschichtswissenstransfer scheint mir hier intuitiv kaum plausibel. Bleibt je nach Gusto die vertane narrative Chance zu monieren, eine indigene Bevölkerung einzubauen und den Umgang damit adäquat zu thematisieren.

Mir scheint ja eher, dass die Assoziationen zu dem Konstrukt "Terra Nullius" so arg irritieren und hier so kritisch begegnet werden. Warum dann aber die Tendenz in Richtung "die Pizza ist gesundheitsschädlich" und nicht "die Pizza schmeckt mir nicht" geht, ist mir hier (auch) nicht klar. Ich will ja nicht leugnen, dass es interessant ist, diese Trope, diesen Mythos im Kontext des Spiels näher zu betrachten.

Ähnlicher Artikel übrigens bei Screenrant, von Ende Juli: How Amazon's New World MMO Can Avoid Narratively Erasing Native Culture. ("The core narrative of New World is firmly set at this point, but there's still space in the MMO's setting for developers to add more multicultural representation in their setting. (...) By hiring game designers from First Nations cultures to work on expansions and provide feedback for New World updates, Amazon Game Studios has the chance to create an MMO that embraces the visual aesthetic and technology of the Age Of Exploration, doesn't inadvertently whitewash the atrocities of European colonialism, and gives people and cultures native to the historical 'New World' a chance to tell stories reflective of their own experiences and personal histories.")

Wurde hier, glaube ich, noch nicht gepostet, ist nicht direkt relevant, aber in dem Ball Park, bei Vice: 'This Land Is My Land' Wants to Sell an Indigenous Revenge Fantasy, But Without Any Indigenous Input

Aber wenn ich schon mal dabei bin (Godwin ruft): Bei RTL.de: Experte findet "Heal Hitler" geschmacklos: Groteskes Video-Spiel: Gamer sollen Hitler therapieren und den Holocaust verhindern (Zu meiner Verteidigung: Ich kenne die News nur, weil ich vom Spiel erfahren habe, da es auf Steam nicht in der Deutschland zugeordneten Store-Region verkauft wird.)
meieiro
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Re: [Sammelthread] Games in den Medien

Beitrag von meieiro »

Der NDR hat wieder mal ne Doku veröffentlicht, wo sie mal wieder beweisen, dass sie einfach keine Ahnung von Gaming haben.
https://www.youtube.com/watch?v=a-sz6axlYw0
Da kommt ein Psiychater an der allen Ernstes behauptet, dass man Kindern keine Medienkompetenz beibringen muss.

Es fallen auch so Sätze wie: "Alle zocken, aber keiner will sich dabei Filmen lassen". Wahrscheinlich will sich keiner vom NDR für so ne miese Doku filmen lassen, aber von Twitch haben die wohl noch nie was gehört
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Heretic
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Re: [Sammelthread] Games in den Medien

Beitrag von Heretic »

meieiro hat geschrieben: 20. Sep 2021, 22:11 Der NDR hat wieder mal ne Doku veröffentlicht, wo sie mal wieder beweisen, dass sie einfach keine Ahnung von Gaming haben.
https://www.youtube.com/watch?v=a-sz6axlYw0
Da kommt ein Psiychater an der allen Ernstes behauptet, dass man Kindern keine Medienkompetenz beibringen muss.
Der Spitzer verbreitet schon seit Jahren steile Thesen und redet von "Digitaler Demenz" und ähnlichem. Kann man nicht ernst nehmen.

Witzig auch, dass man 'ne Reporterin auf das Thema ansetzt, die offensichtlich unwissend und voreingenommen ist. Das nehme sogar ich mit meinem digital dementen Spatzenhirn ganz klar wahr. Schön auch die "ARD/ZDF-Onliestudie" bei 5:08. :mrgreen:
Rigolax
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Re: [Sammelthread] Games in den Medien

Beitrag von Rigolax »

Spitzer macht übrigens auch aktuell Filme an Seite von u.a. Ken Jebsen und Daniele Ganser: https://mut-der-film.de/ "MUT – DER FILM zeigt eindrucksvoll und auf bedrückende Weise, wie das Schulsystem versucht, die aufkeimende Individualität des 14-jährigen Gymnasiasten Magnus zu unterdrücken. Er wird mit staatlichen Vorgaben zu [sic!] indoktriniert, damit er bedingungslos die Autorität eines Systems akzeptiert, das seinen freien Geist gleichschalten will."

EDIT: das "sic" ergänzt. :ugly:
Zuletzt geändert von Rigolax am 21. Sep 2021, 15:28, insgesamt 1-mal geändert.
meieiro
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Re: [Sammelthread] Games in den Medien

Beitrag von meieiro »

Rigolax hat geschrieben: 21. Sep 2021, 12:51 Spitzer macht übrigens auch aktuell Filme an Seite von u.a. Ken Jebsen und Daniele Ganser: https://mut-der-film.de/ "MUT – DER FILM zeigt eindrucksvoll und auf bedrückende Weise, wie das Schulsystem versucht, die aufkeimende Individualität des 14-jährigen Gymnasiasten Magnus zu unterdrücken. Er wird mit staatlichen Vorgaben zu indoktriniert, damit er bedingungslos die Autorität eines Systems akzeptiert, das seinen freien Geist gleichschalten will."
Ok ich kannte den Typ bisher nicht. Aber das man in einer öffentlich rechtlichen Doku so einen Typen unkommentiert seinen Bullshit labern lässt ist schon ein starkes Stück. Und das im "grünlinksversiften" Staatsfunk.

Unterstreicht aber nochmal meinen Eindruck von der Doku. Die Reporterin hatte vorher eine Meinung und die wollte sie bestätigt haben
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Leonard Zelig
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Re: [Sammelthread] Games in den Medien

Beitrag von Leonard Zelig »

Rigolax hat geschrieben: 21. Sep 2021, 12:51 Spitzer macht übrigens auch aktuell Filme an Seite von u.a. Ken Jebsen und Daniele Ganser: https://mut-der-film.de/ "MUT – DER FILM zeigt eindrucksvoll und auf bedrückende Weise, wie das Schulsystem versucht, die aufkeimende Individualität des 14-jährigen Gymnasiasten Magnus zu unterdrücken. Er wird mit staatlichen Vorgaben zu indoktriniert, damit er bedingungslos die Autorität eines Systems akzeptiert, das seinen freien Geist gleichschalten will."
Soll der Film Verständnis für Querdenker wecken? Liest sich so.

"Der pubertierende Gymnasiast Magnus stößt während seiner Recherchen rund um die New Yorker Terroranschläge des 11. September 2001 auf einige obskure Ungereimtheiten, die ihm mit der offiziellen Darstellung der Ereignisse in der Öffentlichkeit unvereinbar erscheinen. Als er seine unglaublichen Entdeckungen völlig unbedarft in der Schule vorträgt, droht ihm sein Klassenlehrer mit einem Schulverweis.

Schnell beginnt Magnus zu begreifen, dass Fragenstellen ebenso wenig erwünscht ist wie das unvoreingenommene Forschen nach der Wahrheit. Stattdessen wird er gezwungen, staatlich verordnete Meinungen ungeprüft und widerspruchslos hinzunehmen, bis jegliches eigenständiges Denken im Keim erstickt ist."

Der arme Magnus. Muss in einem totalitären Staat leben, in dem die Wahrheit unterdrückt wird. Aber dann muss sich der Staat nicht wundern, wenn ihm irgendwann die Sicherungen durchgehen und er wegen der repressiven Maskenpflicht zur Waffe greift. :violin:

Monitor hat übrigens letztens auch kritische Fragen zu 9/11 gestellt, war sicher nur möglich weil die Redakteure nicht mehr zur Schule gehen.
https://www1.wdr.de/daserste/monitor/se ... n-100.html
"The whole problem with the world is that fools and fanatics are always so certain of themselves, but wiser people so full of doubts."

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Rigolax
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Re: [Sammelthread] Games in den Medien

Beitrag von Rigolax »

Der Film ist schon länger in der Mache als "Querdenken" existent, aber manche der Macher biedern sich da wohl an; weiterführend siehe z.B. dieser Twitter-Thread: https://twitter.com/Reaver_Phoenix/stat ... 2296051713 -- Ich weiß grad nicht, ob es schon (gehaltvolle) journalistische Einordnungen dazu gibt.

Der 9/11-Kram von diesen sog. Truthern dürfte auf den starken Einfluss vom Ganser zurückgehen. Grundsätzlich scheinen mir die Leute da aus einer ähnlichen Bubble zu kommen, einer Art Counter Culture, in der sich der Spitzer wohl wohlfühlt. Ideologisch sind das imho tendenziell radikale neo-alt-68er, schon eher "links" als "rechts". :ugly: -- Wobei es allgemein übrigens einige dezidierte Medienwirkungskritiker gibt, die in die Verschwörungstheorie/Mythen-Richtung gegangen sind bzw. dort agieren, z.B. Rudolf Hänsel, der z.B. einen Artikel vor kurzem überschriftet hat mit "Klimawandel und CO2: Größte Irreführung in der Geschichte der Wissenschaft" (verlinke ich bewusst nicht).
Otis
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Re: [Sammelthread] Games in den Medien

Beitrag von Otis »

Die ganze Aufmachung grenzt an Propaganda. Werden natürlich drei argumentativ und rhetorisch schwach gerüstete Halbstarke vor die Kamera gesetzt und sollen dann beim Sprechen zocken. Immer das gleiche Schema bei solchen "Reportagen". Entsteht sofort der Eindruck, dass die gar nicht mehr vom Bildschirm wegsehen können vor lauter Suchtopfrigkeit. Und nur deshalb werden sie beim Spielen interviewt anstatt wie die anderen Teilnehmer vernünftig in die Kamera blickend, genau wie sie am Ende nach der Aussage, wir sollten optimistisch sein und uns über die Vorteile des Zockens freuen, nochmal völlig ohne Kontext beim Spielen gezeigt werden frei nach dem Motto: das kommt dabei raus. Womit ich den dreien nicht zu nahe treten will, aber sie werden vorher halt schon als Problemfälle inszeniert.

Im Gegensatz zu manch anderen haben sie immerhin genügend Medienkompetenz, nicht unter echten Namen im Fernsehen auftreten zu wollen, wenn ihre Identität für das Thema von keinerlei Belang ist. Würde die Sprecherin ihren Kindern erlauben, sich unter Angabe von persönlichen Daten im TV zu präsentieren? Warum dreht sie das so hin, als würden die drei Jugendlichen sich schämen, obwohl sie nichts dergleichen gesagt haben und auch ihr Verhalten vor der Kamera in keinster Weise diesen Schluss zulässt?

Dazu nur irgendwelche Baller- und Prügelspiele am Start. Außer die Mädchen, die spielen natürlich sozialkommunikativ wertvolle Mode- und Lifestylesimulationen in Pink, wie sich das gehört, damit Mutti sich an ihre Puppenstube erinnert fühlt.

Warum werden desweiteren Themen wie Suchtpsychologie, Glücksspielmechanismen und Onlinegefahren mit Videospielen allgemein vermischt und tatsächliche Aufarbeitung dieser Probleme ausgespart? Alleine mit Infos darüber, wie hinterhältig Kinder ans Gambling rangeführt werden, hätte man den ganzen Kurzfilm da füllen können, aber dazu hätte man halt eine Journalistin gebraucht, die sich mit dem Thema wenigstens ein bisschen besser auskennt als: "Zocken? Ist das nicht dieses neumodische Ding, das ich meinen Kindern verbieten wollte?"

Wieso sagt sie: „Für mich gehört ein Tablet-Diplom nicht zwingend zu einer glücklichen Kindheit”? Niemand hat das behauptet. In keiner der vorhergehenden Aussagen des Kindergartenpersonals ging es überhaupt um Glück oder sonst etwas in diese Richtung und erst recht wurde der gelernte Umgang mit Tablets nicht als zwingend vorausgesetzt. Was hat das überhaupt mit dem Thema zu tun? Ich habe meine Kindheit übrigens auch ohne grottige NDR-Reportagen überlebt, soll man die deshalb jetzt auch abschaffen?

Wie kann man bitte erst so einen Unsinn wie "so etwas wie Medienkompetenz gibt es gar nicht, ist völliger Blödsinn" unkommentiert durchgehen lassen und sich danach darüber beschweren, dass Eltern nicht genügend Medienkompetenz besitzen?

Von dem Profi (Hirnforscher? Wo? Welche Qualifikationen? Ist das überhaupt eine korrekte Berufsbezeichnung?) da mit so intelligenten Meinungen wie "wahr und falsch kann man gar nicht auseinander halten" oder "die Geräte sind so einfach zu bedienen, völlig unnötig, sich auszukennen" mal ganz abgesehen. Bei solchen Fachleuten im Lande braucht man sich nicht zu wundern, dass die Leute immer noch auf nigerianische Email-Prinzen reinfallen. Immerhin gibt er gleich darauf ja zu, selber keine Ahnung von Medien zu haben, der perfekte Kandidat also, in einer Reportage zum Thema Medien befragt zu werden.

Dem entgegengesetzt wird ein Herr Klimmt, der zumindest im Zusammenhang mit den gegengeschnittenen Vorwürfen viel zu sorglos argumentiert, um vom Publikum als ausgleichende Sichtweise ernstgenommen werden zu können; das wird er während des Interviews wohl auch nicht gesagt bekommen haben, wie seine Darlegungen in den Bericht eingebunden werden. Wenigstens der Psychiater am Schluss kommt vernünftig rüber, dafür sagt er aber auch nicht wirklich etwas, was man nicht auch so schon wissen sollte.

Neue Erkenntnisse oder wenigstens tiefergreifende Analysen? Fehlanzeige. Die zweite journalistische Nullleistung, die ich heute konsumieren durfte. Mal sehen, ob es dabei bleibt.
Rigolax
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Re: [Sammelthread] Games in den Medien

Beitrag von Rigolax »

Otis hat geschrieben: 21. Sep 2021, 15:46 Von dem Profi (Hirnforscher? Wo? Welche Qualifikationen? Ist das überhaupt eine korrekte Berufsbezeichnung?) da mit so intelligenten Meinungen wie "wahr und falsch kann man gar nicht auseinander halten" oder "die Geräte sind so einfach zu bedienen, völlig unnötig, sich auszukennen" mal ganz abgesehen. Bei solchen Fachleuten im Lande braucht man sich nicht zu wundern, dass die Leute immer noch auf nigerianische Email-Prinzen reinfallen. Immerhin gibt er gleich darauf ja zu, selber keine Ahnung von Medien zu haben, der perfekte Kandidat also, in einer Reportage zum Thema Medien befragt zu werden.
Nur kurz zur Ehrenrettung der Medien/Journalisten/Fachleute im Lande: Den Spitzer speziell nimmt eigentlich kaum wer (so) ernst. :ugly: Der formuliert seit Jahren seine steilen Thesen und damals hat es vielleicht noch in ein gewisses Klima gepasst und (durchaus legitime) Ängste bedient. Spitzer befindet sich in der Regel auf keinen soliden empirischen Basen. Dass der so unbehelligt seine Thesen in einer ÖR-Doku raushauen konnte, ist schon ein recht starkes Stück allerdings, daher würde ich die Doku auch nicht verharmlosen wollen. Die ist ein ganz gutes Beispiel für false balance.

Ich postete den Verweis auf sein Mitwirken bei dem erwähnten Film übrigens auch wegen seiner interessanten Äußerungen zur Medienkompetenz. Ich würde da ja mal fragen, was für eine Art von Wahrheitsrelativismus das ist bzw. was er meint, mit "Falschheit" von "Wahrheit" zu unterscheiden. Allerdings will ich nicht zu sehr gegen ihn schießen, er ist ein ziemlich leichtes Ziel.

Wenn ich richtig fies sein wollen würde (was ich natürlich nie bin), würde ich auch fragen, was in der Doku suggeriert werden könnte, ob gewollt oder ungewollt, wenn diese drei Jungen prominent vor einer Türkei-Flagge im Rücken gezeigt werden. Ich will da nichts unterstellen, vermutlich hing die Flagge da schon vorher, aber bisschen ungeschickt find ich's schon.
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Heretic
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Re: [Sammelthread] Games in den Medien

Beitrag von Heretic »

Otis hat geschrieben: 21. Sep 2021, 15:46 Neue Erkenntnisse oder wenigstens tiefergreifende Analysen? Fehlanzeige. Die zweite journalistische Nullleistung, die ich heute konsumieren durfte. Mal sehen, ob es dabei bleibt.
Wenn's noch etwas mehr sein darf: "Hart aber fair" aus dem Jahr 2016 zum Thema Smartphones. Da geht der Spitzer richtig ab. :mrgreen:
https://www.youtube.com/watch?v=PgPClaR2Rlg
Otis
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Re: [Sammelthread] Games in den Medien

Beitrag von Otis »

Hab' jetzt nur den Anfang angeguckt, aber da hält er sich doch eher zurück. ??? War jetzt erstmal nichts anstößiges dabei. Schnell sprechen kann er, das muss man ihm lassen, ansonsten halt wieder viele Behauptungen ohne Fakten, aber das macht sie ja auch nicht automatisch falsch.

Aber er wirbelt halt auch viele Sachen durcheinander, die nicht zusammen gehören. Smartphone-Verbot in der Schule steigert die Noten, klar, weil die Dinger dann nicht ablenken, aber das hat doch nichts mit dem Gebrauch digitaler Medien oder gar Programmieren Lernen zu tun? (Die anderen da in der Runde aber genauso, hacken alle nur auf ihrem einen Punkt herum.)

Seine Aussagen zur Medienkompetenz erklären allerdings, weshalb er im Bereich Hirn Forschungsbedarf verspürt.

In dem Zusammenhang frage ich mich auch ernsthaft, was der als Hirnforscher in der Reportage überhaupt zu suchen hatte. Seine einzigen Aussagen von ihm mit Bezug zu seinem Fachgebiet waren, dass die Gehirne von Kindern und Jugendlichen noch in der Entwicklung sind, was man auch ohne Hirnforscher zu sein weiß, und dass einmal geschehene Beeinflussungen des Gehirns nicht mehr rückgängig gemacht werden können, wofür er keinerlei wissenschaftliche Nachweise oder sonstige Erläuterungen liefert. Was sind denn das für Änderungen an Gehirnen der spielenden Jugend? Nicht eine wird genannt und nachgewiesen. Dabei könnte es die ja durchaus geben und das wäre dann der Moment, wo ein Hirnforscher echt nützlich sein könnte.

Statt dessen lässt man sich paranoid über Einbindung von digitalen Medien in Bildungseinrichtungen aus, ohne auch nur einen einzigen Grund zu nennen, der dagegen spricht, außer halt einer diffusen Ablehnungshaltung, weil, als wir Kinder waren, gab es schließlich auch keine Tablets. (Oder wenigstens kurz zu erklären, was das überhaupt mit Videospielen zu tun hat.) Dabei erzählt der Kindergärtner eindeutig, was sie damit erreichen wollen und welche Resultate bisher erzielt wurden.

Miese Meinungsmache ist das. Dabei hätte man z.B. Abzockmechanismen und exploitatives Gamedesign in der Branche wunderbar analysieren und darüber informieren können. Hätte allerdings Aufwands und Fachwissens bedarft. Statt dessen: "OMG, ein Call of Duty kostet 70€!", die denkbar dümmste und oberflächlichste Möglichkeit, den Bereich Kosten anzusprechen, und wesentlich mehr kommt dann auch nicht dazu. Inwiefern ist damit Eltern, die von der Materie keine Ahnung haben, geholfen, manipulative und potentiell gefährliche Monetarisierungsmodelle zu erkennen und ihre Kinder diesbezüglich zu sensibilisieren? Ein teures Konsolenspiel (was ja nicht mal sein muss) ist für Kinder wesentlich ungefährlicher als irgendwelche Free2play-Maschen hintenrum.
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