Re: Folge 202: Die Zukunft ist umsonst
Verfasst: 18. Feb 2019, 13:18
Für mich persönlich war das der spannendste / spaßigste Sonntagspodcast seit langem. Der Anfang war etwas schwergängig, auch weil der Herr Weidemann zum einen ein geübter Redner zu sein scheint und zum anderen eine sehr aggressive Gesprächstaktik fährt, der man als Gastgeber zumindest anfangs eher ungern Kontra bietet. Da befürchtete ich schon der Gast redet Jochen und Andre gegen die Wand, da fing Jochen im dritten Akt endlich an es ihm gleichzutun - fantastisch. Das Andre dabei der gute Cop geblieben ist war meiner Ansicht nach taktisch auch wertvoll - selbst wenn das ganze eher aus der Situation heraus geboren wurde. Ansonsten läuft das ganze wie bei Interviews mit Serdar Somuncu, der ein zu geringes Maß an Selbstkontrolle hat, wenn er mit seiner Sprachgewalt loslegt und die Gäste schon fast aus dem Studio flüchten lässt - eine gesunde Grundnettigkeit ist mir da lieber.
Herr Weidemann ist kein Kundenberater
Der Herr Weidemann ist mir auch sehr sympatisch. Der Mann bekommt von Unternehmen Geld dafür, das er Sie berät wie man am besten Kunden melkt, ohne das die Kunden es mitbekommen (wollen). Ob solche Berater im Free2Play Bereich auftreten oder in klassischeren Spielesegmenten ist letztlich egal. Das Unternehmen möchte für dreistellige Stundenhonorare (aus der Luft gegriffen, aber für mich wäre ein Herr Weidemann das Wert) auch keine Grundsatzdiskussionen führen, ob das ethisch alles vertretbar ist, sondern die Zukunft ihrer eigenen Unternehmung sichern. Das in der Branche mit martialischen Gleichnissen wie der Waljagd um sich geschmissen wird, ist für mich nicht mehr verwunderlich, als die recht peinlichen Angriffs-Brandbriefe, oft als Mitarbeitermotivation gebraucht, die man sonst von großen Unternehmen liest.
Weniger interessante Frage
Ob das die Zukunft ist, war für mich auch eine eher weniger packende Frage, als die persönliche Einstellung des Herrn Weidemann zu dem Thema. Wie so oft in der Wirklichkeit wird es vermutlich auf ein Mittelding hinauslaufen: klassische Spiele ab 60€+ mit kleineren Free2Play Elementen, und reine Free2Play Titel mit entsprechend ausgefalleneren Kundenabschöpfungsmethoden.
Interessante theoretische Parallelen
Aus reiner BWL theoretischer Sicht hat Free2Play auch sehr schöne Implikationen, da man argumentieren könnte, die sogenannte Konsumentenrente wird hier vollkommen abgeschöpft.
Sagen wir unser Spiel kostet 50€, nun werden wir alle Kunden abgreifen können, die bereit gewesen wären exakt 50€ für ein Spiel zu bezahlen. Darüber hinaus haben wir natürlich auch die Kunden bekommen, die bereit gewesen wären mehr als 50€ für das Spiel zu bezahlen. Im Normalfall hätten jetzt also z.B. alle Kunden die bereit gewesen wären 60€ zu zahlen, 10€ Konsumentenrente "gespart", da das Spiel nun mal nur 50€ kostet. Jetzt hört unser schönes Pay2Play Spiel aber nicht auf. Wir verkaufen zum Beispiel Exp Booster, Waffen, Ausrüstung oder ähnliches. Die 10€, die die Leute nun vorher gespart haben, werden Sie vermutlich auch noch ausgeben, um im Spiel irgendeinen Mist zu bekommen. Das wird nicht bei allen funktionieren und auch nicht immer aber von der Grundidee ist das doch fantastisch aus Unternehmenssicht. Wir verlieren kein Geld gleich wie hoch oder niedrig wir den Preis ansetzen, denn die Denkweise der Leute wird häufig sein: "Ja gut, das Spiel war so günstig. Jetzt kauf ich mir eben noch dieses schöne Schwert.". Haben Kunden vorher mehr gespart beim Kaufpreis, werden Sie vermutlich entsprechend mehr für die Zusatzausrüstung ausgeben und umgekehrt. Als Bonus obendrauf greifen wir nun einen zusätzlichen Kundenstamm ab, nämlich alle Leute die bereit gewesen wären bis zu 49,99€ für das Spiel zu bezahlen, sich das Spiel als normalen Vollpreistitel also nicht geholt hätten. Diese haben nun die Chance einen geringeren oder gar nicht vorhandenen Kaufpreis zu bezahlen und vermutlich werden einige davon noch Zusatzitems aus dem Shop kaufen, bis ihre persönliche Schmerzschwelle z.B. 49,99€ für dieses Gesamtprodukt erreicht ist. Damit haben wir die Zahl unserer Kunden maximiert (nämlich alle, die überhaupt Interesse hätten das zu spielen), das was wir aus jedem einzelnen Kunden herausholen können, haben wir so in jedem Fall maximiert (da schier unbegrenzt dank Itemshops) und das was der Kunde bei uns sparen (möchte) effektiv minimiert.
Das Bild frech geklaut von Wikipedia CC https://de.wikipedia.org/wiki/Konsumentenrente
Ein viel greifbareres Beispiel zum Thema Free2Play
Da die Kunden, die aber nicht zusätzlich zahlen wollen dies nicht tun werden, könnte man argumentieren, das diese Kunden nicht den Zugang zum gesamten Spiel / Produkt innehaben. Das Argument das Sie sich das zeitverzögert selbst erspielen können, halte ich in diesem Zusammenhang für haltlos. Das ganze Thema ist sehr komplex und ein einfacheres Beispiel, hilft mir vielleicht selbst auch meine Gedanken zu dem Thema zu ordnen. Zudem kann man beim Thema Spiele immer sagen: "Gut, ist halt nur ein Unterhaltungsprodukt". Um dieser Gedankenträgheit vorzubeugen nun ein Wirtschaftszweig der uns Deutschen an die Nieren geht: Ein Brötchen beim Bäcker das ich für 30 Cent kaufe, möchte ich ja auch sofort haben. Das ich nun 10 Minuten warten muss, während andere für weitere 10 Cent direkt Zugang zu diesem Brötchen bekommen, ist aus meiner eigenen Kundensicht absolut widerlich und gilt es bis zum Tag des jüngsten Gerichts abzulehnen. Schlimmer noch bei Exklusivinhalten: Ich erhalte für 30 Cent nun ein Brötchen das in irgendeiner Art und Weise unzulänglich ist, wie z.B. das es etwas zu früh aus dem Ofen genommen wird und der Teig nicht völlig gar ist. Jetzt kann ich 10 Cent zusätzlich bezahlen und erhalte direkten Zugang zu meinem halbgaren Brötchen oder aber zahle 1,20€ für ein Premium Brötchen das absolut gar ist und ansonsten auch den State of the Art Anforderungen der Gesellschaft entspricht wie ein Brötchen auszusehen hat. Natürlich werde ich, wenn ich es mir auch nur irgendwie leisten kann, nun dieses teurere Brötchen an der Ladentheke bestellen, alleine schon um mein Gesicht vor den anderen Kunden die dort stehen zu wahren. Das dabei Spielewelten in ähnlicher Art und Weise gesellschaftliche Strukturen und damit auch Druck aufbauen können, wie Sie in einer Bäckerei entstehen, sollte mittlerweile ja unstrittig sein. Kaufe ich mir ein günstiges Brötchen gestehe ich finanzielles, man könnte auch sagen, gesellschaftliches Versagen ein. Spiele ich Free 2 Play spiele und laufe in der Spielwelt nur mit dem kostenlosen Loot rum, passiert das Gleiche. Das ich bei Free2Play-Spielen vom Bäcker gesagt bekomme, das ich nur lange genug an der Ladentheke stehen muss um irgendwann ein 30 Cent Brötchen zu bekommen, hinterlässt mich im Übrigen ebenso gedemütigt, wie unzufrieden. Sollte der Bäcker jetzt auch noch für 1,20€ lediglich Lose an alle aushändigen um die Chance zu bekommen ein vollwertiges Brötchen zu erhalten oder aber Alternativ für 120€ (Counter-Strike Global Offensive Skins z.B.) eine 100% Chance auf ein Vollkornbrötchen zu erhalten, würde vermutlich direkt die Polizei gerufen.
Weidemanns Verantwortung
Jetzt ist der Herr Weidemann kein Bäcker, aber als jemand der dem Bäcker sagen würde, mach schlechtere Brötchen und bessere Brötchen fand ich im Besonderen die Frage von Jochen, inwiefern er seine eigene Verantwortung als Streiter für Free2Play sieht grandios und sehr entlarvend. Den Schuh wollte sich der Gast nicht anziehen und hat ausweichend argumentiert. Das ist keine direkte Antwort auf die Frage, aber nun könnte man meinen: entweder Er hat darüber lange nicht mehr wirklich reflektiert (meine präferierte Antwort; der Mann muss schließlich auch Geld verdienen) oder aber Er stimmt Jochens kritischer Haltung ggü. seinem Geschäftsmodell im Grunde zu, möchte diese aber verständlicherweise nicht öffentlich eingestehen.
Brötchen as a Service
Sein Argument, das Free2Play Spiele über einen längeren Zeitraum besser werden ist auch interessant. Nun fängt das Brötchenbeispiel an zu hinken aber machen wir mal spaßeshalber weiter: Der Bäcker schwört bei dem Leben seiner Mutter, das sowohl das 1,20€ Brötchen und das 30 Cent Brötchen, weiter verbessert werden, während Sie bei mir gelagert und verzehrt werden. Da kommen noch Streusel drauf, verziert, eventuell bekommt das 30 Cent Brötchen sogar nochmal 1 Minute mehr Backzeit sodass nur noch ganz wenig roher Teig drinsteckt. Dafür soll ich mir aber weiterhin sein doofes Brötchen anschauen, mich damit inhaltlich beschäftigen, zwischendurch beim Bäcker vielleicht sogar vorbeischauen um ihm Daten darüber zu geben, wie ich das Brötchen verwende... Meiner Meinung nach bringt es das alles nicht.
Erstens sind meine Nutzungsdaten über das Brötchen und meine Lebenszeit viel mehr Wert als alles was er dort an Gegenwert / Arbeit jemals reinstecken könnte, selbst wenn er ein ganzes Bäckerteam dafür auffährt.
Zweitens hätte ich vor 10 Jahren ein Brötchen in der State of the Art Qualität haben können, das mich direkt beim Kauf schon befriedigt zurücklässt. Ich hätte weder Streusel noch Verzierungen gebraucht, ebenso hätte ich mir keiner gesellschaftlichen Inadequanz im Augenblick des Kaufs eines günstigen Brötchens bewusst sein müssen.
Vielleicht bin ich da auch zu verwirrt. In jedem Fall viel Stoff zum Nachdenken auch über die Grenzen des Spielekosmos hinaus. Danke dafür an alle 3 Podcaster!
PS: Die Konsumentenrente habe ich an der Stelle etwas "vergewaltigt". Klassisch geht es dort eher um Konsumgüter, die mehrfach erworben werden können, in denen dann ein Gleichgewichtspreis Preis gebildet wird, der aus Unternehmenssicht optimal ist, etc, etc.. Stellt euch die X Achse stattdessen als Auflistung aller potentiellen Käufer des Spiels vor, dann wird die Grafik auch praktisch mal nützlich für irgendwas.
Herr Weidemann ist kein Kundenberater
Der Herr Weidemann ist mir auch sehr sympatisch. Der Mann bekommt von Unternehmen Geld dafür, das er Sie berät wie man am besten Kunden melkt, ohne das die Kunden es mitbekommen (wollen). Ob solche Berater im Free2Play Bereich auftreten oder in klassischeren Spielesegmenten ist letztlich egal. Das Unternehmen möchte für dreistellige Stundenhonorare (aus der Luft gegriffen, aber für mich wäre ein Herr Weidemann das Wert) auch keine Grundsatzdiskussionen führen, ob das ethisch alles vertretbar ist, sondern die Zukunft ihrer eigenen Unternehmung sichern. Das in der Branche mit martialischen Gleichnissen wie der Waljagd um sich geschmissen wird, ist für mich nicht mehr verwunderlich, als die recht peinlichen Angriffs-Brandbriefe, oft als Mitarbeitermotivation gebraucht, die man sonst von großen Unternehmen liest.
Weniger interessante Frage
Ob das die Zukunft ist, war für mich auch eine eher weniger packende Frage, als die persönliche Einstellung des Herrn Weidemann zu dem Thema. Wie so oft in der Wirklichkeit wird es vermutlich auf ein Mittelding hinauslaufen: klassische Spiele ab 60€+ mit kleineren Free2Play Elementen, und reine Free2Play Titel mit entsprechend ausgefalleneren Kundenabschöpfungsmethoden.
Interessante theoretische Parallelen
Aus reiner BWL theoretischer Sicht hat Free2Play auch sehr schöne Implikationen, da man argumentieren könnte, die sogenannte Konsumentenrente wird hier vollkommen abgeschöpft.
Sagen wir unser Spiel kostet 50€, nun werden wir alle Kunden abgreifen können, die bereit gewesen wären exakt 50€ für ein Spiel zu bezahlen. Darüber hinaus haben wir natürlich auch die Kunden bekommen, die bereit gewesen wären mehr als 50€ für das Spiel zu bezahlen. Im Normalfall hätten jetzt also z.B. alle Kunden die bereit gewesen wären 60€ zu zahlen, 10€ Konsumentenrente "gespart", da das Spiel nun mal nur 50€ kostet. Jetzt hört unser schönes Pay2Play Spiel aber nicht auf. Wir verkaufen zum Beispiel Exp Booster, Waffen, Ausrüstung oder ähnliches. Die 10€, die die Leute nun vorher gespart haben, werden Sie vermutlich auch noch ausgeben, um im Spiel irgendeinen Mist zu bekommen. Das wird nicht bei allen funktionieren und auch nicht immer aber von der Grundidee ist das doch fantastisch aus Unternehmenssicht. Wir verlieren kein Geld gleich wie hoch oder niedrig wir den Preis ansetzen, denn die Denkweise der Leute wird häufig sein: "Ja gut, das Spiel war so günstig. Jetzt kauf ich mir eben noch dieses schöne Schwert.". Haben Kunden vorher mehr gespart beim Kaufpreis, werden Sie vermutlich entsprechend mehr für die Zusatzausrüstung ausgeben und umgekehrt. Als Bonus obendrauf greifen wir nun einen zusätzlichen Kundenstamm ab, nämlich alle Leute die bereit gewesen wären bis zu 49,99€ für das Spiel zu bezahlen, sich das Spiel als normalen Vollpreistitel also nicht geholt hätten. Diese haben nun die Chance einen geringeren oder gar nicht vorhandenen Kaufpreis zu bezahlen und vermutlich werden einige davon noch Zusatzitems aus dem Shop kaufen, bis ihre persönliche Schmerzschwelle z.B. 49,99€ für dieses Gesamtprodukt erreicht ist. Damit haben wir die Zahl unserer Kunden maximiert (nämlich alle, die überhaupt Interesse hätten das zu spielen), das was wir aus jedem einzelnen Kunden herausholen können, haben wir so in jedem Fall maximiert (da schier unbegrenzt dank Itemshops) und das was der Kunde bei uns sparen (möchte) effektiv minimiert.
Das Bild frech geklaut von Wikipedia CC https://de.wikipedia.org/wiki/Konsumentenrente
Ein viel greifbareres Beispiel zum Thema Free2Play
Da die Kunden, die aber nicht zusätzlich zahlen wollen dies nicht tun werden, könnte man argumentieren, das diese Kunden nicht den Zugang zum gesamten Spiel / Produkt innehaben. Das Argument das Sie sich das zeitverzögert selbst erspielen können, halte ich in diesem Zusammenhang für haltlos. Das ganze Thema ist sehr komplex und ein einfacheres Beispiel, hilft mir vielleicht selbst auch meine Gedanken zu dem Thema zu ordnen. Zudem kann man beim Thema Spiele immer sagen: "Gut, ist halt nur ein Unterhaltungsprodukt". Um dieser Gedankenträgheit vorzubeugen nun ein Wirtschaftszweig der uns Deutschen an die Nieren geht: Ein Brötchen beim Bäcker das ich für 30 Cent kaufe, möchte ich ja auch sofort haben. Das ich nun 10 Minuten warten muss, während andere für weitere 10 Cent direkt Zugang zu diesem Brötchen bekommen, ist aus meiner eigenen Kundensicht absolut widerlich und gilt es bis zum Tag des jüngsten Gerichts abzulehnen. Schlimmer noch bei Exklusivinhalten: Ich erhalte für 30 Cent nun ein Brötchen das in irgendeiner Art und Weise unzulänglich ist, wie z.B. das es etwas zu früh aus dem Ofen genommen wird und der Teig nicht völlig gar ist. Jetzt kann ich 10 Cent zusätzlich bezahlen und erhalte direkten Zugang zu meinem halbgaren Brötchen oder aber zahle 1,20€ für ein Premium Brötchen das absolut gar ist und ansonsten auch den State of the Art Anforderungen der Gesellschaft entspricht wie ein Brötchen auszusehen hat. Natürlich werde ich, wenn ich es mir auch nur irgendwie leisten kann, nun dieses teurere Brötchen an der Ladentheke bestellen, alleine schon um mein Gesicht vor den anderen Kunden die dort stehen zu wahren. Das dabei Spielewelten in ähnlicher Art und Weise gesellschaftliche Strukturen und damit auch Druck aufbauen können, wie Sie in einer Bäckerei entstehen, sollte mittlerweile ja unstrittig sein. Kaufe ich mir ein günstiges Brötchen gestehe ich finanzielles, man könnte auch sagen, gesellschaftliches Versagen ein. Spiele ich Free 2 Play spiele und laufe in der Spielwelt nur mit dem kostenlosen Loot rum, passiert das Gleiche. Das ich bei Free2Play-Spielen vom Bäcker gesagt bekomme, das ich nur lange genug an der Ladentheke stehen muss um irgendwann ein 30 Cent Brötchen zu bekommen, hinterlässt mich im Übrigen ebenso gedemütigt, wie unzufrieden. Sollte der Bäcker jetzt auch noch für 1,20€ lediglich Lose an alle aushändigen um die Chance zu bekommen ein vollwertiges Brötchen zu erhalten oder aber Alternativ für 120€ (Counter-Strike Global Offensive Skins z.B.) eine 100% Chance auf ein Vollkornbrötchen zu erhalten, würde vermutlich direkt die Polizei gerufen.
Weidemanns Verantwortung
Jetzt ist der Herr Weidemann kein Bäcker, aber als jemand der dem Bäcker sagen würde, mach schlechtere Brötchen und bessere Brötchen fand ich im Besonderen die Frage von Jochen, inwiefern er seine eigene Verantwortung als Streiter für Free2Play sieht grandios und sehr entlarvend. Den Schuh wollte sich der Gast nicht anziehen und hat ausweichend argumentiert. Das ist keine direkte Antwort auf die Frage, aber nun könnte man meinen: entweder Er hat darüber lange nicht mehr wirklich reflektiert (meine präferierte Antwort; der Mann muss schließlich auch Geld verdienen) oder aber Er stimmt Jochens kritischer Haltung ggü. seinem Geschäftsmodell im Grunde zu, möchte diese aber verständlicherweise nicht öffentlich eingestehen.
Brötchen as a Service
Sein Argument, das Free2Play Spiele über einen längeren Zeitraum besser werden ist auch interessant. Nun fängt das Brötchenbeispiel an zu hinken aber machen wir mal spaßeshalber weiter: Der Bäcker schwört bei dem Leben seiner Mutter, das sowohl das 1,20€ Brötchen und das 30 Cent Brötchen, weiter verbessert werden, während Sie bei mir gelagert und verzehrt werden. Da kommen noch Streusel drauf, verziert, eventuell bekommt das 30 Cent Brötchen sogar nochmal 1 Minute mehr Backzeit sodass nur noch ganz wenig roher Teig drinsteckt. Dafür soll ich mir aber weiterhin sein doofes Brötchen anschauen, mich damit inhaltlich beschäftigen, zwischendurch beim Bäcker vielleicht sogar vorbeischauen um ihm Daten darüber zu geben, wie ich das Brötchen verwende... Meiner Meinung nach bringt es das alles nicht.
Erstens sind meine Nutzungsdaten über das Brötchen und meine Lebenszeit viel mehr Wert als alles was er dort an Gegenwert / Arbeit jemals reinstecken könnte, selbst wenn er ein ganzes Bäckerteam dafür auffährt.
Zweitens hätte ich vor 10 Jahren ein Brötchen in der State of the Art Qualität haben können, das mich direkt beim Kauf schon befriedigt zurücklässt. Ich hätte weder Streusel noch Verzierungen gebraucht, ebenso hätte ich mir keiner gesellschaftlichen Inadequanz im Augenblick des Kaufs eines günstigen Brötchens bewusst sein müssen.
Vielleicht bin ich da auch zu verwirrt. In jedem Fall viel Stoff zum Nachdenken auch über die Grenzen des Spielekosmos hinaus. Danke dafür an alle 3 Podcaster!
PS: Die Konsumentenrente habe ich an der Stelle etwas "vergewaltigt". Klassisch geht es dort eher um Konsumgüter, die mehrfach erworben werden können, in denen dann ein Gleichgewichtspreis Preis gebildet wird, der aus Unternehmenssicht optimal ist, etc, etc.. Stellt euch die X Achse stattdessen als Auflistung aller potentiellen Käufer des Spiels vor, dann wird die Grafik auch praktisch mal nützlich für irgendwas.