Asphyx hat geschrieben: ↑1. Mär 2019, 10:20
Was die überaus hymnischen "Rezensionen" auf der Spielepackung angeht: ich lese Spielezeitschriften konstant seit den seligen Tagen der Happy Computer, glaube also, einen durchaus guten Überblick über die deutschsprachigen Publikationen in diesem Segment zu haben. Eine "PC Power" oder eine "Games Illu" sind mir aber nie begegnet. Was mich zu der Vermutung veranlasst, dass diese Rezensionen entweder frei erfunden waren, oder die genannten Publikationen so nischig, amateurhaft oder kurzlebig, dass sie heute (und vermutlich auch damals) vollkommen unbekannt sind - ich neige zu Theorie 1. Falls das jemand widerlegen kann, lasse ich mich gerne korrigieren.
War die PC Power tatsächlich eine Nischenpublikation? Dann ist es umso seltsamer, dass ich sie zumindest dem Namen nach bereits kannte - und das, obwohl ich in meiner Jugend fast ausschließlich Magazine mit starkem oder ausschließlichem Konsolenfokus gelesen habe.
Was Deine Thesen betrifft, so halte ich die zweite für deutlich naheliegender (denn sich einfach Rezensionsauszüge oder gar ganze Magazine auszudenken, wäre viel zu riskant gewesen), aber weiterhin nicht für ausschlaggebend. Ich bleibe dabei, dass der zweifache Innovationsfaktor (eine erotische WiSim und ein Sexspiel mit ungewohnt komplexem Gameplay) viele Rezensenten über die offensichtlichen Schwächen des Spiels hinweggetröstet und zu - aus heutiger Sicht - unverdient positiven Wertungen animiert haben dürfte. Und dass das Penthouse-Magazin begeistert war, wird angesichts des Themenschwerpunkts von "WET" ja niemanden wundern.
Hier übrigens der Scan der Verpackungsrückseite, auf der die Zitate zu lesen sind:
https://www.kultboy.com/index.php?site=pic&id=4031&s=2
Ein Interview mit den ProduzentInnen oder EntwicklerInnen (gegendert, obwohl ich überzeugt bin, dass es sich ausschließlich um Männer handelt
) könnte jedenfalls sehr interessant sein.
In der Tat! Wir hätten auch sehr gerne mit zumindest einer der involvierten Personen gesprochen, aber das Team ließ sich so schnell nicht ausfindig machen und kontaktieren. Carsten Wieland war der einzige, den ich während meines Rechercheprozesses aufstöbern konnte, und seinen aktuelleren Blog-Beiträgen ist recht deutlich zu entnehmen, dass er sich mit seiner Vergangenheit als Spieleentwickler nicht mehr intensiver auseinandersetzen mag.
Guthwulf hat geschrieben: ↑1. Mär 2019, 11:52
Ich kann mich aber komischer Weise nicht an große Bugs erinnern. Hatte bspw. nie Probleme mit fehlenden Bewerbungen oder so. Kann es sein, dass viele technische Probleme bei euch durch den Betrieb auf modernen Betriebssystemen verursacht wurden?
DexterKane hat geschrieben: ↑1. Mär 2019, 12:03
Wenn das 97 rauskam, müsste das ja auf 95 hin programmiert sein. Spiele aus der Ära haben häufig Probleme mit moderneren Betriebssystemen.
Ich kann mich da jetzt auch nicht an sonderlich viele Bugs erinnern, stimme aber mit der Fachpresse größtenteils überein, als Wi-Sim war das kacke.
Gut möglich, dass GOG einfach die Portierung versemmelt hat, aber eigentlich hätte das Spiel in dieser Version problemlos unter Windows 7 laufen sollen - das tat es aber letztlich auf keinem der drei Geräte, die wir für den Test verwendet haben. Aber selbst wenn man die zahlreichen Bugs und Abstürze wohlwollend solchen Inkompatibilitäten zuschreibt, lässt sich "WET" trotzdem nur als hochgradig undurchdachte, fehlerdurchsetzte und wenig motivierende Wirtschaftssimulation bezeichnen.
Guthwulf hat geschrieben: ↑1. Mär 2019, 11:52
Zur "Message" bzw. den Charakter von Lula... ich hab das dunkel so in Erinnerung, das sie den Spielercharakter mehr oder weniger nur benutzt / ausnutzt, um zum weltweiten und superreichen Erotikstar zu werden. Deshalb muss man ihr auch ständig Geschenke kaufen / Gewinn machen, um sie bei Laune zu halten...
Ersteres definitiv nicht, denn Spiel-Intro und Prämisse (gescheiterte Laiendarstellerin und Krimineller tun sich zusammen, um sich gegenseitig aus dem Dreck zu ziehen) zeigen deutlich, dass die beiden eigentlich als gleichberechtigte PartnerInnen angelegt sind - zumindest im ersten Teil des Spiels. Danach wird Lula in der Tat nur noch als zickige Diva dargestellt, allerdings darf man sie ab diesem Punkt einfach ignorieren* und ihre Laune ist überhaupt nicht relevant für den Erfolg des Pornostudios. Die Möglichkeit, ihr Geschenke zu machen, ist also nur das - eine bloße Option im Spiel, von der man Gebrauch machen kann, so man das möchte. Von einem Ausnutzen des Spielers/Spielcharakters kann daher keine Rede sein.
*Wie im Podcast erwähnt: Mietet man die "Besenkammer" nicht eigens an, um sie zu Lulas Privatgemach umzufunktionieren, bekommt man sie, den vermeintlichen Star des aufstrebenden Pornoimperiums, im ganzen zweiten Segment gar nicht mehr zu Gesicht.
Jawohl, das ist schon fest eingeplant!
Laflamme hat geschrieben: ↑1. Mär 2019, 16:33Der dritte Teil ist einfach nur haarsträubend langweilig. Ich weiß gar nicht ob im Cast darauf eingegangen wurde. Im Prinzip eröffnet man in diversen US-Städten Sexshops, die man dann "einrichten" (sprich: auf einem 3*3 Feld "Regale" die ein Feld groß sind platzieren, "Gänge" freilassen) und dafür Inventar bestellen muss. Problem: De Läden schauen dann halt in jeder Stadt gleich aus, und welche Waren die gewinnbringendsten sind hat man schnell raus. Danach klappert man halt im Uhrzeigersinn die Läden ab, bestellt neu und entnimmt Gewinne. Rinse and repeat bis man eine Million Dollar oder so zusammen hat und das Spiel abrupt endet.
Dennis hat diesen Teil des Spiels selbst erlebt und auch beschrieben; mir war es ja wegen der kaputten Software und meiner ebenso lädierten Nerven nicht mehr vergönnt, so weit zu kommen, aber wenn ich nun Deine Schilderungen lese, bin ich ehrlich gesagt auch ganz froh darüber.
Genauso abrupt waren die Übergänge von der Kleinstadt zum Filmstudio und zum Empire. Du konntest praktisch nichts ansparen, sondern wurdest mit dem Sockelbetrag ins "neue Wasser" geworfen.
Diversen Walkthroughs zufolge ist es zumindest im ersten Segment durchaus möglich, ein Finanzpolster zu schaffen - und zwar indem man erst die gefälschten Papiere kauft, wenn man einen beachtlichen Geldberg angehäuft hat. Dafür muss man sich dann allerdings längerfristig mit dem FBI herumschlagen und sowohl den Motelbesitzer als auch die Motorradgang bestechen, um der Festnahme zu entgehen.
Highlight war der damals noch nicht korrigierte Beschreibungstext "You are a small town crook making a living by robing drunk people in the local bar." Da werden sich die Betrunkenen aber freuen, wenn der Spieler sie in der Bar angezogen hat.
Hahaha, was für ein fantastisches Spiel das wäre. Kann das bitte,
bitte jemand entwickeln?