Skandal um THQ

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FredFlintstone
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Re: Skandal um THQ

Beitrag von FredFlintstone »

Ich kann Eure Kritik, dass darüber nicht ausreichend berichtet wird, nicht verstehen.

Warum wird dieser relativ kleine Vorfall zu so einem riesen Thema?
Bringt die Diskussion darüber wirklich die Gesellschaft in irgendeinen Punkt weiter?
Nicht THQNordic hat 8chan als Nazi und Kindersex-Forum einem grösseren Publikum bekannt gemacht, sondern erst die Berichterstattung über diesen Vorfall in den Medien.
Ich kannte diese Seite jedenfalls vorher nicht.

Es scheint so als ob jeder Äusserung und jedem Tun in den sozialen Medien zunächst erst einmal (zumindests von einem Teil der Community) eine böse Absicht unterstellt wird.
Und meistens sind die Reaktionen (mediumbedingt) nicht differenziert, sie betrachten das Phänomen nur isoliert, d.h. sie beziehen der Kontext nicht mit ein.

Die Medien/Twitcher und Youtuber haben ein neues Thema, sie profitieren davon Dinge negativ darzustellen, da eine solche Vorgehensweise mehr Reichweite erzeugt.

Somit wird jede Aktion zu einem Tanz auf Eiern:
Von der Veröffenlichung eines Titel bis runter zu einem Forenkommentar oder einer Äusserung in einem Interview. Ist das wirklich was wir wollen?

Das erste Opfer dieser Praxis war der Humor, Leute nehmen Dinge zu persönlich (oder sie fühlen sich in potentielle Opfer hinein), so dass man heute von der PR-Experten den Tipp bekommt, Humor generell draussen zu lassen.
Es ist eine immense psychische Belastung für jene, die sich einen solchen Vorwurf konfrontiert sehen. Nicht selten leidet die mentale Gesundheit dieser.
Und seit einige Jahren ist es viel schlimmer geworden - heute verlieren Leute ihren Job und ihre gute Reputation wegen undifferenzierten Interpretationen ihrer Äusserungen und Taten.

Ich finde diese Entwicklung erschreckend. Wir sollten mehr reflektieren, was wir durch solche Reaktionen anrichten, mit mehr Gelassenheit und Humor reagieren und nicht alles auf die Goldwaage legen.

Und auch in diesem Forum:
Wir sollten mehr über die Dinge reden, die uns interessieren, über Spiele, über das Spieleumfeld und wie Spiele von der Gesellschaft wahrgenommen werden.
Und nicht jeden Post bis zum letzten Zeichen und jeden flapsigen Kommentar als böswillige Beleidung interpretieren.

Ich weiss, durch meine Kritik werde ich auch für manche automatisch zum NaziKommunistenTrumpistSnowflake. Aber damit kann ich leben ;)
Jochen

Re: Skandal um THQ

Beitrag von Jochen »

Osker hat geschrieben: 2. Mär 2019, 10:04So richtig verstehe ich den "Skandal" und die Aufregung allerdings nicht.
Habe mir gerade mal das Bild angesehen mit den japanischen Manga Mädels, und naja... es ist eben genau das. Ein typisches japanisches Männer Phantasie Manga Bild
Nein, es sind eben nicht typische "Manga Mädels", sondern es handelt sich (der Verfasser schreibt es sogar noch explizit dazu) um Lolicon, also um die sexuelle Darstellung von ausdrücklich minderjährigen und in der Regel vorpubertären Mädchen.

Nun kann man über solche Darstellungsformen anscheinend unterschiedlicher Ansicht sein (warum auch immer?), aber a) sind die in Deutschland und AFAIK auch in Österreich schlichtweg verboten und b) eben nicht "typisch Manga". Glaube ich, dass THQ das in dem Moment so genau wusste und nicht genau wie du erstmal an den Dead or Alive und Co. dachte - nein, ich glaube, die haben das im Eifer des Gefechts ebenso wenig als problematisch erkannt wie du beim Ansehen des Bildes. Aber genau das macht die ganze Veranstaltung ja so dämlich. Denn jetzt haben sie sich versehentlich in die Nähe von Dingen begeben (und darüber gescherzt), die hierzulande als kinderpornographisch aus dem Verkehr gezogen werden würden.
Jochen

Re: Skandal um THQ

Beitrag von Jochen »

FredFlintstone hat geschrieben: 2. Mär 2019, 10:23Warum wird dieser relativ kleine Vorfall zu so einem riesen Thema?
Bringt die Diskussion darüber wirklich die Gesellschaft in irgendeinen Punkt weiter?
Ob diese konkrete Diskussion die "Gesellschaft weiterbringt" weiß ich nicht - aber sie spiegelt zumindest brandaktuelle gesellschaftliche Fragen, auf die diese Gesellschaft dringend Antworten sucht und benötigt. Was man von 99% der typischen Spiele-Berichterstattung nicht behaupten kann - wenn deine Position also nicht gerade lautet "alle Spielepresse sofort einstellen", dann schießt du dir mit diesem Argument versehentlich ins eigene Knie ;)
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Asphyx
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Re: Magazin Spezial: Skandal um THQ

Beitrag von Asphyx »

Heretic hat geschrieben: 1. Mär 2019, 20:28
Andre Peschke hat geschrieben: 1. Mär 2019, 17:05
Asphyx hat geschrieben: 1. Mär 2019, 16:38 Hab ich was verpasst, oder hat die Gamestar bislang tatsächlich kein Wort zu der Sache verloren?
Kein Schimmer. Aber ist ja ein heikles Ding, die nehmen sich vermutlich einfach Zeit, sich das gründlich anzuschauen.

Andre
So sieht's aus:
https://www.gamestar.de/xenforo/threads ... t-18749786
Aha. Na immerhin. Seltsam fand ich es trotzdem, dass auf GS aus jedem Sch... eine Meldung gestrickt und jeder noch so nebensächliche BS bis zum Erbrechen gemolken wird, und in dieser Sache wurde nichtmal der Sachverhalt selbst berichtet. Nun denn.
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Asphyx
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Re: Skandal um THQ

Beitrag von Asphyx »

Laflamme hat geschrieben: 1. Mär 2019, 21:15 Vorneweg: Ich habe kein Pferd im Rennen und werde mich hüten den Herrn Brock ohne nähere Hinweise in die Richtung der Effen zu schieben. Dennoch ist es wirklich nicht nachzuvollziehen, dass man ausgerechnet bei einem Chan ein AMA veranstaltet. Ich mein es hat sich sogar schon bis hier ins tiefste Tal der Steiermark durchgesprochen, dass man dort am ehesten den charakterlichen Bodensatz des Internets findet. Sprich dort streift man nichtmal freiwillig an.

Danke übrigens für die schnelle Reaktion, ich habe von dem ganzen bisher gar nichts mitbekommen, wohl deshalb weil ich 4 Players nicht lese und der Herr Klinge noch recherchiert. Da ist man doch gerne Capybara.
Auch ich will durchaus niemandem bei THQ Nordic unterstellen, eine Nähe zum rechten Rand, zu Kinderpornographie oder sonstwas zu haben, auch nicht dem Marketingchef. Was man Letzterem aber sehr wohl anlasten kann, ist, dass er seinen Job in diesem Fall einfach exorbitant schlecht gemacht hat. 8chan dieses AMA zuzusagen, ohne sich ausreichend über das Portal zu informieren, das scheinbar auch in der Folge nicht zu tun (und das AMA abzublasen), sondern sich auf die Zusicherung irgendeines Moderators zu verlassen, er werde den "nasty shit" schon fernhalten - dass dort überhaupt zu editierender "nasty shit" existiert, hätte eine red flag sein müssen! - und die Diskussion dann nicht wenigstens beim ersten Anzeichen von Entgleisungen sofort abzubrechen, sind alles Belege dafür, dass der Mann entweder unfähig ist, seine Pflichten vernachlässigt hat, oder tatsächlich absichtlich 8chen ausgewählt hat. Unabhängig von seinen persönlichen Einstellungen und bei vollem Verständnis für sein Einbekenntnis gemachter Fehler wäre jede dieser drei Optionen Grund genug, ihn vor die Tür zu setzen.

Und nebenbei bemerkt: warum überhaupt 8chen? Ich gehe mal nicht davon aus, dass sich dort die mehrheit der Gamercommunity herumtreibt, für die ein AMA von THQ Nordic interessant wäre. Wenn man die Reaktionen hier im Forum betrachtet, wo ja in der Mehrheit wahrlich keine "Spiele-Noobs" unterwegs sind, kannten viele die Seite gar nicht, und die, die sie kennen, lehnen sie mehrheitlich ab. Warum also hat man sich ausgerechnet für 8chen entschieden, wo man anderswo doch viel mehr Interessierte erreicht hätte? Wie gesagt, ich will niemandem etwas unterstellen, aber das Einzige, das man am Ende damit erreicht hat, ist schlechte Presse für THQN, zusätzlicher Traffic für 8chan, und dass mir die Stirn wehtut vor lauter Facepalms...
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Asphyx
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Re: Magazin Spezial: Skandal um THQ

Beitrag von Asphyx »

Rince81 hat geschrieben: 2. Mär 2019, 10:22
Heretic hat geschrieben: 1. Mär 2019, 20:28
Andre Peschke hat geschrieben: 1. Mär 2019, 17:05

Kein Schimmer. Aber ist ja ein heikles Ding, die nehmen sich vermutlich einfach Zeit, sich das gründlich anzuschauen.

Andre
So sieht's aus:
https://www.gamestar.de/xenforo/threads ... t-18749786

Darf ich erwähnen, dass ich das für nen Witz halte? Man wartet noch auf Feedback von THQ weil man fair sein will? Jochen und Andre haben das schon beide unabhängig unter der Hand bekommen, das Thema ist mittlerweile in großen US Mainstreammedien gelandet und die größte deutsche Fachwebseite recherchiert zu einem der größten PR-Disaster der Branche, der wie auf dem Silbertablett ausgerechnet den größten deutschsprachigen Publisher betrifft, noch... Klar Logo. Jetzt hat man sich bequemerweise gleich ins Wochenende gerettet ohne das auf der Seite nur mit einem Wort zu erwähnen...

Das Seiten wie Gamestar und Gamersglobal dazu redaktionell Schweigen ist imho ein Offenbarungseid für die Branche und deutet sehr darauf hin, wie wenig man es sich mit THQ verderben kann und will und illustriert die Abhängigkeit der Branche von den Publishern...
WORD.
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philoponus
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Re: Skandal um THQ

Beitrag von philoponus »

Dass 8Chan jetzt dadurch so viel Gratis-PR bekommen hat, finde ich besonders ärgerlich. Bin sicher nicht der Einzige weltweit, der von der Seite vorher noch nie gehört hatte.
julzwie
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Re: Skandal um THQ

Beitrag von julzwie »

Disclaimer: Ich habe ausschließlich den Podcast gehört und mir den 8chan-Thread nicht durchgelesen.

Ich würde gerne folgende Hypothesen aufstellen, begründen und erklären, warum sie meiner Meinung nach für die THQ-Diskussion (nicht nur in diesem Forum sondern allgemein) relevant sind.

Hypothese 1: Es ist sinnvoll die moralische und rechtliche Verantwortung für öffentlich gemachte Texte und Darstellungen bei jenen Personen zu verorten, die diese Inhalte öffentlich gemacht beziehungsweise erstellt haben.

Argumentation: Der Hypothese liegt die Frage zugrunde, wie man Verantwortung gesellschaftlich verteilen möchte: Man könnte sich beispielsweise eine Gesellschaft vorstellen, in der die Verantwortung für menschliche Handlungen per Los bestimmt wird. Geschehe in einer derartigen Gesellschaft ein Mord, würde ein zufällig bestimmter Mensch die Konsequenzen dafür tragen. Es ist offensichtlich, dass eine derartige Gesellschaft nicht besonders stabil und erfolgreich wäre, da die Wahrscheinlichkeit für negative Handlungen bestraft respektive für positive Handlungen belohnt zu werden für den Einzelnen sehr gering wäre (nämlich 1/n bei einer Gesellschaft mit n Mitgliedern). Anhand dieses Beispiels wird deutlich, wieso das Konzept für Verantwortung wichtig ist: Verantwortung schafft ein Anreizsystem für Menschen, das bewirkt, dass sie sich im besten Falle möglichst positiv und möglichst wenig negativ verhalten.
Da es kausale Zusammenhänge zwischen den Handlungen einzelner Menschen und deren Auswirkungen gibt, macht es Sinn, den Verursacher einer Handlung für deren Konsequenzen verantwortlich zu machen. Das schafft ein Anreizsystem für jeden einzelnen seine Handlungen an die in einer Gesellschaft gültigen Grundregeln anzupassen.

Warum ist das relevant für die THQ-Diskussion: Es widerstrebt mir aufgrund obiger Argumentation zutiefst, THQ oder die betroffenen Mitarbeiter für jene rechtsradikalen oder kinderpornographischen Postings verantwortlich zu machen, die diese nicht getätigt haben. Ich mache die betroffenen Mitarbeiter ausschließlich für jene Postings verantwortlich, die sie auf 8chan selbst getätigt haben (z.B. die Antwort auf das Lolita-Girls Bild, die Jochen im Podcast zitiert).
Oder um einen Vergleich zu bemühen: Man kann einen Experten für Nordkoreapolitik (z.B. Reporter oder Wissenschaftler) zwar dafür kritisieren, dass er durch Nordkoreareisen das Regime finanziell unterstützt, man kann ihn aber nicht persönlich für die Folter, Hinrichtungen und Gefangenenlager, die es dort gibt, verantwortlich machen.

Dementsprechend sollte man sehr genau darauf achten, wem man welche Handlungen zuschreibt.

Hypothese 2: Das Merkmal "österreichischer Staatsbürgerschaft" ist ein schlechter Indikator dafür, ob jemand politisch rechtsnational/rechtsradikal ist.

Argumentation: Per Pfadwahrscheinlichkeit: Natonalratswahl in Österreich 2017 (Quelle: https://bmi.gv.at/412/Nationalratswahle ... start.aspx):
Wahlbeteiligung=P[A]=80%=0.8
Anteil der gültigen Stimmen=P[C]=99.01%=0.9901 (Anm.: abgegebene Stimmen 5120881 ; gültige Stimmen 5069929)
Prozentsatz an Stimmen für die FPÖ=P[D]=25.97%=0.2597

Pfadwahrscheinlichkeit=P[E]=P[A]*P[C]*P[D]=0.2057=20.1%
Gegenwahrscheinlichkeit=P[F]=1-P[D]=0.7943=79.4%

Das bedeutet: Die Wahrscheinlichkeit, dass jemand österreichischer Staatsbürger ist UND bei der letzten Nationalratswahl eine gültige Stimme abgegeben hat UND die FPÖ gewählt hat beträgt ca. 20.1%(=P[E]). Beziehungsweise: Wähle ich zufällig einen österreichischen Staatsbürger aus, dann erwische ich in 4 von 5 Fällen (P[F]=79.4%) jemanden, der nicht die FPÖ gewählt hat. Diese Methode ist also nicht viel treffsicherer, als ein Würfelwurf.

Warum ist das relevant für die THQ-Diskussion: Die Annahme, dass der betroffene Mitarbeiter im politisch rechten Lager zu verorten sei, weil (!) er österreichischer Staatsbürger ist, ist unhaltbar (Anm.: Jochen hat eine derartige Aussage im Podcast zitiert).
Jochen

Re: Skandal um THQ

Beitrag von Jochen »

julzwie hat geschrieben: 2. Mär 2019, 11:45Die Annahme, dass der betroffene Mitarbeiter im politisch rechten Lager zu verorten sei, weil (!) er österreichischer Staatsbürger ist, ist unhaltbar (Anm.: Jochen hat eine derartige Aussage im Podcast zitiert).
Da hast du mich falsch verstanden bzw. ich hab' mich nicht klar genug ausgedrückt. Gemeint war nicht, er sei rechts, weil er Österreicher sei, sondern wenn man ihn rechts veortet, dann folgt aufgrund seiner Staatsangehörigkeit das FPÖ-Lager. Wäre er Deutscher, hätte es garantiert AfD gehießen - nicht aufgrund seines Deutschseins, sondern weil das eben die erste Assoziation ist, wenn man hierzulande jemanden rechts verortet. Gab ja auch ein Beispiel hier im Thread.
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johnnyD
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Re: Skandal um THQ

Beitrag von johnnyD »

Grad den Podcast gehört, was für eine Fettwanne, in die man da (wider besseren Wissens?) gesprungen ist, ein Näpfchen wäre die Untertreibung des Jahrhunderts :shock:
"Wenn man den Sumpf trocken legen will, darf man nicht die Frösche fragen!"
FredFlintstone
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Re: Skandal um THQ

Beitrag von FredFlintstone »

Jochen hat geschrieben: 2. Mär 2019, 10:36
FredFlintstone hat geschrieben: 2. Mär 2019, 10:23Warum wird dieser relativ kleine Vorfall zu so einem riesen Thema?
Bringt die Diskussion darüber wirklich die Gesellschaft in irgendeinen Punkt weiter?
Ob diese konkrete Diskussion die "Gesellschaft weiterbringt" weiß ich nicht - aber sie spiegelt zumindest brandaktuelle gesellschaftliche Fragen, auf die diese Gesellschaft dringend Antworten sucht und benötigt. Was man von 99% der typischen Spiele-Berichterstattung nicht behaupten kann - wenn deine Position also nicht gerade lautet "alle Spielepresse sofort einstellen", dann schießt du dir mit diesem Argument versehentlich ins eigene Knie ;)
Ich verstehe Deine Argumentation.
Ich beziehe mich ja hier grösstenteils auf die Einträge, die bedauern, dass in einigen spielejournalistischen Medien nicht berichtet wird.
Journalismus ist ja auch nicht nur durch seine aufklärerischen Komponenten geprägt. Unterhaltung ist auch ein wichtiger Teil. Aber ich finde es falsch, dass man Unterhaltung auf Kosten von anderen macht, wie es sich für mich in diesem Fall anfühlt.
Wenn wir jetzt zu der gesellschaftlichen Verantwortung der Journalisten kommen:
Eine wichtige Aufgabe der journalistischen Berichterstattung ist es Diskussionen anzustossen, so dass letztendlich Entscheidungsprozesse in der Gesellschaft beeinflusst werden. Beispiele sind die Monetarisierungspraktiken in der Industrie, die Definition des Kunstbegriffs, Artikel 13 oder die Personalpolitik einiger AAA-Entwickler.
Aber ich sehe keine gesellschaftliche Relevanz in dem Umstand, dass eine grössere Firma eine Fragerunde in einem zwielichtigen Forum abgehalten hat und sich danach etwas plum entschuldigt.
Was sind denn die Fragen zu den Antworten, die die Gesellschaft zurzeit sucht und benötigt? Wie man sich in den sozialen Medien zu verhalten hat? Für dieses Thema gibt es wesentlich bessere Aufhänger.
Was wären die Auswirkungen wenn nicht darüber berichtet würde? Diese dubiose Webseite wäre sehr viel weniger bekannt (was ich für meinen Teil als positiv betrachten würde).
Und ich glaube kaum, das THQ Nordic für das Milieu steht, welches in diesem Forum lebt. Wenn dies so wäre, wäre es berichtenswert.
Aber hier ist die Berichterstattung mehr von Schadenfreude geprägt als von allem anderen. Hier liegt der Fokus auf der Unterhaltung und nicht auf der Aufklärung. Es ist ein Schlachtfest für die Community - panem et circenses.

Anmerkung:
Ich habe Euren Podcast dazu leider nicht gehört (Ich bin (noch) kein Backer). Es kann sein, dass ihr mit diesem Thema diffenzierter umgeht.
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mfj
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Re: Skandal um THQ

Beitrag von mfj »

Nicht dass ich hierbei ein Experte wäre, ich meide die "sozialen" Medien, sowie Kommentare im Web 2.0 wie die die Pest. Auch Spielepresse meide ich mittlerweile wie einen Magen-Darm Infekt, bis fast ausschliesslich diesen Podcast und ein paar wenige, ausgewählte mehr.

Doch das Forum hier scheint mir dann doch enorm ziviler zu sein, als andere, die ich hin und wieder mit flüchtigem Blick gestreift habe, bis mir, recht schnell, übel wurde...
Vielleicht ist also "weltbestes Spieleforum" gar nicht zuuu hoch gegriffen.

Klar ist es wichtig über solche Dinge nachzudenken, ebenso mit Leuten darüber zu diskutieren.
Aber wenn, dann nicht nur um seine Meinung kund zu tun, sondern besser um sein Bild etwas zu reflektieren und abzugleichen.
Diese Maxime will ich gerne hier pflegen, wenn ich kann...

Da heutzutage in den meisten (Spiele-) Medien gute und tiefe Recherche eher rar ist, macht mir das erstmal nichts aus, wenn die Berichtserstattung auf sich warten lässt. Das ist auch kein Grund für mich Verschwörung zu wittern. Diese ist immer hinter jeder Ecke, mit dem dazugehörigen Mindset.

Ich lege diese ganze Aktion lieber zunächst unter "typischer Supergau" ab und warte mal ab, was da so noch alles kommt. Das wird es sicher nicht gewesen sei , und Gras wächst da so schnell wohl auch nicht drüber, wie J. schon vermutet hatte..

Und wer die Köpfe von den Beteiligten fordert, erinnere sich bitte mal an die Aktion um Jessica Price... Köpfe rollen meist sehr schnell und nicht immer die nötigen...

Meist bleibt dann eigentlich nur noch die Frage: Was kann man daraus lernen?

...
Jochen

Re: Skandal um THQ

Beitrag von Jochen »

FredFlintstone hat geschrieben: 2. Mär 2019, 12:14Anmerkung:
Ich habe Euren Podcast dazu leider nicht gehört (Ich bin (noch) kein Backer). Es kann sein, dass ihr mit diesem Thema diffenzierter umgeht.
Hör' doch mal rein. Bei Patreon kannst du die Backer-Inhalte ganz unverbindlich testen, weil erst Ende März abgebucht wird. Wenn es dir bis dahin nicht gefällt, dann kannst du einfach wieder kündigen und zahlst keinen Cent. Das macht dann auch die Diskussion einfacher :)
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HobGoblin42
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Re: Skandal um THQ

Beitrag von HobGoblin42 »

Da THQNordic diesen Skandal ohne Konsequenzen aussitzen werden muss (die betroffenen Mitarbeiter sind schlichtweg zu wichtig für die Company) ist das Schweigen von PCGames, Gameswirtschaft, Gamesmarkt, Gamestar und auch Gamersglobal nicht weiter verwunderlich.
Die deutschsprachige Spielebranche ist klein und man kennt sich persönlich untereinander und nimmt dann halt auch mal Rücksicht auf persönliche "Schicksale". Es ist weiterhin "nur" die deutsche Spielepresse mit vielen direkten Kontakten untereinander und eben nicht Kotaku, Polygon oder Washington Post.

Mit Recherche hat das gerade mal nix zu tun, denn die Fakten liegen so eindeutig vor wie es nur sein kann.

4players und natürlich Gamespodcast.de sind hier wirklich die einzigen, die das Thema hierzulande unabhängig und journalistisch sauber aufgegriffen haben (der Eurogamer Artikel war ja eine 1:1 Übersetzung). Bei den anderen deutschen Gamesmedien muss man leider davon ausgehen, dass die journalistische Unabhängigkeit und Sorgfaltspflicht nur eingeschränkt gegeben ist.
Zuletzt geändert von HobGoblin42 am 2. Mär 2019, 12:41, insgesamt 1-mal geändert.
julzwie
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Re: Skandal um THQ

Beitrag von julzwie »

Jochen hat geschrieben: 2. Mär 2019, 11:54
julzwie hat geschrieben: 2. Mär 2019, 11:45Die Annahme, dass der betroffene Mitarbeiter im politisch rechten Lager zu verorten sei, weil (!) er österreichischer Staatsbürger ist, ist unhaltbar (Anm.: Jochen hat eine derartige Aussage im Podcast zitiert).
Da hast du mich falsch verstanden bzw. ich hab' mich nicht klar genug ausgedrückt. Gemeint war nicht, er sei rechts, weil er Österreicher sei, sondern wenn man ihn rechts veortet, dann folgt aufgrund seiner Staatsangehörigkeit das FPÖ-Lager. Wäre er Deutscher, hätte es garantiert AfD gehießen - nicht aufgrund seines Deutschseins, sondern weil das eben die erste Assoziation ist, wenn man hierzulande jemanden rechts verortet. Gab ja auch ein Beispiel hier im Thread.
Danke für die Klarstellung.

Ich hatte die entsprechende Passage im Podcast so verstanden, dass du hier eine Aussage wiedergibst (sie also nicht wörtlich, aber inhaltlich zitierst), die irgendwo dort draußen in den Weiten von Twitter im Rahmen der THQ-Diskussion kursiert (der "Klischee-Nazi-FPÖ-Österreicher").

post scriptum: Ich finde es extrem gut, dass ihr generell sagt, was ihr denkt, ohne permanent alles zu relativieren. Das führt zu interessanten Diskussionen wie dieser und macht die Podcasts sehr hörenswert.
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Peter
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Re: Skandal um THQ

Beitrag von Peter »

philoponus hat geschrieben: 2. Mär 2019, 11:20 Dass 8Chan jetzt dadurch so viel Gratis-PR bekommen hat, finde ich besonders ärgerlich. Bin sicher nicht der Einzige weltweit, der von der Seite vorher noch nie gehört hatte.
Das halte ich ehrlich gesagt für kein Problem. Diejenigen, die 8Chan anspricht, kannten die Seite eh schon und alle anderen wenden sich direkt beim Anblick der Startseite angewidert ab.
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HobGoblin42
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Re: Skandal um THQ

Beitrag von HobGoblin42 »

FredFlintstone hat geschrieben: 2. Mär 2019, 12:14 Aber hier ist die Berichterstattung mehr von Schadenfreude geprägt als von allem anderen. Hier liegt der Fokus auf der Unterhaltung und nicht auf der Aufklärung. Es ist ein Schlachtfest für die Community - panem et circenses.

Anmerkung:
Ich habe Euren Podcast dazu leider nicht gehört (Ich bin (noch) kein Backer). Es kann sein, dass ihr mit diesem Thema diffenzierter umgeht.
Ratsam wäre es aber auch, sich Beiträge vorher anhören bzw. zu lesen bevor man Unterhaltung und Schadenfreude als Intention unterstellt. Der Podcast hier und auch die meisten Reaktionen von bekannten Größen der Spieleindustrie zu dem Thema (hauptsächlich auf Twitter) hatten weder mit Schadenfreude noch mit dem Unterhaltungswert der Geschichte zu tun. Die Microsoft Game Studios Managerin hat z.B. auf Twitter THQNordic freundlich daran erinnert den Link zu eben diesem 8chan Forum zu entfernen, weil dieser neben dem Imageschaden auch strafrechtlich relevant sein könnte.
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Desotho
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Re: Skandal um THQ

Beitrag von Desotho »

HobGoblin42 hat geschrieben: 2. Mär 2019, 12:37 4players und natürlich Gamespodcast.de sind hier wirklich die einzigen, die das Thema hierzulande unabhängig und journalistisch sauber aufgegriffen haben (der Eurogamer Artikel war ja eine 1:1 Übersetzung). Bei den anderen deutschen Gamesmedien muss man leider davon ausgehen, dass die journalistische Unabhängigkeit und Sorgfaltspflicht nur eingeschränkt gegeben ist.
Würde da erstmal abwarten was nächste Woche noch kommt, bevor ich urteile.
El Psy Kongroo
Stuttgarter
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Re: Skandal um THQ

Beitrag von Stuttgarter »

julzwie hat geschrieben: 2. Mär 2019, 11:45
Warum ist das relevant für die THQ-Diskussion: Es widerstrebt mir aufgrund obiger Argumentation zutiefst, THQ oder die betroffenen Mitarbeiter für jene rechtsradikalen oder kinderpornographischen Postings verantwortlich zu machen, die diese nicht getätigt haben. Ich mache die betroffenen Mitarbeiter ausschließlich für jene Postings verantwortlich, die sie auf 8chan selbst getätigt haben (z.B. die Antwort auf das Lolita-Girls Bild, die Jochen im Podcast zitiert).
Oder um einen Vergleich zu bemühen: Man kann einen Experten für Nordkoreapolitik (z.B. Reporter oder Wissenschaftler) zwar dafür kritisieren, dass er durch Nordkoreareisen das Regime finanziell unterstützt, man kann ihn aber nicht persönlich für die Folter, Hinrichtungen und Gefangenenlager, die es dort gibt, verantwortlich machen.

Dementsprechend sollte man sehr genau darauf achten, wem man welche Handlungen zuschreibt.
Ich mag mich ja irren, aber ich hab noch niemand gesehen (zumindest hier), der die THQ-Mitarbeiter für irgendwelchen Dreck verantwortlich machen wollte, der auf der Chanseite stattfindet. Es geht drum, dass sie ihr AMA ausgerechnet dort, in diesem Umfeld gemacht haben. Und damit erstmal signalisieren (und das tun sie, ob gewollt oder nicht), dass sie an dieser Umgebung nichts anstößiges finden.

Das is so wie mit den ganzen besorgten Bürgern, die auf Demos neben Hitlergruß-zeigenden eindeutigen Neonazis herlaufen. Wenn Du Dich freiwillig in dem Umfeld bewegst, wird man Dich halt damit auch in Verbindung bringen. Und annehmen, dass Du das schon okay findest.

Darum gehts bei der THQ-Geschichte unter anderem. Um dieses fatale Signal.
Acsident
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Re: Skandal um THQ

Beitrag von Acsident »

Disclaimer: Ich hab den 8chan-Thread nicht selber gelesen. Die folgende Interpretation basiert vor allem auf den Informationen aus dem Podcast.

Ich möchte an der Stelle einen weiteren Interpretationsansatz bieten:
Nämlich den des Versuchs, sich als der „offene“ Publisher darzustellen.



Meiner Interpretation nach hat man bewusst dieses Forum gewählt. Denn in dem Forum darf man (fast) alles - auch fragwürdige Dinge - posten. Und die Botschaft diese PR-Stunts war gedacht als ein: „Wir als Publisher sind so offen. Wir verstecken und nicht hinter irgendwelcher Moderation. Wir als THQ-Nordic beantworten auch die unangenehmen Fragen. Wir als THQ-Nordic machen ein tabuloses Ask me anything.“

Implizieren wollte man natürlich: „Die anderen Publisher moderieren in ihren Foren einfach alle Fragen weg die sie nicht beantworten wollen, deswegen wählen wir ein Forum in dem wir das gar nicht können und das dafür bekannt ist, dass wirklich (nahezu) alles gefragt werden darf.“

Diese Botschaft hat man natürlich nicht richtig kommuniziert oder es war eh angedacht das Ganze erst im Nachhinein so richtig zu vermarkten und dazu kam es ja dann nie.

Meiner Meinung nach, macht die gesamte Aktion in diesem Licht auch erst Sinn:
Man wählt 8chan nicht trotz, sondern *weil* fragwürdige Posts eben nicht weg-modiert wird.
Man antwortet auf sehr fragwürdige Posts/Bilder eben weil man das Image des „transparenten“ Publishers erreichen möchte: Man versteckt sich nicht hinter der Moderation und ignoriert auch nicht die unangenehmsten Beiträge.
Man löscht den Link zum post nicht weil die Platform und das AMA eben kein Fehler war, sondern weil die Interpretation der Community eben ein anderer war als das was man eigentlich transportieren wollte.


Damit möchte ich niemanden in Schutz nehmen oder gar sagen, dass die Aktion es eine gute Idee war. Ich finde einfach nur, dass mit dieser Intention im Hinterkopf viele offene Fragen Sinn ergeben.
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