Was ist Story (für dich)?

[sleepnt]

Ich finde es verwirrend in der Debatte rund um Spiele und Storytelling, was letzteres denn genau sein soll. Ich liste mal einige Dinge auf, die neben dem eigentlichem Storyverlauf mal und mal nicht zum Konzept einer Geschichte im Spiel genannt werden. Denn oft habe ich das Gefühl, dass die Wahrnehmung einer Story sich auf eben nicht den eigentlichen Storyverlauf sondern auf Elemente dieser bezieht.

• Worldbuilding: Ist für mich nicht Story sondern lediglich der Hintergrund, vor dem die Story stattfindet

• Charaktere: Die Charaktere auf die man in einem Spiel trifft, mit denen man interagiert, deren individuelle Geschichten ich sehen/hören/erfahren kann. Dabei sind ihre individuellen Geschichten losgelöst von der des Spiels selber zu sehen.

• Gameplay: Auch innerhalb des Storytellings ist für ein Spiel das Gameplay wichtig. Unterstützt es sich nicht gegenseitig oder beißt es sich sogar, dann fallen (Trend-)Begriffe wie ludonarrative Dissonanz.

• Inszenierung: Das Darstellen, Beschreiben und Erfahren einer Geschichte innerhalb eines Spiels. Zwischensequenzen unterschiedlicher Qualitäten, Textpassagen, enviromental Storrytelling, etc.

• Prämissw: Disposition , McGuffin und initialer Storyfokus.

Was davon ist wie in der eigentlichen Story des Spiels wichtig und sollte mit zur Story gezählt werden?

Nehmen wir etwa Mass Effect! Die Prämisse ist die Reise eines Messiahs zur Rettung des Universums. Keiner beschwert sich hier über diese flache Geschichte, denen alle anderen Auserwählten ebenso angehören. Mass Effect (Trilogie) lebt für mich von Charakteren und Inszenierung. Inwiefern das aber gutes Storytelling ist, stelle ich mal dahin.

Schwierig macht es auch, dass alles zu erfassen, da jeder eine Story anders bewertet. Sollte sie kritisieren und zum nachdenken anregen? Dient sie nur als Leim zwischen allen anderen Spielelementen? Wie nutzt sie das Medium (Dialograd, Gameplay, passiv (Text/Zwichensequenz)? Wann ist eine Geschichte überraschend gut oder doch vorhersehbar?

[Heretic]

Ich mache da keine großen Unterschiede zu Film oder Buch: Eine gute Story muss mich mitreißen, unterhalten und/oder emotional bewegen. Ist das nicht oder nur eingeschränkt der Fall, hält mich vielleicht die Inszenierung, der Schreibstil oder das Gameplay bei der Stange. Einem epischen Rollenspiel mit vielen Stunden Spielzeit fällt es natürlich schwerer als einem 90minütigen Film, den Spieler allein durch seine Geschichte bei Laune zu halten. Aber das muss es auch nicht, da man nach Lust und Laune die Welt erkunden, Quests absolvieren oder einfach mal Blümchen pflücken gehen kann. Solch ein Rollenspiel ist für mich mehr eine Kurzgeschichtensammlung mit (meist eher schwacher) Rahmenhandlung. Bei Action-RPGs wie Diablo pfeife ich meist komplett auf die Story und widme mich allein der Grindspirale.

Ansonsten stelle ich an mir selbst fest, dass man mir in Spielen auch seichtere Geschichten auftischen kann. Das liegt wohl am "Mittendrin statt nur dabei"-Gefühl, das selbst geringe Interaktionsmöglichkeiten in mir auslösen. Paradebeispiel: diverse Telltale-Adventures.

[sleepnt]

Sehe ich weitestgehend ähnlich, in meiner subjektiven Wahrnehmung - objektiv will man aber halt einen Anhaltspunkt haben.

Spiele leben zunehmend von ungescripteten Erlebnissen, wenn auch durchaus berechnend forciert. Ich mag dass, wenn bek Ghost Recon Wildlands der eine Schuss daneben geht und man zu Rückzug und Positionswechsel gedrängt wird (Extrem-/Ghost- oder Tier-Mode). Das hat nichts mit bewusstem Storytelling zu tun, aber unterhält durch die interaktive und individuelle Story aus dem Moment doppelt.

Naja, aber das ist kein Rahmen, um Story bewerten zu können. Ich würde gerne wissen, wie ein Redakteur welche Punkte gewichtet oder wie ihr es euch vorstellt.

[Dr.Soltberg]

Story ist Diegese, Spielen ist Handlung.