Man muss hier vermutlich unterscheiden ob die Autoren das komplett in ihrer Freizeit machen und alle noch einen Vollzeitjob haben oder ob sie es zumindest in unbezahlter Teilzeit oder gar unbezahlter Vollzeit machen.- Keiner der Autoren wird gezwungen, diese Arbeit durchzuführen
- Allen ist vorher klar, dass sie unetgeldlich arbeiten
Im ersten Fall kann man dann sicherlich von Idealismus sprechen, was halbwegs okay wäre, wenn nicht das Thema Unternehmensentwicklung wäre. Aber dennoch, in dem Fall wäre es wirklich freiwillig und mündig. Es würde mich aber überraschen, wenn das für alle oder gar den Großteil der Autoren zutreffen würde.
Was zur zweiten Gruppe führt: Redakteure oder solche die es werden wollen. Und glaubst du nicht, die würden nicht lieber bei einer bezahlten Alternative schreiben, wenn sie diese Möglichkeit hätten?
Von dir und auch weiter oben wurde die freie Entscheidung und die Mündigkeit schon angesprochen. Da geht es im Kern ja um die Frage ob man das liberal halten kann oder ob man hier eingreifen sollte. Ich bin der Meinung dass in Lebensbereichen wie Wohnraum oder Arbeit der Markt die Sachen nicht so regelt, dass man einfach am Ende der Kette nur von der Verantwortung des Einzelnen sprechen kann. Unbezahlte Arbeit ist etwas, was es in meinen Augen schlichtweg nicht geben sollte. Aufgrund der Vielzahl an Interessenten und der Knappheit der freien Stellen ist die Medienbranche nun mal eine Problemindustrie. Um dort einerseits das Ausbildungsniveau hoch zu halten und Selbstausbeutung zu verhindern sollte man das in meinen Augen eben regulieren. Sonst wird es immer Leute geben, die sich das jeweilige Modell schön reden.
Das wäre ein valides Modell. Aber dann müsste das quantifizierbar sein. Z.B.: Wenn man innerhalb eines Verlags Trainings anbietet, die qualitativ hochwertig sind und alleinstehend für einen Preis X gebucht werden können, könnte man die als Gegenwert anrechnen. Man arbeitet z.B. 50% der Woche ohne Lohn / Gehalt und erhält in der restlichen Zeit kostenlos diese Trainings. Sinnvollerweise zeitlich begrenzt. Dann könnte man seine Bezahlung direkt ermitteln. Aufgrund der fehlenden Sozialabgaben sollte das aber auch nur eine kurzfristige Lösung sein.- weniger erfahrene Autoren haben hier die Möglichkeit von anderen zu lernen - Hier Chefredakteur André xy ... Namen vergessen ohne dabei unter Druck zu stehen
- Durch die Publikation ihrer Beiträge / Artikel kommt - sofern gut - auch Reputation, die wieder echt positiv für andere (bezahlte) Arbeit zu sehen ist
Ansonsten findet das was du beschreibst üblicherweise in Volontariaten statt. Dort erhält man auch weniger Gehalt als ein ausgebildeter Redakteur, da man aufgrund mangelnder Erfahrung noch nicht so produktiv sein kann, bekommt dafür aber auch mehr Betreuung (dass auch hier die Realität oft eine andere ist, ist ein Thema für einen anderen Tag). Dabei sollte es aber immer eine vernünftige Untergrenze bei der Bezahlung geben.
Interessanter Vergleich. Im Kern ist das fast das Gleiche. Eigentlich sollte die ehrenamtliche Tätigkeit im Altenheim nicht nötig sein, wenn landesweit ein gutes Pflegemodell existieren würde, das niemand durch das qualitative Raster fallen lassen würde. Der Unterschied ist eben wie du schon schreibst, dass die Tragweite eine andere ist. Wenn im Altenheim niemand unentgeltlich helfen würde, würde es den Bewohnern schlechter gehen. Wenn bei einem solchen Magazinmodell wie der Gain keine Autoren unentgeltlich arbeiten würde, hätte das Magazin Schwierigkeiten sein Heft zu erstellen und würde eventuell scheitern. An der Stelle kann man nun wiederum bereits argumentieren, dass diese Art von Marktregulierung sogar etwas positives wäre, da einem Geschäftsmodell, das nicht tragfähig ist, auch gleich seine Grenzen aufgezeigt werden.Ich sehe das in etwa wie ehrenamtlich im Altersheim zu arbeiten - abgesehen von der Tragweite der Arbeit: Altersheim ist zwingend notwendig, ein Magazin quasi garnicht
Aber dennoch: beide Seiten profitieren von dieser geleisteten Arbeit.
Sofern (oder sobald )das Magazin Profit abwirft und mit diesem Profit dann auch die freien Autoren bezahlt werden, ist doch alles gut ?
Aber mal angenommen, wir akzeptieren diese Art von Anschub und Starthilfe. Dann passt dein letzter Satz für mich trotzdem nicht. Denn die Beteiligung am Unternehmen hat ja nur ein kleiner Teil inne, vermutlich die zwei Gäste im Podcast. Wenn also die Gain irgendwann mal wirtschaftlich tragfähig ist, wurde Wert geschaffen, den dann nur ca. zwei Leute besitzen, während wesentlich mehr Leute dafür unentgeltlich gearbeitet haben. Das unentgeltlich ist für mich auch die Abgrenzung zu anderen Industrien und Modellen, wo auch immer eine kleine Anzahl von Menschen im Endeffekt durch ihren Kapitaleinsatz überdurchschnittlich gegenüber den anderen an der Unternehmung beteiligten Menschen profitiert. Denn niemand wird die Redakteure in drei Jahren rückwirkend für alles geleistete bezahlen. Folgendes Modell fände ich z.B. legitim: Die Anteile am Unternehmen werden an eine feste Redaktion vergeben. Gerne auch abhängig von der Erfahrung der Mitarbeiter, der persönlichen Haftung und ggf. dem Kapitaleinsatz. Falls das Magazin irgendwann wirtschaftlich erfolgreich ist, haben auch alle rückwirkend etwas davon.
Mit dem aktuellen Modell ist das eben nicht der Fall.