Numfuddle hat geschrieben: ↑7. Apr 2019, 20:43
Außerdem muss jemand der 40 ist und in Job und Familie Erfolg und Glück gefunden hat keinen Hardcore Nasen im Netz mehr etwas beweisen oder „stolz und euphorisch“ (was für ein verquaster Unfug) Hürden bewältigen
Das Hochgefühl, nach Stunden einen ultra-harten Boss (zB Ludwig in Bloodborne) besiegt zu haben, stammt halt direkt daher, dass er erstmal ultra-hart ist. Das hängt unmittelbar zusammen und lässt sich nicht emulieren. Das du direkt glaubst, kontern zu müssen mit "Ich bin 40 und hab Erfolg im Job und muss niemanden was beweisen" zeigt eigentlich, dass du die Faszination falsch verstehst. Es geht nicht darum, anderen was zu beweisen, oder darum, seine elitäre Nische zu schützen. Das Spiel ist aus sich heraus faszinierend - und der Schwierigkeitsgrad ist wichtig dafür.
Der Schwierigkeitsgrad bei DS und Co ist kein Selbstzweck. Die Spiele nutzen den Schwierigkeitsgrad (und natürlich auch andere Elemente wie Artdesign, Storytelling etc) um ein bestimmtes Erlebnis zu erschaffen, bestimmte Emotionen zu erzeugen. Wenn man diesen fundamentalen Teil, diese tragende Säule im Gamedesign weg lässt, ist es nicht mehr das selbe Erlebnis.
Und noch was muss man bedenken: Wäre Dark Souls nicht so gnadenlos, würde es diese Gnadenlosigkeit nicht nutzen, um dieses spezielle Erlebnis zu schaffen, würde heute niemand(!) über die Serie sprechen -
und du würdest es nicht spielen wollen. Hätte Dark Souls mehrere Schwierigkeitsgrade, hätte ein Großteil der Spieler nicht den harten Modus genommen, hätte niemals das Erlebnis gehabt, dass der Entwickler im Sinne hatte und hätte das Spiel vermutlich als wenig bemerkenswerten Titel beiseite gelegt. Dark Souls wäre nur irgendein obskures, japanisches RPG mit vorsintflutlicher Technik und ohne diese spezielle Identität, die es brauchte, um bekannt zu werden.
Vermutlich wäre es nicht mal im Westen erschienen: Schon Demon's Souls war ursprünglich nur am japanischen Markt und kam erst nach Westen, als die Spieler anfingen, es massenhaft eigenständig zu importieren - wegen dieses einmaligen Erlebnis, weil es einen dazu zwingt, es auf diese eine, alternativlose Art zu spielen.
Das ist so ein bißchen, wie zu sagen, man möchte Bungeespringen, aber ohne die Höhe: Man kann sich ein Seil umbinden und vom Bordstein springen, aber wäre man dann Bungee gesprungen? Hatte man das Erlebnis? Ist es dem Ruf gerecht geworden, wegen dem man erst auf die Idee kam, Bungee zu springen?
Im Podcast wird immer wieder gefordert, dass eine mutige, reduzierte Vision die besseren Spiele erschafft, als das One-Size-Fits-All moderner AAA-Spiele, bei der jeder irgendwie bedient wird. Dark Souls hat so eine reduzierte Vision - und man muß es nicht mögen.