Der Gamestar-Kodex: Überfällige Selbsteinschätzung oder überflüssige PR-Maßnahme?

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Andre Peschke
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Re: Der Gamestar-Kodex: Überfällige Selbsteinschätzung oder überflüssige PR-Maßnahme?

Beitrag von Andre Peschke »

derFuchsi hat geschrieben: 23. Apr 2020, 14:41 Ich möchte solche Artikel bzw Headlines nicht schreiben müssen mit dem Balanceakt eine neugierig machende Überschrift zu finden die aber noch nicht als Klickbait interpretiert wird.
Würde das auseinanderdröseln wollen:

- Was mich stört ist, wenn man so tut, als wäre das ein Hochseilakt. Clickbait oder kein Clickbait ist keine Gratwanderung, es ist eine Klippe. Da ist auf der anderen Seite GANZ VIEL PLATZ. Und wenn man will, kann man sich vom Abgrund so weit fernhalten, dass gar keine Gefahr besteht Clickbait zu fabrizieren. Nun wird man sagen, der Abgrund auf der anderen Seite ist der Clicktod der News und deswegen ist es unabwendbar, sich dem Clickbait maximal anzunähern. Das ist aber IMO ein künstliches Dilemma. Wenn eine Meldung im journalistischen Sinne relevant ist (bedeutet - in Kürze - sie ist entweder besonders wichtig oder ist für besonders viele Menschen von Belang), dann kann ich auch ohne Clickbait eine Headline finden, die geklickt wird. Wenn ich eine News nur durch Aufbauschen oder gar Irreführung interessant machen kann, dann ist diese Meldung offensichtlich schlicht nicht relevant. Und die Lösung kann nicht sein zu sagen: Weil es keine ausreichende Menge an relevanten Meldungen gibt oder wir sie nicht in ausreichender Menge finden, erhöhen wir künstlich die Relevanz durch journalistisch unlautere Mittel.

- Was das Ganze aber verkompliziert: a) Was manche Menschen schon als Clickbait klassifizieren wollen, ist mir oft tatsächlich zu eng gefasst. Es stimmt, dass die absolut rein faktenbasierte Headline zu viel verlangt ist. Nicht weil sie nicht vielleicht sogar ideal wäre, sondern weil man reichweitengetriebenen Magazinen einfach ein bisschen Spielraum zugestehen sollte, ihre Schlagzeilen attraktiv zu verpacken. Man kann das dogmatisch sehen, man läge damit nicht falsch, ich persönlich würde da aber zu einem gewissen Grad ein wenig Kompromissbereitschaft mitbringen. b) Dadurch, dass immer mehr Traffic über den Mittelsmann der Search- und Social-Plattformen kommt, entsteht ggf ein unfairer Wettbewerb. Sprich: Wenn mehr Clickbait tatsächlich effektiver wäre (nur mal als Prämisse angenommen, nicht als Tatsache) und der Wettbewerb nutzt dieses "Tool", dann hilft mir mein edles Ansinnen natürlich wenig, wenn ich bei den Aggregatoren absaufe und damit keine Geschäftsgrundlage habe. Idealistisch würde ich natürlich trotzdem sagen: Die Lösung kann nicht sein, das Spielchen mitzuspielen. Aber man sieht die strukturellen Zwänge die zu manchen Ergebnissen führen. Da dies von der unbelegten Prämisse ausgeht, dass Clickbait wirklich eine Art Wettbewerbsvorteil darstellen könnte, muss man aber hinzufügen: Der Zwang kann auch nur eingebildet sein. Wir hatten das ja in der Themenwoche Online-Journalismus... und die Skepsis der Experten, dass Clickbait langfristig wirklich ein Wettbewerbsvorteil darstellt der den einhergehenden Vertrauensverlust überwiegt, teile ich nach wie vor (aber ich hab natürlich einen ziemlichen Bias^^).

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Andre Peschke
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Re: Der Gamestar-Kodex: Überfällige Selbsteinschätzung oder überflüssige PR-Maßnahme?

Beitrag von Andre Peschke »

Floki hat geschrieben: 23. Apr 2020, 15:59 Für mich ist das Rufen nach Clickbait (wenn es nicht offensichtlich welches ist) eines der Internet Probleme, ok, nennen wir Phänomene, im Sinne eines internettypischen Beissreflexes: Ich positioniere mich damit als jemand, der sich für würdig hält, Clickbait zu erkennen. Einfach mal so rausblasen. Genau wieder Vorwurf der SEO Optimierung. Vielleicht eine Bubblesache.
Finde ich ein wenig problematisch, weil es die Gegenposition erstmal unter Verdacht stellt einfach aus Eitelkeit ein nicht-existentes Problem zu behaupten. Das gibt es. Aber es gibt sicher auch sehr viele Menschen, die eine ganz akzeptable Definition von Clickbait haben.

Es wird vermutlich nicht möglich sein, eine wirklich objektive Grenzziehung vorzunehmen, da stimme ich zu. Teasern muss erlaubt sein (wobei man zB diskutieren kann, ob für Nachrichten nicht andere Maßstäbe gelten etc).

Ich würde aber sagen: Wenn man sich ständig einer gedachten Grenze zum Clickbait maximal annähert und konstatieren muss, dass es immer wieder zu Überschreitungen kommt - trotz ehrlicher und bester Absichten sie nicht zu überschreiten - muss man sich schon auch fragen lassen, ob nicht ein größerer Sicherheitsabstand ratsam wäre.

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Axel
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Re: Der Gamestar-Kodex: Überfällige Selbsteinschätzung oder überflüssige PR-Maßnahme?

Beitrag von Axel »

Floki hat geschrieben: 23. Apr 2020, 15:59 Für mich ist das Rufen nach Clickbait (wenn es nicht offensichtlich welches ist) eines der Internet Probleme, ok, nennen wir Phänomene, im Sinne eines internettypischen Beissreflexes: Ich positioniere mich damit als jemand, der sich für würdig hält, Clickbait zu erkennen. Einfach mal so rausblasen. Genau wieder Vorwurf der SEO Optimierung. Vielleicht eine Bubblesache.
Um mal einen ganz anderen Impuls zu geben: Scheinbar funktioniert das behauptete Clickbait doch, genau wie die Vorbestellerboni oder Lootboxen für EA. Müssen wir uns also fügen, da die "Masse" scheinbar ja kein Problem damit hat? :-)
Du verkennst das IMO etwas: Auch die „Masse“ ist nicht doof, auch wenn sie vielleicht das Vokabular nicht hat um das Problem zu benennen. Nicht umsonst ist der Journalismus in den letzten 10 Jahren in eine große Vertrauenskrise geraten. Befeuert durch den Relotious-Skandal u.ä. nahm das dann auch noch weiter Fahrt auf. Wohin das führt, hat man auch am Anfang der Pandemie gesehen: Als das Coronavirus prominent in die Medien kam, haben das alle erstmal nicht ernst genommen. Warum? Weil die Medien in den letzten Jahren IMMER alles dramatisieren, man irgendwann abstumpft und im nächsten Schritt nichts mehr ernst nimmt. Ist ein normaler psychologischer Mechanismus zum Selbstschutz. Im Bereich Wetter hat das vor Jahren auch schon Jörg Kachelmann kritisiert. Also wenn jeder stärkere, aber ungefährliche, Wind zum Horror-Orkan hochstilisiert wird, glaubt einem niemand mehr wenn es wirklich mal zu einer gefährlichen Wetterbildung kommt und der DWD Warnungen rausgibt. Und das kann dann im Zweifelsfall Leben kosten.

Wir reden hier „nur“ über Spielejournalismus höre ich manche jetzt sagen. Die Gamestar als großes Medium reiht sich jedoch ein und befeuert dieses Misstrauen durch die Aufmerksamkeitsökonomie ebenfalls. Und das ist im Kern mein Problem: Dass diese Ökonomie als alternativlos angesehen wird „weil es ja funktioniert“. Aber um welchen Preis? Vielleicht würde unsere Gesellschaft wieder ruhiger und entspannter werden, würde es diese Aufmerksamkeitsökonomie nicht geben.
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Feamorn
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Re: Der Gamestar-Kodex: Überfällige Selbsteinschätzung oder überflüssige PR-Maßnahme?

Beitrag von Feamorn »

Ich kann die Veranlassung hinter einer möglichst "geschmackmachenden" Überschrift schon nachvollziehen, schließlich wird das Geld erst verdient, wenn der Nutzer auch auf die Seite kommt, und dann dort bleibt.
Natürlich sind mir auch die Überschriften am liebsten, in denen die Kerninformation schon steht, aber das geht eben nur, wenn man auch genug "Artikel" dahinter hat, der ein Lesen dann irgendwie noch sinnvoll macht, und gerade das ist durch die immer kleinteiligeren Artikel, zumindest gefühlt, im heutigen Internet irgendwie abhanden gekommen. Wenn man halt nur die Information hat "XY bringt ein neues Spiel", oder "Politiker A kandidiert für Amt B", ohne weitergehende Informationen, hat man eben ein Problem. Zumindest in der Situation, dass viele Nutzer über News-Aggregatoren überhaupt erst auf die Nachricht aufmerksam werden und dann irgendwie auf die Seite gelangen müssen, damit es sich für den Anbieter auch in irgendeiner Art Gewinn niederschlägt. Ein "vollwertiger" Artikel wird so nur über Seiteneindrücke oder Verweildauer in der heutigen (online) Werbewelt nicht finanziert werden können (soweit sich das mir als Laie darstellt).
Für diese Art der Information kann der Weg am Ende nur eine "direkte" Bezahlung sein, so wie es etwa hier im Podcast passiert. Wie ich weiter oben schon schrieb, habe ich aber Probleme damit, dass eben der "kostenlose" Part der meisten Anbieter dann dennoch den Notwendigkeiten der Aufmerksamkeitsgenerierung folgt, die dazu führt, dass ich, persönlich, tendenziell auf immer weniger Artikel klicke, weil mir viel zu oft notwendige Information (die bei mir am Ende das Interesse möglicherweise generieren) vorenthalten wird. Wenn ich aus der Überschrift nicht zumindest Thema und Art der Kerninformation entnehme scrolle ich weiter. Nur wird damit parallel eben auch mein Vertrauen verspielt, dass die Art der Artikel hinter der Paywall vielleicht wertig genug für mich sein könnten.

Ich hab vor einigen Monaten mal mit dem Gedanken gespielt, mir GS Plus zu holen, aber auch nur, weil ich die kostenlosen Podcasts zu der Zeit recht gut fand. War mir dann, nachdem die auch eine Richtung eingeschlagen haben, die mir nicht so schmeckte, aber doch nicht genug Gegenwert.
Auf der GS-Seite habe ich ehrlich gesagt noch nichts gesehen, was mich auch nur ansatzweise in die Nähe eines Plus-Abos gebracht hätte. Die Anzahl Tests, die ich im Jahr lese, kann ich an einer Hand abzählen und die "News" sind mir in der Regel zu... naja... siehe oben. (Kein GS-spezifisches Problem.) Dazu war mir lange die Seite in ihrem Design viel zu nervig (insbesondere mobil, wobei sich da andere Anbieter noch weniger mit Ruhm bekleckern, wenn ich auf dem Telefon aus Google News kommend auf die PCG(H) komme, werde ich noch immer gefragt, ob ich zur mobilen Ansicht wechseln möchte, dann bin ich der Regel auch schon wieder weg), war aber nun auch schon lange nicht mehr auf der GS Seite...

Ich hab für mich irgendwann beschlossen, dass ich vermutlich schlicht nicht zur Zielgruppe gehöre, was vermutlich auch einfach stimmt. Ich will in der Regel längere Auseinandersetzungen mit einem bestimmten Thema. Das heißt also am Ende bin ich mit den hiesigen Podcasts schon recht glücklich, dazu noch StayForever und das ein oder andere Video von YouTube-Autoren (da schaue ich auch gerne mal Sachen, die ähnlich lang sind, wie die Podcasts hier Oo).
Für kürzere Nachrichten reicht mir Sebastians Zusammenfassung schon fast aus, zuzüglich den Dingen, die ich eben bei Twitter und hier im Forum so aufschnappe.

Ich fürchte, der "Spagatversuch", wie ihn GameStar und Co. zur Zeit betreiben, wird auf Dauer nicht funktionieren. Die große Frage ist, welche Seite der Medaille am Ende oben liegen wird.

Ich würde mir auch ein "ordentliches" Online-Text-Magazin ehrlich wünschen, aber da müsste halt auch erstmal irgendwo Vertrauen erarbeitet werden, dass es hinter der Paywall anders aussieht, als davor, und das geht mit einem Reichweiten-getriebenen Modell wie momentan z.B. bei der GS, meiner Meinung nach, nicht. Wenn man sich vor der Paywall nicht vom Rest abzusetzen vermag, fehlt mir das Vertrauen, dass man es dahinter kann.
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Andre Peschke
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Re: Der Gamestar-Kodex: Überfällige Selbsteinschätzung oder überflüssige PR-Maßnahme?

Beitrag von Andre Peschke »

Floki hat geschrieben: 23. Apr 2020, 16:24 Auch wenn ich mich noch so weit als Autor von dem Vorwurf entfernen möchte, so wenig bringt es mich zu gleichen Teilen auf die "sichere Seite". Denn der Vorwurf des Clickbaits ist so subjektiv (eine Grenzziehung ist nahezu unmöglich), dass ich keine journalistischen Festungen aufbauen kann, die mich schützen. Der Vorwurf steht also "immer" latent im Raum oder ich verfasse Texte wie ein Roboter bzw. Nachrichtexte wie der Deutschlandfunk.
Das finde ich wiederum ein Argumentieren mit Extremen. Ja, die exakte Grenzziehung ist subjektiv. Aber ich denke, es wird einen breiten Konsens geben innerhalb dessen man sich bequem bewegen kann, ohne deswegen zum Faktenroboter zu werden. Nur weil es keine 100% Compliance geben kann ist eine Diskussion über akzeptable Grenzwerte ja nicht plötzlich verzichtbar.
Floki hat geschrieben: 23. Apr 2020, 16:24 Zum Thema Eitelkeit: Du hast Recht. Das betrifft nicht natürlich nicht alle, aber ich denke schon zu einem nicht zu vernachlässigendem Prozentsatz und ich habe den Eindruck, dies Gruppe wird gar nicht erwähnt. Daher wollte ist es zumindest tun. ;-)
Um zu demonstrieren, dass du sie durchschaut hast. Du Fuchs! ;)

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Re: Der Gamestar-Kodex: Überfällige Selbsteinschätzung oder überflüssige PR-Maßnahme?

Beitrag von XfrogX »

Ich glaube das Problem ist ein ganz anderes, es gibt einfach zu wenig relevantes im Gaming Bereich.

Den ganz ehrlich, wieviel wirklich wichtiges gibts den? Die Zeiten wo spiele wirklich miserabel waren, wo man regelmäßig technische Neuerungen hatte selbst nur die Zeiten als die Hardware die man hatte entscheiden waren sind doch lange vorbei.

Wir haben Standards gefunden für die Bedienung, wer einen Shooter gespielt hat kann eigentlich auch alle anderen spielen, technisch läuft fast jedes Spiel auf allen Rechnern und Konsolen die in den letzten 5-7 Jahren für diesen Zweck mal gekauft worden. Usw.

Ja es gibt den Bereich der Enthusiasten, die sich die tieferen Themen genau anschauen und verstehen wollen. Diese bezahlen auch dafür wie hier für the pod ... oder die gezielten Technik besessen, die halt digital foundry bezahlen oder aber auch Deine sich für die Business Seite interessieren.

Aber sowas wie die gamestar die nicht gezielt auf eine Nische sich konzentriert sondern versucht alles abzudenken, wird halt immer das Problem haben, das sie wenig wirklich für die Masse so interessantes hat, aber trotzdem um in ihrer Größe zu bestehen die Leute locken muss. Den sie kann nicht umfassend über alle Bereiche berichten ohne eine gewisse Größe. Diese Größe kann sie aber nur halten wenn sie immer genug Leute zieht und nicht nur wenn mal alle paar Monate oder Jahre wirklich was relevantes passiert.
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Re: Der Gamestar-Kodex: Überfällige Selbsteinschätzung oder überflüssige PR-Maßnahme?

Beitrag von Trugschluss »

Floki hat geschrieben: 23. Apr 2020, 15:15Ich habe das Gefühl (Achtung, sehr subjektiv), die, die da aufschreien und Clickbait rufen, haben selbst sie noch nie Gedanken zu Finanzierungsmodellen und Personalverantwortung machen müssen. Denn wenn man dies mal gemacht hat, weiß man, dass man nicht von Luft und Liebe einen solchen Apparat im Hintergrund bezahlen kann. Long story short: Die Gamestar ist ein Business und kein Hobbyblog.
Nützt nur einem nicht viel, wenn der Kunde, der klicken soll, unzufrieden zurückgelassen wird und sich eben andere Alternativen sucht, wenn die individuelle Hemmschwelle überschritten ist. Die Kritik hier kommt schließlich von langjährigen Kunden, oder nicht?
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Axel
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Re: Der Gamestar-Kodex: Überfällige Selbsteinschätzung oder überflüssige PR-Maßnahme?

Beitrag von Axel »

Vielleicht ist einfach auch die Zeit des großen Mainstream-Spielejournalismus vorbei. Denn im Vergleich zu liebevollen Hobbyblogs oder Hobby-YouTubern kann man da einfach nicht ankommen. Gleichzeitig liefert man aber auch keinen guten und kuratierten Spieleüberblick in der Breite.

Die einzige Zeitschrift, die mir noch gefällt ist die M! Games. Einfach weil sie den ganzen Kram stur nicht mitmacht und es mit nem kleinen Team schafft, tatsächlich noch einen Marktüberblick zu geben. Zwar nicht in jede kleine Nische, aber muss ja auch nicht sein. Sieht man auch an deren herrlich unaufgeregte News-Sektion: https://www.maniac.de/category/news/

Und da kann man sich schon fragen, warum sowas bei einer Gamestar nicht möglich sein soll?
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Heretic
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Re: Der Gamestar-Kodex: Überfällige Selbsteinschätzung oder überflüssige PR-Maßnahme?

Beitrag von Heretic »

Axel hat geschrieben: 23. Apr 2020, 19:35 Die einzige Zeitschrift, die mir noch gefällt ist die M! Games. Einfach weil sie den ganzen Kram stur nicht mitmacht und es mit nem kleinen Team schafft, tatsächlich noch einen Marktüberblick zu geben. Zwar nicht in jede kleine Nische, aber muss ja auch nicht sein. Sieht man auch an deren herrlich unaufgeregte News-Sektion: https://www.maniac.de/category/news/
Nützt mir halt nix, weil eine Plattform, die mit P anfängt und mit C aufhört da keine große Rolle spielt. Von den aktuellen News dort interessiert mich keine einzige. Mir ist selbst auf Gamestar.de schon teilweise zuviel Konsolengedöns.
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Re: Der Gamestar-Kodex: Überfällige Selbsteinschätzung oder überflüssige PR-Maßnahme?

Beitrag von Jon Zen »

XfrogX hat geschrieben: 23. Apr 2020, 17:29 Ich glaube das Problem ist ein ganz anderes, es gibt einfach zu wenig relevantes im Gaming Bereich.

Den ganz ehrlich, wieviel wirklich wichtiges gibts den? Die Zeiten wo spiele wirklich miserabel waren, wo man regelmäßig technische Neuerungen hatte selbst nur die Zeiten als die Hardware die man hatte entscheiden waren sind doch lange vorbei.
Dem würde ich widersprechen.

Aus meiner eigenen Sicht relevante "News" sind (kein Anspruch auf Vollständigkeit):
- Neue Patches und deren Patchnotes (z.B. kommen bei competitiven Multiplayerspielen mehrmals im Monat ein neuer Patch, oder eine neue Funktion/Modus heraus; bei großen Titeln zum Releasebeginn ebenfalls, oder gerade Mount & Blade 2) --> dadurch muss man nicht die Entwicklerseite oder eine andere Spielspezifische Seite aufrufen, wenn man kein Hardcorespieler jenes Titels ist, oder man könnte zum Titel zurückkehren
- (Eearly Access) Releases auch von weniger bekannten Spielen, die z.B. kein Test/Preview "wert" sind
- Hardware Ankündigungen & Releases
- Meldungen, die kein eigenes Preview wert sind, aber einen Titel substantiell beeinflussen
- News über interessante Artikel ausländischer Spielejournalisten
- sichere Enthüllungen mit Relevanz
- Berichterstattung über sehr gute Reddit/Forum Beiträge zu bestimmten Spielen
- viel beachtete Mod Releases
- Politische Aussagen & Gesetze von Relevanz, die Spieler betreffen
- Rabattaktionen von diversen Spielehändler & Plattformen

--> Darunter fallen auch viele Gamestar News, nur klicke ich aus Prinzip keine News an, wo die Überschrift - und nicht der Inhalt - mich zum Draufklicken bewegen soll - besonders wenn ich als Plus Nutzer bereits dafür indirekt zahle. Außerdem sind viele der News nicht journalistisch aufgearbeitet und stattdessen zerstückelt.
Was sich verbessert hat, sind die Patchnotes News, ich wollte gerade darauf eingehen, wie man diese verbessern könnte, aber die meisten dieser News bieten einen Mehrwert im Vergleich zu den reinen Angaben (z.B.:https://www.gamestar.de/artikel/call-of ... 52068.html).
Nochmal nachgeschaut: Es gab auch erst eine News dieses Jahr (Mount & Blade 2), die man unter "Patchnotes" finden kann. :o :?:
Andre Peschke hat geschrieben: 23. Apr 2020, 09:20 Zur GS: Man müsste sich das glaube ich mal näher anschauen, wie dieser Prozess wirklich aussieht, bevor man sie steinigt. Es klingt in der Beschreibung (Video nicht gesehen) ja ein wenig so, als hätten sie eine Art Pitching-Prozess bei dem Newsredakteure ihre geplanten Meldungen in Form von mehreren Headlines vorschlagen und dann beschließt irgendwer, ob das gemacht und damit auch ausrecherchiert wird. Ich würde vermuten, dass dann auch niemand verpflichtet ist, die gepitchte Headline beizubehalten, wenn sich dann bei der Ausarbeitung rausstellt, dass die oberflächliche erste Recherche ein falsches Bild ergeben hat. In 99% der Fälle dürften die Meldungen ja wirklich sehr schnell erfassbar sein, so dass das die absolute Ausnahme bilden dürfte.

Andre
Laut dem Video, ist es ziemlich genauso, wie du es schreibst. Sollte die Headline nicht mehr passen, werde dann gemeinsam eine Neue diskutiert.
Die Headlines werden zuerst diskutiert, um das Reichweiten- und Storytellingpotenzial der News auszuloten.
https://steamcommunity.com/id/Jon-Zen/ | Unsere Biervorräte schwinden dahin, Sire!
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Axel
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Re: Der Gamestar-Kodex: Überfällige Selbsteinschätzung oder überflüssige PR-Maßnahme?

Beitrag von Axel »

Heretic hat geschrieben: 23. Apr 2020, 20:21 Nützt mir halt nix, weil eine Plattform, die mit P anfängt und mit C aufhört da keine große Rolle spielt.
Kriegt es denn die Master Race nicht hin entsprechende Hobbyblogs und YT Channels aufzubauen, die sich generell um PC Gaming drehen? Wenn man sich anschaut, wieviele nischigste Blogs und Channels es rund um Konsolen so gibt...

Und ich habe die M! Games vor allem deswegen erwähnt: Wenn die es schaffen eine gute News-Rubrik zu haben, die ohne „Storytelling“ auskommt, warum dann nicht die GS?
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Heretic
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Re: Der Gamestar-Kodex: Überfällige Selbsteinschätzung oder überflüssige PR-Maßnahme?

Beitrag von Heretic »

Axel hat geschrieben: 23. Apr 2020, 20:37 Kriegt es denn die Master Race nicht hin entsprechende Hobbyblogs und YT Channels aufzubauen, die sich generell um PC Gaming drehen?
Das wird die Master Race ( :roll: ) schon hinbekommen, das tut aber nichts zur Sache. Ich nutze zwei, drei Seiten, um mich zu informieren. Ich habe keine Lust, mich durch unzählige Hobbyblogs und Youtube-Channels zu wühlen.
Axel hat geschrieben: 23. Apr 2020, 20:37 Und ich habe die M! Games vor allem deswegen erwähnt: Wenn die es schaffen eine gute News-Rubrik zu haben, die ohne „Storytelling“ auskommt, warum dann nicht die GS?
Das musst du schon Leute fragen, die involviert sind (z. B. Ellie), nicht mich. Ich empfinde dieses Storytelling-Ding nicht als allzu tragisch. Mich locken solche Überschriften allerdings auch nicht besonders. Ich klicke meist nur auf News zu Spielen, die mich interessieren. Sowas wie aktuell "Fallout 76: Ein mutierter Hirsch will nur euer Bestes, also erschießt ihn nicht!" lässt mich völlig kalt. :mrgreen:
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Re: Der Gamestar-Kodex: Überfällige Selbsteinschätzung oder überflüssige PR-Maßnahme?

Beitrag von meieiro »

Aber Hobbyblogs und YT Channels sind doch keine Alternative zu einem journalistischen Angebot. Woher weiß ich das ich der Integrität des Bloggers YouTubers vertrauen kann. Sowas wird der Gamestar zwar auch immer wieder vorgeworfen, aber ich seh da doch noch gewisse Standards, die eingehalten werden.
Und ein nischiger Blog ist ja nicht mit einer Gamestar zu vergleichen. Eine Gamestar ist ja das Gegenteil von Nische
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Re: Der Gamestar-Kodex: Überfällige Selbsteinschätzung oder überflüssige PR-Maßnahme?

Beitrag von Don Mchawi »

Zunächst mal finde ich es sehr positiv, dass die Gamestar in Form von Elena hier mitliest, sich punktuell die Zeit nimmt auch provokante Posts zu beantworten und ich glaube Elena, Heiko etc auch, dass sie selbst nicht immer zufrieden sind und experimentieren wollen.

Mich erinnert die Diskussion stark an jene vor mehreren Jahren (15?14?), da ging es um die Cover der Gamestar, die zu reißerisch seien. Damals spielten Kioskverkäufe noch eine größere Rolle und das Cover der Zeitschrift ist ja analog die Überschrift der News. Die Diskussion war tatsächlich ziemlich exakt diesselbe, das Thema begleitet die Gamestar schon lange und das liegt natürlich an dem ewigen Konflikt zwischen Integrität/eigenem Anspruch und Wirtschaftlichkeit. Dieser Konflikt lässt sich glaube ich nicht vermeiden in unserem Wirtschaftssystem. Das meine ich jetzt nicht als plumpe Kapitalismuskritik, aber von der Entwicklung von Videospielen, bei denen dieser Konflikt ja oft auch schon bei The Pod thematisiert wurde, bis zu auf Spenden angewiesene NGOs und Vereine, die in Abwägung Studenten bezahlen, um auf den Straßen Spenden zu sammeln. Ist immer die gleiche Abwägung, Andres Klippenbild würde ich vielleicht erweitern wollen, die Weite jenseits der Klippe, die dem Abgrund fern ist, wird immer trockener, die Klippe dagegen fruchtbar. Vielleicht wäre der Nil eine bessere Metapher, je näher ich am Nil bin, desto fruchtbarer der Boden. Desto mehr bin ich aber auch Überschwemmungen ausgeliefert. Naja egal bevor ich mich in kruden Bildern verliere :ugly:

Das Problem an einer News ist natürlich, dass ihr Marktwert eine Information ist. Und in der Regel ist das eine kurze Information, steht die schon im Titel brauche ich natürlich die News nicht mehr lesen. Im Gegensatz zB zu einer Reportage.
Ein Aspekt, den ich noch einbringen möchte, ist die Zielgruppe. Vielleicht sind wir alten Heftleser der 90er auch gar nicht die, die von solchen News angesprochen werden sollen.

Ich umgehe jedenfalls das Clickbait oder clickbaitähnliche der Überschriften, in dem ich primär die News im Heft lese. Da stehen dann auch wirklich nur die relevanten Dinge drin.
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derFuchsi
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Re: Der Gamestar-Kodex: Überfällige Selbsteinschätzung oder überflüssige PR-Maßnahme?

Beitrag von derFuchsi »

Heretic hat geschrieben: 23. Apr 2020, 20:21 Nützt mir halt nix, weil eine Plattform, die mit P anfängt und mit C aufhört da keine große Rolle spielt. Von den aktuellen News dort interessiert mich keine einzige. Mir ist selbst auf Gamestar.de schon teilweise zuviel Konsolengedöns.
Dem kann ich nur beipflichten. Aber mir ist bewusst dass ich hier zur Gruppe der aussterbenden Monoplattform-Dinosaurier gehöre. Aus dem Grunde kann ich nämlich mit den meisten Multiplattform-Konkurrenzangeboten nicht viel anfangen die es ja auch nicht ohne Grund gibt. Ich bin aber dankbar für die Gamestar dass sie diese Fahne für die PC-Fraktion noch hochhalten, wenn auch wegen der Wirtschaftlichkeit leicht verwässert.
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Re: Der Gamestar-Kodex: Überfällige Selbsteinschätzung oder überflüssige PR-Maßnahme?

Beitrag von Decius »

Plankster hat geschrieben: 23. Apr 2020, 10:56 Tiefpunkt war bisher der Podcast mit den beiden Entwicklern von CD Project Red. Maurice (so sympathisch und kompetent er auch sein mag) war da ähnlich kritisch wie ein verliebtes 11-jähriges Mädchen, welches ihren Favourite Celebrity "interviewt"...
Sehe ich ehrlich gesagt gar nicht so. Der Podcast ist eher ein Plauderformat, nicht ein journalistisches. Da passt das nicht schlecht rein, und ich hab viel Spass gerade mit den Witcher 3-Podcast. So wie ich bei den Anekdoten oder den Feierabendbier-Folgen nicht dieselben "journalistischen Ansprüche" habe wie bei einem Viertelstunde oder Review oder Atari-Doku hier bei The Pod oder beim Politikteil einer Zeitung einen deutlich höheren habe als bei der Gartenvorstellungsbeilage derselben Zeitung.

Was anderes wäre es, wenn jetzt das "Symphatischsein" die restliche Berichterstattung beeinflussen würde. Aber das ist ein Problem mit dem sich jedes journalistische Produkt seit Anbeginn der Zeitungen herumschlägt (und vermutlich auch schon Polybius, Herodotus etc.).
Zuletzt geändert von Decius am 24. Apr 2020, 09:21, insgesamt 1-mal geändert.
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Re: Der Gamestar-Kodex: Überfällige Selbsteinschätzung oder überflüssige PR-Maßnahme?

Beitrag von Andre Peschke »

Floki hat geschrieben: 24. Apr 2020, 09:29 Ich nutze die Extreme nur, damit ich meinen Punkt klar machen kann. Die Überspitzung als Stilmittel quasi. Ich will das Problem nicht wegreden. Es ist da und soll natürlich nicht geleugnet werden. Ich will den Scheinwerfer auch auf die Eitelkeit lenken.
Ok. Ich bin da im Grunde bei dir, ich hab das im Podcast an anderer Stelle auch schon gesagt, aber in der konkreten Diskussion erschien's mir ein wenig destruktiv.
Floki hat geschrieben: 24. Apr 2020, 09:29Ich verstehe zB auch nicht, was die Leute immer dem Spiegel in der Onlinevariante vorwerfen? Angeblich soll es teils Bild-Niveau haben. Finde ich nicht und wenn ich das finden würde, kann ich es einordnen oder ich wechsel die Nachrichtenquelle. Geht schneller. :-)
Ich finde den Unterschied Print<->Online beim Spiegel schon frappierend. Aber auch hier stimme ich zu: Das Gerede von "Bild-Niveau" kommt viel zu schnell und ist die Nazikeule in der Pressekritik. Das wird der GameStar ja auch vorgeworfen und es ist, wenn man ein konkretes Bild des Vorstrafenregisters der Bild hat, völliger Humbug. Klar, die "Bild" wird hier nur als Metapher für sensationalisierte Berichterstattung benutzt, aber es ist halt eine unangenehme und destruktive Übertreibung.
Floki hat geschrieben: 24. Apr 2020, 09:29Und zu Deinem letzten Absatz noch: Ich bin auch nicht freu von Eitelkeit. Attestiere mir aber genug Selbstreflektion, das nicht zu leugnen. ;-)
Das ist sympathisch! Ich wollte aber vor allem durch die Blume sagen: Der Verweis auf irgendeinen Bias ist zwar sicher nicht verkehrt, aber als Gegenargument meistens nicht diskussionsfördernd, weil ein Totschlagargument das in beide Richtungen jeweils irgendwelche heimlichen/unbewussten Motive unterstellt und eine Auseinandersetzung mit dem Gesagten verhindert.
Jon Zen hat geschrieben: 23. Apr 2020, 20:25 Laut dem Video, ist es ziemlich genauso, wie du es schreibst. Sollte die Headline nicht mehr passen, werde dann gemeinsam eine Neue diskutiert.
Die Headlines werden zuerst diskutiert, um das Reichweiten- und Storytellingpotenzial der News auszuloten.
Dann würde ich erstmal dabei bleiben, dass ich an dem System nix schlimmes erkennen kann. Sie lassen ihre Newsautoren also ihre Meldungen in drei ausformulierten Varianten pitchen und irgendjemand entscheidet dann, ob da die zusätzliche Arbeit reingesteckt wird, daraus eine Nachricht zu machen. Das ist mehr Selektionsaufwand, als er anderswo betrieben wird - das garantiere ich. Die wirklich interessanten Fragen sind nach wie vor: Wer entscheidet das und anhand welcher Kriterien. Vermutung wäre, dass derjenige der hier entscheidet bestimmte Reichweitenziele erfüllen muss (auch das ist erstmal nix ungewöhnliches). Und wenn diese dann sehr ambitioniert gesteckt wurden, dann wird es IMO heikel, denn:

Es gibt nunmal nur X wirklich relevante News pro Tag.
Ich habe nunmal bislang nur einen Anteil von Z aus der Gesamtmenge aller Leser, die meine Seite lesen.
Wenn meine Reichweitenziele deutlich über dem liegen, was anhand dieser Grundbedingungen möglich ist und wenn sie nicht auf mittelfristiges bis langfristiges Wachstum der Leserschaft ausgelegt sind, dann entsteht Druck diese Zahlen anders zu erreichen. Das kann passieren, indem ich journalistisch einfach besser arbeite und aus den existierenden Meldungen des Tages mehr raushole, weil ich interessante, zusätzliche Details recherchiere, den Kern der Themen besser rausarbeite etc. Aber das ist bei 90% der Meldungen nur begrenzt möglich. Und das führt dann eben zu dem oben genannten Versuch die Relevanz von Meldungen via Headline etc eine künstliche Relevanz zu verleihen.

--> TLDR: Andre vermutet mal wieder systemische Probleme. ^^
Floki hat geschrieben: 24. Apr 2020, 09:19 Ich gehe davon aus, dass die Gamestar eine simple Rechnung macht: Werden die schwindenden User kompensiert durch neue "Kunden", die über die Reichweite generiert werden? Wenn ja, ist das Ergebnis klar und wirtschaftlich nachzuvollziehen.
Mit Blick auf die Diskussion, welche Artikel bei GameStar Plus landen, hätte ich eine ergänzende Theorie: GameStar Plus ist nicht unbedingt das hochwertige Premium-Angebot, als dass es viele wahrnehmen. Sondern es ist das Angebot für den klassischen GameStar-Leser. Das soll nicht heißen, dass die Plus-Inhalte im Mittel nicht vielleicht trotzdem hochwertiger sind - das kann ich gar nicht beurteilen, da fehlt mir der Überblick. Was ich meine ist: Die kostenlose Seite will man komplett auf SEO-Reichweite optimieren und die klassischen Gamestar-Leser, die ja auch am meisten in die Marke investiert sind, auf GameStar Plus "umziehen". Und daher erscheinen dann bei Plus eben nicht per se hochwertigere Themen, sondern einfach mehr und mehr das klassische Inventar - wie eben Tests.

--> Nur als Gedanke, ich hab da keinerlei Insider-Infos oder sonstwas.

Andre
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Lurtz
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Re: Der Gamestar-Kodex: Überfällige Selbsteinschätzung oder überflüssige PR-Maßnahme?

Beitrag von Lurtz »

Ich finde diese Diskussion um den genauen Clickbait-Begriff müßig. Dahinter steht aus meiner Sicht vielmehr eine Qualitätsdiskussion über eine bestimmte journalistische und stilistische Herangehensweise.

Cyberpunk 2077 muss vor Release noch eine Hürde nehmen, doch das wird schwer
Natürlich ist die Überschrift in Augen von Gamestar kein Clickbait. Die Überschrift hat ja eben keine Aussage, insofern kann sie auch kein Versprechen geben, das nicht erfüllt wird, das ist genau meine Kritik daran. In dem Fall verrät ironischerweise selbst die URL mehr über den Artikelinhalt, als die für Menschen hinterlegte Überschrift. Das ist fast schon dystopisch :ugly:
Floki hat geschrieben: 23. Apr 2020, 15:15 Es gab mal ein Videointerview vor nicht all zu langer Zeit, da hat Heike Klinge was dazu gesagt. Also zu dem Vorwurf der SEO Headlines und Artikel und des Clickbaits. Ich finde, er hat das sehr reflektiert und schlüssig dargelegt: Es ist hat leine Gratwanderung. Die Artikel müssen geklickt werden, aus monetären Gründen. Nachvollziehbar wie ich finde - vollkommen. Es ist halt die Kunst, es nicht entgleisen zu lassen, was die Gamestar mMn nicht tut.

Ich habe das Gefühl (Achtung, sehr subjektiv), die, die da aufschreien und Clickbait rufen, haben selbst sie noch nie Gedanken zu Finanzierungsmodellen und Personalverantwortung machen müssen. Denn wenn man dies mal gemacht hat, weiß man, dass man nicht von Luft und Liebe einen solchen Apparat im Hintergrund bezahlen kann. Long story short: Die Gamestar ist ein Business und kein Hobbyblog.

b2t und zu dem Kodex ansich: Auch wenn vielleicht viele Punkte logisch sind, man muss sie einmal zu Papier bringen, damit alle auf dem gleichen Stand sind. Sonst geht jeder von was aus und man arbeitet aneinander vorbei "aber ich dachte, wir machen das so...". Aber sicherlich kann man solche Dinge, gerade wenn man sie maximal transparent auch noch in der Öffentlichkeit publiziert, auch gut zu PR Zwecke nutzen. Aber ich denke nicht, dass das der Fokus war.
Das muss ich als Kunde auch nicht, ich muss auch kein konretes Geschäftsmodell persönlich unterstützen oder nicht. Ich nutze es eben oder lasse es bleiben.

Insofern sind Heiko Klinges Zahlen-Argumentationen, gegen die mangels Einblick eh niemand argumentieren kann, in der Diskussion im Grunde fehl am Platz. Sowas kann er intern bei Webedia an seinen Chef pitchen, aber es ist absurd das ständig seinen Kunden unter die Nase zu reiben.
Und klar machen sie das aus Wirtschaftlichkeit, nicht weil sie Superschurken sind, die einen bösen Masterplan verfolgen, die Welt mit Schundnews zu überziehen :D

Aber das ist die gleiche Endlosschleife wie in der Adblocker-Diskussion. Die Contentinhaber haben sich da komplett abhängig von Internetwerbung, die sich in einer konstanten Abwärtsspirale befindet, und den großen Internetkonzernen gemacht und man appelliert dann an die Emotionen der Kunden, ein besseres Endprodukt nicht zu nutzen (und das ist eine Seite mit Adblocker meist), damit man dieses letztlich dysfunktionale Geschäftsmodell stützt. Und selbst wenn alle morgen ihre Adblocker abschalten würden, würde Internetwerbung nicht langfristig tragen.
Axel hat geschrieben: 23. Apr 2020, 19:35 Vielleicht ist einfach auch die Zeit des großen Mainstream-Spielejournalismus vorbei. Denn im Vergleich zu liebevollen Hobbyblogs oder Hobby-YouTubern kann man da einfach nicht ankommen. Gleichzeitig liefert man aber auch keinen guten und kuratierten Spieleüberblick in der Breite.

Die einzige Zeitschrift, die mir noch gefällt ist die M! Games. Einfach weil sie den ganzen Kram stur nicht mitmacht und es mit nem kleinen Team schafft, tatsächlich noch einen Marktüberblick zu geben. Zwar nicht in jede kleine Nische, aber muss ja auch nicht sein. Sieht man auch an deren herrlich unaufgeregte News-Sektion: https://www.maniac.de/category/news/

Und da kann man sich schon fragen, warum sowas bei einer Gamestar nicht möglich sein soll?
Natürlich wäre das möglich, aber nicht mit so vielen Mitarbeitern, dem größten "redaktionellen" Gaming-Youtube-Kanal Europas etc.
meieiro hat geschrieben: 23. Apr 2020, 21:10 Aber Hobbyblogs und YT Channels sind doch keine Alternative zu einem journalistischen Angebot. Woher weiß ich das ich der Integrität des Bloggers YouTubers vertrauen kann. Sowas wird der Gamestar zwar auch immer wieder vorgeworfen, aber ich seh da doch noch gewisse Standards, die eingehalten werden.
Und ein nischiger Blog ist ja nicht mit einer Gamestar zu vergleichen. Eine Gamestar ist ja das Gegenteil von Nische
Wo ist denn bitte der große Unterschied?
Bild

Vorschaubild mit emotionaler Animationsgeste der Moderatorin? Check.
Informelle persönlich Ansprache in der Headline? Check.
Der erste Punkt der Videobschreibung ist Werbung? Check.

Das funktioniert so nicht. Man kann nicht auf den Influencern rumhacken und sich abgrenzen wollen, und dann die Grenzen so einreißen und bei der nächsten Qualitäts-Diskussion wieder damit kommen, wie man von der schlimmen Wirtschaftlichkeit dazu gezwungen wird.

Und auch da verschwimmen die Grenzen immer mehr. Vor ein paar Monaten hieß es noch, man müsse News und Videos auf Social-Media-Kanälen eben mit reißerischen Headlines und Emojis bewerben, weil das eine andere Zielgruppe ist. Mittlerweile hat dieses Social-Media-Format aber auch in die News auf der Hauptseite voll Einzug gehalten und selbst die Plus-Headlines gehen immer mehr in die Richtung.

DU wirst übrigens nicht glauben, was hinter dem Videobeitrag steckt. Die Systemanforderungen...
Floki hat geschrieben: 24. Apr 2020, 09:19Ich gehe davon aus, dass die Gamestar eine simple Rechnung macht: Werden die schwindenden User kompensiert durch neue "Kunden", die über die Reichweite generiert werden? Wenn ja, ist das Ergebnis klar und wirtschaftlich nachzuvollziehen.
Es wird sicher so sein, dass man vor allem in dem kurzlebigen Artikelbereich deutlich mehr User über Aggregatoren bekommt, als Stammuser.
Zuletzt geändert von Lurtz am 24. Apr 2020, 11:26, insgesamt 1-mal geändert.
Children are dying.
That's a succinct summary of humankind, I'd say. Who needs tomes and volumes of history? Children are dying. The injustices of the world hide in those three words.
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Re: Der Gamestar-Kodex: Überfällige Selbsteinschätzung oder überflüssige PR-Maßnahme?

Beitrag von derFuchsi »

Das Dumme ist halt dass es funktioniert. Neugierig machende aber nichtssagende Headlines klicke ich trotzdem an obwohl ich mich meist irgendwie schlecht dabei fühle. Aber die Neugier siegt dann doch wenn mich zumindest das betreffende Produkt schonmal irgendwie interessiert. Am Ende geben die Zahlen dann der Gamestar Recht.
Ideal wären informative Überschriften die mich trotzdem aufgrund des interessanten Inhaltes den Artikel lesen lassen weil ich mehr darüber wissen möchte. In der Regel sehe ich aber Überschriften die einem absichtlich nichts verraten da es sich um eine vergleichsweise banale Information handelt die auch in die zwar Überschrift gepasst hätte aber so natürlich nicht monetarisierbar ist weil es kaum mehr darüber zu berichten gibt.
Don Mchawi hat geschrieben: Das Problem an einer News ist natürlich, dass ihr Marktwert eine Information ist. Und in der Regel ist das eine kurze Information, steht die schon im Titel brauche ich natürlich die News nicht mehr lesen. Im Gegensatz zB zu einer Reportage.
Die Lösung wären denke ich mehr Klasse als Masse wenn ich den Artikel lesen möchte OBWOHL die relevanten Informationen schon in der Headline zu lesen sind. Aber wie gesagt das bisherige Modell funktioniert ja leider. Ist wie McDonalds und co, keinem schmeckt es aber der Laden ist voll.
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Re: Der Gamestar-Kodex: Überfällige Selbsteinschätzung oder überflüssige PR-Maßnahme?

Beitrag von Textsortenlinguistik »

Es ist sicher eine sehr naive Frage, aber wer googlet eigentlich nach "Neuigkeiten zu Call of Duty"? Ich hab echt Schwierigkeiten mir vorzustellen, dass es da eine kritische Masse gibt, die ja scheinbar täglich solche Sachen in die Google-Suche eingibt..
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