Der Gamestar-Kodex: Überfällige Selbsteinschätzung oder überflüssige PR-Maßnahme?

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Andre Peschke
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Re: Der Gamestar-Kodex: Überfällige Selbsteinschätzung oder überflüssige PR-Maßnahme?

Beitrag von Andre Peschke »

Textsortenlinguistik hat geschrieben: 24. Apr 2020, 11:03 Es ist sicher eine sehr naive Frage, aber wer googlet eigentlich nach "Neuigkeiten zu Call of Duty"? Ich hab echt Schwierigkeiten mir vorzustellen, dass es da eine kritische Masse gibt, die ja scheinbar täglich solche Sachen in die Google-Suche eingibt..
Es sind ja spezifische News, die da kreiert werden. Mit Blick auf die aktuelle GS-Startseite als Beispiel (und ohne jetzt den Artikel in kritischem Zusammenhang mit dieser Diskussion nennen zu wollen): Da gibt es einen Beitrag über die "Shipment" Map. Wenn du "CoD Modern Warfare Shipment rotation" googlest (um die Häufigkeit der Map in der Rotation geht es in dem aktuellen GS-Beitrag), dann erscheinen der neue Beitrag und auch die oben genannte ältere Meldung beide auf Rang 2&3 der Suche. Auf Rang 1: Reddit. Und die Forderungen auf Reddit werden im Aufmacher zum Artikel als Auslöser für den Beitrag genannt.

Idealerweise willst du natürlich eher bei einer viel breiteren Search wie "CoD Shipment" oben auftauchen. Da ist die GameStar Meldung "CoD: Fans wütend über neue Playlist zum schnellen Leveln" erst weiter unten vertreten. Aber "Mein MMO" (auch Webedia) ist immerhin Top 3 Suchergebnisse.

Außerdem gibt's noch Google News/Discover etc, das scheinbar durchaus viele Menschen nutzen. Wenn du dort in "Wissenschaft und Technik" reinschaust: Da finden sich auch viele Gaming-Beiträge rein-aggregiert.

Plus vermutlich 100 andere Dinge, von denen ich keine Ahnung mehr habe / nie eine hatte.

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Lurtz
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Re: Der Gamestar-Kodex: Überfällige Selbsteinschätzung oder überflüssige PR-Maßnahme?

Beitrag von Lurtz »

Textsortenlinguistik hat geschrieben: 24. Apr 2020, 11:03 Es ist sicher eine sehr naive Frage, aber wer googlet eigentlich nach "Neuigkeiten zu Call of Duty"? Ich hab echt Schwierigkeiten mir vorzustellen, dass es da eine kritische Masse gibt, die ja scheinbar täglich solche Sachen in die Google-Suche eingibt..
Da geht es wohl eher um den Google Discover-Feed.

Am Smartphone macht ja keiner den Browser auf und sucht dann auf google.de nach so einem Begriff. Das kriegt man aus irgendeinem Feed serviert...
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derFuchsi
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Re: Der Gamestar-Kodex: Überfällige Selbsteinschätzung oder überflüssige PR-Maßnahme?

Beitrag von derFuchsi »

Andre Peschke hat geschrieben: 24. Apr 2020, 11:23 Außerdem gibt's noch Google News/Discover etc, das scheinbar durchaus viele Menschen nutzen. Wenn du dort in "Wissenschaft und Technik" reinschaust: Da finden sich auch viele Gaming-Beiträge rein-aggregiert.
[Klugscheiss]Anscheinend! Nicht scheinbar ;)[/Klugscheiss]

Das mit den News-Aggregatoren wie Google News wollte ich auch anmerken, nutze ich selbst gerne.
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Don Mchawi
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Re: Der Gamestar-Kodex: Überfällige Selbsteinschätzung oder überflüssige PR-Maßnahme?

Beitrag von Don Mchawi »

Floki hat geschrieben: 24. Apr 2020, 10:34
Vielleicht kommen wir Leute mit 30+ aus einer anderen Zeit und haben andere Ansprüche an die Kunst des Schreibens. Weil wir wissen, wie "es vorher war". Nur Vielleicht.
Vielleicht ist es auch die Liebe zum Purismus. Die generelle Kritik an Auswüchse fließt unbewusst mit ein.
Das ist es, was ich mit Zielgruppe meinte. Youtube, das hier in der Diskussion ja auch auftaucht, ist nunmal primär ein Medium junger Menschen und die Medienlandschaft und -nutzung hat sich in den letzten Jahren stark geändert. Ich finde, man kann das eigene Alter immer gut an Appgrenzen feststellen. Facebook habe ich voll mitgemacht (und Studi-SchülerVZ), für MySpace bin ich zu jung. Instagram schon wieder zu alt (vereinfache jetzt natürlich und beziehe mich auf den rein privaten Gebrauch), verstehe es aber noch. Und Snapchat verstehe ich schon den Reiz nicht mehr. Vielen geht es anscheinend jetzt bei Tiktok ähnlich, da ist wohl auch wieder ein Minigenerationenwechsel im Gange.
Ich glaube, dass man das einfach ein Stück weit akzeptieren muss. Was nicht heißt, dass wir nicht Abstriche in Qualität und insbesondere Seriösität weiter kritisieren können/sollen. Aber eine andere Art der Aufmachung und Inszenierung ist etwas, mit dem wir uns glaube ich abfinden müssen.
Ich arbeite u.a. freiberuflich nebenbei in der pädagogischen Begleitung von Gedenkstättenfahrten für Schülergruppen zur Gedenkstätte Auschwitz. Zeitzeugengespräche sind da ein elementarer Baustein des Programms, aber aus logischen Gründen nicht mehr lange möglich. Da beschäftigen wir uns auch stark damit, wie wir damit umgehen, wie wir alternativ Inhalte persönlicher Biographien und der Begegnung vermitteln können. Und da müssen wir auch damit zurecht kommen, dass neue Medien/Apps anders funktionieren und junge Leute anders erreichen. Da können dann Projekte wie Evas Story auf Instagram oder die WDR Zeitzeugengespräche mit Special Effects in Augmented Reality rauskommen, die einigen von uns erst mal befremdlich vorkommen, aber andere Zugänge für eine andere Generation bieten.
derFuchsi hat geschrieben: 24. Apr 2020, 12:44
[Klugscheiss]Anscheinend! Nicht scheinbar ;)[/Klugscheiss]
Ey, ganz im Ernst, vielen Dank für deine Klugscheißerei hier. :mrgreen:
Ich habe mir vor ein paar Tagen erst versucht das auch mal einzuprägen, wann ich anscheinend und scheinbar nutze, und durch deinen Kommentar gemerkt, dass ich anscheinend es mir genau falsch eingeprägt habe. Hoffentlich sitzt es jetzt richtig, das sollte ja nur scheinbar schwer sein. :ugly:
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Andre Peschke
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Re: Der Gamestar-Kodex: Überfällige Selbsteinschätzung oder überflüssige PR-Maßnahme?

Beitrag von Andre Peschke »

Don Mchawi hat geschrieben: 24. Apr 2020, 13:03 Und Snapchat verstehe ich schon den Reiz nicht mehr.
Dann hast du die Filter nie ausprobiert!!!!11 :D
Don Mchawi hat geschrieben: 24. Apr 2020, 13:03 Ich glaube, dass man das einfach ein Stück weit akzeptieren muss. Was nicht heißt, dass wir nicht Abstriche in Qualität und insbesondere Seriösität weiter kritisieren können/sollen. Aber eine andere Art der Aufmachung und Inszenierung ist etwas, mit dem wir uns glaube ich abfinden müssen.er sein. :ugly:
Ich glaube, wir müssen auch schauen, dass wir nicht verschiedene Diskussionsebenen vermischen. Ob "der Wurm dem Fisch schmeckt" ist zB ja eine Perspektive, die auf den Endkunden abstellt. Oder wenn man eine Grundsatzdiskussion aufmachen will: Wozu überhaupt journalistische Standards, wenn die Masse anscheinend (oder scheinbar? ;)) keinen Wert darauf legt. Das ist ein valides Argument wenn es zB darum geht zu sagen: Das ist eine valide Strategie, wenn es um den finanziellen Erfolg geht. Es ist aber kein valides Argument, wenn wir über das Idealbild journalistischer Standards sprechen, denn aus der "schmeckt es dem Fisch"-Perspektive ist ja tatsächlich die Bild absolut mustergültig (solange wir von reiner Reichweite auf Schmackhaftigkeit schließen).

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Andre Peschke
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Re: Der Gamestar-Kodex: Überfällige Selbsteinschätzung oder überflüssige PR-Maßnahme?

Beitrag von Andre Peschke »

Floki hat geschrieben: 24. Apr 2020, 13:27 Aber ist es dann keine Diskussion im luftleeren Raum? Klar, Du hast Recht: Es sind zwei Ebenen. Aber sind diese wirklich trennbar?
Was nützt die Reinform des Journalismus, wenn sie "keiner" liest? Analogie: Theoretisch funktioniert der Kommunismus.
Du springst halt schon wieder direkt an das Ende der Skala. Es ist ja nicht so, dass das KEINER liest. Man kann die These aufstellen: Eine Organisation in der Größe der GameStar hat derzeit keine Möglichkeit damit ihre Operation zu finanzieren. Und daran anschließend kann man diskutieren ob das zutrifft und welche Forderungen man daraus ableiten will ("Dann müssen sie eben schrumpfen!" / "Okay, dann haben sie keine andere Wahl und dafür machen sie das echt gut!" etc).

Floki hat geschrieben: 24. Apr 2020, 13:27 Für mich ist es wie bei der Analyse bzw. Reviews von Games, die sich klassisch an jüngere Leute richten, wie bspw. Mario. Da wird kritisiert, dass das Spiel zu leicht ist und ich für mich denke einfach: Du bist auch meilenweit weg von der Kernzielgruppe, genau wie ich. Es ist dann die Frage, ob das Argument zieht. Ich würde mich ja auch nicht beschweren, dass ein Memory Spiel repetitiv ist. :-)
Wenn man Journalismus rein als Produkt sieht, vielleicht. Aber das tun wir hier in diesen heiligen Hallen ja nicht. ;)

Andre
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Axel
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Re: Der Gamestar-Kodex: Überfällige Selbsteinschätzung oder überflüssige PR-Maßnahme?

Beitrag von Axel »

Lurtz hat geschrieben: 24. Apr 2020, 10:10 Natürlich wäre das möglich, aber nicht mit so vielen Mitarbeitern, dem größten "redaktionellen" Gaming-Youtube-Kanal Europas etc.
Deswegen ja mein Einwurf, ob die Zeit des großen Spielejournalismus nicht einfach vorbei ist. Mit „groß“ meine ich dann auch explizit den Apparat.

Denn was nützen mir denn als Kunde so viele Mitarbeiter, wenn das anschließende Produkt so generisch und abschreckend ist? Um mal beim Vergleich mit der M! Games zu bleiben: Gehe ich auf deren Seite, habe ich eine einigermaßen gute Übersicht. Die Überschriften sind klar formuliert und ich weiß sofort den Inhalt des Artikels. So kann ich gleich filtern, was mich nun interessiert und was nicht. Die wollen nicht, dass ich auf JEDEN Artikel klicke und mir somit meine Zeit rauben. Und dennoch bekommt man da einen ganz guten Marktüberblick was Konsolenspiele betrifft. Das schafft bei mir Vertrauen, sodass ich dann auch das Magazin selbst unterstützen will.

Die Diskussion hatten wir ja im Forum schonmal: Ich würde einfach die Mannschaft der GS verkleinern, so schwer das auch für die Mitarbeiter sein mag. Eine klare Kernzielgruppe bestimmen (PC Gaming) und das Angebot darauf ausrichten. Ohne Clickbait, ohne „Storytelling“. Nein, muss auch nicht komplett nüchtern sein. Gerne auch unterhaltsam. Aber zwischen Nüchternheit und BILD-Niveau liegen ja zum Glück viele, viele Zwischenräume. Was aber wichtig ist: Als Leser möchte man sich ernstgenommen fühlen. Das fängt dann schon bei solchen „Kleinigkeiten“ an, dass man mich nicht darum anbettelt auf jeden Artikel zu klicken.
Aber sowas wird es halt mit Webedia im Rücken nicht geben.

Deswegen muss man sich dann wiederum als Leser die Frage stellen: Warum hängt man noch an der GS? Ist das wirklich nur die Historie? Aus alter Verbundenheit? Wenn das Endprodukt mir nicht gefällt, dann nutze ich es einfach nicht mehr und suche eine Alternative.
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Soulaire
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Re: Der Gamestar-Kodex: Überfällige Selbsteinschätzung oder überflüssige PR-Maßnahme?

Beitrag von Soulaire »

sich per Reichweite finanzieren zu müssen ist die eine Sache. auch Klickbait ist legitim meiner Meinung nach. Was mich persönlich nur stört ist die Selbstdarstellung als integre Journalisten der aller höchsten Güte-Klasse, vor allem bei der Gamestar. Man könnte auch einfach zu seinem Klickbait und zu der Verbandelung mit der Industrie stehen. Aber wahrscheinlich hat das schon Tradition sich bei der Gamestar als wertvollen Teil der Gaming-Kultur anzusehen und sich deswegen einige Sachen nicht selbst einstehen zu wollen...
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Desotho
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Re: Der Gamestar-Kodex: Überfällige Selbsteinschätzung oder überflüssige PR-Maßnahme?

Beitrag von Desotho »

Axel hat geschrieben: 24. Apr 2020, 14:15Um mal beim Vergleich mit der M! Games zu bleiben: Gehe ich auf deren Seite, habe ich eine einigermaßen gute Übersicht. Die Überschriften sind klar formuliert und ich weiß sofort den Inhalt des Artikels.
Die Artikel von denen passen halt auf einen Bierdeckel. Ich brauch jetzt keine 20 Seiten Tests aber da fehlen mir einfach Infos deswegen bin ich praktisch nie auf der Seite.
Aber gibt ja offenbar auch Leute die das mögen, was ja ok ist. Es gibt einfach unterschiedliche Geschmäcker/Ansichten.
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derFuchsi
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Re: Der Gamestar-Kodex: Überfällige Selbsteinschätzung oder überflüssige PR-Maßnahme?

Beitrag von derFuchsi »

Don Mchawi hat geschrieben: 24. Apr 2020, 13:03
derFuchsi hat geschrieben: 24. Apr 2020, 12:44
[Klugscheiss]Anscheinend! Nicht scheinbar ;)[/Klugscheiss]
Ey, ganz im Ernst, vielen Dank für deine Klugscheißerei hier. :mrgreen:
Ich habe mir vor ein paar Tagen erst versucht das auch mal einzuprägen, wann ich anscheinend und scheinbar nutze, und durch deinen Kommentar gemerkt, dass ich anscheinend es mir genau falsch eingeprägt habe. Hoffentlich sitzt es jetzt richtig, das sollte ja nur scheinbar schwer sein. :ugly:
Ich habe das mal in einer Community in etwas ruppigeren Form lernen müssen als mich mal so ein Grammar Nazi virtuell anbrüllte "ANSCHEINEND!". Als ich dann erstmal verdutzt in die Runde fragte was der Kollege überhaupt möchte wurde mir das von anderer Seite etwas freundlicher erklärt. Seitdem hab ichs mir gemerkt und versuche das auch richtig zu benutzen bzw fällt mir halt auf wie viele Leute das auch falsch machen. War tatsächlich auch dankbar dass mir das mal erklärt wurde. Hat man sicher mal in der Schule gelernt aber wie so vieles wohl einfach vergessen. Und wenn man es sogar von Journalisten oft falsch vorgesagt bekommt...
http://kommunikationsabc.de/2012/03/13/ ... scheinbar/

„Mit anscheinend wird die Vermutung zum Ausdruck gebracht, dass etwas so ist, wie es erscheint. […] Das Adjektiv scheinbar besagt, dass etwas nur dem Schein nach, nicht aber in Wirklichkeit so ist, wie es sich darstellt.“

Ich hoffe ich konnte noch jemandem helfen ;)
Nun weiter im Thema ^^
Zuletzt geändert von derFuchsi am 24. Apr 2020, 14:41, insgesamt 1-mal geändert.
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Re: Der Gamestar-Kodex: Überfällige Selbsteinschätzung oder überflüssige PR-Maßnahme?

Beitrag von derFuchsi »

Floki hat geschrieben: 24. Apr 2020, 14:29 Mir wurde auch mal erklärt, dass man sich nicht entschuldigen kann, sondern maximal um eine Entschuldigung bitten kann.
Ich frage mich da wirklich, wie sieht es in einem aus, wenn man solche Dinge ernsthaft und ohne Ironie anderen meint mitteilen zu müssen? ;-)
Dabei meine ich nicht Dich, sondern die wahren Klugscheißer.
Hmm stimmt die Diskussion kenne ich auch, ist ja auch was dran aber ich bin mir da nicht ganz sicher. In der Regel sagt man ja auch nur das verkürzte "Entschuldigung". Man sagt aber auch wenn man jemanden stört richtigerweise "Entschuldigen Sie bitte".
Aber dieses "Ich muss/möchte mich entschuldigen" hat sich schon dermaßen eingebrannt ich weiß nicht ob man das nochmal weg bekommt.
Andererseits sagt man ja umgangssprachlich schon "Er/sie hat sich entschuldigt". Niemand sagt "er/sie hat sich entschuldigen lassen" außer wenn jemand vorzeitig aus dem Meeting verschwindet. Ach deutsche Sprache, man muss sie einfach lieben :lol:.
Etwas Bildung schadet ja nicht, aber auf den Ton kommt es an. Ich weiß nicht ob es das Richtige ist jemanden der sich gerade bei dir ehrlich entschuldigt hat anzublaffen dass er sich ja garnicht entschuldigen könne sondern das dein Job ist :roll:.
Ich glaube ich sage dann einfach "ich bitte um Vergebung" das klingt auch gleich viel geschliffener :)
Aber ich glaube für eine weitere Diskussion wäre ein eigener Thread angebracht ;)
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Re: Der Gamestar-Kodex: Überfällige Selbsteinschätzung oder überflüssige PR-Maßnahme?

Beitrag von derFuchsi »

Geil!
"No Man's Sky nach Mechs & lebenden Raumschiffen: Entwickler plant Großes für 2020"
Was denn? 'Wir haben auch keine Ahnung aber danke fürs draufklicken. Hier eine Liste der letzten Updates'
Ey! :snooty:
https://www.gamestar.de/artikel/no-mans ... 57016.html
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Re: Der Gamestar-Kodex: Überfällige Selbsteinschätzung oder überflüssige PR-Maßnahme?

Beitrag von Don Mchawi »

Andre Peschke hat geschrieben: 24. Apr 2020, 13:17
Ich glaube, wir müssen auch schauen, dass wir nicht verschiedene Diskussionsebenen vermischen. Ob "der Wurm dem Fisch schmeckt" ist zB ja eine Perspektive, die auf den Endkunden abstellt. Oder wenn man eine Grundsatzdiskussion aufmachen will: Wozu überhaupt journalistische Standards, wenn die Masse anscheinend (oder scheinbar? ;)) keinen Wert darauf legt. Das ist ein valides Argument wenn es zB darum geht zu sagen: Das ist eine valide Strategie, wenn es um den finanziellen Erfolg geht. Es ist aber kein valides Argument, wenn wir über das Idealbild journalistischer Standards sprechen, denn aus der "schmeckt es dem Fisch"-Perspektive ist ja tatsächlich die Bild absolut mustergültig (solange wir von reiner Reichweite auf Schmackhaftigkeit schließen).

Andre
Ich bin mir da auch etwas unsicher mit den journalistischen Standards. Inwieweit müssen diese denn auf Gaming-News tatsächlich zutreffen? Bin mir selbst unschlüssig, ich bewerte da auch mit verschiedenen Maßstäben. Die China-verbietet-Spielen-mit-Ausländern-News würde ich da aus dem Bauch heraus mit anderen Standards bewerten wollen als Streamer-XY-macht-YZ-in-Spiel-ZX. Bei letzterem habe ich weniger Probleme damit, wenn da der Wurmgeschmack über der Qualität steht. Insofern mögen das zwei Ebenen sein, die hier aber mMn beide betroffen sind und sei es vlt auch in der grundsätzlichen Frage, wann ich welchen Anspruch anwende. Jemand (habe leider grade den Nick nicht mehr im Kopf) sprach hier im Thread ja zB auch davon, dass er andere Ansprüche an ein Feierabendbier und einer Reportagereihe bei The Pod hat. Sehe ich ähnlich, das eine ist primär Unterhaltung, das andere primär Information. Man kann beide vermischen, aber ich behaupte jetzt dreist, dass immer eines der beiden im Vordergrund steht. Erzählt ihr mal beim Feierabendbier Quatsch ist das egal (genüsslich drauf hinweisen würde ich natürlich trotzdem :p ), bei einer Reportage dagegen ein eklatanter Mangel (der natürlich als Fehler vorkommt, aber dann auch berichtigt werden sollten nach Möglichkeit).
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Heretic
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Re: Der Gamestar-Kodex: Überfällige Selbsteinschätzung oder überflüssige PR-Maßnahme?

Beitrag von Heretic »

derFuchsi hat geschrieben: 24. Apr 2020, 15:21 Geil!
"No Man's Sky nach Mechs & lebenden Raumschiffen: Entwickler plant Großes für 2020"
Was denn? 'Wir haben auch keine Ahnung aber danke fürs draufklicken. Hier eine Liste der letzten Updates'
Ey! :snooty:
https://www.gamestar.de/artikel/no-mans ... 57016.html
Die Quelle sieht aber genauso nichtssagend aus:
https://www.nomanssky.com/2020/04/beyon ... 741121.633

Man könnte natürlich darüber streiten, ob das eine Newsmeldung wert ist, aber momentan herrscht nunmal Flaute. :mrgreen:
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Leonard Zelig
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Re: Der Gamestar-Kodex: Überfällige Selbsteinschätzung oder überflüssige PR-Maßnahme?

Beitrag von Leonard Zelig »

Axel hat geschrieben: 24. Apr 2020, 14:15 Deswegen muss man sich dann wiederum als Leser die Frage stellen: Warum hängt man noch an der GS? Ist das wirklich nur die Historie? Aus alter Verbundenheit? Wenn das Endprodukt mir nicht gefällt, dann nutze ich es einfach nicht mehr und suche eine Alternative.
Ehrliche Antwort. Ich hab mir das GSPB als Bookmark gespeichert und verbringe 99% der Zeit im Smalltalk-Forum. Die Startseite ignoriere ich so gut es geht. Manchmal klicke ich auf die News, die am Seitenrand angezeigt werden. Ohne die Community würde ich die Seite genauso ignorieren wie Spieletipps, Gameswelt und andere deutsche Spieleseiten. Das aktuelle Heft hab ich mir übrigens gekauft. Einerseits wegen der Titelstory zu Half-Life: Alyx und andererseits wegen des Steam-Keys zu Leisure Suit Larry: Wet Dreams Don't Dry.
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imanzuel
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Re: Der Gamestar-Kodex: Überfällige Selbsteinschätzung oder überflüssige PR-Maßnahme?

Beitrag von imanzuel »

Heretic hat geschrieben: 24. Apr 2020, 17:16 aber momentan herrscht nunmal Flaute. :mrgreen:
Naja aus GameStar-Sicht vielleicht. Es gibt genügend Spiele worüber man berichten kann. Schaut man sich nur alleine bei Steam die aktuellen und kommenden (~ in den nächsten 2 Wochen) Releases an, kann man da locker 5-10 News täglich draus machen. Nix zu Cloudpunk, nix zu Moto GP, nix zu Streets of Rage 4. Stattdessen die üblichen "News" zu den 10 GaaS-Spiele. Man könnte soviel berichten, wenn man nur möchte. Will die GameStar aber wohl nicht, weil man dafür (warum auch immer...) eigens Einträge in der Datenbank anlegen muss und das wohl für die Stunden dauert... :think:
Notiz für mich
2022: 1. Elden Ring 10/10 2. HFW 7/10 3. DL2 6/10
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Re: Der Gamestar-Kodex: Überfällige Selbsteinschätzung oder überflüssige PR-Maßnahme?

Beitrag von Tsuran »

Feamorn hat geschrieben: 23. Apr 2020, 16:38 Ich fürchte, der "Spagatversuch", wie ihn GameStar und Co. zur Zeit betreiben, wird auf Dauer nicht funktionieren. Die große Frage ist, welche Seite der Medaille am Ende oben liegen wird.

Ich würde mir auch ein "ordentliches" Online-Text-Magazin ehrlich wünschen, aber da müsste halt auch erstmal irgendwo Vertrauen erarbeitet werden, dass es hinter der Paywall anders aussieht, als davor, und das geht mit einem Reichweiten-getriebenen Modell wie momentan z.B. bei der GS, meiner Meinung nach, nicht. Wenn man sich vor der Paywall nicht vom Rest abzusetzen vermag, fehlt mir das Vertrauen, dass man es dahinter kann.
Wenn ich da drüber nachdenke komme ich als Betroffener zu folgendem Ergebnis:

Bei mir steht Online: Mitglied seit 05.12.2002. Ich habe schon davor ein Heftabo genutzt, dann wurde ich einer der ersten Nutzer bei Gamestar PREMIUM was zwischenzeitlich zu Plus wurde. Die Abos sind durchgehend gelaufen, ohne eine einzige Unterbrechung. Ich bin überzeugt davon, dass auch Online Angebote etwas wert sein sollten. Da ich Werbung in seiner heutigen Ausprägung kategorisch ablehne, bin ich gerne bereit dafür zu bezahlen. Ich habe ein Alter und damit ein Einkommensniveau erreicht wo, ich mir über 5 oder 10 Euro im Monat keine Gedanken machen muss.

Ich habe Premium und Plus auch deswegen unterstützt, weil ich eben diesen Spagat versuch verhindern wollte. Nach den Erfahrungen der letzten Monate, speziell der letzten Wochen komme ich zunehmend zu dem Ergebnis, dass ich die Abos komplett beenden werde. Trotz Plus Abo, trotz deaktivierter Werbung muss ich mich mit eindeutig identifizierbarer, Pardon, Clickbait-Scheiße auf der Seite auseinandersetzen. Zusätzlich wirkt eine zunehmende Anzahl von Artikeln gehetzt. Das äußert sich beispielsweise in haarsträubenden Rechtschreibfehlern die ein simpler Online-Checker sofort bemängelt. Ich muss schon davon ausgehen, dass eine journalistische Redaktion zumindest die gleichen Tools nutzt, die mir als Privatnutzer zur Verfügung stehen.

Das gravierendste Problem ist aber schlampig recherchierter oder falsch interpretierter Inhalt der von den Nutzern mit einfachen Mitteln als solcher identifiziert wird. Allein durch meine Beschwerden wurden drei Artikel in weiten Teilen umgeschrieben, nachdem ich Übersetzungsfehler, unsachliche und schlichtweg falsche Aussagen bemängelt habe. Das letzte Beispiel war dieses. Hier stand ursprünglich eine ganz andere Überschrift samt der Aussage, dass sich die Serie um eine weibliche Hauptrolle drehen soll, was die Quelle nirgends sagt. Es soll hauptsächlich um weibliche Themen gehen, das hat aber eine ganz andere Bedeutung. Auch der Rest des Artikeltextes wurde massiv angepasst.

Auf all diese Themen zu unterschiedlichen Zeitpunkten angesprochen gibt man sich zwar reumütig, verweist gerne auf die vielen anderen tollen Inhalte, erzählt mir ganz gerne etwas davon wie wichtig mobile Nutzer heute sind, und Aggregatoren und was noch. Ja gut Gamestar, ich nutze eure Inhalte aber weder mobil, sondern klassisch im Browser mit 4K Setup, noch selektiert mir Google über seinen Newsservice was ich zu lesen habe. Nachdem ich trotz Plus Abo feststellen muss, dass ich in einen Topf für den Google Bot geworfen werde, kann ich es auch bleiben lassen and Google Bot WINS.
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Axel
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Re: Der Gamestar-Kodex: Überfällige Selbsteinschätzung oder überflüssige PR-Maßnahme?

Beitrag von Axel »

imanzuel hat geschrieben: 24. Apr 2020, 17:49
Heretic hat geschrieben: 24. Apr 2020, 17:16 aber momentan herrscht nunmal Flaute. :mrgreen:
Naja aus GameStar-Sicht vielleicht. Es gibt genügend Spiele worüber man berichten kann. Schaut man sich nur alleine bei Steam die aktuellen und kommenden (~ in den nächsten 2 Wochen) Releases an, kann man da locker 5-10 News täglich draus machen. Nix zu Cloudpunk, nix zu Moto GP, nix zu Streets of Rage 4. Stattdessen die üblichen "News" zu den 10 GaaS-Spiele. Man könnte soviel berichten, wenn man nur möchte. Will die GameStar aber wohl nicht, weil man dafür (warum auch immer...) eigens Einträge in der Datenbank anlegen muss und das wohl für die Stunden dauert... :think:
Auch hier merkt man halt die Mentalität der maximalen Reichweite. Man „berichtet“ nur über Spiele, wo man weiß, dass das viele Menschen spielen. Nur hat das aus meiner Sicht nichts mit ernstzunehmenden Spielejournalismus zu tun. Von einem Angebot in der Größe der GS sollte man mindestens einen umfassenden Marktüberblick erwarten dürfen. Nein, nicht jede Nische. Aber als erfahrener Spieleredakteur sollte man zumindest interessante Highlights ausmachen können. Zu Imanzuels aufgezählten Titeln würde ich noch folgende Titel hinzufügen, die in den nächsten Monaten auf Steam erscheinen:
SpoilerShow
- The House of Da Vinci 2
- Evergate
- Luberjack‘s Dynasty
- Super Meat Boy Forever (hat sogar nen Datenbank Eintrag, findet aber in den News auch nicht statt!)
- West of Dead
- Evil Democracy: 1932
- Pushy and Pully in Blockland
- About Love, Hate & The Other Ones 2 (garnicht mitbekommen, dass es davon nen Nachfolger gibt!)
- Tamarin
- Super Mega Baseball 3 (tatsächlich eine der derzeit besten Baseball-Spieleserien mit ner echt großen Fanbase!)
- Those Who Remain
- Simulacracea
- Go Fight Fantastic!
- Adome
Das wären jetzt 14 Titel, die ich aus 20 Minuten auf Steam rausgezogen habe. Ein paar Fortsetzungen von Spielen mit gutem Leumund und diverse Spiele, die nen sehr interessanten Eindruck machen. Das müssen alles keine kommenden 90% Hits sein. Man muss die auch nicht alle testen oder Videos zu machen. Das wäre garnicht mal mein Anspruch. Aber man könnte ja die News-Sektion dafür nutzen um einen breiteren Überblick über den Markt der PC-Spiele zu geben. Das wäre doch meine Mindesterwartung an ein spielejournalistisches Angebot dieser Größe.


Wenn ich jedoch in die Newssektion gehe, dann bekomme ich übelsten Yellow-Press zu den immer gleichen Spielen:

- CoD: Warzone - Trupp verschont aus Mitleid seinen Gegner und zeigt, wie facettenreich Battle Royale sein kann
- Red Dead Redemption 2 - Inzest & Wahnsinn: Das Geheimnis von Braithwaite Manor gelüftet
- Last Oasis - Cheater finden die wildesten Ausreden für's Betrügen
- Fallout 76 - Ein mutierter Hirsch will nur euer Bestes, also erschießt ihn nicht!

Dazu gibt es zig Anzeigen. In den Steam Sales sind „überraschend viele“ Top-Hits bis zu 80% günstiger. Der Microsoft Flight Simulator ist ein „Mega-Projekt“ und XCOM2 ein „strategisches Meisterwerk“. Garniert mit irgendwelchen Jubelmeldungen über das Netflix Programm.

Und das ist natürlich auch kein Wunder, dass das auf der Gamestar alles genau so steht. Denn Webedia betreibt keinen Journalismus: https://webedia-group.de
Wir wecken Interesse und Begeisterung für alle Themen rund um Film, Serien und Videospiele! Als starker Partner der Entertainment-Industrie unterstützt Webedia Kunden im Content Marketing mit Social- und Brand-Publishing-Angeboten sowie mit kreativen Event- und Marketing-Konzepten.
Wenn sich nun die GS dann noch als Bollwerk des deutschen Spielejournalismus hinstellt, ist das an Zynismus kaum zu übertreffen. Wahrscheinlich haben die Entwickler der oben aufgeführten Spiele schlicht keine „ 360° Kampagnen“ gebucht und tauchen deswegen nicht in der GS auf. :)
Rigolax
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Re: Der Gamestar-Kodex: Überfällige Selbsteinschätzung oder überflüssige PR-Maßnahme?

Beitrag von Rigolax »

Tsuran hat geschrieben: 24. Apr 2020, 18:36 (...)
Das gravierendste Problem ist aber schlampig recherchierter oder falsch interpretierter Inhalt der von den Nutzern mit einfachen Mitteln als solcher identifiziert wird. Allein durch meine Beschwerden wurden drei Artikel in weiten Teilen umgeschrieben, nachdem ich Übersetzungsfehler, unsachliche und schlichtweg falsche Aussagen bemängelt habe. Das letzte Beispiel war dieses. Hier stand ursprünglich eine ganz andere Überschrift samt der Aussage, dass sich die Serie um eine weibliche Hauptrolle drehen soll, was die Quelle nirgends sagt. Es soll hauptsächlich um weibliche Themen gehen, das hat aber eine ganz andere Bedeutung. Auch der Rest des Artikeltextes wurde massiv angepasst.
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Hmm, da wurde " female-centric series" im Artikel von Variety als "weiblicher Protagonist" interpretiert? Anscheinend wurde dann auch ein Korrekturhinweis vergessen, oder ich finde den grad nicht. Ich hab jetzt die Originalmeldung aber nicht vorliegen und bekannte Caching-Seiten führen die auch nicht, soweit für mich ersichtlich.
Don Mchawi hat geschrieben: 24. Apr 2020, 16:03 Ich bin mir da auch etwas unsicher mit den journalistischen Standards. Inwieweit müssen diese denn auf Gaming-News tatsächlich zutreffen? Bin mir selbst unschlüssig, ich bewerte da auch mit verschiedenen Maßstäben. Die China-verbietet-Spielen-mit-Ausländern-News würde ich da aus dem Bauch heraus mit anderen Standards bewerten wollen als Streamer-XY-macht-YZ-in-Spiel-ZX. Bei letzterem habe ich weniger Probleme damit, wenn da der Wurmgeschmack über der Qualität steht. Insofern mögen das zwei Ebenen sein, die hier aber mMn beide betroffen sind und sei es vlt auch in der grundsätzlichen Frage, wann ich welchen Anspruch anwende. Jemand (habe leider grade den Nick nicht mehr im Kopf) sprach hier im Thread ja zB auch davon, dass er andere Ansprüche an ein Feierabendbier und einer Reportagereihe bei The Pod hat. Sehe ich ähnlich, das eine ist primär Unterhaltung, das andere primär Information. Man kann beide vermischen, aber ich behaupte jetzt dreist, dass immer eines der beiden im Vordergrund steht. Erzählt ihr mal beim Feierabendbier Quatsch ist das egal (genüsslich drauf hinweisen würde ich natürlich trotzdem :p ), bei einer Reportage dagegen ein eklatanter Mangel (der natürlich als Fehler vorkommt, aber dann auch berichtigt werden sollten nach Möglichkeit).
Ja, das meinte ich auch so schon in etwa, ist auch imho recht naheliegend. Man müsste eben noch einmal differenzieren in Bezug auf einem etwaigen journalistischen Anspruch zwischen eher unterhaltenden News wie z. B. "Human-Interest-Stories" (Streamer/Spieler macht XY), die etwas an Artikel aus Zeitschriften wie Bunte erinnern, und Meldungen mit eher allgemeinem Nachrichtenwert. Letzteres erfordert tendenziell eine andere Herangehensweise, was die inhaltliche Aufarbeitung und gebotene Sorgfältigkeit, eben das journalistische Handwerk, betrifft.

Diese Mischung aktuell ist vermutlich auch Teil des Problems, denke ich. Man muss da ja keine Zweiklassennewsgesellschaft schaffen, aber es wird imho tendenziell problematisch, wenn relevantere Meldungen ähnlich wie "Storytelling"-lastigere recherchiert oder aufgearbeitet werden; es wurde ja auch schon einmal der Relotius-Skandal hier eingeworfen, das geht ja in eine ähnliche Debattenrichtung. Und natürlich ist es auch legitim und wirtschaftlich angebracht, trockenere Themen interessant aufzuarbeiten...ich muss da an eine Überschrift vom Guardian letztens denken, das ist ja wohl der Traum: "Astrophysicist gets magnets stuck up nose while inventing coronavirus device".

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Sorry, noch kurz zu scheinbar/anscheinend, offtopic, ich pack's schonmal in Spoiler-Tags. ;) Zusammengefasst: Vielleicht ist die vermeintlich falsche Verwendung gar nicht so falsch:
SpoilerShow
derFuchsi hat geschrieben: 24. Apr 2020, 14:20 Ich habe das mal in einer Community in etwas ruppigeren Form lernen müssen als mich mal so ein Grammar Nazi virtuell anbrüllte "ANSCHEINEND!". Als ich dann erstmal verdutzt in die Runde fragte was der Kollege überhaupt möchte wurde mir das von anderer Seite etwas freundlicher erklärt. Seitdem hab ichs mir gemerkt und versuche das auch richtig zu benutzen bzw fällt mir halt auf wie viele Leute das auch falsch machen. War tatsächlich auch dankbar dass mir das mal erklärt wurde. Hat man sicher mal in der Schule gelernt aber wie so vieles wohl einfach vergessen. Und wenn man es sogar von Journalisten oft falsch vorgesagt bekommt...
http://kommunikationsabc.de/2012/03/13/ ... scheinbar/
Imho ist der approach nicht wirklich zielführend. Wahr/Falsch ist bei Sprache oft subjektiv und einem ständigen Wandel unterzogen, oftmals auch durchaus radikal. Wenn die Mehrheit oder auch nur ein großer Teil der Muttersprachler "scheinbar" wie "anscheinend", also ohne negierende/zweifelnde Funktion versteht, dann wird diese Benutzung irgendwann "korrekt", landet auch dann im Duden. Ein Bastian Sick kriegt dabei natürlich Schaum vorm Mund, aber ein präskriptivistisches Festhalten am Status Quo wäre ja nur sinnig, wenn diese Sprachverwendung jetzt "optimal" wäre und sich gar nicht mehr ändern sollte; eher im Gegenteil wird es ja aber einen Grund haben, warum so viele Leute "scheinbar" (vermeintlich) falsch benutzen, eben weil die Bedeutung wie "anscheinend" vielleicht tatsächlich näherliegender ist. Und wie das Wort zuvor (historisch) benutzt wurde oder dessen Etymologie ist für das tatsächliche Sprachgefühl und die alltägliche Benutzung doch eigentlich wayne. -- Davon ab ist es aber schon sehr sinnvoll zu wissen, dass "scheinbar" eben in der Benutzung diffizil ist, gerade damit man nicht potentiell falsch verstanden wird oder manche einen weniger ernst nehmen; unter anderem Journalisten müssen natürlich darauf achten.
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Re: Der Gamestar-Kodex: Überfällige Selbsteinschätzung oder überflüssige PR-Maßnahme?

Beitrag von Tsuran »

Rigolax hat geschrieben: 24. Apr 2020, 19:49
Tsuran hat geschrieben: 24. Apr 2020, 18:36 (...)
Das gravierendste Problem ist aber schlampig recherchierter oder falsch interpretierter Inhalt der von den Nutzern mit einfachen Mitteln als solcher identifiziert wird. Allein durch meine Beschwerden wurden drei Artikel in weiten Teilen umgeschrieben, nachdem ich Übersetzungsfehler, unsachliche und schlichtweg falsche Aussagen bemängelt habe. Das letzte Beispiel war dieses. Hier stand ursprünglich eine ganz andere Überschrift samt der Aussage, dass sich die Serie um eine weibliche Hauptrolle drehen soll, was die Quelle nirgends sagt. Es soll hauptsächlich um weibliche Themen gehen, das hat aber eine ganz andere Bedeutung. Auch der Rest des Artikeltextes wurde massiv angepasst.
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Hmm, da wurde " female-centric series" im Artikel von Variety als "weiblicher Protagonist" interpretiert? Anscheinend wurde dann auch ein Korrekturhinweis vergessen, oder ich finde den grad nicht. Ich hab jetzt die Originalmeldung aber nicht vorliegen und bekannte Caching-Seiten führen die auch nicht, soweit für mich ersichtlich.

Genau dieses. Michael Graf schrieb auf meinen Einwand hin: "@Tsuran Du hast recht: "female centric" heißt etwas anderes. Es KANN trotzdem bedeuten, dass es eine weibliche Hauptrolle gibt, das ist sogar sehr wahrscheinlich, aber die eigentliche Wortbedeutung ist eine andere. Vali passt das an!"

Als ich dann nachgesehen habe war der Artikel nicht mehr wieder zu erkennen. Und nur zu Klarstellung: Ich will hier keine Personen angehen oder die Arbeit eines einzelnen Redakteurs. Es geht mir mehr um ein strukturelles Problem.
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