Erstmal danke für deine ausführliche Antwort samt Erklärungen! Ich verstehe auf jeden Fall dass die Kritik bei dir und manchen anderen auch daher herrührt, dass ihnen die GameStar eben nicht egal ist und sie etwas verbessern wollen. Ich nehme das auch wirklich gerne an, gerade was die Themenwoche angeht, nehme ich für das nächste Mal mit, dass ich sie kürzer und kompakter gestalten würde. Was die Beitragsmenge angeht, wurde das leider auch etwas dadurch verzerrt, dass wir täglich den Hub hochgezogen haben und es teilweise auch unabhängig von der Themenwoche Witcher-News gab - eigentlich gab es im Rahmen der Themenwoche nämlich nie mehr als 1 - 2 geplante Beiträge pro Tag.
Das Gleiche gilt für konkrete Kritik an bestimmten Headlines, Formulierungen usw. - selbst, wenn ich daran festhalte, denke ich trotzdem darüber nach, wenn mein Gegenüber gute Argumente vorbringt und habe auch schon Sachen an meinen Artikeln geändert, wenn ich das Gefühl hatte, die Leser liegen in dem Fall richtig. Was deine allgemeine Kritik an der GameStar angeht, fürchte ich, dass es es da einfach keine leichte Antwort oder Lösung gibt, die alle zufriedenstellt. Von dem her, was ich mitbekomme, wünschen sich viele die Berichterstattung online genauso, wie sie früher im Heft war. Das kann ich auf jeden Fall nachvollziehen. Das hätte aber wahrscheinlich zur Folge, dass die GameStar pleite geht oder zumindest nicht mehr in dieser Größe existieren kann, weil sie dazu nur mit einem Angebot in der Lage ist, das die breite Masse anspricht.
Das heißt aber nicht, dass sie nur die breite Masse ansprechen muss. Auch abseits von Plus erscheinen immer wieder Artikel, die tiefer gehen, kleinere Spiele vorstellen, interessante Ansätze behandeln... usw. - gut klickende Top-Listen oder News sind da einfach ein Stück weit der Motor, der ein Schiff am Laufen hält, auf dem es solche Inhalte gibt, die dann jeder konsumieren kann, ohne sich mit News oder Listen befassen zu müssen, wenn er das nicht möchte. Ich würde das eher als ein Buffet sehen als ein Menü mit so und so vielen Gängen, von denen mir am besten alle schmecken sollen. Wenn die GameStar ein The Pod sein soll, müsste einfach ein Großteil der Leser wie hier bereit sein, dafür zu zahlen, damit Klicks und Reichweite keine Rolle mehr spielen - genauso wie man früher für's Heft bezahlt hat.
Und News, Listen oder andere reichweitengetriebenen Inhalte sind ja nicht pauschal schlecht, uninteressant oder keine journalistischen Beiträge. Wir wissen, dass es da teilweise qualitative Mängel gibt (wie ich hier ja schon erklärt habe) und arbeiten daran, uns da zu verbessern. Aber z.B. unsere Genre-Toplisten werden von Experten betreut, die zu den einzelnen Spielen kleine Empfehlungen schreiben und meine Indie-Tipps des Monats wollen auf Spiele aufmerksam machen, die sonst untergegangen wären. Die funktionieren z.B. als Liste deutlich besser als Einzelartikel, weil das Interesse vieler Leser eben so ein Überblick ist, um solche Spiele zu entdecken und nicht unbedingt eine detaillierte Besprechung zu einem bestimmten kleinen Titel, der vielleicht nicht nach ihrem Geschmack ist.
Klar ist Kritik immer subjektiv, was ich meinte war nur, dass man sich vorher überlegen kann, ob man vielleicht einfach nicht die Zielgruppe von etwas ist und das akzeptieren oder ob man wirklich auf ein bestimmtes Problem aufmerksam machen will. Wenn jemand Witcher oder Themenwochen doof findet, werde ich es für diese Person wahrscheinlich nie gut genug machen können, wenn ich diese beiden Dinge in irgendeiner Form aufgreife. Wenn eine Person prinzipiell aufgeschlossen ist, aber z.B. die Fülle oder Qualität der Inhalte kritisiert, kann ich damit schon mehr anfangen und nehme mir das auch zu Herzen. Hatte bei einigen Kommentaren nur das Gefühl, dass Witcher als Thema einfach generell öde finden und dann von sich auf alle anderen schließen.Axel hat geschrieben: ↑1. Mai 2020, 00:45 Wie stellst Du Dir denn sonst Kritik vor? Diese wird immer vom Standpunkt des eigenen persönlichen Interesses vorgetragen. Ist auch meine Erfahrung als Macher in den 20 Jahren, die ich in verschiedensten Projekten (von Webzines und Fanzines über politische Öffentlichkeitsarbeit bis hin zum Labelmanagement) zugebracht habe. Sonst macht eine Kritik ja auch wenig Sinn. Und natürlich kenne ich auch diese wunderbar große, bequeme Ausfahrt „Du magst diese Kritik haben, aber schau Dir die breite, schweigende Masse an, die zufrieden ist.“ nur all zu gut. Aber ich kenne eben auch die Gefahr, blind für das eigene Werk zu werden zu gut und das konträre Ansichten von außen garnicht so schlecht sind. Das heißt nicht, dass Kritiker immer in allem Recht haben (nein, haben sie nicht), wenn aber diverse Krikpunkte immer wieder kommen, ist meistens dennoch irgendwas dran.
Im Prinzip geht’s hier ja einfach um die Headline oder? Ich verstehe, dass sich der eine oder andere daran stört, weil sie vielleicht zu sehr auf einen großen Titel abzielt oder womöglich falsche Erwartungen weckt. Allerdings sage ich ja auch nicht, dass das Spiel wie Cyberpunk 2077 ist, sondern nur, dass es für Leute interessant sein könnte, die sich darauf freuen. Genauso hätte ich das Spiel jederzeit einem guten Freund empfohlen.Soulaire hat geschrieben: ↑1. Mai 2020, 15:55Um es nochmal klar zustellen. es geht mir keinesfalls darum die Gamestar-Redakteure als "böse", "gierig" oder sonst was darzustellen. Es geht um die Sache an sich, um das System und den Spiele-Journalismus im Gesamten (nicht nur in Deutschland). Von mir aus kann der Redakteur die "herzensguteste" Person der Welt sein, das spielt keine Rolle. Man sollte nicht in eine identitätspolitische Debatte abrutschen, in der es nur darum geht ob die Person dahinter böse oder gut ist. darum geht es nicht.Dimitry Halley hat geschrieben: ↑1. Mai 2020, 15:41
In Wahrheit war es ein Mix aus "Oh, das Spiel sieht cool aus. Ich (Elena) hätte voll Bock mir das anzuschauen. Bekommen wir das denn auch so als Artikel verpackt, dass möglichst viele Leute es lesen?" Es gibt selten nur einen einzigen Grund/eine einzige Dimension für irgendwas. Das ist was, was mich immer so ein bisschen rubbt. Ja, wir brauchen Reichweite. Aber das heißt doch nicht, dass wir jeden Morgen da hocken, uns die Hände reiben und einzig und allein denken "Uhuhu, wie können wir soo vieeeele Klicks wie möglich machen, GOLLUM GOLLUM".
Wie Dimi schon gesagt hat, habe ich Cloudpunk aus einer persönlichen Motivation heraus gespielt und etwas darüber geschrieben. Deshalb lag es mir auch am Herzen das Thema an die Leute zu bringen, für die es genauso spannend sein könnte, wie für mich – nämlich Cyberpunk-Fans, die sich auf das kommende Rollenspiel freuen. Hätte ich einfach nur „Cloudpunk im Test“ geschrieben, hätten die den Artikel wahrscheinlich nicht mitbekommen oder ignoriert, weil ihnen der Titel schlicht nichts sagt.