Der Gamestar-Kodex: Überfällige Selbsteinschätzung oder überflüssige PR-Maßnahme?

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Lurtz
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Re: Der Gamestar-Kodex: Überfällige Selbsteinschätzung oder überflüssige PR-Maßnahme?

Beitrag von Lurtz »

Das ist ja schon seit langem ein Unding. Gibt ja sogar Leute, die bei Reddit absichtlich Leaks gefaket und das dann aufgedeckt haben und dennoch hat sich nichts am Verhalten der Magazine geändert.
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Jon Zen
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Re: Der Gamestar-Kodex: Überfällige Selbsteinschätzung oder überflüssige PR-Maßnahme?

Beitrag von Jon Zen »

Wudan hat geschrieben: 13. Mai 2020, 20:26 Passt vielleicht hier ganz gut rein, auch wenn es nicht (nur) die GS betrifft.

Was mich aktuell bisschen aufregt ist die "News" die gerade die Runde macht das noch dieses (Fiskal)Jahr ein HD Remaster der Mass Effect Trilogie kommen soll. Dabei gibt es zu dieser News nicht den Hauch einer Quellenangabe. Das hat ein einziger Journalist in einem Nebensatz eines Artikels einfach so behauptet, ohne jegliche Quelle, und alle Magazine schreiben es fröhlich voneinander ab, ebenfalls ohne Quellen, ohne vll. mal bei EA nachzufragen oder es sonstwie zu verifizieren. GameTwo hat es sogar in der Sendung gehabt letzten Freitag. Versteh ich nicht wie man sowas absolut unbestätigtes so groß raushauen kann.
Zynisch gesagt: Klicks. Die halbe Gamerwelt zählt ja zu den Mass Effect Fans. Und sollte man noch eine Richtigstellungsnews zu ME machen müssen, kassiert man sogar doppelt Klicks.

Aus journalistischer Sicht, gibt es dagegen keinen Grund darüber zu berichten.
Als gutes Beispiel, wie über "News" und "Gerüchte" berichtet werden, kann man bei den Fußballmedien sehen:

Bild/Sportbild: boulevard, fast inhaltslose Artikel, Gerüchte werden gerne & schnell verbreitet
transfermarkt.de: z.T. sehr gute Artikel, aber auch viele News über Gerüchte, die von boulevardmedien verbreitet wurden
kicker: kurze Artikel (oft auch mit wenig/schlechtem Inhalt/z.T. boulevardeske Stimmungsmache), Gerüchte werden aber nur publiziert, wenn es glaubhafte Quellen gibt
Rasenfunk: Der Fußball wird ausführlich analysiert, auf Gerüchte/Klatsch wird nur in seltensten Fällen eingegangen.

Gamestar.de würde ich am ehesten mit transfermarkt.de vergleichen, hat aber dagegen noch den Anspruch des Kodex. Der Kicker zeigt, dass man auch heute noch bestehen kann, ohne dass man auf "News" setzt, sondern eigene Quellen nutzt. Die daraus entsthenden Artikel sind zwar meistens nicht hochwertig (viel kurze Artikel, oft belanglose Interviews, kein tieferer Blick auf die Taktik der Mannschaften), aber fallen nicht unter Clickbait. Bildergalerien gibt es zwar auch (diese kann man sich bei transfermarkt.de auf einen Klick anzeigen lassen), aber das macht bei ihrer Handyapp Sinn.
Der Kicker macht genau das, was er machen will und unter diesen Aspekten macht er es gut.
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Asphyx
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Re: Der Gamestar-Kodex: Überfällige Selbsteinschätzung oder überflüssige PR-Maßnahme?

Beitrag von Asphyx »

https://www.gamestar.de/artikel/star-ci ... 57738.html

Echt jetzt? Ist schon wieder 1.April? Ich weiß grad ehrlich gesagt nicht, ob ich es bescheuerter finde, dass CIG sowas ins Spiel einbaut (während das Spiel selbst sich seit Jahren im Kriechtempo entwickelt), oder dass GS sowas eine Newsmeldung wert ist (in der das noch als Errungenschaft verkauft wird).

Unterdessen: weitere Toplisten ("Top Survival-Games 2020 - Das sind die besten Überlebens-Spiele am PC", "10 Jahre Marvel-Filme - Wer ist der beste Bösewicht?") und weiter mindestens zwei AC Valhalla-Artikel pro Tag, weiteres Herumspekulieren samt irreführender Headlines ("Bioshock 4 wird ein Loot-Shooter?! Was wir jetzt schon wissen" - Spoiler: bis auf ein paar Stellengesuche in Wahrheit nichts).
Peter Bathge entwickelt sich rasant zum Spezialisten für letztgenannte Artikel und schreibt dabei noch selbst: "Darauf zu diesem Zeitpunkt Antworten finden zu wollen, mag im ersten Moment wie Kaffeesatzlesen wirken. Tatsächlich liefert eine sorgfältige Analyse des Projekts aber bereits erste konkrete Hinweise, in welche Richtung sich Bioshock 4 entwickeln könnte." Mit Betonung auf KÖNNTE, nicht auf KONKRET. Ist das nun listige Selbstironie oder bloß komplette Betriebsblindheit?
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Re: Der Gamestar-Kodex: Überfällige Selbsteinschätzung oder überflüssige PR-Maßnahme?

Beitrag von vicsbier »

Bei all der Kritik darf man nicht vergessen, dass die GameStar überwiegend für ein jüngeres, unerfahreneres Publikum schreibt.
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Wudan
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Re: Der Gamestar-Kodex: Überfällige Selbsteinschätzung oder überflüssige PR-Maßnahme?

Beitrag von Wudan »

Asphyx hat geschrieben: 14. Mai 2020, 17:44und schreibt dabei noch selbst: "Darauf zu diesem Zeitpunkt Antworten finden zu wollen, mag im ersten Moment wie Kaffeesatzlesen wirken.
Bei der Stelle musste ich gestern als ich´s las auch schon drüber schmunzeln. Denn das wirkt nicht nur wie Kaffeesatzleserei, das IST Kaffeesatzleserei.
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Asphyx
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Re: Der Gamestar-Kodex: Überfällige Selbsteinschätzung oder überflüssige PR-Maßnahme?

Beitrag von Asphyx »

vicsbier hat geschrieben: 14. Mai 2020, 19:13 Bei all der Kritik darf man nicht vergessen, dass die GameStar überwiegend für ein jüngeres, unerfahreneres Publikum schreibt.
Das mag schon so sein, macht es aber nicht besser. Auch ein jüngeres und unerfahrenes Publikum verdient guten Journalismus. Just saying...

Oder anders gesagt: die GS-Leser von heute sind die GS-Schreiber von morgen.
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Re: Der Gamestar-Kodex: Überfällige Selbsteinschätzung oder überflüssige PR-Maßnahme?

Beitrag von vicsbier »

Asphyx hat geschrieben: 14. Mai 2020, 20:56
vicsbier hat geschrieben: 14. Mai 2020, 19:13 Bei all der Kritik darf man nicht vergessen, dass die GameStar überwiegend für ein jüngeres, unerfahreneres Publikum schreibt.
Das mag schon so sein, macht es aber nicht besser. Auch ein jüngeres und unerfahrenes Publikum verdient guten Journalismus. Just saying...

Oder anders gesagt: die GS-Leser von heute sind die GS-Schreiber von morgen.
Aber das junge Publikum muss in einer Sprache angesprochen werden, welche es auch versteht. Jugendliche denken gerne noch in Suplerativen/Extremen, es gilt seinen Rang in Gruppe und Klasse durch tolle Taten und coole Statements zu behaupten. Die Spieleindustrie nutzt bspw übertrieben Actionszenen als Referenzpunkte, die GameStar nutzt gerne Übertreibungen und provozierende Fragestellungen als Überschrift. Wir sollten daher das Alter der Zielgruppe bei der Betrachtung nicht außen vor lassen.
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Lurtz
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Re: Der Gamestar-Kodex: Überfällige Selbsteinschätzung oder überflüssige PR-Maßnahme?

Beitrag von Lurtz »

vicsbier hat geschrieben: 14. Mai 2020, 19:13 Bei all der Kritik darf man nicht vergessen, dass die GameStar überwiegend für ein jüngeres, unerfahreneres Publikum schreibt.
Wobei die Bioshock 4-Kolumne ein Plus-Artikel war. Und ich bezweifle stark, dass der Altersschnitt da so niedrig ist. Ich finde leider auch, dass Peter Bathge etwas verheizt wird. Der Mann hat sicher megaviel drauf und hat einen guten Schreibstil, aber irgendwie schreibt er seit längerem neben ein paar Previews nur noch diese Kolumne, wo er sich bewusst irgendeine kontroverse These raussucht, und die durchspielt. Nett zu lesen, aber wenig von Gehalt.
Ist ja nicht uninteressant, aber für Plus fühlt es sich dennoch verschenkt an, da hätte ich mir mehr Reports oder dergleichen erwartet. Wobei man die Reports eh hauptsächlich von Freelancern einzukaufen scheint.
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Re: Der Gamestar-Kodex: Überfällige Selbsteinschätzung oder überflüssige PR-Maßnahme?

Beitrag von vicsbier »

Lurtz hat geschrieben: 15. Mai 2020, 09:48
vicsbier hat geschrieben: 14. Mai 2020, 19:13 Bei all der Kritik darf man nicht vergessen, dass die GameStar überwiegend für ein jüngeres, unerfahreneres Publikum schreibt.
Wobei die Bioshock 4-Kolumne ein Plus-Artikel war. Und ich bezweifle stark, dass der Altersschnitt da so niedrig ist.
Das mag wohl stimmen.
Frage ist: Wie würden wir ein Magazin aufbauen, dass eine solch erhebliche Altersspanne überbrücken muss und dabei noch wirtschaftlich ist?
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DickHorner
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Re: Der Gamestar-Kodex: Überfällige Selbsteinschätzung oder überflüssige PR-Maßnahme?

Beitrag von DickHorner »

Hab ich was verpasst oder warum sollte das die Frage sein?
vicsbier
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Re: Der Gamestar-Kodex: Überfällige Selbsteinschätzung oder überflüssige PR-Maßnahme?

Beitrag von vicsbier »

DickHorner hat geschrieben: 16. Mai 2020, 11:07 Hab ich was verpasst oder warum sollte das die Frage sein?
Ich kann nicht bewerten, ob du etwas verpasst hast. Du kannst aber alles durch das Lesen der letzten Beiträge nachholen, da wir hier öffentlich diskutieren.

Wenn man die Entscheidungen anderer kritisiert sollte man schon die Alternativen nennen. Es ist ja nicht so, dass man ohne Grund den eigenen Codex ignoriert, auch bei der GS arbeiten kluge Leute. Die Aufgabenstellung ist daher m.E. nicht so einfach, wie man denkt.
Zuletzt geändert von vicsbier am 17. Mai 2020, 11:19, insgesamt 1-mal geändert.
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Asphyx
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Re: Der Gamestar-Kodex: Überfällige Selbsteinschätzung oder überflüssige PR-Maßnahme?

Beitrag von Asphyx »

vicsbier hat geschrieben: 15. Mai 2020, 09:36
Asphyx hat geschrieben: 14. Mai 2020, 20:56
vicsbier hat geschrieben: 14. Mai 2020, 19:13 Bei all der Kritik darf man nicht vergessen, dass die GameStar überwiegend für ein jüngeres, unerfahreneres Publikum schreibt.
Das mag schon so sein, macht es aber nicht besser. Auch ein jüngeres und unerfahrenes Publikum verdient guten Journalismus. Just saying...

Oder anders gesagt: die GS-Leser von heute sind die GS-Schreiber von morgen.
Aber das junge Publikum muss in einer Sprache angesprochen werden, welche es auch versteht. Jugendliche denken gerne noch in Suplerativen/Extremen, es gilt seinen Rang in Gruppe und Klasse durch tolle Taten und coole Statements zu behaupten. Die Spieleindustrie nutzt bspw übertrieben Actionszenen als Referenzpunkte, die GameStar nutzt gerne Übertreibungen und provozierende Fragestellungen als Überschrift. Wir sollten daher das Alter der Zielgruppe bei der Betrachtung nicht außen vor lassen.
Um die Sprache geht es doch aber gar nicht, zumindest mir nicht. Es geht um inhaltsleere News, um unnötig auf mehrere Artikel verteilte Infoschnipsel, um ausufernde Spekulationen auf Basis dünnster Grundlagen und um irreführende Headlines, deren implizite oder explizite Aussagen die jeweiligen Artikel nicht einhalten. Nichts davon hat ursächlich mit dem gewählten Sprachduktus zu tun.

Dessen ungeachtet würde ich auch weder pauschal annehmen wollen, dass die Gamestar, die immerhin seit 23 Jahren existiert, in erster Linie für ein "jugendliches" Publikum mit wenig Gamingerfahrung schreibt (wenn wir dank Studien wissen, dass der Durchschnittsgamer in Deutschland mittlerweile über 35 ist), noch dass ein jüngeres Publikum mehrheitlich in "Superlativen/Extremen" denkt und nicht zu differenzierten Werturteilen fähig wäre oder sie zu schätzen wüsste.

Aber selbst wenn es so wäre, gibt es dennoch einen markanten Unterschied zwischen der Sprache, die man benutzt, und den Inhalten, die man transportiert. Würde man deiner Argumentation folgen, wäre es ja einer Zeitschrift, die sich an ein vorwiegend jüngeres Zielpublikum wendet, schlechterdings unmöglich, eine Aussage im weiten Feld zwischen "megatoll" und "komplette Grütze" zu treffen - selbst wenn sie sich, wie die Gamestar es ja öffentlich tut, als "kritisch, fair und konstruktiv" versteht, "mit hohem journalistischen Qualitätsanspruch" (Zitate aus dem GS-Kodex).

Und weil ich den Kodex eben wieder angerissen habe, darin steht zum Beispiel:
"Wir setzen alles daran, Gerüchte und Informationen grundsätzlich zu verifizieren, bevor wir sie veröffentlichen."
Wie man Gerüchte verifiziert (und wie sie dann trotzdem noch Gerüchte bleiben können), ist eine Frage für sich. Aber wenn dann wie heute wieder ein Artikel wie dieser erscheint:

https://www.gamestar.de/artikel/mafia-1 ... 57789.html

in dem auf Basis weniger Screenshots wieder wild herumspekuliert wird, und zwar so wild, dass die Redaktion selbst es für nötig hielt, einen Disclaimer ("Halt, Stopp: Vergesst nicht, dass alle diese Screenshots für Werbezwecke entstanden sind. Das eigentlich [sic!] Spiel kann sich optisch davon also unterscheiden und bis zum Release können sich Details noch ändern.") voranzustellen, sich aber dennoch nicht zu schade ist, das Ganze als "Analyse" zu betiteln - dann hat man den sich selbst gestellten journalistischen Qualitätsanspruch für mich mal wieder meilenweit verfehlt.

Und solche Artikel erscheinen aktuell leider täglich bei Gamestar. Darum geht es mir, das ist meine fundamentale Kritik, und an der halte ich fest. Nicht weil ich gerne auf der GS herumhacke, sondern weil ich sie seit Ausgabe 1 lese und gerne weiter lesen würde, was sie mir aber zunehmend schwerer macht. Und nicht, weil es schändlich wäre, sich in ihrer Ansprache zielgerichtet an eine bestimmte Publikumsschicht zu wenden, sondern weil sie sich als etwas darzustellen versucht, was sie (zumindest in jüngerer Zeit und insbesondere beim Onlineangebot) schlicht nicht ist und vielleicht auch gar nicht mehr sein will (oder kann).
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Re: Der Gamestar-Kodex: Überfällige Selbsteinschätzung oder überflüssige PR-Maßnahme?

Beitrag von ZiggyStardust »

Hab mir gerade mal die Startseite angeschaut. Der dritte Artikel in der Aktuell-Rubrik ist ein Plus-Artikel zu Watch Dogs: Legion, der schon ein Jahr alt ist. Was soll das? Previews sind generell nicht so spannend, aber Previews, die vollkommen veraltet sind, sind noch unspannender.

Generell gibt es ganz schön viele Artikel über Gratis-Spiele. Haben PC-Spieler so wenig Kohle? ;)

Mir geht ja schon der ganze Sprachduktus auf den Senkel. Irgendwie erinnern mich die Überschriften an die Schlagzeilen der Regenbogenpresse im Supermarkt. "Prinzessin Meghan. Ihr Bauch verrät schon überraschend viel!". :mrgreen:
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Asphyx
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Re: Der Gamestar-Kodex: Überfällige Selbsteinschätzung oder überflüssige PR-Maßnahme?

Beitrag von Asphyx »

ZiggyStardust hat geschrieben: 16. Mai 2020, 14:00 Hab mir gerade mal die Startseite angeschaut. Der dritte Artikel in der Aktuell-Rubrik ist ein Plus-Artikel zu Watch Dogs: Legion, der schon ein Jahr alt ist. Was soll das? Previews sind generell nicht so spannend, aber Previews, die vollkommen veraltet sind, sind noch unspannender.

Generell gibt es ganz schön viele Artikel über Gratis-Spiele. Haben PC-Spieler so wenig Kohle? ;)

Mir geht ja schon der ganze Sprachduktus auf den Senkel. Irgendwie erinnern mich die Überschriften an die Schlagzeilen der Regenbogenpresse im Supermarkt. "Prinzessin Meghan. Ihr Bauch verrät schon überraschend viel!". :mrgreen:
Yep, ich hab seit ein paar Tagen auch ständig Plus-Artikel vom letzten Jahr im Newsfeed, warum auch immer. Vorgestern war's ein Link zur E3-Präsentation von Dying Light 2 vom letzten Juni ("eines der besten gezeigten Spiele"), dabei brachte die GS erst vor ca. 10 Tagen einen Artikel über die angeblich chaotischen Zustände in der Entwicklung des Spiels, das überdies erst unlängst verschoben wurde (wie auch Watch Dogs Legion).

Aktuell an erster Stelle im Newsfeed: ein Artikel über die Entwicklung von Dragon Age: Origins vom Dezember letzten Jahres.

Was das soll? Das wissen die Götter... :roll: Schön langsam hab ich das Gefühl, die trollen mich absichtlich.
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Lurtz
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Re: Der Gamestar-Kodex: Überfällige Selbsteinschätzung oder überflüssige PR-Maßnahme?

Beitrag von Lurtz »

Die Archiv-Artikel sind ein Service, der auf alte Artikel hinweisen soll. Laut den Zahlen sehr erfolgreich.
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Asphyx
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Re: Der Gamestar-Kodex: Überfällige Selbsteinschätzung oder überflüssige PR-Maßnahme?

Beitrag von Asphyx »

Lurtz hat geschrieben: 16. Mai 2020, 16:10 Die Archiv-Artikel sind ein Service, der auf alte Artikel hinweisen soll. Laut den Zahlen sehr erfolgreich.
Mag sein, aber was bringt mir z.B. eine Preview von vor einem Jahr, die die Zeit längst überholt hat?
Rick Wertz
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Re: Der Gamestar-Kodex: Überfällige Selbsteinschätzung oder überflüssige PR-Maßnahme?

Beitrag von Rick Wertz »

Ich empfehle, in solchen Fällen den Artikel nicht zu klicken.
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Jon Zen
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Re: Der Gamestar-Kodex: Überfällige Selbsteinschätzung oder überflüssige PR-Maßnahme?

Beitrag von Jon Zen »

Asphyx hat geschrieben: 16. Mai 2020, 16:45
Lurtz hat geschrieben: 16. Mai 2020, 16:10 Die Archiv-Artikel sind ein Service, der auf alte Artikel hinweisen soll. Laut den Zahlen sehr erfolgreich.
Mag sein, aber was bringt mir z.B. eine Preview von vor einem Jahr, die die Zeit längst überholt hat?
Meisten sind es zeitlose Reportagen. Überholte Previews machen natürlich kein Sinn.
An sich ist das eine gute Idee, wenn man als Plus Nutzer einige Reportagen verpasst hat, die einen interessieren würden (oder neuer Plus Abonnent ist). Selbst nach alten Reportagen suchen, macht wohl fast keiner, aber wenn sie so präsentiert werden, lese ich sie gerne, falls sie mich interessieren und falls nicht, einfach ignorieren. Klicks bringen bei Plus Artikel sowieso nichts, weil sie werbefrei sind.
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Asphyx
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Re: Der Gamestar-Kodex: Überfällige Selbsteinschätzung oder überflüssige PR-Maßnahme?

Beitrag von Asphyx »

Jon Zen hat geschrieben: 17. Mai 2020, 00:54 Meisten sind es zeitlose Reportagen. Überholte Previews machen natürlich kein Sinn.
An sich ist das eine gute Idee, wenn man als Plus Nutzer einige Reportagen verpasst hat, die einen interessieren würden (oder neuer Plus Abonnent ist). Selbst nach alten Reportagen suchen, macht wohl fast keiner...
So wird es wohl sein. Wenn man mal gecheckt hat, dass man auf den Zusatz "Plus-Archiv" achten muss, der diese Links als einziger Hinweis von den neuen Plus-Artikeln abhebt, kann man die auch ausfiltern, aber offenbar bin ich nicht der Einzige, der beim ersten Mal in diese "Falle" getappt ist. Die alten Artikel einfach in den aktuellen Newsfeed zu streuen, halte ich trotzdem (und gerade wenn dadurch keine Clicks generiert werden müssen) für keine optimale Lösung, aber das ist zugegeben eine Fußnote im Vergleich zu anderen Kritikpunkten, die in diesem Thread aufgeworfen wurden. ;)
Rick Wertz hat geschrieben: 17. Mai 2020, 00:44 Ich empfehle, in solchen Fällen den Artikel nicht zu klicken.
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Re: Der Gamestar-Kodex: Überfällige Selbsteinschätzung oder überflüssige PR-Maßnahme?

Beitrag von vicsbier »

Asphyx hat geschrieben: 16. Mai 2020, 12:12
vicsbier hat geschrieben: 15. Mai 2020, 09:36
Asphyx hat geschrieben: 14. Mai 2020, 20:56

Das mag schon so sein, macht es aber nicht besser. Auch ein jüngeres und unerfahrenes Publikum verdient guten Journalismus. Just saying...

Oder anders gesagt: die GS-Leser von heute sind die GS-Schreiber von morgen.
Aber das junge Publikum muss in einer Sprache angesprochen werden, welche es auch versteht. Jugendliche denken gerne noch in Suplerativen/Extremen, es gilt seinen Rang in Gruppe und Klasse durch tolle Taten und coole Statements zu behaupten. Die Spieleindustrie nutzt bspw übertrieben Actionszenen als Referenzpunkte, die GameStar nutzt gerne Übertreibungen und provozierende Fragestellungen als Überschrift. Wir sollten daher das Alter der Zielgruppe bei der Betrachtung nicht außen vor lassen.
Um die Sprache geht es doch aber gar nicht, zumindest mir nicht. Es geht um inhaltsleere News, um unnötig auf mehrere Artikel verteilte Infoschnipsel, um ausufernde Spekulationen auf Basis dünnster Grundlagen und um irreführende Headlines, deren implizite oder explizite Aussagen die jeweiligen Artikel nicht einhalten. Nichts davon hat ursächlich mit dem gewählten Sprachduktus zu tun.

Dessen ungeachtet würde ich auch weder pauschal annehmen wollen, dass die Gamestar, die immerhin seit 23 Jahren existiert, in erster Linie für ein "jugendliches" Publikum mit wenig Gamingerfahrung schreibt (wenn wir dank Studien wissen, dass der Durchschnittsgamer in Deutschland mittlerweile über 35 ist), noch dass ein jüngeres Publikum mehrheitlich in "Superlativen/Extremen" denkt und nicht zu differenzierten Werturteilen fähig wäre oder sie zu schätzen wüsste.

Aber selbst wenn es so wäre, gibt es dennoch einen markanten Unterschied zwischen der Sprache, die man benutzt, und den Inhalten, die man transportiert. Würde man deiner Argumentation folgen, wäre es ja einer Zeitschrift, die sich an ein vorwiegend jüngeres Zielpublikum wendet, schlechterdings unmöglich, eine Aussage im weiten Feld zwischen "megatoll" und "komplette Grütze" zu treffen - selbst wenn sie sich, wie die Gamestar es ja öffentlich tut, als "kritisch, fair und konstruktiv" versteht, "mit hohem journalistischen Qualitätsanspruch" (Zitate aus dem GS-Kodex).

Und weil ich den Kodex eben wieder angerissen habe, darin steht zum Beispiel:
"Wir setzen alles daran, Gerüchte und Informationen grundsätzlich zu verifizieren, bevor wir sie veröffentlichen."
Wie man Gerüchte verifiziert (und wie sie dann trotzdem noch Gerüchte bleiben können), ist eine Frage für sich. Aber wenn dann wie heute wieder ein Artikel wie dieser erscheint:

https://www.gamestar.de/artikel/mafia-1 ... 57789.html

in dem auf Basis weniger Screenshots wieder wild herumspekuliert wird, und zwar so wild, dass die Redaktion selbst es für nötig hielt, einen Disclaimer ("Halt, Stopp: Vergesst nicht, dass alle diese Screenshots für Werbezwecke entstanden sind. Das eigentlich [sic!] Spiel kann sich optisch davon also unterscheiden und bis zum Release können sich Details noch ändern.") voranzustellen, sich aber dennoch nicht zu schade ist, das Ganze als "Analyse" zu betiteln - dann hat man den sich selbst gestellten journalistischen Qualitätsanspruch für mich mal wieder meilenweit verfehlt.

Und solche Artikel erscheinen aktuell leider täglich bei Gamestar. Darum geht es mir, das ist meine fundamentale Kritik, und an der halte ich fest. Nicht weil ich gerne auf der GS herumhacke, sondern weil ich sie seit Ausgabe 1 lese und gerne weiter lesen würde, was sie mir aber zunehmend schwerer macht. Und nicht, weil es schändlich wäre, sich in ihrer Ansprache zielgerichtet an eine bestimmte Publikumsschicht zu wenden, sondern weil sie sich als etwas darzustellen versucht, was sie (zumindest in jüngerer Zeit und insbesondere beim Onlineangebot) schlicht nicht ist und vielleicht auch gar nicht mehr sein will (oder kann).
MIr ging es mehr um Sprachwahl im Sinne von "Aufreger" für ein junges, actionorientiertes Publikum, welches sich dann kontrovers austauscht bzw mit diesem "Wissen" in der eigenen Gruppe punkten kann. Das die Artikel Inhaltsleer sind, fällt denke ich jedem älteren Leser sofort auf. Für die Jugend ist ein solcher Artikel m.E. mehr ein willkommener Diskussionsansatz ;-)

Die Artikel dienen also nicht der Wissensvermittlung, sondern der Unterhaltung.
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