Der Gamestar-Kodex: Überfällige Selbsteinschätzung oder überflüssige PR-Maßnahme?

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philipp_neu
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Re: Der Gamestar-Kodex: Überfällige Selbsteinschätzung oder überflüssige PR-Maßnahme?

Beitrag von philipp_neu »

@ Andre Polemik im klassichen SInne ist doch was tolles :). Ich wollte nur anmerken, dass es verschiedene "Härtegrade" journalistischer Inhalte gibt und diese auch eine Berechtigung haben.
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sleepnt
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Re: Der Gamestar-Kodex: Überfällige Selbsteinschätzung oder überflüssige PR-Maßnahme?

Beitrag von sleepnt »

Es ist ein Leitfaden für (neue) Mitarbeiter, um eine gemeinsame rote Linie zu verfolgen.

Der Duden (https://www.duden.de/rechtschreibung/Kodex) sagt:
3. Sammlung von Normen, Regeln eines Sachbereichs
BEISPIEL: ein Kodex der Normen, Begriffe

4. ungeschriebene Regeln des Verhaltens, des Handelns, an denen sich eine [gesellschaftliche] Gruppe orientiert; Verhaltenskodex
BEISPIEL: der Kodex ehrbarer Kaufleute
Also ob man Kodex oder Richtlinie schreibt ist jetzt, glaube ich, nicht so wichtig.
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lolaldanee
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Re: Der Gamestar-Kodex: Überfällige Selbsteinschätzung oder überflüssige PR-Maßnahme?

Beitrag von lolaldanee »

philipp_neu hat geschrieben: 28. Apr 2019, 13:49 das war die GS noch nie und dieser Kodex unterschtreicht das m.M.n nur, jetzt kann man es halt 1:1 nachlesen, why not.
also, in den Jahren unter Jörg Langer war die GameStar aber sowas von genau das. Auch später war die GameStar noch lange eher, wie Gunnar Lott glaube ich mal sage, die Katholische Kirche unter den Spielezeitschriften. Ich finde es sehr traurig, dass die Markgegebenheiten die GameStar dazu zwangen sich mehr und mehr von ihren alten Tugenden abzuwenden, in den letzen Jahren.

Die GameStar produziert natürlich auch weiterhin gute Inhalte, nur gehen die in einem Wust von Clickbait-Schwachfug geradezu unter
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Desotho
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Re: Der Gamestar-Kodex: Überfällige Selbsteinschätzung oder überflüssige PR-Maßnahme?

Beitrag von Desotho »

Ich finde den "Kodex" ok, habe auch den erklärenden Podcast gehört. Sie sagen halt klar was Sache ist, was man erwarten darf von ihnen und was nicht.
Und genauso wie ich mich entscheiden kann eine Computerbild Spiele nicht zu lesen, kann ich das auch bei einer Gamestar machen (wenn es mich denn stört).
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Soulaire
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Re: Der Gamestar-Kodex: Überfällige Selbsteinschätzung oder überflüssige PR-Maßnahme?

Beitrag von Soulaire »

alleine der Begriff "Kodex" hebt das Ganze schon auf ein Podest. Man hätte auch das Wort "Bestandsanalyse" verwendet können. So will man sich viel mehr hervorheben und verteilt nur gegenseitige Schulterklopfer....
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Andre Peschke
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Re: Der Gamestar-Kodex: Überfällige Selbsteinschätzung oder überflüssige PR-Maßnahme?

Beitrag von Andre Peschke »

DickHorner hat geschrieben: 28. Apr 2019, 15:14 Jemandem, für den die Arbeit mit Sprache Beruf ist passiert sowas nicht aus Versehen, deshalb unterstelle ich mal, dass dieser Begriff ganz bewusst gewählt wurde; um maximale Öffentlichkeitswirksamkeit zu erreichen.
Ich glaube, das wurde einfach an den Begriff des "Pressekodex" angelehnt.

Wenn ich mir den Kodex anschaue, habe ich auch sonst nicht das Gefühl, dass da mit der Goldwaage jede Feinunze Wortstaub abgewogen wurde. zB schreibt man, dass Richtigkeit immer Vorrang hat - und dann steht sie auf Rang 3. Da hätte man, wenn man das mit wirklicher Akribie erstellt, IMO entweder nicht klassisch durchnummeriert, was immer eine Rangordnung nahelegt, oder die Richtigkeit eben an erster Stelle aufgeführt.

Oder man schaue sich an, wie Heiko das AMA-Video eröffnet. Das wirkt nicht irrsinnig staatstragend, wenn er da den "Kodex" mit Airquotes bedenkt. Klar, sie haben das groß gespielt. Ist ja auch keine schlechte PR. Aber sie sagen ja auch sehr deutlich, dass sie aus ihrer Sicht eher aufgeschrieben haben, was halt schon immer irgendwie implizit da war.

Andre
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Leonard Zelig
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Re: Der Gamestar-Kodex: Überfällige Selbsteinschätzung oder überflüssige PR-Maßnahme?

Beitrag von Leonard Zelig »

Unter Jörg Langer hat sich die Gamestar als Sprachrohr der Leser verstanden, jetzt lese ich, dass Ihnen Fairness gegenüber der Industrie sehr wichtig wäre. Als Beispiel wird ausgerechnet Anthem genannt. Ist damit der Test gemeint? Der sollte das Spiel bewerten und keine Rücksicht auf die Empfindlichkeiten von Industrie, Hatern oder Fans nehmen. Oder ist das ein Seitenhieb in Richtung Jason Schreier, von dem sich BioWare ungerecht behandelt gefühlt hat?
"The whole problem with the world is that fools and fanatics are always so certain of themselves, but wiser people so full of doubts."

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sleepnt
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Re: Der Gamestar-Kodex: Überfällige Selbsteinschätzung oder überflüssige PR-Maßnahme?

Beitrag von sleepnt »

Leonard Zelig hat geschrieben: 28. Apr 2019, 20:20 Unter Jörg Langer hat sich die Gamestar als Sprachrohr der Leser verstanden, jetzt lese ich, dass Ihnen Fairness gegenüber der Industrie sehr wichtig wäre. Als Beispiel wird ausgerechnet Anthem genannt. Ist damit der Test gemeint? Der sollte das Spiel bewerten und keine Rücksicht auf die Empfindlichkeiten von Industrie, Hatern oder Fans nehmen. Oder ist das ein Seitenhieb in Richtung Jason Schreier, von dem sich BioWare ungerecht behandelt gefühlt hat?
Fairness beschreiben sie als das Einhalten von Bedingungen - z.B. Embargos oder Objektivität bei einem emotional aufgeladenen Thema. Das hat schon seine Berechtigung.

Ich kann ja auch viel über Gamestar meckern - z.B. Berichte über Gerüchte in ihrer Anzahl. Aber ich finde einen roten Faden als Kodex formuliert sehr gut. Ich kenne das aus meinem Job: Wenn man mal bei Entscheidungen schwimmt o.ä. kann man sich z.B. auf ein Konzept berufen. Man denkt immer, dass viele Regeln ungeschrieben Konsens im Team sind, bis diese dann mal zum tragen käme.

Daher glaube ich, dass ein Kodex, auch wenn er nur den Status Quo festhält, bereits viele Missverständnis verhindert. Und einsehbar und z.B. im Rahmen ihres Podcasts verbreitet erhöht dies ihre Integrität, einfach dadurch, dass man sich selbstreflektiert und ein Ergebnis präsentiert.
akill0816
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Re: Der Gamestar-Kodex: Überfällige Selbsteinschätzung oder überflüssige PR-Maßnahme?

Beitrag von akill0816 »

Dass die Gamestar tatsächlich von sich behauptet keinen Clickbait zu betreiben finde ich ziemlich abstrus. Ich kenne keine andere deutsche Gaming-Website, die ihre News dermaßen mit Clickbaitversuche verseucht. Leider funktioniert es auch bei mir oft genug aber die minderwertige Newssektion der Gamestar ist für mich das Hauptargument warum plus für mich nicht in Betracht kommt.
Wer News auf solche Weise formuliert, ist für mich einfach nicht vertrauenswürdig. Ich mag es auch überhaupt nicht, wenn man die Rahmen des eigenen Mediums ständig sprengt. Ich surfe die Gamestar nicht an um über Kinofilme und Serien informiert zu werden.

Die Gamestar hat für mich die Newsqualität eines Boulevardblatts - manchmal sehr gut informiert, immer reißerisch und ständig vollgestopft, sodass es unmöglich ist aus Überschriften zu entnehmen ob eine News relevant oder manipulativ ist.

Bei den Tests fällt für mich ein Deutschland und häufig auch ein Promibonus auf aber wirkliche Zweifel an eine Unbestechlichkeit hatte ich seit langem nicht mehr.

Die Plus Artikel klingen häufig spannend aber wer von mir Geld sehen will, muss auch in allen Bereichen seriös agieren und die Newssektion finde ich bei dem Gamestar maximal unseriös.

Am liebsten sind mir tatsächlich die Videos bei der Gamestar. Vielleicht spukt in der Videoredaktion immernoch Andres Spirit rum aber die Videos der Gamestar sehe ich recht gern.

Insgesamt besteht der Kodex aus ziemlich viel heißer Luft und die wirklichen Probleme werden mehr oder weniger negiert.
Tom
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Re: Der Gamestar-Kodex: Überfällige Selbsteinschätzung oder überflüssige PR-Maßnahme?

Beitrag von Tom »

Ich muss ja gestehen, dass ich, als die Diskussion über Spielejournalismus vor Jahren erstmals aufkam, eher gedanklich mit den Augen gerollt und mir in etwa gedacht habe: Warum diskutieren Redakteure von Spielemedien über Journalismus? Die sollen mir doch nur sagen, welche Spiele was taugen, welche Spiele bald kommen, auf die ich mich freuen kann, und welche Grafikkarte ich mir in den Rechner stecken sollte.

Kritischen Journalismus habe ich mir von der Spielepresse gar nicht erwartet, genausowenig wie ich erwarten würde, dass in einem Modemagazin etwas von den Arbeitsbedingungen in Textilfabriken in Bangladesch geschrieben wird. So etwas steht bei ausreichender Relevanz doch auch eher in den klassischen investigativen Nachrichtenmagazinen. Mittlerweile erkenne ich an, dass es im Spielebereich viele Themen gibt, über die sich kritisch berichten oder über die sich eine interessante Analyse schreiben lässt, und es in Spielemedien Platz dafür gibt. Aber ich glaube nach wie vor nicht, dass das das Brot-und-Butter-Geschäft des marktführenden Mediums sein kann. Das bestätigt sich für mich auch, wenn ich mir anschaue, welche Veröffentlichungen auf der Gamestar am meisten geklickt werden:

https://www.gamestar.de/videos/gamestar ... 98027.html

Am besten laufen nun mal die großen Spiele und Bestenlisten. Vor diesem Hintergrund: Was sollte denn in dem Codex Anderes stehen, ohne dass sich die Gamestar selbst verpflichten würde, den Fokus auf Dinge zu richten, die die Masse gar nicht interesssieren?
Stuttgarter
Beiträge: 1634
Registriert: 31. Dez 2016, 22:39

Re: Der Gamestar-Kodex: Überfällige Selbsteinschätzung oder überflüssige PR-Maßnahme?

Beitrag von Stuttgarter »

Stellenweise wundere ich mich, was hier für Ansprüche an die GS gestellt werden (und die dieser Kodex dann zwangsläufig enttäuschen musste).

Zum einen, was das "Clickbaiting" angeht - wahrscheinlich kommt mal wieder mein Alter-Sack-sein durch, aber ich kenne "Clickbaiting" seit 30 Jahren. Damals wars halt offline und nannte sich "Schlagzeile". Da gabs damals schon den Abschaum (BILD und Co) - aber natürlich hatte damals auch eine seriöse Tageszeitung lieber eine fette "Flutkatastrophe fordert hunderte Menschenleben" unterm Kopf als "Debatte über Gesundheitsreform: Lösung verschiebt sich um mehrere Monate" (fiktive Beispiele). Ich finde den Ansatz der Gamestar, "Der Artikel muss mir das bieten, was mir der Titel verspricht" nachvollziehbar. Die Tageszeitung musste früher am Bahnhofskiosk gegen fünf, zehn, vielleicht sogar zwölf Konkurrenten bestehen. Die Gamestar online gegen hunderte? Tausende?

Und das ist der zweite Punkt - ich finde es sehr nachvollziehbar, dass sich die Gamestar verschiedene Äcker zum pflügen abgegrenzt hat. Dass sie nicht nur die größte deutsche Spielewebseite sind, sondern das auch bleiben wollen, sollte einleuchten. Daraus folgt aber natürlich, dass sie auch das bedienen müssen, was Millionen wollen. Würden Millionen Kunden ausführliche, gründlich recherchierte Berichterstattung wollen, wären die Hefte als solche vermutlich nie in die Krise gekommen. Die WASD wäre dann ein monatlich erscheinendes Magazin, das monatlich hunderttausende absetzt. Und Jochen und Anré wären nach einem Jahr Millionäre gewesen. Millionen User wollen eben nichts dergleichen - sondern Releasetermine, Featurelisten, Screenshotstrecken. Die Gamestar wär dumm, würd sie nicht exakt das liefern. Das ist aber auch nicht schlimm. Weil sie ja nicht nur das machen. Sondern zeitgleich noch Plus und das Heft anbieten. Wo dann der "klassische" Spielejournalismus stattfindet (und, immer mehr, auch der eher neue, feuilletonistische). Und ganz ehrlich - aus dem Angebot für die Millionenzielgruppe zu schließen, wie das Angebot für eine maximal vermutlich fünfstellige Zahl aussieht, erscheint mir nicht wirklich fair. Um nochmal eine Analogie zu bemühen - das wäre so, als würde man die Qualität des Pod-Angebots an "Sexvilla", "Inseln des Schreckens" und "Fortnite-Coach" ablesen wollen. Kann man natürlich machen - die drei Folgen stehen öffentlich für alle. Aber man wird der Sache damit nicht gerecht. Oder?

Ich finde übrigens beileibe nicht grundsätzlich gut, wie sie manches handhaben. Zum Beispiel ärgert es mich sehr, dass ich als Printleser nicht in den Genuss aller Plus-Angebote komme - speziell die Podcasts. Ich verstehe, dass sie damit Geld verdienen wollen - was ich aber nicht verstehe, ist, warum sie die Dinger nicht einfach auf ihre DVDs mit drauf packen. Da ich ungern am Bildschirm längere Texte lese, ist Plus an und für sich für mich uninteressant, aber nur für die Podcasts das Plus-Abo abzuschließen, wo ich doch jeden Monat das Printheft zahle, halte ich für sehr ärgerlich. (Und hab in dem Fall auch definitiv keine Scheu, einmal im Jahr einen Monat zu buchen, um mich dann mit allen Podcasts der letzten Monate zu versorgen, statt das kontinuierliche Paket zu buchen. Da ich eben eh schon monatlich das Heft bezahle.)

Worauf ich mit dem letzten Absatz raufwollte - ich würde mich nicht als Gamestarfanboy sehen, im Gegenteil, die kriegen regelmäßig von mir kritische Leserbriefe. Aber hier im Thread scheinen mir manche Positionen so, als würde von der Katze das Bellen erwartet. Was ich schlicht nicht ganz nachvollziehen kann. Ich konsumiere derzeit konstant The Pod, Insert Moin, Gamestar Print und die WASD. Damit hab ich für nicht mal 17 Euro pro Monat einen sehr guten Überblick aus den verschiedensten Perspektiven auf mein Hobby. Und bin eigentlich auch ganz froh drüber, dass alle vier Marken eine eigene Herangehensweise haben. Da alle erkenntnisbringend sind.
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Schlagerfreund
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Re: Der Gamestar-Kodex: Überfällige Selbsteinschätzung oder überflüssige PR-Maßnahme?

Beitrag von Schlagerfreund »

Clickbaiting definiert man ja allgemein das man z.B. durch eine Überschrift den eigentlichen Inhalt total aufbläht. Ich wähle also eine Überschrift die total dramatisch klingt, der Inhalt des Artikels ist es dagegen nicht. Ansonsten gibt es auch noch fieseres Clickbaiting, wo die Überschrift und der Inhalt des Artikels genau genommen nix miteinander zu tun haben. Clickbaiting ist mit Sicherheit keine neue Erfindung. Das die Bild es macht, macht es aber auch nicht besser. Ich glaube aber auch das man hier der Bild zu gute halten kann, dass hinter einer reißerischen Überschrift auch ein reißerischer Artikel steckt.
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Andre Peschke
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Re: Der Gamestar-Kodex: Überfällige Selbsteinschätzung oder überflüssige PR-Maßnahme?

Beitrag von Andre Peschke »

Schlagerfreund hat geschrieben: 29. Apr 2019, 08:51 Clickbaiting definiert man ja allgemein das man z.B. durch eine Überschrift den eigentlichen Inhalt total aufbläht.
Ich würde vermuten, dass die ganze Diskussion um eine Definition von "Clickbait" am Ziel vorbei führt. Das ist ein Modewort, für dass es keine feste Beschreibung gibt. Ergo kann man sich da ewig an unterschiedlichen Begriffserklärungen abarbeiten.

IMO muss man eher darauf verzichten die eigene Argumentation auf einen solchen "Kampfbegriff" zu reduzieren, auch wenn er schön plakativ und ein wenig provokant das Missfallen auf den Punkt bringen mag. Stattdessen sollte man darüber sprechen, welche Art von Berichterstattung man will - in Inhalt und Tonfall. Je mehr man als User den eigenen Anspruch hier reflektiert und auch artikulieren kann, desto eher findet auch eine richtige Diskussion statt. Sich auf dem Nebenkriegsschauplatz "ist es nun Clickbait oder nicht?" auszutoben, bringt doch nichts. Wenn es kein Clickbait ist, wird man nicht magisch mit einer Headline zufrieden sein. Man hat eben nur den falschen Begriff benutzt den eigenen Unmut auszudrücken.

Andre
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Tagro
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Re: Der Gamestar-Kodex: Überfällige Selbsteinschätzung oder überflüssige PR-Maßnahme?

Beitrag von Tagro »

Hallo,
also für mich ist dieser ganze relaunch der Webseite zusammen mit dem neuen Kodex ein Zeichen, das man nur versucht seine ehemalige Zielgruppe wieder zu festigen / einzufangen.
Betrachtet man Gamestars Geschäftsmodell als journalistisches Angebot, ist in dem Bereich in den letzten Jahren halt viel Konkurrenz am oberen und unteren Bereich entstanden wohin Kunden abgewanderen.
Nach unten gibt es jetzt die Influenzer mit Lets Plays und sonstiger seichten Unterhaltung.
Nach oben Alternativen mit Podcast, wie diesen hier für Personen, die tiefer ins Thema einsteigen wollen.

Gamestar hingegen ist immer noch der Meinung das alle GamerInnen ihre Zielgruppe sind, und man sich nicht spezialisieren kann/muss.
Es wurde ja schon hier mal beim Thema der Spieleentwicklung beschrieben, dass es kein gutes Geschäftsmodell sei, wenn man als Game-Entwickler meint: „Meine Zielgruppe sind ALLE“ Gamer.
Gamestar hat schon lange genau das gleiche Problem.
Tolle Gamestar-Plus Inhalte werden unter einem Müllhaufen von Schrottnews vergraben und man wundert sich, dass die eine Gruppe zu besseren/professionelleren Game-Journalismus abwandern und die Anderen sofort die richtigen Entertainer/Influenzern auf YouTube & Co. aufsuchen.

Ich denke, dass man bei Gamestar diesen Wandel / die Zeichen bemerkt hat, aber diese nicht richtig deuten kann oder will.
Deshalb das Ergebnis: „Wir machen so weiter wie bisher, aber hier ein paar optische Schönheitkorrekturen für euch.“ oder wie schon gesagt, alter Wein in neuen Schläuchen.

Dieses Gamestarprinzip „Für alle gedacht, für keinen richtig geeignet.“ hat mich z.B. auch von Plus abwandern lassen. Hier bei The Pod bekomme ich für mein Geld einfach die bedeutend bessere Leistung und wenn ich wirklich seichte Unterhaltung wünsche, schaue ich ein Lets Play. Für mich hat ein Angebot wie Gamestar mit oder ohne Plus keinen Existenz Grund mehr.
Gamestar hat anscheinend in der aktuellen Form ihre Zeit überlebt und es noch nicht bemerkt /bemerken wollen.
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Andre Peschke
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Re: Der Gamestar-Kodex: Überfällige Selbsteinschätzung oder überflüssige PR-Maßnahme?

Beitrag von Andre Peschke »

Tagro hat geschrieben: 29. Apr 2019, 10:08 Hallo,
also für mich ist dieser ganze relaunch der Webseite zusammen mit dem neuen Kodex ein Zeichen, das man nur versucht seine ehemalige Zielgruppe wieder zu festigen / einzufangen.
Zumindest der technische Relaunch ist ja vermutlich eher nicht auf die klassische Zielgruppe gemünzt. IIRC haben sie da auch jetzt bei der Diskussion um den Kodex nochmal gesagt, dass inzwischen 60-70% ihrer Seitenaufrufe via Google kommen. Das ist natürlich ein extrem harter Wert. Da gibt es praktisch keine wirkliche Stammleserschaft mehr, die man adressieren könnte (bzw ich vermute, Plus ist das Instrument dafür). Insofern SIND alle Gamer ihre Zielgruppe, weil nur noch der jeweils interessiert googelnde Teil der Menschheit bei Thema X auf die Seite verfrachtet wird, die die Suchmaschine/der Newsaggregator ihnen als besonders aussichtsreich kredenzt. Deswegen bringt ja auch jeder bis hin zum Kochmagazin einen Game-of-Thrones-Artikel. Diese Dickschiffe, die garantierten Googletraffic anziehen, muss jede solche Seite einbeziehen.

Mein Wunsch (und ein bisschen auch meine Prognose) wäre ja, dass sie sich 100% auf Plus fokussieren. IMO ist DAS ihr Geschäftsmodell (für eine Marke wie GameStar - sicher nicht für Webedia insgesamt). Da haben sie große Schritte nach vorn gemacht, aber es ist gefühlt immer noch an zweiter Stelle. Was aber natürlich logisch ist, weil man diese große Mannschaft hat, die bezahlt werden will und Plus das noch nicht allein tragen kann. Da versucht man also einen Übergang schrittweise einzuleiten, damit man nicht durch einen Einbruch erstmal harte Schnitte machen muss. Evtl. wäre es sogar sinnvoll gewesen, Plus als eigenständige Marke auszugliedern. Wie man hier im Thread ja auch lesen kann: Dadurch, dass alles unter "GameStar" läuft, sagen viele "ja, aber die Newsqualität! So schließe ich kein Plus-Abo ab!". Da existieren zwei nicht riiiichtig kompatible Welten nebeneinander und sind für den Kunden schwer auseinanderzuklamüsern.

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Re: Der Gamestar-Kodex: Überfällige Selbsteinschätzung oder überflüssige PR-Maßnahme?

Beitrag von Tagro »

Andre Peschke hat geschrieben: 29. Apr 2019, 10:48 [...] dass inzwischen 60-70% ihrer Seitenaufrufe via Google kommen. [...]
Andre
Da muss man aber aufpassen, dass man diese Daten nicht falsch interpretiert.
Ich selbst wähle z.B. keine Webseiten über die Adressleiste an. Bei mir ist Google die Startseite. Dort gebe ich dann z.B. Gamestar, The Pod oder was auch immer ein und klicke auf das Sucherergebnis. Ich komme also auch immer über Google, auch wenn ich eigentlich „direkt“ auf Gamestar gehe.

So kann man sich das „.de“ sparen, und wenn man Rechtschreibfehler einbaut werden die rausgehauen.
Ich kenne viele (junge) Menschen die das so machen. Die Frage ist dann wie viele Menschen von dem Prozentsatz Gamestar über Google finden und wie viele über Google zum Gamestar finden nutzen. :think:
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Re: Der Gamestar-Kodex: Überfällige Selbsteinschätzung oder überflüssige PR-Maßnahme?

Beitrag von Tagro »

Andre Peschke hat geschrieben: 29. Apr 2019, 10:48
Mein Wunsch (und ein bisschen auch meine Prognose) wäre ja, dass sie sich 100% auf Plus fokussieren. IMO ist DAS ihr Geschäftsmodell (für eine Marke wie GameStar - sicher nicht für Webedia insgesamt). Da haben sie große Schritte nach vorn gemacht, aber es ist gefühlt immer noch an zweiter Stelle. Was aber natürlich logisch ist, weil man diese große Mannschaft hat, die bezahlt werden will und Plus das noch nicht allein tragen kann. Da versucht man also einen Übergang schrittweise einzuleiten, damit man nicht durch einen Einbruch erstmal harte Schnitte machen muss. Evtl. wäre es sogar sinnvoll gewesen, Plus als eigenständige Marke auszugliedern. Wie man hier im Thread ja auch lesen kann: Dadurch, dass alles unter "GameStar" läuft, sagen viele "ja, aber die Newsqualität! So schließe ich kein Plus-Abo ab!". Da existieren zwei nicht riiiichtig kompatible Welten nebeneinander und sind für den Kunden schwer auseinanderzuklamüsern.

Andre
Da erweitert der Andre einfach seine Antwort nach dem Posten noch... tzzz. ;-)

Ja, da hst du vollkommen recht. Für mich sind es auch zwei nicht kompatieble Welten die sie da haben. Darüber habe ich mich auch schonmal direkt bei Gamestar ausführlich aufgeregt, als sie dort eine Umfrage zum aktuellen Zustand gemacht haben.

Bevor ich mir hier den gleichen Text nochmal ausdenke zitire ich mich einfach mal selbst aus dem Gamestar-Forum

Link: https://www.gamestar.de/xenforo/threads ... us.466634/
Zur Umfrage: Wie finde ich GS & GS Plus
Hallo,
ich habe gerade an der Umfrage über Gamestar Plus teilgenommen. Ich selbst war eine gewisse Zeit Plus Nutzer habe mein Abo aber gekündigt. Leider konnte die Umfrage nicht im Ansatz das Abfragen was ich mit Gamestar verbinde und wieso Plus für mich nicht mehr in Frage kommt.
Deshalb möchte ich meine Gründe hier ein wenig näher erklären.


Vorab,
was ich hier niederschreibe ist natürlich nur meine persönliche Meinung zu Gamestar Plus, mir ist auch klar, dass es viele genauso berechtigte gegensätzliche Meinungen gibt. Meine Meinung ist also nur für mich richtig, vielleicht noch für ein paar meiner Freunde mit denen ich über das Thema gesprochen habe. Mir geht’s in diesem Absatz nur darum klar zu stellen, dass ich keine andere oder abweichende Meinung als falsch hinstellen will. Es ist halt nur meine persönliche Sicht auf Gamestar und GS Plus.


Ein wenig zu mir.
Um meine Ansichten ein wenig einordnen zu können ein paar Hintergrundinfos. Ich selbst bin Mitte 30, bin mit Games groß geworden hauptsächlich PC weniger auf Konsolen. Wie viele in meinem Alter habe ich nun vielleicht mehr Geld für Spiele als zu Jugendlichen/Kind Zeiten aber viel weniger Zeit. Somit ist für mich die Qualität wichtiger geworben als zu Zeiten wo man gerne noch „alles“ gespielt hat.
Nun aber zum Thema Gamestar und Gamestar Plus.


Gamestar im Wandel der Zeit
Gamestar hat in den letzten 20 Jahren verändert, sehr stark natürlich durch die Einflüsse des Internet. Das gedruckte Magazin ist in den Hintergrund geraten und die Onlinepräsenz hat im Gegenzug immer mehr an Bedeutung hinzugewonnen.
Der Verlag, welcher natürlich über Einnahmen seine Mitarbeiter bezahlen und Gewinn erwirtschaften muss, hat sich diesem Wandel angepasst. So ging es früher darum die Auflage des Heftes möglichst hoch zu halten, heute müssen es viele Klicks sein.
Dabei muss man bei beiden Methoden den Werbekunden eine möglichst große Zielgruppe bieten. Ob Anzeigen im Heft oder Werbung auf der Webseite, es gibt mehr Geld wenn es möglichst viele Personen sehen.

Als dann das Internetzeitalter eingeschlagen ist hat man sich, wenn auch erstmal nachvollziehbar, in meinen Augen für den falschen Weg entschieden. Man ist dem Weg des offensichtlichen Geld gefolgt, den Klicks.
Wie gesagt aus unternehmerischer Sicht wohl ganz klar die richtige Entscheidung. Doch waren die Auswirkungen für die Gamestar als Marke verheerend. Denn wer die Rechnung bezahlt, bestimmt auch die Musik.
Oder, wer mit Klicks Geld erwirtschaftet der muss auch Klicks generieren.


Gamestar und die Vorwürfe der Käuflichkeit und Bestechlichkeit
Nun stelle man sich einen Chefredakteur wie Heiko Klinge vor, wie er in seinem abgedunkelten Chefbüro sitzt gemütlich seine weiße Perserkatze streichelt, ein Mann im Trenchcoat und Schlapphut betritt den Raum und legt ihm sehr unauffällig offensichtlich einen Koffer mit Geld auf den Tisch. Alle drei, Heiko, Mann und Katze, lachen teuflisch und die nächste AAA-Spielewertung ist entschieden.

Dies ist sicherlich ein schönes Klischee für eine Verschwörungstheorie, in der Realität aber totaler Unsinn. Ich stelle jetzt einfach mal die Behauptung auf so etwas ist nie passiert. Doch gibt es immer wieder Diskussionen wie unabhängig und frei Bewertungen wirklich entstehen können, wenn man mit der Gamesindustrie in Symbiose oder gar Abhängigkeit lebt.
Dabei ist Symbiose schnell erklärt, denn sie ist unvermeidlich. Gäbe es keine Spiele, könnte eine Spielezeitschrift auch nicht über Spiele berichten. Gäbe es keine öffentliche Wahrnehmung oder Berichterstattung über Spiele, würde diese niemand kaufen. Man kann nur oder zumindest besser zusammen existieren.
Doch wie ist es mit der Abhängigkeit?
In den Prä-Internetzeiten gab es ein gewissen Kräfteverhältnis. Wollte man sich über neue Spiele informieren gab es die Mundpropaganda oder gedruckten Zeitungen. Heutzutage gibt es neben dem richtigen Spielejournalismus auch LetsPlayer als Influenzer auf Youtube und Twitch. Man kann sogar Spiele auf Steam kaufen, testen und bei nicht gefallen zurückgeben. Mit anderen Worten die klassischen Spielemagazine haben an Bedeutung und Macht verloren.
Dennoch zahlt die Industrie über den Weg der Anzeigen die Rechnungen, in einer Zeit wo der Kunde im Internet alles gerne umsonst hätte und Klicks noch wichtiger werden, sogar zu einem noch größeren Teil.

Könnte also ein Werbekunde Druck ausüben indem er droht bei schlechter Bewertung eine große Anzeigen Kampagne zu streichen?
- Ja, das könnte er wirklich.

Lässt sich davon eine Chefredaktion aktiv beeinflussen?
- Nein, das glaube ich nicht.

Lässt sich ein Redakteur davon aktiv beeinflussen?
- Nein, das glaube ich auch nicht.

Hat man in der Redaktion im Hinterkopf, dass man die Hand die einen füttert nicht beißen sollte?
- Ja, ich denke dessen ist man sich zumindest bewusst.

Wie denke ich deshalb über den Unabhängigkeit des Journalismus bei der Gamestar?
- Mir kommen deshalb nagende Zweifel. Des letztendlich der der die Rechnungen bezahlt der ist der bewertet wird. Ein wenig so als wenn die Zigarettenindustrie eine „unabhängige“ von ihnen bezahlte Studie in Auftrag gibt, welche 'oh Wunder' herausbekommt das rauchen doch nicht so schädlich ist wie befürchtet.
Wie gesagt, glaube ich nicht an gekaufte Spielbewertungen, aber die Abhängigkeit von der Industrie welche die Rechnung bezahlt führt zu nagende Zweifel die man nicht belegen kann, die man mir aber in diesem System auch nicht widerlegen kann.


Spielejournalismus und die vergessene Generation
Last mich ein wenig in Erinnerungen und Nostalgie schwelgen. Ach, damals als noch alles in Ordnung war, zwischen meiner alten Liebe der Gamestar und mir. Doch dann hat die Zeit uns eingeholt. Wir sahen uns in die Augen, und ich musste ihr gestehen das wir uns trennen, das wir uns auseinandergelebt haben. Ich sagte noch zu ihr: „Meine Liebe, es liegt nicht an dir, es liegt an mir. Ich bin es der sich verändert hat, nicht du.“ Es war schmerzlich... Doch wir wollten Freunde bleiben. Hin und wieder vorbeischauen... doch auch das wurde seltener. Die Veränderungen von mir immer deutlicher. Sie immer noch die gleiche wie am Anfang.
Äh... ja. Lassen wir das besser.

Da habe ich gerade noch über „Gamestar im Wandel der Zeit.“ geschrieben und behaupte nun das Gamestar sich nicht verändert hat, und das Magazin oder die Inhalte nicht mehr zu mir passen?
Ein Erklärungsversuch.
Als ich Gamestar in meinen jungen Jahren für mich entdeckt habe, war es ein Magazin für Gamer. Ich gehörte ganz klar zur angepeilten Zielgruppe des Magazin. Die Artikel waren auf mich ausgerichtet. Haben von dem Berichtet was mich interessiert und auch so berichtet wie es mich interessiert. Über Abhängigkeiten von der Spieleindustrie habe ich nicht nachgedacht, mir war noch nicht mal bewusst das es so ein Thema geben könnte. Wenn es ein neues Spiel gab wollte ich möglichst viel darüber erfahren. Jeden noch so kleinen Happen an Informationen aufsaugen. So ging es dann auch zum Beginn der Onlinezeit weiter, ich empfand den siebzehnten Artikel zum neuen Spiel nicht als überflüssig sondern als wichtige und bereichernde, wenn auch kleine, Information.

Die Redakteure waren gefühlt ein paar Jahre älter als ich, doch geübt darin so zu schreiben, dass der Artikel auf mein damaliges Ich zugeschnitten waren.
Doch heute ist es immer noch so, die Redakteure schreiben gezielt für ihre Zielgruppe. Dabei haben aber die neuen Redakteure gefühlt das gleiche Alter wie damals „meine“ Redakteure und die Zielgruppe ist gefühlt im gleichen Alter wie ich es früher war.
Mit anderen Worten, ich bin alt geworden und Gamestar ist jung geblieben.
Dabei machen die jungen Redakteure bei weiten keinen schlechten Job, sie machen ihn halt nur nicht mehr für mich.

Andersrum lese ich heutzutage Zeitungen bei denen dachte ich als Kind die gibt es nur damit die Erwachsenen auf dem Wochenmarkt den toten Fisch darin einwickeln können. Meine Ansprüche an das was ich lese haben sich verändert. Dabei will ich nicht sagen das diese Ansprüche nun besser oder schlechter sind, sie sind halt nur anders.
Es fühlt sich so an als wenn Gamestar immer noch denkt das alle Gamer ihre Zielgruppe sind, so wie früher. Dabei hat sich die Zielgruppe erweitert. Man kann keine Artikel schreiben die sowohl auf 15-Jährige wie auf 35-Jährige ausgerichtet sind und beiden gleichermaßen gefallen. Man versucht alle unter einen Hut zu bekommen und erwischt vielleicht niemanden mehr so richtig. Oder zumindest mich in meinem Alter kann man damit nicht mehr abholen.

Auch vielen meiner Freunde sehnen sich nach neuen Möglichkeit um sich Input zu besorgen welcher nun ihrem gehobenen Alter entspricht. Sie wandere ab zu Podcast wie Stay Forever oder ThePod. Dann hat man noch alle Jubeljahre mal die WSAD. Doch wirklich ein auf meine Generation ausgerichtetes geschriebenes Angebot wie damals die Gamestar gibt es nicht mehr. Das verrückte daran, nun sind wir die Generation die das Geld hätte sich diesen Journalismus zu leisten, doch es will keiner anbieten.


Frittenbude Gamestar und das Hinterzimmer
Ich würde gerne hier von einer Frittenbude berichten. In der geht es schnell, man bekommt große Portionen und überall hängen diese gammligen Plakate von was weis ich für Veranstaltungen wo man nicht mal tot über Zaun hängen mag. Im Grunde weiß man, dies ist alles Mist und auf die Inhaltsstoffe will man gar nicht schauen. Doch hin und wieder mal ein Frittchen ist ok und das Besondere es kost auch nix. Man muss halt nur die Plakate ertragen. Also alles in allem noch ein guter Deal.
Doch dann kommt diese nette Person die einem sagt: „Na, nicht mal Interesse was richtig Gutes zu bekommen. Hier in diesem Hinterzimmer gibt’s das nur das Beste.“ Man darf sogar schon mal durch die Tür schauen, nur schauen, nicht reingehen. Denn um ganz ins Hinterzimmer zu dürfen muss man einen kleinen Eintritt bezahlen.
Doch ich sehe wie diese Frittenbude über die Jahre für meinen Geschmack abgebaut hat. Da gehe ich bestimmt nicht in dem gleichen Haus ins Hinterzimmer, selbst wenn dort Milch und Honig fliest. Wenn ich ein edles Restaurant will, dann gehe ich in ein edles Restaurant und nicht ins Hinterzimmer einer Frittenbude.

Ein wenig so kommt mir der Onlinebereich von Gamestar und Gamestar Plus vor. Gamestar hat da ein riesiges Imageproblem.
Sorry für die nun harten Worte, doch so empfinde ich nun mal.
Für mich sind 95% von dem was hier als News abbildet wird digitaler Papiermüll. Sicherlich, Geschmack ist verschieden, doch wenn man Personen in den guten journalistischen Plus Bereich locken will könnt ihr sie doch nicht mit so einem Mist anfüttern.
Auch wenn Gamestar von den Klicks lebt, von möglichst vielen Klicks. Hier schließt sich nun mal Quantität und (vertrauen in) Qualität gegenseitig aus. Wenn ich mir die News durchgelesen habe, habe ich kein Interesse mehr zu erforschen ob es in eurem Plus Bereich etwas gibt was mich wirklich interessiert.
Über die News ist die Marke Gamestar für mich zum Boulevardjournalismus geworden, nichts was ich noch lese wenn ich mich wirklich Informieren will, nichts wo ich erwarte Gamestar Plus könnte für mich für Intresse sein, nichts wo ich auch nur in Erwägung ziehen könnte extra Geld zu bezahlen.


Das Problem von Schokoladeneis und dem MickyMaus Magazin

Die Gamestar nennt ihren Premiumbereich für den man bezahlen muss „Gamestar Plus“ dieser Name ist auf den ersten Blick natürlich gut gewählt. Das „Gamestar“ Magazin selbst ist bekannt und bei der Gamingcomunity nun schon über Jahre, gar Jahrzehnte als Marke fest verankert. Dieses Schlagwort dann für den Wiedererkennungswert zu nutzen erstmals eine gute Idee.
Der Hacken an der Sache ist für mich, der Name Gamestar hat schon lange nicht mehr die Wirkung wie noch vor 10 Jahren. Somit ist der Wiedererkennungswert der sich auf der Premium Bereich „Gamestar Plus“ überträgt negativ geprägt.

Es ist ein wenig so als wenn man als Kind Schokoladeneis gemocht und vom Taschengeld bezahlt hat, jetzt aber nicht mehr mag. Für den Eisdielenbesitzer von außen sich schwer zu verstehen das jemand auf einmal kein Schokoladeneis mehr mag. Doch wenn dieser seinen alten Kunden dann mit Schokoladeneis PLUS zurückgewinnen mag, ist dies wohl einfach als werbendes Keyword ein Griff ins Klo.
Denn es geht auch besser.
Als Kind, noch lange vor Gamestar Zeiten, habe ich gerne das MickyMaus Magazin gelesen. Als Erwachsener kauft man so was nicht mehr für sich selbst. Die Geschichten sind auch heute noch hin und wieder schön, aber man kauft kein MickyMaus Magazin mehr, den neben den Geschichten ist das ganze Beiwerk nichts mehr für mich. Mein Agentenausweis ich noch nicht abgelaufen und eine weitere Detektivlupe brauche ich wirklich nicht. Also greife ich, wenn mich doch mal reizt, zum Lustigen Taschenbuch. Da ist genau das drin was ich will und es ist ein „Buch“ ...oder nennt sich zumindest so.

Das Gefühl ist ein besseres und ich denke es verdeutlicht worauf ich hinaus will. Jeder weis was er im Produkt bekommt, aber bei dem Namen kann man als Erwachsener besser zugreifen als wenn es MickyMaus Magazin PLUS heißen würde.
Im Grunde will ich damit sagen, das der Markenname „Gamestar“ für mich verbrannt ist und man damit keinen Premiumbereich mehr für mich bewerben sollte oder kann.


Wie würde ich in meinen Augen die aktuellen Lage von Gamestar und GS PLUS zusammenfassen?
Das Bild welches man zur „Große Umfrage: Wie findet ihr GameStar und GS Plus?“ benutzt beschreibt es wohl am besten.
Der zerschlagene Stern, das kaputte Plus Symbol, man versucht es zusammenzuschieben aber irgendwie sieht man das passt nicht so richtig.


Was ich mir wünsche?
Ich hätte gerne eine Bereich in dem ich interessante Artikel die wie früher auf mich zugeschnitten sind entdecken kann. Wo ich das nur Gefühl habe hier wurde nicht für Klicks oder in (leichter) Abhängigkeit von einer Industrie geschrieben. Wenn ich diese neuen Artikel dann auf der Seite finde, will ich sie nicht lesen. Ja genau, nicht lesen. Jeder Webseiten Algorithmus soll sich im Grab umdrehen weil ich den Artikel nicht gleich lesen oder klicke, weil er dann keine News mehr sind. Sondern will ich ihn erst in 1-2 Wochen lesen, wenn ich neben Arbeit und Familie Zeit dafür finde und dies in einem System welches so auch für den Redakteur und Autor ok ist, da sie nicht mehr von Klickzahlen getrieben werden.
Ich wünsche mir echten unabhängigen Spielejournalismus keinen Klick getriebenen Boulevardjournalismus.

Damit ich also ein Premiumnutzer werde, müsste man einiges ändern oder abändern.
1.
Last euch von mir (dem Leser) bezahlen und nicht von der Industrie die ihr bewertet.
Mir ist unabhängiger Journalismus sehr wichtig. Wenn ich für Premium bezahlen soll ist eine absolute und nicht verhandelbare Grundbedingung, dass diese Journalisten sich nur dem Leser gegenüber verpflichtet sehen. Das es keine nagende Zweifel gibt wem dem Autor loyal gegenüber ist oder sein müsste.
2.
Schreibt Texte mit passenden Redakteuren für meine Generation.
Ich kann mich mit Texten die auch 15 jährige als Zielgruppe habe nicht anfreunden. Man kann nicht alles unter einen Hut bekommen. Wenn die jüngeren diese Texte dann auch mögen, ist dies ok. Doch meine Generation soll die klar und zweifelsfrei erkennbare Zielgruppe sein. Wo es Qualitativ hochwertige Artikel gibt keine Quantitativen News.
3.
Trennt diesen Bereich Namentlich klar von der aktuellen Gamestar.
Für mich ist die Marke Gamestar und das Vertrauen in hochwertigen Journalismus unter dieser Marke nachhaltig beschädigt. Wenn ihr dort etwas ändern wollt, dann als richtigen Neustart mit neuer Marke.


Audio Projekte wie The Pod, Insert Moin oder Audio/Video Projekte wie Hooked haben schon lange bewiesen das es einen Markt für unabhängigen Spielejournalismus gibt.
Bei StayForever und The Pod kann man sehen das großes Interesse an Formaten gibt, welche genau auf die beschriebene Generation zugeschnitten sind, mit Redakteuren aus der damaligen Generation.

Es wir Zeit das diese Marktlücke auch im geschriebenen Print/Online Bereich vernünftig bedient wird und diese Kunden ein Produkt erhalten für das sie euch gerne Geld geben.
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Andre Peschke
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Re: Der Gamestar-Kodex: Überfällige Selbsteinschätzung oder überflüssige PR-Maßnahme?

Beitrag von Andre Peschke »

Tagro hat geschrieben: 29. Apr 2019, 11:01 So kann man sich das „.de“ sparen, und wenn man Rechtschreibfehler einbaut werden die rausgehauen.
Ich kenne viele (junge) Menschen die das so machen. Die Frage ist dann wie viele Menschen von dem Prozentsatz Gamestar über Google finden und wie viele über Google zum Gamestar finden nutzen. :think:
Das ist in der Tat ein interessanter Punkt. Er ist aber beinahe irrelevant, weil die GameStar diese Daten genau so interpretiert (zumindest entnahm ich das den Aussagen - da kann ich natürlich irren). Solange sie deinen Gesichtspunkt nicht einbeziehen (zB weil sie einfach nicht wissen, ob das von dir beschriebene Verhalten tatsächlich weit verbreitet ist), ist es im Endeffekt ja egal.
Tagro hat geschrieben: 29. Apr 2019, 11:13 Bevor ich mir hier den gleichen Text nochmal ausdenke zitire ich mich einfach mal selbst aus dem Gamestar-Forum
Jesus. Das nenne ich mal ein engagiertes Posting. :D

Bissl harsch an einigen Stellen ("Marke verbrannt" - naja). Aber ich habe bei der GS auch die Meinung vertreten, dass die Marke vermutlich nicht so flexibel ist, wie sie behandelt wurde. Da habe ich aber schon das Gefühl, dass sie nicht mehr so sehr versuchen alles für alle zu sein. Und die Zwickmühle, dass eine Spezialisierung evtl. erstmal bedeutet, dass man noch mehr User verliert - das ist schon nicht einfach zu lösen. Die Entscheidungsträger haben da ja Verantwortung für viele Arbeitsplätze. Die GS musste ja erstmal auch den Wandel von einem Print- zu einem Onlinehaus überstehen. Und jetzt ist dieser Umbruch gerade geschehen, da kommen schon die nächsten Umwälzungen. Auch das ist in einem so großen Laden ein extrem schwieriges Ding, denn du hast ja nicht endlos die Möglichkeit jetzt für jede Eventualität komplett neue Redaktionen zu finanzieren und musst mit deinem bestehenden Personal arbeiten. Man kann da immer leicht sagen: "Mach doch mehr X". Aber wer macht X? Wenn die GS zum Beispiel sagen würde, sie macht jetzt voll auf Reportagen - wie viele Leute hat sie überhaupt, die gute Reportagen abliefern können? Was kosten diese Leute? Wie viele Reportagen können die pro Monat abgeben?

Andre
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Re: Der Gamestar-Kodex: Überfällige Selbsteinschätzung oder überflüssige PR-Maßnahme?

Beitrag von Lurtz »

Tagro hat geschrieben: 29. Apr 2019, 11:01Da muss man aber aufpassen, dass man diese Daten nicht falsch interpretiert.
Ich selbst wähle z.B. keine Webseiten über die Adressleiste an. Bei mir ist Google die Startseite. Dort gebe ich dann z.B. Gamestar, The Pod oder was auch immer ein und klicke auf das Sucherergebnis. Ich komme also auch immer über Google, auch wenn ich eigentlich „direkt“ auf Gamestar gehe.

So kann man sich das „.de“ sparen, und wenn man Rechtschreibfehler einbaut werden die rausgehauen.
Ich kenne viele (junge) Menschen die das so machen. Die Frage ist dann wie viele Menschen von dem Prozentsatz Gamestar über Google finden und wie viele über Google zum Gamestar finden nutzen. :think:
Ich würde erwarten dass man sowas unterscheiden kann in den Messungen. Das was du beschreibst tun viele ja gefühlt seit der Erfindung von Google, Heiko sprach AFAIR aber explizit von direkten Zugriffen auf Artikelseiten über Agreggatoren. Da halte ich den Wert auch nicht für zu hoch, das "Problem" hat heute so ziemlich jede Seite.
Children are dying.
That's a succinct summary of humankind, I'd say. Who needs tomes and volumes of history? Children are dying. The injustices of the world hide in those three words.
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Re: Der Gamestar-Kodex: Überfällige Selbsteinschätzung oder überflüssige PR-Maßnahme?

Beitrag von Rince81 »

BlackSun84 hat geschrieben: 27. Apr 2019, 14:23 Schwierigkeiten sehe ich eher bei Gamersglobal, wo man so in der Zwischenphase von einem Gamestar und z.B. The Pod ist. Zu klein, um mit den Großen mitzuhalten, aber auch wieder zu groß, um als kleines Projekt zu laufen.
Ich sehe Gamersglobal nicht mehr in solch einer Zwischenphase. Redaktionell ist The Pod ist da mittlerweile imho weit vorbeigezogen. Am besten an der Manpower und dem Output zu sehen. Wir haben hier drei Leute, die sich in Vollzeit um The Pod kümmern, mit Nina und Wolfgang zwei Teilzeitleute und dann noch die festen "Externe" Dennis und Dom. Gamersglobal hat auch drei Leute, die sich in Vollzeit kümmern plus zwei reguläre Externe und einen Newsschreiber. Irgendwo vergleichbar - aber nicht beim Output. Hier gibt es gezielt (Audio)content für Abonnenten und die technische Nacharbeitung macht Lars - fertig.
Bei GG hat das Alltagsgeschäft gefühlt keine Priorität mehr. Da muss die nächste Ausgabe der Retrogamer fertig gemacht werden, Jörg Langer macht Let's Plays und Reise(dokus) für Spender und außerdem noch den extra laufenden Spieleveteranenpodcast. Mit Christoph Vent sitzt anscheinend einer der Redakteure hauptsächlich hinter dem Schnittcomputer um Videos wie die Stunde der Kritiker zu schneiden - ein unglaublich Zeit- und arbeitsaufsaufwendiges Format für das Endergebnis - zwei Leute, die eine Stunde spielen und einer der das alles sichtet und zusammenschneidet für am Ende 30-40 Minuten Video...
Für diese Umstände ist der Output von ihnen beachtlich, letztlich aber nicht der Rede wert wenn man nicht gerade Fan von Spielevideos von Langer und Lehnhardt ist. Ich hatte ja gehofft, dass man dies dort erkannt hat und mit dem Relaunch was ändern und sich gezielt in eine Nische begibt, die man vielleicht ausgefüllt bekommt aber neben dem Wechsel des Claims ist das einfach nur weiter Business as usual und der Versuch als Vollsortimenter zu überleben - nur mit stärkerem Fokus Leute durch Einschränkungen zu Abonnenten zu machen...

Als relevantes Massenmedium für Spiele bleibt in Deutschland nur die Gamestar - keine Ahnung wie Computec ihre Seiten am leben erhält, relevant sind die nicht mehr...
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