Habe mir das verlinkte Video auch mal angeschaut, und muss mich den Kritikern zugesellen. Ich finde, aus journalistischer Perspektive geht das gar nicht. Als Werbung, Marketing, Influencing schon. Aber ich denke die Kritiker legen den Maßstab des Journalismus an das Video an, und dann entsteht der Konflikt.Heretic hat geschrieben: ↑5. Jun 2020, 16:39Das Video mag allein aus dem Grund entstanden sein, um eine Gamepass-Werbung unterzubringen. Ist ok. Was ich nicht sehe, ist ein ca. 15minütiger Werbespot für RDR2, der mir sagt: "Spiel unbedingt RDR2, weil super!". Das Video erklärt den Open World-Ansatz von RDR2, stellt Vergleiche zu anderen Titeln an, und es wird auch Kritik geübt. Gleichzeitig macht Julius keinen Hehl draus, dass er den Rockstar-Ansatz bevorzugt. Kann er machen, er begründet seine Meinung ja ausgiebig. Das Spiel wird nicht auf Herz und Nieren geprüft. Auch ok, ist schließlich kein Testvideo. Hat das Video einen gewissen Werbeeffekt? Bestimmt. Es behandelt schließlich einen gelungenen Aspekt des Spiels. Wurde es allein zu dem Zweck erstellt, die Verkaufszahlen von RDR2 in die Höhe zu treiben? Wohl kaum. Käme auch etwas spät, denn die PC-Version ist inzwischen auch schon länger draußen.
Insofern kann ich dir hier leider nicht zustimmen, Heretic. Das jemand seine (positive) Meinung begründen kann, ist gut und schön, dadurch erhöht sich aber nicht automatisch ihr Anspruch, wahr zu sein, oder objektiv, unvoreingenommen, nüchtern. Dafür bräuchte es dann schon zumindest eine Widerrede, entweder intern oder von jemand anderem. Ansonsten würde sowas wie ein confirmation bias ja auch den Weg zur Wahrheit ebnen, denn er bringt auch oft gute Argumente für seine Position vor. Allein aber führt er zu nix, außer zur reinen Bestätigung seiner Position. Bottom line: ob er nun begründet oder nicht, ändert überhaupt nix an dem bestehenden Interessenskonflikt und der eindeutig positiven Valenz des Beitrags, für welchen in der Rockstar-PR-Abteilung irgendwo ein grünes Häkchen gemacht wird/wurde, weil er nun mal das darstellt, wofür PR da ist.
Und das Video wurde mE nicht zu dem Zweck erstellt, die RDR 2 Verkaufszahlen zu pushen (obwohl das durchaus noch mal ein Nebeneffekt sein kann), sondern um die enge Verbandelung des Redakteurs mit einer sicher existierenden und ihm folgenden RDR/GTA/Rockstar-affinen Fanbase zu nutzen und auf Gamestar zu transferieren, was sich dann direkt auch auszahlen würde, ist das Video selbst doch schamlos (das schreibe ich aufgrund der Länge und Penetranz) monetarisiert. Hier "bereichert" sich also eher dann die GS an der Markenaufladung eines Julius "Jules" Busch als Fan und Experte für Rockstar-Spiele. Ist das noch journalistisch zu nennen?
Und zu guter Letzt geht es nicht nur um das einzelne Video und seinen Inhalt und dessen (berechtigte) Argumente, sondern um Strukturen die generell vorhanden sein müssen um Qualität und damit dann auch Vertrauen (deswegen finde ich den Rezo-Bezug weiter oben hier ebenfalls nicht verkehrt) zwischen Medienschaffenden und Medienkonsumenten rein systemisch sicherzustellen. Und sowas wie die Vermeidung von Interessenkonflikten und von engen, finanziell-hierarchisch besetzten Verbandelungen zwischen Berichterstattungsgegenstand und Berichterstattendem gehört da einfach zum 101, Sperrfrist "September" hin oder her.
Das ganze Problem würde einfach verschwinden, würde die GS offen zugeben dass sie hier PR macht. Oder sich von journalistischen Ansprüchen distanzieren und deutlich sagen: "Wir machen influencing bzw. fanbase Versorgung mit Faninhalten". Soweit ich informiert bin, sind sie aber noch nicht soweit.