Der Gamestar-Kodex: Überfällige Selbsteinschätzung oder überflüssige PR-Maßnahme?

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Lurtz
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Re: Der Gamestar-Kodex: Überfällige Selbsteinschätzung oder überflüssige PR-Maßnahme?

Beitrag von Lurtz »

Ist das FYNG jetzt eigentlich als redaktioneller Content zu sehen oder liegen da andere Kriterien an? FYNG-Previews scheinen sich ja schon von regulären Previews zu unterscheiden.

Zum einen werden sie nicht nur von Redakteuren geschrieben, sondern auch mal von einer Community-Managerin, und zum anderen basieren die Einschätzungen ja teils wirklich nur auf Cinematic-Trailern, wie zB auch im Fall von Star Wars Squadrons. Das bekommt eine sehr gute Einschätzung obwohl im Artikel steht, dass man auch nicht mehr als den öffentlichen Trailer gesehen hat.
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Dimitry Halley
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Re: Der Gamestar-Kodex: Überfällige Selbsteinschätzung oder überflüssige PR-Maßnahme?

Beitrag von Dimitry Halley »

Lurtz hat geschrieben: 17. Jun 2020, 12:48 Ist das FYNG jetzt eigentlich als redaktioneller Content zu sehen oder liegen da andere Kriterien an? FYNG-Previews scheinen sich ja schon von regulären Previews zu unterscheiden.

Zum einen werden sie nicht nur von Redakteuren geschrieben, sondern auch mal von einer Community-Managerin, und zum anderen basieren die Einschätzungen ja teils wirklich nur auf Cinematic-Trailern, wie zB auch im Fall von Star Wars Squadrons. Das bekommt eine sehr gute Einschätzung obwohl im Artikel steht, dass man auch nicht mehr als den öffentlichen Trailer gesehen hat.
Rein redaktionell. Mary ist Community-Redakteurin, sie darf auch gerne mal eigene Artikel beisteuern. :) Den Squadrons-Einwand versteh ich nicht.
a) Ab wann dürfen wir denn in deinen Augen eine erste Einordnung schreiben? Die Entwickler haben uns zwei Faktenpapiere mit ihrem Konzept des Spiels sowie den Trailer samt Screenshots geschickt. Wir haben uns das angesehen, ordnen ein und sprechen sehr wohl die Risiken an, die das Spiel eingeht. Denn ...

b) Mein Plus-Artikel geht glaub ich ausführlicher auf die möglichen Probleme des Spiels ein als auf die positiven Seiten^^
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Asphyx
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Re: Der Gamestar-Kodex: Überfällige Selbsteinschätzung oder überflüssige PR-Maßnahme?

Beitrag von Asphyx »

Dimitry Halley hat geschrieben: 17. Jun 2020, 12:34 Ich hab mich schon gewundert, wann du die Sau hier durchs Dorf treibst^^ Torchlight 3 ist blöd gelaufen, aber dahinter steckt keine böse journalistische Verschwörung, die durch irgendeinen Offenbarungseid zutage tritt.
Von Verschwörung habe ich nie gesprochen. Ich würde es eher als Schlamperei bezeichnen, und "ist halt blöd gelaufen" finde ich ein bisschen billig. Und meine detailliert ausformulierte Kritik - auch wenn du ihr nicht zustimmst - als "die Sau durchs Dorf treiben" ins Lächerliche zu ziehen, ebenfalls.
Dimitry Halley hat geschrieben: 17. Jun 2020, 12:34 Die FYNG-Initiative der GameStar soll vielversprechende Spiele vorstellen. Diese Spielvorstellungen basieren mal auf Interviews, mal auf echtem Gameplay, mal auf Steam/Reddit/Blogs, mal auf privaten Vorlieben der Redakteure. Wir wollen Spielen das Rampenlicht geben, die sonst im Mainstream-Wust untergehen. Und so haben wir auch nach Interviews und B-Roll von Max Schaefer (Diablo 1 & 2) gedacht: Cool, stellen wir das Spiel doch mal vor. Sollte das Konzept Wirklichkeit werden, könnte das ja echt cool werden
Das Problem liegt für mich in der Differenz zwischen einer Vorstellung (dieses Spiel kommt, so soll es werden, das hat uns der Entwickler darüber erzählt) und einer qualitativen Einschätzung ("ist in besten Händen", "kann kaum was schiefgehen", "wirkt wie eine durchdachte, spaßige und sehr smarte Gameplay-Dröhnung für Diablo-Fans" etc. - ein paar eingestreute Konjunktive, auf die man sich später berufen kann, machen da das Kraut nicht fett). Und es liegt in mangelnder Transparenz (worauf beruht diese Einschätzung, was hat man tatsächlich gesehen/gespielt, woher stammen die Infos), die ich in deiner Preview feststelle. Die Motivation, in Ermangelung einer E3 vielversprechende Spiele vorzustellen, auch solche, die ansonsten vielleicht zu wenig Aufmerksamkeit bekommen hätten, in allen Ehren, aber wenn die Basis der Berichterstattung ausschließlich Aussagen und Material des Entwicklers sind, wäre es m.E. ebenso einfach wie nötig, darauf hinzuweisen. Das meinte ich mit Sorgfalt.
Dimitry Halley hat geschrieben: 17. Jun 2020, 12:34 Dass am gleichen Samstag eine Early-Access-Version erscheint, die technisch aus der Hölle stammt - jau, das war blöd, aber schlicht nicht abzusehen. Hätten wir mit der Spielvorstellung warten sollen? Ja, definitiv. Aber das war mein "Educated Guess" zum Wochenende, dass die Entwickler Torchlight 3s zweite Chance ja wohl nicht dermaßen versemmeln werden, dass mein "Hey das könnte cool werden"-Artikel sich plötzlich wie eine Karikatur liest^^
Wenn die Zeit war, am Ende deines Artikels auf die zeitgleich erschienene Early Access Version hinzuweisen, dann wäre es auch möglich gewesen, ihn offline zu nehmen, bis man sie probiert hat, oder? Und sich in einer Branche, die schon unzählige verhinderbare Katastrophen produziert hat (Lootboxen in SW Battlefront II, technischer Zustand von Batman Arkhman Knight bei Release, Ghost Recon Breakpoint, zuletzt Wolcen...) auf "educated guesses" zu verlassen, finde ich mutig.
Dimitry Halley hat geschrieben: 17. Jun 2020, 12:34 Und ja, da können wir jetzt wieder den Untergang der Preview-Berichterstattung fordern, aber da die Resonanz auf FYNG-Previews in 9 von 10 Fällen überbordend positiv ausfällt, werden wir dieser Forderung nicht nachkommen. Auch wenn so ein schwarzes Schaf natürlich sehr ärgerlich ist. Für alle.
Auch den Untergang der Preview-Berichterstattung habe ich nicht gefordert, ich kritisiere diese Art der Preview-Berichterstattung. Und auch wenn du es mir nicht glauben magst, ich empfinde kein Lustgefühl dabei. Ebensowenig möchte ich dir persönlich an den Karren fahren. Ich nehme dir deine Begeisterung für Spiele absolut ab. Ich finde dich in Videos und im Podcast sympathisch. Und ich möchte dir keinesfalls persönlich mangelnde Integrität unterstellen, denn ich habe lange genug in meiner eigenen "Herzensbranche" (Musik) gearbeitet, um zu wissen, dass man in der Routine des Tagesgeschäfts allzuoft nicht jeden Vorgang und jede Entscheidung an den eigenen Standards abklopfen kann (oder will).
Meine Kritik bezieht sich auf ein redaktionelles System, das - ob aus Gleichgültigkeit oder aus gefühlter Notwendigkeit - in zunehmendem Maße die Standards verrät, die es zugleich vor sich herträgt, und das m.M.n. zurecht zu kritisierende Vorgänge ein ums andere Mal als "dumm gelaufen" oder "einzelne schwarze Schafe" (wo hab ich das nochmal zuletzt gehört...) mit einem Schulterzucken wegwischen will. Für mich persönlich ist aus den schwarzen Schafen schon eine mittelgroße Herde geworden, und daraus habe ich schweren Herzens (wie schon mehrfach erwähnt, bin ich Leser der ersten Stunde) meine Schlüsse gezogen. Und dabei bleibe ich auch.

Dennoch möchte ich dir ganz aufrichtig vielmals danken, dass du dir die Zeit genommen hast, auf meine Kritik zu antworten. Ich wünsche dir nur das Beste.
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Lurtz
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Re: Der Gamestar-Kodex: Überfällige Selbsteinschätzung oder überflüssige PR-Maßnahme?

Beitrag von Lurtz »

Dimitry Halley hat geschrieben: 17. Jun 2020, 13:05Rein redaktionell. Mary ist Community-Redakteurin, sie darf auch gerne mal eigene Artikel beisteuern. :) Den Squadrons-Einwand versteh ich nicht.
Ich frage nur, weil mir oft gar nicht mehr so klar ist, wer eigentlich zur Redaktion gehört, obwohl ich ziemlich viel bei Gamestar unterwegs bin. Dem Gelegenheitsbesucher dürfte das noch weit unklarer sein.

Wahrscheinlich die Personen, die hier unter Redaktion, Unterpunkt Redaktion stehen: https://gamestar.de/about/

Das kann aber nicht sein, da definitiv auch andere Mitarbeiter redaktionelle Inhalte schreiben und das Mantra Redaktion und Anzeigenabteilung sind getrennt, für all diese Leute gelten müsste.
Als Christian Schneider und Michael Obermaier Native Advertisement eingesprochen haben, hat Mary aber darauf verwiesen dass das in dem Fall in Ordnung ist, weil sie in dem Kontext nur "Video Hosts" wären.

Wenn der Inhalt dann nicht auf der Website, sondern nur bei Youtube erscheint, scheinen wieder andere Regeln zu gelten.

Ich finde das einfach sehr intransparent mittlerweile, in welchem Kontext sich ein Gamestar-Mitarbeiter gerade bewegt.
a) Ab wann dürfen wir denn in deinen Augen eine erste Einordnung schreiben? Die Entwickler haben uns zwei Faktenpapiere mit ihrem Konzept des Spiels sowie den Trailer samt Screenshots geschickt. Wir haben uns das angesehen, ordnen ein und sprechen sehr wohl die Risiken an, die das Spiel eingeht. Denn ...

b) Mein Plus-Artikel geht glaub ich ausführlicher auf die möglichen Probleme des Spiels ein als auf die positiven Seiten^^
Penny Arcade hat es gut auf den Punkt gebracht, ich sehe halt nicht wie man anhand eines Trailers (und Screenshots, und Faktenpapier), zu einer auch nur halbwegs belastbaren Einschätzung kommen kann:
Bild

Okay, den habe ich noch nicht gelesen :)
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Re: Der Gamestar-Kodex: Überfällige Selbsteinschätzung oder überflüssige PR-Maßnahme?

Beitrag von Dimitry Halley »

Asphyx hat geschrieben: 17. Jun 2020, 13:26 Von Verschwörung habe ich nie gesprochen. Ich würde es eher als Schlamperei bezeichnen, und "ist halt blöd gelaufen" finde ich ein bisschen billig. Und meine detailliert ausformulierte Kritik - auch wenn du ihr nicht zustimmst - als "die Sau durchs Dorf treiben" ins Lächerliche zu ziehen, ebenfalls.
Sorry, wenn die "Sau durchs Dorf" zu negativ ankam. Ich meinte das mit einem Augenzwinkern. Aber genau darum geht's mir: Das Ganze war in erster Linie meine Schlamperei und kein Ausdruck eines systemischen GameStar-Problems. Mir ist schlicht durchgerutscht, nochmal explizit zu benennen, dass wir Interviews geführt haben usw.

Wäre viel smarter gewesen. Ein Artikel verliert ja nichts, wenn du offenlegst, auf was er basiert. Im Gegenteil, dann fällt sowas wie das Fiasko der Torchlight-Entwickler nicht negativ auf uns zurück^^ Und Offline Nehmen wäre ein Weg gewesen, allerdings hätte ich mich dann der Feigheits-Kritik stellen müssen. Auch berechtigt. Ich korrigiere so einen Artikel lieber im Nachhinein, als ihn vom Netz zu nehmen und dann im Nachhinein so dazustehen, als hätte ich unseren Fehler vertuschen wollen. Das wäre alles besser gelaufen, wenn's kein Wochenende gewesen wäre.

Ihr merkt vielleicht ab und an, dass ich kein "9 to 5"-Mensch bin, aber an dem Wochenende war ich einfach nicht am Start.
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Re: Der Gamestar-Kodex: Überfällige Selbsteinschätzung oder überflüssige PR-Maßnahme?

Beitrag von Dimitry Halley »

Lurtz hat geschrieben: 17. Jun 2020, 13:36
Das kann aber nicht sein, da definitiv auch andere Mitarbeiter redaktionelle Inhalte schreiben und das Mantra Redaktion und Anzeigenabteilung sind getrennt, für all diese Leute gelten müsste.
Als Christian Schneider und Michael Obermaier Native Advertisement eingesprochen haben, hat Mary aber darauf verwiesen dass das in dem Fall in Ordnung ist, weil sie in dem Kontext nur "Video Hosts" wären.

Wenn der Inhalt dann nicht auf der Website, sondern nur bei Youtube erscheint, scheinen wieder andere Regeln zu gelten.
Ja, glaub ich, dass das bei so vielen Mitarbeitern manchmal nicht ganz klar ist. Grundsätzlich gibt's das YouTube-Team aus Videohosts (Michi, Fritz, Natascha und so) und die Redaktion. Die Redaktion produziert keine in irgendeiner Form verdealten Videos und hat auch mit der Anzeigenabteilung nichts zu tun.

Ich finde das einfach sehr intransparent mittlerweile, in welchem Kontext sich ein Gamestar-Mitarbeiter gerade bewegt.
Penny Arcade hat es gut auf den Punkt gebracht, ich sehe halt nicht wie man anhand eines Trailers (und Screenshots, und Faktenpapier), zu einer auch nur halbwegs belastbaren Einschätzung kommen kann:

Okay, den habe ich noch nicht gelesen :)
So witzig der Strip ist, da kommen wir glaub ich einfach nicht zusammen. Wenn EA einen 5v5-Starfighter-Multiplayer von EA Motive ankündigt, der auf dem Papier kleiner als Battlefront 2 klingt, aber dafür andere Dinge anbietet - dann lassen sich da in meinen Augen klare Einordnungen, Vergleiche etc. treffen. Natürlich kann noch niemand sagen, ob das Spiel gut oder schlecht wird. Aber das ist ja nicht das einzige, was man über ein Spiel sagen kann.
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Re: Der Gamestar-Kodex: Überfällige Selbsteinschätzung oder überflüssige PR-Maßnahme?

Beitrag von Don Mchawi »

Was ich nicht ganz verstehe - was sind eure Erwartungen an eine Preview? Für mich war eine Preview bisher immer eher die Vorstellung einer Spielidee, etwas, das mich auf den Test, der irgendwann folgt, neugierig macht. ein Teaser eben, der gemessen daran, dass das Spiel noch nicht erschienen ist, auch nur Prognose sein kann. Eine Kaufentscheidung würde ich nie von einer Preview abhängig machen.
Versteht mich nicht falsch, ich lese nur raus, dass ihr, bzw insbesondere du, Asphyx, einen anderen Anspruch an eine Preview hab/st. Der würde mich interessieren, weil er so ganz anders von meinem zu sein scheint.
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Jon Zen
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Re: Der Gamestar-Kodex: Überfällige Selbsteinschätzung oder überflüssige PR-Maßnahme?

Beitrag von Jon Zen »

Die Video Analyse zu Squadron (https://www.gamestar.de/videos/video-an ... 00764.html) ist in Ordnung. Es ist klar, dass EA weitere Informationen an die Gamestar weitergab, die nicht aus dem Trailer ersichtlich waren. Ich konnte das Spiel so besser einordnen - und es ist ja immer noch vieles offen, wird es ein taktisches kompetitives Weltraum 5v5 im Sinne eines Rainbow Six Siege, oder ein verkleinertes X-Wing-Battlefront? Es werden keine vorschnellen Versprechen gemacht.

Wenn Werbetexte durch Video-Mitarbeiter (z.B. Michael Obermeier, Christian Schneider, etc.) ist das schwer für den Zuschauer einzuordnen (vgl. z.B. DCS World https://youtu.be/_eMzE4f89rQ). Liefert doch das Video Team defacto ebenfalls redaktionelle Beiträge (z.B. über die Gamestar News) und der Zuschauer hat ein viel vertrauteres Verhältnis zu ihnen als zu einer Person, die sich nur um Advertisement kümmert.
https://steamcommunity.com/id/Jon-Zen/ | Unsere Biervorräte schwinden dahin, Sire!
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DickHorner
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Re: Der Gamestar-Kodex: Überfällige Selbsteinschätzung oder überflüssige PR-Maßnahme?

Beitrag von DickHorner »

Jetzt hast Du mich abgehängt, Dimitri. Was zum Geier ist eine Community-Redakteurin? Forenbeiträgeschreiberin?
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Re: Der Gamestar-Kodex: Überfällige Selbsteinschätzung oder überflüssige PR-Maßnahme?

Beitrag von imanzuel »

Don Mchawi hat geschrieben: 17. Jun 2020, 17:42 Was ich nicht ganz verstehe - was sind eure Erwartungen an eine Preview?
Das Spiel richtig einschätzen. Nur weil eine Szene vorkommt, in der eine Stadt lebendig wirkt, sollte man nicht behaupten, die Spielwelt sei lebendig.

Sonst passiert sowas:

Preview zu Rage 2:
„Auf der Piste darf man sich mit den Fahrzeug-Bordwaffen kreuz und quer durch die überraschend abwechslungsreiche und belebte Welt ballern“
Test zu Rage 2:
„Es ist ja nicht das Einzige, das nicht stimmt. Denn so gut die Action für sich genommen ist, so leblos ist die offene Welt.“
(Quelle 4Players, also nicht mal GameStar ;) )

Bei Previews sind die Magazine, egal welche jetzt, eigentlich nur am Hypen. Logischerweise, denen werden Features vorgestellt, die sich auf dem Blatt Papier immer super anhören - sonst würde die PR des Spiels halt nicht gut arbeiten. Teilweise kann man aber an dem Material schon erahnen, dass es nicht ganz so stimmt. Als Beispiel, die E3-Präsentation von Fallout 4. Das System, dass man eine Siedlung bauen kann, welche man dann verteidigen muss gegen die Raider. Hört sich super an. Umsetzung (also die Verteidigung) war dann eine glatte 6, das war gar nichts. Hab mir nach Release noch mal die Präsentation angesehen, ja da hätte ich das erahnen können das es nichts wird.
Notiz für mich
2022: 1. Elden Ring 10/10 2. HFW 7/10 3. DL2 6/10
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Lurtz
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Re: Der Gamestar-Kodex: Überfällige Selbsteinschätzung oder überflüssige PR-Maßnahme?

Beitrag von Lurtz »

Dimitry Halley hat geschrieben: 17. Jun 2020, 14:59So witzig der Strip ist, da kommen wir glaub ich einfach nicht zusammen. Wenn EA einen 5v5-Starfighter-Multiplayer von EA Motive ankündigt, der auf dem Papier kleiner als Battlefront 2 klingt, aber dafür andere Dinge anbietet - dann lassen sich da in meinen Augen klare Einordnungen, Vergleiche etc. treffen. Natürlich kann noch niemand sagen, ob das Spiel gut oder schlecht wird. Aber das ist ja nicht das einzige, was man über ein Spiel sagen kann.
Aber was du da bekommst ist doch komplett vom Hersteller gesteuert und nicht durch dich selbst erfahrbar. Ich verstehe natürlich, dass da ein akutes Informations- und Einordnungsbedürfnis bei vielen Lesern besteht, aber diese Einschätzung halte ich selbst in der kurzen Form für verfrüht.

Aber vielleicht bin ich da einfach zu dogmatisch oder dem Format Preview Anno 2020 nicht zugeneigt genug.
DickHorner hat geschrieben: 17. Jun 2020, 18:55 Jetzt hast Du mich abgehängt, Dimitri. Was zum Geier ist eine Community-Redakteurin? Forenbeiträgeschreiberin?
Das ist die aktuelle Community-Redakteurin:
https://www.gamestar.de/xenforo/members ... rx.431823/

In meiner Wahrnehmung hat die sehr vielfältige Aufgaben, von Kommunikation mit Lesern in Kommentaren und Forum, oberste Instanz über den Moderatoren, tlws. Auftreten in Videos und Artikeln und intern pitcht sie wohl auch Ideen aus der Community vor allem was die Weiterentwicklung der Website und Abomodelle angeht bzw. erstellt auch Tickets ans Webentwicklungsteam bei Bugs.
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Asphyx
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Re: Der Gamestar-Kodex: Überfällige Selbsteinschätzung oder überflüssige PR-Maßnahme?

Beitrag von Asphyx »

Don Mchawi hat geschrieben: 17. Jun 2020, 17:42 Was ich nicht ganz verstehe - was sind eure Erwartungen an eine Preview? Für mich war eine Preview bisher immer eher die Vorstellung einer Spielidee, etwas, das mich auf den Test, der irgendwann folgt, neugierig macht. ein Teaser eben, der gemessen daran, dass das Spiel noch nicht erschienen ist, auch nur Prognose sein kann. Eine Kaufentscheidung würde ich nie von einer Preview abhängig machen.
Versteht mich nicht falsch, ich lese nur raus, dass ihr, bzw insbesondere du, Asphyx, einen anderen Anspruch an eine Preview hab/st. Der würde mich interessieren, weil er so ganz anders von meinem zu sein scheint.
Hmm, also für mich hat das mehrere Aspekte. Ich verusche mal, sie am vorliegenden Fall zu erläutern, weil sich der recht gut dafür eignet.

Zum einen wäre da das Thema Transparenz. Es wäre in meinen Augen wichtig (und in dem Punkt hat mir ja auch Dimi zugestimmt), zu nennen, was die Grundlage für die Preview ist. Und der Fairness halber: in den meisten Fällen tut das die Gamestar auch. Es macht halt einen fundamentalen Unterschied, ob ich meine Informationen aus einem Interview, einem Trailer, einer vorgespielten oder selbst gespielten Version des Spiels habe, ob es eine Alpha, eine Beta, ein Demolevel etc. war. Wie oft haben wir alle schon Trailer oder Messepräsentationen von Games gesehen, die erstmal echt cool aussahen, wo aber das Endprodukt die Erwartungen nicht erfüllen konnte? Wieviele Games gibt es, die geil aussehen, aber sich nicht geil anfühlen? Oder wo man für die Präsentation (ähnlich so manchem Filmtrailer) einfach die coolsten Momente zusammengeschnitten hat, während das Spiel selbst zuviel Leerlauf oder Repetition hat?
Wie ich schon in meiner Antwort an Dimi formuliert habe, ich hätte in einer Preview im Wesentlichen gerne stehen: dieses Spiel ist angekündigt, das soll es laut Entwickler werden, in diesem Entwicklungsstadium ist es aktuell, das wissen wir bereits darüber, aus diesen Gründen bzw. für diese Spieler könnte es interessant werden und daher haben wir die Information.

Zum anderen - und dieser Punkt ist nicht ganz so leicht scharf zu umreißen - geht es um die Formulierung bzw. das Erwecken einer Erwartungshaltung. In diesem Punkt nehme ich sowohl bei SchreiberInnen als auch LeserInnen öfter einen Zugang wahr, den ich nicht ganz teile, und den auch du anklingen lässt: die Preview soll "Lust auf das Spiel bzw. den Test machen". Ich weiß nicht, ob ich da hundertprozentig den Finger drauf legen kann, geschweige denn die allein selig machende Antwort darauf habe, weil natürlich insbesondere in der heutigen Internet-Realität ein Artikel auch Interesse in Form von Klicks generieren soll bzw. muss, und eine bloße Aneinanderreihung trockener Fakten ja nun auch nicht spannend zu lesen ist. Lass es mich mal so versuchen:

Für mich ist es die Aufgabe von PR- bzw. Marketingabteilungen, bei den Leuten da draußen Lust und Vorfreude zu wecken, sie geil auf ein Spiel zu machen. Die Aufgabe der GamesjournalistInnen ist es dagegen, mir aufgrund der ihnen vorliegenden Informationen eine Einschätzung zu liefern, ob diese Vorfreude gerechtfertigt ist. Schwierig wird es für mich immer dann, wenn diese zwei Aufgaben ineinanderfließen. Wieder am Beispiel Torchlight III: Als ich Dimis Preview gelesen habe, kam die im Grundton sehr positiv für mich rüber. Da wurden in jedem Fall mehr Hoffnungen als Zweifel geäußert, es gab Formulierungen wie die bereits genannten (ist in guten Händen, kann kaum was schiefgehen, wirkt wie eine durchdachte, spaßige und sehr smarte Gameplay-Dröhnung für Diablo-Fans etc.), und der eine Punkt, in dem Dimi bezüglich der Marktchancen des Spiels Skepsis geäußert hat (der bunte und comichafte Look), war für mich nicht relevant, weil mich das schon beim Vorgänger nicht gestört hat. Zudem entstand bei mir aufgrund der Beschreibung des Spiels der Eindruck, er hätte zumindest eine recht fortgeschrittene Version davon gesehen. Der (vermutlich später eingefügte) Hinweis auf die Early Access-Version, insbesondere dass er noch nicht einschätzen konnte, ob die sich lohnt, hätte mich vermutlich stutzig machen sollen, aber ich dachte mir: egal, schaust du sie dir halt selber mal an. Als ich dann aber auf die Steamseite des Spiels ging, sprang mir eine Einschätzung der dortigen Community entgegen, die nun mal diametral dem zuwiderlief, was ich Dimis Preview entnommen hatte: noch sehr unfertig, verbuggt, Multiplayerzwang, F2P-Anmutung, Serverprobleme etc. Soll heißen: Dimis Artikel hat mir einen Eindruck vom Spiel vermittelt, der der Realität in keiner Weise standhielt, dementsprechend wirkte die Preview im Nachhinein mehr wie ein Marketingtool denn wie angemessen objektive Berichterstattung. Und dass sich im Nachhinein herausstellte, dass die zugrundeliegenden Informationen hauptsächlich aus einem Interview und (sicherlich bewusst) ausgewähltem Videomaterial des Entwicklers stammten, machte diesen Eindruck nicht besser.

Ich hoffe, du verstehst, worauf ich hinauswill. Ich habe jedes Verständnis dafür, dass eine RedakteurIn einen interessant zu lesenden Artikel schreiben will, und ich will Dimitry auch keine unlauteren Absichten unterstellen. Aber man muss halt sehr vorsichtig sein, dass man sich auch unabsichtlich nicht zum Erfüllungsgehilfen der Marketingmaschine macht. Deswegen ist zumindest die Nennung der Quellen so wichtig, und deswegen ist auch eine gesunde Skepsis gegenüber dem Gezeigten (insbesondere solange man sich keine eigenen Eindrücke verschaffen kann) immer angebracht. Wir alle haben schon viel zu oft erlebt, dass uns von Entwicklern und Publishern (aus übergroßer Ambition oder auch in wissentlicher Täuschungsabsicht) Dinge versprochen wurden, die das Endprodukt nicht halten konnte. Von aufgehübschten Screenshots ("target renders"), über unrealistische Grafikdemos, versprochene und nie eingebaute (oder wieder ausgebaute) Features, bugverseuchte "Betas" und technisch kaputte Releaseversionen, kaum lauffähige Alphas im kostenpflichtigen Early Access etc. etc. Und von Profis, wie es die Gamestar-RedakteurInnen nun mal sein sollten, würde ich mir da zuweilen deutlich mehr Fingerspitzengefühl erwarten.
Zuletzt geändert von Asphyx am 18. Jun 2020, 11:29, insgesamt 1-mal geändert.
Don Mchawi
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Re: Der Gamestar-Kodex: Überfällige Selbsteinschätzung oder überflüssige PR-Maßnahme?

Beitrag von Don Mchawi »

imanzuel hat geschrieben: 17. Jun 2020, 19:05
Das Spiel richtig einschätzen. Nur weil eine Szene vorkommt, in der eine Stadt lebendig wirkt, sollte man nicht behaupten, die Spielwelt sei lebendig.

Sonst passiert sowas:

Preview zu Rage 2:
„Auf der Piste darf man sich mit den Fahrzeug-Bordwaffen kreuz und quer durch die überraschend abwechslungsreiche und belebte Welt ballern“
Test zu Rage 2:
„Es ist ja nicht das Einzige, das nicht stimmt. Denn so gut die Action für sich genommen ist, so leblos ist die offene Welt.“
(Quelle 4Players, also nicht mal GameStar ;) )

Bei Previews sind die Magazine, egal welche jetzt, eigentlich nur am Hypen. Logischerweise, denen werden Features vorgestellt, die sich auf dem Blatt Papier immer super anhören - sonst würde die PR des Spiels halt nicht gut arbeiten. Teilweise kann man aber an dem Material schon erahnen, dass es nicht ganz so stimmt. Als Beispiel, die E3-Präsentation von Fallout 4. Das System, dass man eine Siedlung bauen kann, welche man dann verteidigen muss gegen die Raider. Hört sich super an. Umsetzung (also die Verteidigung) war dann eine glatte 6, das war gar nichts. Hab mir nach Release noch mal die Präsentation angesehen, ja da hätte ich das erahnen können das es nichts wird.
Aber wie kannst du das Spiel richtig einschätzen - ich meine, es ist ja in aller Regel einer Preview zu eigen, dass der Redakteur nur sehr begrenzten und von den Entwicklern/Publishern ausgesuchten Content oder Konzepte vorgestellt bekommt. Die kannst du wiedergeben, die Idee dahinter vermitteln und punktuell sicherlich Skepsis oder mögliche Fallstricke ausmachen. Aber bleibt es nicht immer eher positiv, weil, wie du sagst, sich die Dinge auf dem Papier und vorausgewählten Ausschnitten immer super anhören werden? Also für mich kommt das mit dem Artikelgenre der Preview irgendwie einher, weshalb es mich auch gar nicht stört. Ich schaue mir eine Preview an und sie hilft mir einzuordnen, ob das Spiel von Idee, Konzept, Setting, Genre etwas für mich ist - und dann kenne ich den Spieltitel und achte in News und beim Test darauf. Dadurch hat für mich eine Preview einen Wert, ohne dass ich bestreiten würde, dass gerade Publisher und Entwickler besonders von diesem Format profitieren, schließlich nehme ich dadurch ihr Produkt in den von ihnen bestimmten Ausschnitten wahr.
Ist vielleicht ein bisschen wie Filmtrailer. Ich werde dadurch auf den Film aufmerksam, ob ich dafür aber 10 Euro im Kino oder 15 für eine DVD/BluRay ausgebe, entscheide ich nach den Kritiken.
Und ja klar, dadurch arbeiten Redakteure bei einer Preview auch immer dem Publisher zu (wie gesagt, Skepsis und Bedenken sollten bei den EInschätzungen immer Platz haben, werden aber nie gleichwertig zu den funktionierenden Ausschnitten sein können) - finde ich aber nicht schlimm, da ich als Leser auch davon profitiere und es mir einen Informationsgewinn verschafft. Aber eben immer mit der für mich klaren Einordnung, dass eine Preview nicht zur Kaufentscheidungshilfe taugt.
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Re: Der Gamestar-Kodex: Überfällige Selbsteinschätzung oder überflüssige PR-Maßnahme?

Beitrag von Asphyx »

Don Mchawi hat geschrieben: 18. Jun 2020, 11:28 Aber eben immer mit der für mich klaren Einordnung, dass eine Preview nicht zur Kaufentscheidungshilfe taugt.
Es ist ja gut, wenn du für dich diese Einordnung zu treffen in der Lage bist, aber man soll halt nie von sich auf andere schließen. In einer Zeit, wo der Vorbesteller eine heilige Kuh der Spieleindustrie ist, wird wohl auch so manche Preview schon Faktor einer Kaufentscheidung gewesen sein. Und auch hier ist die Trennungslinie unscharf, wenn einerseits Gamestar-RedakteurInnen (z.B. Michael Graf) in Videos immer wieder betonen "Bestellt keine Spiele vor, wartet auf den Test!", aber andererseits manche Preview ein bisschen in die Hypefalle tappt (und zu den meisten Spielen gar keine Gamestar-Tests mehr erscheinen)...
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Re: Der Gamestar-Kodex: Überfällige Selbsteinschätzung oder überflüssige PR-Maßnahme?

Beitrag von Don Mchawi »

Asphyx hat geschrieben: 18. Jun 2020, 11:27

Hmm, also für mich hat das mehrere Aspekte. Ich verusche mal, sie am vorliegenden Fall zu erläutern, weil sich der recht gut dafür eignet.

Zum einen wäre da das Thema Transparenz. [...]
Vielen Dank für deine ausführliche Erläuterung!
Beim Thema Transaprenz würde ich dir auf jeden Fall zustimmen, das bietet auch mir als Leser einen Mehrwert zu wissen, was jetzt schon vorliegt und worauf die Prognosen basieren. Kann mich auch noch erinnern, als die GS irgendwann im Heft anfing, das mehr zum Thema zu machen. Ehrlicherweise muss ich aber auch gestehen - wirklich drauf achten tu ich nicht. Aber das liegt ja an mir und meiner Gewohnheit bzw eben meinem Umgang mit Previews. Wichtig ist sie auf jeden Fall.

Ich glaub bei der Torchlight Preview war das Problem doch auch ein wenig das Timing - als Dimi diese schrieb, war das Spiel ja noch nicht erschienen. Vieles konnte er noch nicht wissen und andererseits wäre es ja sonst ein Test gewesen. Dass sie dann am Erscheinungstag des Spiels selbst erschien (so habe ich es zumindest jetzt hier im Thread verstanden), ist natürlich unglücklich, da es zu Missverständnissen führt (und das hat Dimi ja auch eingeräumt). Im Prinzip war die Preview damit schon veraltet und wahrscheinlich wäre es besser gewesen, einfach die finale Version zu testen, wenn nur so wenige Tage dazwischen liegen.

Wie in meiner Antwort an imanzuel, die ich parallel schreib als du deinen Post zu meinem verfasst hast, schon andeutete, finde ich den Werbeeffekt von Previews und dass sie den Publishern/Entwicklern nahezu immer in die Karten spielen gar nicht schlimm. Da ich trotzdem einen Nutzen daraus ziehe und für mich klar von Tests trenne, d.h. wenn ich sehe, dass ein Artikel eine Preview ist, erwarte ich eben so einen Teaser. Ich gehöre da also tatsächlich zu den von dir erwähnten Leuten, die Previews eher als Geschmackmachen verstehen. :mrgreen:

Für mich ist ein Spielejournalist auch klar von der PR zu trennen, zumindest im Ideal, das er anstreben sollte. Das bedeutet für mich aber nicht, dass es in Interessen zu Überschneidungen kommen kann. Dabei sollte die redaktionelle Arbeit natürlich mehr sein, als nur Interviews zusammenzufassen. Sondern eben auch Bedenken zu formulieren. Aber das passiert ja in aller Regel und wie gesagt - dass die positiven Aspekte dennoch fast immer überwiegen, liegt für mich in der Natur einer Preview. Für mich fällt es zumindest schwer, eine alternative Previewversion zu erdenken, in denen das nicht so wäre.
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Re: Der Gamestar-Kodex: Überfällige Selbsteinschätzung oder überflüssige PR-Maßnahme?

Beitrag von Don Mchawi »

Asphyx hat geschrieben: 18. Jun 2020, 11:36
Es ist ja gut, wenn du für dich diese Einordnung zu treffen in der Lage bist, aber man soll halt nie von sich auf andere schließen. In einer Zeit, wo der Vorbesteller eine heilige Kuh der Spieleindustrie ist, wird wohl auch so manche Preview schon Faktor einer Kaufentscheidung gewesen sein. Und auch hier ist die Trennungslinie unscharf, wenn einerseits Gamestar-RedakteurInnen (z.B. Michael Graf) in Videos immer wieder betonen "Bestellt keine Spiele vor, wartet auf den Test!", aber andererseits manche Preview ein bisschen in die Hypefalle tappt (und zu den meisten Spielen gar keine Gamestar-Tests mehr erscheinen)...
Ich sage nicht, dass jeder (insb jüngere Leser) diese Unterscheidung trifft - aber das sie jeder treffen kann. Ich finde es auch in Ordnung, wenn eine Zeitschrift das mir als Leser zutraut. Ist für mich ähnlich wie in einer Tageszeitung - eine Kolumne oder ein Meinungsartikel (wenn sie als solche deklariert sind) funktioniert anders als eine Nachrichtenmeldung und letztlich muss ich als Leser die Kompetenz aufbringen, diese anders zu adaptieren. Und beide haben ihre Existenzberechtigung.
imanzuel
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Re: Der Gamestar-Kodex: Überfällige Selbsteinschätzung oder überflüssige PR-Maßnahme?

Beitrag von imanzuel »

Don Mchawi hat geschrieben: 18. Jun 2020, 11:28 Ist vielleicht ein bisschen wie Filmtrailer. Ich werde dadurch auf den Film aufmerksam, ob ich dafür aber 10 Euro im Kino oder 15 für eine DVD/BluRay ausgebe, entscheide ich nach den Kritiken.
Ja, aber genau das machen ja die (meisten) Games-Magazine eben nicht.

Ein normaler Vorgang bei einem Filmtrailer wäre: Die 2 Minuten machen Lust auf mehr. Sieht interessant aus. Mal schauen wie das wird.

Bei Spiele-Previews stattdessen (Beispiele aus beliebige Magazine, nicht nur GameStar):

Preview zu Breakpoint:
„Neben der neuen, riesigen und wieder einmal unglaublich abwechslungsreichen Spielwelt
Realität (Review):
die weder mit bemerkenswerten Missionen noch mit einer lebendigen Spielwelt auftrumpft. ... Wer einen Blick auf die Weltkarte wirft, findet zwar eine prall gefüllte Map vor, allerdings verbirgt sich hinter den aller wenigsten Symbolen wirklich ein spielerischer Mehrwert.
Preview:
Die E3-Version lief absturz- und weitestgehend bug-frei
Realität:
Abwertung -5 wegen technischer Probleme
Preview Overkills The Walking Dead:
Einen Vergleich mit The Last of Us 2 verdienen sich nur sehr wenige Spiele, aber einige der Zwischensequenzen von Overkill’s The Walking Dead haben uns wirklich umgehauen und sprachlos zurückgelassen – schauspielerisch wie inszenatorisch, auch bezüglich Dramaturgie und Idee.
Test:
„Wunderbar gelungen ist hingegen die Introsequenz des Spiels. Diese sieht sehr realistisch aus und wurde aufwendig produziert. Details wie Hautoberflächen oder die Mimik der Charaktere wirken extrem authentisch. Leider bleibt es nur bei dieser einen Sequenz und in allen weiteren Missionen bekommt ihr nur noch Bilder zu sehen und eingesprochene Texte vorgelesen.“
Preview (nochmal TWD):
Overkill’s The Walking Dead ist keine generische Zombieschlachtplatte, das wird schnell klar
Test:
Die Missionsgestaltung ist nicht sonderlich spannend und wird niemanden sonderlich überraschen. Irgendwie wird man den Verdacht nicht los, das alles schon einmal gesehen zu haben.
Und natürlich der Klassiker, Alien Colonial Marines:
Die Präsentation der Kampagne hinterlässt bei uns einen sehr guten Eindruck.
Reden wir nicht lange um den heißen Brei: Alien: Colonial Marines ist eine Blamage.
Ich hoffe niemand würde anhand eines 2 Minuten Trailers ein 2 Stunden-Film schon vorher als besten Film aller Zeiten vermarkten. Im Spielejournalismus geht das aber anscheinend ;) Es werden halt immer Aussagen getroffen, die für das ganze Spiel gültig sind. Eine Mission ist abwechslungsreich? Das ganze Spiel ist abwechslungsreich. Und so weiter. Und die Publisher freuen sich, denn die haben genau das erreicht, was die wollen.

Es wäre einfach sinnvoll wenn die Previews weniger versuchen würden zu hypen, und das Ganze normal einordnen würden. Ich denke das würde viel helfen.
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Re: Der Gamestar-Kodex: Überfällige Selbsteinschätzung oder überflüssige PR-Maßnahme?

Beitrag von Asphyx »

@imanzuel

Sehr anschauliche Beispiele, danke dafür.
Sanity Assassin
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Re: Der Gamestar-Kodex: Überfällige Selbsteinschätzung oder überflüssige PR-Maßnahme?

Beitrag von Sanity Assassin »

imanzuel hat geschrieben: 18. Jun 2020, 12:38 Preview zu Breakpoint:
„Neben der neuen, riesigen und wieder einmal unglaublich abwechslungsreichen Spielwelt
Realität (Review):
die weder mit bemerkenswerten Missionen noch mit einer lebendigen Spielwelt auftrumpft. ... Wer einen Blick auf die Weltkarte wirft, findet zwar eine prall gefüllte Map vor, allerdings verbirgt sich hinter den aller wenigsten Symbolen wirklich ein spielerischer Mehrwert.
Preview:
Die E3-Version lief absturz- und weitestgehend bug-frei
Realität:
Abwertung -5 wegen technischer Probleme
Zumindest die beiden Aussagen sind doch aber gar nicht weiter widersprüchlich. Eine Spielwelt kann gleichzeitig "neu", "riesig", "abwechslungsreich" und "wenig lebendig" sein, und mit den darin platzierten Missionen hat das gar nichts zu tun.
Genauso ist es ja nun keine Seltenheit, dass Messe-Demos auf ein Level glattpoliert werden, welches das fertige Spiel dann später nicht erreicht; das macht aber doch die Aussage über die Messe-Demo weder falsch noch irreführend.
Ich lese da jetzt einfach raus, dass die beiden Spiele am Ende schlechter waren, als sie vorher aussahen. Das ist doch eine normale Sache, die es immer wieder gibt. Das sollte aber IMO die Spielepresse nicht davon abhalten, eine positive Preview zu schreiben, wenn etwas im Vorfeld eben gut aussieht.
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Re: Der Gamestar-Kodex: Überfällige Selbsteinschätzung oder überflüssige PR-Maßnahme?

Beitrag von Andre Peschke »

Don Mchawi hat geschrieben: 18. Jun 2020, 11:28 Aber wie kannst du das Spiel richtig einschätzen - ich meine, es ist ja in aller Regel einer Preview zu eigen, dass der Redakteur nur sehr begrenzten und von den Entwicklern/Publishern ausgesuchten Content oder Konzepte vorgestellt bekommt.
Man MUSS es ja nicht einschätzen. Wenn die Informationslage zu dürftig ist, kann man sich einer Einschätzung ja auch einfach enthalten.

Das ich mich der Forderung nach mehr Transparenz anschließe, sollte klar sein. Nicht nur mit Blick auf die Materialien die vorlagen, sondern man kann zB auch durch eine ausführlichere gedankliche Herleitung der eigenen Einschätzung dem Leser eine bessere Einordnung gestatten. Oder auch sprachlich kann man das ja besser stützen, indem man vorsichtiger formuliert ("auf dem Papier klingt das gut, weil...").

Andre
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