Der Gamestar-Kodex: Überfällige Selbsteinschätzung oder überflüssige PR-Maßnahme?

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Asphyx
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Re: Der Gamestar-Kodex: Überfällige Selbsteinschätzung oder überflüssige PR-Maßnahme?

Beitrag von Asphyx »

Na ja, ich will weder Elena noch sonstwem Käuflichkeit oder unlautere Absichten unterstellen, aber als denkender Mensch in einer auf Unabhängigkeit pochenden Redaktion sollte man halt erahnen können, dass bei einer solchen Breitseite zu einem Thema (die trotz allem weit vorherrschend positiv ist) ein schiefer Eindruck entstehen kann. Insbesondere, wenn man es laut ihr ohnehin leid ist, seine journalistische Glaubwürdigkeit zu verteidigen. Und warum die Verschiebung von Cyberpunk 2077 da ein Argument sein soll, bloß weil es vom selben Studio kommt, leuchtet mir nicht ein. CD Project Red wird sich vielleicht über ein paar zusätzliche Verkäufe freuen, aber weder die noch die ausufernde Berichterstattung ist ihnen GS schuldig. Warum ist das Thema plötzlich in dieser Masse relevant, bloß weil zwei Redakteure es endlich mal gespielt haben? Wenn Michael Graf jetzt...keine Ahnung was er kennt, aber sagen wir mal Need for Speed Hot Pursuit 2 nachholt, kriegen wir dann zwei Wochen lang Artikel dazu? Wenn Blizzard Overwatch 2 verschiebt, gibt es dann zwei Wochen lang Artikel zu Diablo 3?
Und unbeantwortet bleibt dabei die Frage, ob man den Aufwand nicht in frischere Themen hätte stecken können..

Btw, dass man darüber nachdenkt, sowas analog auch mit anderen Spielen zu machen, fällt für mich in die Rubrik "gefährliche Drohung".

@derFuchsi: Stimmt schon, lesen muss ich die Artikel nicht, aber wenn bei jedem Öffnen der Startseite alles mit The Witcher vollgepflastert ist, entsteht bei mir reflexartig das Gefühl von Einfallslosigkeit, Übersättigung und Arschkriecherei und nimmt mir die Lust, mich da durchzugraben.

Beispiele von heute:
"Das beliebteste Witcher-Lied ist nicht Toss A Coin"
"Das beste Silberschwert wäre fast absolut belanglos geworden"
Echt jetzt? DAS ist "Qualitätsjournalismus"?
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Andre Peschke
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Re: Der Gamestar-Kodex: Überfällige Selbsteinschätzung oder überflüssige PR-Maßnahme?

Beitrag von Andre Peschke »

Asphyx hat geschrieben: 30. Apr 2020, 16:49 Warum ist das Thema plötzlich in dieser Masse relevant, bloß weil zwei Redakteure es endlich mal gespielt haben?
Du schriebst ja selbst, dass das Spiel nach wie vor immer wieder Community-Awards etc abräumt. Es ist scheinbar nach wie vor ein Titel, der vielen Leuten am Herzen liegt. Dazu dann eine Themenwoche zu machen und jetzt - mit entsprechendem Abstand - auch mehr hinter die Kulissen zu blicken, finde ich erstmal eine gute Idee (vermutlich keine Überraschung, da ich ja eine Desperados-Themenwoche gemacht habe :D). Man kann ja jetzt, wo bei Witcher 3 wirklich der Verkaufsdruck raus sein dürfte, vermutlich auch vom Studio Dinge in Erfahrung bringen können, die man denen damals nichtmal mit Waffengewalt abpressen konnte.

Die Headlines, die du unten auflistest, sind dann doch eher kleine Trivia-Bits, bei denen ich zumindest ad-hoc auch nicht erkennen kann, warum sie anscheinend eigene Beiträge bekommen haben. Wenn das Witcher-Feld derart umgepflügt ist, dass man wirklich nur noch mit der Lupe Neuigkeiten ausgraben kann, dann ist dieser Boden vielleicht wirklich nicht mehr urbar. Aber das wird ja nun auch nicht die ganze Themenwoche gewesen sein. Ich hab glaube ich beim Überfliegen der News mal einen Beitrag gesehen, bei dem es um die Qualitäten von Witcher 1 ging. Und zum Beispiel im Rahmen so einer Themenwoche mal einen großen Bogen über die gesamte Reihe zu schlagen, die einzelnen Titel in Beziehung zu setzen und zu schauen, wie sich die Evolution der Titel vollzogen hat etc - das ist ganz sicher interessant (siehe zB unsere Elder Scrolls Folge).

TLDR: Ich finde, eine Witcher-Themenwoche ist eigentlich keine schlechte Idee und könnte sehr interessant sein. Ob's in der Ausführung dann gelungen ist - keine Ahnung. Aber für Fundamentalkritik sehe ich nicht direkt einen Anlass.

Andre
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Ellie
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Re: Der Gamestar-Kodex: Überfällige Selbsteinschätzung oder überflüssige PR-Maßnahme?

Beitrag von Ellie »

Asphyx hat geschrieben: 30. Apr 2020, 16:49 Na ja, ich will weder Elena noch sonstwem Käuflichkeit oder unlautere Absichten unterstellen, aber als denkender Mensch in einer auf Unabhängigkeit pochenden Redaktion sollte man halt erahnen können, dass bei einer solchen Breitseite zu einem Thema (die trotz allem weit vorherrschend positiv ist) ein schiefer Eindruck entstehen kann. Insbesondere, wenn man es laut ihr ohnehin leid ist, seine journalistische Glaubwürdigkeit zu verteidigen. Und warum die Verschiebung von Cyberpunk 2077 da ein Argument sein soll, bloß weil es vom selben Studio kommt, leuchtet mir nicht ein. CD Project Red wird sich vielleicht über ein paar zusätzliche Verkäufe freuen, aber weder die noch die ausufernde Berichterstattung ist ihnen GS schuldig. Warum ist das Thema plötzlich in dieser Masse relevant, bloß weil zwei Redakteure es endlich mal gespielt haben? Wenn Michael Graf jetzt...keine Ahnung was er kennt, aber sagen wir mal Need for Speed Hot Pursuit 2 nachholt, kriegen wir dann zwei Wochen lang Artikel dazu? Wenn Blizzard Overwatch 2 verschiebt, gibt es dann zwei Wochen lang Artikel zu Diablo 3?
Und unbeantwortet bleibt dabei die Frage, ob man den Aufwand nicht in frischere Themen hätte stecken können..

Btw, dass man darüber nachdenkt, sowas analog auch mit anderen Spielen zu machen, fällt für mich in die Rubrik "gefährliche Drohung".

@derFuchsi: Stimmt schon, lesen muss ich die Artikel nicht, aber wenn bei jedem Öffnen der Startseite alles mit The Witcher vollgepflastert ist, entsteht bei mir reflexartig das Gefühl von Einfallslosigkeit, Übersättigung und Arschkriecherei und nimmt mir die Lust, mich da durchzugraben.

Beispiele von heute:
"Das beliebteste Witcher-Lied ist nicht Toss A Coin"
"Das beste Silberschwert wäre fast absolut belanglos geworden"
Echt jetzt? DAS ist "Qualitätsjournalismus"?
Erstmal danke für das grundsätzliche Feedback zur Themenwoche. Ich nehme aus einigen Kommentaren (auch bei uns auf der Seite) auf jeden Fall mit, dass wir so etwas in Zukunft a) kürzer und b) konzentrierter auf einige große Pieces gestalten sollten, was ja eine völlig legitime Kritik ist. Tatsächlich hatten wir einige Artikel gegen Ende, die eher größere News/kleine Features waren und im Vergleich zu umfangreicheren Artikeln wie zum Beispiel den "Bugs während der Entwicklung von The Witcher 3" oder "Details aus The Witcher 3, die ihr vielleicht übersehen habt". Ich habe anfangs mehrere Interviews mit dem Entwickler geführt, woraus wir zusammen mit anderen Ideen (wie z.B. Dimis Witcher-1-Kolumne) den Plan für die Themenwoche erarbeitet haben. So umfangreich habe ich so etwas noch nicht organisiert, weshalb ich da auch nicht immer einschätzen konnte, was in welcher Form sinnvoll ist.

Trotzdem finde ich deine Kritik etwas harsch - nicht hinter allem steckt bloßes Kalkül. Ist es wirklich so schwer vorstellbar, dass wir als Redakteure auch Spieler sind und einfach Lust darauf und Interesse daran hatten, uns nochmal ausführlicher mit The Witcher 3 zu beschäftigen und zu schauen, ob es da noch Dinge gibt, die noch nicht behandelt wurden? Wie Andre schon sagt, gerade jetzt können die Entwickler deutich freier über das Spiel sprechen, weil das Thema eben ein Stück weit durch ist und die Augen auf Cyberpunk 2077 gerichtet sind - was nicht heißt, dass es nichts mehr zu erzählen gibt. Für mich, meine Kollegen und auch viele Leser war da Einiges dabei, was sie noch nicht wussten und interessant zu lesen war.

Dein Beitrag wirkt auf mich eher so, als hättest du erstmal keine Lust auf The Witcher und würdest dann darüber hinaus nicht viel von Themenwochen an sich halten, was ja dein gutes Recht ist. Die könnten wir im Prinzip ja jederzeit zu jedem Spiel starten, ohne dass es irgendeinen Anlass geben musst. Eine Informationsflut zu einem Thema gäbe es dann ja immer - schließlich ist das irgendwo auch das, was eine Themenwoche ausmacht. Und ja, viele Artikel sind positiv, aber Kritik war durchaus dabei, z.B. in Dimis Neuauflage des Testvideos oder Dimis und Peters Kolumnen. Ich glaube, das liegt auch so ein bisschen in der Natur der Sache, weil man wahrscheinlich keine Themenwoche machen würde, um ein Spiel vornehmlich eine Woche lang zu kritisieren. Dass nicht alles positiv sein muss, stimmt aber auf jeden Fall und ich nehm mir auch gerne fürs nächste Mal zu Herzen, da besser auf die Balance zu achten.

Ich finde es nur ein bisschen schade, dass einem sowas gerne von manchen komplett negativ ausgelegt wird. Ich habe mich wirklich auf das Projekt gefreut und viel Arbeit reingesteckt. Und ich bin auch größtenteils zufrieden damit. Ich nehm die Kritik gerne an, allerdings habe ich teilweise das Gefühl, dass das Verständnis für das Konzept einer Themenwoche fehlt und sofort auf den "Gekauft"- oder "Klickgeil"-Zug aufgesprungen wird, ohne mal zu hinterfragen, ob die Themenwoche vielleicht einfach nur nicht für einen persönlich geeignet ist, weil einen Spiel X oder Thema Y eben nicht anspricht - andere aber womöglich schon.

Liebe Grüße,
Elena
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Lurtz
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Re: Der Gamestar-Kodex: Überfällige Selbsteinschätzung oder überflüssige PR-Maßnahme?

Beitrag von Lurtz »

Ich finde die Witcher-Wochen als riesengroßer Fan der Serie schon recht spannend und lesenswert. Wobei ich mir auch weniger, dafür aber teils längere Artikel gewünscht hätte, wobei die im v.a. im Free-Bereich dann sicher wieder keiner mehr liest...

Die Qualität schwankt etwas und vor allem ist da in den Headlines und Free-Artikeln das "Upselling" hin zu mehr Klicks auch wieder nervig, dazu hatte mir Elena ja bereits was im Gamestar-Forum geschrieben. Sind aber auch richtig gute Beiträge dabei, die auch Neues bringen, zB die Einordnung der gesamten Reihe mit dem zeitlichen Abstand von 5 Jahren.
Andre Peschke hat geschrieben: 30. Apr 2020, 17:26Man kann ja jetzt, wo bei Witcher 3 wirklich der Verkaufsdruck raus sein dürfte, vermutlich auch vom Studio Dinge in Erfahrung bringen können, die man denen damals nichtmal mit Waffengewalt abpressen konnte.
The Witcher 3 verkauft sich immer noch hervorragend. 2019 hatte es das stärkste Jahr nach verkauften Kopien seit dem Release, das Ding ist ein krasser Longseller (auch wenns natürlich mittlerweile günstiger angeboten wird): https://twitter.com/DarkDetectiveNL/sta ... 6238731266

Die Primärquelle sind ja eh meist die beiden deutschsprachigen Mitarbeiter von CDPR, die regelmäßig zu dem Thema bei Gamestar auftreten. Super sympathische Typen, wobei die doch recht gelöste Atmosphäre im Gespräch mit Redakteuren dann doch manchmal etwas befremdlich ist.

Edit: Sorry, ungenau gelesen, der Verkaufsdruck wird natürlich trotzdem raus sein.
Ellie hat geschrieben: 30. Apr 2020, 20:03Ich finde es nur ein bisschen schade, dass einem sowas gerne von manchen komplett negativ ausgelegt wird. Ich habe mich wirklich auf das Projekt gefreut und viel Arbeit reingesteckt. Und ich bin auch größtenteils zufrieden damit. Ich nehm die Kritik gerne an, allerdings habe ich teilweise das Gefühl, dass das Verständnis für das Konzept einer Themenwoche fehlt und sofort auf den "Gekauft"- oder "Klickgeil"-Zug aufgesprungen wird, ohne mal zu hinterfragen, ob die Themenwoche vielleicht einfach nur nicht für einen persönlich geeignet ist, weil einen Spiel X oder Thema Y eben nicht anspricht - andere aber womöglich schon.
Ja das finde ich hier auch unangebracht. Wobei das eben auch wieder Kollateralschäden von den ganzen anderen Experimenten in der Richtung sein könnnten. Mit der eigenen Glaubwürdigkeit zu spielen, ist immer gefährlich, auch wenn ihr als Autoren da leider wenig für könnt.
Aber die Gamestar hatte ja durchaus schon Native-Advertising-Experimente, die in eine ähnliche Richtung gingen, das könnte bei dem ein oder anderen eben hängen geblieben sein. Bei einigen wirds aber sicher schlichtweg Böswilligkeit sein ^^
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Axel
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Re: Der Gamestar-Kodex: Überfällige Selbsteinschätzung oder überflüssige PR-Maßnahme?

Beitrag von Axel »

Ellie hat geschrieben: 30. Apr 2020, 20:03 allerdings habe ich teilweise das Gefühl, dass das Verständnis für das Konzept einer Themenwoche fehlt und sofort auf den "Gekauft"- oder "Klickgeil"-Zug aufgesprungen wird, ohne mal zu hinterfragen, ob die Themenwoche vielleicht einfach nur nicht für einen persönlich geeignet ist, weil einen Spiel X oder Thema Y eben nicht anspricht - andere aber womöglich schon.
Dann würde es hier solche Kritik auch geben, wenn Andre solche Themenwochen gestaltet. Wo halt eine Woche unter einem bestimmten Thema steht. Und die werden hier in der Regel sehr gut aufgenommen. Weil es sehr spannende Themen sind, die eher selten behandelt werden. Wie die Desperados-Woche, wo viele interessante Aspekte mit Ralf beleuchtet wurden, die auch dann spannend sind, wenn man die Spiele nie gespielt hat. Weil hinter dem Spiel selbst so viele andere spannende Aspekte stecken. Von Studiopolitik über Gedanken zu Gamedesign in Laufe der Jahre und und und.

Eine Themenwoche miss sich thematisch tragen und dann sollte das eigentliche Spiel nur der Link sein zu einem ganzen Blumenstrauß weiterer Themen und Gedanken. Oder was hier auch immer gut ankam waren die „Wochen der Wertschätzung“, wo es einfach mal jeden Tag nur Wertschätzungen gab. Sowas ist auch cool, weil ebenfalls abwechslungsreich.
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Lurtz
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Re: Der Gamestar-Kodex: Überfällige Selbsteinschätzung oder überflüssige PR-Maßnahme?

Beitrag von Lurtz »

Axel hat geschrieben: 30. Apr 2020, 21:03 Dann würde es hier solche Kritik auch geben, wenn Andre solche Themenwochen gestaltet. Wo halt eine Woche unter einem bestimmten Thema steht. Und die werden hier in der Regel sehr gut aufgenommen.
Die gibt es doch, eben dass die Person mit der Themenwoche nichts anfangen kann, weil sie das Spiel/Thema nicht interessiert und damit auch kategorisch die Themenwoche nicht.
Klar, die Stimmen waren deutlich in der Unterzahl, aber die Community hier ist auch nur ein Bruchteil der Gamestar-Community.
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Ellie
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Re: Der Gamestar-Kodex: Überfällige Selbsteinschätzung oder überflüssige PR-Maßnahme?

Beitrag von Ellie »

Axel hat geschrieben: 30. Apr 2020, 21:03
Ellie hat geschrieben: 30. Apr 2020, 20:03 allerdings habe ich teilweise das Gefühl, dass das Verständnis für das Konzept einer Themenwoche fehlt und sofort auf den "Gekauft"- oder "Klickgeil"-Zug aufgesprungen wird, ohne mal zu hinterfragen, ob die Themenwoche vielleicht einfach nur nicht für einen persönlich geeignet ist, weil einen Spiel X oder Thema Y eben nicht anspricht - andere aber womöglich schon.
Dann würde es hier solche Kritik auch geben, wenn Andre solche Themenwochen gestaltet. Wo halt eine Woche unter einem bestimmten Thema steht. Und die werden hier in der Regel sehr gut aufgenommen. Weil es sehr spannende Themen sind, die eher selten behandelt werden. Wie die Desperados-Woche, wo viele interessante Aspekte mit Ralf beleuchtet wurden, die auch dann spannend sind, wenn man die Spiele nie gespielt hat. Weil hinter dem Spiel selbst so viele andere spannende Aspekte stecken. Von Studiopolitik über Gedanken zu Gamedesign in Laufe der Jahre und und und.

Eine Themenwoche miss sich thematisch tragen und dann sollte das eigentliche Spiel nur der Link sein zu einem ganzen Blumenstrauß weiterer Themen und Gedanken. Oder was hier auch immer gut ankam waren die „Wochen der Wertschätzung“, wo es einfach mal jeden Tag nur Wertschätzungen gab. Sowas ist auch cool, weil ebenfalls abwechslungsreich.
Also ich hab durchaus auch hier schon Kritik an den Themenwochen gelesen. ^^ Woran willst du denn festmachen, ob ein Thema eine Themenwoche hergibt? Und was machst du, wenn jemand sagt Desperados interessiert mich überhaupt nicht, aber Witcher total? Ich glaube, das ist fast immer von den persönlichen Interessen und Präferenzen abhängig. Natürlich kann eine Themenwoche trotzdem ihre Schwächen haben oder schlecht umgesetzt sein - wie gesagt, ich bin jetzt nicht der Meinung, dass das bei Witcher perfekt war und sehe durchaus, dass eine "Woche der Wertschätzungen" z.B. in sich schon mehr Abwechslung verspricht, weil eben mehrere Spiele behandelt werden. Aber ich glaube auch, dass viele ihr persönliches Interesse als ultimativen Standard ansetzen.
Lurtz hat geschrieben: 30. Apr 2020, 20:30 Ja das finde ich hier auch unangebracht. Wobei das eben auch wieder Kollateralschäden von den ganzen anderen Experimenten in der Richtung sein könnnten. Mit der eigenen Glaubwürdigkeit zu spielen, ist immer gefährlich, auch wenn ihr als Autoren da leider wenig für könnt.
Aber die Gamestar hatte ja durchaus schon Native-Advertising-Experimente, die in eine ähnliche Richtung gingen, das könnte bei dem ein oder anderen eben hängen geblieben sein. Bei einigen wirds aber sicher schlichtweg Böswilligkeit sein ^^
Freut mich erstmal, dass einige Beiträge bei dir gut ankamen und seh die Kritikpunkte wie gesagt auf jeden Fall durchaus. Kann auch echt sein, dass die Kritik gerade sehr durch das Umfeld begründet ist, hab ja was Headlines usw. angeht hier schon ein bisschen was geschrieben. Was Werbung angeht, wird das tatsächlich komplett unabhängig von uns Redakteuren entschieden, aber bringen da durchaus Kritik an intern, wenn und etwas zu weit geht.
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Asphyx
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Re: Der Gamestar-Kodex: Überfällige Selbsteinschätzung oder überflüssige PR-Maßnahme?

Beitrag von Asphyx »

Ellie, ich glaube, ich muss hier ein paar Eindrücke geraderücken.

Dass ich nicht grundsätzlich gegen die GS eingestellt bin, habe ich schon erwähnt. Vielleicht stelle ich einfach nur höhere Ansprüche an ein Medium, das ich seit Ausgabe 1 lese, als Ihr sie seit längerer Zeit befriedigt, schon mal von der Seite aus darüber nachgedacht? Vielleicht bin ich bloß frustriert, weil auf jedwede fundierte Kritik (d.h. nicht "Ihr seid scheiße"-Blankostatements, sondern sachbezogene Kritik mit detaillierten Beispielen und ggf. Besserungsvorschlägen), die ich in den letzten Monaten und Jahren geäußert habe, entweder gar nicht oder mit irgendwelchen vagen Wohlfühlstatements reagiert, aber nie wirklich auf irgendwas eingegangen wurde (wobei ich Deine Stellungnahmen hier absolut positiv hervorheben möchte - ich wünschte, solche Antworten bekäme man auch auf GS selbst). Vielleicht erwarte ich mir einfach mehr Anspruch und Diversität von einem Leitmedium des deutschen Spielejournalismus, und mehr Selbstreflexion von einer Redaktion, die ständig auf Qualitätsanspruch und Unabhängigkeit pocht, aber es dennoch immer wieder schafft, ungeschickt einen gegensätzlichen Eindruck zu erwecken. Und dabei zähle ich mich absolut nicht zu jenen, die Euch gerne pauschal unterstellen, in der Tasche der Industrie zu stecken (sonst hätte ich längst aufgehört, Euch zu lesen), ich bemühe mich immer, meine Kritik konkret und meine Argumente nachvollziehbar vorzubringen. Und ja, ich tue das durchaus pointiert, weil es mir nunmal nicht egal ist und ich immer wieder die Hoffnung hege, Euch mal aus der Reserve zu locken oder einen Denkanstoß mitzugeben, der vielleicht hängenbleibt. Ich kritisiere Euch nicht, um Euch runterzumachen, sondern weil ich Euch gerne besser sehen würde, weil ich mir mehr von Euch wünsche und erwarte. Aber "besser" ist zugegeben ein subjektiver Eindruck, und möglicherweise bin ich auch einfach Eurer Zielgruppe entwachsen. Ich bin halt kein 20jähriger mehr, der gerne jeden Tag etwas über sein Lieblingsspiel liest und damit schon zufrieden ist. Vielleicht ist es mein Fehler, und ich sollte es einfach aufgeben. Um es pointiert (und keinesfalls beleidigend gemeint) zu formulieren: ihr müsst Euch wirtschaftlich an der Masse orientieren, und die Masse ist nunmal meist kritiklos und leicht zu befriedigen (vgl. die Hitparade).

Ich habe auch rein gar nichts gegen The Witcher, gerade der dritte Teil gehört samt Add-Ons zu den besten Spielerfahrungen, die ich jemals hatte. Das bedeutet aber nicht automatisch, dass ich es deshalb für nötig halte, zwei Wochen lang dreimal täglich damit penetriert zu werden, während andere interessante Themen hinten runter fallen. Schon mal den Satz "There can be too much of a good thing" gehört? Ja, es waren durchaus auch interessante Geschichten in Eurer Berichterstattung enthalten, aber auch viel Blabla und Einzelartikel, die man besser gebündelt oder weggelassen hätte. Peter Bathge hat jetzt Witcher 3 gespielt und es gefällt ihm nicht - ja und? Er hat es noch nicht mal gut begründet, und mir erschließt sich nicht, wo dabei der Erkenntnisgewinn für mich als Leser sein soll, außer dass Geschmäcker halt verschieden sind, und das wusste ich schon vorher.

Hier schließt sich für mich auch der Kreis zu Andres Vergleich mit der Desperados-Themenwoche bei The Pod, bzw. tritt der Unterschied deutlich zutage. Nicht nur ist Desperados ein weit weniger beackertes Feld als Witcher 3, nicht nur war es eine und nicht zwei Wochen, nicht nur war es ein Podcast pro Tag und nicht drei, es wurden Gespräche mit den ehemaligen und den aktuellen Entwicklern geführt und (für meine Begriffe) in jeweils einer bis anderthalb Stunden Gespräch wesentlich mehr interessante Einblicke in Historie, Entwicklungsgeschichte und Design der Spiele zutage gefördert. Es wurde auch ein vollkommen anderer Zugang gewählt, wenn ich z.B. an Andres Gespräch mit Ralf Adam denke (sinngemäß "Desperados ist scheiße - discuss!"). Glaub mir, Andre, hättet Ihr zwei Wochen lang drei Podcasts täglich über die Hüte und Pistolen im Spiel gemacht, hätte mein Unwille auch Euch getroffen. ;)

Auf meine anderen Kritikpunkte (Toplisten, inhaltsleere News...) bzw. Anregungen wurde leider auch hier nicht wirklich eingegangen, aber Du bist halt nicht die offizielle Sprecherin der Gamestar, und das werfe ich Dir auch nicht vor. Und ich verstehe auch, dass es weh tut, für etwas kritisiert zu werden, in das man viel Arbeit und Herzblut gesteckt hat, daher sei an dieser Stelle nochmal betont, dass meine Kritik keinesfalls pauschal und erst recht nicht persönlich gemeint ist. Ich will niemandes Arbeit geringschätzen, ich denke bloß, sie wäre aus meiner persönlichen Sicht anderswo besser eingesetzt gewesen.

P.S.: Ich habe mir aus gegebenem Anlass mal Michael Grafs Video zum Thema "Was ist journalistische Qualität" aus dem Jahr 2018 angesehen und hätte auch daran einiges an fundamentalem Widerspruch anzubringen, aber das führt an dieser Stelle wohl zu weit. Ich muss das Video damals verpasst haben, sonst hätte ich wohl schon daraus ableiten können, dass mein Anspruch an Euch und Euer Anspruch an Euch selbst nicht deckungsgleich sind. Aber wie gesagt, vielleicht liegt es an mir. ;)
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derFuchsi
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Re: Der Gamestar-Kodex: Überfällige Selbsteinschätzung oder überflüssige PR-Maßnahme?

Beitrag von derFuchsi »

Andre Peschke hat geschrieben: 30. Apr 2020, 17:26
Asphyx hat geschrieben: 30. Apr 2020, 16:49 Warum ist das Thema plötzlich in dieser Masse relevant, bloß weil zwei Redakteure es endlich mal gespielt haben?
Du schriebst ja selbst, dass das Spiel nach wie vor immer wieder Community-Awards etc abräumt. Es ist scheinbar nach wie vor ein Titel, der vielen Leuten am Herzen liegt.
Anscheinend :naughty: :roll:

;)
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Andre Peschke
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Re: Der Gamestar-Kodex: Überfällige Selbsteinschätzung oder überflüssige PR-Maßnahme?

Beitrag von Andre Peschke »

derFuchsi hat geschrieben: 30. Apr 2020, 23:27 Anscheinend :naughty: :roll:

;)
Aber... Das würde ja bedeuten es gibt diese Witcher-Fans... wirklich? *dundun-dunnnnn*

Andre
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Axel
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Re: Der Gamestar-Kodex: Überfällige Selbsteinschätzung oder überflüssige PR-Maßnahme?

Beitrag von Axel »

Lurtz hat geschrieben: 30. Apr 2020, 21:20 Die gibt es doch, eben dass die Person mit der Themenwoche nichts anfangen kann, weil sie das Spiel/Thema nicht interessiert und damit auch kategorisch die Themenwoche nicht.
Aber dann schau mal, wie viele Leute es gab die erst sagten „Och nö, nicht so eine Themenwoche. Spiel interessiert mich nicht.“ und DANN trotzdem dem mal eine Chance gegeben haben und obwohl ihnen das Spiel egaler nicht sein konnte, trotzdem enorm viel mitgenommen haben. Weil es hintergründig um so viel mehr ging als nur ein Spiel. Dass ist das, was ich mit „Link über ein Spiel zu anderen Themen“ meinte. Oder um es verständlicher zu formulieren: Desperados wurde lediglich als Aufhänger für eine Themenwoche gewählt, wo es inhaltlich um viele verschiedene andere Dinge geht.

Und das macht den kleinen, aber feinen Unterschied zu einer strikt monothematischen Themenwoche aus.
Ellie hat geschrieben: 30. Apr 2020, 21:21 Aber ich glaube auch, dass viele ihr persönliches Interesse als ultimativen Standard ansetzen.
Wie stellst Du Dir denn sonst Kritik vor? :mrgreen: Diese wird immer vom Standpunkt des eigenen persönlichen Interesses vorgetragen. Ist auch meine Erfahrung als Macher in den 20 Jahren, die ich in verschiedensten Projekten (von Webzines und Fanzines über politische Öffentlichkeitsarbeit bis hin zum Labelmanagement) zugebracht habe. Sonst macht eine Kritik ja auch wenig Sinn. Und natürlich kenne ich auch diese wunderbar große, bequeme Ausfahrt „Du magst diese Kritik haben, aber schau Dir die breite, schweigende Masse an, die zufrieden ist.“ nur all zu gut. Aber ich kenne eben auch die Gefahr, blind für das eigene Werk zu werden zu gut und das konträre Ansichten von außen garnicht so schlecht sind. Das heißt nicht, dass Kritiker immer in allem Recht haben (nein, haben sie nicht), wenn aber diverse Krikpunkte immer wieder kommen, ist meistens dennoch irgendwas dran. :)
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Asphyx
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Re: Der Gamestar-Kodex: Überfällige Selbsteinschätzung oder überflüssige PR-Maßnahme?

Beitrag von Asphyx »

Andre Peschke hat geschrieben: 30. Apr 2020, 23:40
derFuchsi hat geschrieben: 30. Apr 2020, 23:27 Anscheinend :naughty: :roll:

;)
Aber... Das würde ja bedeuten es gibt diese Witcher-Fans... wirklich? *dundun-dunnnnn*

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Natürlich gibt es die, das habe ich ja nicht bestritten. Ich selbst bin einer. Bloß war das nicht mein Punkt. ;)
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Asphyx
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Re: Der Gamestar-Kodex: Überfällige Selbsteinschätzung oder überflüssige PR-Maßnahme?

Beitrag von Asphyx »

Axel hat geschrieben: 1. Mai 2020, 00:45 Wie stellst Du Dir denn sonst Kritik vor? :mrgreen: Diese wird immer vom Standpunkt des eigenen persönlichen Interesses vorgetragen. Ist auch meine Erfahrung als Macher in den 20 Jahren, die ich in verschiedensten Projekten (von Webzines und Fanzines über politische Öffentlichkeitsarbeit bis hin zum Labelmanagement) zugebracht habe. Sonst macht eine Kritik ja auch wenig Sinn. Und natürlich kenne ich auch diese wunderbar große, bequeme Ausfahrt „Du magst diese Kritik haben, aber schau Dir die breite, schweigende Masse an, die zufrieden ist.“ nur all zu gut. Aber ich kenne eben auch die Gefahr, blind für das eigene Werk zu werden zu gut und das konträre Ansichten von außen garnicht so schlecht sind. Das heißt nicht, dass Kritiker immer in allem Recht haben (nein, haben sie nicht), wenn aber diverse Krikpunkte immer wieder kommen, ist meistens dennoch irgendwas dran. :)
Gut gesagt. Natürlich sind Meinungen, Geschmäcker und Präferenzen unterschiedlich - ich behaupte ja nicht, im Namen aller GS-Leser zu sprechen (oder erwarte, dass GS springt, wenn ich "Hopp!" sage). Aber zugleich ist eine Meinung nicht automatisch nichts wert, nur weil sie keine Mehrheitsmeinung ist, und wieviele von der "schweigenden Mehrheit" tatsächlich zufrieden sind, oder bloß zu faul oder nicht irritiert genug, um etwas zu sagen, ist wohl auch schwer feststellbar. Agree to disagree ist immer eine Option, aber meist eine billige.

Im schon erwähnten Video von Michael Graf (https://www.gamestar.de/videos/was-ist- ... 97539.html) spricht er ca. bei 24:40 dezidiert von Kritikfähigkeit, dass die Redakteure die Kommentare unter den Artikeln lesen, sachliche Kritik ernstnehmen und darüber reflektieren sollten, welche Fehler ggf. passiert sind, und wie man es zukünftig besser machen kann. Wenn man sich nun aber explizit oder implizit auf die erwähnte "schweigende Mehrheit" beruft und daraus schließt, dass man schon alles richtig gemacht hat und die paar Gegenstimmen als - salopp gesagt - Querulanten abtut, macht man es sich m.E. zu einfach.

Relativ zu Beginn des Videos stellt Michael zwei Zitate zum Thema journalistische Qualität vor, die ich beide gleichermaßen kritikwürdig finde. Das erste lautet "Qualität im Journalismus definieren zu wollen, gleicht dem Versuch, einen Pudding an die Wand zu nageln." Michael findet dieses Zitat "relativ langweilig", denn "natürlich ist alles immer schwierig, alle Grenzen sind fließend und man kann selten den Finger drauflegen und sagen: genau das ist Qualität". Dem würde ich widersprechen, denn zumindest lässt sich anhand gängiger journalistischer Grundsätze (Nachrichtenwert, Verlässlichkeit von Quellen, "check, recheck, double check" etc.) relativ deutlich abgrenzen, was eben KEINE Qualität ist. Im Übrigen halte ich es da mit "unserem" ehemaligen GS-Chefredakteur Jochen, der mal den Satz sagte (bzw. zitierte): "Guter Journalismus sollte sich daran orientieren, was die Leser wissen müssen, nicht daran, was sie gerne lesen wollen." Ersteres ist ein qualitätsoptimierter Ansatz, letzteres ein reichweitenoptimierter - beide sind absolut zulässig, aber grundverschieden, und ich habe ein Problem damit, wenn man mir letzteren als ersteren verkaufen will.

Noch größeren Widerspruch erntet von mir aber das zweite von Michael angeführte Zitat (eines Sozialwissenschaftlers, keines Journalisten), das da lautet: "Werte sind keine Fixsterne, sondern Ballons, deren Hülle man aufbewahrt, um sie bei Gelegenheit aufzublasen", oder wie Michael sagt "nichts, was man immer vor sich herträgt und ständig betonen muss". Vielleicht verstehe ich ihn falsch, aber das entspricht nicht meiner Definition von Werten. Meine Werte muss ich nicht betonen, denn sie zeigen sich in meinem Handeln, aber ich räume sie nicht weg und hole sie nur bei Bedarf raus, denn dann werden sie beliebig - in etwa so, wie in der EU so gerne die "gemeinsamen Werte" beschworen werden, während man rechte Populisten an der Grenze zum Despotentum (z.B. Orban) immer noch in seiner Mitte duldet ohne ihnen jemals konsequent Grenzen zu setzen, oder mit politischen Irrlichtern wie Erdogan krumme Deals abschließt, um sich nicht mit dem Unmut der eigenen Bevölkerung(en) auseinandersetzen und die angeblichen Werte auch intern verteidigen zu müssen. Das nur als Beispiel, ich will hier nicht ins Politische abschweifen.

Nochmal: ich behaupte nicht, dass alles an/in der GS schlecht ist, ganz und gar nicht. Aber ein Artikel, der nichts als Spekulationen und Gerüchte beinhaltet (GTA 6 wird größer oder kleiner, kommt früher oder später und befindet sich in einem frühen oder doch nicht so frühen Entwicklungsstadium) und sich dann noch durch ein Update mit gegensätzlichen Gerüchten selbst ad absurdum führt, ist kein Qualitätsjournalismus. Ein Meinungskasten, der diese Meinung nicht schlüssig (außer durch Geschmack) zu begründen weiß und außer der Aussage "mag ich nicht" keinen Erkenntnisgewinn bringt, ist kein Qualitätsjournalismus. Und wer mir unter dem Deckmantel des Leserservice die drölfzigste Topliste als Qualitätsjournalismus verkaufen will, müsste mit derselben Begründung auch Artikel der Marke "Die besten Diäten für die Bikinifigur" oder "15 Tipps, wie Sie ihren Partner im Bett verrückt machen" unter diesem Rubrum einordnen.
Wer ein Haubenrestaurant führt, aber auch Gerichte auf der Karte hat, die kaum genießbar sind, muss sich zurecht fragen lassen, warum er sein Lokal als Gourmettempel versteht. Dasselbe gilt analog für ein Magazin.
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Axel
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Re: Der Gamestar-Kodex: Überfällige Selbsteinschätzung oder überflüssige PR-Maßnahme?

Beitrag von Axel »

Asphyx hat geschrieben: 1. Mai 2020, 03:34 Im Übrigen halte ich es da mit "unserem" ehemaligen GS-Chefredakteur Jochen, der mal den Satz sagte (bzw. zitierte): "Guter Journalismus sollte sich daran orientieren, was die Leser wissen müssen, nicht daran, was sie gerne lesen wollen."
Das ist für mich auch ein Grundpfeiler von gutem Journalismus. Das ist auch der Grund, weswegen ich den Gamespodcast nach wie vor so toll finde. Nicht wegen der besprochenen Spiele. Ich kenne meinen Geschmack ziemlich gut und bräuchte dafür kein Angebot. Aber wegen den Einblicken, Standpunkten, usw. die nicht immer auf meinem Radar sind, empfinde ich das Angebot hier als nach wie vor hervorragend.

Einer meiner größten journalistischen Vorbilder ist nach wie vor John Peel. Damaliger BBC Musikjournalist von 1967 bis 2004, hatte eine riesige Reichweite, da seine Sendungen auf der ganzen Welt ausgestrahlt wurden. Der Mann hatte durch seine Sendung einen großen Anteil an den kommerziellen Aufschwung von New Wave, Hard Rock oder Post Punk. Bands wie Depeche Mode, Pink Floyd, Ramones, The Cure und und und verdank(t)en ihm ihre Karriere. Warum? Weil er sie gespielt hat, als die keiner kannte. Auch als Peels Sendungen ab mitte der 70er die meist gehörten Radiosendungen in Europa waren, ist er nie von seiner Devise abgerückt: A balance between things that you know people will like and things that you think people will like.
Also am eine Mischung aus Musik, die die Hörer kennen müssen und Musik, die die Hörer hören wollen.

Und dieser Ansatz ist heute im Journalismus allgemein kaum noch vorhanden. Das man versucht beides irgendwie zu vereinen: Reichweite UND Relevanz.
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Jon Zen
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Re: Der Gamestar-Kodex: Überfällige Selbsteinschätzung oder überflüssige PR-Maßnahme?

Beitrag von Jon Zen »

derFuchsi hat geschrieben: 30. Apr 2020, 23:27
Andre Peschke hat geschrieben: 30. Apr 2020, 17:26
Asphyx hat geschrieben: 30. Apr 2020, 16:49 Warum ist das Thema plötzlich in dieser Masse relevant, bloß weil zwei Redakteure es endlich mal gespielt haben?
Du schriebst ja selbst, dass das Spiel nach wie vor immer wieder Community-Awards etc abräumt. Es ist scheinbar nach wie vor ein Titel, der vielen Leuten am Herzen liegt.
Anscheinend :naughty: :roll:

;)
Um noch etwas Feuer hinein zu gießen:
Und längst wird „scheinbar“ semantisch nicht mehr von „anscheinend“ unterschieden. Doch auch davon geht die Welt der deutschen Sprache nicht unter. Derartige Veränderungen und Neuerungen betreffen die Weichteile der Sprache, nicht deren Skelett.
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Re: Der Gamestar-Kodex: Überfällige Selbsteinschätzung oder überflüssige PR-Maßnahme?

Beitrag von Andre Peschke »

Asphyx hat geschrieben: 1. Mai 2020, 02:28 Natürlich gibt es die, das habe ich ja nicht bestritten. Ich selbst bin einer. Bloß war das nicht mein Punkt. ;)
Meiner auch nicht. War nur ein dummer Scherz re: Fuchsi. :D

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Re: Der Gamestar-Kodex: Überfällige Selbsteinschätzung oder überflüssige PR-Maßnahme?

Beitrag von imanzuel »

Geht vielleicht ein bisschen an der aktuellen Diskussion vorbei, aber der Test von der GameStar zu Cloudpunk (Link) zeigt schön warum man als Kaufempfehlungs-Ratgeber (oder wofür dienen Tests sonst?) man die GameStar definitiv nicht mehr herziehen soll. Da werden sämtliche Krititpunkte die das Spiel hat gar nicht erst erwähnt, einzig die Steuerung ( in einem Spiel wo man locker 70% herumfliegt :ugly: ) wird kritisiert.

Nebenbei wird im Kasten das Spiel noch als "Action" bezeichnet - Walking/Flying Simulator wäre die richtige Bezeichnung. Mit der mehrfachen Erwähnung von Cyberpunk 2077 (wird natürlich "nur" 6 mal im Test erwähnt...) kriegt da der Leser ein völlig falsches Bild vom Spiel...
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Re: Der Gamestar-Kodex: Überfällige Selbsteinschätzung oder überflüssige PR-Maßnahme?

Beitrag von HerrReineke »

imanzuel hat geschrieben: 1. Mai 2020, 10:13 Geht vielleicht ein bisschen an der aktuellen Diskussion vorbei, aber der Test von der GameStar zu Cloudpunk (Link) zeigt schön warum man als Kaufempfehlungs-Ratgeber (oder wofür dienen Tests sonst?) man die GameStar definitiv nicht mehr herziehen soll. Da werden sämtliche Krititpunkte die das Spiel hat gar nicht erst erwähnt, einzig die Steuerung ( in einem Spiel wo man locker 70% herumfliegt :ugly: ) wird kritisiert.
Gleichzeitig findet sich die Erklärung dafür direkt am Anfang in einem gut sichtbaren Kasten:
GameStar hat geschrieben:Cloudpunk ist Teil unserer neuen Kurztest-Reihe, bei der wir kleine und eher unbekannte, aber unserer Meinung nach empfehlenswerte Spiele mit sehr persönlichen Texten für euch testen. Dabei geht es weniger um eine umfangreiche Analyse sämtlicher Gameplay-Details, sondern eher darum, in Kolumnenform zu beschreiben, warum dieser Titel für den jeweiligen Autoren etwas Besonderes ist.
Ja, man kann jetzt anbringen, dass das damit eindeutig kein "richtiger" Test und damit irgendwie falsch einsortiert / bezeichnet ist. Aber der Artikel versteckt auch nicht, was er denn sein will. Für derart mündig das zu erkennen, würde ich die Leser durchaus halten - insbesondere, wenn es in einem Extrakasten zu Beginn zumindest rudimentär erklärt wird. Warum man da dann unbedingt noch eine Zahl dran packen muss... nunja. Aber hey - scheinbar kriegt Axel seine innig ersehnten Kurztests (teilweise) zurück :ugly:
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Re: Der Gamestar-Kodex: Überfällige Selbsteinschätzung oder überflüssige PR-Maßnahme?

Beitrag von imanzuel »

Ich glaube die Erklärung (ähnlich wie der Wertungskasten) gab es anfangs noch nicht, hab da auch in den Kommentare hingewiesen ob da was fehlt.

Bezüglich
Dabei geht es weniger um eine umfangreiche Analyse sämtlicher Gameplay-Details
müsste mir GameStar mir mal einen Test zeigen, wo eine Analyse eines Spiels (in Testform vermute ich mal) stattfindet. Den gibt es bei der GameStar nicht.

Ansonsten: Einen Test als - Kommentar, Meinung, whatever zu bezeichnen bzw. so aufzuziehen halte ich für noch wesentlich schlimmer. Noch mehr zeigen das man ans "testen(!)" nicht interessiert ist kann man nicht zeigen. Ich kann auch irgendein Spiel herausziehen, es irgendwie dafür loben ("XY ist mein Lieblingsspiel, weil boah diese eine (1) Mission von 10, die war so großartig - 85 Wertung (und verschweige mal dabei, das die anderen 9 Missionen totaler Müll sind)), eine Zahl dahinterklatschen und dabei alles ignorieren was das Spiel sonst noch ausmacht.

Ansonsten bleibt meine Kritik, das ist durch die Fehler / falsche Bezeichnung False Advertisement.
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Re: Der Gamestar-Kodex: Überfällige Selbsteinschätzung oder überflüssige PR-Maßnahme?

Beitrag von Axel »

Gut so! Aber wie man an imanzuels Reaktion sieht, gibt es auch Menschen, für die ist ein Spieletest eine nüchterne Dekunstruktion sämtlicher Einzelteile ohne zu erkennen was Spiele sind: Kunst. Und Kunst kann emotional bewegen, auch wenn es handwerklich nicht perfekt ist. ;)
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