Ich muss sagen, dass mich vieles, was hier an Kritik aufgeführt wird, erheblich weniger stört als scheinbar viele. Aber ich habe auch in anderen Threads den Eindruck gewonnen, dass ich von Games-Journalismus scheinbar etwas andere Dinge erwarte als andere Forumsuser. Ich bin sehr großer Fan des Essay-Formats, wie es auf Seiten wie Polygon, Kotaku und RPS häufig anzutreffen ist, und freue mich jedes Mal, wenn die GS auch etwas in diese Richtung macht, weil ich für mich einfach festgestellt habe, dass dieses sehr subjektive Behandeln von Spielen meinem eigenen Spieleerlebnis viel näher kommt als der klassische "Produkttest". Ich muss nicht über alle Details und Stärken und Schwächen eines Spieles vorher Bescheid wissen, aber ich will wissen, was die Redakteure ganz individuell begeistert oder abgeschreckt hat (und seien es kleinste Randdetails), das kann ich dann mit meinen eigenen Vorstellungen abgleichen und mir so ein Bild machen. Mir gefällt auch sehr, dass z.B. RPS genau wie The Pod keine Wertungen vergibt, sondern gute Spiele nur mit dem Stempel "bestest best" auszeichnet, und dass die Tests keinerlei feste Rahmung haben (Wertungskasten, Meinungskasten), sondern dass es am Text an sich liegt, mir zu sagen, wie das Spiel denn nun ist. Das funktioniert alles natürlich vor allem in einem personenfokussierten Modell, wo man die Redakteure irgendwann kennt und einschätzen kann, wo deren Geschmack sich verglichen mit dem eigenen positioniert. Aber grundsätzlich finde ich, die GS macht das nicht so schlecht. Ich nutze die Seite selbst allerdings auch nur, wenn ich News zu einem bestimmten Thema suche, ansonsten sind meine Berührungspunkte Youtube und der Podcast - und da erfüllt vieles genau dieses Bedürfnis.
Ansonsten habe ich GS und die erwähnten Seiten in einem RSS-Feed, wo ich oft nur die Überschriften lese, um zu sehen, ob mich ein Thema interessiert; und so schlimm, wie das Clickbait-Thema hier dargestellt wird, sehe ich es da zum allergrößten Teil nicht. In der Regel schaffen die Headlines es ganz gut, mir zu vermitteln, ob ich den Artikel lesen will oder nicht, und selten denke ich hinterher, dass das jetzt überhaupt nichts mit der Überschrift zu tun hatte - bzw. denke ich eher, wie neulich bei den Hot Dogs in Star Citizen, dass der Artikel evtl. handwerkliche Schwächen dahingehend hat, mir zu sagen, worum es denn jetzt geht. Aber das passiert auf einer Journalismus-Plattform zwangsläufig manchmal. Vielleicht ist mein Anspruch an diese Meldungen auch einfach nicht hoch - wenn da jemand einen lustig aussehenden Glitch gefilmt hat, reicht mir das ggf. schon aus.
Ich finde z.B. Listicles auch nicht irre dramatisch, solange sie entweder unterhaltsam gemacht sind oder mir einen guten Überblick über ein Thema verschaffen können. Im Gegenteil, wenn ich etwa "couch coop ps4" google, bin ich froh, wenn da etwas von der Gamestar/Gamepro auftaucht und ich nicht auf irgendwelche unbekannten anderen Seiten gehen muss.
Was das viele Spekulieren angeht: das ist m.M.n. kein Problem der Gamestar, das ist ein Problem der heutigen Popkultur. Erinnert ihr euch an die letzten Staffeln GoT? Es ist inzwischen doch halber Volkssport, jeden Fetzen Material ins kleinste Detail zu zerlegen und zu spekulieren, was das bedeuten könnte - etwas, was die Hersteller ihrerseits wissen und mit "versteckten" Botschaften, Easter Eggs, Teasern, "Leaks" etc. selbst befeuern, so dass sich die Spirale immer schneller dreht und es inzwischen fast fahrlässig wäre, das nicht zu tun, weil die Macher genau zu diesem Zweck vorher zeigen, was sie zeigen. Mir gibt das auch wenig, weil mir dieses kleinteilige Zerlegen oft einfach den Spaß am großen Ganzen raubt, aber so funktioniert für viele Menschen halt Nerdtum im 21. Jahrhundert, und ich kann der GS keinen Vorwurf machen, dass sie das dann bedient. Zumal ich den Redakteuren auch durchaus abnehme, dass sie das selbst spannend finden. Und auch hier gilt: sowas kann man besser oder schlechter machen, da kommt es dann auf den Einzelfall an, weniger aufs Prinzip.