Kostenpunkte Spieleentwicklung

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Blaight
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Kostenpunkte Spieleentwicklung

Beitrag von Blaight »

Nach der aktuellen Sonntagsfolge habe ich mich generell mal gefragt, welche Kosten ein Entwicklerstdio so hat.

Personalkosten

Räumlichkeiten (die müssne nicht repräsentativ sein, sondern funktional)

Technik, selbst da müssten meiner Ansicht nach je nach Spiel nicht für jeden Arbeitsplatz nur krasseste High-End Maschinen her.

Ist das dann nicht generell schwierig in unserem Land, wo wir auf alle Möglichenkosten Steuervorteile gewähren, aber auf klassische Personalkosten eben kaum?
imanzuel
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Re: Kostenpunkte Spieleentwicklung

Beitrag von imanzuel »

Hab den Podcast nicht gehört, also keine Ahnung ob es erwähnt wurde, aber in den Staaten rechnet man doch pro Kopf mit ca. 10.000 Dollar / Monat.

Edit - Quelle:

https://kotaku.com/why-video-games-cost ... 1818508211
While reporting for my recently released book about how games are made, I asked a ton of developers how they calculate their budgets. A few of the bigger companies wouldn’t get into specific numbers—like I said, notoriously secretive—but all of the studios that did answer offered the same magical number: $10,000. Specifically, $10,000 per person per month.

“That’s a good ballpark number,” said Obsidian’s Adam Brennecke, executive producer of Pillars of Eternity and its upcoming sequel. “Based on the average salary for a developer plus overhead, it costs about $10,000 per person at the studio. Some are more expensive. And that’s how you usually do budgets with publishers too.”
Notiz für mich
2022: 1. Elden Ring 10/10 2. HFW 7/10 3. DL2 6/10
Raptor 2101
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Re: Kostenpunkte Spieleentwicklung

Beitrag von Raptor 2101 »

In meiner Branche rechnet man für einen Entwickler ~1000€/8H Tag. Da ist dann alles inklusive. (Arbeitsplatz, Lizenzen, Rechner, Steuer und Abgaben)

Wobei die Kosten gerade steigen, wenn Entwickler (ohne Senior/Lead) 90K€ Jahresgehalt aufrufen können. Dann drückt das die Personalkosten signifikant nach oben
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schneeland
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Re: Kostenpunkte Spieleentwicklung

Beitrag von schneeland »

Raptor 2101 hat geschrieben: 10. Jun 2019, 12:40 In meiner Branche rechnet man für einen Entwickler ~1000€/8H Tag. Da ist dann alles inklusive. (Arbeitsplatz, Lizenzen, Rechner, Steuer und Abgaben)

Wobei die Kosten gerade steigen, wenn Entwickler (ohne Senior/Lead) 90K€ Jahresgehalt aufrufen können. Dann drückt das die Personalkosten signifikant nach oben
Schweiz oder südliches Süddeutschland? Das scheint mir vergleichsweise hoch gegriffen - jetzt werden Senior-Positionen je nach Firma ja anders vergeben, aber bei uns verdient ein Nicht-Senior vielleicht maximal 70K, und der ist dann schon echt lange dabei, i.d.R. wohl eher 50K. Insofern käme ich über den Daumen gepeilt eher auf 10K€ pro Monat (5K€ Gehalt + Overhead). Ist für ein Unternehmen natürlich immer noch eine Ansage, weil ein Entwickler allein hilft ja noch nicht so viel.
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Raptor 2101
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Re: Kostenpunkte Spieleentwicklung

Beitrag von Raptor 2101 »

schneeland hat geschrieben: 10. Jun 2019, 12:52
Schweiz oder südliches Süddeutschland? Das scheint mir vergleichsweise hoch gegriffen - jetzt werden Senior-Positionen je nach Firma ja anders vergeben, aber bei uns verdient ein Nicht-Senior vielleicht maximal 70K, und der ist dann schon echt lange dabei, i.d.R. wohl eher 50K. Insofern käme ich über den Daumen gepeilt eher auf 10K€ pro Monat (5K€ Gehalt + Overhead). Ist für ein Unternehmen natürlich immer noch eine Ansage, weil ein Entwickler allein hilft ja noch nicht so viel.
Großraum Stuttgart. 90k ist noch nicht üblich, wird aber von einigen Unternehmen aus Verzweifelung gezahlt. Der Markt für Programmierer hier ist leer. Man muss den Mitarbeiter aus einem bestehenden Arbeitsverhältniss abwerben, das wird halt teuer...
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schneeland
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Re: Kostenpunkte Spieleentwicklung

Beitrag von schneeland »

Raptor 2101 hat geschrieben: 10. Jun 2019, 12:59 ...
Großraum Stuttgart. 90k ist noch nicht üblich, wird aber von einigen Unternehmen aus Verzweifelung gezahlt. Der Markt für Programmierer hier ist leer. Man muss den Mitarbeiter aus einem bestehenden Arbeitsverhältniss abwerben, das wird halt teuer...
Ok, danke! Das ist weniger südlich als ich dachte. Hätte nicht gedacht, dass der Markt da auch schon so arbeitnehmerfreundlich aussieht. Wenn mir jemand hier in der Region (Südhessen, nördliches BaWü) >=90K anböte, würde ich vermutlich sogar wechseln (wenn der Job halbwegs was taugt).
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Re: Kostenpunkte Spieleentwicklung

Beitrag von Raptor 2101 »

schneeland hat geschrieben: 10. Jun 2019, 13:23 Ok, danke! Das ist weniger südlich als ich dachte. Hätte nicht gedacht, dass der Markt da auch schon so arbeitnehmerfreundlich aussieht.
Das ist er hier unten aber schon länger. Abgesehen von der Bezahlung sind hier Gewerkschaften sehr stark und man kann relativ schnell den Arbeitgeber wechseln.

Das bezahlt man allerdings mit mangelnder Lebensqualität und absolut überteuerten Wohnraumpreisen...
schneeland hat geschrieben: 10. Jun 2019, 13:23 Wenn mir jemand hier in der Region (Südhessen, nördliches BaWü) >=90K anböte, würde ich vermutlich sogar wechseln (wenn der Job halbwegs was taugt).
Anbieten wird dir das keiner, das musst du schon verlangen :D.

Es ist aber mittlerweile so "schlimm", dass AÜGler in ihrer Leihfirma mehr Verdienen als die Festangestellten...

Ich will mir gar nicht ausmalen wie so eine kleine GameDev Firma auf dem Markt Personal versucht zu akquirieren...
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schneeland
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Re: Kostenpunkte Spieleentwicklung

Beitrag von schneeland »

Raptor 2101 hat geschrieben: 10. Jun 2019, 13:35 ...
schneeland hat geschrieben: 10. Jun 2019, 13:23 Wenn mir jemand hier in der Region (Südhessen, nördliches BaWü) >=90K anböte, würde ich vermutlich sogar wechseln (wenn der Job halbwegs was taugt).
Anbieten wird dir das keiner, das musst du schon verlangen :D.
Gut, fairer Punkt ;)
Raptor 2101 hat geschrieben: 10. Jun 2019, 13:35 Es ist aber mittlerweile so "schlimm", dass AÜGler in ihrer Leihfirma mehr Verdienen als die Festangestellten...
Das ist in der Tat ungewöhnlich. Wobei ich das grundsätzlich sogar ok finde, aber das ist ein anderes Thema.
SpoilerShow
M.E. dürften Leiharbeiter gerne 10% mehr als Festangestellte verdienen, um - in Frankreich ist das m.W. sogar gesetzlich so geregelt
Raptor 2101 hat geschrieben: 10. Jun 2019, 13:35 Ich will mir gar nicht ausmalen wie so eine kleine GameDev Firma auf dem Markt Personal versucht zu akquirieren...
Ja, das dürfte wirklich schwierig sein. Bis vor einer Weile hätte ich gesagt: in Berlin sieht es da besser aus (mir wurde immer mal wieder zugetragen, dass Leute dort für 35K/a in Startups gearbeitet haben), aber nachdem mittlerweile auch dort die Lebenshaltungskosten anziehen, wird das vermutlich auch schwieriger. Und auf dem Land ist's zwar billiger, aber die Infrastruktur ggf. bescheiden und man muss die Leute ja auch erstmal dort hinbekommen.
Als Entwickler/Architekt habe ich natürlich persönliches Interesse an hohen Löhnen, aber ich beneide da kleine Studios wirklich nicht. Im Prinzip bekommt man ja nur dann noch günstige, gute Entwickler, wenn man mit ein paar Leuten gemeinsam direkt aus der Uni ausgründet.
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Re: Kostenpunkte Spieleentwicklung

Beitrag von Raptor 2101 »

schneeland hat geschrieben: 10. Jun 2019, 13:44
Das ist in der Tat ungewöhnlich. Wobei ich das grundsätzlich sogar ok finde, aber das ist ein anderes Thema.
SpoilerShow
M.E. dürften Leiharbeiter gerne 10% mehr als Festangestellte verdienen, um - in Frankreich ist das m.W. sogar gesetzlich so geregelt
Fair finde ich das auch, das macht nur die Übernahme und das danach entstehende Lohngefälle noch komplizierter...
schneeland hat geschrieben: 10. Jun 2019, 13:44 Ja, das dürfte wirklich schwierig sein. Bis vor einer Weile hätte ich gesagt: in Berlin sieht es da besser aus (mir wurde immer mal wieder zugetragen, dass Leute dort für 35K/a in Startups gearbeitet haben), aber nachdem mittlerweile auch dort die Lebenshaltungskosten anziehen, wird das vermutlich auch schwieriger. Und auf dem Land ist's zwar billiger, aber die Infrastruktur ggf. bescheiden und man muss die Leute ja auch erstmal dort hinbekommen.
Als Entwickler/Architekt habe ich natürlich persönliches Interesse an hohen Löhnen, aber ich beneide da kleine Studios wirklich nicht. Im Prinzip bekommt man ja nur dann noch günstige, gute Entwickler, wenn man mit ein paar Leuten gemeinsam direkt aus der Uni ausgründet.
Ob das so gut für eine Branche ist... ich meine die 10k/a Abstand kann man mit Enthusiasmus und Motivation vor sich selbst rechtfertigen. Bei >30k/a mehr bei gleichzeitig besseren Arbeitsbedingungen (wenig bis kein Crunch, Firma nich an der Klippe zur Pleite) ... ich musste nicht lange überlegen...
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schneeland
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Re: Kostenpunkte Spieleentwicklung

Beitrag von schneeland »

Raptor 2101 hat geschrieben: 10. Jun 2019, 14:16 ...
Ob das so gut für eine Branche ist... ich meine die 10k/a Abstand kann man mit Enthusiasmus und Motivation vor sich selbst rechtfertigen. Bei >30k/a mehr bei gleichzeitig besseren Arbeitsbedingungen (wenig bis kein Crunch, Firma nich an der Klippe zur Pleite) ... ich musste nicht lange überlegen...
Nein, überhaupt nicht. Da gebe ich Dir vollkommen recht. Ich hab' das Spiel selber in der Forschung mitgemacht (Unternehmensforschung, aber Lohnniveau, Vertragsgestaltung und Arbeitszeiten ähnlich zur universitären Welt) - Du bekommst vielleicht anfangs noch gute Leute, aber sobald die mal etwas Erfahrung haben und darüber nachdenken, Familie haben zu wollen oder einfach nur etwas entspannter leben zu können (selbst wenn wir Immobilienkauf mal außen vor lassen), dann verliest Du gute Leute zuhauf und es bleiben im Zweifelsfall eher die nicht so guten Leute.
Und das zeigt sich m.E. wirklich massiv dadurch, dass Dein Team Fehler macht, die schon mal gemacht wurden, und die vermeidbar wären. So gut es ist, immer mal wieder frisches Blut ins Team zu bekommen - wenn Du keine kompetenten Leute mit Erfahrung hast, dann läuft Deine Entwicklung wesentlich weniger rund als sie es sollte. Im schlimmsten Fall verkalkulierst Du Dich komplett oder läufst gegen Wände, die Dein Projekt in den Abgrund schieben.
Am Ende ist aber natürlich gerade bei einem kleinen Studio die Frage: wo soll das Geld für gute Leute mit Erfahrung herkommen. Vielleicht tut sich da mit der neuen Spieleförderung etwas, aber das muss sich eben auch erstmal zeigen.
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"..." (E3 2020, entfallen)
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