Die heile Arbeitswelt des Grinds

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Axel
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Die heile Arbeitswelt des Grinds

Beitrag von Axel »

Unser Nachtfischer hat auf seinem Blog Ludokultur mal wieder ein sehr interessanten Text veröffentlicht:
https://ludokultur.de/2019/07/09/die-he ... es-grinds/

Es geht darum, kurz zusammengefasst, wie in Games die Mechanismen der heutigen Leistungsgesellschaft glorifiziert werden. Ich finde die Gedanken darin sehr interessant. Und besonders hier in Deutschland sehr gut sichtbar, immerhin sind Wirtschaftssimulationen wie die Anno Reihe nach wie vor sehr beliebt. Oder so Dinge wie virtuelles Truck fahren. Woher kommt eigentlich dieser Wunsch virtuell Dinge aus dem Alltag nachzustellen?
Lady Algebra

Re: Die heile Arbeitswelt des Grinds

Beitrag von Lady Algebra »

Ich denke, dass es definitiv zu einem großen Teil mit dem Status des Angestellten zutun hat, gepaart mit der Lockerheit des Eskapismus.

Als Angestelle/r hat man seine Vorgaben, macht sein Tagwerk, erreicht Ziele, aber hat oftmals kein größeres Mitwirken.

Und beispielsweise in einer Wirtschaftssimulation hast du freie Hand, dazu den lockeren Rahmen eines Spiels und dessen Eskapismus, und erntest spielerisch die Früchte deiner Bemühungen. Du bist quasi selbstständig. Es könnte die Sehnsucht nach Selbstbestimmung/-verwirklichung bedienen. Aber eventuell wäre das auch ein wunderbares Thema für "Nachgeforscht" ;)
imanzuel
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Re: Die heile Arbeitswelt des Grinds

Beitrag von imanzuel »

Ich weiß nicht, für mich lässt der Artikel einen ganz entscheidenden Faktor weg, den ich bei der Betracht des Themas definitiv nicht vernachlässigen würde: Spaß.

Ein Freund von mir fand z.B. das Hinterland in Dragon Age Inquisition großartig. Er hat es mir gegenüber begründet, alle paar Tage für 2 Stunden oder so da durchmarschieren, hier und da alles platt machen, dass ist für ihn Entspannung gewesen. Ihm hat das Spaß gemacht (er fand das Spiel auch großartig). Ich denke jeder muss für sich selbst definieren, ob ein Grind mehr Arbeit ist (und da bin ich der Meinung, man sollte es lieber bleiben lassen) oder ob es auch Spaß macht. Destiny 2 z.B. ist doch auch so ein Spiel, da würde selbst ich sagen - obwohl ich es echt nicht gut finde - so ein paar Stunden gelegentlich mal spielen, obwohl es ein reiner Grind ist, ja warum nicht. Gunplay ist halt großartig, es macht halt... Spaß. Es unterhält mich.

Weil es im Text angesprochen wird, ein Forager würde ich per meiner Definition überhaupt nicht als Grind ansehen. Die nächste Stufe zu erreichen, dass war etwas was mir außerordentlich Spaß gemacht hat. In eine ähnliche Kerbe, auch gut vergleichbar zu Forager wäre ja dann Factorio. Das fand ich so großartig, dass ich teilweise ganze Nächte durchgespielt habe, und mir nebenbei noch Schaltplan-ähnliche Skizzen angelegt habe. Es dürfte wohl das Spiel in den letzten ~2 Jahren gewesen sein, dass mir am meisten Spaß gemacht hat. Mit Grind hätte das meiner Meinung nach gar nichts zu tun gehabt.

Das es Spiele gibt, die das aber völlig ausnutzen, auch um mehr Kohle zu machen (hallo Ubisoft) geht meiner Meinung nach gar nicht und sollte auch abgewertet werden. Finde es schade dass der Artikel nicht auf Odyssey und dem XP-Booster eingeht. Ist für mich schließlich das Arbeitsspiel Nr. 1 unter den AAA-Titel.
Axel hat geschrieben: 11. Jul 2019, 20:14 Oder so Dinge wie virtuelles Truck fahren. Woher kommt eigentlich dieser Wunsch virtuell Dinge aus dem Alltag nachzustellen?
Da ich sehr viel ATS / ETS 2 spiele: Mir würde nicht im Traum einfallen, als Trucker mein Lebensunterhalt zu verdienen :D Es hört sich halt komisch an, aber die Spiele sind halt mit Lenkrad/Pedale und VR-Brille... super. Keine Ahnung, nebenbei Podcasts hören und da rumkurven, die Gegend anschauen (es ist halt auch wirklich groß, pro Erweiterung 20 Stunden oder so neue Straßen). Die Progression wo man da nebenbei macht (also Leveln, neue Sachen freischalten usw.) ist für mich da absolut nebensächlich.
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VikingBK1981
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Re: Die heile Arbeitswelt des Grinds

Beitrag von VikingBK1981 »

Schöner Post. Ich muss sagen, dass mich Spiele wie AC Odyssey mittlerweile abschrecken. AC Odyssey habe ich nun auch nach etlichen Std. abgebrochen.

Spiele sollen für mich Spaß machen. Der Versuch Spieler länger in Games zu halten führt vermehrt zu dem Trend das Games sich nach Arbeit für mich anfühlen.

Auf lange Sicht schneiden sich die Studios aber so ins eigene Fleisch.
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Axel
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Re: Die heile Arbeitswelt des Grinds

Beitrag von Axel »

imanzuel hat geschrieben: 11. Jul 2019, 22:57 Da ich sehr viel ATS / ETS 2 spiele: Mir würde nicht im Traum einfallen, als Trucker mein Lebensunterhalt zu verdienen :D Es hört sich halt komisch an, aber die Spiele sind halt mit Lenkrad/Pedale und VR-Brille... super. Keine Ahnung, nebenbei Podcasts hören und da rumkurven, die Gegend anschauen (es ist halt auch wirklich groß, pro Erweiterung 20 Stunden oder so neue Straßen). Die Progression wo man da nebenbei macht (also Leveln, neue Sachen freischalten usw.) ist für mich da absolut nebensächlich.
Okay, doofes Beispiel. Stimmt. Weil es da ja wirklich NUR ums fahren geht. Kann also tatsächlich auch entspannend sein. Auf der anderen Seite: Man könnte ja auch rausgehen und die Gegend erkunden. :D
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Nachtfischer
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Re: Die heile Arbeitswelt des Grinds

Beitrag von Nachtfischer »

imanzuel hat geschrieben: 11. Jul 2019, 22:57 Ich denke jeder muss für sich selbst definieren, ob ein Grind mehr Arbeit ist (und da bin ich der Meinung, man sollte es lieber bleiben lassen) oder ob es auch Spaß macht.
Die Antwort des Artikels ist da ja: beides. Es macht Spaß, indem es Arbeitsprozesse in einer (gegenüber unserem realen Alltag) stark idealisierten Form abbildet. Da ist "die Welt in Ordnung". Das fühlt sich gut an und erzeugt eine Art "Spaß" (was aber keinesfalls heißt, dass es deshalb nicht zu hinterfragen wäre).
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Weapi
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Re: Die heile Arbeitswelt des Grinds

Beitrag von Weapi »

Axel hat geschrieben: 12. Jul 2019, 02:43
imanzuel hat geschrieben: 11. Jul 2019, 22:57 Da ich sehr viel ATS / ETS 2 spiele: Mir würde nicht im Traum einfallen, als Trucker mein Lebensunterhalt zu verdienen :D Es hört sich halt komisch an, aber die Spiele sind halt mit Lenkrad/Pedale und VR-Brille... super. Keine Ahnung, nebenbei Podcasts hören und da rumkurven, die Gegend anschauen (es ist halt auch wirklich groß, pro Erweiterung 20 Stunden oder so neue Straßen). Die Progression wo man da nebenbei macht (also Leveln, neue Sachen freischalten usw.) ist für mich da absolut nebensächlich.
Okay, doofes Beispiel. Stimmt. Weil es da ja wirklich NUR ums fahren geht. Kann also tatsächlich auch entspannend sein. Auf der anderen Seite: Man könnte ja auch rausgehen und die Gegend erkunden. :D
Auch bei ETS2/ATS gibt es Belohnungen für die man grinden muss. In World of Trucks Events kann man sich kosmtische Gegenstände freischalten. Wie Lackierungen, Wimpel usw.. Diese Events sind zeitlich begrenzt. Eine Art Battlepass gibt es noch nicht, das wird aber sicher noch kommen so wie SCS gewachsen ist.
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Ricer
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Re: Die heile Arbeitswelt des Grinds

Beitrag von Ricer »

Im aktuellen Pixeldiskurs wird der Artikel im Rahmen der Presseschau betrachtet: http://pixeldiskurs.de/2019/07/14/pixel ... alisation/

00:18:55 – 00:33:47 Presseschau
drgonzo
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Re: Die heile Arbeitswelt des Grinds

Beitrag von drgonzo »

Ergänzend dazu Kapitel 3 aus Andreas Rosenfelder, Digitale Paradiese: von der schrecklichen Schönheit der Computerspiele. Darin ist das Thema ein wenig anders gerahmt. Lesenswert.
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