Anekdoten: Humor lohnt sich nicht (ft. Ahmet Iscitürk)

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IpsilonZ
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Re: Anekdoten: Humor lohnt sich nicht (ft. Ahmet Iscitürk)

Beitrag von IpsilonZ »

Incursio hat geschrieben: 27. Jul 2019, 22:35 (...)
Und nein Wochenshow ist ein anderes Kaliber, die habe ich neulich mal wieder gesehen, und uff: wie könnten wir das nur gut finden?
Oh ja, die Wochenshow... :D
Da hatte ich auch irgendwann mal wieder Folgen gesehen und fands furchtbar. Ganz anders als ich es in Erinnerung hatte. Und dabei sind da ja durchaus ein paar talentierte Leute gewesen. Allen voran wohl Anke Engelke, Marco Rima oder Bastian Pastewka.

Ich trau mich gar nicht heute noch mal alte Switch-Folgen zu gucken..
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Leonard Zelig
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Re: Anekdoten: Humor lohnt sich nicht (ft. Ahmet Iscitürk)

Beitrag von Leonard Zelig »

Axel hat geschrieben: 27. Jul 2019, 18:43 Wie kann es sonst kommen, dass die Heute Show so unfassbar erfolgreich ist?
Ich schätze mal ihr Humor trifft einfach perfekt den aktuellen, politischen Zeitgeist:
https://www.facebook.com/heuteshow/phot ... =3&theater

Persönlich schau ich ganz gerne die Daily Show mit Trevor Noah und Last Week Tonight mit John Oliver. Beide wirken einfach authentischer als ein Oliver Welke, der nur eine Rolle spielt:
https://youtu.be/yYsV0OBIasA
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IpsilonZ
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Re: Anekdoten: Humor lohnt sich nicht (ft. Ahmet Iscitürk)

Beitrag von IpsilonZ »

Oliver Welke war für mich immer dieser Fußballtyp. Finde er macht das bei der Heute Show auch gar nicht unbedingt so schlecht. Aber es war jetzt auch nie ne Sendung die ich unbedingt sehen musste.

Der Vergleich mit Trevor Noah und gerade John Oliver ist aber auch etwas gemein. Die beiden sind halt auch wirklich extrem gut. ^^
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Schlagerfreund
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Re: Anekdoten: Humor lohnt sich nicht (ft. Ahmet Iscitürk)

Beitrag von Schlagerfreund »

Na ja, gerade bei so Sachen wie der Daily Show kommt ziemlich oft Null Input von den Leuten die dann die Show moderieren. Die sind ziemlich oft auch nur das Organ das geschriebene Inhalte von sich gibt. Im Optimalen Fall hats du jemanden der Sachen rüber bringen kann die er selber nicht geschrieben hat (schwierig). Noch schwieriger ist es übrigens Witze, Texte oder allgemein Inhalte zu schreiben die andere Leute vortragen.

Gerade Late Night Shows haben sehr viele Schreiber. Damit kommen wir dann auch wieder zurück zum Podcast selber. Es wird uns halt vorgegaukelt das einzelne Personen wie z.B. ein Harald Schmidt usw. unglaublich lustig wären. Dabei steht da oft locker eine Fußballmannschaft an Leuten hinter die sich Witze ausdenkt, formuliert und bearbeitet. Wie der gesamte Podcast eigentlich im Ergebnis eher deprimierend. Wobei es doch auch etwas beruhigend ist. Ahmet konnte zumindest mit schlechten Witzen etwas Geld verdienen und ich habe eine Rechtfertigung wenn Witze von mir nicht gut ankommen, weil ich halt keinen Writer Staff hinter mir haben.
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Axel
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Re: Anekdoten: Humor lohnt sich nicht (ft. Ahmet Iscitürk)

Beitrag von Axel »

Harald Schmidt ist ein schlechtes Beispiel. Aber Schau Dir Claus von Wagner und Max Uthoff an. Das sind ja in der Tat gestandene Kabarettisten, die auch eigene Texte schreiben. Das macht die Anstalt ja so gut, weil es eine schöne Mischung aus eigenen Texten der Gäste und tollen Gruppennummern sind. Und nicht zu vergessen die Sketche zwischen Wagner und Uthoff.

Sowas hier würde die Heute Show doch nie bringen:
https://www.zdf.de/comedy/die-anstalt/d ... 7-156.html
https://www.zdf.de/comedy/die-anstalt/d ... 6-154.html
https://www.zdf.de/comedy/die-anstalt/d ... 4-154.html

https://www.zdf.de/comedy/die-anstalt/d ... 1-152.html

https://www.zdf.de/comedy/die-anstalt/d ... 5-156.html
https://www.zdf.de/comedy/die-anstalt/d ... 7-160.html
Incursio
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Re: Anekdoten: Humor lohnt sich nicht (ft. Ahmet Iscitürk)

Beitrag von Incursio »

Das streite ich doch gar nicht ab Axel.
Die Anstalt geht tiefer in die Materie und ist ausgefuchster, nicht so Krawallig. Meine Aussage war nur, dass auch die heute Show Themen aufgreift bei denen man beim drüber Nachdenken echt traurig oder wütend oder beides werden kann, verpackt in einer mal mehr mal weniger lustigen Hülle. Genau das macht für mich den Reiz aus. Aber vielleicht schaut das Gro der Menschen das Ding auch nur weil sie es einfach nur lustig finden - Humorempfinden ist eben immer unterschiedlich.
Interessanterweise ist das ganze bei mir auch komplett losgelöst von Personen. Der Welke ist für mich kein Kaparetist, genauso wenig wie ein Böhmermann und in der Retrospektive auch kein Schmidt. Das sind Entertainer, mit einem Stab an gagschreibern dahinter.
Nur Hasel Brugger finde ich als Person irgendwie sau gut und Herrn Puffpaff. Der macht auch recht gute Solosachen.

Moinsen übrigens.
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Leonard Zelig
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Re: Anekdoten: Humor lohnt sich nicht (ft. Ahmet Iscitürk)

Beitrag von Leonard Zelig »

Schlagerfreund hat geschrieben: 28. Jul 2019, 01:07 Es wird uns halt vorgegaukelt das einzelne Personen wie z.B. ein Harald Schmidt usw. unglaublich lustig wären. Dabei steht da oft locker eine Fußballmannschaft an Leuten hinter die sich Witze ausdenkt, formuliert und bearbeitet. Wie der gesamte Podcast eigentlich im Ergebnis eher deprimierend.
Ich glaube das ist unvermeidlich wenn man vier einstündige Shows pro Woche hat. Jede Sendung ist Teamarbeit. Ein Markus Lanz stünde auch auf verlorenen Posten ohne eine Redaktion im Hintergrund, die ihn auf die Gäste vorbereitet. Nichtsdestotrotz braucht es natürlich auch Talent und eine gewisse Spontanität. Und die hatte Schmidt meiner Meinung nach schon. Manche Entertainer wie Thomas Gottschalk fanden es auch nervig Gags von anderen vortragen zu müssen und hätten lieber wie zu Radiozeiten einfach alles spontan gemacht. Leider ist im Fernsehen vieles durchgeskriptet und so Geschenke wie ein umgekipptes Tor in Madrid bekommt man nur selten.
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Schlagerfreund
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Re: Anekdoten: Humor lohnt sich nicht (ft. Ahmet Iscitürk)

Beitrag von Schlagerfreund »

Markus Lanz steht auch mit Redaktion verloren da, so wie er moderiert. :)

Die Heute Show finde ich auch nicht so schlimm. Da ist für mich halt nur sehr viel nicht wirklich lustig. Sie haben aber auch Sachen die gut sind und die auch vielleicht mal Leute erreichen die ehrlich gesagt etwas simpler gestrickt sind, oder die nicht so sehr in gewisser Materie vertieft ist.
Rince81
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Re: Anekdoten: Humor lohnt sich nicht (ft. Ahmet Iscitürk)

Beitrag von Rince81 »

Schlagerfreund hat geschrieben: 28. Jul 2019, 01:07 Na ja, gerade bei so Sachen wie der Daily Show kommt ziemlich oft Null Input von den Leuten die dann die Show moderieren. Die sind ziemlich oft auch nur das Organ das geschriebene Inhalte von sich gibt. Im Optimalen Fall hats du jemanden der Sachen rüber bringen kann die er selber nicht geschrieben hat (schwierig). Noch schwieriger ist es übrigens Witze, Texte oder allgemein Inhalte zu schreiben die andere Leute vortragen.
Widerspruch. Ich bin großer Fan des ganzen Daily Show Umfelds. Ich saß zweimal im Publikum der Late Show mit Stephen Colbert, habe zwei Bühnenprogramme von Trevor Noah live gesehen und auch Hasan Minaj's Homecoming King in der ersten Aufführungsrunde Off-Broadway und Jahre bevor das ein Netflix Special wurde. :D Natürlich gibt es Writer aber jeder dieser Leute versteht sein Handwerk und hat das von der Picke auf gelernt Da gibt es in den USA aber auch eine ganz andere Kultur und Hintergrund. Die meisten haben das von Grund auf gelernt oft über den Einstieg Improvisationstheater oder Stand-Up. Hier alleine mal eine Liste der Leute, die über Second City berühmt wurden:
https://de.wikipedia.org/wiki/The_Second_City
Die "Gesendet von meinem HTC11 Life mit Tapatalk"-Signatur
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Schlagerfreund
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Re: Anekdoten: Humor lohnt sich nicht (ft. Ahmet Iscitürk)

Beitrag von Schlagerfreund »

Spreche denen ja nicht ihre Kompetenz ab. Ging darum das die Wahrnehmung halt nicht der Realität entspricht. Da ist viel mehr Teamarbeit dahinter und oft wird so ein Stil auch durch den Staff bestimmt. 2017 wurden für die Late Night Show mit Colbert folgende Writer angegeben:

Head Writers: Jay Katsir, Opus Moreschi

Writers: Stephen T. Colbert, Michael Brumm, Nate Charny, Aaron Cohen, Cullen Crawford, Paul Dinello, Ariel Dumas, Glenn Eichler, Django Gold, Gabe Gronli, Barry Julien, Daniel Kibblesmith, Matt Lappin, Michael Pielocik, Tom Purcell, Kate Sidley, Jen Spyra, Brian Stack, John Thibodeaux.

Da hast du mal eben +20 Leute die direkt Witze usw. schreiben. Dazu kommt in dem Bereich noch ein Haufen Leute die z.B. Recherche betreiben usw.

Die (große) Kunst besteht darin das der Moderator Inhalte so vermittelt, dass die komplett natürlich und organisch erscheinen. Auf der anderen Seite auch für den Writing Staff der z.B. auch für ganz unterschiedliche Personen und Typen Inhalte schreiben muss.
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holymoe4237
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Re: Anekdoten: Humor lohnt sich nicht (ft. Ahmet Iscitürk)

Beitrag von holymoe4237 »

Die Folge war echt gut, die Moderation gelungen :)

Die Witze finde ich gleichzeitig lustig und problematisch: Ein rassistischer/sexistischer Witz ist rassistisch/sexistisch. Auch bei ironischem Gebahren.
Und ich finde es einfach schade, wenn ein Gagschreiber nicht über das Niveau von Gags, die über jemanden lachen, hinauskommt.
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IpsilonZ
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Re: Anekdoten: Humor lohnt sich nicht (ft. Ahmet Iscitürk)

Beitrag von IpsilonZ »

holymoe4237 hat geschrieben: 28. Jul 2019, 18:53 Die Folge war echt gut, die Moderation gelungen :)

Die Witze finde ich gleichzeitig lustig und problematisch: Ein rassistischer/sexistischer Witz ist rassistisch/sexistisch. Auch bei ironischem Gebahren.
Und ich finde es einfach schade, wenn ein Gagschreiber nicht über das Niveau von Gags, die über jemanden lachen, hinauskommt.
Bin noch nicht ganz durch aber das erste was ich wirklich lustig fand war dann ironischerweise das, was nicht von Iscitürk abgesegnet wurde. Als sie die GTA4 Ausgabe gemacht haben. Das war halt auch das eine mal, wo sie nach oben und nicht nach unten getreten haben und wo der Gag wirklich mal "mutig" war.

Sebastian hat das bei dem Leserbrief einer weiblichen Leserin eigentlich ganz passend gesagt. Der Witz besteht anscheinend einfach darin, dass man die möglichst "krasseste" Antwort gibt. Und das ist für mich einfach extrem fauler Humor. Das erinnert immer an die Leute die nur bei der Erwähnung von Juden gleich mit ihren ganzen Ofen-Witzen angekrochen kommen, die jeder schon hundert mal gehört hat. Und dann noch nachsetzen damit wo ihr Humor Wolle pflücken geht. Hahaha. Huhuhu.

Den Anspruch nen "krassen" Humor zu haben und dann sich darüber zu ärgern, dass der manchen Leuten zu krass ist finde ich übrigens auch immer wieder lustig. Wenn ich nen sehr bösen Witz mache, dann ist mir bewusst, dass manche ihn heftig finden würden und wahrscheinlich nicht alle ihn mögen werden. Danach sich darüber zu wundern, dass einen nicht alle für den Gag feiern, finde ich immer etwas merkwürdig.
Raptor 2101
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Re: Anekdoten: Humor lohnt sich nicht (ft. Ahmet Iscitürk)

Beitrag von Raptor 2101 »

Axel hat geschrieben: 26. Jul 2019, 13:50 [...]Und dann gehen solche Witze auch wenn andere Erkrankte anwesend sind, weil sie ja genau wissen was gemeint ist. Wenn jedoch ein gesunder Mensch Witze über Depressionen macht, dann geht das nicht. [...] Und so ist das auch bei anderen Themen. Witze selbst können durchaus hart sein, jedoch nur dann wenn der Absender selbst weiß wovon er redet.
Das Eine hat mit dem Anderen nichts zu tun. Ein guter Witz (TM) eröffnet dem Publikum eine neue Perspektive und bringt es dazu über sich selbst zu reflektieren. Man muss informiert sein, nicht unbedingt Betroffener. Um bei den von dir gelinkten Claus von Wagner und Max Uthoff zu bleiben. So vielen Minderheiten über die sie Witze (FDPler, SPDler, ...) machen können sie gar nicht angehören und dennoch sind ihre Witze weder flach noch herablassend (gut außer die über A. Scheuer, aber die Newton Parodie ist einfach zu gut ...).

Die Besten Witze sind immer noch die, bei dem das Publikum das Lachen im Halse stecken bleibt ...

Und wer bitte bring Bömermann bitte in diese Diskussion ein ... das ist ungefähr wie die RTL Nachrichten :ugly:
Stuttgarter
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Re: Anekdoten: Humor lohnt sich nicht (ft. Ahmet Iscitürk)

Beitrag von Stuttgarter »

@ "Heute show"

Immer wieder fasziniert mich, wie sehr die Sendung polarisiert. Als ganzes - wie auch ihre einzelnen Akteure. Ich steh ja total auf die Sendung - und das, obwohl ich gleichzeitig den alten! "Scheibenwischer" (sprich: bis maximal Mitte der 90er), die "Anstalt" und den großen Georg Schramm abgöttisch verehre. Und wenn Olaf Schubert kommt, weiß ich, dass ich die bösesten fünf Minuten der ganzen Woche vor mir habe - und hab Vorfreude ohne Ende. Die "heute show" zeigt wohl sehr deutlich, dass man über Humor doch nicht streiten kann - was für den einen wunderbar funktioniert, ist für den anderen absolut furchtbar. (Wohingegen die Schnittmenge der heute-show Fans UND der Anstalt-Fans, die Mario Barth schrecklich finden, vermutlich recht groß sein dürfte.)

Und damit lande ich doch irgendwie bei der PC Action. Mit Anfang 20 fand ich die tatsächlich cool. Weil mir irgendwie klar war, dass die das nicht ernst meinen können. Sondern sich mit schlechten Witzen über schlechte Witze lustig machen. Ähnlich wie Schmidt damals, der Polenwitze erzählt hat - und sich damit über die lustig gemacht hat, die Polenwitze erzählen. Irrsinnsmeta, das alles.

Vielleicht hab ich das damals aber auch nur für mich selbst verklärt. Weil ich dachte, "Das kann nicht deren Ernst sein". :ugly:
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Heretic
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Re: Anekdoten: Humor lohnt sich nicht (ft. Ahmet Iscitürk)

Beitrag von Heretic »

Raptor 2101 hat geschrieben: 29. Jul 2019, 10:35Und wer bitte bring Bömermann bitte in diese Diskussion ein ... das ist ungefähr wie die RTL Nachrichten :ugly:
Und schon steht sie wieder im Raum - die Geschmacksfrage. :mrgreen:
Stuttgarter
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Re: Anekdoten: Humor lohnt sich nicht (ft. Ahmet Iscitürk)

Beitrag von Stuttgarter »

Und noch n Zusatz zu Schmidt - Schmidt ist immer dann gut, wenn er eben kein Gagteam hinter sich hat. Als Stuttgarter ( :) ) hab ich da nen gewissen Heimvorteil - da ich ihn schon vor der SAT1-Zeit im SDR (Radio!) mit ner regelmäßigen Sendung erleben durfte. Und er paar Sachen an unserm Staatstheater gemacht hat - als Autor und Mitwirkender. Ich würd sagen, Schmidt ist dann gut, wenn er praktisch komplett auf sich allein gestellt ist beim Erarbeiten. Dann kann er seiner Kreativität und seiner Schlagfertigkeit (und die hat der Mann, junge junge) völlig freien Lauf lassen. Sein "Hamlet"-Musical war einfach großartig - mit dazu noch unglaublich viel Selbstironie.

Vermutlich hat ihm auf lange Sicht im TV auch nicht geholfen, dass er halt so oft auf Sendung war. Irgendwann gehen einfach die guten Ideen aus, wenn man praktisch täglich liefern muss. Was keine Entschuldigung sein soll - er hat sichs ja freiwillig rausgesucht. Nur ne Erklärung.

Und Böhmermann - keine Ahnung, wie alt diejenigen sind, die ihn hier so kritisieren. Ich für mich hab festgestellt, dass ich für viele Sachen, die er macht, einfach nicht mehr jung genug bin. Ich versteh das einfach nicht mehr. Das liegt aber eindeutig an mir, nicht an ihm. Und dann macht er mal so ne Sendung mit Rezo und dem Thema "Homöopathie" - und ich steh applaudierend aufm Sofa, weil das 45 absolut vernichtende Minuten sind. Die sogar ich verstehe. :)
Stuttgarter
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Re: Anekdoten: Humor lohnt sich nicht (ft. Ahmet Iscitürk)

Beitrag von Stuttgarter »

IpsilonZ hat geschrieben: 28. Jul 2019, 22:46 Sebastian hat das bei dem Leserbrief einer weiblichen Leserin eigentlich ganz passend gesagt. Der Witz besteht anscheinend einfach darin, dass man die möglichst "krasseste" Antwort gibt. Und das ist für mich einfach extrem fauler Humor. Das erinnert immer an die Leute die nur bei der Erwähnung von Juden gleich mit ihren ganzen Ofen-Witzen angekrochen kommen, die jeder schon hundert mal gehört hat. Und dann noch nachsetzen damit wo ihr Humor Wolle pflücken geht. Hahaha. Huhuhu.
Der in meinen Augen entscheidende Punkt ist, dass man eben immer genau drauf achten muss, in welchem Umfeld man welche Art Gag macht. Einer meiner absoluten Lieblingswitze ist absolut rassistisch, diskriminierend, widerwärtig. Den erzähle ich in einem Umfeld, wo ich weiß, dass ich das kann. Sprich: Linksgrünversiffte Gutmenschen mit Hang zum makabren, schwarzen Humor, die dazu noch wissen, wie ich politisch denke. Warum ist das einer meiner Lieblingswitze? Weil er eine absolut unerwartete Pointe hat. Wo mich mein Gegenüber zwar mit weit aufgerissenen Augen anstarrt - aber gleichzeitig trotzdem lachen muss.

Würde ich diesen oder einen vergleichbaren Gag von ner Bühne runter machen? Nie im Leben. Das könnte ich, hätte ich die Bekanntheit von einem Georg Schramm. Der konnte auf der Bühne menschenverachtende Witze erzählen - weil er sicher sein konnte, dass das Publikum das einordnen konnte. (Zumal er es ja immer in einer Bühnenrolle getan hat - nie als "Schramm".)

Kurzum - wenn ich in einem Umfeld, das ich kenne und das mich kennt, eine bestimmte Art Witz mache, ist das was völlig anderes, als wenn ichs in eine anonyme Öffentlichkeit rausposaune.

Interessanterweise war die PC Action an einem Punkt sehr (über)sensibel - als ihnen ein Entwickler einen jüdischen Witz erzählen wollte. (Kurz für die, denen die Definition nicht geläufig ist: Jüdische Witze sind Witze, die sich jüdische Menschen seit Jahrhunderten unter einander erzählen, die oft einen sehr skurrilen Humor haben - und alles andere als diskriminierend oder antisemistisch sind. Und somit etwas völlig anderes als "Judenwitze".) Also ein Entwickler wollte einen jüdischen Witz erzählen - und die Reaktion war "Keine Judenwitze bitte!". Daraufhin hat der Entwickler den Witz notdürftig in ein katholisches Umfeld verlegt. Es spricht für den Witz, dass er trotzdem noch funktioniert hat - aber halt in sich etwas unlogisch wurde (ein Rabbi hat nunmal eine andere gesellschaftliche Aufgabe als ein Priester).

An dem Punkt dachte ich allerdings tatsächlich, dass die PC Action angesichts dessen, was für einen Humor sie praktiziert, verdammt gut wissen sollte, welche Kategorien Witz es gibt - und welche problematisch sind und welche nicht. :ugly:

Edit: Zusatz noch zu Schramm - ich weiß nicht, ob er heute noch so bedenkenlos all das auf Bühnen sagen würde wie noch vor zehn, zwanzig Jahren. Da die Un-Kultur, einzelne Sätze aus dem Kontext zu reißen, ja massiv zugenommen hat. Grade Künstler wie Uthoff, von Wagner, auch Pispers leiden gewaltig darunter, dass sie absolut verkürzt im Netz von PEGIDA-Fans und ähnlichen Gestalten benutzt werden, weil einzelne Sätze Wasser auf deren Mühlen sind. Was die fünf Minuten davor explizit zu PEGIDA und Co. gesagt haben - wurscht. Grade zu Pispers musste ich schon mehrfach erbitterte Diskussionen mit Menschen führen, die ihn für einen querfrontlastigen Putin-verstehenden Verschwörungstheoretiker halten. Ja hör Dir halt mal ein ganzes Programm oder wenigstens eine ganze Nummer an, nicht nur die zwei Sätze, die irgendjemand wild ausm Kontext gerissen hat...
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