Plankster hat geschrieben: ↑2. Aug 2019, 08:54
Gern geschehen Asphyx.
Wie gesagt, ich habe den Film nicht gesehen, sondern das ist das Urteil von einer Handvoll Kritiker, die ich mitbekommen habe.
Und ja, klar ist man hier Schlachtlamm der Filmindustrie respektive Disney. Aber bei uns jeder darf sich ja seinen Schlächter selbst aussuchen.
Masochist, weil wenn einem etwas nicht gefällt, und man es wider besseres Wissen macht, was gibt es sonst für einen Grund? Dir scheint diese Art der Unterhaltung ja zuzusagen, also alles gut.
Passt schon, Plankster, nichts für ungut.
Aber im Grunde unterstreichst du nur nochmal den Punkt, den ich versuche, zu argumentieren. Es ist halt nicht nötig, Worte wie "Schafe", "Masochisten", "Schlachtlämmer", "Rotz" oder "Grütze" zu benutzen, um zu sagen, was du sagen willst. Und es fällt niemandem ein Stein aus der Krone oder macht sein Argument weniger treffend, es als seine persönliche Meinung statt ein absolutistisches Statement zu formulieren (noch dazu, wenn es - wie in deinem Fall - noch nichtmal die eigene Meinung sein kann, weil du den Film selbst nicht gesehen hast). Es macht es aber für diejenigen, die anderer Meinung sind, goutierbarer, weniger irritierend und erleichtert ggf. eine offene Diskussion darüber.
Nochmal, ich will niemandem hier böse Absicht unterstellen, weder Jochen noch Plankster. Ich bin Hörer und Backer der ersten Stunde, und mich stören Jochens oft durchaus recht direkt formulierten Meinungen generell nicht, ich schätze sie sogar. Vielleicht ist es mir diesmal nur deswegen stärker aufgefallen, weil ich in Bezug auf diesen Film (oder das MCU insgesamt) halt deutlich anderer Meinung bin als er - Geschmäcker und kulturelle Biographien sind halt verschieden. Ich bin auch kein radikaler Propagandist von political correctness oder Befürworter von (Selbst-)Zensur, was ich sage, leite ich aus meiner eigenen Lebenserfahrung ab. Ich habe früher meine Meinungen über z.B. bestimmte Filme auch wesentlich allgemeiner formuliert (Der ist doch kompletter Müll, was für ein Schwachsinn, etc.), musste aber feststellen, dass das selbst in meinem engsten Umfeld (z.B. bei meiner damaligen Ehefrau), bei dem ich davon ausgehen konnte, dass man mich kennt und richtig versteht, manchmal Irritationen ausgelöst habe. Und als Folge davon habe ich mir eben angewöhnt, diese Meinungen etwas anders vorzutragen. Das macht sie nicht weniger fundiert und schmälert meine Überzeugungen nicht, es mindert aber beim Gegenüber das Gefühl, dass ich aus meinem Elfenbeinturm heraus jeden, der anderer Ansicht ist, a priori als Idioten klassifiziere. Das hat nichts mit Selbstbeschränkung zu tun, sondern mit Rücksichtnahme.
Ich wollte damit auch keine große Grundsatzdiskussion lostreten, mein Gedankengang war nur der, dass bei den vielen Hörern des Podcasts (vielleicht nicht unbedingt des 10$ Goodies, zugegeben) wahrscheinlich nicht jeder von Anfang an dabei ist, oder Jochens früheres Statement zu seinen Formulierungen gehört hat, und sich dann ggf. mancher auf den Schlips getreten fühlt - und das müsste halt nicht sein. Wenn ich z.B. in irgendeinem Forum meine durchaus kritische Meinung zu Star Citizen artikuliere, dann ärgere ich mich nicht darüber, wenn man mir widerspricht, ich ärgere mich aber, wenn das in der Tonalität "Du hast ja keine Ahnung, du Troll, halt's Maul" geschieht. "Ich glaube, wenn du dich mal näher mit dem Spiel beschäftigen und dir die aktuelle Alpha ansehen würdest, wärst du anderer Ansicht" transportiert im Kern dieselbe Aussage, aber auf wesentlich angenehmere Weise, und vermittelt Gesprächsoffenheit statt kompromissloser Dogmatik. Ich bin halt ne Semantikhure, was soll ich sagen...
Zudem kommt es halt auch immer auf den Kontext bzw. die Zielgruppe des Gesagten an. Wenn ich "Nazis sind Arschlöcher" sage, dann werden mir wenige widersprechen, und bei denen ist es mir dann ehrlich gesagt auch völlig egal, weil Nazis nunmal Arschlöcher sind, Punkt. Wenn ich aber über eine Filmreihe spreche, von der eine erkleckliche Anzahl zu den erfolgreichsten Filmen aller Zeiten zählt, ist die Gruppe derer, die ich vor den Kopf stoßen könnte, wesentlich größer und differenzierter. Wenn ich Lustgewinn daraus ziehe, in Wespennester zu stechen, kann mir das egal sein, andernfalls wäre eine weniger angriffige Formulierung meiner Meinung vielleicht der bessere Weg - entscheiden muss das jeder für sich selbst.
Im Übrigen stimme ich Plankster durchaus zu, dass es wenig Sinn macht, Zeit und ggf. Geld in etwas zu investieren, von dem man weiß, dass man es schrecklich findet (weshalb ich mir z.B. die Transformers-Filme - die m.E. ihr Publikum tatsächlich für geistig minderbemittelt verkaufen - seit Teil 2 zwar (wegen der imposanten Special Effects) angesehen, aber keinen Cent mehr dafür ausgegeben habe). Andererseits finde ich es auch durchaus okay, etwas eine zweite Chance zu geben, wenn Freunde, auf deren Meinung man etwas gibt, es einem ans Herz legen. Sind die Marvel-Filme große Kunst? Eher nicht. Sind manche (Iron Man 2, Thor: The Dark World oder - Achtung, Ketzerei - Black Panther) deutlich schwächer als andere (Captain America: The Winter Soldier, Captain America: Civil War, Avengers: Infinity War)? Sicherlich. Stehen sie aber im Kontext des modernen Blockbusterkinos dennoch mit an der Spitze? Durchaus. Und an manchen Tagen schmeckt einem ein geiler Burger mit Bier halt besser als Austern und Champagner.