Walks Kolumne: Der Thread

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echtschlecht165
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Walks Kolumne: Der Thread

Beitrag von echtschlecht165 »

Abgesehen von der fürchterlichen Tonqualität, die bei Wolfgang jedesmal merklich schlechter als beim Rest ist, frage ich mich, was Wolfgang mit diesem 25minütigem Wirrwarr aussagen will.
Ist nun zu viel oder zu wenig Gewalt in spielen.
Warum ist die Gewaltdarstellung zu pornographisch, und soll man jetzt die Gewalt realer darstellen? Oder doch nicht?
Was haben Trump und die Hobbits damit zu tun?
Bin ich als weisser alter Mann auch schuld an El Paso?
Vielleicht war das auch der Sinn dieser Kolumne, aber ich konnte daraus genau nix entnehmen, ausser einer Anordnung von Buzzwörtern, die ein wenig provozieren sollen....das ist gelungen

Und um diesem schwurbeligem Wirrwarr noch einen intellektuellen Anstrich zu geben baut man Worte wie Orifiz ein, die zwar superintellegent klingen, aber im deutschen schlicht nicht existieren.

Skandalon

Aber vielleicht kann mir jemand in einfacheren deutscheren Worten erklären , was ich alles falsch verstehe :D
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Leonard Zelig
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Re: Walks Kolumne: Der Thread

Beitrag von Leonard Zelig »

Wenn ganze Schulklassen homophoben, misogynen Müll glauben und absurdeste Verschwörungstheorien in sozialen Medien für bare Münze nehmen, ist unser Problem nicht die Gewaltdarstellung in Spielen, sondern die Radikalisierung im Internet. Wir müssen nicht darüber diskutieren ob in Doom zu viel Blut fließt, sondern wie es sein kann, dass aus der Beschwerde eines eifersüchtigen Ex-Freundes über ein Review, das in Wahrheit nie existierte, über ein kostenlos angebotenes Spiel eine Bewegung entstehen konnte, die erst das Vertrauen in die Spielepresse und dann im US-Wahlkampf auch das in die traditionellen Medien untergraben konnte.

Der Täter von El Paso sprach in seinem Manifest von einem angeblichen "Replacement", das ist gleiche Bullshit den die AfD hier als "Bevölkerungsaustausch" bezeichnet.
"The whole problem with the world is that fools and fanatics are always so certain of themselves, but wiser people so full of doubts."

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Schlagerfreund
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Re: Walks Kolumne: Der Thread

Beitrag von Schlagerfreund »

Es geht wird halt ein inhaltlicher Schwung gezogen.

Anlass war der Terroranschlag von El Paso und die Nebelkerzen die Trump als Resultat gezündet hat. Da hat er seine übliche Taktik der permanenten Ablenkung durch Eskalation benutzt. Das ist meiner Meinung nach ein gutes Beispiel und erwähnenswert, weil jeder normal denkende Mensch hier sehen kann was die wirklichen Gründe für so rassistisch motivierten Terrorismus ist und das sind keine Videospiele.

Nun währe es aber als "Gamer" wieder einfach sich zurück zu lehnen. Wir haben ja wie beschrieben auch wissenschaftliche Studien auf unserer Seite. Es gibt auch in 2019 keine glaubwürdige wissenschaftliche Studie, welche da einen Zusammenhang belegen kann. Es ist eher as Gegenteil der Fall. So einfach ist es dann aber nicht und da teile ich die Meinung von Wolfgang.

Viele Entwickler und auch wir, machen es uns sehr einfach mit Gewaltdarstellung in Spielen. Da wird es besonders absurd, wenn Spiele den Anspruch haben die Realität abzubilden, oder etwas was dem sehr nahe ist. Als Beispiel wurde in dem Text ja z.B. The Division 2 genannt, was man als durchaus beispielhaft ansehen kann. Spiele wie ein Division oder das angekündigte Call Of Duty nutzen ihre Gewaltdarstellung nämlich als Selling Point für Realismus, klammern hier aber bewusst sämtliche Ebenen aus die etwas unangenehm oder anstrengend sein könnte. Das ist in den meisten Fällen entweder kalkuliert oder einfach auch faul.

Warum ist die Gewaltdarstellung zu pornographisch, und soll man jetzt die Gewalt realer darstellen? Oder doch nicht?
Wolfgang möchte Gewaltdarstellung in einem Kontext eingebunden sehen der logisch ist und auch mal weiter geht als zum reinen Selbstzweck.

Was haben Trump und die Hobbits damit zu tun?
Die Nebelkerze von Trump war ein Auslöser für eine erneute "Killerspiel" Debatte in den USA.
In Herr der Ringe funktioniert ein absurder böser Baum der Gewalt an Hobbits ausübt, obwohl wir wissen das es ihn in der Realität nicht gibt.

Bin ich als weisser alter Mann auch schuld an El Paso?
Hat Wolfgang in den ersten Sekunden beantwortet. Nein.
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echtschlecht165
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Re: Walks Kolumne: Der Thread

Beitrag von echtschlecht165 »

ich verstehe ja, dass man sich eine realistischere, "erwachsenere" Darstellung von Gewalt wünschen kann.
Was ich aber nicht verstehe, ist was diese mit den Ereignissen von El Paso zu tun haben soll?
Wird es weniger Amokläufe geben, wenn man ihn realistisch nachspielen kann?
Also mit allen Aspekten inkl. wahrscheinlichem Freitod danach.
Und wie wären erst die Reaktionen darauf?
Zuletzt geändert von echtschlecht165 am 27. Aug 2019, 11:32, insgesamt 1-mal geändert.
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rammmses
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Re: Walks Kolumne: Der Thread

Beitrag von rammmses »

Ich würde mir wünschen, dass Wolfgang in Zukunft kleinere Brötchen backt und den gesamt-soziokulturellen-kunsttheoretischen-politischen Rundumschlag auslässt, das führt zum Verzetteln oder oberflächlichem Phrasengedresche durch zig Anspielungen und Rückgriffe bis hin zu Saussures Sprache-als-Zeichen-Theorie von vor über 100 Jahren, die in Wolfgangs Kopf auch irgendwas mit Gewalt in Videospielen zu tun hat. Ich denke, es wäre mehr gewonnnen beim konkreten Beispiel anzufangen und das dann zu abstrahieren und ganz wichtig beim Thema Videospiele zu bleiben, statt alle 2 Sätze ein neues Fass aufzumachen. So ist das nämlich im Detail kaum nachvollziehbar und wirkt bisweilen prätentiös.
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Gonas
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Re: Walks Kolumne: Der Thread

Beitrag von Gonas »

rammmses hat geschrieben: 27. Aug 2019, 11:30 Ich würde mir wünschen, dass Wolfgang in Zukunft kleinere Brötchen backt und den gesamt-soziokulturellen-kunsttheoretischen-politischen Rundumschlag auslässt, das führt zum Verzetteln oder oberflächlichem Phrasengedresche durch zig Anspielungen und Rückgriffe bis hin zu Saussures Sprache-als-Zeichen-Theorie von vor über 100 Jahren, die in Wolfgangs Kopf auch irgendwas mit Gewalt in Videospielen zu tun hat. Ich denke, es wäre mehr gewonnnen beim konkreten Beispiel anzufangen und das dann zu abstrahieren und ganz wichtig beim Thema Videospiele zu bleiben, statt alle 2 Sätze ein neues Fass aufzumachen. So ist das nämlich im Detail kaum nachvollziehbar und wirkt bisweilen prätentiös.
Das fasst auch sehr schön meine Gedanken zusammen.

Wolfgangs Aussagen sind ja interessant und diskussionswürdig, aber ich denke diese ganzen Formulierungen und 'Rundumschläge' schaden diesen mehr als sie nützen. Man hat danach das vage Gefühl es könnte etwas sinnvolles ausgesagt worden sein und muss sich bruchstückhaft zusammensetzen was das denn nochmal war, das ist aber sicher nicht das Ziel.
drgonzo
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Re: Walks Kolumne: Der Thread

Beitrag von drgonzo »

Ein bis zwei konkrete Beispiele, an denen die Gedanken ausgearbeitet werden, hätten dem Anliegen wahrscheinlich sehr geholfen.
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Schlagerfreund
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Re: Walks Kolumne: Der Thread

Beitrag von Schlagerfreund »

Gab es doch o_O. Es wurden eine Reihe von Spielen genannt in denen er die Gewaltdarstellung angemessen findet und in welchen in denen er es nicht tut.

Wie gesagt war El Paso eine Einleitung, weil sie halt wieder das Thema Gewaltdarstellung in Spielen in eine Öffentlichkeit gebracht hat. Wolfgang hat ja auch gesagt, das er den selben Text auch vor 6 Monaten oder einem Jahr hätte schreiben können. Wer vielleicht die Nachrichten nicht so aktiv verfolgt...

Am 3. August 2019 tötete und verletzte ein rechtsextremer Terrorist Menschen in einem Supermarkt in El Paso. Der US Präsident gab dann Videospielen die Schuld:
We must stop the glorification of violence in our society. This includes the gruesome and grisly video games that are now commonplace. It is too easy today for troubled youth to surround themselves with a culture that celebrates violence. We must stop or substantially reduce this.
Ich habe eher den Eindruck, dass manche User einfach eine Aversion gegen jegliche Form von Politik in Videospielen, oder in dem Umgang und der Berichterstattung damit haben. Wolfgang soll bitte Brötchen oder von mir aus Brote backen, die so groß sind wie er sie für nötig hält.
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Nachtfischer
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Re: Walks Kolumne: Der Thread

Beitrag von Nachtfischer »

echtschlecht165 hat geschrieben: 27. Aug 2019, 09:27 Ist nun zu viel oder zu wenig Gewalt in spielen. [...]
soll man jetzt die Gewalt realer darstellen? Oder doch nicht?
Ich denke ein Stück weit ist die Aussage, dass man es es sich allein dadurch, dass man solche Fragen stellt, schon zu einfach macht. :D
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echtschlecht165
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Re: Walks Kolumne: Der Thread

Beitrag von echtschlecht165 »

Nachtfischer hat geschrieben: 27. Aug 2019, 13:03
echtschlecht165 hat geschrieben: 27. Aug 2019, 09:27 Ist nun zu viel oder zu wenig Gewalt in spielen. [...]
soll man jetzt die Gewalt realer darstellen? Oder doch nicht?
Ich denke ein Stück weit ist die Aussage, dass man es es sich allein dadurch, dass man solche Fragen stellt, schon zu einfach macht. :D
Die Antwort ist wohl: "Kommt drauf an" :-D
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Wolfgang Walk
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Re: Walks Kolumne: Der Thread

Beitrag von Wolfgang Walk »

echtschlecht165 hat geschrieben: 27. Aug 2019, 13:14
Nachtfischer hat geschrieben: 27. Aug 2019, 13:03
echtschlecht165 hat geschrieben: 27. Aug 2019, 09:27 Ist nun zu viel oder zu wenig Gewalt in spielen. [...]
soll man jetzt die Gewalt realer darstellen? Oder doch nicht?
Ich denke ein Stück weit ist die Aussage, dass man es es sich allein dadurch, dass man solche Fragen stellt, schon zu einfach macht. :D
Die Antwort ist wohl: "Kommt drauf an" :-D
Beides ist richtig. Wer vorgefertigte Antworten will, sollte lieber Bild lesen. Wer sich mit dem Text auch nur ein wenig Mühe gibt wird ihm meinen - wie ich finde ausführlich begründeten - Vorschlag entnehmen, jedes Spiel in seiner Gewaltdarstellung als Einzelfall zu bewerten und gegen seine eigene Intention und Ästhetik zu beurteilen.

Kann man für Geschwurbel halten, wenn man sich damit lieber nicht beschäftigt. Kann man auch intellektuell ehrlich dagegen argumentieren, wenn man sich Mühe geben will.

Da Spiele aber ein sehr politisches Medium sind, werde ich mich bestimmt nicht durch Unwillen einiger davon abbringen lassen, die Verbindungen zu ziehen, wo sie notwendig sind. Und für die Ablenkungsmanöver Trumps bin ich dann tatsächlich nicht verantortlich.
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Gonas
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Re: Walks Kolumne: Der Thread

Beitrag von Gonas »

Wolfgang Walk hat geschrieben: 27. Aug 2019, 13:53
echtschlecht165 hat geschrieben: 27. Aug 2019, 13:14
Nachtfischer hat geschrieben: 27. Aug 2019, 13:03
Ich denke ein Stück weit ist die Aussage, dass man es es sich allein dadurch, dass man solche Fragen stellt, schon zu einfach macht. :D
Die Antwort ist wohl: "Kommt drauf an" :-D
Kann man für Geschwurbel halten, wenn man sich damit lieber nicht beschäftigt. Kann man auch intellektuell ehrlich dagegen argumentieren, wenn man sich Mühe geben will.

Da Spiele aber ein sehr politisches Medium sind, werde ich mich bestimmt nicht durch Unwillen einiger davon abbringen lassen, die Verbindungen zu ziehen, wo sie notwendig sind. Und für die Ablenkungsmanöver Trumps bin ich dann tatsächlich nicht verantortlich.
Ich glaube wenn man diese Verbindung zur Politik nicht haben will hört man sich deine Podcasts erst garnicht an. Denke alle die sich tatsächlich damit beschäftigen sind grundsätzlich dafür offen.

Mein 'Problem' ist vielleicht, dass ich deine Kolumnen als Podcast höre und das ist vielleicht falsch (wenn auch bei The Pod etwas seltsam). Es hat ja seine Gründe warum bei Wortreich der Text auch noch zum nachlesen zur Verfügung steht.
Ich bin es (zu sehr) gewohnt, dass ich alle anderen Formate bei The Pod halt mal anhören kann, Wortreich ist zum hören aber deutlich anspruchsvoller oder anstrengender (je nachdem wie man es wahrnimmt).
dadadave
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Re: Walks Kolumne: Der Thread

Beitrag von dadadave »

Bin auch der Ansicht, dass sich Wolfgang keinen Gefallen tut, eine Sprache zu wählen, die für ein akademisches Publikum zu sein scheint. Und zwar für Studenten der Geisteswissenschaften, die noch nicht darüber hinweggekommen sind, sich am elitären Umstand zu ergötzen, dass sie nun eine eigene Geheimsprache beherrschen, die viele Leute vom Verständnis ausschliesst. Das kann er zweifellos klarer und besser. Die Soundqualität finde ich hingegen gut, wüsste nicht, was es da auszusetzen gäbe.

Aber nun zum Inhalt, mich würde (unter anderem) Wolfgangs Meinung zu folgendem sehr interessieren:

Ein Aspekt, der mir beim Gewaltthema zu selten diskutiert wird, ist die urpsprüngliche Intention des Spielers und auch jene des Designers. Oft wird Gewaltdarstellung ja unterschiedlich bewertet, je nachdem, wie sie innerhalb der Logik des Spiels und der Spielwelt gerechtfertigt ist und ob sie mit unseren ethischen Vorstellungen in der realen Welt vereinbar ist. Auf den ersten Blick wirkt es so weniger stossend, wenn ich plausible Notwehrgründe für meine Baller- oder Metzelorgie geliefert kriege, während sowas wie der Amoklaufsimulator Hatred für die meisten abstossend wirkt.

Aber was kommt zuerst bei der Spielerin, das Bedürfnis, mal wieder ein paar Leuten mittels Shootermechaniken ins Gesicht zu schiessen, oder wirklich ein Bedürfnis, sich in eine virtuelle Welt zu begeben und wenn halt dort zufällig permanent Notwehrsituationen entstehen, ja mei, dann muss man sich halt wehren, ne, aber das ist sekundär? Wie oft denkt ein Entwickler sich, er will die Welt von Gurgelschwarb ins Leben rufen, wo Mirzelblurbs und Zottelkoffs einen Konflikt austragen, aber wie umsetzen? ok, machen wir halt ein Hack n' Slash draus! Wie oft steht eine Gewaltmechanik am Ursprung und man bastelt eine (Back-)Story drum? (natürlich kommt beides vor...)

Natürlich gibt es eine grosse Vielfalt an Spielern und auch Entwicklern, sodass man das nicht pauschal für alle sagen kann. Oft habe ich aber den Eindruck, dass die noch so koheränt begründete Gewalterlaubnis in Spielen eine Rechtfertigung ist, die dazu dient, unser Selbstbild aufrecht zu erhalten, während wir irgendwelchen Trieben fröhnen. Weil letzteres verpönt ist, und sei es noch so virtuell und schadlos. Wie ist es zu bewerten, dass die Rechtfertigung eine nachträgliche ist, die einem übergeordneten Zweck dient? Wenn ich keine Lust auf Gewalt an sich hätte, könnte ich ja das Spiel schlicht nicht spielen und es käme gar nie zu der Notwehr-/Notwehrhilfesituation.

Die Fantasie, von bösen Angreifern attackiert zu werden und es denen dann so richtig zu zeigen, die scheint mir sehr universell, nicht nur bei Kampfsportlern, Waffensammlern und so manchem Teenager. Viele Spiele befriedigen diese Fantasie, ich denke, das ist in Ordnung. Aber ich frage mich, ob bewusst provozierte Notwehrsituationen sich tatsächlich signifikant von Gewaltspielen unterscheiden, die auf das praktische Zurverfügungstellen eines das eigene Gewissen beruhigenden Rechtfertigungsrahmens verzichten. Belügen wir uns da etwa selbst?

Wie man am langen Text sieht, hab ich mir das selber noch nicht abschliessend zurechtgelegt, ich staune nur oft, wie meiner Meinung nach selbst sehr fadenscheinige Rechtfertigungen ausreichen, um die gesellschaftliche Bewertung von Gewaltdarstellungen und -interaktionen zu verändern...
Zuletzt geändert von dadadave am 27. Aug 2019, 15:36, insgesamt 2-mal geändert.
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Nachtfischer
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Re: Walks Kolumne: Der Thread

Beitrag von Nachtfischer »

Gonas hat geschrieben: 27. Aug 2019, 14:06 Ich glaube wenn man diese Verbindung zur Politik nicht haben will hört man sich deine Podcasts erst garnicht an.
War bestimmt nicht wörtlich gemeint, aber um es nochmal zu betonen: "Haben" tut man die Verbindung ohnehin (wozu es von Jim Sterling diese Woche übrigens ein schönes Beispiel gab). Man kann sie höchstens ignorieren und/oder leugnen.
Phazonis
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Re: Walks Kolumne: Der Thread

Beitrag von Phazonis »

Ich finde sie hat mal wieder sehr den Wunden Punkt einer Gewaltdebatte getroffen. Wenn man eben mal Trump und seinen Blödsinn hinter sich lässt, und mal ehrlich über die Gewalt in Spielen reden will, dann wird sie immer wieder als reiner Selbstzweck und eben als Porno eingesetzt. Vor allen unabhängig von der Geschichte wird Gewalt immer gleich inszeniert.
Das Problem ist nicht das Spiele wie Doom, Mortal Combat und Co. existieren, sondern das die Gewalt in Spielen wie the Division oder eben Call of Duty im Vergleich mit Doom fast genauso inszeniert wird. In der Darstellung der Gewalt scheint es der Industrie schlicht egal zu sein ob ich in Doom auf campy Dämonen ballere oder in CoD auf Soldaten oder sogar Zivilisten. Und da geht es ja erst los. Wenn mir in CoD mal wieder ein Bösewicht vorgesetzt wird der ja richtig böse ist, weil er ein paar 100-1000 Zivilisten ermordet hat, ist es plötzlich egal das mein Protagonist da eigentlich sagen müsste:" Netter Versuch ich habe so viele Soldaten schon in Level 1 niedergemetzelt." In Division rette ich das untergegangene Washington indem ich fröhlich Menschen niedermähe, denn das waren ja die Bösen. In wie weit das der Stadt und den Überlebenden hilft? Egal! Und natürlich wird das alles schön klinisch sauber dargestellt, denn es soll ja niemand über die Moral des Ganzen mal nachdenken. Bis hin zur Spitze wenn ich im Shooter mich räche weil die Gegner einen meiner Freunde erschossen hat und das ja gar nicht geht, denn er war ein Familienvater, also ballere ich aus Rache nochmal Hunderte Soldaten nieder. Ob da vielleicht auch Familienväter darunter waren? egal.
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Sakesleg
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Re: Walks Kolumne: Der Thread

Beitrag von Sakesleg »

Joah oder ich will einfach meine Reflexe und meine Präzision beim Bedienen der Maus testen. Um das etwas abwechslungsreicher und unterhaltsamer zu gestalten, wird diesem Reaktions-/Präzisionstest halt eine Metapher übergestülpt.
Wolfgang Walk
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Re: Walks Kolumne: Der Thread

Beitrag von Wolfgang Walk »

dadadave hat geschrieben: 27. Aug 2019, 14:18 Bin auch der Ansicht, dass sich Wolfgang keinen Gefallen tut, eine Sprache zu wählen, die für ein akademisches Publikum zu sein scheint. Und zwar für Studenten der Geisteswissenschaften, die noch nicht darüber hinweggekommen sind, sich am elitären Umstand zu ergötzen, dass sie nun eine eigene Geheimsprache beherrschen, die viele Leute vom Verständnis ausschliesst. Das kann er zweifellos klarer und besser. Die Soundqualität finde ich hingegen gut, wüsste nicht, was es da auszusetzen gäbe.
Es ist keine Geheimsprache, aber eine, in der man sich zu genau solchen Themen sehr exakt ausdrücken kann, wo die Alltagssprache in aller Regel an der Unschärfe der Begriffe scheitert. Ich komme der Gewaltfrage nicht bei, indem ich nur von Gewalt rede, sie aber nicht in den ästhetischen Kontext einordne. Genau dann beginnt nämlich wirklich das Geschwurbel.
Ich fürchte also, ich werde auch weiterhin bei solchen Themen ein wenig sprachliche Zumutung abliefern müssen.
dadadave hat geschrieben: 27. Aug 2019, 14:18Aber nun zum Inhalt, mich würde (unter anderem) Wolfgangs Meinung zu folgendem sehr interessieren:
Alles was danach kommt, kann ich nur mit dem Hinweis auf die Kolumne beantworten: Jedes Spiel muss da individuell bewertet werden. Und sehr viel wissen wir auch noch gar nicht darüber, wie Gewalt in Spielen zu erzählen wäre, damit sie sicher nicht pornografisch wird und eben nicht nur billige Ausrede ist.
Und das ist unabhängig davon, ob ich nur eine bestimmte Mechanik bebildere, oder den erzählten Grundkonflikt zum Ausgangspunkt der Entwicklung mache.
Wir haben an der Stelle noch eine ganze Menge Forschungsarbeit zu leisten. Aber die ist natürlich beinahe unmöglich, solange wir nicht mal die richtigen Fragen stellen. Und "Machen Spiele gewalttätig?" ist eine der falschesten Fragen, die man da stellen kann.
Woher ich das weiß? Nun, wenn es die richtige Frage wäre, dann wären wir in Spielen heute ästhetisch nicht immer noch an dem brunzdummen Ort, an dem wir nun mal sind.
Zuletzt geändert von Wolfgang Walk am 27. Aug 2019, 14:45, insgesamt 1-mal geändert.
Wolfgang Walk
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Re: Walks Kolumne: Der Thread

Beitrag von Wolfgang Walk »

Sakesleg hat geschrieben: 27. Aug 2019, 14:38 Joah oder ich will einfach meine Reflexe und meine Präzision beim Bedienen der Maus testen. Um das etwas abwechslungsreicher und unterhaltsamer zu gestalten, wird diesem Reaktions-/Präzisionstest halt eine Metapher übergestülpt.
Soweit der völlig legitime Teil. Illegitim wird es dann höchstens bei der gewählten Metapher.
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Axel
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Re: Walks Kolumne: Der Thread

Beitrag von Axel »

Sakesleg hat geschrieben: 27. Aug 2019, 14:38 Joah oder ich will einfach meine Reflexe und meine Präzision beim Bedienen der Maus testen. Um das etwas abwechslungsreicher und unterhaltsamer zu gestalten, wird diesem Reaktions-/Präzisionstest halt eine Metapher übergestülpt.
Warum braucht es dann aber diese Metapher? Würde es, wenn es denn wirklich NUR um den Reaktions-/Präzisionstest gehen würde, nicht auch ein Gallery Shooter tun?
Wolfgang Walk
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Re: Walks Kolumne: Der Thread

Beitrag von Wolfgang Walk »

Axel hat geschrieben: 27. Aug 2019, 15:12
Sakesleg hat geschrieben: 27. Aug 2019, 14:38 Joah oder ich will einfach meine Reflexe und meine Präzision beim Bedienen der Maus testen. Um das etwas abwechslungsreicher und unterhaltsamer zu gestalten, wird diesem Reaktions-/Präzisionstest halt eine Metapher übergestülpt.
Warum braucht es dann aber diese Metapher? Würde es, wenn es denn wirklich NUR um den Reaktions-/Präzisionstest gehen würde, nicht auch ein Gallery Shooter tun?
Erst mal zur Begriffsklärung: Eine Metapher gibt es immer, da die Alternative wäre, den Source Code zu lesen und darauf zu reagieren. Alles, was zwischen Code und Spieler ist, also die Darstellung, ist als Darstellung Metapher. Egal ob Gallery Shooter oder The Division.
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