Das "#Me Too" der Spieleindustrie? Vergewaltigungsvorwürfe gegen Entwickler

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Guthwulf
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Re: Das "#Me Too" der Spieleindustrie? Vergewaltigungsvorwürfe gegen Entwickler

Beitrag von Guthwulf »

derblaueClaus hat geschrieben: 29. Aug 2019, 17:22
Guthwulf hat geschrieben: 29. Aug 2019, 13:15
derblaueClaus hat geschrieben: 29. Aug 2019, 12:48(...) Letztlich kommt es darauf an, was und wem das Gericht größeren Glauben schenkt.
(...) Es gilt auch im deutschen Rechtssystem die Unschuldsvermutung. Deshalb muss nicht der Beschuldigte seine Unschuld sondern die Strafverfolgungsbehörde seine Schuld beweisen. Das Gericht hat im Falle einer Anklage die Aufgabe, einerseits die Rechte des Opfers zu schützen, aber andererseits die vorgelegten Beweise daraufhin zu prüfen, ob die Vorwürfe zutreffend sind. Da gibts dann aussagepsychologisches Gutachten und sehr detaillierte Untersuchungen ob und inwiefern die verschiedenen Aussagen plausibel sind bzw. Beweiskraft haben. Ist das Gericht – nach abgeschlossener Gesamtwürdigung aller Tatsachen und Beweisergebnisse – nicht von der Schuld des Angeklagten überzeugt, hat es also Zweifel daran, muss es "im Zweifel für den Angeklagten" freisprechen.
Klar war das vereinfacht, ich wollte mir genau diesen Absatz sparen. Aber der stimmt bei dir leider auch nicht ganz bzw. ist ungenau. (...) Es kommt alleine auf die Überzeugung des Gerichts an. Das darf natürlich nicht einfach aus der Luft gegriffen entscheiden. Aber " wenn die Urteilsgründe erkennen lassen, dass die Beweiswürdigung auf einer tragfähigen, verstandesmäßig einsehbaren Tatsachengrundlage beruht und sich nicht als bloße Vermutung erweist" (a.a.O.) ist die Beweiswürdigung in Ordnung. Letztlich scheint da auch das hohe Gut der richterlichen Unabhängigkeit durch.
Wieder volle Zustimmung und kein Widerspruch zu dem, was ich gesagt habe? ;)

Wie du selber vom BGH zitierst, reicht ein einfaches "ich glaube dem Opfer" durch das Gericht eben gerade nicht aus (siehe: "Die zur richterlichen Überzeugung erforderliche persönliche Gewissheit des Richters setzt allerdings objektive Grundlagen voraus, die aus rationalen Gründen den Schluss erlauben, dass das festgestellte Geschehen mit hoher Wahrscheinlichkeit mit der Wirklichkeit übereinstimmt"). Ich wollte einfach einer möglichen irreführenden Interpretation deines sehr kurzen Satzes entgegenwirken.

Es ist nicht so, das man sich die beiden Aussagen anhört und wem auch immer der Richter "glaubt", der gewinnt. Es gibt eine Beweisführung (mit Unschuldsvermutung als Grundlage und Ansprüchen, wie eine Beweisführung zu erfolgen hat). Wenn das Gericht im Ergebnis dieser Beweisführung noch Zweifel hat, dann muss es auch "im Zweifel für den Angeklagten stimmen." Umgedreht gilt natürlich, dass das Gericht den Angeklagten trotz "Aussage gegen Aussage" verurteilen kann, wenn es nach genannten Maßstäben im Ergebnis der Beweisführung zur festen Überzeugung kommt, dass der Angeklagte schuldig ist. Es ist richterliche Unabhängigkeit und nicht Willkür ;)
derblaueClaus hat geschrieben: 29. Aug 2019, 17:22
Guthwulf hat geschrieben: 29. Aug 2019, 12:44
derblaueClaus hat geschrieben: 29. Aug 2019, 12:42Jedem Vorwurf nachzugehen ist richtig, jeden Vorfall vorzuverurteilen, (...) ist selbstgerecht, schädigt potentiell andere erheblich und wird der komplexen Situation in keinem Fall gerecht.
Volle Zustimmung. Mir is noch nich ganz klar, wo wir auseinanderliegen?
Mir auch nicht mehr. Ich habe deinen Beitrag wohl einfach falsch verstanden.
Vielleicht ist das Mißverständnis hier: Du weist zu Recht auf die Probleme hin, die durch die Öffentlichkeit von Beschuldigungen und daraus entstehende Vorverurteilungen entstehen. Die bestreite ich nicht. Allerdings ist mir die Reduzierung auf dieses Problem zu einseitig. Das eigentliche Problem ist der strafrechtlich relevante Mißbrauch und das die Opfer oft nicht das Vertrauen haben, von der Gesellschaft und dem Rechtssystem ernst genommen oder fair behandelt zu werden bzw. das sie durch die bei diesen Verbrechen vorliegende Machtdynamik sich erst gar nicht trauen die Verbrechen überhaupt zur Anzeige zu bringen (z.B. Missbrauch durch Boss oder höhergestellten Kollegen zur Anzeige bringen gefährdet die eigene Karriere und Lebensgrundlage). So fällt es der Gesellschaft natürlich leichter das Problem zu ignorieren und Täter werden in Ihrem Verhalten bestätigt (da keine negativen Konsequenzen).

Insofern muss ich trotz der von dir zu Recht genannten Probleme mit öffentlichen Beschuldigungen auch anerkennen, dass ich die Verzweiflung von Opfern auf einer menschlichen Ebene nachvollziehen kann, wenn Ihnen der Weg an die Öffentlichkeit wie der gefühlt "einzige" Weg sich noch zu wehren vorkommt. Ich muss auch anerkennen, dass viele Opfer erst durch zunehmende öffentliche Beispiele von Anschuldigungen den Mut gefasst haben, endlich selber zu handeln bzw. das erst durch diese Öffentlichkeit überhaupt Aufmerksamkeit auf die Mißstände entstanden und erste Schritte zur Verbesserung unternommen wurden. Damit leugne ich nicht die Probleme durch Mißbrauch dieser Öffentlichkeit für falsche Beschuldigungen und ich leugne auch nicht, dass der richtige und beste Weg eigentlich wäre, die Übergriffe rechtzeitig zur Anzeige zu bringen und dann alles weitere dem Ermittlungs- und Gerichtsverfahren zu überlassen.
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Dr. Zoidberg [np]
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Re: Das "#Me Too" der Spieleindustrie? Vergewaltigungsvorwürfe gegen Entwickler

Beitrag von Dr. Zoidberg [np] »

BlackSun84 hat geschrieben: 29. Aug 2019, 17:38 Ich frage mich ja, was ein Vergewaltigungsvorwurf mit der Spielebranche zu tun hat? Solche Vorwürfe und nachgewiesene Taten gibt es querbeet, in Schulen, im Handwerk, in metallverarbeitenden Unternehmen oder in der Floristikbranche. Solche Vorwürfe dazu missbrauchen, um eine Kunstform in die eigene, ideologische Richtung zu lenken, ist eher der fragwürdige Punkt. Und wir haben ja schon bei diversen Missbrauchsvorwürfen in Hollywood gesehen, wie leicht diese am Ende zerplatzt sind - hat Jemand Kachelmann gesagt?
Der Vergewaltigungsvorwurf hat insofern mit der Spielebranche zu tun, als dass es um strukturelle Probleme gibt (die es so auch in sehr ähnlicher Form in der IT generell gibt, aber das tut hier nichts zur Sache).

Es gibt ein Machtgefälle zwischen Männern und Frauen, das von manchen Männern ausgenutzt wird. Einige der betroffenen Frauen machen das öffentlich. Darüber müssen wir reden und ja: Da sind auch wir als Konsument*innen in der Pflicht
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derblaueClaus
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Re: Das "#Me Too" der Spieleindustrie? Vergewaltigungsvorwürfe gegen Entwickler

Beitrag von derblaueClaus »

Guthwulf hat geschrieben: 29. Aug 2019, 18:32 Wieder volle Zustimmung und kein Widerspruch zu dem, was ich gesagt habe? ;)
Muss denn jeder Beitrag Widerspruch sein ? ;) Sieh es als sinnvolle Ergänzung. :D
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Schlagerfreund
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Re: Das "#Me Too" der Spieleindustrie? Vergewaltigungsvorwürfe gegen Entwickler

Beitrag von Schlagerfreund »

BlackSun84 hat geschrieben: 29. Aug 2019, 17:38 Solche Vorwürfe dazu missbrauchen, um eine Kunstform in die eigene, ideologische Richtung zu lenken, ist eher der fragwürdige Punkt. Und wir haben ja schon bei diversen Missbrauchsvorwürfen in Hollywood gesehen, wie leicht diese am Ende zerplatzt sind - hat Jemand Kachelmann gesagt?
Inwiefern wie und sollen denn solche Vorwürfe Videospiele ideologisch lenken? Wenn du darauf anspielst das Spiele auch in ihrer Darstellung diverser werden und es z.B. auch mal Charaktere gibt die nicht weiß, männlich und heterosexuell sind, dann muss ich dich leider enttäuschen. Diese Entwicklung gab es schon weit davor. Hat wahrscheinlich damit etwas zu tun das die Gesellschaft sich zumindest in der Tendenz positiv weiter entwickelt und auch zumindest in den kreativen Bereichen der Branche, auch mehr Leute die z.B. nicht männlich sind arbeiten und versuchen die Inhalte umzusetzen die sie umsetzen möchten. Ansonsten finde ich es immer amüsant peinlich wenn bereits der Vorwurf von "Ideologie" als Kritik genannt wird. Das Grundgesetz ist z.B. auch Ideologie. Entscheidend ist doch der Inhalt.

Ansonsten gibt es mehr Details zu den Vorwürfen bei Oculus. Da wurde ein Vorfall genannt, bei dem ein Mitarbeiter von Oculus einer Frau während einer Vorführung unter den Rock gepackt haben soll. Nicht klar war dabei um wen es sich dabei gehandelt haben soll. Inzwischen soll e sich aber um Michael Antonov den Co-Founder von Oculus handeln. Der war bis Mai 2019 auch noch bei Facebook angestellt (Facebook hat Oculus 2014 gekauft). Geäußert hat er sich zu den Vorwürfen noch nicht.

Wer sich aber geäußert hat ist Andrew Bosworth,der aktuelle Vice President für VR bei Facebook.
These stories are sickening. I’m sorry it happened then and that you have to face the trauma again now. I took over our AR/VR and Oculus team in 2018. I do not accept this behavior. I’ve asked to understand how the situations were handled that have been brought up.

For confidentiality, I can’t share details but harassment isn’t tolerated or ignored. We investigate every claim, every time. Our policy and investigations process is public so people can hold us to a high bar on any kind of harassment
Quelle
ZiggyStardust
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Re: Das "#Me Too" der Spieleindustrie? Vergewaltigungsvorwürfe gegen Entwickler

Beitrag von ZiggyStardust »

IpsilonZ hat geschrieben: 29. Aug 2019, 18:18 Die Fälle in denen Leute unschuldig wegen Vergewaltigung im Gefängnis gelandet sind ist relativ gering. Gerade im Verhältnis zu Vergewaltigungen die nicht zur Verurteilung oder nicht mal zur Anklagen geführt haben.
https://www.bbc.com/news/world-us-canada-45565684
Ich kenne mich leider nicht so gut aus mit dem US-Justizsystem, aber gibt es da wirklich für jeden Gefangenen einen fairen Gerichtsprozess? Ist es nicht oft so, dass die Gefangenen gedrängt werden ihre Schuld zuzugeben, um eine geringere Haftstrafe zu erhalten? Kann mich dunkel daran erinnern, dass Trump in den 90ern mal gegen schwarze Jugendliche gehetzt hat, die eine junge Frau vergewaltigt haben sollen, die dann aber am Ende unschuldig waren.

EDIT:

Habs gefunden:
https://www.deutschlandfunkkultur.de/ne ... _id=451652
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Schlagerfreund
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Re: Das "#Me Too" der Spieleindustrie? Vergewaltigungsvorwürfe gegen Entwickler

Beitrag von Schlagerfreund »

ZiggyStardust hat geschrieben: 30. Aug 2019, 11:04
IpsilonZ hat geschrieben: 29. Aug 2019, 18:18 Die Fälle in denen Leute unschuldig wegen Vergewaltigung im Gefängnis gelandet sind ist relativ gering. Gerade im Verhältnis zu Vergewaltigungen die nicht zur Verurteilung oder nicht mal zur Anklagen geführt haben.
https://www.bbc.com/news/world-us-canada-45565684
Ich kenne mich leider nicht so gut aus mit dem US-Justizsystem, aber gibt es da wirklich für jeden Gefangenen einen fairen Gerichtsprozess? Ist es nicht oft so, dass die Gefangenen gedrängt werden ihre Schuld zuzugeben, um eine geringere Haftstrafe zu erhalten? Kann mich dunkel daran erinnern, dass Trump in den 90ern mal gegen schwarze Jugendliche gehetzt hat, die eine junge Frau vergewaltigt haben sollen, die dann aber am Ende unschuldig waren.

EDIT:

Habs gefunden:
https://www.deutschlandfunkkultur.de/ne ... _id=451652
Die USA haben ein sowieso sehr ich sage mal kompliziertes Rechtssystem. Das ist oft auch von Bundesstaat zu Bundesstaat verschieden. Besonders im Sexualstrafrecht wird es da teilweise schon absurd unterschiedlich.

Ansonsten finde ich das es zu off-toppic wird und wieder einmal bewusst oder unbewusst um eine Drehung Verschiebung des Threads geht.
ZiggyStardust
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Re: Das "#Me Too" der Spieleindustrie? Vergewaltigungsvorwürfe gegen Entwickler

Beitrag von ZiggyStardust »

Schlagerfreund hat geschrieben: 30. Aug 2019, 11:15 Ansonsten finde ich das es zu off-toppic wird und wieder einmal bewusst oder unbewusst um eine Drehung Verschiebung des Threads geht.
Der Thread ist doch eh schon Off-Topic wenn jetzt über Oculus/Facebook geredet wird und nicht mehr über Spielestudios. Solche Dinge passieren leider in ganz vielen amerikanischen Unternehmen, sicher auch in der Autoindustrie. Der Beschuldigte ist Freiberufler und hat nicht nur mit Spieleentwicklern zusammengearbeitet, sondern z.B. auch den Soundtrack für *deleted* komponiert.
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Schlagerfreund
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Re: Das "#Me Too" der Spieleindustrie? Vergewaltigungsvorwürfe gegen Entwickler

Beitrag von Schlagerfreund »

ZiggyStardust hat geschrieben: 30. Aug 2019, 11:27
Schlagerfreund hat geschrieben: 30. Aug 2019, 11:15 Ansonsten finde ich das es zu off-toppic wird und wieder einmal bewusst oder unbewusst um eine Drehung Verschiebung des Threads geht.
Der Thread ist doch eh schon Off-Topic wenn jetzt über Oculus/Facebook geredet wird und nicht mehr über Spielestudios. Solche Dinge passieren leider in ganz vielen amerikanischen Unternehmen, sicher auch in der Autoindustrie. Der Beschuldigte ist Freiberufler und hat nicht nur mit Spieleentwicklern zusammengearbeitet, sondern z.B. auch den Soundtrack für *deleted* komponiert.
Es ging da konkret um eine Frau aus der Branche die auf einer Veranstaltung der Branche unterwegs war. Ich fände es auch ganz nett wenn nicht immer versucht werden würde das Problem zu trivialisieren oder zu relativieren. Besonders wenn es offensichtlich absichtlich getan wird. Bei der Frau handelt es sich übrigens um die Marketing Direktorin von Owlchemy Labs. Ein Videospiel Entwickler mit Fokus auf VR.
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Andre Peschke
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Re: Das "#Me Too" der Spieleindustrie? Vergewaltigungsvorwürfe gegen Entwickler

Beitrag von Andre Peschke »

ZiggyStardust hat geschrieben: 30. Aug 2019, 11:27 Der Thread ist doch eh schon Off-Topic wenn jetzt über Oculus/Facebook geredet wird und nicht mehr über Spielestudios. Solche Dinge passieren leider in ganz vielen amerikanischen Unternehmen, sicher auch in der Autoindustrie. Der Beschuldigte ist Freiberufler und hat nicht nur mit Spieleentwicklern zusammengearbeitet, sondern z.B. auch den Soundtrack für *deleted* komponiert.
Ich frage mich, ob das alles nicht ohnehin wieder eine Debatte ist, die sich zu sehr auf einen schmalen Korridor fokussiert. Evtl. muss man einen Schritt zurücktreten und sich generell anschauen, mit welchen Instrumenten sich Machtmissbrauch verhindern lässt. Denn auch wenn die me2-Vorfälle natürlich oft besonders widerlich sind: Es werden ja auch männliche Mitarbeiter von ihren Bossen gegängelt, gedemütigt etc. Aus dieser Perspektive ist vielleicht sogar unfreiwilliger Crunch und sexuelle Belästigung Teil der gleichen Problematik. In einem der Twitter-Threads die hier verlinkt wurden, spricht ein Entwickler ja davon wie er in ein anderes Land umgezogen ist und sich dadurch seinem Arbeitgeber in besonderem Maße ausgeliefert hat (durch Isloation, finanzielle Situation etc). Wenn Entwickler über Monate ihre Familie nicht zu Gesicht bekommen, weil sie fürchten ihren Job zu verlieren, wenn sie nicht beim Crunch mitziehen, dann ist das eine andere Qualität als sexuelle Nötigung. Aber im Grunde sind es beides Symptome des gleichen Problems, dass durch das Machtgefälle zwischen Arbeitnehmern und Arbeitgebern hervorgerufen werden.

Am Ende sollte man vielleicht eher für Arbeitnehmerverbände eintreten, die dann ihrerseits für Kontrollmechanismen sorgen sollten, die solche Zustände verhindern.

Wobei ich nicht weiß, ob tatsächlich effektive Kontrollinstrumente irgendwo existieren oder vorstellbar sind. Klar ist, dass sowas nie perfekt sein wird. Aber: Kennt jemand irgendwelche Systeme oder Instanzen die effektiv dazu beitragen, dass Machtmissbrauch nicht / erheblich weniger stattfindet? Oder ist die Konstellation unauflösbar, solange eben ein Machtgefälle existiert, das stark genug ist (weil es am Ende auch jeden Kontrollmechanismus korrumpiert / die Menschen in der schwächeren Position es letztlich doch nicht wagen, die Instrumente in Anspruch zu nehmen)?

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Andre Peschke
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Re: Das "#Me Too" der Spieleindustrie? Vergewaltigungsvorwürfe gegen Entwickler

Beitrag von Andre Peschke »

Noch ein Moderationshinweis: Bitte verwendet nicht die konkreten Namen von Beschuldigten, deren Schuld noch nicht erwiesen wurde. Ich werde die entsprechenden Nennungen im Laufe des Tages aus dem Thread editieren.

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Re: Das "#Me Too" der Spieleindustrie? Vergewaltigungsvorwürfe gegen Entwickler

Beitrag von ZiggyStardust »

Schlagerfreund hat geschrieben: 30. Aug 2019, 11:43 Ich fände es auch ganz nett wenn nicht immer versucht werden würde das Problem zu trivialisieren oder zu relativieren.
Das scheint wirklich deine größte Sorge zu sein. :roll: Offenbar willst du nur deine negativen Vorurteile über die Branche bestätigt sehen und nicht akzeptieren, dass es ein gesellschaftliches Problem ist, das bei BMW genauso wie bei Microsoft auftreten kann.
Andre Peschke hat geschrieben: 30. Aug 2019, 11:50 Noch ein Moderationshinweis: Bitte verwendet nicht die konkreten Namen von Beschuldigten, deren Schuld noch nicht erwiesen wurde. Ich werde die entsprechenden Nennungen im Laufe des Tages aus dem Thread editieren.

Andre
Ist er nicht wie Kevin Spacey eine Person des öffentlichen Lebens? So ein Komponist ist ja schon bekannter als ein Programmierer.
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Re: Das "#Me Too" der Spieleindustrie? Vergewaltigungsvorwürfe gegen Entwickler

Beitrag von Voigt »

hat Kevin Spacey das bloß das nicht halb selbst zugegeben? Mit ich war betrunken, kann mich aber nicht erinnern?

Ansonsten geht es trotzdem auch weiterhin danach, man kann ja warten bis Verurteilung durch ist wenn es um eine spezielle Person geht.

Über die allgemeine Problematik in der Spieleindustrie kann man auch so diskutieren.
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derblaueClaus
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Re: Das "#Me Too" der Spieleindustrie? Vergewaltigungsvorwürfe gegen Entwickler

Beitrag von derblaueClaus »

Andre Peschke hat geschrieben: 30. Aug 2019, 11:48 Am Ende sollte man vielleicht eher für Arbeitnehmerverbände eintreten, die dann ihrerseits für Kontrollmechanismen sorgen sollten, die solche Zustände verhindern.

Wobei ich nicht weiß, ob tatsächlich effektive Kontrollinstrumente irgendwo existieren oder vorstellbar sind. Klar ist, dass sowas nie perfekt sein wird. Aber: Kennt jemand irgendwelche Systeme oder Instanzen die effektiv dazu beitragen, dass Machtmissbrauch nicht / erheblich weniger stattfindet? Oder ist die Konstellation unauflösbar, solange eben ein Machtgefälle existiert, das stark genug ist (weil es am Ende auch jeden Kontrollmechanismus korrumpiert / die Menschen in der schwächeren Position es letztlich doch nicht wagen, die Instrumente in Anspruch zu nehmen)?

Andre
Die Mechanismen gibt es schon. Der Versuch Arbeiter auszupressen ist ja keine Erfindung der Spieleindustrie, diese Entwicklung gab es schließlich auch während der Industriellen Revolution im 19 Jh. In der Europäischen Union gibt es eigentlich genug Arbeitsschutzgesetze, die etwas wie Crunch oder andere ausbeuterische Maßnahmen verhindern sollen. Nur müssen die eben auch durchgesetzt werden. Zum einen natürlich von den staatlichen Aufsichtsbehörden, aber gerade auch von den Arbeitnehmern selbst. Was im 19 Jh. geholfen hat wird auch heute helfen: Die von dir angesprochenen Gewerkschaften. Ich hoffe, dass viele Leute in der Spielbranche auch anfangen so zu denken. Ohne die Mithilfe der Angestellten wird es jedenfalls nicht gehen. Dafür muss aber vermutlich zuerst diese "Die Spielbranche ist so besonders, da muss man halt größere Opfer bringen"-Einstellung aufhören.
ZiggyStardust hat geschrieben: 30. Aug 2019, 15:21 Ist er nicht wie Kevin Spacey eine Person des öffentlichen Lebens? So ein Komponist ist ja schon bekannter als ein Programmierer.
Möchtest du eine medienrechtliche Abhandlung ? :D Im Ernst: Letztlich sind Andre und Jochen hier Master of Ceremony, es ist ihr Forum.
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Re: Das "#Me Too" der Spieleindustrie? Vergewaltigungsvorwürfe gegen Entwickler

Beitrag von ZiggyStardust »

derblaueClaus hat geschrieben: 30. Aug 2019, 15:33 Möchtest du eine medienrechtliche Abhandlung ? :D Im Ernst: Letztlich sind Andre und Jochen hier Master of Ceremony, es ist ihr Forum.
Wenn es mir den Büroalltag versüßt? :ugly:

Der Beschuldigte kann kein Wort Deutsch, es gibt auf amerikanischen Spielewebsites zahlreiche Artikel zu dem Thema, die seinen Namen erwähnen. Soll man die alle nicht verlinken, weil der Name des Beschuldigten dort vorkommt?
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Schlagerfreund
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Re: Das "#Me Too" der Spieleindustrie? Vergewaltigungsvorwürfe gegen Entwickler

Beitrag von Schlagerfreund »

ZiggyStardust hat geschrieben: 30. Aug 2019, 15:21 Das scheint wirklich deine größte Sorge zu sein. :roll: Offenbar willst du nur deine negativen Vorurteile über die Branche bestätigt sehen und nicht akzeptieren, dass es ein gesellschaftliches Problem ist, das bei BMW genauso wie bei Microsoft auftreten kann.
Sorgen habe ich viele. :ugly:

Vorurteile sind es nicht. Man gucke sich einfach mal die Berichterstattung der letzten Jahre zu diesen und ähnlichen Themen in der Branche an. Bedeutet das jedes Studio und jeder Publisher solche Probleme hat? Nein, natürlich nicht. Gibt es aber gerade im Bereich Gaming nach wie vor die bereits von anderen Usern erwähnte "Boys Club" Mentalität? Ja.

Ich denke gerade dadurch, dass nicht nur mehr Frauen und andere Personen spielen die sich nicht zwingend über das klassische Männerbild definieren und dies auch nicht in einer stillen Kammer tun, gibt es mehr Punkte durch die so Probleme kommuniziert werden. Natürlich ist es auch ein Gesellschaftliches Problem in anderen Bereichen. Das ändert aber nix an dem Thema des Threads und die durchaus auch speziellen Strukturen in der Branche.
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Re: Das "#Me Too" der Spieleindustrie? Vergewaltigungsvorwürfe gegen Entwickler

Beitrag von Andre Peschke »

ZiggyStardust hat geschrieben: 30. Aug 2019, 15:21 Ist er nicht wie Kevin Spacey eine Person des öffentlichen Lebens? So ein Komponist ist ja schon bekannter als ein Programmierer.
Es geht nicht darum, ob es rechtlich erlaubt ist. Wir möchten uns nicht daran beteiligen, jemanden ohne Verfahren an den Pranger zu stellen. Wenn die Beweislage eindeutiger ist oder gar schon ein Urteil ergangen ist - gern.

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Re: Das "#Me Too" der Spieleindustrie? Vergewaltigungsvorwürfe gegen Entwickler

Beitrag von Schlagerfreund »

@Andre

Ihr könnt natürlich in eurem Forum machen was ihr wollt und ich kritisiere das auch nicht. Aber ich würde jetzt den Begriff Beschuldigter/Beschuldigte nicht nicht mit Verurteilter/Verurteilte gleichsetzen.
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Re: Das "#Me Too" der Spieleindustrie? Vergewaltigungsvorwürfe gegen Entwickler

Beitrag von Andre Peschke »

Schlagerfreund hat geschrieben: 30. Aug 2019, 16:25 Ihr könnt natürlich in eurem Forum machen was ihr wollt und ich kritisiere das auch nicht. Aber ich würde jetzt den Begriff Beschuldigter/Beschuldigte nicht nicht mit Verurteilter/Verurteilte gleichsetzen.
Verstehe nicht, was du meinst? Tun wir ja auch nicht?

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Re: Das "#Me Too" der Spieleindustrie? Vergewaltigungsvorwürfe gegen Entwickler

Beitrag von Schlagerfreund »

Andre Peschke hat geschrieben: 30. Aug 2019, 16:30
Schlagerfreund hat geschrieben: 30. Aug 2019, 16:25 Ihr könnt natürlich in eurem Forum machen was ihr wollt und ich kritisiere das auch nicht. Aber ich würde jetzt den Begriff Beschuldigter/Beschuldigte nicht nicht mit Verurteilter/Verurteilte gleichsetzen.
Verstehe nicht, was du meinst? Tun wir ja auch nicht?

Andre
Nicht direkt, aber die Begründung für die Moderation sah für mich so aus als würde man das indirekt tun. Beschuldigter ist man ja per Definition bis die Un/Schuld erwiesen ist. Hier hat ja auch meines Wissens nach keiner geschrieben X war es! Ich persönlich sehe das in dem Fall bzw den Fällen als nicht problematisch an wenn man sagt Person X wird beschuldigt Y getan zu haben.
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Re: Das "#Me Too" der Spieleindustrie? Vergewaltigungsvorwürfe gegen Entwickler

Beitrag von Guthwulf »

derblaueClaus hat geschrieben: 30. Aug 2019, 08:42
Guthwulf hat geschrieben: 29. Aug 2019, 18:32 Wieder volle Zustimmung und kein Widerspruch zu dem, was ich gesagt habe? ;)
Muss denn jeder Beitrag Widerspruch sein ? ;) Sieh es als sinnvolle Ergänzung. :D
Hehe... da hast du natürlich recht. :D

Ich möchte mich im Übrigen mal ganz allgemein hier bedanken, dass der Austausch zu diesem wichtigen Thema in diesem Thread trotz unterschiedlicher Ansichten oder Lebenserfahrungen sowie bei all der verständlichen Emotionalität im Großen und Ganzen doch erstaunlich respektvoll verläuft. :clap:
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