Die Geschichte in TLoU2 setzt sich ja nicht nur aus dem Was, sondern auch dem Wie zusammen. Das Spiel erzählt in vielen kleinen Momenten und mit dem guten Zusammenspiel aus Musik, Schnitt und Schauspielern, sowie schnell auf den Punkt kommender Dramaturgie einiger Cutscenes eben die Geschichte als solches sehr gut. Das diese Geschichte auf rein inhaltlicher Ebene 08/15 ist, will ich dabei gar nicht widersprechen. Aber A History of Violence, Sieben, Alien oder Schindlers Liste sind auch "nur einfache" Geschichten. Sie sind aber packend erzählt und in vielen guten Bildern und Tönen eingefangen, dazu von großer Schauspielerischer Leistung getragen.imanzuel hat geschrieben: ↑4. Jul 2020, 01:07Also normalerweise wollte ich mich aus dieser Diskussion hier raushalten (und werde ich auch weiterhin, weil macht irgendwie keinen Sinn ), aber nachdem ich gefühlt dutzende Analysen zu dem Spiel angeschaut habe, warum dieses Spiel die Bezeichnung "Meisterwerk" verdient hat und warum es zumindest in Frage kommen soll: Ich habe den bis jetzt noch nicht gefunden. Storytelling, okay, die *eine Idee* ist gut, ist gewagt. Zur Umsetzung habe ich schon zu viel geschrieben, die hat für mich null funktioniert (mit Argumenten ala "die da drüben sind auch Menschen!!!" gewinnt man bei mir nicht), wenn jemand explizit dass das Spiel zum Meisterwerk ausmacht - okay, verstehe ich halt nicht. Aber abseits davon? Ich verstehe jetzt den Vergleich mit ganze Publisher oder Death Stranding nicht. Ist das ein technischer Vergleich? Gut, auf der Seite ist was Optik und Darstellung betrifft TLoU2 große Klasse. Gäbe es einen Technik-Award ala Oscars/Beste Effekte, dann gerne, das Spiel hat es sich verdient (wobei ich mir jetzt nicht sicher bin ob man exzessiven Crunch auch noch auszeichnen soll). Aber spielerisch bzw. was das Gameplay betrifft, hat das Spiel keinen Blumentopf verdient. Und da finde ich die Vergleiche gerade zu Bethesda schon gemein. Die haben mit Prey, Dishonored und mit Abstriche auch Skyrim auf Gameplay-Ebene Sachen geschaffen, da ist TLoU2 (auch der erste Teil schon) meilenweit entfernt. Und ein Death Stranding, so stupide und banal es sein kann, wagt auf Gameplay-Ebene immerhin etwas.Antiidiotika hat geschrieben: ↑4. Jul 2020, 00:47 Ich würde wie gesagt nicht sagen, dass TLoU2 das Meisterwerk ist, auf das wir gewartet haben, aber es ist auf jedenfall deutlich den überladenen und von zu großen Welten geplagten Open Worlds der letzten Jahre überlegen. Gerade Bethesda, Rockstar, Ubisoft und auch Death Stranding setzen da weniger Akzente als dieses Spiel es tut.
Nicht falsch verstehen, ich möchte niemanden das Spiel madig reden, und im Großen und Ganzen kommen die 10/Meisterwerk-Bewertungen wohl von der Story. Wie geschrieben, kann ich nicht nachvollziehen, ist aber so. Das Gameplay sollte man dafür aber sicherlich nicht verantwortlich machen. Ansonsten wird der Standard schon zum Meisterwerk ausgerufen, und das sollten wir besser können.
(der Vergleich im Spoilertext mit Dutch/RDR2 fand ich übrigens sehr nett. Fand Dutch 10x interessanter als jeden Charakter, der in TLoU2 vorkommt, inklusive Joel und ich bin weder RDR1 noch RDR2-Fan)
Auch das Gameplay darf man nicht auf simples Knöpfedrücken in bestimmter Reihenfolge und Kombination reduzieren, sondern muss es in seiner Umsetzung betrachten. Die Kämpfe haben eine Wucht und ein spannungsgefühl wie schon lange nicht mehr erlebt.
Ich hatte lange Zeit meinen Spaß mit MGS5, aber es ist einfach zu steril und hat spielerisch keine Resonanz. An Prey hatte ich meine helle Freude und einen riesen Spaß in vielen Momenten, da stimme ich dir auch zu, dass hier deutlich mehr Ideen sehr gut zusammenspielen und sich ergänzen. Es wirkt nur nicht wie jemand, der eigentlich als Wissenschaftler NICHT gegen Aliens kämpft. Wie gesagt, beides großartige Spiele und gerade an Prey habe ich meine helle Freude, aber im Vergleich zu Dead Space fehlen hier die Wirkung aus Gameplay und der darausfolgenden Resonanz zwischen Spieler, Figur und Welt. Das macht TLoU2 da sehr gut und so wie man als Spieler über die Kills und die Gewalt langsam abstumpft, reagiert auch Ellie darüber zunehmend abgestumpfter. Lediglich Jessie kommentiert das ganze irgendwann recht harsch. So fand ich auch die Szene mit dem Redneck recht passend. "Ach, fuck it, bam" - joa, passt. So wie Walt in Breaking Bad zuvor schon Hinrichtungen und ein Attentat in einem Altenheim billigend hingenommen hat, ist sein Endkampf gegen die White Trashs eben abgestumpft.
Ich kann verstehen, dass dich das nicht im gleichen Mass packt. Mir geht's ähnlich mit Horrorfilmen ala Conjuring, ich habe diese sooo oft gesehen, dass sie mich nicht mehr überraschen und ich ab dem ersten "Kenn ich" mit Ablehnung reagiere und dem Rest keine Chance mehr gebe.
Was die ganzen Publisher angeht, das bezieht sich nicht rein auf die Effekte, sondern auf deren Spiele als Gesamtheit. TES/Fallout ist seit Oblivion im wesentlichen das selbe Spiel und jeder Spieler empfindet den nächsten Teil aus Rückschritt in vielen Punkten. Ich fand die Charakterentwicklung in F3 (geboren werden, Baby und Kind) besser, als die in F4 und Geschichten wie das unsichtbare Dorf oder das Bildlevel in Oblivion noch spannender. Wegen dem sind es keine schlechten Spiele.
Auch die Ubisoft Spiele bringen das Gameplay nicht weiter, weder wird es wie Prey breiter und tiefer, noch wirkt es irgendwann mehr auf den Spieler.
Dutch aus RDR2 ist keines falls schlecht und ich mag seine Art, aber für mich ist diese Rockstar Ironie zu viel. Wenn meine Figuren wie eine Karikatur wirken, mach ich etwas falsch. Tarantinos Pulp Fiction ist in meinen Augen ein Paradebeispiel, wie ich Karikaturen zu Gangsterfilm Stereotypen erschaffe, OHNE dass sie dabei wie selbige beim Zuschauer ankommen. Demgegenüber Django Unchained, hier überspannt er IMO den Bogen.