Die eigentliche Leistung und der Mut von Naughty Dog liegt darin ein AAA Spiel abgeliefert zu haben, das dir keinen Spaß machen soll.
Ich bin auch in meinem beruflichen Leben immer darum bemüht dass sich verhandeltes auf der Bühne und das Empfinden der Zuschauer bis zu einem gewissen punkt angleicht oder ähnelt. Wie Spiele so etwas schaffen können sieht man z.B. hervorragend in Persona 5 wenn man als neuer Schüler das Lehrerzimmer finden soll und der Charakter genauso verloren durch die Schule irrt wie die Person am Controller.
Dieses Prinzip setzt Naughty Dog hier konsequent um und zieht sich durch alle Aspekte des Spiels. Interessant ist es meiner Meinung nach dass ich die negative Kritik zwar verstehen kann, jedoch nahezu jedes Argument warum das Spiel schlecht ist in meiner Wahrnehmung so grossartig macht:
Der große Kritikpunkt der von allen Seiten akzeptiert wird ist der, dass die Spielmechanik schnell repetitiv wird.
Inhaltlich geht dieses Gefühl von Repetition und Leere innerhalb der Charaktere ganz fantastisch ineinander über. Nach der ersten Mission nach der ich einfach keinen Bock mehr darauf hatte, weil es schwer und nervig und lang war hatte Elli ihren ersten Moment des Zweifels. (Das erste treffen mit den scars+folgende krankenhaus sequenz).
Sie kommt sichtlich schockiert zurück und auch wenn das Zweifeln an der Sache bei ihr noch nicht einsetzt so ist doch eine Basis dafür gelegt dass der Weg dorthin sie zusehends mitnimmt.
Das Metzeln in den Gameplayphasen wabert zwischen den Extremen "Spannend" bis "Ich will das das aufhört". Auf dieser Linie befinden sich auch ein Gefühl der Leere das sich einstellen kann weil man es, ohne dass es stört, weiterspielt damit es weitergeht.
Den Protagonisten geht es da ziemlich ähnlich, und es hat, vllt auch nur unbewusst, dafür gesorgt dass ich noch näher mit den Charakteren mitgefühlt habe.
Also zwischenfazit,
Gameplay repetitiv: Ja! Aber Inhaltlich so gut angebunden dass ich hier nicht an Zufall glaube. Macht das Spiel auf keinen fall Spaßiger, aber aus meiner Perspektike besser.
Story voller Plotholes + Irreführende Trailer:
Ich habe mir (übrigens bevor ich mir die ersten Reaktionen dazu aus dem Internet angeschaut habe) nach der Hälfte des Spiels noch einmal Trailer angeschaut und war begeistert davon wie diese sich in das Spiel einbinden, wie sie den Storyverlauf anteasern aber letzten endes NICHTS darüber verraten was einen erwartet.
Trailer anmerkung
Genau wie jeder dachte ich vorher dass sich dies auf die Rache beziehen würde. Die Reise die er begleitet ist allerdings nicht die der Rache, sondern die der Abkehr. Nur durch Joel und die Gedanken an ihn schafft Elli es letztenendes das Schwert niederzulegen und von dannen zu ziehen
Ich hatte vermutlich all die Emotionen der Menschen die das Spiel nun inhaltlich zerreissen, nur waren meine Schlüsse ganz andere.
All die Ungläubigkeit, die Taubheit und der Hass Ellis, sind direkt bei mir als Spielender angekommen und haben mich fühlen lassen was Elli fühlt.
Großartig auch die Sequenz der Trauer, in der ein naher Charakter sich mit dir unterhält während man durch das Haus geht.
Dass die Story ihre Charaktere nicht ernst nimmt und mit ihren Eigenschaften rumspielt als hätten Sie nie existiert ist für mich insofern nicht relevant, weil ich der Intention der Entwickler gefolgt bin und mich habe mitreissen lassen.
Für mich reicht ein 4 Jahre später in "Friedenszeiten" in denen auch Fremde in das Lager aufgenommen werden etc. um zu erzählen dass Menschen älter und ruhiger geworden sind. Immer in Angst und Anspannung zu leben lässt sich nicht einmal in Kriegsgebieten aufrechterhalten wo jeden Tag bomben kommen können. Da ist es für mich sehr gut erklärbar dass die Situation so verläuft wie sie es tut.
Hier kommt aber auch der große Storyknackpunkt der mich die Kritik verstehen lässt.
Aus der Perspektive eines Fans, der vermeintlich einen Pakt mit dem Studio hat welcher davon ausgehen darf bei einem zweiten Teil, das zu bekommen was ihn am ersten so gut gefallen hat.
Dies waren nun einmal die Charaktere und die Beziehungen. Es war für viele ein sehr Emotionales Spiel, dessen Erfahrung stark an die Personen gebunden waren.
Wenn dieser Pakt nun einseitig aufgekündigt wird kann dies berechtigterweise in Wut und Unverständnis münden.
Wo die rzählung dann schwächelt ist (zumindest bis zu einem gewissen Punkt) dann abhängig ob ich gewillt bin den Pfad des Studios mitzugehen, oder über die vergangenen Erfahrungen argumentiere.
wieder zwischenfazit:
Schlecht geschriebene Story voller Plotholes: hier würde ich ein klares Nein setzen. Was die Story nicht tut ist den vermeintlichen Pakt den der Fan mit dem Studio eingeht zu berücksichtigen. Dieser Bruch wird auch als solcher wahrgenommen und dem Spiel angekreidet. Absolut legitim.
Aus meiner Perspektive sind die punkte was Charakterverhalten betrifft nicht zutreffend, ich habe aber auch eine subjektive eigene die sich nicht mit jedem deckeln wird.
Story 2:
Dieses Verhalten lässt das Spiel aber nur zu einem gewissen Maße zu und so musste ich mit ansehen wie ich mich immer weiter in sie hineinversetzen kann. Die schlimmsten Stunden waren ca 1 std vor und nach dem Sprung zurück als mir dämmerte was bald passieren sollte.
Ein weiterer Punkt der ihre Sicht erzählerisch und Spieltechnisch so stark machen ist der, dass sie eine Entwicklung durchmacht die Elli zu diesem Zeitpunkt noch nicht erreicht hat. Wir erfahren die Zweifel und Sinnlosigkeit bereits im ersten Elli teil, springen dann zu Abbi und entwickeln den Plan mit dem Sinnlosen morden aufzuhören und werden dann gezwungen mit Elli wieder jemanden zu spielen die diese Entwicklung noch nicht abgeschlossen hat. Spätestens ab der zweiten Zusammenführung der Storylines kann dieses Spiel eigentlich niemandem mehr spaß machen.
Die mangelnden Interaktionsmöglichkeiten in wichtigen Storyentscheidungen:
Ich habe hier nicht das Riesenproblem, da es sich in meinen Augen um eine klassische Tragödie handelt. Die Story wird als etwas unabdingbares erzählt. Es handelt von Menschen die nicht aus ihrer Haut können und nur innerhalb dieser komplett korrupten denkweise lässt sich handeln.
Hier ist für mich das Medium aber dennoch sehr relevant.
Als Gamer habe ich die Erwartung das mir derlei dinge nicht einfach präsentiert werden, sondern dass ich durch meine Aktionen den Verlauf der Geschichte ändern kann.
Was das Studio hier tut ist umso eindringlicher, es setzt die Tragödienstruktur der Erfahrung des Spielenden entgegen und lässt ihn in seiner Metaperspektive hilflos zurück. Die Figuren sind so emotional und Hasszerfressen dass keine Metagedanken platz finden. Einzelne Charaktere erzählen von ihrem "Point of Clarity" und einen dürfen wir aus erster Hand miterleben. Diese waren aber immer von außen getriggert und nich aus den Handlungen der personen ergebend. Der Blick des alten Scar oder der Zwischenruf von Lev sind Hilfestellungen von außen die es ihnen erlauben den Pfad zu verlassen keine aus sich ruhenden entscheidungen die innerhalb der Emotionalität getriggert werden.
Die Ausnahme ist hier der letzte Kampf bei dem bei Elli eine Erinnerung getriggert wird. Hier wird das implizite Versprechen Joels im Trailer erfüllt "You think I'd let you do this on your own?".
Wärend ich Last of us part 2 spielte musste ich immer wieder an meine Schwester denken. Noch zu Schulzeiten las sie "Im Westen nichts Neues" und jedesmal lag sie heulend in ihrem Bett wärend sie las und las und das Buch nicht zur Seite legen konnte.
Ich bin jetzt nicht auf das Worldbuilding eingegangen, die vielen Briefe und die kleinen Geschichten die das Spiel unbestritten gut macht. Die Individualisierungen der Gegner und der Erfahrbarkeit des Grauenhaften welches dir überdeutlich zurückgegeben wird je länger das Spiel dauert
All dies führte für mich aber dazu dieses Spiel wahnsinnig geliebt zu haben für die Erfahrung die es mir geboten hat und es gleichzeitig nie nie wieder spielen zu wollen.
All die Leute die im Kontext von Last of us part 2 von Spaß reden und gleichzeitig das Spiel loben sind mir vollkommen unverständlich. Viel unverständlicher noch als die Leute die so verletzt aus der Erfahrung herauskommen dass sie wütend auf das Spiel sind.