The Last of Us 2

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Dragoner
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Re: The Last of Us 2

Beitrag von Dragoner »

Andre Peschke hat geschrieben:Das Motiv "die Gewalt ist auch wie eine Krankheit" ist durchgehend da und auch psychische Gewaltfolgen. Aber das ist so Action-Movie-Konsequenz. Es zittern die Hände kurz, die Stimmung ist down - ab zum nächsten Massaker.
Vielen Dank für die Antwort. Sehe das in der objektiven Analyse exakt genau so und finde es daher umso spannender dass es trotzdem auch beim NG+ um die Platin Trophäe zu erspielen nichts an seiner emotionalen Wirkung bei mir persönlich verloren hat.
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Andre Peschke
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Re: The Last of Us 2

Beitrag von Andre Peschke »

Dragoner hat geschrieben: 28. Jun 2020, 19:00 Vielen Dank für die Antwort. Sehe das in der objektiven Analyse exakt genau so und finde es daher umso spannender dass es trotzdem auch beim NG+ um die Platin Trophäe zu erspielen nichts an seiner emotionalen Wirkung bei mir persönlich verloren hat.
Du, am Ende ist es SUPER, dass das bei dir so angekommt. Sei heilfroh. Ich sehe den Versuch, ich wünschte er würde mich erreichen, tut er aber nicht und ich kann nur erklären, warum. Aber ich liebe es, dass der Versuch da ist und wenn er für dich und andere funktioniert, beineide ich euch nur darum. Ist ja nicht so, dass ich nicht gerne eine intensivere Erfahrung mit jedem Spiel hätte, wenn es denn möglich wäre.

Andre
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Heretic
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Re: The Last of Us 2

Beitrag von Heretic »

Andre Peschke hat geschrieben: 28. Jun 2020, 18:25 Lars von Trier wurde hier ja im Thread mal erwähnt. Der will vermutlich Spiele machen wenn er sieht, wie billig da noch ein richtiger Aufschrei zu haben ist. :D
Das könnte Computerspiele tatsächlich auf die vielbeschworene nächste Ebene befördern. Von Trier mag vereinzelt Schockmomente einbauen, die gerne mal für Aufmerksamkeit und Erregung sorgen, aber im Kontext machen die eigentlich immer Sinn. Naja, fast immer. :D Nichtsdestotrotz sind die meisten seiner Filme auf einem Niveau, das im Computerspielbereich imo noch nicht erreicht wurde.

Hach, ein Spiel von Lars von Trier hätte ich echt gerne. Oder von David Lynch. Massenmarkttauglich wären die aber keinesfalls. :mrgreen:
Lemonbonbon
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Re: The Last of Us 2

Beitrag von Lemonbonbon »

Ich habe den Eindruck, dass die hauptsächliche Kritik bei dem Spiel für viele Leute ist, dass Sie sich nicht mit den Charakteren im Spiel identifizieren können oder bereits zu sehr identifiziert haben, und daher extrem ablehnend reagieren. Dieses "man muss sich mit der Figur im Spiel identifizieren können" ist mir schon lange suspekt. Aus meiner Perspektive betrachte ich Spiele generell wohl sehr distanziert, ich sehe einer Spielfigur lediglich bei ihren Handlungen zu, und BIN NICHT diese Person.
SpoilerShow
Insofern hat mich der Abby-Teil nicht wirklich gestört. Ebenso die Golfschlägerszene mit Joel. Nur weil ND diesen Charackter opfert, kann man sich doch nicht persönlich angegriffen fühlen? Auch das Viereck-Drücken in der Sequenz mit Elli und dem Rohr. Nur weil ich als Spieler diese Taste drücken soll, wird die Szene für mich dadurch nicht "intensiver", sondern eher "ja mach halt".
Ist die Wahrnehmung bei vielen Spielern wirklich so anders?

Interessant ist dann eben der Einfluss dieser Handlungen auf die Spielfiguren. Insofern wundert es mich, dass Andre und Sebastian Schwierigkeiten hatten, Zugang zu Ellis Gedankenwelt zu finden; ich finde diese eigentlich sehr eindeutig kommuniziert.
SpoilerShow
Bzgl. des transsexuellen Charakters: Dass es wohl Lev ist, ist mir beim Spielen überhaupt nicht aufgefallen, das habe ich erst hier im Forum gelesen. Wurde das im Spiel konkret genannt? Ich dachte zunächst, dass es eher auf Abby zutreffen würde, aber nur aufgrund des muskulösen Körperbaus kann man darauf ja natürlich auch nicht direkt schließen. Was mich gewundert hat: Kann es sein, dass ND Abbys Charaktermodell erst später in der Entwicklung des Spiel neu designed hat? Bis auf ein oder zwei verbale Erwähnungen ihrer muskulösen Statur nimmt das Spiel keinen Bezug auf ihr Erscheinungsbild, was zu der Frage führt, ob ND das Charaktermodell eher kurz vor Schluss aus welchem Grund auch immer (Provokation, Botschaft etc.?) so eingebaut hat.
Zuletzt geändert von Lemonbonbon am 28. Jun 2020, 19:58, insgesamt 1-mal geändert.
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zeitweise
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Re: The Last of Us 2

Beitrag von zeitweise »

Ein Aspekt über den ich gerne etwas im Podcast gehört hätte:
SpoilerShow
In den Schlüsselmomenten „Ellie foltert Nora“, „Abby greift Ellie im Theater an“ und „Ellie greift Abby am Strand an“ nimmt das Spiel mir als Spieler die Freiheit. Ich kann nicht entscheiden, ob ich die Handlung ausführen will, ich werde dazu gezwungen, wenn ich das Spiel nicht abbrechen will.

Wie fandet ihr diese (sicher bewusste) Entscheidung der Entwickler? Wäre eine Wahlmöglichkeit besser/schlechter gewesen?

André sagt ja, beim Plot geht es um die Selbstermächtigung von Ellie. Emanzipiert sie sich an diesen Stellen sogar vom Spieler?
Dragoner
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Re: The Last of Us 2

Beitrag von Dragoner »

Lemonbonbon hat geschrieben: 28. Jun 2020, 19:14 Ich habe den Eindruck, dass die hauptsächliche Kritik bei dem Spiel für viele Leute ist, dass Sie sich nicht mit den Charakteren im Spiel identifizieren können oder bereits zu sehr identifiziert haben, und daher extrem ablehnend reagieren. Dieses "man muss sich mit der Figur im Spiel identifizieren können" ist mir schon lange suspekt. Aus meiner Perspektive betrachte ich Spiele generell wohl sehr distanziert, ich sehe einer Spielfigur lediglich bei ihren Handlungen zu, und BIN NICHT diese Person.
Bei mir ist es so etwas zwischen Familienmitglied und der Projektion eigener Gefühle auf eine Person. Kommt allerdings auf das Spiel an und würde schon sagen dass es ein Qualitätsmerkmal sein kann aber nicht muss. Das Geschlecht und die sexuelle Orientierung und solche Dinge spielen für mich da aber überhaupt keine Rolle (habe irgendwo [falls sogar hier im Podcast dann sorry] mal das treffende Zitat gehört "die meisten haben mehr mit einem lesbischen Mädchen gemeinsam als mit einem God of War").

PS: Es wäre denke ich besser wenn du deinen zweiten und vierten Absatz hinter einem Spoiler verbirgst.
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Andre Peschke
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Re: The Last of Us 2

Beitrag von Andre Peschke »

Lemonbonbon hat geschrieben: 28. Jun 2020, 19:14 Interessant ist dann eben der Einfluss dieser Handlungen auf die Spielfiguren. Insofern wundert es mich, dass Andre und Sebastian Schwierigkeiten hatten, Zugang zu Ellis Gedankenwelt zu finden; ich finde diese eigentlich sehr eindeutig kommuniziert.
Ich verstehe schon, wie sie aussehen soll. Ich finde sie nicht glaubwürdig herbeigeführt. Man kann mir natürlich am Ende in ein paar Tagebucheinträgen mitteilen "so sieht es aus". Aber ich sage dann: "Schön...DAMIT hättest du dich besser auseinandersetzen sollen, Spiel - nicht mit "X liebt Y, aber Y ist schwanger von Z".

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Lemonbonbon
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Re: The Last of Us 2

Beitrag von Lemonbonbon »

zeitweise hat geschrieben: 28. Jun 2020, 19:48 Ein Aspekt über den ich gerne etwas im Podcast gehört hätte:
SpoilerShow
In den Schlüsselmomenten „Ellie foltert Nora“, „Abby greift Ellie im Theater an“ und „Ellie greift Abby am Strand an“ nimmt das Spiel mir als Spieler die Freiheit. Ich kann nicht entscheiden, ob ich die Handlung ausführen will, ich werde dazu gezwungen, wenn ich das Spiel nicht abbrechen will.

Wie fandet ihr diese (sicher bewusste) Entscheidung der Entwickler? Wäre eine Wahlmöglichkeit besser/schlechter gewesen?

André sagt ja, beim Plot geht es um die Selbstermächtigung von Ellie. Emanzipiert sie sich an diesen Stellen sogar vom Spieler?
Eine Entscheidung in diesen Momenten einzubauen, würde der Erzählung hier wohl schaden. ND möchte ja den ewigen Kreislauf der Gewalt darstellen und dass es hier keine klaren guten oder bösen Charaktere gibt. Ich denke das ist ihnen gelungen. Bevor Elli jedoch am Ende diesen Kreislauf unterbricht, muss sie sich jedoch weiter in den Abgrund begeben. Im Grunde darf es hier keine Entschiedung geben, die der Spieler selbst treffen kann, weil Elli diesen Punkt noch nicht erreicht hat und die Erzählung dann nicht funktionieren würde.
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Andre Peschke
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Re: The Last of Us 2

Beitrag von Andre Peschke »

Lemonbonbon hat geschrieben: 28. Jun 2020, 20:05 Eine Entscheidung in diesen Momenten einzubauen, würde der Erzählung hier wohl schaden. ND möchte ja den ewigen Kreislauf der Gewalt darstellen und dass es hier keine klaren guten oder bösen Charaktere gibt. Ich denke das ist ihnen gelungen. Bevor Elli jedoch am Ende diesen Kreislauf unterbricht, muss sie sich jedoch weiter in den Abgrund begeben. Im Grunde darf es hier keine Entschiedung geben, die der Spieler selbst treffen kann, weil Elli diesen Punkt noch nicht erreicht hat und die Erzählung dann nicht funktionieren würde.
Genau. Wenn man so will, ist das eher eine Erweiterung ihres Innenlebens: Sie kann noch nicht anders.

Generell ist "der Spieler" ND glaube ich egal. Die haben in ihren vergangenen Games auf die Idee von Ludonarrativer Dissonanz mit witzigen Trophies reagiert. Die ganzen angeblichen Meta-Aussagen über Gewalt beim Spieler sind IMO ziemlich "meh". Die erzählen ihre Geschichte und nebenbei läuft das Spiel weil es muss. Narrativ gesehen, ist ihnen ihr Gameplay und der Spieler als Teilhaber oder gar Mitentscheider im Großen und Ganzen ziemlich egal. Was okay ist - das meine ich nicht als Kritik.

Andre
imanzuel
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Re: The Last of Us 2

Beitrag von imanzuel »

Lemonbonbon hat geschrieben: 28. Jun 2020, 19:14
SpoilerShow
Bzgl. des transsexuellen Charakters: Dass es wohl Lev ist, ist mir beim Spielen überhaupt nicht aufgefallen, das habe ich erst hier im Forum gelesen. Wurde das im Spiel konkret genannt? Ich dachte zunächst, dass es eher auf Abby zutreffen würde, aber nur aufgrund des muskulösen Körperbaus kann man darauf ja natürlich auch nicht direkt schließen. Was mich gewundert hat: Kann es sein, dass ND Abbys Charaktermodell erst später in der Entwicklung des Spiel neu designed hat? Bis auf ein oder zwei verbale Erwähnungen ihrer muskulösen Statur nimmt das Spiel keinen Bezug auf ihr Erscheinungsbild, was zu der Frage führt, ob ND das Charaktermodell eher kurz vor Schluss aus welchem Grund auch immer (Provokation, Botschaft etc.?) so eingebaut hat.
Zu 1. Ja, wurde so im Spiel genannt

Zu 2. Da es im Herbst 2017 schon einen Trailer mit ihr gab, denke ich dass das finale Design relativ früh getroffen wurde. Interessant ist aber, dass in Artworks von dem Spiel (weiß nicht ob es die war wo man freischalten kann oder aus nem Buch, hab die auf einer Seite gesehen) Abby ganz anders aussah, mehr Richtung Ellie.
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Ricer
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Re: The Last of Us 2

Beitrag von Ricer »

Andre Peschke hat geschrieben: 28. Jun 2020, 20:08
Lemonbonbon hat geschrieben: 28. Jun 2020, 20:05 Eine Entscheidung in diesen Momenten einzubauen, würde der Erzählung hier wohl schaden. ND möchte ja den ewigen Kreislauf der Gewalt darstellen und dass es hier keine klaren guten oder bösen Charaktere gibt. Ich denke das ist ihnen gelungen. Bevor Elli jedoch am Ende diesen Kreislauf unterbricht, muss sie sich jedoch weiter in den Abgrund begeben. Im Grunde darf es hier keine Entschiedung geben, die der Spieler selbst treffen kann, weil Elli diesen Punkt noch nicht erreicht hat und die Erzählung dann nicht funktionieren würde.
Genau. Wenn man so will, ist das eher eine Erweiterung ihres Innenlebens: Sie kann noch nicht anders.
Da hätte ich eine Frage an die (männlichen) Spieler. Fällt euch die Perspektivübernahme (und Distanzierung vom eigenen ich) in TLOUS2 leichter, da der Hauptcharakter eine junge Frau ist? Ich frage, weil Ellie und ihre Handlungen, die sich dem Einfluss der Spieler*innen entziehen, als besonders lobenswert herausgearbeitet werden, während es im Falle von Spec Ops: The Line einer der größten Kritikpunkte des Spiels überhaupt war. War dort die Perspektivübernahme der narrativen Rolle schwieriger, weil sich männliche Spieler eher selbst in der Rolle Walkers sahen und ihm so die Emanzipierung durch eigene Entscheidungen nicht zugestanden?
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Cthalin
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Re: The Last of Us 2

Beitrag von Cthalin »

So, noch einmal vielen Dank für diese geballte Podcast-Menge. :)

Gerade im Spiegel mit dem restlichen deutschen Spielejournalismus genieße ich einmal mehr eure Direktheit mit eurer Meinung und Kritik. Oftmals habt ihr mir so wunderbar aus den eigenen Gedanken heraus argumentiert! Gerade im Spoilercast redet sich Seb so gerne mal in Rage. :D
Das Spiel ist keineswegs schlecht, das sagen selbst die Kritiker hier im Thread ja seit einer Woche, aber es lassen sich soviele Dinge kritisieren, sodass es mir einfach unverständlich ist wie man "Meisterwerk!/10" ausrufen kann. :think:

Inzwischen frage ich mich eher woran die unterschiedliche Rezeption liegt. Hier im Thread allein ein paar Beispiele:
  • es gibt nur eine lineare Handlung, keine Auswahlmöglichkeiten, die eigene Figur führt Handlungen aus die man nicht möchte. Früher hat man das entweder akzeptiert als "ist halt einfach so" oder hat kritisiert, dass es keine Wahlmöglichkeiten für Spieler gibt. Heute bei TLOU2 wird hinterfragt, ob das nicht vielleicht die längst fällige "Emanzipation der Spielfigur vom Spieler" sei. :lol:
  • das Gameplay ist solide, aber eben auch recht monoton. Andere Spielereihen würden zerpflückt werden dafür, hier hilft vermutlich die Story & Inszenierung darüber hinweg.
  • der Mut von Naughty Dog so eine Story zu erzählen wird gelobt. Kann ich nachvollziehen. Aber dass dann die Ausführung dessen sooft einfach nicht gut ist, muss doch wahrgenommen werden. Nur gute Intention kann doch nicht für ein "Meisterwerk" reichen.
  • diverse Handlungspunkte, die in ihrem (ND) Woldbuilding nicht viel Sinn ergeben (wie im Podcast angesprochen zb die unglaubliche Physis von Abby) aber super in die daraus konstruierte Story des Spiels passen (als Gegenpart zu Ellie in diesem Fall). Es ist schön dass dadurch die Story befördert wird, aber dafür dass TLOU1 auch für das Worldbuilding so gelobt wird, seh ich hier mehr Probleme. Teils daraus folgernd:
  • Es wirkt mir einfach vieles zu konstruiert leider. Der erste große Twist des Spiels wie im Podcast schon genannt. Da brauchts halt viele Zufälle und etwas konstruiert wirkende Handlungen damit die Prämisse so "emotional" für den Spieler funktioniert. Das ganze Spiel wird dem Ziel unterworfen den Spieler möglichst oft möglichst tief emotional zu treffen - auf billige Art und Weise.
Aber ist es genau das was die Wahrnehmung so unterschiedlich macht? Kritiker wurden hier ja schon als emotions- und empathielos dargestellt, was halt nicht stimmt weil man die Momente durchaus emotional erlebt - wie eben auch der von André genannte Jumpscare. Doch nach der reflexhaften Emotion wirkt es eben billig wenn man darüber nachdenkt *wie* das Ganze erreicht wurde.

Ich mag das Spiel, spiele es momentan gerne (es gibt viele Gebrauchtangebote derzeit). Es hat eine wunderschöne Inszenierung wenn man die Story akzeptiert. Ich mag das Setting und die Ausgestaltung sehr. Ich finde den Mut gut, der sich bspw in dem ersten Storytwist äußerst. Aber ich hätte nie erwartet dass TLOU2 so bissig als Meisterwerk verteidigt wird. :whistle: Na vielleicht geht der Cast ja wieder als "Verriss eines großartigen Spieles" in die Chronologie von The Pod ein. ;)
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Andre Peschke
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Re: The Last of Us 2

Beitrag von Andre Peschke »

Cthalin hat geschrieben: 28. Jun 2020, 20:36 Na vielleicht geht der Cast ja wieder als "Verriss eines großartigen Spieles" in die Chronologie von The Pod ein. ;)
Nicht provozieren, bitte. Der Thread soll gerne einfach ein ruhiger Austausch bleiben, wo alle Meinungen einfach mal nebeneinander stehen bleiben, und nicht alle um die Deutungshoheit wetteifern. Es darf gerne jeder Meisterwerk dazu sagen, auch wenn ich finde, dass die Vokabel zumindest in der Spielepresse überstrapaziert wird (schon vor TLOU2). Es ist mutig - das ist eh viel seltener als handwerkliche Brillanz. Das ist mir persönlich auch lieber, als das typische "Meisterwerk".

Andre
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Cthalin
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Re: The Last of Us 2

Beitrag von Cthalin »

Sorry, das sollte gar nicht so rüberkommen. Dachte das wäre durch den Rest indem ich mehrfach meinen Spaß an dem Spiel beschrieb klar. Ihr habt ja oft genug selbst gewitzelt, dass ihr zB in einem Witcher 3 ebenso genug Kritik seht um nicht in die Jubelhymnen einzufallen oder generell eher kritische Stimmen seid in Deutschland. Auf mehr wollte ich gar nicht hinaus. :think:
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Andre Peschke
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Re: The Last of Us 2

Beitrag von Andre Peschke »

Cthalin hat geschrieben: 28. Jun 2020, 21:14 Sorry, das sollte gar nicht so rüberkommen.
Okay, super. Bin nur sehr glücklich, dass wir gerade einen entspannten Austausch haben. :)

Andre
Lemonbonbon
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Re: The Last of Us 2

Beitrag von Lemonbonbon »

Ricer hat geschrieben: 28. Jun 2020, 20:34
Andre Peschke hat geschrieben: 28. Jun 2020, 20:08
Lemonbonbon hat geschrieben: 28. Jun 2020, 20:05 Eine Entscheidung in diesen Momenten einzubauen, würde der Erzählung hier wohl schaden. ND möchte ja den ewigen Kreislauf der Gewalt darstellen und dass es hier keine klaren guten oder bösen Charaktere gibt. Ich denke das ist ihnen gelungen. Bevor Elli jedoch am Ende diesen Kreislauf unterbricht, muss sie sich jedoch weiter in den Abgrund begeben. Im Grunde darf es hier keine Entschiedung geben, die der Spieler selbst treffen kann, weil Elli diesen Punkt noch nicht erreicht hat und die Erzählung dann nicht funktionieren würde.
Genau. Wenn man so will, ist das eher eine Erweiterung ihres Innenlebens: Sie kann noch nicht anders.
Da hätte ich eine Frage an die (männlichen) Spieler. Fällt euch die Perspektivübernahme (und Distanzierung vom eigenen ich) in TLOUS2 leichter, da der Hauptcharakter eine junge Frau ist? Ich frage, weil Ellie und ihre Handlungen, die sich dem Einfluss der Spieler*innen entziehen, als besonders lobenswert herausgearbeitet werden, während es im Falle von Spec Ops: The Line einer der größten Kritikpunkte des Spiels überhaupt war. War dort die Perspektivübernahme der narrativen Rolle schwieriger, weil sich männliche Spieler eher selbst in der Rolle Walkers sahen und ihm so die Emanzipierung durch eigene Entscheidungen nicht zugestanden?
Hm, ist wahrscheinlich sehr subjektiv, aber: Entschiedend für mich bzw. was den Spielspaß ausmacht hängt eher davon ab, inwieweit die Denk- & Handlungsweise des Spielcharakters ausgestaltet und glaubwürdig ist. Also: ist das, was die Figur macht, im Kontext der Spielhandlung / Welt nachvollziehbar? Ob ich nun einen gutartigen oder bösartigen Charakter oder bloß einen Stein durchs Level bewege, ist dabei egal, weil ich keinen Bezug zu mir selbst herstelle und daher keine "Perspektivübernahme" stattfindet, sondern bloß eine "Beobachtung". Dennoch kann man für eine Spielfigur natürlch Sympathie empfinden, was z.B. bei Joel im ersten TLOU gut funktioniert hat, da seine Beschützerrolle sehr gut auch über das Gameplay abgebildet wurde und seine Entschiedungen am Ende des Spiels plausibel, wenn auch folgenreich sind.
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Guthwulf
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Re: The Last of Us 2

Beitrag von Guthwulf »

Cthalin hat geschrieben: 28. Jun 2020, 20:36es lassen sich soviele Dinge kritisieren, sodass es mir einfach unverständlich ist wie man "Meisterwerk!/10" ausrufen kann. (...) Inzwischen frage ich mich eher woran die unterschiedliche Rezeption liegt.
Wie immer: Geschmäcker, Erwartungshaltungen und Gewichtung unterschiedlicher Elemente sind höchst subjektiv.

Meine detailliertere Antwort gibts in meinem Post weiter oben.

"The Last Of Us" ist für mich persönlich ein Meisterwerk und eines meiner Lieblingsspiele, obwohl auch dessen Story auf ausgelutschten Klischees aufbaute, obwohl es auch dort schon Pacingprobleme gab, obwohl Naughty Dog auch dort schon auf große Emotionen sowie exzessive Gewalt setzte, obwohl man auch dort schon die Naughty Dog Formel erkennen konnte und obwohl das Gameplay auch dort eher solide denn meisterhaft ausfiel. Das war mir schon dort alles bewußt, hat am Ende aber nicht verhindern können, dass die Stärken mich so überwältigend begeistert haben (und mir wichtiger waren), dass es persönlich für mich eben doch Meisterwerkstatus bekam.

Für "The Last Of Us 2" kann ich derzeit (da noch nicht durch) nur sagen: Das, was ich bisher gespielt habe, funktioniert für mich ähnlich gut wie "The Last Of Us" (und ja, die ersten großen Storytwists sind da mit eingeschlossen), was mich bisher also eher positiv überrascht. Ob ich es am Ende auch noch so sehe, ist natürlich offen. Derzeit bin ich mit "Meisterwerk" oder "Alles Große Grütze" Rufen aber deshalb sehr zurückhaltend. Und ja, auch von mir bekommt es allein für den Mut, so einen Ansatz zu wählen, kräftige Bonuspunkte und großen Respekt.

EDIT:
Lemonbonbon hat geschrieben: 28. Jun 2020, 22:10
Ricer hat geschrieben: 28. Jun 2020, 20:34Da hätte ich eine Frage an die (männlichen) Spieler. Fällt euch die Perspektivübernahme (und Distanzierung vom eigenen ich) in TLOUS2 leichter, da der Hauptcharakter eine junge Frau ist? Ich frage, weil Ellie und ihre Handlungen, die sich dem Einfluss der Spieler*innen entziehen, als besonders lobenswert herausgearbeitet werden, während es im Falle von Spec Ops: The Line einer der größten Kritikpunkte des Spiels überhaupt war. War dort die Perspektivübernahme der narrativen Rolle schwieriger, weil sich männliche Spieler eher selbst in der Rolle Walkers sahen und ihm so die Emanzipierung durch eigene Entscheidungen nicht zugestanden?
Hm, ist wahrscheinlich sehr subjektiv, aber: Entschiedend für mich bzw. was den Spielspaß ausmacht hängt eher davon ab, inwieweit die Denk- & Handlungsweise des Spielcharakters ausgestaltet und glaubwürdig ist. Also: ist das, was die Figur macht, im Kontext der Spielhandlung / Welt nachvollziehbar? Ob ich nun einen gutartigen oder bösartigen Charakter oder bloß einen Stein durchs Level bewege, ist dabei egal, weil ich keinen Bezug zu mir selbst herstelle und daher keine "Perspektivübernahme" stattfindet, sondern bloß eine "Beobachtung". Dennoch kann man für eine Spielfigur natürlch Sympathie empfinden, was z.B. bei Joel im ersten TLOU gut funktioniert hat, da seine Beschützerrolle sehr gut auch über das Gameplay abgebildet wurde und seine Entschiedungen am Ende des Spiels plausibel, wenn auch folgenreich sind.
Wenn ich mich mit einem Charakter identifziere, heißt das für mich nicht, das ich mir seine Ansichten zu eigen mache oder Ihnen zustimme. Ich kann sie dann nur auf irgendeiner emphatischen Ebene nachvollziehen. Insofern is es in der Tat erstmal egal, welches Geschlecht, Alter, Hautfarbe, Spezies, Religion oder Sexuelle Orientierung mein Charakter repräsentiert. Wenn das Spiel es schafft, mir in irgendeiner Art und Weise nachvollziehbar bzw. glaubwürdig zu machen, warum Charakter XY handelt wie er/sie/es handelt, dann reicht das für mich. Das fällt mir bei Ellie nicht schwerer oder leichter als bei Joel in Teil 1. Spec Ops ist für mich schon eine ganze Weile her, aber da hatte das nach meiner Erinnerung für mich sehr viel schlechter funktioniert. Nicht weil "ICH" näher an der Rolle von Walker war, sondern weil das Spiel mir diesen Walker nicht nachvollziehbar oder glaubwürdig nahe gebracht hatte. Insofern hat das Spiel für mich kaum bzw. nur sehr viel schlechter funktioniert.
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Cthalin
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Re: The Last of Us 2

Beitrag von Cthalin »

@Guthwulf Danke für deine Antwort, deswegen macht es immer soviel Spaß deine Beiträge zu lesen :)

Zu den Charakteren: Ich sehe das ähnlich wie Guthwulf. Die einzelnen Merkmale eines Spielcharakters sind für mich offengesagt recht nebensächlich, also Geschlecht, Hautfarbe,sexuelle Orientierung o.ä. Wichtiger für eine Perspektiveinnahme ist für mich eine glaubhafte Darstellung der Handlungen meines Charakters. Also zB über Aussagen die auf seine Motivation oder Charakter schließen lassen, oder durch aktive Handlungen in denen er/sie/es wirklich etwas tut. Naturgegeben macht es das etwas schwieriger für Egoshooter wie SpecOps, in denen weniger Story vorkommt und ich die Handlungen meines Charakters wesentlich direkter und öfter beeinflusse, in mir ein wirkliches Hineinversetzen in den vorhandenen Charakter auszulösen. Viel eher bleiben die Charakterzüge so blass, dass ich mich selbst an der Stelle sehe und identifiziere, nicht aber Walker in diesem Fall. In einem cineastischen Werk wie TLOU ist das natürlich dann wesentlich einfacher, aber eben auch leichter zu brechen wenn der Charakter etwas tut was für mich gegen seine bisher kennengelernten Verhaltensweisen verstößt.
Johpir
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Re: The Last of Us 2

Beitrag von Johpir »

Was ein Meisterwerk ausmacht, wird für jeden Menschen immer unterschiedlich sein, je nach eigener Biographie und individuellen Vorlieben. Die Filme des hier auf den letzten Seiten hochgelobten Lars von Trier wirken auf mich persönlich - Vorsicht, Polemik! - wie prätentiöse Machwerke, die sich von einem billigen Skandalmoment (also zumindest skandalös für alle, die vorher noch nie nen Splatter- bzw. Pornofilm gesehen haben) zum nächsten langweilen, nur um in Cannes/Venedig für nen Aufschrei sorgen zu können. Aber anscheinend kann man darin auch mehr sehen.

Zurück zum Spiel: eine Frage, die ich mir schon öfters gestellt habe, nachdem ich mich mal wieder in einem Spiel durch eine unrealistische Masse von Gegnern geschnetzelt/geballert/gelangweilt habe: Wäre es nicht viel interessanter gegen weniger, dafür umso intelligentere und gefährlichere Gegner zu kämpfen? Dass man quasi beim kleinsten Fehler sterben kann? Der Kampf gegen David in Teil 1 wäre da so ein Beispiel, nicht vom Gameplay, aber vom Prinzip her. Würde das die Immersion nicht massiv erhöhen und gerade solche Spiele wie Last of us 2 enorm aufwerten? Wenn die Gegner z.B. die Namen ihrer Mitstreiter rufen, lässt mich das ziemlich kalt, weil die Getöteten halt gesichtslose Dutzendware sind. Wenn ich mich vorher jedoch mit dem Gegner längere Zeit beschäftigt/bekämpft hätte, hätte dies eine ganz andere Wirkung. Auch würde die Gewöhnung an die Gewalt und die damit verbundene Abstumpfung geringer Ausfallen.
Ich hoffe irgendjemand versteht, was ich meine :ugly:
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Lurtz
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Re: The Last of Us 2

Beitrag von Lurtz »

Glückwunsch, IMO mal wieder die beste Besprechung zu dem Spiel, die ich konsumiert habe. Weder rein an der Meta Ebene klebend wie viele kritische amerikanische Reviews, noch ausschließlich auf der Gameplay und Spaß Ebene hängend wie die Deutschen. Dazu praktisch immer irgendwelche Platitüden vermieden.

Schön dass ihr euch immer noch so viel Zeit nehmt, wenn sowas dabei herauskommt.
Andre Peschke hat geschrieben: 28. Jun 2020, 18:52 Jopp. Von 13 bis 18 Uhr am Freitag.
Da fände ich einen Blick hinter die Kulissen mal ganz spannend. Wie strukturiert ihr sowas inhaltlich und technisch, dass ihr 4 1/2 Stunden reden könnt ohne was zu vergessen, ständig zu wiederholen und es dennoch noch relativ spontan klingen zu lassen. Ich würde hoffnungslos untergehen :D
Children are dying.
That's a succinct summary of humankind, I'd say. Who needs tomes and volumes of history? Children are dying. The injustices of the world hide in those three words.
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