Axel hat geschrieben: ↑6. Okt 2019, 23:01
Und warum wird sie dann so absolutistisch und mit Forderungen vorgebracht? Ohne die Möglichkeit zu lassen, dass es auch ganz viele Menschen gibt, die das nicht so sehen? Warum kommt eurerseits immer solch eine sprachliche Schärfe ins Spiel?
Nun weil es zum Teil kein Punkt ist worüber man streiten kann. Wenn ich bei Anno 1800 klarstellte, dass es a.) eine historische Anmutung hat, die nicht durch andere Stilelemente deutlich unterwandert wird und b.) dann feststelle, dass im Vergleich zur Historie gewisse Faktenlagen ausgelassen werden, dann ist das erstmal nur ein Statement der Lage und über das Vehikel der Kritik möchte ich diese Information an die Öffenlichkeit bringen. Da gibt es halt wenig is gar keinen Platz für Meinung und deswegen reagiert man dann sehr verduzt, wenn darauf eine andere Meinung kommt, weil da noch nichts gemeint wurde.
Worüber man durchaus reden kann ist wie schlimm das nun ist oder ob es akzeptabel wäre, aber das ist auch zum Teil etwas was jeder mit sich selbst ausmachen muss.
Axel hat geschrieben: ↑6. Okt 2019, 23:01
Also forderst Du im Endeffekt Selbstzensur? Denn das lese ich heraus, wenn Du möchtest das gewisse Szenarien am besten nicht mehr angefasst werden, wenn man nicht dazu tausende von Nuancen und Facetten bedient.
Nein ich möchte durchaus, dass diese Szenarien noch angefasst werden, aber man bekommt leider immer noch das Gefühl, dass sich nicht wirklich mit dieser Frage beschäftigt wird.
Die Spiele werden mittlerweile häufiger dieser Frage ausgesetzt: Warum eigentlich Division in Washington spielen lassen? Warum den Kolonialismus als Thema nehmen? Und darauf bekommt man dann Antworten wie: Spiele sind unpolitisch und anderen Nonsense. Damit zeichnet sich ein Bild einer nicht wirklich erwachsenen Industrie ab, weil sie noch nicht mal dazu in der Lage ist zu ihrem Medium zu stehen. Tom Clancy hat bestimmt nicht auf die Frage auf die Szenarien seiner Bücher geantwortet: Nein meine Bücher sind nicht politisch! Bullshit! Natürlich hat er dann einen Grund genannt warum seine Bücher genau da spielen, wo sie eben spielen, weil er eben in ihnen seine politischen Ansichten unterbringt.
Kurz Leute wie ich wollen von der unsinnigen Frage: "Sind Spiele politisch?" Ja sind sie, nachweisbar, und das ist keine Meinung, zu der Frage kommen:" Was und wie stellen sie es dar?" Weil man da dann endlich zu dem bereich mit unterschiedlichen Meinungen und Standpunkten kommen kann. Wo sich eine Kritikkultur entwickeln kann die Spiele (besonders künstlerisch) voran bringt.
Und genau da eröffnet sich das Paradoxon: Viele jahre wollten Spiele Ernst genommen werden und von der Kultur beachtet werden und jetzt wo die Kultur mal anfangen will bekommt man solchen Nonsense vorgeworfen. Eure Spiele sind politisch, alle, viele sogar offensichtlich, also legt endlich die Fasade ab und redet halt offen was ihr euch dabei gedacht habt und wenn da am Ende steht, da haben wir uns nichts bei gedacht und wollten einfach nur Idyll darstellen, dann gebt das halt offen zu. Das mag zwar etwas enttäuschend sein, aber besser als es zu leugnen.
Zeigt der Öffentlichkeit, dass ihr Szenarien, besonders die mit Echtwelthintergründen, endlich als solche versteht, die Spannungen, Probleme und politischen Zündstoff mitbringen und nicht nur als Tapette für euren Hintergrund und als Skin für eure Figuren und Waffen. Zeigt das ihr erwachsen seid und die Gravitas, was es vielleicht mit sich bringt einen Soldaten im 2.WK zu spielen, erkennt und euch daran abarbeitet und nicht nur wie ein Kind halt sich Figuren gegenseitig beschiessen.
Damit am Ende vielleicht eines Tages ein Anno steht, was den Kolonialismus behandelt oder aber auch ein Anno, was ihn nicht behandelt, aber eben offen zugibt Eskapismus sein zu wollen, beides wäre ok. Aber es wäre schön, wenn der Eskapismus endlich mal nur eine Geschmacksrichtung des Videospiels wäre und nicht quasi das ganze Angebot beschreibt.
Edit: Mist da schreibt man riesige Absätze und dann sind andere wieder schneller.