Kotaku G/O Media - Streit über automatische Werbung?

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marduk667
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Re: Kotaku G/O Media - Streit über automatische Werbung?

Beitrag von marduk667 »

Andre Peschke hat geschrieben: 30. Okt 2019, 11:24
Kann sogar auf Videoseiten nerven. Die aktuelle Netflix-App auf meinem Smart-TV zum Beispiel spielt IMMER einen Trailer ab. Ich kann da nicht einfach mal das Home-Menü öffnen und den Cursor irgendwo abstellen, ohne das es losplärrt. Was dazu führt, dass ich jetzt immer die App verlasse, weil es mir auf den Zeiger geht.

Andre
Das nervt so unglaublich! Ich scrolle immer nach unten bis ich bei meine Profilvideos bin, da passiert das nicht.
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Lurtz
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Re: Kotaku G/O Media - Streit über automatische Werbung?

Beitrag von Lurtz »

Decius hat geschrieben: 30. Okt 2019, 10:48
Lurtz hat geschrieben: 30. Okt 2019, 08:26 Videos sind eines der wenigen Werbeformen mit denen man noch relativ viel Geld verdienen kann. Ist das übliche Internetwerbewettspiel zwischen Entwertung der Werbung, neuen Werbeformen und Verärgern der User.

Wenn man das auf deutsche Redaktionen umlegen würde müssten ja die meisten deutschen Journalisten streiken :ugly:
Aber doch auch nur, weil man mit solchen Autoplay-Geschichten jetzt noch potemkinsche Dörfer vorgaukeln kann von "wird von xyz Leuten gesehen!". Da alle Browser flächendeckend anfangen Autoplay zu blocken (auch mobil) ist das innerhalb kürzester Zeit hoffentlich komplett tot und man muss eine neue BS-Metrik zum vorgaukeln von erfolgreicher Werbung finden. Ich hatte gehofft, das wäre damals, als das bei Facebook aufgeflogen ist, endgültig gestorben, aber das waren wohl "nur" die unsäglichen 1:1 Videos extra für FB, wo man sich den großen Reibach erhofft hatte (und im Zuge dessen den großen Kahlschlag bei allen Nicht-Video-Redakteuren gemacht hat, weil lesen tut eh keiner mehr. Videoschauen wohl auch nicht).
Genau, das ist der übliche Kreislauf. Die Gamestar hatte in den Videos zuletzt auch mal eine automatische Weiterleitung zum nächsten Video aktiv. Wurde nach massiven Protesten vorerst deaktiviert.

Wer sich bisschen für das Thema interessiert, der Medium Account hier hat immer recht interessante Einblicke wo er darlegt wieso das Internet den Werbekampf gegen das Fernsehen verloren hat und sich das Internet eher Richtung TV entwickeln wird als andersherum:
we never made a better ad unit than the 30-second ad.
https://medium.com/s/which-half-is-wast ... 017246f383
Children are dying.
That's a succinct summary of humankind, I'd say. Who needs tomes and volumes of history? Children are dying. The injustices of the world hide in those three words.
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Vinter
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Re: Kotaku G/O Media - Streit über automatische Werbung?

Beitrag von Vinter »

Meine Haus- und Hofhypothese ist ja weiterhin, dass das Problem des Internets bezüglich Werbung lediglich ist, dass es entblößt, was Ferrnsehen und Zeitungen mangels Messgerät jahrelang verschleiert haben: Niemand guckt Werbung.

Die Leute gehen aufs Klo, sie schalten um, sie spulen vor, sie blätteren weiter. Beim Fernsehen gab es keinen Rückkanal, das Internet jedoch hat diesen. Mittlerweile versuchen auch Fernsehsender, etwas mehr Zwang auszuüben, indem man in HD nicht spulen kann - also nehmen wir in SD auf, denn wir lassen uns doch nicht zur Werbung zwingen. Und dass das Fernsehen "gewinnt" sehe ich angesichts von VoD nur sehr kurzfristig. Das Fernsehen kann froh sein, wenn es in 20 Jahren noch existiert.
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tsch
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Re: Kotaku G/O Media - Streit über automatische Werbung?

Beitrag von tsch »

Vinter hat geschrieben: 30. Okt 2019, 17:24 Meine Haus- und Hofhypothese ist ja weiterhin, dass das Problem des Internets bezüglich Werbung lediglich ist, dass es entblößt, was Ferrnsehen und Zeitungen mangels Messgerät jahrelang verschleiert haben: Niemand guckt Werbung.
Das genaue Gegenteil ist der Fall. Wenn man natürlich die gesamte Masse betrachtet, für die diese Werbeform ausgespielt wird, dann ist es immer nur ein super kleiner Bruchteil, der tatsächlich Werbung schaut oder auf irgendeine Weise damit interagiert. Das sehe ich aber eher als Teil des Marketings und nicht als "niemand schaut Werbung". Gerade im Online Marketing kann man das ja sogar statistisch klar belegen, dass digitale Werbung etwas bringt. Nicht ohne Grund steigt das Budget dafür seit Jahren enorm.

Das große Problem vom Digitalmarketing ist eher, dass speziell diese Werbeformen viel zu gut funktionieren, wo sich eigentlich jede Person darauf einigen kann, dass die echt ein wenig crappy sind. Nicht die gut überlegte Imagekampagne bringt den Umsatz rein, sondern das crappy Video, das viel zu laut und viel zu groß auf irgendeiner Website ausgespielt wird.

Der Aufschrei ist also völlig gerechtfertigt - es braucht strengere Richtlinien und Qualitätsstandards, wie Werbung im Internet aussehen darf. Das Problem ist dabei nur, dass alle großen Unternehmen in dem Bereich (Google, Facebook, Amazon, usw.) einen Interessenkonflikt haben, weil sie meistens den Großteil ihres Umsatzes durch Werbung verdienen und da müssen sie nunmal auch nachweisen, dass Werbebudgets auf ihrer Plattform zu etwas führen...

Wie gesagt, ich finde Kotaku (und Schwesterseiten) zeigen hier nur wieder, dass sie für die richtigen Themen einstehen und sich nicht schnell wegducken, wenn mal Druck auf sie ausgeübt wird.
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Vinter
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Re: Kotaku G/O Media - Streit über automatische Werbung?

Beitrag von Vinter »

Dann sollte aber eigentlich das Gegenteil passieren: Die Werbepreise müßte steigen, nicht fallen, weil die begrenzten Werbeplätze so begehrt sind.
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tsch
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Re: Kotaku G/O Media - Streit über automatische Werbung?

Beitrag von tsch »

Vinter hat geschrieben: 30. Okt 2019, 20:03 Dann sollte aber eigentlich das Gegenteil passieren: Die Werbepreise müßte steigen, nicht fallen, weil die begrenzten Werbeplätze so begehrt sind.
Das tun sie auch. Der Unterschied ist aber, dass sich das Digitalmarketing in den letzten 10 Jahren enorm professionalisiert hat. Vor knapp 10 Jahren hat ein Google AdSense Publisher (irgendein Random Blog) oft noch 10 Cent für irgendeinen Klick bekommen, wo die Qualität dieses Klicks völlig egal war. Da hat man sich einfach noch an klassischer Werbung orientiert (z.B. Print).

Mittlerweile, wo die Tracking-Methoden so viel besser geworden sind, kann ich als Werbender teilweise millionenfach Banner oder Videos ausspielen und zahle dafür vielleicht 1k€, wenn es sich nicht um eine für Werbende interessante Zielgruppe oder ein interessantes "Inventar" (=Werbeplatz) handelt. Diese Werbeplätze, wie du sagst, haben in den letzten Jahren enorm an Wert verloren.

Im Gegenzug hat man aber auch herausgefunden, welche Werbeformen und welche Werbeplätze (häufig spricht man dann von Premium-Inventar) besonders attraktiv für Werbende sind - also wo Leute messbar mit der Werbung interagiert haben. Für diese Plätze muss z.B. mein Arbeitgeber mittlerweile deutlich mehr ausgeben als noch vor 2-3 Jahren.

Und der Bezug zum eigentlichen Thema: Wenn du dir mal anschaust, wie Preise für dieses "Premium-Inventar" häufig festgelegt sind, dann wirst du feststellen, dass es häufig damit zusammenhängt wie aufdringlich (crappy) dieses Werbeformat ist. Nicht der elegante, unaufdringliche Banner bringt die eine Interaktion, sondern eher das laute, viel zu aufdringliche Video. (gibt dann natürlich auch immer viele Leute, die aus Versehen draufklicken, usw, aber selbst wenn man die abzieht, ist das Ergebnis immer noch sehr eindeutig)
Zuletzt geändert von tsch am 30. Okt 2019, 20:40, insgesamt 2-mal geändert.
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lolaldanee
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Re: Kotaku G/O Media - Streit über automatische Werbung?

Beitrag von lolaldanee »

Ich glaube das hat eher etwas damit zu tun, dass die Werbeplätze sich eben massiv vermehrt haben? Es gibt doch heute viel mehr Kanäle für Werbung als früher, und ich würde jede Wette eingehen, dass sich die gesammtanzahl an Werbung stark erhöht hat, im Vergleich zu, sagen wir vor 30 Jahren.

Gerade Schleichwerbung, und solche die so wenig offensichtlich ist, dass sie eigentlich auch Schleichwerbugn sit, war doch noch nie auch nur annähernd so massiv verbreitet wie jetzt grade. Wenn ich mich da irre, das würde mich echt sehr wundern
Joschi
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Re: Kotaku G/O Media - Streit über automatische Werbung?

Beitrag von Joschi »

Es geht ja vor allem auch um die Werbewirkung und die Kosten bzw. der Quotient zwischen beiden. Viele Formen der Internetwerbung, vor allem der klassische Banner, haben eben eine sehr geringe Werbewirkung. Das Influencer Marketing ist deswegen auch stark am wachsen. Diese Form hat eine deutlich höhere Werbewirkung, zum Teil weil immer noch nicht die Werbung klar gekennzeichnet wird*, aber auch weil ein größeres Vertrauensverhältnis zwischen dem Werbenden und Zuschauer besteht. Interessanterweise deutlich höher als beim klassischen Testimonial. Wenn George Clooney in einer Werbung Nescafe trinkt, ist die Werbewirkung deutlich geringer als beim Influencer, auch wenn auf dem ersten Blick die Beziehung von Fan und Werbenden ähnlich zu sein scheint.
Außerdem sind die Kosten im Influencer Marketing immer noch sehr gering, da neigen sich die goldenen Jahre zwar auch schon dem Ende entgegen. Wer inzwischen eine ordentliche Reichweite hat, der fordert auch ordentlich, aber gerade in kleineren und mittleren Bereich finden man immer noch Influencer, wo man zu extrem niedrigen TKPs Werbung bekommt. Die Werbebudgets steigen zwar, aber eben nicht in den Werbeformen für Websites, sondern im Influencer- oder Guerilla Marketing.

Bei Kotaku fällt auf, dass sie den Wettbewerbern hinterherhinken. Im Online Journalismus hat sich das Freemium Model in verschiedenen Formen durchgesetzt. Wahrscheinlich ist die Website nicht profitabel. Das Potential zur Kostensenkung ist gering auf Grund von Druck der Gewerkschaft. Dann bleibt eben nur die Möglichkeit der Umsatzerhöhung z.B. über Werbeformen mit höheren Margen. Langfristig werden sie aber wohl nicht an einem Freemium Model vorbeikommen und wahrscheinlich auch einer Kostensenkung.

*Eine Anmerkung noch zum Thema, dass viel Werbung als "Produktplatzierung" oder "Sponsering" gekennzeichnet wird. Dieses ist fachlich einfach falsch und zeigt das die Gesetzte immer noch nicht ausreichend sind. Produktplatzierung ist lediglich die Platzierung von Marken oder Produkten im Inhalt. Eine werbende Aussage findet nicht statt. Das Produkt ist nicht mal Kernbestandteil des Inhalts. Die Marke soll lediglich über einen Remindereffekt dem Rezipienten präsent bleiben. Beispiele: In Filmen werden Apple Computer genutzt oder in House of Cards waren die Handys Windowsphones. Sponsoring ist, wenn ein Event finanziell unterstützt wird und die Marke im vorhinein gesondert hingewiesen wird um einen positiven Imagetransfer vom Event auf die Marke zu haben. Auch bei dieser Werbeform findet keine eigentliche werbende Maßnahme statt. Diese beiden Werbeformen sind deutlich weniger invasiv in die Inhalte.
Influencer betrieben weder Produktplatzierung noch Sponsoring, sondern Werbung. Influencer versuchen aber über dieses Framing sich vom "Schmuddelbegriff" Werbung abzugrenzen.
Tom
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Re: Kotaku G/O Media - Streit über automatische Werbung?

Beitrag von Tom »

Also bei dem internen Streit bei G/O Media geht es wohl um mehr als nur die automatisch abspielenden Videos.

Siehe z.B. hier oder hier.
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Leonard Zelig
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Re: Kotaku G/O Media - Streit über automatische Werbung?

Beitrag von Leonard Zelig »

Tom hat geschrieben: 31. Okt 2019, 04:29 Also bei dem internen Streit bei G/O Media geht es wohl um mehr als nur die automatisch abspielenden Videos.

Siehe z.B. hier oder hier.
John Oliver hat vor drei Jahren ein gutes Video über die Probleme des unabhängigen Journalismus in den USA gemacht:
https://www.youtube.com/watch?v=bq2_wSsDwkQ
"The whole problem with the world is that fools and fanatics are always so certain of themselves, but wiser people so full of doubts."

www.gamersglobal.de
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DexterKane
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Re: Kotaku G/O Media - Streit über automatische Werbung?

Beitrag von DexterKane »

https://theconcourse.deadspin.com/the-a ... 1837487584

In der Sache hat Sie wahrscheinlich Recht, aber der Appell hätte mehr Gewicht, wenn nicht Gawker, die Hipster Version von TMZ gleichzeitig als scheinendes Symbol der Pressefreiheit benutzt würde.
Relax, it's North-Korea. The nation state equivalent of the short-bus. - Sterling Archer
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Andre Peschke
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Re: Kotaku G/O Media - Streit über automatische Werbung?

Beitrag von Andre Peschke »

DexterKane hat geschrieben: 31. Okt 2019, 15:18 In der Sache hat Sie wahrscheinlich Recht, aber der Appell hätte mehr Gewicht, wenn nicht Gawker, die Hipster Version von TMZ gleichzeitig als scheinendes Symbol der Pressefreiheit benutzt würde.
Ja, das stellt irgendwie die ganze Perspektive infrage. :D

Andre
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DexterKane
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Re: Kotaku G/O Media - Streit über automatische Werbung?

Beitrag von DexterKane »

Aus aktuellem Anlass:
Cecilia D’Anastasio verlässt wohl (auf eigenen Wunsch?) Kotaku, womit die (neben Schreier) beste Reporterin, die der Laden noch hatte, weg ist.

https://kotaku.com/goodbye-to-cecilia-d ... 1840247238

Wirklich, wirklich schade, Ihre Reportagen hab ich immer sehr gemocht.
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Decius
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Re: Kotaku G/O Media - Streit über automatische Werbung?

Beitrag von Decius »

Und sie verabschiedet sich mit einem echten Highlight an Artikel: https://kotaku.com/razer-ceo-berated-an ... 1840240823
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