[Sammelthread] 10 Jahre Klüger

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Axel
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Re: [Sammelthread] 10 Jahre Klüger

Beitrag von Axel »

Deutscher Computerspielepreis

Also ganz ehrlich: Ich fande euer neuerliches Bashing auf den DCP sehr unangenehm. Was ist denn die Ausgangslage? Die Politik hebt einen solchen Preis aus der Taufe mit der internen Vorgabe, dass die ausgezeichneten Spiele innovativ und pädagogisch wertvoll sein müssen. Ich finde das Konzept sehr klar.

Da kann ich nicht verstehen, wie man sich dann als Jury hinstellen kann und auf so eine Ballerbude wie Uncharted besteht, wo es doch mit Professor Layton eine Alternative gegeben hat, die der von der Politik vorgegebenen Anforderungen sehr viel mehr entspricht. Die ganzen Layton Spiele haben damals international Traumwertungen bekommen, sie haben sich exzellent verkauft und inhaltlich waren sie definitiv innovativ und vor allem pädagogisch wertvoll. Ich verstehe nicht, was da dagegen gesprochen hat?

Und warum sollte der DCP heute keine Wichtigkeit haben? Denn es werden dadurch ja vor allem kleine Spiele ausgezeichnet. Ich gehe auf die Seite in die Rubrik der Gewinner und Nominierten und entdecke Spiele wie A Juggler's Tale, Itorah, Imagine Earth, Katze Q - Ein Quanten-Adventure, Omno, EZRA oder mit Der Fall: Wettlauf gegen die Zeit ein virtuelles Escape Room Spiel, welches man online mit anderen Spielern spielt.

Alles Spiele und Projekte von denen ich vorher nie irgendwas gehört habe, die für mich aber gleich sehr interessant wirken. Die ich nicht entdeckt hätte, wäre ich jetzt nicht auf die Seite des DCP gegangen. Gerade als Steuerzahler möchte ich doch, dass eher solche Projekte gefördert werden oder zumindest eine Öffentlichkeit bekommen. Warum kann man da als spielejournalistisches Medium nicht einfach neutral herangehen?
imanzuel
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Re: [Sammelthread] 10 Jahre Klüger

Beitrag von imanzuel »

Axel hat geschrieben: 12. Apr 2022, 09:24 Die Politik hebt einen solchen Preis aus der Taufe mit der internen Vorgabe, dass die ausgezeichneten Spiele innovativ und pädagogisch wertvoll sein müssen.
Ah ja, und deswegen gewinnt Albion Online, ein ultimates Pay 2 Win, Grind und Gank Spiel einen Preis? Macht keinen Sinn :ugly:

(Anmerkung, Podcast nicht gehört, aber der DCP vor zwei Wochen (? das war der DCP, oder? :D ) lässt jegliches Bashing zu, fürchterliche Veranstaltung)
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Rick Wertz
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Re: [Sammelthread] 10 Jahre Klüger

Beitrag von Rick Wertz »

Axel hat geschrieben: 12. Apr 2022, 09:24Gerade als Steuerzahler möchte ich doch, dass eher solche Projekte gefördert werden oder zumindest eine Öffentlichkeit bekommen. Warum kann man da als spielejournalistisches Medium nicht einfach neutral herangehen?
Vielleicht, weil Spielejournalisten das Medium nicht als Medium lediglich für Kinder wahrnehmen und deshalb lieber gute Spiele prämiert hätten?

Und der DCP hatte eigentlich noch nie Wichtigkeit, außer für die Entwickler die da gerne Fördergelder abgreifen mögen. Sonst interessiert den doch niemanden.
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Andre Peschke
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Re: [Sammelthread] 10 Jahre Klüger

Beitrag von Andre Peschke »

Axel hat geschrieben: 12. Apr 2022, 09:24 Also ganz ehrlich: Ich fande euer neuerliches Bashing auf den DCP sehr unangenehm. Was ist denn die Ausgangslage? Die Politik hebt einen solchen Preis aus der Taufe mit der internen Vorgabe, dass die ausgezeichneten Spiele innovativ und pädagogisch wertvoll sein müssen. Ich finde das Konzept sehr klar.
Wie im Podcast geschildert: Es war NIE eine eindeutige Ansage, dass pädagogisch wertvoll ein beherrschendes Kriterium ist. Das war es auch erkennbar NIE, wenn man sich die anderen Auszeichnungen in Summe ansieht und wenn man vor allem auch die Diskussionen live erlebt hat. Es wurde bei Titeln ohne Gewalt nämlich dann plötzlich die Frage nach "pädagogisch wertvoll" nicht mehr gestellt.

Ich habe in der Jury auch mehrfach angeregt, dass sie dann bitte einfach das Regelwerk klar machen sollen und eine Einreichung von USK 18 Titeln einfach verbieten sollen. Wozu das auch zulassen, wenn dann eine Auszeichnung wegen exakt dieser Inhalte kategorisch ausgeschlossen wird? Die Antwort: Weil es eine Mogelpackung sein sollte, die nur so tut, als würde sie das Medium in Gänze ernstnehmen.

Hätten sie es den Deutschen Pädagogikpreis für Computerspiele genannt, hätte ich absolut kein Problem damit. Das sage ich im Podcast auch explizit.

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Re: [Sammelthread] 10 Jahre Klüger

Beitrag von Rigolax »

Andre Peschke hat geschrieben: 12. Apr 2022, 11:05 Wie im Podcast geschildert: Es war NIE eine eindeutige Ansage, dass pädagogisch wertvoll ein beherrschendes Kriterium ist.
Waren die Kriterien damals (vor ca.10 Jahren) nicht so deutlich aufgestellt wie heute, vgl.: https://deutscher-computerspielpreis.de ... kriterien/ Also heute zumindest machen sie m.E. recht deutlich, dass "pädagogisch" zumindest ein sehr gewichtiges Kriterium ist, wenn ich jedenfalls auch davon ausgehe, dass die Reihenfolge der Kriterien dort ganz bewusst so gewählt wurde. Zwar werden mittlerweile auch durchaus USK 16/18er-Titel bedacht, der Wunsch nach "Nützlichkeit" der zu prämierenden Spiele (u.a. pädagogisch), schwingt aber immer noch mit, denke ich.
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Guthwulf
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Re: [Sammelthread] 10 Jahre Klüger

Beitrag von Guthwulf »

Rigolax hat geschrieben: 12. Apr 2022, 11:51
Andre Peschke hat geschrieben: 12. Apr 2022, 11:05 Wie im Podcast geschildert: Es war NIE eine eindeutige Ansage, dass pädagogisch wertvoll ein beherrschendes Kriterium ist.
Waren die Kriterien damals (vor ca.10 Jahren) nicht so deutlich aufgestellt wie heute, vgl.: https://deutscher-computerspielpreis.de ... kriterien/ Also heute zumindest machen sie m.E. recht deutlich, dass "pädagogisch" zumindest ein sehr gewichtiges Kriterium ist, wenn ich jedenfalls auch davon ausgehe, dass die Reihenfolge der Kriterien dort ganz bewusst so gewählt wurde.
Warum sollte man davon ausgehen können?

Zitat: "Erfüllung EINER auszeichnungswürdigen Qualität: Künstlerischer bzw. kultureller Wert ODER Pädagogisch-didaktischer Wert ODER Technik und Innovation ODER Spielspaß und Unterhaltung. (...) Je nach Preiskategorie müssen die jeweiligen Qualitätskriterien durch die Fachjury zueinander in eine Gewichtung gebracht werden."

Die verschiedenen Kriterien sind mit einem einfachen logischen "oder" verknüpft. Eines der genannten vier Kriterien reicht theoretisch schon. Hängt natürlich von der Kategorie ab. Bei Filmen spielt z.B. "Story" für die Kategorie "Visual Effects" auch keine Rolle. Für die Kategorie "Bestes Spiel des Jahres" sehe ich keine aus diesem Text ableitbare Argumentationsgrundlage, um das Kriterium "pädagogisch-didaktisch wertvoll" höher als die drei anderen Kriterien zu gewichten oder es als notwendige Vorraussetzung zu setzen. Theoretisch reicht die Erfüllung nur einer der vier Kriterien, wenn sich die Fachjury für die Gewichtung bei dieser Kategorie so einigt.
Zuletzt geändert von Guthwulf am 12. Apr 2022, 12:25, insgesamt 6-mal geändert.
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Andre Peschke
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Re: [Sammelthread] 10 Jahre Klüger

Beitrag von Andre Peschke »

Rigolax hat geschrieben: 12. Apr 2022, 11:51 Waren die Kriterien damals (vor ca.10 Jahren) nicht so deutlich aufgestellt wie heute
Auf dem Papier war das immer ein Kriterium nach Innen (das die Regeln der Öffentlichkeit überhaupt zugänglich sind, ist ja neu). Es war aber zu Anfang zum einen nie deutlich nach außen Kommuniziert. Da wurde immer so getan, als ging es eben um "das beste Spiel". Und zum anderen war es immer nur ein Kriterium von mehreren anderen und stand gleichberechtigt neben sowas wie Qualität/Technik etc. Das war immer eine "oder" Bedingung, kein "und". Wie gesagt: Die Frage nach dem pädagogischen Wert wurde - außerhalb der Kinder-Kategorie o.ä. auch schlicht nie in der Form diskutiert.

Andre
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Re: [Sammelthread] 10 Jahre Klüger

Beitrag von Rigolax »

Guthwulf hat geschrieben: 12. Apr 2022, 12:17 Die verschiedenen Kriterien sind mit einem einfachen logischen "oder" verknüpft.
Ich denke bei so politischen Dingern ist durchaus relevant, was in welcher Reihenfolge gelistet wird: Pädagogisch-didaktischer Wert ist gewichtiger als Technik/Innovation und Spielspaß, aber weniger als künstlerischer bzw. kultureller Wert. Das wird implizit kommuniziert.

Dein Ansatz ist zu technizistisch für diesen Fall, denke ich.
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Re: [Sammelthread] 10 Jahre Klüger

Beitrag von Ingoknito »

Der DCP wird doch überhaupt nicht mehr für voll genommen und das liegt nicht nur an der Politik. Das Medium wird überhaupt nicht ernst genommen und es findet keinerlei Abgrenzung zu Pay2Win, Glücksspiel etc statt. So kann man mit dem Geld wirklich bessere Dinge machen.
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Guthwulf
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Re: [Sammelthread] 10 Jahre Klüger

Beitrag von Guthwulf »

Rigolax hat geschrieben: 12. Apr 2022, 12:27
Guthwulf hat geschrieben: 12. Apr 2022, 12:17 Die verschiedenen Kriterien sind mit einem einfachen logischen "oder" verknüpft.
Ich denke bei so politischen Dingern ist durchaus relevant, was in welcher Reihenfolge gelistet wird: Pädagogisch-didaktischer Wert ist gewichtiger als Technik/Innovation und Spielspaß, aber weniger als künstlerischer bzw. kultureller Wert. Das wird implizit kommuniziert. Dein Ansatz ist zu technizistisch für diesen Fall, denke ich.
Da ich im politischen Bereich (Hier: Bundesministerium) arbeite, politische Entscheidungsprozesse steuere und auch immer wieder öffentlichkeitswirksame (Konzept-)Papiere oder Reden (von Minister, Staatssekretären etc.) verantworte: Nein, ist es nicht. Eher im Gegenteil, da diese Arbeit stark von Juristen geprägt wird. Die Kriterien für den DCP sind natürlich keine rechtlich verbindlichen Vorgaben oder ein juristisch zu bewertender Vertrag, aber deine subjektive Interpretation geht deutlich über das hinaus, was da steht. Wenn die Reihenfolge wichtig ist (oder eines der vier Kriterien eine hervorgehobene Bedeutung hat), muss man das explizit so benennen und würde die Kriterien vermutlich z.B. auch nummerieren. Deine Interpretation kann man natürlich bei der Diskussion in der Fachjury zur Gewichtung so vertreten. Sie ist aber nicht "richtiger", als die komplett gegenteilige Interpretation.
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Rigolax
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Re: [Sammelthread] 10 Jahre Klüger

Beitrag von Rigolax »

Guthwulf hat geschrieben: 12. Apr 2022, 13:22 Da ich im politischen Bereich (Hier: Bundesministerium) arbeite, politische Entscheidungsprozesse steuere und auch immer wieder öffentlichkeitswirksame (Konzept-)Papiere oder Reden (von Minister, Staatssekretären etc.) verantworte: Nein, ist es nicht. Eher im Gegenteil, da diese Arbeit stark von Juristen geprägt wird. Die Kriterien für den DCP sind natürlich keine rechtlich verbindlichen Vorgaben oder ein juristisch zu bewertender Vertrag, aber deine subjektive Interpretation geht deutlich über das hinaus, was da steht. Wenn die Reihenfolge wichtig ist (oder eines der vier Kriterien eine hervorgehobene Bedeutung hat), muss man das explizit so benennen und würde die Kriterien vermutlich z.B. auch nummerieren. Deine Interpretation kann man natürlich bei der Diskussion in der Fachjury zur Gewichtung so vertreten. Sie ist aber nicht "richtiger", als die komplett gegenteilige Interpretation.
Die Reihenfolge kann ja auch bei juristischen Texten nicht irrelevant sein, also auch bei Gesetzen? Die Reihenfolge einer Auflistung kann bei der Rechtsauslegung herangezogen werden: daraus kann man teleologisch (ziel/zweckorientiert), systematisch (bezogen auf den Aufbau) oder historisch Schlüsse ziehen, um den Willen des Gesetzgebers zu ergründen, wie eine Norm auszulegen sein soll. Ob man damit immer Recht behält, na ja, aber man kann es versuchen. Wobei das vor allem verfassungsrechtlich und vertragsrechtlich relevant sein dürfte.

Mal anders gefragt: Warum wird "pädagogisch-didaktischer Wert" vor "Spielspaß und Unterhaltung" gelistet -- warum nicht andersrum? Zufall? Alphabetisch ist die Auflistung nicht, sonst müsste "Technik und Innovation" wohl hinter "Spielspaß und Unterhaltung" stehen.

Ich will auch nicht sagen, dass man es so sehen muss, dass "pädagogisch" gewichtiger als "Spaß" sein soll/muss als Jury-Mitglied, aber ich finde es schon naheliegend, so zu argumentieren (auf Basis der aktuellen Kriterien).
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Leonard Zelig
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Re: [Sammelthread] 10 Jahre Klüger

Beitrag von Leonard Zelig »

Ingoknito hat geschrieben: 12. Apr 2022, 12:56 Der DCP wird doch überhaupt nicht mehr für voll genommen und das liegt nicht nur an der Politik. Das Medium wird überhaupt nicht ernst genommen und es findet keinerlei Abgrenzung zu Pay2Win, Glücksspiel etc statt. So kann man mit dem Geld wirklich bessere Dinge machen.
Braucht es den DCP überhaupt noch? Gibt doch jetzt ein Förderprogramm für Games, bei dem wir über ganz andere Summen sprechen. Bei einem Volumen von 50 Millionen Euro jährlich wirken die Preisgelder des DCP im Vergleich ziemlich mickrig.

Ich habe Anfang des Monats ein halbjähriges Praktikum in einem Bundesministerium begonnen und es ist schon so, dass Referate unterschiedliche Interessen haben können und dann über den Wortlaut der Antworten auf Anfragen von Bundestagsabgeordneten diskutiert wird, aber über die Reihenfolge der Aufzählung zu streiten, wäre schon sehr kleinlich.
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Re: [Sammelthread] 10 Jahre Klüger

Beitrag von Ingoknito »

Diese ganzen Diskussionen zeigen wieder einmal auf, dass viele unter Videospielen so viele verschiedene Dinge verstehen, dass es am Ende nur willkürlich werden kann. Mal sollen Videospiele Kunst sein, mal Sport, mal Unterhaltung, mal Pädagogik, mal eine Technik-Spielerei oder eben alles zusammen und 10 weitere Dinge gleichzeitig. Das kann so nicht funktionieren. Beim Film hat man ähnliche Probleme, aber beim Videospiel ist das noch viel extremer und der gemeinsame Nenner sind dann irgendwelche C-Promis aus dem Privatfernsehen, Bravo.
Der deutsche Entwicklerpreis ist dahingehend aber kaum besser, sprich das Problem liegt in der Industrie. Bin trotzdem dafür dass die Politik ihre peinlichen Bühnenauftritte in Verbindung mit Videospielen abstellt, dann hätte die Industrie und die Spiele-Kultur hierzulande eine Ausrede weniger.
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Guthwulf
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Re: [Sammelthread] 10 Jahre Klüger

Beitrag von Guthwulf »

Rigolax hat geschrieben: 12. Apr 2022, 13:57
Guthwulf hat geschrieben: 12. Apr 2022, 13:22 Da ich im politischen Bereich (Hier: Bundesministerium) arbeite, politische Entscheidungsprozesse steuere und auch immer wieder öffentlichkeitswirksame (Konzept-)Papiere oder Reden (von Minister, Staatssekretären etc.) verantworte: Nein, ist es nicht. Eher im Gegenteil, da diese Arbeit stark von Juristen geprägt wird. Die Kriterien für den DCP sind natürlich keine rechtlich verbindlichen Vorgaben oder ein juristisch zu bewertender Vertrag, aber deine subjektive Interpretation geht deutlich über das hinaus, was da steht. Wenn die Reihenfolge wichtig ist (oder eines der vier Kriterien eine hervorgehobene Bedeutung hat), muss man das explizit so benennen und würde die Kriterien vermutlich z.B. auch nummerieren. Deine Interpretation kann man natürlich bei der Diskussion in der Fachjury zur Gewichtung so vertreten. Sie ist aber nicht "richtiger", als die komplett gegenteilige Interpretation.
Die Reihenfolge kann ja auch bei juristischen Texten nicht irrelevant sein, also auch bei Gesetzen? Die Reihenfolge einer Auflistung kann bei der Rechtsauslegung herangezogen werden: daraus kann man teleologisch (ziel/zweckorientiert), systematisch (bezogen auf den Aufbau) oder historisch Schlüsse ziehen, um den Willen des Gesetzgebers zu ergründen, wie eine Norm auszulegen sein soll. (...)
Die Reihenfolge von Argumenten und Regelungen in juristischen Texten oder beim Aufbau von Gesetzen und Paragraphen spielt eine wichtige Rolle und wird entsprechend im Streitfall bei der Rechtsauslegung herangezogen, sofern es Interpretationsspielraum gibt. Für den konkreten Text und die gewählte Form der in diesem Beispiel zitierten Aufzählung ist das nicht der Fall. Deine Interpretation kannst du natürlich trotzdem in der Fachjury bei den Diskussionen zur Gewichtung der aufgezählten Kriterien für konkrete Kategorien vertreten. Sie ergibt sich so nur nicht direkt alleine aus dem Zitat von oben und ist auf dieser Basis erstmal nicht "naheliegender" oder "richtiger" als andere gegenteilige Interpretationen (z.B. Erfüllung von nur einem der vier Kriterien ist ausreichend).
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Re: [Sammelthread] 10 Jahre Klüger

Beitrag von Axel »

Andre Peschke hat geschrieben: 12. Apr 2022, 11:05 Wie im Podcast geschildert: Es war NIE eine eindeutige Ansage, dass pädagogisch wertvoll ein beherrschendes Kriterium ist.
Naja, wenn ich auf die Homepage von 2009 gehe, dann steht das sehr wohl recht deutlich in der Eigenbeschreibung.
Mit dem Deutschen Computerspielpreis soll der Wirtschaftsstandort Deutschland im Bereich der Entwicklung interaktiver Unterhaltungssoftware gefördert werden. Besondere Anreize werden für die Entwicklung innovativer, kulturell und pädagogisch wertvoller Spielkonzepte und -Inhalte gesetzt. So soll die Vielfalt des Angebots qualitativ hochwertiger interaktiver Unterhaltungsmedien, speziell auch mit deutschem und europäischem kulturellem Hintergrund, vergrößert werden.
Das liest sich zumindest für mich sehr eindeutig. Und da sollten sich meines Erachtens Preisträger und Nominierte im Kontext des Grundkonzepts ableiten lassen. Klar, man kann da über einzelne Preisträger im Detail streiten. Aber, und darum geht es mir: Der Wert auf Innovation und Pädagogik wurde damals sehr wohl so kommuniziert. Deswegen verstehe ich nicht, warum man dann als Jury auf Spiele wie Uncharted oder Crysis beharrt, wenn es auch Professor Layton & Co. gegeben hat. Gerade Professor Layton war ja auch eine enorm populäre Spieleserie und man hätte ohne Gesichtsverlust auch das als bestes internationales Spiel wählen können.

Ich versuche mich da immer auch reinzuversetzen in unbedarfte Eltern oder Pressevertreter. Die gehen auf die Homepage des DCP, lesen oben genanntes Konzept mit Fokus auf Pädagogik & Co. und die Jury vergibt Preise an Shooter. Gerade auch damals nur wenige Jahre nach der omnipräsenten Killerspiel-Debatte. Ich kann da sehr gut verstehen, dass dann Politiker, die vielleicht auch lange innerparteilich für so einen Preis geworben haben, dann nicht so amüsiert drüber waren.
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Re: [Sammelthread] 10 Jahre Klüger

Beitrag von Andre Peschke »

Axel hat geschrieben: 12. Apr 2022, 16:33 Das liest sich zumindest für mich sehr eindeutig.
Axel. Ich war in diesen Jurys. Es war NIE so, dass "pädagogisch wertvoll" ein MUSS-Kriterium war (wie gesagt, mit Ausnahme von sowas wie Bestes Kinderspiel). Und ich wiederhole auch nochmal: Warum waren Spiele ab 18 zugelassen, wenn sie nicht gewinnen dürfen? Was ist daran transparent, fair oder auch nur sinnvoll? Wir haben damals sogar gefragt, welches theoretisches USK-18-Spiel es denn bitte sein soll, dass gewinnen könnte und es konnte sich keine der Gegenstimmen auch nur einen hypothetischen Fall aus den Fingern saugen.

Schau dir doch bitte auch die Gewinner an und dann sag mir, wo sind Galaxy On Fire, Giana Sisters usw. pädagogisch wertvoll(er) als Uncharted? Es geht ja explizit um einen Mehrwert, nicht um irgendeine Jugendbeeinträchtigung. Warum wurde Crysis 2 dann schließlich eben doch ausgezeichnet, wenn doch diese Regeln so eindeutig waren? Warum habe ich in der Jurysitzung nicht gehört: "Hier steht eindeutig in unseren Regeln, es MUSS pädagogisch wertvoll sein" und damit war der Keks gegessen? Und letztlich: Wenn Leute aus der Jury mir explizit sagen, dass sie gegen ein Spiel stimmen, dass sie für Auszeichnungswürdig halten, es dann aber wegen der Parteiräson nicht tun, warum reden wir überhaupt über diesen vorgeschützten Quatsch?

Es gibt ja auch einen Grund, warum der DCP heute diesen Firlefanz (dem Vernehmen nach) eben nicht mehr abzieht: Weil sie eingesehen haben, dass es Unsinn ist. Chaos auf Deponia ist so pädagogisch wertvoll wie ein Abend mit Mario Barth.

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Re: [Sammelthread] 10 Jahre Klüger

Beitrag von Axel »

Andre Peschke hat geschrieben: 12. Apr 2022, 17:10 Axel. Ich war in diesen Jurys. Es war NIE so, dass "pädagogisch wertvoll" ein MUSS-Kriterium war (wie gesagt, mit Ausnahme von sowas wie Bestes Kinderspiel). Und ich wiederhole auch nochmal: Warum waren Spiele ab 18 zugelassen, wenn sie nicht gewinnen dürfen? Was ist daran transparent, fair oder auch nur sinnvoll? Wir haben damals sogar gefragt, welches theoretisches USK-18-Spiel es denn bitte sein soll, dass gewinnen könnte und es konnte sich keine der Gegenstimmen auch nur einen hypothetischen Fall aus den Fingern saugen.
Unerfahrenheit? Oder wahrscheinlicher: politische Unfähigkeit? Letzteres wäre ja jetzt nichts überraschendes. :) Dennoch würde ich dann als Jury sagen: Auch wenn ihr FSK18 u.ä. nicht direkt verbietet, warum dann nicht trotzdem Spiele wählen die zur entsprechenden Außendarstellung passen?
Andre Peschke hat geschrieben: 12. Apr 2022, 17:10Und letztlich: Wenn Leute aus der Jury mir explizit sagen, dass sie gegen ein Spiel stimmen, dass sie für Auszeichnungswürdig halten, es dann aber wegen der Parteiräson nicht tun, warum reden wir überhaupt über diesen vorgeschützten Quatsch?
Das ist natürlich blödsinnig und derselbe Mist wie auch bei entsprechenden staatlichen Awards für Filme & Co. Da läuft das ja ähnlich.


Ich wollte ja nur auf folgendes Hinweisen: Vielleicht hätte man auch als Jury von vornherein etwas mehr Fingerspitzengefühl haben können? Das ist es, was mir bei Deiner Erzählung im Podcast die ganze Zeit so durch den Kopf ging.
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Re: [Sammelthread] 10 Jahre Klüger

Beitrag von Andre Peschke »

Axel hat geschrieben: 12. Apr 2022, 17:31 Ich wollte ja nur auf folgendes Hinweisen: Vielleicht hätte man auch als Jury von vornherein etwas mehr Fingerspitzengefühl haben können? Das ist es, was mir bei Deiner Erzählung im Podcast die ganze Zeit so durch den Kopf ging.
Warum sollte ich? Ich wurde ja als Journalist gebeten an dieser Jury teilzunehmen. Mir hat keiner vorher gesagt, dass bestimmte Titel zwar eingereicht werden dürfen - inklusive Studiovertretern, die extra nach Berlin gereist sind, um ihre Spiele zu präsentieren - nur damit hinter verschlossenen Türen dann beschlossen wird, dass solche Spiele generell nicht auszeichnungsfähig sind. Ergo: Wenn sie nach außen nicht ehrlich transparent machen, dass ein Spiel ab 18 keine Chance hat - offengestanden habe ich da schon aus meiner Sicht EXTREM viel Fingerspitzengefühl bewiesen, dass ich nicht direkt im ersten Jahr ausgetreten bin und meine Erfahrungen in einen Artikel umgemünzt habe.

Wozu sollte ich? Um Rücksicht zu nehmen, auf die Politiker, die sich nicht mit bösen Killerspielen asoziieren wollten? Auf was soll ich sonst noch Rücksicht nehemen? Satanic-Panic-Hoschis? Video-Nasties-Gläubige? Die ganze Killerspieldebatte war ja praktisch ein Vorläufer der Wissenschaftsfeindlichkeit, die wir bei Corona wiedererleben durften. Nur das damals die Bühne den Bhakdis quasi allein gehörte.

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Patrick_Br
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Re: [Sammelthread] 10 Jahre Klüger

Beitrag von Patrick_Br »

Ich musste feststellen, dass sich in der aktuellen Folge 10JK ein Fehler eingeschlichen hat. Das Spiel Gray Matter wurde u.a. als "uninteressant", "unterdurchschnittlich" oder so ähnlich bezeichnet. Ich kann mich an fast nichts mehr erinnern, außer dass ich es im Dezember 2010 in einem anderen Forum als "gutes Adventure - nicht mehr, nicht weniger" bezeichnet habe. Das muss ja wohl als Beweis reichen, dass das als eindeutiger Fehler einzustufen ist! Im Ernst, ich mochte das Spiel damals echt gerne, weil ich die Zauber-Rätsel cool fand. Narrativ war das Spiel aber eher meh (Disclaimer: ich habe ziemlich sicher die deutsche Version gespielt).

Pinkerton Road war damals eines der wenigen großen Projekte, denen ich auf Kickstarter kein Geld in den Rachen geworfen habe. Moebius habe ich irgendwann trotzdem ein Weilchen gespielt: sowohl technisch als auch inhaltlich Schrott!

Und noch eine steile These zum Schluss: Gabriel Knight 3 ist trotz der Engine-Probleme und dem Katzen-Puzzle der beste Teil der Reihe.
Decius
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Re: [Sammelthread] 10 Jahre Klüger

Beitrag von Decius »

Bezüglich EA und der Preisverleihung: Der Scherz, dass er auch in 3 Farben verfügbar wäre dürfte eine Anspielung auf das Mass Effect 3-Ende gewesen sein, nicht auf DLC.
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