[Sammelthread] 10 Jahre Klüger

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Rince81
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Re: [Sammelthread] 10 Jahre Klüger

Beitrag von Rince81 »

Voigt hat geschrieben: 11. Mai 2022, 15:53 Wobei man konkreterweise aber auch sagen muss von wo der Aufschrei selbst kam.
Der User ApexAlphaJ (https://twitter.com/ApexAlphaJ) mit seinem Profilspruch:
LIFE'S TOO SHORT TO BE SERIOUS ALL THE TIME🤷‍♂️ JUST LIVE YOUR LIFE.
hat den Tweet abgelassen
SpoilerShow
Bild
Ob das einfach nur Troll war, um "die Libs zu triggern", oder wirklich so seine Meinung weiß ich nicht. In jedem Fall haben ihm einige zumindest ernsthaft begepflichtet. Der Aufschrei, war dann aber die Gegenreaktion, wie man sowas sagen kann, das dies sehr bezeichnend vom Charakter des ApexAlphaJs wäre, wenn er sowas sagt und Vermutungen, wie sein Verhalten im echten Leben mit Frauen ist.

Ein "Aufschrei" ist ja jetzt erstmal nichts verkehrtes, gab ja auf Twitter explizit den Hashtag Aufschrei mal glaube, wo halt über Alltagssexismus diskutiert wurde.

Daher jetzt bloß aufklärerisch der Hinweis, von wo "der Riesen Aufschrei" kam, bei dem Thema. Und auch da nochma, war jetzt bloß Hinweis wo der Aufschrei her kam, ich vermute stark, dass sich das dann gegenseitig aufgeschaukelt hat, dass am Ende beide Seiten geschrien haben, ist halt Twitter.
Korrektur. Herkunft des ganzen war nicht Twitter, sondern das Subreddit Gamingcirclejerk.
https://www.reddit.com/r/Gamingcircleje ... political/

DA war es ein Witz, der sich über bereits tobende Diskussionen über Aloys Design auf 4chan und anderswo lustig machte. Das haben dann mehrere zu Twitter gezogen und teilweise ernst genommen, ApexAlphaJ war nur einer von vielen.
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ragdel
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Re: [Sammelthread] 10 Jahre Klüger

Beitrag von ragdel »

Das war mir neu mit Twitter. Bin bei Twitter nicht so drin.
Hab nur viel auf Reddit gesehen bei /gaming /playstation etc.

Aber ich vermute mal, dass du recht hast und das eher klein war. Wollte gerade ein paar Beispiele raussuchen aber finde bis auf einen auf /r/playstation nicht mehr und der hat in den Kommentaren auch gut Kontra bekommen.

Hatte damals das Gefühl, dass das eine große Sache war. Auch halt die Geschichte mit der Gesichtsbehaarung.
Voigt
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Re: [Sammelthread] 10 Jahre Klüger

Beitrag von Voigt »

@Rince81
Die Quelle für das Bild war Reddit ja, im Tweet sagt er ja auch das rechte Bild ist "fanmade" und nicht er hätte das erstellt. Und der Tweet war Ursprung des Twitter Aufschreis, zumindest wie ich das mitbekommen habe.
Aber ja das Bild war in jedem Fall von einem Parodie Subreddit, das war bei dem Bild schon klar. Bloß ob der Twitteruser das auch so wusste und nur trollte oder er das für real hielt, weiß man nicht.
Und ja Parodiebild war über Diskussionen auf 4chan und co, aber die alleine sind ja seltenst öffentlichwirksam, das muss aus 4chan ja immer erstmal irgendwohin rüberschwappen.

@ragdel
Bin eigentlich selber garnicht so Twitter aktiv, aber alle irgendwie so Newsseiten beziehen sich sehr oft auf Twitter. Twitter ist halt so Journalisten+Influencer Facebook.
Aber kann mir schon gut vorstellen, dass im Verlauf auch echte hitzige Diskussionen aufkamen wo beide Seiten laut waren, und Leute ernsthaft Aloys Design insbrünstig verteufelt haben, sei es aus Überzeugung oder aus Unwissenheit. Halt so im Nachgang, sobald das Thema aufgeblasen wurde.
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Axel
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Re: [Sammelthread] 10 Jahre Klüger

Beitrag von Axel »

Rigolax hat geschrieben: 11. Mai 2022, 15:42 Imho ist es per se kein Manko, wenn Protagonistinnen (auch) (sexuell) attraktiv für heterosexuelle Männer designt werden.
Zumal es ja auch homosexuelle Frauen gibt, die ganz häufig ähnliche Schönheitsideale wie heterosexuelle Männer haben. Schönheitsideale an sich sind halt einfach gesellschaftlich geprägt durch Modelshows, Hollywood, Social Networks usw. Kann man doof finden, nur ist das eben ein gesellschaftliches Problem und dann sollte man das auch bei homosexuellen Männer und Frauen kritisieren, wenn sie solchen Idealen anhängen. Komischerweise ist das immer nur beim "weißen cis-Mann" ein riesiges Problem.

Ach ja: Männliche Spielfiguren werden genauso nach solchen Idealen designt: kernig, maskulin, muskebepackt, schlank, usw. Ist genau so ein Problem. Aber das scheint niemanden zu interessieren.
Zahlenzauberin
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Re: [Sammelthread] 10 Jahre Klüger

Beitrag von Zahlenzauberin »

Andre Peschke hat geschrieben: 11. Mai 2022, 10:34
Jetzt bin ich allerdings neugierig, was die Fallstricke gewesen wären?

Andre
Einer wäre gewesen dem inneren Drang von Christian nachzugeben alle kleinen Fehler in den Videos zu finden.
Auch das Anita Sarkeesian so kühl reagieren musste weil emotionale Reaktionen für Frauen in solchen Situationen andere Folgen haben als für Männer wird oft übersehen.

Und das die Videos an sich zwar gut gemacht sind aber so aufregend nun auch wieder nicht.


Für mich haben die Videos damals übrigens geschafft das unangenehmen Gefühl in Worte zu packen das ich manchmal als Frau beim spielen habe.
Ingoknito
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Re: [Sammelthread] 10 Jahre Klüger

Beitrag von Ingoknito »

Über Gamer gate wurde denke ich schon alles gesagt. Trotzdem finde ich einige Erklärungsansätze hier schwierig. Wenn man sagt dass eine bestimmte Gruppe sexueller Orientung auf einen bestimmten Stereotype steht, kann man das genauso auch über eine andere Gruppe mit anderer sexueller Orientierung übertragen. Das Problem besteht viel eher darin dass aus vor allem kapitalistischen Gründen eine bestimmte Gruppe mit sexueller Orientierung sehr dominant vertreten war. Die pathologische Argumentation ist da aber nicht hilfreich. Außerdem sollte man Klischees im Allgemeinen hinterfragen. Und weil alte problematische Klischees überwunden werden, heißt das nicht automatisch dass keine neuen problematischen Klischees entstehen können.
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Felidae
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Re: [Sammelthread] 10 Jahre Klüger

Beitrag von Felidae »

Der Unterschied zwischen sexualisierten männlichen Figuren und sexualisierten weiblichen Figuren ist halt nach wie vor, dass eins der beiden Geschlechter in der Realität sehr viel mehr unter sexualisierten Zwängen leidet als das andere. Angefangen bei Schönheitsidealen bis hin zur gefälligst ständigen sexuellen Verfügbarkeit.
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Ironic Maiden
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Re: [Sammelthread] 10 Jahre Klüger

Beitrag von Ironic Maiden »

Rigolax hat geschrieben: 11. Mai 2022, 15:42
Imho ist es per se kein Manko, wenn Protagonistinnen (auch) (sexuell) attraktiv für heterosexuelle Männer designt werden. Wenn jede Protagonistin bzw. die allermeisten weiblichen Figuren in Videospielen "hübsch und gefällig" designt sind oder designt sein müssen wegen einer (unterstellten) marktwirtschaftlichen Verwertungslogik, finde ich es eher schlecht (weil langweilig), aber imho ist grundsätzlich nichts schlecht daran, dass weibliche Figuren sexuell attraktiv designt werden (können). Wir reden ja doch auch hier nicht von hypersexualisierten, nicht einmal von sexualisierten Figuren in der Regel, würde ich meinen? Okay, "fuckable" (ugh) sind sie in der Regel dennoch schon, aber... jung und hübsch ist eben attraktiv im mehrfachen Sinne und es geht doch auch um Fiktion, um Eskapismus; "gefällig" im Sinne von anbiedernd sind sie doch eher nicht (mehr) in der Regel designt; ich meine "gefällig" im Sinne von "easy on the eyes" schon, aber ist das per se verwerflich? Es kann ja auch Intelligenz attraktiv sein; ich weiß nicht, ob es Bestrebungen gibt, dass Protagonisten/Protagonistinnen dümmer sein sollten bzw. mehr Fehler machen, obwohl es ggf. teils realistisch wäre, also "menschlicher". -- Was kommt am Ende dabei heraus? Attribute fiktionaler Charaktere durchschnittlicher zu gestalten, zu "erden", damit oppressiv empfundene gesellschaftliche Idealvorstellungen (schöner, schlauer, stärker etc.) abzubauen, also in dem Sinne "meritokratische" Elemente; übertreibe ich?
Ich als Frau habe damit schon häufig ein Problem. Gar nicht wegen einzelnen Figuren, sondern der schieren Masse an solchen. Ich will jetzt gar nicht aggressiv oder giftig wirken, aber vielleicht würde es helfen, wenn sich Männer mal vorstellen würden, wie das ist, in einer Welt aufzuwachsen, in der die meisten Männer, die man in Medien sieht (und man sieht in dieser gedachten Welt ohnehin viel weniger Männer als Frauen in den Medien), maximal dreißig und wahnsinnig attraktiv sind, und alle haben einen Penis, der größer ist als deiner. Schön ist das nicht.
Ich möchte jetzt auch nicht noch erklären, dass männliche Figuren natürlich auch attraktiv wirken sollen, aber ihre Attraktivität vor allem auch Männer als "das könnte ich sein"-Phantasie ansprechen soll. Zumindest kann man sich mal vor Augen führen, dass männliche Figuren, die sexuell attraktiv wirken sollen, wenigstens so aussehen, als wären sie volljährig, was man von vielen Bildern von angeblich attraktiven weiblichen Figuren aus Spielen tatsächlich nicht behaupten kann. Ich kann mich zumindest nicht daran erinern, hier im Forum schonmal Bilder von lasziv schauenden, muskulösen Jungs unter 20 auf Screenshots gesehen zu haben (was ich auch sehr begrüßenswert finde), bei weiblichen Figuren ist das anders.

Wie gesagt, ich will hier niemanden wegen seiner Vorlieben angehen, aber die eigenen Erfahrungen bilden halt immer nur einen Teil der Wirklichkeit ab.
In Wirklichkeit bin ich Janna und podcaste hier ab und zu. Und in echt bin ich auch nicht so grün und flauschig wie auf dem Profilbild. Man kann mich auch auf Bluesky finden.
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Axel
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Re: [Sammelthread] 10 Jahre Klüger

Beitrag von Axel »

Felidae hat geschrieben: 11. Mai 2022, 17:45 Der Unterschied zwischen sexualisierten männlichen Figuren und sexualisierten weiblichen Figuren ist halt nach wie vor, dass eins der beiden Geschlechter in der Realität sehr viel mehr unter sexualisierten Zwängen leidet als das andere. Angefangen bei Schönheitsidealen bis hin zur gefälligst ständigen sexuellen Verfügbarkeit.
Wenn wir sexualisierte Zwänge mal weiter fassen und das unter Geschlechternormen fassen, dann leiden natürlich Männer unter diesen Geschlechternormen. Ein paar Beispiele:

- Es gibt starke Schönheitsideale, die auch bei Männern angelegt werden. Ein eher molliger Mann gilt bspw. gesellschaftlich nicht als attraktiv. Body Shaming ist zudem unter Männern extrem verbreitet.

- Krankheiten, vor allem psychische, sind gesellschaftlich viel mehr tabuisiert, wenn sie Männer betreffen. Da könnte ich Dir aus eigener Geschichte der letzten 10 Jahre ganze Bücher drüber schreiben.

- Versuche mal als Mann zur Polizei zu gehen, wenn Du Opfer von sexualisierter Gewalt bist. Insbesondere wenn die Täterin eine Frau ist. Fakt: Es gibt extrem wenige Anlaufstellen für männliche Opfer sexualisierter Gewalt.

- Wenn ein Mann entscheidet sich um die Kindererziehung zu kümmern und zuhause zu bleiben, hat dieser Mann mindestens mit extrem vielen Vorurteilen zu kämpfen. Es fängt ja auch schon damit an als Mann bei Arbeitgeber Erziehungsurlaub zu verargumentieren...

- Männer wären in sozialen Berufen wie in der Kita wichtig. Sehr wichtig! Entscheidet sich ein Mann diesen Berufsweg einzuschlagen, darf er sich auf einen krassen Spießroutenlauf einstellen. Da er unter Verdacht steht pädophil zu sein oder ähnliches.

- Versorgerrolle! Von Männern wird immer noch erwartet, dass sie die Ernährer sind. Dass sie gut verdienen, erfolgreich sind, usw.

- Emorionen - auch so ein schwieriges Thema. Wenn Männer weinen, wird das gesellschaftlich häufig nicht gern gesehen. Männer sollen sich "zusammenreißen", sollen hart sein...


Du siehst, auch Männer leiden unter geschlechtsspezifischen Zwängen und Vorurteilen. Das kannst Du nicht wissen, weil Du kein Mann bist. Wie wäre es denn damit: Geschlechtsspezifische Zwänge, Vorurteile und Anfeindungen betreffen beide Geschlechter gleichermaßen. Nur weil man Sexismus gegenüber Männer nicht gesellschaftlich thematisiert oder allzuhäufig verharmlost, heißt das nicht, dass es ihn nicht gibt. Beide Seiten sind gleich betroffen.
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Re: [Sammelthread] 10 Jahre Klüger

Beitrag von Rigolax »

Ironic Maiden hat geschrieben: 11. Mai 2022, 17:54
Rigolax hat geschrieben: 11. Mai 2022, 15:42 (...)
Ich als Frau habe damit schon häufig ein Problem. Gar nicht wegen einzelnen Figuren, sondern der schieren Masse an solchen. (...)
Ist es noch so, vor allem bezogen auf den AAA- (und AA-) Bereich? Wenn man das Durchschnittsspiel auf Steam heranzieht, könnte es anders aussehen, weil es eine unfassbare Anzahl an (sehr billigen) "Erotik"-Titeln gibt. Konkret ging es ja aber um: "Far Cry 6, The Last of Us 2, Tomb Raider, Horizon Zero Dawn", meine ich. Ich habe die Titel weder selbst gespielt (EDIT: Okay doch, das neue Tomb Raider habe ich gespielt) noch kenne ich sie im Detail, aber ich nahm das (weibliche) Figuren-Design als noch recht geerdet wahr. Ellie und Aloy sind imho nicht wirklich sexualisiert designt, die aktuelle Lara relativ wenig; ich find sie alle für Unterhaltungsproduktionen recht "normal", wenn man etwa Hollywood-Filme heranzieht.

Ich würde sogar zustimmen, dass Sarkeesian mit ihrer damaligen Reihe auch valide Kritikpunkte bzw. valide Beobachtungen angestellt hat in Bezug auf den Stand damals. Allgemein muss es aber imho legitim sein, dass weibliche Videospielcharaktere auch attraktiv aussehen können; mir geht es um recht pauschale Kritik bzw. was ich als recht pauschale Kritik wahrnehme und die ich im Kontext von Far Cry 6, The Last of Us 2, Tomb Raider, Horizon Zero Dawn etc. nicht (mehr) so ganz nachvollziehen kann, wenn es auf mich so wirkt, dass tatsächlich (implizit) jede einzelne Darstellung kritisiert wird und kein Trend an sich. Ich würde dabei ja sogar zustimmen, wirklich "divers" ist es dann doch nicht, eher nur im Vergleich zu "früher" wirkt es so.
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Re: [Sammelthread] 10 Jahre Klüger

Beitrag von Grumbledook »

Verstehe nicht, wie man die Darstellung von Frauen in Videospielen nicht (immer noch) sehr eindimensional und sexualisiert finden kann. Allein, dass bei einer Figur wie Aloy über vermeintliches Übergewicht auch nur diskutiert wird... was haben die Leute da überhaupt für Referenzen?

Und ja, im Gegensatz zu anderen Medien ist die Diskrepanz zum Körperbild von Männern vergleichsweise (!) gering, aber das liegt ja nicht an einem diversen Frauenbild, sondern daran, dass fast ausnahmslose alle AAA-Produktionen nen Videospiel-Äquivalent zu Hollywood-Popcorn-Blockbustern sind und in der drölfzigsten Marvel-Comicverfilmung dominieren halt auch weiße, athletische Mittzwanziger bis -dreißiger.
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Ironic Maiden
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Re: [Sammelthread] 10 Jahre Klüger

Beitrag von Ironic Maiden »

Rigolax hat geschrieben: 11. Mai 2022, 19:18
Ist es noch so, vor allem bezogen auf den AAA- (und AA-) Bereich? Wenn man das Durchschnittsspiel auf Steam heranzieht, könnte es anders aussehen, weil es eine unfassbare Anzahl an (sehr billigen) "Erotik"-Titeln gibt. Konkret ging es ja aber um: "Far Cry 6, The Last of Us 2, Tomb Raider, Horizon Zero Dawn", meine ich. Ich habe die Titel weder selbst gespielt (EDIT: Okay doch, das neue Tomb Raider habe ich gespielt) noch kenne ich sie im Detail, aber ich nahm das (weibliche) Figuren-Design als noch recht geerdet wahr. Ellie und Aloy sind imho nicht wirklich sexualisiert designt, die aktuelle Lara relativ wenig; ich find sie alle für Unterhaltungsproduktionen recht "normal", wenn man etwa Hollywood-Filme heranzieht.

Ich würde sogar zustimmen, dass Sarkeesian mit ihrer damaligen Reihe auch valide Kritikpunkte bzw. valide Beobachtungen angestellt hat in Bezug auf den Stand damals. Allgemein muss es aber imho legitim sein, dass weibliche Videospielcharaktere auch attraktiv aussehen können; mir geht es um recht pauschale Kritik bzw. was ich als recht pauschale Kritik wahrnehme und die ich im Kontext von Far Cry 6, The Last of Us 2, Tomb Raider, Horizon Zero Dawn etc. nicht (mehr) so ganz nachvollziehen kann, wenn es auf mich so wirkt, dass tatsächlich (implizit) jede einzelne Darstellung kritisiert wird und kein Trend an sich. Ich würde dabei ja sogar zustimmen, wirklich "divers" ist es dann doch nicht, eher nur im Vergleich zu "früher" wirkt es so.
Ich finde auch, dass die Situation besser geworden ist. Bei Aloy und den Protagonistinnen aus LoU2 (auch wenn ich das nicht gespielt habe) ist es schon so, dass "fuckability" vermutlich nicht die Hauptrolle im Charakterdesign gespielt haben. Lara Croft, naja. Nur weil sie jetzt zumindest denkbare Körpermaße hat, finde ich sie immer noch sehr klischeehaft. Far Cry 6 spiele ich gerade, und die weibliche Dani soll schon in erster Linie tough wirken, ist zwar immer noch normschön, aber darf zumindest etwas mitgenommen aussehen. Sehr schön fand ich auch die Protagonistin in "Life is Strange: True Colors", denn die wirkte mal wie ein richtiger Mensch, dem man auch auf der Straße begegnen könnte. Alles besser als noch vor einigen Jahren.

Aber: Auf mich wirken weibliche Protagonistinnen und (das finde ich in dem Kontext auch wichtig, weil die Welt ja nicht nur aus der Hauptperson besteht) wichtige NPCs häufig immer noch im Schnitt etliche Jahre jünger als viele vergleichbare männliche Figuren. Ich habe mich vor ein paar Jahren wahnsinnig gefreut, dass Ivy in der "Jack the Ripper"-Episode von Assassins Creed: Syndicate tatsächlich wie Ende 40 oder so wirkte, und ich damit zum ersten Mal einem weiblichen PC begegnet bin, der älter war als ich.
Was wichtige NPCs angeht, sind die auf Attraktivität für Männer ausgelegten Figuren aber zumindest aus meiner Sicht noch häufig. Die beiden zentralen Frauen in "Days Gone" unterscheiden sich im Aussehen eigentlich nur in Haarfarbe und Kleidung, man will ja allen was bieten. Von "The Witcher" will ich gar nicht erst anfangen. (Dass die Buchvorlage das auch so macht, ist eine Erklärung aber keine Entschuldigung.)

Ja, es ist schon besser und ich freue mich auch für jüngere Spielerinnen, dass sie viel von dem alten Ballast nicht mitbekommen müssen, aber wirklich gut ist die Situation immer noch nicht.
In Wirklichkeit bin ich Janna und podcaste hier ab und zu. Und in echt bin ich auch nicht so grün und flauschig wie auf dem Profilbild. Man kann mich auch auf Bluesky finden.
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sleepnt
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Re: [Sammelthread] 10 Jahre Klüger

Beitrag von sleepnt »

Rigolax hat geschrieben: 11. Mai 2022, 15:42 Wenn jede Protagonistin bzw. die allermeisten weiblichen Figuren in Videospielen "hübsch und gefällig" designt sind oder designt sein müssen wegen einer (unterstellten) marktwirtschaftlichen Verwertungslogik, finde ich es eher schlecht (weil langweilig), aber imho ist grundsätzlich nichts schlecht daran, dass weibliche Figuren sexuell attraktiv designt werden (können).
Genau das. Es ist die wiederkehrende stereotypische Darstellung die es verwerflich macht. Nicht die einzelne Darstellung als solche.
Mich nervt es sogar sehr oft: Ich seh dann im Spiel die notgeile Handschrift eines Designers, was mich aus der Immersion reißt. Extrembeispiel: Nier Automata - das Spiel.mag an vielen Fronten genial sein, aber das Charakterdesign war einfach nur schrecklich. Die ganze Zeit hab ich eine Gruppe von perversen Designern lüstern ächzen hören!
Axel hat geschrieben: 11. Mai 2022, 16:39 Ach ja: Männliche Spielfiguren werden genauso nach solchen Idealen designt: kernig, maskulin, muskebepackt, schlank, usw. Ist genau so ein Problem. Aber das scheint niemanden zu interessieren.
Das Problem ist hier die Rolle die dem zugeordnet wird - Frau: Schwach, zu beschützen, Objekt. Der Stereotyp des Mannes ist in 95% der starke Held oder der vermeintlich Schwache, der an Stärke gewinnt und alle Hürden überwindet. Maskulin - er ist der Held, er überwindet die Hürden, er rettet. Feminin - Objekt, für sie müssen Hürden überwunden werden, sie muss gerettet werden.

Und das stellt sie auch ganz gut in dem Video da. Männer in ihrem medialen Schönheutsideal, wenn sie halbnackt dargestellt werden, dann um ihre Kampfbereitschaft zu zeigen, die Muskeln zeigen. Während dies bei Frauen i.d.R. sexualisiert wird.

Also die idealisierte Darstellung, die sich mit der Realität beißt (keine Frage), ist also eine die ich nicht vergleichend dazu ziehen sürde. Die Darstellung und Rollenzuteilung des Mannes ist bestimmt diskutabel (keine Frage), aber in einem völlig anderem Rahmen.

Darüber beschwert sich auch kein Mann: "Oh nein, Männer werden immer so toll, mächtig, fähig, schön und kräftig dargestellt." Gelegentlich findet das in der Pädagogik statt. wenn es um Identitätsbildung, Selbstbild etc. geht, aber i.d.R. beschwert sich keiner/wenige.
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Felidae
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Re: [Sammelthread] 10 Jahre Klüger

Beitrag von Felidae »

Axel hat geschrieben: 11. Mai 2022, 18:11
Wenn wir sexualisierte Zwänge mal weiter fassen und das unter Geschlechternormen fassen, dann leiden natürlich Männer unter diesen Geschlechternormen. Ein paar Beispiele:

- Es gibt starke Schönheitsideale, die auch bei Männern angelegt werden. Ein eher molliger Mann gilt bspw. gesellschaftlich nicht als attraktiv. Body Shaming ist zudem unter Männern extrem verbreitet.

- Krankheiten, vor allem psychische, sind gesellschaftlich viel mehr tabuisiert, wenn sie Männer betreffen. Da könnte ich Dir aus eigener Geschichte der letzten 10 Jahre ganze Bücher drüber schreiben.

- Versuche mal als Mann zur Polizei zu gehen, wenn Du Opfer von sexualisierter Gewalt bist. Insbesondere wenn die Täterin eine Frau ist. Fakt: Es gibt extrem wenige Anlaufstellen für männliche Opfer sexualisierter Gewalt.

- Wenn ein Mann entscheidet sich um die Kindererziehung zu kümmern und zuhause zu bleiben, hat dieser Mann mindestens mit extrem vielen Vorurteilen zu kämpfen. Es fängt ja auch schon damit an als Mann bei Arbeitgeber Erziehungsurlaub zu verargumentieren...

- Männer wären in sozialen Berufen wie in der Kita wichtig. Sehr wichtig! Entscheidet sich ein Mann diesen Berufsweg einzuschlagen, darf er sich auf einen krassen Spießroutenlauf einstellen. Da er unter Verdacht steht pädophil zu sein oder ähnliches.

- Versorgerrolle! Von Männern wird immer noch erwartet, dass sie die Ernährer sind. Dass sie gut verdienen, erfolgreich sind, usw.

- Emorionen - auch so ein schwieriges Thema. Wenn Männer weinen, wird das gesellschaftlich häufig nicht gern gesehen. Männer sollen sich "zusammenreißen", sollen hart sein...


Du siehst, auch Männer leiden unter geschlechtsspezifischen Zwängen und Vorurteilen. Das kannst Du nicht wissen, weil Du kein Mann bist. Wie wäre es denn damit: Geschlechtsspezifische Zwänge, Vorurteile und Anfeindungen betreffen beide Geschlechter gleichermaßen. Nur weil man Sexismus gegenüber Männer nicht gesellschaftlich thematisiert oder allzuhäufig verharmlost, heißt das nicht, dass es ihn nicht gibt. Beide Seiten sind gleich betroffen.
Ich sagte nicht, dass Männer NICHT darunter leiden, sondern dass Frauen MEHR darunter leiden. Und ich sehe keinen wirklichen Sinn darin, das zu diskutieren, solange nach wie vor eine von drei Frauen mindestens einmal in ihrem Leben Opfer sexueller Gewalt wird.

Aber ja - Feminismus begreift sich aus genau den von Dir genannten Punkten auch als Fortschritt für Männer.

Edit: Ich bin übrigens der Meinung, dass man durchaus auch was über das jeweils andere Geschlecht wissen kann. Indem man sich gegenseitig zuhört.
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Re: [Sammelthread] 10 Jahre Klüger

Beitrag von Heretic »

sleepnt hat geschrieben: 11. Mai 2022, 19:59 Darüber beschwert sich auch kein Mann: "Oh nein, Männer werden immer so toll, mächtig, fähig, schön und kräftig dargestellt." Gelegentlich findet das in der Pädagogik statt. wenn es um Identitätsbildung, Selbstbild etc. geht, aber i.d.R. beschwert sich keiner/wenige.
Aber warum ist das so? Vielleicht, weil man dann von seinen "männlichen" Kollegen schnell zum Softie erklärt wird. Und um das zu vermeiden lieber ebenfalls den "Harten" gibt. Wobei ich nicht abstreiten will, dass es bestimmt viele Männer gibt, die ein... hmmm, arg idealisiertes Selbstbild haben, das nicht unbedingt der Realität entspricht. :mrgreen:
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Re: [Sammelthread] 10 Jahre Klüger

Beitrag von HerrReineke »

Fand es mal wieder eine tolle Folge und habe es dann auch zum Anlass genommen, mir einige Videos von Anita Sarkeesian anzuschauen. Und ja, den Dreiteiler zur Damsel in Distress kann man auch heute noch gut und gewinnbringend schauen. Da diese Videos bald auch zehn Jahre her sind und sie - gerade im zweiten Teil - untersucht, inwiefern sich dieses Trope in den (aus damaliger Sicht) letzten zehn Jahren verändert/gewandelt haben könnte, fände ich es super spannend, wenn sie da nächstes Jahr nochmal eine ebensolche Untersuchung für die nun letzten zehn Jahre machen würde. Würde ich glatt auf Kickstarter für Geld ausgeben - und hoffen, dass diesmal der Internetmob wenigstens deutlich kleiner bleiben würde, in Anbetracht einer neuen Kickstarterkampagne :( :roll:
Quis leget haec?
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Re: [Sammelthread] 10 Jahre Klüger

Beitrag von Rince81 »

Nur Mal kurz als Einwurf:

Liebe Zahlenzauberin, liebe Ironic Maiden,

Danke für Eure Beiträge zum Thema. Ich finde das immer wieder wichtig für die Perspektive. Gerade das Beispiel mit dem Alter von weiblichen Spielfiguren ist mir ehrlich gesagt so auch noch nie aufgefallen, dabei denke ich immer wieder eigentlich ausreichend sensibilisiert zu sein.
Die "Gesendet von meinem HTC11 Life mit Tapatalk"-Signatur
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sleepnt
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Re: [Sammelthread] 10 Jahre Klüger

Beitrag von sleepnt »

Heretic hat geschrieben: 11. Mai 2022, 21:37
sleepnt hat geschrieben: 11. Mai 2022, 19:59 Darüber beschwert sich auch kein Mann: "Oh nein, Männer werden immer so toll, mächtig, fähig, schön und kräftig dargestellt." Gelegentlich findet das in der Pädagogik statt. wenn es um Identitätsbildung, Selbstbild etc. geht, aber i.d.R. beschwert sich keiner/wenige.
Aber warum ist das so? Vielleicht, weil man dann von seinen "männlichen" Kollegen schnell zum Softie erklärt wird. Und um das zu vermeiden lieber ebenfalls den "Harten" gibt. Wobei ich nicht abstreiten will, dass es bestimmt viele Männer gibt, die ein... hmmm, arg idealisiertes Selbstbild haben, das nicht unbedingt der Realität entspricht. :mrgreen:
Ja, das ist absolut diskutabel. Ist aber ein völlig anderes Problem. Aber nicht weniger spannend ;) Aber auch tatsächlich weniger wichtig an sich - es ist in der Diskussion des Frauenbild wichtig, da eine Annäherung von beiden Seiten stattfinden muss: Also Das Männerbild muss ebenso wie das Frauenbild aufgeweicht werden - beide in ihrer Ikonographie stellen ja Extreme dar.
Warum ist das so? Tja, dass frage ich mich sehr oft!
Warum ist meine Mutter besonders, wenn sie die beste Handwerkerin in der Familie ist? Warum kann ein Vater nicht über seine Krankheit reden, weil er der "Starke" in der Familie sein muss? Wenn ich Teilzeit arbeite für meine Kinder, warum wird das zum Thema gemacht? - bei meine Kolleginnen nicht.
Wir haben uns gebessert, aber da ist noch einiges an Weg vor uns auf so vielen Ebenen.
HerrReineke hat geschrieben: 11. Mai 2022, 22:03 [...] und hoffen, dass diesmal der Internetmob wenigstens deutlich kleiner bleiben würde, in Anbetracht einer neuen Kickstarterkampagne :( :roll:
Naja, Last of Us II hat gezeigt, dass es nicht besser geworden ist. Ich habe ebensoviel über das Spiel gelesen/gesehen/gehört wie über die Diskussion der Charaktere und ihren Eigenschaften.
skade
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Registriert: 18. Jun 2020, 12:32

Re: [Sammelthread] 10 Jahre Klüger

Beitrag von skade »

Mich hat die Folge mal wieder daran erinnert, wie sehr ich mit Max Payne 3 erst Probleme hatte und es später sehr gemocht habe (es ist das einzige Spiel, für das ich manchmal noch die PS3 aus dem Keller hole). Ich hab dabei noch nicht mal mit dem Settingwechsel oder dem älteren Max Payne ein Problem. Die Zwischensequenzen sind zwar hölzern, aber man merkt einfach, wie sehr sich Rockstar damals auf Körper konzentriert hat.

Und das merkt man einfach im Spiel sehr. Z.b. dadurch, das Max seine Waffen immer realistisch hält. Wechselt man von der Schrotflinte auf die Pistole, hält er sie mittig in der Hand, statt sie magisch auf den Rücken zu kleben. Aber das sind Details, die machen das Kraut nicht fett.

Am meisten hab ich mich an dem Spiel einfach gerieben. Am härtesten hat mich getroffen, dass es für mich erste Spiel war, bei dem der Tod trocken und brutal inszeniert ist. Z.b.: Wenn man jemanden im laufen erschiesst, sackt er einfach zusammen wie ein nasser Sack, ohne große Zeremonie. Das ist eine irritierende Mischung - auf der einen Seite ist das Spiel eine over-the-top Action-Ballerbude, auf der anderen Seite mit einer sehr direkten Darstellung von Gewalteinwirkung, da garnicht over-the-top ist, sondern eher realistisch. Als mir das das erste Mal bewusst auffiel, musste ich erstmal eine Pause einlegen, weils mir echt nahe ging. Das schaffen weniger Spiele und das klappt bei mir auch noch Jahre danach.
Mehdrescher
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Re: [Sammelthread] 10 Jahre Klüger

Beitrag von Mehdrescher »

Ich bin dem ganzen Thema so müde. Können wir nicht einfach mehr Leute in Spielen haben, egal welches Geschlechtes, die so ausschauen wir die Leute die ich jeden Tag im Supermarkt sehe? Das wäre mein Wunsch..

Ach und wenn wir soweit sind, bitte diesen Charakteren nicht als Entschuldigung irgendeinen quirky Charakterzug geben.
Dicke müssen nicht laut und übertrieben witzig sein damit sie existieren dürfen, ältere Menschen dürfen auch gerne in Spielen auftauchen ohne das sie im Gegenzug senil, 'verrückt' oder anderweitig dargestellt werden. Hrmpf.
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