[Sammelthread] Das Magazin mit Sebastian

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Otis
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Re: [Sammelthread] Das Magazin mit Sebastian

Beitrag von Otis »

Was in 50 Jahren ist, wissen wir nicht. Im Hier und Jetzt gibt es allerdings Menschen, die gegen Abtreibungen sind und das auch entsprechend gesetzlich geregelt wissen wollen, und die finden folglich auch nicht, dass jemand wegen dieser Meinung entlassen werden sollte. Ich wollte mit meiner Aussage lediglich darauf hinweisen, dass der von mir angesprochene Aspekt des Gesetzes für sich genommen schon schlecht ist, selbst wenn man Abtreibungen ablehnt.
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Smutje187
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Re: [Sammelthread] Das Magazin mit Sebastian

Beitrag von Smutje187 »

Ich würde ihm da gar nicht mal unterstellen, irgendwelche speziellen Details des Gesetzes zu kennen - sich unspezifisch als „Pro Life“ (haha, alleine dieser Begriff) zu bezeichnen klingt für mich häufiger einfach nur als die erste dogwhistle auf dem Weg, ein weiterer grifter für „sheeples“ am rechten Rand zu werden.
Otis
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Re: [Sammelthread] Das Magazin mit Sebastian

Beitrag von Otis »

Beißt sich nicht mit
Otis hat geschrieben: 14. Sep 2021, 10:31, da ja offenbar die geistige Leistungsfähigkeit beeinträchtigt ist.
:mrgreen:

(Edit: Klarstellung: damit meine ich ausdrücklich nicht die konservative Haltung, sondern ein Gesetz zu befürworten, dass man nicht kennt. Wenn es denn so ist.)
Zuletzt geändert von Otis am 14. Sep 2021, 17:36, insgesamt 1-mal geändert.
Rigolax
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Re: [Sammelthread] Das Magazin mit Sebastian

Beitrag von Rigolax »

Der Typ ist imho wahrscheinlich durch und durch konservativ. Da ist "pro-life" Teil des Denkens, der Ideologie, so wie für manche das Eintreten für sogenannte Diversität gemäß nur Leute mit Identität X über Themen Y sprechen sollten zum Beispiel.

Es mangelt imho wohl an einem Verständnis für andere Weltanschauungen und Lebenswirklichkeiten. Empathie wird viel gepredigt, existiert faktisch aber eigentlich oft nur als eingeschränkte Empathie, als verkappte Sympathie, für Dinge, die man kennt, die man gut und richtig findet, die vielleicht oftmals auch gut und richtig sind, aber nicht universell als gut und richtig gelten, was nicht akzeptiert wird.
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Felidae
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Re: [Sammelthread] Das Magazin mit Sebastian

Beitrag von Felidae »

Rigolax hat geschrieben: 14. Sep 2021, 17:36 Der Typ ist imho wahrscheinlich durch und durch konservativ. Da ist "pro-life" Teil des Denkens, der Ideologie, so wie für manche das Eintreten für sogenannte Diversität gemäß nur Leute mit Identität X über Themen Y sprechen sollten zum Beispiel.

Es mangelt imho wohl an einem Verständnis für andere Weltanschauungen und Lebenswirklichkeiten. Empathie wird viel gepredigt, existiert faktisch aber eigentlich oft nur als eingeschränkte Empathie, als verkappte Sympathie, für Dinge, die man kennt, die man gut und richtig findet, die vielleicht oftmals auch gut und richtig sind, aber nicht universell als gut und richtig gelten, was nicht akzeptiert wird.
Das Problem an konservativen Weltanschauungen ist nunmal, dass sie früher oder später gerne drauf rauslaufen, andere Menschen zu unterdrücken. Frauen, Homosexuelle, Menschen mit anderer Hautfarbe, Menschen mit anderer Religion. Würden Konservative ihre Überzeugungen für sich behalten und nicht anderen aufzwängen (DIE tun das nämlich tatsächlich), kämen viele vermutlich sehr viel mehr mit der konservativen Weltanschauung klar.

By the way, es gibt einen hübschen Cartoon, der das auf den Punkt bringt. Sinngemäß Person A: "Mein Gott verlang von mir XY." Person B: "Okay." Person A: "Und mein Gott verlangt von Dir..." Person B unterbricht: "Shut up."

Also konkret: Jede Frau kann für sich entscheiden, nicht abtreiben zu wollen, unter keinen Umständen, niemals. Wunderbar. Aber wenn irgend jemand daher kommt und es für ALLE Frauen entscheidet - shut up.
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Re: [Sammelthread] Das Magazin mit Sebastian

Beitrag von Rigolax »

Felidae hat geschrieben: 14. Sep 2021, 17:59 Das Problem an konservativen Weltanschauungen ist nunmal, dass sie früher oder später gerne drauf rauslaufen, andere Menschen zu unterdrücken. Frauen, Homosexuelle, Menschen mit anderer Hautfarbe, Menschen mit anderer Religion. Würden Konservative ihre Überzeugungen für sich behalten und nicht anderen aufzwängen (DIE tun das nämlich tatsächlich - nur da regt sich irgendwie nie jemand drüber auf), kämen viele vermutlich sehr viel mehr mit der konservativen Weltanschauung klar.
Die Konservativen haben darauf allerdings auch kein Monopol (mehr). Die kulturelle Hegemonie (schwieriger Begriff, Gramsci wurde ja so von rechts vereinnahmt, egal) hat sich ja zumindest in manchen Teilbereichen verschoben, siehe der Fall hier.

Der kann aus seiner Sicht sagen, ihm wird eine Sicht aufgezwungen, in der die Würde des ungeborenen Lebens missachtet wird und dann kann man entgegnen, dass die Würde der Frau herabgesetzt wird, und dann meint er, das ungeborene Leben zählt aber mehr, und man kommt dann nicht weiter, weil der Konflikt auf dem Level unauflösbar ist. Darum habe ich versucht, ein paar Posts zuvor zu begründen, warum es imho insgesamt unsinnig und abträglich ist, bei 6 Wochen statt etwa 12 bzw. 13 als Minimalkonsens die Grenze zu ziehen.
Felidae hat geschrieben: 14. Sep 2021, 17:59 Also konkret: Jede Frau kann für sich entscheiden, nicht abtreiben zu wollen, unter keinen Umständen, niemals. Wunderbar. Aber wenn irgend jemand daher kommt und es für ALLE Frauen entscheidet - shut up.
Konkret dazu, wo sollte die Grenze sein für "pro-choice". Auch erlaubt im dritten Trimester, wenn es dann eine per se überlebensfähige Frühgeburt wäre? (Ich weiß nicht, ob man so spät aus medizinischer Sicht überhaupt noch "abtreibt", außer es hat medizinische Zwecke, oder nicht dann eine Geburt einleiten würde.) Mir ist nicht ganz klar, wie man pro-choice/life praktisch definiert, das ist ja wohl auch ein Spektrum.

--- Am Rande, etwas off-topic, aber zum Thema Lebenswirklichkeiten. Mir wurde das erst vor kurzem wirklich klar, dass in 14 US-Bundesstaaten bis 2003 sog. Sodomie noch strafbar war, was einvernehmlich homosexuellen Geschlechtsverkehr verbot, und das auch bis mindestens in den späten 90ern noch rechtlich bestraft wurde (https://en.wikipedia.org/wiki/Lawrence_v._Texas), dann die Gesetze bundesrechtlich gekippt wurden; dann 12 Jahre später, 2015, wurde auf Bundesebene die gleichgeschlechtliche Ehe legalisiert (https://en.wikipedia.org/wiki/Same-sex_ ... s_by_state). Ich find das ja beides gesellschaftlich sehr begrüßenswert, aber damit muss man als Hardliner auch erstmal copen, denke ich. Im Wesentlichen möchte ich damit sagen, dass es krass ist, dass das "Sodomie"-Verbot da so lange gelten konnte. In DE (EDIT: bzw. der BRD) wurde § 175 StGB als Totalverbot schon 1969 abgeschafft, bestand "nur" im Schutzalter (erst 21+, dann 18+) diskriminierend bis in die 90er fort (https://de.wikipedia.org/wiki/%C2%A7_17 ... esrepublik).
Andreas29

Re: [Sammelthread] Das Magazin mit Sebastian

Beitrag von Andreas29 »

Rigolax hat geschrieben: 14. Sep 2021, 17:36 "pro-life"
Wie hat man es überhaupt geschafft, dass dieses Framing sich durchgesetzt hat. Wer für die Selbstbestimmung der Frau ist und für Schwangerschaftsabbrüche bis 3 Monate bzw. wenn die Mutter in Gefahr ist auch später (im weitesten Sinne die deutsche Regelung, auch wenn sie Abtreibung nicht legalisiert, sondern nur straffrei macht), ist nicht gegen das Leben. Die Gegenseite impliziert das aber, wenn sie sich "pro-life" nennen.

Ich glaube jeder Mensch wünscht es sich und es ist der optimale Fall, dass das Kind ausgetragen wird. Aber manchmal ist das eben nicht der Fall. Bis zum dritten Monat entscheidet das genau ein Mensch: Die Frau, die Schwanger ist. Danach entscheiden es Mediziner.
Nicht die Politik und schon gar nicht der liebe Gott - bzw. Menschen, die glauben in seinem Namen zu sprechen.

Ich will keine Debatte darüber lostreten, auch wenn die hier schon etwas läuft. Das wird meistens sehr stark emotionalisiert und eskaliert schnell.
Rigolax
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Re: [Sammelthread] Das Magazin mit Sebastian

Beitrag von Rigolax »

@Andreas29 Daher schreibe/schrieb ich "pro-life" in Anführungszeichen (außer ich vergesse es), wobei ich das bei "pro-choice" auch tue, da der Begriff (bzw. dessen unterstellte Negation) auch imho aufgeladen ist, wenn auch weniger stark.

Abtreibung ist imho aber auch eine Entscheidung gegen, im Sinne von zu Lasten des im entstehen befindlichen Lebens. Wir müssten da wohl diskutieren, ab wann bzw. ob überhaupt ein Embryo bzw. Fötus als Leben gilt bzw. gelten soll -- etwa nur, wenn es als Frühgeburt überlebensfähig wäre. Es ist in jedem Fall zumindest konkret potentielles Leben, denke ich.

Die Grenzziehung in DE mit dem ersten Trimester -- wenn kein sonstiger besonderer Grund vorliegt -- ist ja auch recht willkürlich, sinniger wäre vielleicht gegen Ende des zweiten Trimester als Grenze (24. Woche), wie es in anderen Staaten auch ist (zum Beispiel Niederlande; ich kann grad keine gute Übersicht finden, sonst würde ich da was verlinken). Und wenn man die Überlebensfähigkeit des dann geborenen Kindes als Maßstab nimmt, müsste man die Grenze auch niedriger ansetzen, wenn die medizinische Technik voranschreitet. (EDIT: Hatte gedacht in UK ist das auch so lange erlaubt, aber stimmt wohl nicht, hab das mal entfernt...)

Ich weiß auch nicht, wie ausführlich wir das hier diskutieren sollten, na ja. Aber wenn wir dabei sind: Das ist auch ganz interessant bei Libertären, wenn sie ideologisch bedingt "Freiheit" maximieren wollen: Die Freiheit der Schwangeren maximieren (vollständig straffrei, wie es offenbar auch Die Linke fordert in ihrem aktuellen Wahlprogramm) oder im Sinne des libertären "non aggression principles" (irgendwann) eine Grenze ziehen, weil Abtreibung (ungerechtfertigte) Aggression darstelle. https://en.wikipedia.org/wiki/Libertari ... n_abortion
Andreas29

Re: [Sammelthread] Das Magazin mit Sebastian

Beitrag von Andreas29 »

Rigolax hat geschrieben: 14. Sep 2021, 20:04 Es ist in jedem Fall zumindest konkret potentielles Leben, denke ich.
Das Problem, das ich mit dem Begriff "potentielles" Leben habe ist, dass die Grenzziehung nicht klar ist. Da sagt jetzt der religiöse Hardliner, dass das schon bei der Befruchtung der Fall ist und somit eine "Pille danach" auch schon Abtreibung ist. Wenn man es auf die Spitze treibt ist auch eine Samenzelle schon "potentielles" Leben und wenn ich masturbiere, bin ich milliardenfacher Massenmörder - das ist zwar super polemisch, aber wer zieht da die Grenze? Kann es überhaupt eine festgelegte Grenze geben, also ist dieses "potentielle" Leben mit einem Mal ab einem Stichtag "verwirklicht" oder wie man das Gegenteil von "potentiell" nennen will? Oder gibt es Abstufungen?
Und wenn man eine Definition gefunden hat: Woran bemisst man die "Rechte" die "potentiellem Leben" zustehen? Kann etwas, das per Definition noch nicht lebt überhaupt Rechte haben?

Allerdings besagt ja die Ethik und mittlerweile in vielen Staaten auch das Recht, dass man im Falle einer medizinischen Indikation, die den Tod der Mutter bedeuten könnte, auch das fast vollständig entwickelte Baby effektiv töten darf - also in einem Zeitpunkt, wo es ganz sicher nicht mehr "nur" potentielles Leben ist. Heißes Eisen, schweres Thema.

Da wird halt auch extrem emotionalisiert und deswegen sind Diskussionen sehr unangenehm. Ich glaube nicht, dass wir unbedingt eine Diskussion darüber hier im Forum brauchen.
Bei einem verwandten Thema, nämlich der PID (Präimplantationsdiagnostik), geht es ja ähnlich zu. Ich erinnere mich an eine Bundespressekonferenz in der Gegner der Technik, die es erlaubt vor der künstlichen Befruchtung die befruchtete Eizelle auf Krankheiten zu untersuchen, Menschen mit Trisomie-21 (Down-Syndrom) eingeladen hatten.

Das sind halt Themen, bei denen sich Weltanschauungen auch tatsächlich mal einfach unterscheiden können, ohne dass es eine Aussicht gibt sich auszusöhnen.

Ich finde diese Fristenlösung einfach am besten, weil es diese Grenze geben muss, wo die Mutter komplett aus freien Stücken selber entscheiden können muss, was sie mit ihrem Körper macht. Ob da mit drei Monaten das letzte Wort gesprochen ist und ob das die idealste Lösung ist... da bin ich mir auch nicht abschließend sicher. Und diese Frist würde ich aus dem Strafgesetz lösen und legalisieren, sodass Ärzte z.B. auch darüber informieren dürfen, dass sie Abbrüche vornehmen, ohne wegen unzulässiger Werbung angeklagt zu werden und die Konfliktberatung abschaffen, die nach Erfahrungsberichten fast immer darauf abzielt der werdenden Mutter ein schlechtes Gewissen einzureden, falls sie abtreibt.
Nach dieser Frist bin ich ganz bei der jetzigen Regel in Deutschland, dass das nativ illegal sein sollte und nur unter Ausnahme (Gefahr für die Mutter) straffrei bleibt.

Das hat aber jetzt nix mehr mit dem Threadthema zu tun.
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Re: [Sammelthread] Das Magazin mit Sebastian

Beitrag von Rigolax »

@Andreas29 "Potentielles Leben" geht schon sehr weit wegen Verhütungsmethoden, ich formulierte das daher als "konkret potentielles Leben". Eigentlich wollte ich erst "konkret-abstrakt" schreiben, aber fand das dann etwas schwer verständlich und ggf. auch unpassend. (Es gibt in der Rechtssprache konkrete, abstrakte und abstrakt-konkrete Gefährdungsdelikte, daher wollte ich das erst entlehnen). Abstrakt/potentiell, weil das "Leben" noch nicht geboren ist, aber konkret, da es im Entstehen ist. Weiß ich jetzt nicht, ob das als Abgrenzung zur Verhütung wirklich ausreicht.

Meinte ich aber auch schonmal, solche Diskussionen entfernen sich imho zwangsweise immer mehr von der Ausgangsfrage und werden immer abstrakter, jedenfalls wenn das noch irgendwas bringen sollte/könnte, aber das wird dann auch ziemlich kleinteilig und ist hier eh off-topic-mäßig und viel mehr zum Thema fällt mir auch eh spontan nicht mehr ein.
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Re: [Sammelthread] Das Magazin mit Sebastian

Beitrag von Smutje187 »

Floki hat geschrieben: 14. Sep 2021, 23:08Das tut der Konzern in dem Fall hier ja nicht, sie halten sich nicht an den Vertrag, sondern werfen jemanden raus, da er seine Meinung kundgetan hat.
Kennst du seinen Arbeitsvertrag? Ich nicht, daher ist das erstmal nur eine Annahme - ich bin mir aber ziemlich sicher, dass er gegen seine Entlassung geklagt hätte, wenn sie unrechtmäßig passiert wäre.
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Re: [Sammelthread] Das Magazin mit Sebastian

Beitrag von Rigolax »

Nur kurz: Er wurde offiziell nicht gefeuert. Es war wohl ein, uhmm, "corporate seppuku", sag ich mal, also ihm wurde das vermutlich verschärft "empfohlen" und er hat sich dann darauf eingelassen. Ich würde sagen, er wurde "faktisch gefeuert". Was das konkret in der Praxis ändert, weiß ich aber nicht.
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Re: [Sammelthread] Das Magazin mit Sebastian

Beitrag von Asgon »

Floki hat geschrieben: 14. Sep 2021, 23:08 Das ist ja das Problem. Vertragsfreiheit bedeutet, dass ich mir aussuchen kann, mit wem ich Verträge schließe. Sind sie geschlossen, habe ich mich dran zu halten. Das tut der Konzern in dem Fall hier ja nicht, sie halten sich nicht an den Vertrag, sondern werfen jemanden raus, da er seine Meinung kundgetan hat. Das ist nicht zwingend meine Meinung, aber gegen Abtreibungen zu sein bzw. für eine Bewegung zu sein, die scheinbar in der Politik des Staates mehrheitsfähig zu sein scheint, ist halt auch kein wirres Zeug wie bspw. rassistische Kommentare. Daher finde ich es schwach deswegen jemand rauszuwerfen, wobei es doch Alternativen gibt, wie bspw. Distanzierungen, Entschuldigungstweet, Abmahnung, was auch immer.

Auch hier wieder: Die Meinung des Ex-CEOs ist nicht zwingend meine Meinung, aber die "Pro Life Bewegung" - lassen wir den Namen mal so hingestellt - hat ja eine Sichtweise, die nachvollziehbar ist, auch wenn es nicht die eigene ist. In wie weit wir hier ein kaputtmachen von Andersdenken haben wollen, ist die Frage.

Noch peinlich finde ich die Firmen, die öffentlich (!) laufende Verträge kündigen. Was soll das in der Öffentlichkeit, außer billige PR mitzunehmen? Naja, ich finde dieses Vorgehen bedenklich. Einfach weil so eine Mehrheitsmeinung absolut gegen andere Meinungen vorgehen kann und definiert, was richtig und was falsch ist. Man kann andere Meinungen existieren lassen, ohne sie zu akzeptieren.
Beschädigt das offen zur Schau getragene Weltbild des CEO die potentielle Zukunft des Unternehmes? Wenn ja ist es mit geschäftsschädigenden Verhalten begründbar. Gibt es hier in Deutschland auch. Ein Urteil der Arbeitsgerichte über Mitarbeiter die fristlos entlassen wurden, weil sie mit einem Werksausweis mit bekannten Rassisten auf einer Kundgebung der AFD waren.

Und wenn ich mir die Zusammenfassung des Gesetzes aus Texas so durchlese würde ich als Unternehmen auch nicht damit öffentlich in Verbindung gebracht werden wollen. Vorallem wenn man anonym Hinweise auf einer eigens dafür vorgesehenen Plattform einreichen kann und sogar Abbrüche, welche in anderen Staaten vorgenommen wurden, zur Anklage gebracht werden können. Der Witz hierbei ist, dass das "Kopfgeld" für den Hinweisgeber falls es zur Anklage kommt auch noch durch die Veruteilten zu zahlen sind. Zudem können Hilfesteller z.B. die Eltern deren Tochter vergewaltigt wurde, mit Dieser in einen anderen Staat reisen um dort einen Abbruch vornehmen zu lassen ebenfalls mit angeklagt werden. Man kann sicherlich diskutieren ab bzw. bis zu welchem Zeitpunkt ein Abbruch möglich ist (mein letzter Kenntnisstand war hierzu, das dies bereits wissenschaftlich geklärt schien), aber bei diesem Gesetz fehlt jeglicher gesunde Menschenverstand und man ist da schon bedenklich in der Nähe der Privat-IMs der Staatssicherheit was das Denunzieren und Melden seiner Mitbürger angeht.
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Re: [Sammelthread] Das Magazin mit Sebastian

Beitrag von Rigolax »

Asgon hat geschrieben: 14. Sep 2021, 23:58 Man kann sicherlich diskutieren ab bzw. bis zu welchem Zeitpunkt ein Abbruch möglich ist (mein letzter Kenntnisstand war hierzu, das dies bereits wissenschaftlich geklärt schien)
Wäre wahrscheinlich gut, wenn wir von dem Thema wegkommen, aber wie ist hier "Abbruch" gemeint? Eine Schwangerschaft kann zu jeder Zeit abgebrochen werden. Nach einer gewissen Zeit entweder als Lebendgeburt (mithin auch ein "Abbruch") oder als forcierte Totgeburt. Siehe auch: https://de.wikipedia.org/wiki/Oldenburger_Baby

Wenn es ethisch gemeint ist, dann wüsste ich nicht, wie es da eine im engeren Sinne wissenschaftliche Klärung geben kann, weil ethische Fragen nicht falsifizierbar sind.
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Re: [Sammelthread] Das Magazin mit Sebastian

Beitrag von Smutje187 »

Floki hat geschrieben: 14. Sep 2021, 23:21 Hier wurde schon ein Vertrag geschlossen, nur wird sich nicht an ihn gehalten. Und die Gründe dafür finde ich schwach. Mir geht es nicht um das juristische Herangehen, sondern um das gesellschaftliche Abnicken und "als Normal empfinden" was mich stört.
Du hast meinen Kommentar zur Meinungsfreiheit ins Spiel gebracht, aber schwenkst jetzt auf persönliche Befindlichkeiten um? Verstehe ich nicht, dieses Feld deckt die Meinungsfreiheit nicht ab. Natürlich kann man den Vorgang blöd finden, aber das ist halt in dem Zusammenhang irrelevant - private Unternehmen können sich im Rahmen des Gesetzes so verhalten, wie sie wollen.
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Felidae
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Re: [Sammelthread] Das Magazin mit Sebastian

Beitrag von Felidae »

Floki hat geschrieben: 14. Sep 2021, 23:21 Und die Gründe dafür finde ich schwach.
Die Firma hat aufgrund der Geschichte Geschäftspartner verloren. Was wären denn Gründe, die Du als "stark" ansehen würdest?
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Re: [Sammelthread] Das Magazin mit Sebastian

Beitrag von Rince81 »

Floki hat geschrieben: 15. Sep 2021, 12:38 Auch hier: Die Meinung war nicht justiziabel. Also was ist dann der starke Grund?
Proud of #USSupremeCourt affirming the Texas law banning abortion for babies with a heartbeat. As an entertainer I don’t get political often. Yet with so many vocal peers on the other side of this issue, I felt it was important to go on the record as a pro-life game developer.
Er hat selbst seinen Job in seinen Tweet gebracht.

Ich kann meine private Meinung im Internet und sozialen Medien frei äußern, gar kein Problem. Wenn ich dabei aber meinen Arbeitgeber mit einbeziehe muss ich gegebenenfalls damit leben, dass dieser Konsequenzen zieht.
"Mein Herr, ich teile Ihre Meinung nicht, aber ich würde mein Leben dafür einsetzen, daß Sie sie äußern dürfen."
Voltaire (1694-1778), eigtl. François-Marie Arouet, frz. Philosoph u. Schriftsteller
Auch hier gilt wieder - Er kann seine Meinung jederzeit frei äußern. Freie Meinungsäußerung bedeutet aber nicht, dass es darauf keine Reaktionen gibt.
Die "Gesendet von meinem HTC11 Life mit Tapatalk"-Signatur
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Re: [Sammelthread] Das Magazin mit Sebastian

Beitrag von Felidae »

Floki hat geschrieben: 15. Sep 2021, 12:38
Felidae hat geschrieben: 15. Sep 2021, 09:40
Floki hat geschrieben: 14. Sep 2021, 23:21 Und die Gründe dafür finde ich schwach.
Die Firma hat aufgrund der Geschichte Geschäftspartner verloren. Was wären denn Gründe, die Du als "stark" ansehen würdest?
Auch hier: Die Meinung war nicht justiziabel. Also was ist dann der starke Grund? Was ist, wenn die Firma einfach auf Vertragserfüllung pocht und es gar keinen Grund für den Geschäftspartner gab zu kündigen, außer plumpe PR? Hier werden einfach direkt Tatsachen geschaffen, gefühlt aus Hörigkeit vom vermeintlichen "richtigem Standpunkt" aus. Man muss das hier ja immer wieder betonen: Es ist nicht meine Meinung über Abtreibungen, aber ich lasse anderen halt ihre Meinungen und fordere nicht andere auf mittelbare hier diese zu sanktionieren.


"Mein Herr, ich teile Ihre Meinung nicht, aber ich würde mein Leben dafür einsetzen, daß Sie sie äußern dürfen."
Voltaire (1694-1778), eigtl. François-Marie Arouet, frz. Philosoph u. Schriftsteller
Er DARF seine Meinung äußern. Niemand hindert ihn daran. Der starke Grund ist: Wirtschaftlicher Schaden für die Firma.

Und es ist ein Irrglaube, dass eine Firma sich nur von jemand trennen darf, wenn ein justiziables Vergehen vorliegt. Jeder TÜRSTEHER der Disco darf Leuten aufgrund ihrer Schuhe den Zutrifft verweigern. Und jeder Türsteher darf Dich aus der Disco schmeißen, wenn Du Dich nach Ansicht des Besitzers falsch verhältst, obwohl Du Eintritt gezahlt hast. Genauso dürfen sich selbstverständlich Geschäftspartner voneinander trennen, wenn das gegenüber für etwas steht, was ihnen nicht zusagt. Unter Einhaltung der ensprechenden vertraglichen Klauseln selbstverständlich. Aber NIEMAND ist dazu verdonnert, für alle Ewigkeit mit einem Arschloch Geschäfte zu machen, nur weil man das mal angefangen hat (und da noch nicht mal wusste, dass es sich um ein Arschloch handelt). Zur Sicherheit: Dies war ein allgemeiner Absatz, nicht direkt auf Texas bezogen.

Wie schon weiter vorn geschrieben - neu an der ganzen Geschichte ist nur, dass es mittlerweile KONSERVATIVE sind, die aufgrund von öffentlichen Äußerungen negative Konsequenzen zu spüren bekommen. Als links-progressiver Mensch kennst Du das seit Jahrzehnten. Und hast Dir deshalb vermutlich das angewöhnt, was ich ebenfalls schon weiter vorn schrieb: Nur weil Du öffentlich alles sagen DARFST, heißt das noch lange nicht, dass Du es auch unbedingt MUSST. :)

Du plädierst im Endeffekt für das Recht des Einzelnen, ohne irgendwelche Konsequenzen alles tun und sagen zu dürfen, was nicht gegen das Gesetz verstößt. Dem halte ich das Recht einer Firma entgegen, die Kontrolle darüber behalten zu dürfen, womit sie öffentlich assoziiert wird. Dieses Recht hat sie doch hoffentlich, oder?
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Re: [Sammelthread] Das Magazin mit Sebastian

Beitrag von Smutje187 »

Floki hat geschrieben: 15. Sep 2021, 12:35 Um mal ein plakatives Beispiel zu wählen: In Russland mag es rechtmäßig sein, jemanden in ein Arbeitslager zu stecken, weil er homosexuelle Organisationen unterstützt, richtig finde ich(!) dies dennoch nicht.
Ja deswegen ja mein Unterschied zwischen persönlichen Befindlichkeiten (nicht negativ gemeint) und juristischen Gegebenheiten.

Was Felidae schrieb ist meiner Meinung nach tatsächlich der größte Umbruch der jüngeren Vergangenheit: (ehemalig) marginalisierte Gruppen sind heutzutage Mitarbeiter und Kunden und durch gesteigerte wirtschaftliche Macht sind das jetzt Sachzwänge der kapitalistischen Wachstumsgesellschaft. Kann man doof finden, aber da bin ich halt Hipster und sage, dass ich die kapitalistische Wachstumsgesellschaft halt schon vor 20 Jahren doof fand, als Spiele noch hemmungslos an pubertierende junge Männer vermarktet wurden, weil besagte Gruppen damals wirtschaftlich noch nicht erschlossen waren, insofern „Willkommen im Club“ :)
Andreas29

Re: [Sammelthread] Das Magazin mit Sebastian

Beitrag von Andreas29 »

Floki hat geschrieben: 15. Sep 2021, 12:35 Gehen wir doch einmal anders heran: Was ist denn, wenn bspw. Saudi Arabien sich pikiert, dass Rheinmetall Ihnen Waffen liefert, aber an den Verhandlungstisch eine Frau saß, die die Ungleichheit im Land thematisierte. Nach der Logik ist es doch in Ordnung, wenn Rheinmetall die Frau aus Ihren Ämtern befördert.
Ist es auch, denn ihr Verhalten ist geschäftsschädigend.

Außerdem ist das Beispiel Quatsch, denn wenn ich in dieser Richtung bedenken habe, warum arbeite ich dann überhaupt für einen Waffenhändler?
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