Andre Peschke hat geschrieben: ↑17. Nov 2019, 11:31
Es sei angemerkt, dass wir in keiner der Folgen geschauspielert haben. Wir haben nur die Schwerpunkte verschoben. Es sollte klar sein, was meine tatsächliche Meinung ist, wenn man beide Folgen hört. Aber jede für sich ist ein legitimes Review, IMO, und ich könnte mir vorstellen, dass je nach Zeitpunkt in meiner Karriere und den äußeren Bedingungen die eine oder die andere als einzige Folge erschienen wäre.
Nachdem ich jetzt beide Folgen gehört habe, würde ich schon sagen, dass das auf die negativen Variante nicht so ganz zutrifft. Klar war darin auch valide Kritik (die aber zu größeren Teilen schon in der positiven Folge angeklungen ist - was wohl auch Zielstellung in beiden Varianten war), aber gleichzeitig auch genügend überzeichnete Punkte, bei denen man auch an Wortlaut und Stimme bemerkt hat, dass das jetzt nicht Eure echte Meinung widerspiegelt.
Mag sein, dass ihr in der positiven Variante manche Kritikpunkte etwas weniger in den Mittelpunkt gestellt habt, aber das entspricht doch auch der Realität eines subjektiven Reviews, dass man sich in einem als außergewöhnlich empfundenen Spiel nicht an jeder Kleinigkeit aufhängt. Der Gesamteindruck eine Spiels berechnet sich ja nicht aus einer Positiv- und Negativliste die man einfach gegeneinander aufrechnet.
Die negative Variante wirkt hingegen deutlich erzwungener und bei den Kritikpunkten gestreckter und wiederholter, um auch hier auf die gleiche Länge und eine halbwegs glaubhafte Kritik zu kommen. Ist vermutlich aus dem Stegreif auch nicht so einfach das 100%ig schlüssig und glaubwürdig hinzubekommen, wenn man das selbst nicht auch im Gesamteindruck so empfunden hat - würde vermutlich mit vorgeschriebenen Texten besser funktionieren, an denen man so lange feilen kann, bis sie sich 100%ig stimmig anhören.
Wie Du ja auch selbst im Vorfeld angekündigt hast, merkt man eben schon was ihr wirklich über das Spiel denkt - und das kommt nach meiner Einschätzung nicht nur daher, dass ich selbst klar im positiven Lager bin, sondern auch daher, dass die negative Variante abseits der Kritik an Product Placement, unnötig unkompliziertem und häufigem Überspringen von Standard-Sequenzen und Holzhammer bei der Vermittlung der Story eben nicht Eurem echten Gesamteindruck entspricht und es Euch daher schwer gefallen ist diese Position durchgehend 100%ig glaubwürdig einzunehmen.
Was ich aber gut verstehen kann ist, dass es Zeiten in Deiner Karriere gegeben hat, in denen Du eher im negative Lager gelandet wärst. Dieses Kritik an der Review-Branche hatte ich ja auch schon geäußert, dass diese eigentlich nicht die richtigen Rahmenbedingungen für den Open World Bereich bietet und daher nur Reviews für einen eingeschränkten Kreis an Interessenten schreiben kann, der auch diesen Zeitdruck beim Spielen und die Überladenheit mit neuen Releases, die schon nach Spielabschluss warten, verspürt.
Die Idee mit den unterschiedlichen Gewichtungen und Standpunkten finde ich schon interessant, wäre aber wohl glaubwürdiger ausgefallen, wenn man einen echten "Hater" an Board gehabt hätte, der sich dann bei der positiven Variante hätte zwingen müssen das Spiel positiv darzustellen und bei der negativen Variante voll vom Leder ziehen hätte können - mit Kritikpunkten die auch in der Gewichtung näher an der Realität eines solchen Spielertyps gewesen wären.
Zu Sebastians in beiden Varianten angebrachten Vergleich mit RDR2 noch eine Anmerkung:
Death Stranding hat nicht im Ansatz eine so überladene Steuerung, da hier die Belegung nicht in vergleichbarer Form vom Kontext abhängt und man nicht je nach Spielsituation z.B. die Waffe mit unterschiedlichen Tasten zieht. Auch steuert sich Death Stranding wie ein normales Videospiel und hat nicht diese träge Eingabe, die sich ein wenig wie Input Lag anfühlt.
Außerdem zieht Death Stranding seine Motivation aus einer funktionierenden und herausragend gelungenen Progression, während dieses Element bei RDR2 nur oberflächlich und qualitativ weit unter Genre-Standard eingebaut wurde und dadurch fast so wirkt als wäre Zeit oder Geld ausgegangen - nahezu alles was es an RPG-Elementen in RDR2 gibt ist deutlich zu gestreckt um dann nach dem Freispielen keinen spürbaren Unterschied zu machen.
Klar sollte man für beide Titel ein Spielertyp sein, der sich die Zeit nehmen will für die Spielwelt (daher etwas schade, dass Sebastian das auf Grund des Termindrucks auch bei Death Stranding nicht im vollen Umfang mache konnte), aber das war es dann IMO auch schon mit den Überschneidungen, da die Spiele vollkommen gegensätzliche Stärken haben. Bei RDR2 ist es die detaillierte Spielwelt, bei Death Stranding das Gameplay und die Progression.
Daher würde ich die persönliche Erfahrungen mit RDR2 auf keinen Fall als Indikator dafür heranziehen, ob einem Death Stranding liegt - wenn dann nur den Aspekt der nicht so zielgerichteten Spielweise - hier gäbe es aber im Open World Bereich deutlich bessere Vergleiche, die auch vom restlichen Spielgefühl näher dran sind.