sleepnt hat geschrieben: ↑15. Dez 2019, 16:49
Mir geht es genau andersherum: Ich hane Disco Elysium nicht gespielt, aber Sekiro... Hat hier jemand beides gespielt, um da mal etwas vergleichendes zu äußern? Scheint eine spannende Entscheidung gewesen zu sein.
Ich habe beide Titel gespielt, wobei ich Sekiro nur etwa 2 Stunden gespielt habe, weil ich gemerkt habe, dass es sehr viel Einarbeitungszeit benötigt, wenn man bisher nicht ähnliche Souls-like Spiele gespielt hat. Außerdem hatte ich mich zum Release sehr geärgert, dass es auf 60 fps gedeckelt war (und ich mir genau zu diesem Zeitpunkt eine RTX 2080 geholt habe, auch um es auf 165 HZ zu spielen). Mittlerweile gibt es eine umständliche Mod (man muss sie vor jedem Spielstart starten), mit der man auch auf 165 FPS/HZ spielen kann.
In der Zwischenzeit habe ich auch Jedi Fallen Order als "Souls-lite" (den Begriff kann man doch hier von der Rogue-Like/Lites klauen?
) gespielt, wobei das Kampfsystem von Sekiro klarer und "ehrlicher" umgesetzt wurde. In Fallen Order starb ich oft an der schlechten Kamerapositionierung.
Mich nerven an den Soulslike Spielen die respawnenden Gegner. Diese Designentschentscheidung führt mich zu immer wiederkehrenden Kämpfen, bis ich endlich wieder zu dem Gegner komme, mit dem ich Probleme habe. Das erinnert mich an Plattformer wie Super Mario, wo man auch das halbe Level erneut spielen muss, bis man wieder an die Stelle kommt, an der man immer stirbt. Das mochte ich noch nie, steigert aber anderseits die Befriedigung wenn man den Boss endlich besiegt hat.
Vielleicht bin ich über Weihnacht bereit Sekiro weiterzuspielen, weil mein Eindruck war, dass es seine Spielmechanik perfektioniert hat, was ich sehr mag (vgl. Slay the Spire, Fifa, Counterstrike, Starcraft 2, XCOM, Hotline Miami).
Disco Elysium ist ein völlig anderes Spiel. Ich kenne kein vergleichbares Spiel. Für mich ist es auf Portal Niveau. Es weiß genau, was es machen kann und schafft dies in einer ungeahnten Perfektion. Am besten sollte man nicht zu viel verraten, weil das Herausfinden dieser Aspekte ein Teil des Spiels ist.
Für mich ist es das erste Detektiv-RPG-Computerspiel, welches glaubhaft schafft, dass das Skillsystem den eigenen Helden widerspiegelt (deswegen habe ich auch
diesen Guide dazu geschrieben
). Das geht, indem das Spiel dem Spieler nur die Optionen auswählbar und sichtbar macht, für die er sich via Skills auch qualifiziert. Dazu entdeckt man, abhängig von seinen eigenen Entscheidungen (die durch das Skillsystem bedingt wurden), andere Aspekte der Handlung und andere Mysterien der Welt. Nervende Kämpfe Kämpfe, wie in Oldschool-Rollenspielen, gibt es nicht.
Disco Elysium schafft es mich emotional, sowie geistig zu berühren, zu fordern. Deswegen ist es mein GOTY und auch sehr weit oben beim GOTD.
Für jemanden der Souls-Like Spiele liebt, ist Sekiro als GOTY nachvollziehbar und zu rechtfertigen. Disco Elysium hingegeben bringt mehr Innovation in die Welt der Computerspiele und auch mehr Kunst. Die Einstiegshürde ist bei beiden Spielen hoch (hoher Frustfaktor/gute motorische Fähigkeiten bei Sekiro; gute Englischkenntnisse und hohe Bereitschaft zum Lesen bei Disco Elysium + hohe Bereitschaft zum Lernen bei beiden Titeln), deswegen sind sie beide nicht für die Masse konzipiert und werden tendenziell zu selten nominiert bei einer Userumfrage. Auf der anderen Seite haben beide Titel (vor allem Sekiro) eine Fanbase gewonnen, die sich für "ihr Spiel" stark einsetzen - zu Recht!